Wie sind wir ohne Musiala 4x Weltmeister geworden???

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  • Hallo, ich lese hier immer wieder, dass es das wichtigste überhaupt am Fußball ist, dass die Kinder lernen zu dribbeln. Oft mit dem Argument, wenn Musiala in der D Jugend immer den Querpass zum frei- bis allein vor dem Tor stehenden Mitspieler gespielt hätte, wäre er jetzt kein so guter Dribbler.


    Ja aber, ist das nicht eine sehr reduzierte Sichtweise bzw. ein leicht erkennbarer Hype. Aktuell ist der beste deutsche Fußballer ein Dribbler. Aber wenn wir lauter Musialas hätten und keine Kimmichs, Rüdigers, Tahs, Andrichs,... wäre unser Team dann besser?


    Für mich war es immer wichtig den Kids Fußball ganzheitlich beizubringen, da gehören Dribblings natürlich dazu, aber wenn ich mir anschaue, wieviele Dribblings und wieviele Pässe in einem hochklassigen Spiel vorkommen und das in Relation dazu setze, wie oft ich einen (guten) F-Jugendspieler dazu animieren muss einen Pass zu spielen (oder sich gar ohne Ball richtig zu bewegen) und wie oft dazu den Ball durch ein Dribbling am Fuß zu behalten, dann Frage ich mich schon, ob da aktuell nicht gerade eine sehr einseitige Fokussierung herrscht oder ob Fußball auch in 20 Jahren noch mehr braucht, als einen guten Dribbler im Team (den v.a. wir Deutschen ja nur alle 20 Jahre mal haben).

  • Das ist schon immer so ein seltsamer Irrglaube, dass alle Spieler tolle Dribbler sein müssen und wir die Ausbildung komplett darauf auslegen sollen (wir schreien ja auch ständig nach Straßenfußballern). Natürlich können Leute wie Musiala oder Wirtz den Unterschied ausmachen und ein Spiel durch ihre Dribblings allein entscheiden. Solche Typen sind unabdingbar. Aber was das Fehlen von Struktur- und Taktgebern wie Rodri und Kroos für Folgen haben kann, lässt sich derzeit eben auch sehr schön beobachten.


    Im Allgemeinen ist es leider so, dass individuelle Fähigkeiten zu oft mit Dribblings und Finten gleichgesetzt werden, weil sie eben rein mit Technik und somit mit der direkten Ballverarbeitung verbunden werden. Für die meisten ist die Technik das Allerwichtigste, während Wahrnehmung und Entscheidungsfindung an zweiter/dritter Stelle stehen. Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und Technik gehören alle auf dieselbe Stufe (Ganzheitliche Betrachtung). Aber unabhängig davon sind Spielübersicht, Entscheidungsfindung und/oder Strukturgebung Fähigkeiten, die zu selten als individuelle Stärken erfasst werden, was sich dann auch in der Ausbildung bemerkbar macht. Reicht es denn nicht, wenn mein Sechser den Ball schnell weiterleitet und die Ballzirkulation gewährleistet? Muss er auch noch die ganze gegnerische Abwehr auseinanderdribbeln können? Anstatt sich auf seine spielgestalterischen Stärken zu fokussieren, wollen viele diejenigen Sachen trainieren, die eher nicht zu den Stärken des betreffenden Spielers zählen, damit er alles kann. Die Folge davon ist jedoch, dass man Spieler ausbildet, die von allem etwas können, aber nichts auf hohem Niveau beherrschen.


    Wer seine Stärken im Dribbling hat, soll diese Stärken weiter ausbilden. Wer eher durch sein Pass- und Positionsspiel auffällt, soll hier weiter gefördert werden. Stärken stärken muss das Credo lauten. Natürlich soll und muss auch an Schwächen gearbeitet werden, aber alles in einem sinnvollen Rahmen.

  • Das ist schon immer so ein seltsamer Irrglaube, dass alle Spieler tolle Dribbler sein müssen und wir die Ausbildung komplett darauf auslegen sollen (wir schreien ja auch ständig nach Straßenfußballern). Natürlich können Leute wie Musiala oder Wirtz den Unterschied ...

    Danke,

    genau so etwas ähnliches habe ich gerade in dem MFs/NLZ Thema kommentiert, genau mein Gedanke.

    Lg

  • Naja, es muss ja nicht jeder ein Musiala sein, aber wenn man gar nicht dribbeln kann, dann kann man vieles nicht mehr lösen.


    Virgil oder die City Verteidiger können auch dribbeln, nicht wie Messi, aber sie können es schon gut.



    Wenn in jungen Jahren nur gepasst wird, dann kann man später gar nicht dribbeln.



    Und: noch viel wichtiger:

    Die Ballverarbeitung, die unterschätzte Technik, wo sich die Spreu deutlich vom Weizen trennt.

    Wer immer nur direkt passt, der hat da dann nicht die Qualität. Wer viel dribbelt, muss den Ball ja immer erstmal verarbeiten.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • 1. Niemand hat geschrieben, dass gar nicht gedribbelt werden soll oder dass es unproblematisch ist, wenn man gar nicht dribbeln kann.


    2. Dribbling ist nicht gleich Dribbling (bspw. Gegnerüberwindung eines Lionel Messi vs. Raumüberwindung eines Sergio Busquets). Das ist ein Thema für sich, was man noch viel ausführlicher behandeln kann.


    3. Wer immer direkt passt (übrigens hat auch das niemand geschrieben/gefordert), muss selbst eine unfassbare Ballbeherrschung haben. Auch das ist Ballverarbeitung.

  • Thomas0815-2

    Prima, dass Du diesen Thread eröffnet hast. Wir sind in dem Anderen zu weit abgeschweift.

    1. Ja, dass Dribbeln sollte das Erste sein, nachdem die Kinder koodinativ in der Lage dazu sind, was sie erlernen sollten.

    Es passt einfach von den körperlichen Merkmalen und dem geistigen Entwicklungsstand sehr gut.


    2. Musiala D-Jugend Querpass. Wer bringt wo solche Argumente?

    Übrigens hat Musiala eine beeindruckende Anzahl an Assists.

    Warum? Meine Erklärung dazu: Er kann Dribbeln und dabei immer die Augen aufs Spielfeld richten, weil er den Ball nicht mehr sehen muss, sondern ihn riechen, schmecken, hören und fühlen kann.


    3. reduzierte Sichtweise, Hype. Es geht um die altersgerechte Ausbildung. Es ist kein Hype. Kimmich, Rüdiger, Tah, Andrich sind auch alles exelente Dribbler. Sie haben ihre Stärken im Laufe ihrer fußballerischen Entwicklung an anderer Stelle ausgeprägt.


    4. Das Dribbling sollte die Grundlage der fußballerischen Ausbildung sein. Es wäre ja völlig verrückt zu sagen, dass wir unseren Kindern ab der D-Jugend das Abspielen als gruppentaktisches Mittel (Doppelpass, Pass über den Dritten, Steilpass usw.) nicht beibringen. Technisch kann man auch schon im F-Jugendbereich mit dem systematischen Erlernen des Passes anfangen. Ein Pass beihaltet ja auch immer die Ballan- u. Mitnahme beim Passempfänger. So kann man die Kinder technisch an das Passpiel heranführen.


    5. F-Jugendspieler animieren um sich ohne Ball richtig zu bewegen. Das ist eine Überforderung in diesem Alter. Es gibt auch hier immer wieder Ausnahmen durch weit entwickelte Kinder.


    6. Einseitige Fokussierung. Ja die existiert immer noch, allerdings auf das Passen, bei nicht ausgebildeten Kinder- u. Jugendtrainern. In Deutschland wurde früher immer nur Wert auf das Passen, den Torschuss, die Ballan- u. Mitnahme und evtl. auf den Kopfball gelegt. Was ja auch verständlich ist. Wer kann denn schon das Dribbling ( gegnerüberwindendes, tempo, ballhaltendes) richtig ausbilden. Den Kindertrainern wurde es ihn ihrer aktiven Fußballerlaufbahn auch nie beigebracht. Hier können sie also nicht auf ihren Erfahrungsschatz zurückgreifen.

    Das hat sich zum Glück seit 2003 (Einführung der neuen Ausbildungsphilosophie des DFB) geändert. Es ist leider immer noch nicht zu 100% an der Basis der Kindertrainer angekommen.


    Mmmh, ohne Musialla 4x Weltmeister geworden.

    Ich kann einfach mal eine anderer These aufstellen:

    Mit Musialla und Wirtz wären wir 1982 und 1986 Weltmeister geworden.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Ich meinerseits habe den Fokus auf das Dribbling nie so verstanden, dass es dabei ausschließlich um das "ausspielen" geht, sondern vielmeh darum im Zweikampf bestehen zu können. Auch den Ball abzuschirmen und ihn nicht zu verlieren ist für mich ein Dribbling.


    Meine Jungs sollen einfach keine Angst vor dem Zweikampf haben und auch unter Gegnerdruck noch Entscheidungen treffen können. Wenn dabei der Gegner überwunden werden kann umso besser.


    Und es ist natürlich auch für eine Mannschaft von Vorteil, wenn ich auf dem Feld spieler habe, die ein 1vs1 gewinnen können und so die Verteidigung in Bewegung bringen.

  • Dirk Coerverfan: Danke, dass du in den neuen Thread gekommen bist, dann können wir hier deine sehr interessanten ansichten mit diskutieren :)


    zu deinen Punkten im einzelnen:

    1) Stimmt

    2) auch das stimmt, war eine nicht den Tatsachen entsprechende Übertreibung, um meinen Standpunkt zu veranschaulichen :)

    3) Denkst du, dass wenn ich mich bis zur E-Jugend nur aufs Dribbling konzentriere, dass ich dann auf ein hervorragender Zweikämpfer, Pass-/Flankengeber, Stratege,... werde wie die o.g. Herren. Ich glaube das ist genau mein Punkt: Wenn ich bis zur E-Jugend nur Dribbeln lerne und nicht Fußball, wird dann aus mir noch ein guter Fußballer bzw. bin ich dann überhaupt spielfähig oder ist das was ich mache eher American Football mit dem Fuß (Alles wieder extrem zugespitzt, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine)

    4) auch da stimme ich zu

    5) Hab grad bei Kindern, die technisch schwach sind die Erfahrung gemacht, dass die da ihre Stärke haben und so zu guten Fußballern werden können, ohne technisch zu brillieren. Es ist ja auch nicht jeder Dorfkicker (Nationalspieler) so ein geiler Techniker (wie Musiala), Andere haben andere Stärken. Genügt es, wenn wir die erst ab der D-Jugend fördern?

    6) Da stimme ich dir auch zu. Fürchte aber, dass wir grad von einem Extrem ins andere gehen. Wenn ich sehe, dass ein Kind auf seiner Seite drei Gegenspieler hat und wir im Zentrum einen komplett freien "Mann" haben, dann ruf ich doch "leg quer" und nicht "sei mutig", nur weil die letzte Trainergeneration auch bei nur einem/gar keinem zu überwindenden Gegenspieler noch "leg quer" gerufen hätte.


    Atzeikke: Ich hab bisher nie die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder freiwillig vom Ball trennen anstatt in ein 1vsX zu gehen. Gerade deshalb poche ich ja so darauf den Kids irgendwann beizubringen, dass es ein Mannschaftssport ist, bei dem pro Spiel mehrere hundert Pässe stattfinden, aber nicht mal halb so viele Dribblings. Ich hatte in der F auch meinen Dribbelkönig, der jedes 1vsX gewonnen hat. Wenn ich den seine Kreativität hätte ausleben lassen, hätten die anderen Spieler in einem Spiel nur eine sehr begrenzte fußballerische Weiterentwicklung genossen.

  • Thomas0815-2

    Woher stammt deine Annahme, dass alle Dribbler sein sollen?


    Es geht nicht um den Baustein Dribbling, wieso alle wieder mehr wie Wirtz, Müller oder Musiala sein sollen.


    Diese Spieler besitzen eine sehr starke Spielintelligenz und sind Handlungsschnell. Sie sind klassische oder moderne Pöhler und zeigen das auch in ihrem Spiel.


    Jonathan Tah ist ähnlich ausgebildet worden, weil er das Glück hatte, im modernen Hamburger Fußballverband groß geworden zu sein.


    Die moderne Ausbildung stellt neben den Bausteinen Dribbling, Torschuss, 1v1 & Pass die Nähe zum echten Spiel mit vielen Ballaktionen für jedes einzelne Kind in den Vordergrund.


    Daher soll in kleinen Gruppen ein Ausschnitt eines Spiels und nicht eine statische Übung mit hoher Wiederholungszahl trainier werden.


    Hier ein Beispiel:


    Statisch:

    4 Kinder spielen im Viereck einen Pass und laufen dem Ball hinterher.


    Dynamisch (modern):

    Die Kinder spielen auf einem Feld 3v3 mit tiefem Anspieler. Es entstehen immer 3v2 Überzahlsituationen und das Passspiel wird spielnah trainiert.

  • @ruffy: Ich fürchte hier driften wir ab. Meine Fragestellung ist KEINE Kritik an kleinen Spielformen/modernen Trainingsmethoden. Das wie stelle ich hier gar nicht zur Debatte, es geht um das was. Und da habe ich die Wahrnehmung, dass ein einseitiger Fokus Richtung Dribbling erfolgt, den wenn ich Dirk Coerverfan richtig verstehe einige bis zu einem gewissen Alter ja auch für richtig halten. Darüber würde ich gerne diskutieren.

  • Atzeikke: Ich hab bisher nie die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder freiwillig vom Ball trennen anstatt in ein 1vsX zu gehen. Gerade deshalb poche ich ja so darauf den Kids irgendwann beizubringen, dass es ein Mannschaftssport ist, bei dem pro Spiel mehrere hundert Pässe stattfinden, aber nicht mal halb so viele Dribblings.

    Diese Erfahrung mache ich schon. Einige meiner Spieler spielen den Ball sofort ab, um ihn nicht zu verlieren. Das Abspiel ist häufig nicht sinnvoll, da der Mitspieler nicht besser postiert ist oder sogar schlechter. Der Ball wird vielmehr bei einem besseren Mitspieler abgeliefert, damit der damit etwas machen soll. Der Antrieb ist dabei aus meiner Beobachtung Angst. Angst vor Fehlern, Angst vor Ballverlusten.


    Der Pass ist also häufig eine Vermeidungsstrategie. Mir ging es im Jugendfussball selbst so, ich habe nie gern den Ball gehabt, sondern ihn so schnell wie möglich abgespielt.

    Nachdem ich in den letzen 20 Jahren fast ausschließlich Hallenfussball gespielt habe und inzwischen einigermaßen dribbeln kann, macht Fussball auch insgesamt mehr Spaß.


    Hätte man mir Fußball so wie heute beigebracht, wäre ich im Jugendbereich und insgesamt ein deutlich besserer Fußballer geworden.

  • Atzeikke: okay, so war das bei mir nicht. Meine waren immer viel zu eigensinnig und ließen sich auch in einer 1 vs 4 Situation nicht dazu bewegen einen Mitspieler einzubinden. Situativ haben wir also vermutlich beide das richtige trainiert.


    Ich bin inzwischen dazu übergegangen in 1vs1 Situationen immer ein Dribbling zu fordern bzw. dazu zu motivieren ("den packst du", "sei mutig"). Manchmal auch bei 1 vs 2 Situationen, aber ab drei Gegenspieler versuche ich zu unterstützen, indem ich mögliche Anspielstationen nenne ("Noah ist dabei", "kannst zu Jakob", "Finn hilft dir"). Deshalb wäre es ja so wichtig, dass die Kids nicht nur Dribbeln, sondern eben auch mal den Ball abgeben (passen) können.

  • Meiner Meinung nach ist vor allem das Spielen der Kinder essenziell wichtig.

    Durch die neue Reform und das Einführen kleinerer Spielfelder im Kinderfussball, soll natürlich das Dribbling extrem gefördert werden, da jedes Kind deutlich mehr Platz für Aktionen hat und viel öfter am Ball ist. Und da werden oft als Beispiel die Namen Musiala oder Wirtz genannt.

    Aber was man in diesem Zusammenhang nicht vergessen darf, sind die wirklich wichtigen Hinweise, die der DFB vorgibt. Lasst die Kinder spielen! Man sollte sich bis zum E-Jugend Bereich so weit wie möglich zurückziehen und den Kids die Entscheidungen überlassen. Dadurch lernen sie diese überhaupt treffen zu müssen. Taktische Vorgaben sollten, wenn überhaupt, dann nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der Fokus auf eine gezielte technische Ausbildung sollte ebenfalls später erfolgen. Ich denke auch, dass der Entfall der Ergebnisse in erster Linie uns Trainer und die Eltern von dem absoluten Siegeswillen abhalten soll, damit die Entwicklung der Kinder stattfinden kann.

    Vielleich sind wir eine der Ausnahmen, doch dieser Gedanke scheint in unserer F2 zu fruchten. Es wird fast nur mit dem Ball trainiert und wir machen mindestens die Hälfte der Trainigszeit Spiele in kleinen Spielformen. Die Jungs werden ermutigt zu dribbeln und merken meist von selbst nach dem 4ten mal Hängenbleiben, dass sie lieber den Pass spielen sollten.

    Auch ich habe den vorherigen Thread mit Interesse verfolgt und muss sagen, dass z.B. unsere Torhüter (jeder darf mal ins Tor, wenn er Bock hat) mittlerweile sehr ausgeglichene Entscheidungen treffen, ob sie den Ball lang oder kurz spielen. Sie haben ein gutes Gefühl dafür entwickelt wen man wo anspielen kann. Es finden diesbezüglich keine Vorgaben von unserer Seite statt.

    Um noch mal zum Punkt zu kommen: Das Dribbling ist enorm wichtig im Kindesalter und wird durch die Kleinfelder besser gefördert. Niemand, der nur das Dribbeln lernt, wird zu Musiala und Musiala wäre nicht ein Weltklasse Spieler, wenn nur dribbeln könnte.

    Die Kinder müssen ihre Freiheiten auf dem Feld genießen und dürfen nicht ausgebremst werden, indem man ihnen vorgibt, dass sie den Ball immer abspielen sollen. Das machen die Jungs dann auch schon oft unter sich aus :).

  • Thomas0815-2

    Bis zur D-Jugend aufs Dribbling konzentrieren.

    Bei mir geht es immer um die altersgerechte Ausbildung. Hier kann ich auch mal daneben liegen.

    Es gibt im Kinder und Jugendbereich sogenannte Sensible Phasen, wo ich was trainieren kann. Diese Phasen sind sportartübergreifend Trainierbarkeit, sensible Phasen & goldenes Lernalter im Sport - Kindersport Wissen

    Hier gibt es auch unterschiedliche Meinungen aber dieses Model, bzw. ein ähnliches hilft mir beim Erstellen meines Jahrestrainingsplan.

    Beim DFB unterscheiden wir 5 Technikschwerpunkte: 1. Dribbeln, 2. Torschuss, 3. Passen, 4. Ballan- und Ballmitnahme, 5. Kopfball

    Technikschwerpunkte heißt auch immer Lernziele setzten.

    Da aus meiner Sicht, dass Dribbling die koordinativ anspruchsvollste Techik ist werde/habe ich sie bis einschließlich 12 Jahren in meiner Jahresplanung zu meinem Trainingsschwerpunkt gemacht. In der B-Jugend (2. goldenes Lernalter) habe ich den Fokus noch einmal auf das Dribbling gelegt, jetzt aber auf die absolute Präzision und das taktisch richtige Verhalten.

    Die anderen Techniken habe ich natürlich auch trainiert aber nachrangig. Jahrestrainingsplan F-Jugend bei mir 50% Dribbling; 20% Ballgefühl und Ballbeherrschung; 20% Torschuss (Torschuss und Passen ist für mich die gleiche Technik) 10% Ballan- und Mitnahme.

    Zum Verständnis: Es geht nur um die Techniken, die Gruppentaktiken habe ich niemals trainiert und werde es auch in Zukunft niemals bis einschließlich D- oder sogar C-Jugend machen(nach dem Motto: lass es mich selbst erfinden und ich beherrsche es). Mit der Individualtaktik Offensiv habe ich erst in der D-Jugend begonnen. Mit der Individualtaktik Defensiv erst ab der C-Jugend.


    Leg den Ball quer: Ich habe niemals reingerufen, was die Kinder zu machen haben, die Entscheidung liegt immer bei dem Kind. Wir Menschen lernen extrem gut aus Fehlern.

    Deine Situation mit den 3 Gegenspielern habe ich nach dem Spiel so kommentiert. "Toll, dass Du so mutig warst. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt"

    Warum ich das mache.

    Wenn mein Trainingsschwerpunkt das gegnerüberwindende Dribbling ist, dann möchte ich das auch im Spiel sehen. Ich darf doch den Kindern nicht sagen: "Ich bringe euch das Dribbling bei aber im Spiel dürft ihr es nicht anwenden".

    Das wäre methodisch und pädagogisch eine Katastrophe.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • LW7 puh also so ganz überzeugt mich dein Ansatz noch nicht. In letzter Konsequenz, wäre ein Trainer ja dann relativ überflüssig man bräuchte dann nur jemand, der sich um das organisatorische kümmert, so dass die Kinder kicken können und der Rest kommt dann von allein. Ich übertrag das mal auf die Schule oder das erlernen eines Instruments. Halte ich alles nicht für erfolgversprechend. Man muss ja auch erst Töne und Buchstaben lernen, bevor man Wörter, Tonleitern und dann Geschichten schreiben und Lieder spielen kann. Wieso sollte das beim Fußball genau andersrum sein. Natürlich kann man es nutzen, dass beim Fußball jeder Fünfjährige (wenn man es nicht so eng sieht) spielfähig ist, aber deshalb komplett auf jede inhaltsbezogene Anleitung zu verzichten, widerspräche den Lernansätzen in allen anderen Bereichen ja komplett und findet in der Praxis ja auch nicht statt.


    Weniger Anleitung und mehr Dribblings (s. oben bei Dirk Coerverfan: 50%) gehe ich ja mit, aber mir kommt es vor, als sprächen viele von gar keine Anleitung und nur noch Dribbling. Das halte ich für den falschen Weg.

  • Mit dem Fokus auf das Dribbeln möchte man doch heutzutage den fehlenden Straßenfußball ersetzen.


    Früher haben die Kids teilweise stundenlang jeden Tag gebolzt und dadurch haben sich dort natürlicherweise Spieler mit hohen Dribbelkenntnissen von ganz allein entwickelt und mussten teilweise nur noch von den Fußballschulen feingeschliffen werden.


    Dieser Straßenfußball fehlt mittlerweile in der westlichen Welt, sodass Gefahr gelaufen wird, dass die Spieler nur noch den typischen Paßfußball, den viele Jugendtrainer spielen lassen, erlernen, was natürlich dazu fehlt, dass die Dribbler wegbleiben.


    Und da möchte man damit entgegenwirken und den Fokus auf das Erlernen von Dribbeltechniken legen

  • Der Vorteil vom Straßenfußballer ist ja, dass er in altersgemischten Gruppen spielt. Das wird in den Überlegungen, den Straßenfußball in die Vereine zu bringen immer übersehen. Denn der Große wird dem Kleinen schon beibringen, dass er den Ball zu ihm spielen muss, zur Not mit ner kleinen Ansage.
    Und der Kleine wird fix kapieren, dass er den Ball nicht mehr wieder sieht, wenn er sich nicht frei läuft.

    Gegen Kleine gewinnt man dann nen Zweikampf, gegen nen Älteren kann man sich mutig mal versuchen usw...


    Aber ja, Kinder die nur in irgendwelchen Käfigen gespielt haben, und erst mit 12 in die Vereine gehen, sieht man an, dass ihnen häufig Spielverständnis und Übersicht fehlen.

    Ich übertrag das mal auf die Schule oder das erlernen eines Instruments. Halte ich alles nicht für erfolgversprechend. Man muss ja auch erst Töne und Buchstaben lernen, bevor man Wörter, Tonleitern und dann Geschichten schreiben und Lieder spielen kann. Wieso sollte das beim Fußball genau andersrum sein.

    ja, das ist erstmal richtig, bedingt aber, dass sich der Lehrer auf altersangemessene Inhalte beschränkt und nicht vorgreift. Weil ich dir in der ersten Klasse alle Ziffern beigebracht habe, machen wir jetzt den Dreisatz? Und ein Instrument lernt man durch wiederholen, wiederholen, wiederholen. Und da ist der Lehrer üblicherweise nicht dabei. Ist der Schüler dann noch intrinsisch motiviert, wird es werden.
    Ein guter Sportler wiederholt auch permanent. Ein anderer geht zwei mal die Woche zum Training. Und wieder andere kommen sporadisch. Das ist ja auch noch ein Spannungsfeld im Dorfverein.

    Altersangemessen ist halt auch beim Fußball ein großes Feld. Lass mal eine F-Jugend über eine größere Strecke ein 3vs0 spielen. Da siehst du dann, wer das Spiel schon kapiert hat und wer nicht. Manchmal ist das abenteuerlich was dabei rum kommt. Manche sind mit wenigen Kontakten vor dem Tor, andere spielen 6 mal hin und her und machen keinen einzigen Meter.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Goodie

    vielen Dank für deine Thread.

    Ich habe mal in meinen Unterlagen gesucht und zum Glück auch gefunden.

    Es gibt eine geniale Magisterarbeit aus dem Jahre 1996 wie die Einführung der D-, E,- F- und G-Jugend sich im Senioren bereich ausgewirkt hat. Leider finde ich sie nicht mehr im Internet.

    Uwe

    Ich habe hier einen Auszug der Magisterarbeit eingefügt. Wenn es nicht erlaubt ist, lösche es bitte. Ich möchte die komplette Magisterarbei als Datei (ca. 400kB) hinterlegen, natürlich nur wenn es rechtlich keine Bedenken gibt.

    Hier also der Auszug aus einer Magisterarbei aus dem Jahre 1996. Der Autor hat sich leider nicht in den Dokumenteneigenschaften zu erkennen gegeben.


    Nach dem Motto “ was den Alten gut tut, kann den Jungen nicht schaden “ wurde in den 60er Jahren damit begonnen, ein akzentuiertes Konditionstraining auch schon im Kinder - und Jugendbereich einzuführen. Zusätzlich wurde in den 70er Jahren auf Drängen der Fachverbände, die den Sport nach unten ausbreiten wollten, im Fußball eine D - Jugend und in den 80er Jahren sogar eine E - und F - Jugend eingeführt. Dadurch wurde die Ausbildungszeit um 6 Jahre erhöht und somit verdoppelt. Um noch früher Kinder an die Fußballvereine anzubinden und damit im Konkurrenzkampf mit anderen Sportarten zu bestehen, begann man in den 90er Jahren, schon für Kindergartenkinder das Bambini - Training (unter 6 Jahre) einzurichten.


    Der Verfall der Spielkultur verlief demnach parallel zur Vorverlegung des Wettkampfalters. Diese Frühspezialisierung - nicht, wie etwa angenommen, geburtenschwache Jahrgänge - war und ist der Auslöser für spielerische und taktische Defizite der Spieler. Nicht die Quantität der Spieler war und ist entscheidend, sondern die Qualität der Spieler und somit deren Ausbildung. Inhaltliche Konzepte und Überlegungen zur Ausbildung der F - E - und D - Jugendspieler waren zu Beginn dieser Entwicklung nicht gegeben oder nicht für nötig befunden worden.


    Unberücksichtigt blieb die eigentliche Stärke des deutschen Fußballs in der Vergangenheit - die Ausbildung auf der Strasse. 6 Jahre StrassenFußball eines 12jährigen konnten durch den frühen Eintritt in einen Verein nicht kompensiert werden. Früher wurden in 6 Jahren auf der Strasse nahezu fertige Spieler geformt, die dann bei einem Vereinseintritt ihre eigenen technischen Fertigkeiten nur noch durch mannschaftstaktische Absprachen ergänzten. Eine Spielkultur entstand aus der Auseinandersetzung der Spieler mit den häufig wechselnden Situationen der verschiedenen Fußballspiele. Ein 12jähriger hatte gelernt, sich gegen Ältere und Gleichaltrige in verschiedenen Spielräumen mit wechselnder Spielerzahl durchzusetzen und sich so eine ganzheitliche Spielfähigkeit durch diesen Straßenfußball angeeignet. Er musste also bei einem Vereinseintritt nicht erst Fußball spielen lernen, sondern hatte schon vielfältige Erfahrungen gesammelt und somit unbewusst oder bewusst taktische Handlungen vollzogen. In der weiteren Ausbildung hatte der Trainer nun eine solide Grundlage taktischer Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung.


    Nach der Vorverlegung des Eintrittsalters kam folglich diese Ausbildung dem Verein zu, der ihr jedoch nicht gewachsen war. Unzureichend ausgebildete Übungsleiter übertrugen Erwachsenentraining, das auf eigener Erfahrung beruhte und, wie ich oben schon anführte, einen falschen Schwerpunkt ( auf Konditionsschulung ) hatte, auf den Schülerbereich und richteten dort noch mehr Schaden als bei den Erwachsenen an. Es wurde kein Ersatz für fehlende Spielerfahrung gegeben und zusätzlich noch ein traditionelles Konzept benutzt, das wenig für den Kinder - und Jugendfußball geeignet war. Das Wettspiel am Samstag in für diese Altersstufen zahlenmäßig zu großen Mannschaften führte zu der Annahme, auch im Training mit derselben Größe spielen zu müssen. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass Kinder des Grundschulalters das Spiel auf kleinen Feldern und in kleinen Gruppen bevorzugen. Die Spieler der unteren Altersklassen können wegen ihres Entwicklungsstandes und der zumeist fehlenden Spielerfahrung ihre Rolle in einem großen Mannschaftsgefüge erst gar nicht erkennen. Das Spiel sollte sich also auf einen kleinen Rahmen beschränken.


    Cool was die Wissenschaft schon 1996 herausgefunden hat... oder?

    Wie lange hat der DFB, bzw die Landes und Kreiverbände gebraucht um diese Ideen durchzusetzen?

    Für mich war und ist diese Magisterarbeit immer noch der Leitgedanke meiner Ausbildung.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Sorry Leute, aber dieser Straßenfußballeraspekt widerspricht allen meinen praktischen Erfahrungen.


    1) Mein Sohn war im Dorfverein nur unter den besten drei. Jetzt kickt er seit 2 Jahren in einem Leistungsverein, bei dem in Training und Spiel etwas komplett anderes, als unkonventionierter Straßenfußball praktiziert wird. Klar, die haben viele Spielformen als Übung, aber eben auch mit vielen klaren Vorgaben (Konventionen) wie was zu machen ist. Da war das was wir im Dorfverein hatten viel näher an dem was ich unter Straßenfußball verstehe, so nach dem Motto "ich hatte keine Zeit/Lust eine Übung/Spielform vorzubereiten heute spielen wir nur". Also Straßenfußball pur. Die 2-3 Spieler, die damals genauso gut waren wie er sind heute Lichtjahre von ihm entfernt. Genauso geht es hochtalentierten "Straßenfußballern", die als Torschützenkönig der Kreisklasse in seinen Verein kommen. Die sehen da gegen die, die schon länger da sind in den ersten 6 Monaten komplett alt aus.


    2) Wenn ich mir die Videos der begnadetsten Straßenfußballer der 70er Jahre anschaue (Beckenbauer, Müller, Netzer, Breitner,...) kann ich mir nicht vorstellen, dass die mit ihrer Spielweise heute noch einen Profivertrag bekommen würden. Da spielen heute doch besser Ausgebildete Spieler schon in der 3. Liga.


    3) Und dann werfe ich noch einen Blick in unsere Nationalmannschaft. Wo sind denn da die Spieler, die erst mir 14 in ein NLZ/zu einem Leistungsverein gewechselt sind und vorher reine Straßenfußballer waren.


    Ganz klar Stundenlange Passübungen oder gar taktische Monologe haben im Kinder-/Jugendtraining nichts zu suchen. Aber einfach nur zwei Tore aufbauen, einen Ball in die Mitte werfen und dann zu sagen, so jetzt Spielt mal (=Straßenfußball) ist doch auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Sonst könnt ich mich ja morgen bei Bayern als Jugendtrainer bewerben, denn Tore aufbauen kann ich.

  • Thomas0815-2

    Meine praktischen Erfahrungen haben mich total von diesem Straßenfussballeraspekt überzeugt.

    Ich liebe heterogene Gruppen. Ich finde es genial, wenn die weiter entwickelten Kinder den noch nicht so weit entwickelten Kindern fußballerisches "KnowHow" beibringen. In diesem Straßenfußballmilieu sehe ich mich als den Inspirator für neue Ideen.

    Natürlich reicht es nicht ab einem gewissen Alter den Ball einfach reinschmeißen und spielt mal schön Fußball. Du musst dir natürlich methodische Schritte einfallen lassen. Welches Ziel habe ich und wie komme ich dahin. Es fängt schon damit an, dass Du dir eine Ausbildungsplan machst. Aber in der F-, E-, und in der D-Jugend reicht das 1 gegen1 völlig, aus um die Kinder zu schulen.

    Es ist einfach ein unglaublich ehrliche Art um Fußball zu erlernen. Jeder persönliche Fehler wird bestraft. Es gibt keine Ausreden mehr(die anderen haben nicht aufgepass usw.) Koordinativ ist es eines der komplexeste Trainingsformen die man sich wünschen kann

    Zurzeit baue ich gerade wieder ein Fußballschule mit G- u. F-Jugendliche auf.

    Mein Training in der Halle sieht zur Zeit wie folgt aus.

    20 Minuten 1 gegen 1 in der Championsleague. Spielzeit 90 Sekunden Pause 45 Sekunden. Feldgröße 10m lang und ganz eng am Nachbarsfeld (die Tellertore sind 2 Meter groß und stehen maximal 2 Meter vom nächsten Feld entfernt. Es gibt kein Seitenaus. Somit herrscht immer ein Gewusel und damit Gegner-, Raum- und Zeitdruck.

    15 Minuten Speed und Koordinationsspiele.

    10 Minuten Ballgefühl- und Ballbeherrschungsübungen

    30 Minuten Turnier entweder 2 gegen 2 oder 3 gegen 3


    Und das 1 gegen 1in der Championleaque Spielform ziehe ich bis einschließlich D-Jugend durch.

    Später, wenn wir wieder draußen trainieren, werde ich das Fintentraining mit einbauen

    und sporadisch das Passen, und die Ballan- und Mitnahme.


    Beckenbauer nicht besser als heute 3. Liga. Da hast Du absolut recht.

    Der Fußball hat sich rasant seit dieser Zeit weiterentwickelt. In den Spitzenvereinen ist das körperliche Training, das taktische Training, das technische Training und das mentale Training um Quantensprünge verbessert worden. Deine Fragestellung müsste lauten: Was wäre wenn die oben genannten Spieler unter den heutigen Bedingungen trainiert hätten?


    3. Blick in die Nationalmannschaft: Das bräuchten wir jetzt eine Statistik-Freak und Datensammler. Ich behaupte einmal, dass es sie gibt.

    Der DFB hat schon seit Jahren verstanden, dass die Spätentwickler die Spieler sind, die die Profimannschaften suchen. Aussage 2006 von Ralf Peter auf einem Talentsymposium des HSV.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden