Ist mein Co Trainer zu nett?

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo, ich trainiere seit kurzem mit 4 anderen Trainern zusammen (Luxus) eine F Jugend.


    Ich bin von der Art her eher das was man früher einen "harten Hund" genannt hätte und nehme das ganze sehr ernst. Bei Spielen/Festivals coache ich sehr viel, v.a. in der F finde ich das sehr einfach, weil die Kids da halt noch viel falsch machen und man sie mit sehr einfachen Tipps schnell weiterentwickeln kann. Auch im Training lege ich viel Wert auf Disziplin und Einsatz. Die Kinder sind schließlich freiwillig da und wollen lernen wie man Fußball spielt.

    Ich bin aber kein Kolleriker der die Kinder anschreit. Während eines Spiels spreche ich grundsätzlich keine Dinge an, die schon passiert sind, sondern gebe Tipps dazu welche Optionen in der aktuellen Situation zur Verfügung stehen. Und im Training bitte ich die Kinder, die nicht mitmachen, das nächste mal zu Hause zu bleiben oder nur wieder zu kommen, wenn sie wirklich Lust auf Fußball haben. Soweit mal zu mir.


    Jetzt ist einer der vier Trainer leider ein ganz anderer Typ. Er lobt die Kinder permanent "das habt ihr heute alle ganz super gemacht" ist sein Lieblingssatz. Und als ich heute einer Spieleren nach dem Abpfiff etwas zu ihrem Abwehrverhalten erklärt habe (mit anschaulichem Beispiel und allem drum und dran) kam er dazu und ergänzte "ja, aber du hast das heute echt super gemacht, ganz ganz toll"


    Was ist schlecht daran?

    Ich fürchte, dass die Kinder das permanente und pauschale Lob, egal, ob sie etwas gut oder weniger gut gemacht haben, durchschauen und dann nicht mehr auf ein ernst gemeintes Lob, mit dem ich sehr gerne und oft arbeite, reagieren.


    Meine zweite Befürchtung ist, dass die Kids jedesmal, wenn ich ihnen was erkläre denken, sie hätten etwas falsch gemacht und ich sei böse auf sie, weil ich sie nicht lobe, sonder ihnen sage, wie sie es beim nächsten Mal noch besser machen können.


    Wie seht ihr das und wie würdet ihr damit umgehen? Irgendwie tue ich mir

    schwer damit auf meinen Kollegen zuzugehen und ihm zu sagen, daß er die Kinder nicht dauernd loben soll, damit mache ich mich ja total zum Buhmann und ändern wird er sein Verhalten dadurch wahrscheinlich auch nicht.

  • Lernpsychologisch ist intermittierende Verstärkung das Nachhaltigste.

    Heißt konkret anfangs viel loben und dann die Frequenz langsam zurücknehmen.

    Auch konstruktive Kritik kann mit einem Lob enden!!!!!

  • Wie seht ihr das und wie würdet ihr damit umgehen? Irgendwie tue ich mir

    schwer damit auf meinen Kollegen zuzugehen und ihm zu sagen, daß er die Kinder nicht dauernd loben soll, damit mache ich mich ja total zum Buhmann und ändern wird er sein Verhalten dadurch wahrscheinlich auch nicht.

    Das ist mMn keine gesunde Einstellung, gerade in einem Trainerteam. Du hast ja Argumente (die Du oben vorgetragen hast), die Deine Sichtweise begründen. Wenn Du ihm diese aufzeigst, hat er die Möglichkeit sein Vorgehen anzupassen, wenn er es denn genauso sieht wie Du. Es ist halt schon essenziell, dass Du das Gespräch auf Augenhöhe führst und auch die Argumente Deines Gegenüber anhörst. Am Ende müsst Ihr kollegial einen gemeinsamen Weg finden, wie Ihr mit den Kindern umgehen wollt.


    Ich bin von der Art her eher das was man früher einen "harten Hund" genannt hätte und nehme das ganze sehr ernst. Bei Spielen/Festivals coache ich sehr viel, v.a. in der F finde ich das sehr einfach, weil die Kids da halt noch viel falsch machen und man sie mit sehr einfachen Tipps schnell weiterentwickeln kann. Auch im Training lege ich viel Wert auf Disziplin und Einsatz. Die Kinder sind schließlich freiwillig da und wollen lernen wie man Fußball spielt.

    Ich bin aber kein Kolleriker der die Kinder anschreit. Während eines Spiels spreche ich grundsätzlich keine Dinge an, die schon passiert sind, sondern gebe Tipps dazu welche Optionen in der aktuellen Situation zur Verfügung stehen. Und im Training bitte ich die Kinder, die nicht mitmachen, das nächste mal zu Hause zu bleiben oder nur wieder zu kommen, wenn sie wirklich Lust auf Fußball haben. Soweit mal zu mir.

    Wenn Du nicht im ersten Satz geschrieben hättest, das es sich um eine F-Jugend handelt, hätte ich nach diesen zwei Absätzen ehrlich gesagt gedacht, Du trainierst eine B- oder A-Jugend. Ich weiß natürlich nicht, wie Du im Training tatsächlich drauf bist, aber mein Bier dazu:
    Trainer die "das Ganze sehr Ernst nehmen" tragen einen großen Anteil daran, dass viele Jugendliche (auch die talentierteren) im höheren Alter aufhören mit dem Sport. Gerade, wenn Du mit etwas erfolgreicheren Fußballern zu tun hast, ist die Grundlage immer eine intrinsische Liebe zum Spiel. Wenn Fußball aber bereits bei den Kleinsten zum Leistungssport gemacht wird, dann lernen die Kinder das mMn nicht. Aber das kann ich aus der Entfernung natürlich nicht beurteilen...vielleicht ist Dein Vorgehen auch völlig in Ordnung und das kommt hier nur anders rüber.


    Unterm Strich scheint Dein Co-Trainer eine gute Ergänzung zu Deiner Philosophie zu sein. Ich zumindest habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass es immer dann am Besten läuft, wenn sich unterschiedliche Trainerpersönlichkeiten im Team ergänzen und einbringen können. Ich halte in diesem Kontext auch die von dir vorgetragenen Sorgen für unbegründet.

  • In meinem Verein gibt es einen E-Jugendtrainer mit einer sehr ähnlichen Herangehensweise wie deine.

    Die Teamstärke hat sich von August bis Heute von 25 auf 18 reduziert. Es sind nicht nur „Blümchenpflücker“ gegangen.

  • Vielen Dank für eure Antworten. Diese finde ich sehr hilfreich!


    dschibi: sehe ich auch so. Nur wer 10x gelobt hat, darf dann auch 1x schimpfen. Aber immer alle loben nimmt dem Lob halt seinen Wert. Und muss auch nicht sein. Jedes Kind hat genug besonderes und individuelles, dass man wenn man achtsam genug ist, sehen und loben kann.


    Constantin: ja, der beste Weg ist wahrscheinlich, mit meinem Kollegen zu reden.


    Constantin und wolfensk: Die Erfahrung, dass Liebe zum Spiel und Leistung Gegensätze sind kann ich nicht teilen. Die, die das Spiel lieben haben sich, auf dem Niveau auf dem ich unterwegs bin, auch leistungsmäßig immer über dem Durchschnitt bewegen.


    Mir geht es eher um die "armen" Kinder die gefühlt zum Fußball gezwungen werden, weil es alle machen/die Eltern meinen das sei ein abolut chaotisches Tobespiel, mit dem ihre Kinder von AHDS geheilt werden/den Eltern scheißegal ist, was ihre Kinder machen, so lange sie sie kostengünstig mal für 90 Minuten los sind. Das ist sicher eine Minderheit, aber wenn diese Kinder mit Fußball aufhören und dann ein anderes Hobby finden, das sie lieben und in dem sie deshalb auch noch gut sind, habe ich aus meiner Sicht als Fußballtrainer alles richtig gemacht.

  • Ala Trainergespann sollte man sich schon einig sein sollte wo man grundsätzlich hin will und wie man das erreichen will. Deswegen führt nur der Weg über das Gespräch miteinander. Am besten alle Trainer zusammen. Ich würde zu einem Kind in der F-Jugend nie sagen dass er das nächste Training zuhause bleiben soll, auch wenn er Mist baut. Ihr seid 5 Trainer, da wird es doch möglich sein die unmotivierten Störer zu separieren und mit einem der fünf Trainer separate Übungen durchzuführen?


    Grundsätzlich bin ich auf deiner Seite was das Thema Disziplin und Umgang mit Lustlosigkeit angeht. Gefühlt orientiert man sich im Breitensport immer am schwächsten Glied. Die Erwartungshaltung ist so, dass man sein Training und die Aufstellungen daran ausrichtet dass alle gleich gefördert und die gleiche Spielzeit haben. Ich finde dass die Kids die mehr können und wollen da oft zu kurz kommen. Deshalb hab ich bei mir die Trainingsgruppen nach Entwicklung aufgeteilt. Jeder trainiert auf dem Niveau das zu ihm passt. Es gibt auch bei mir welche die wenig motiviert sind und eher zum Quatsch machen kommen. Die dürfen dann mit einem Papa begleitet gegeneinander Funino zocken.


    Bei den Spielen ist es oft das gleiche Bild. Jedes Wochenende hast du Gegner bei denen 1-2 Kids rausstechen und der Rest bessere Statisten sind. Das bringt auch den Schwächeren nichts außer dass sie sich als Sieger fühlen wenn ihre beiden starken Jungs besser waren als die starken vom Gegner.


    Besser find ich es wenn die schwächeren ohne einen starken Mitspieler gefordert sind zu spielen. Das ist fürs erste mal schlimm anzuschauen aber wenn man mit dem gegnerischen Trainer spricht ergeben sich immer Möglichkeiten zumindest 2/4 auf gleichen Niveau zu spielen.


    Die stärkeren spielen bei mir in einer Mannschaft ganz ohne Druck aber mit einer Menge Spaß.

  • Gefühlt orientiert man sich im Breitensport immer am schwächsten Glied. Die Erwartungshaltung ist so, dass man sein Training und die Aufstellungen daran ausrichtet dass alle gleich gefördert und die gleiche Spielzeit haben.

    Ich kann das nicht mehr hören. Das war noch nie so und ist gerade auch nicht der Fall und wird von niemandem erwartet. Weiterhin sprechen wir hier von einer F-Jugend - da kann ich ohne Probleme am Wochenende alle auf ihrem Leistungsniveau bei einem Festival spielen lassen.

    Und meistens sind die 1-2 Guten auch nur Mittelmaß! Es kommt bei uns keiner zu kurz!


    Das Schlimme ist, dass die Kinder meistens kein Problem damit haben, die (selbst mittelmäßigen oder schlechten (bezogen auf eine Fähigkeit)) Erwachsenen aber schon.


    Der Beitrag wäre jetzt wohl besser im Frustabbau-Thread aufgehoben. ;)

  • Welche Festivals bitte? Bei uns im Verband wird schon in der G-Jugend 4+1 gespielt. Und wenn du genug Kids hast und dein Gegner mitspielt auch noch dieses lästige Funino. Da ist der Kalender mit 4+1 so voll dass du keine Festivals mehr dazwischen quetschen kannst.


    Versuch da mal alle Niveaus unter einen Hut zu kriegen

  • Festivals werden statt dem 4+1 gespielt. Ein Spieltag mit mehreren Vereinen, die ihre Teams entwicklungsgerecht und nach Stärke aufstellen und gegeneinander spielen lassen etwa 2-3 Stunden lang.

  • Festivals werden statt dem 4+1 gespielt. Ein Spieltag mit mehreren Vereinen, die ihre Teams entwicklungsgerecht und nach Stärke aufstellen und gegeneinander spielen lassen etwa 2-3 Stunden lang.

    Das ist leider absolutes Wunschdenken. Bei uns im Verband spielen wir in der G Jugend völlig willkürlich gegen 2er oder 1er Mannschaften.

    Dass wir dann mit unseren 19er auch gegen 20er und jünger spielen interessiert hier leider keinen. Gleiches Niveau? Pustekuchen.

    Ich muss regelmäßig 1 Kicker vom Platz stellen, damit es halbwegs fair ist...


    Ich freue mich wirklich, dass das in vielen Verbänden gut klappt, aber dass es hier keine einheitliche Regelung gibt,ist für mich völlig unverständlich. Dann kommt sowas raus, wie bei uns oder anderen...

  • Welche Festivals bitte? Bei uns im Verband wird schon in der G-Jugend 4+1 gespielt. Und wenn du genug Kids hast und dein Gegner mitspielt auch noch dieses lästige Funino. Da ist der Kalender mit 4+1 so voll dass du keine Festivals mehr dazwischen quetschen kannst.

    Gibt nix besseres und entspannteres als Festivals im Champions-League-Modus.

    Egal ob 3v3 oder 4+1.

    Niveau reguliert sich von alleine und die leistungsstarken Kids müssen sich nicht mit den schwächeren rumärgern.


    Schade, dass es noch nicht flächendeckend in D funktioniert.

    Bei uns funktioniert es in der F auch nicht, aber mehrere Felder und Teams mit unterschiedlichen Leistungsniveaus bekommen wir zumindest immer hin. Auch wenn das bei nur 2 Vereinen natürlich nicht so gut ausgeht, wie auf einem Festival mit mehreren Vereinen.

  • Jetzt ist man in den letzten Beiträgen etwas vom eigentlichen Thema abgekommen.


    Ich finde, dass ihr euch erstmal im Trainerteam einigen müsst, wie ihr das Ganze handhaben wollt und wie ihr mit den Kindern kommunizieren wollt. Ihr seid keine Pädagogen, deswegen kann man von euch nicht erwarten, das ihr es ideal macht.


    Ich finde Authentizität ganz wichtig dabei.


    Ich sehe zwei Wege - entweder teilt ihr das Team nach Leistung und du betreust mit deiner etwas härteren Gangart die Kids, welche leistungsmäßig mehr gefördert werden möchten und dann habt ihr eben deinen Co-Trainer, der mit seiner "lieben" Art eher die Anfänger und weniger starken Kids betreut und ihnen mehr Spaß vermittelt.


    Wenn ihr nicht teilen wollt, solltet ihr eure Kommunikation abstimmen, ansonsten wirst entweder du irgendwann nicht mehr Ernst genommen oder dein Co-Trainer irgendwann nicht mehr Ernst genommen. Es kann dann nicht sein, dass ihr euch in euren Ansprachen widersprecht. Es kann auch sein, dass ihr irgendwann Probleme mit den Eltern bekommt, wenn eure Ansprachen zu unterschiedlich sind und sich inhaltlich und von der Art her komplett unterscheiden.

  • Zum Thema loben und Kritik:

    Ich mach das immer vom Leistungsstand des Spielers abhängig.

    Ein Fußballanfänger wird überschwänglich gelobt, wenn er es schafft, einen Ball halbwegs passabel anzunehmen und ihn danach nicht direkt zum Gegner zu passen. Ein erfahrener Spieler muss für ein Lob schon etwas mehr zeigen. Und den Top-Techniker lobe ich kaum mehr für technische Dinge, sondern lobe eher gute Laufwege, viel Einsatz oder den super Steckpass in die Tiefe.


    Und genauso Kritik. Wirkliche Kritik bringe ich nur bei den guten Spielern an, wenn sie Unsinn im Spiel machen, obwohl sie es besser wissen/können. Wie wenn sinnlos von der Mittellinie aufs Tor gepöhlt wird. Allen anderen Spielern werden gelegentlich nur Tipps gegeben, wie man es beim nächsten Mal besser machen könnte. Fußball-Neulingen von der ganz schüchternen Sorte gebe ich noch nicht einmal diese Tipps, sondern versuche erstmal nur deren Selbstbewusstsein zu stärken.


    Insofern würde ich nicht unbedingt sagen, dass dein Co-Trainer in meinen Augen zu nett ist.

  • Lindmann


    Sehe ich genauso wie Du:

    1. Lob und Kritik müssen an den Leistungsstand angepasst sein.

    2. Nur loben bringt nix, weil das Lob dann keinen Wert mehr hat...

    3. Immer nur kritisieren (auch wenn es konstruktiv ist) frustriert auf Dauer und lässt einen den Spaß am Sport verlieren...


    Zusätzlich sollte man auch unterscheiden ob es eher eine "leistungsorientierte" oder "wir wollen doch nur spielen" Mannschaft ist.

    In diesem Zusammenhang sollten die Vorstellungen von Spielern und Trainer(ern) auch übereinstimmen.

    Denke, da wird es bei den beiden Trainern vom Fragesteller vermutlich unterschiedliche Vorstellungen/Erwartungen geben ;)

    => Mit allen Trainern und Spielern der Mannschaft sprechen, welche Vorstellungen/Ziele sie haben und sich dann auf eine Linie einigen oder in zwei Mannschaften (leistungsorientierten + wir wollen nur spielen) aufsplitten.

  • Biete doch dem anderen Team an, einen Spieler dazu zu nehmen, anstatt einen von Euch runter zu nehmen. Meiner Erfahrung nach wird das Angebot gerne angenommen.