Ist Nachwuchsförderung im deutschen Fußball sportlich und finanziell rentabel?

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  • Ich glaube das es für Herr Watzke schwierig nachzuvollziehen ist was da angestoßen werden soll.

    Vor allem finde ich, dass es ihm nicht übel zu nehmen ist da sein Kernkompetenz Gebiet der Profi Fußball ist.


    Ich habe selber einen Sohn der in der U9 einer „Leistungsorientierten“ Mannschaft spielt. Die Philosophie des Vereins ist, dass die Kinder die Technischen Grundlagen so weit wie möglich verbessern um Fußball irgendwann auf höherem Niveau spielen zu können.


    Wir spielen auch im zweiten Jahr jetzt Funino und ich kann euch sagen, dass die meisten Eltern keine Lust haben auf das ganze.

    Nur ist durch Funino und die vielen Aktionen der Kinder jeder einzelne deutlich besser geworden und die Entwicklung ist auch viel schneller.


    Es geht im Jungen alter, meiner Meinung nach, um zwei elementare Punkte:


    1. Kinder sollen den Sport lieben lernen. Und das geht nur in dem die Kinder viel spielen und der Fußball ein wesentlicher Spaßfaktor ihrer FREIZEIT ist.


    2. Kinder müssen eine angemessene Ausbildung für ihr Alter bekommen. Da sind technische Grundfähigkeiten essenziell. Nur so bleiben die Kinder dem Sport auch treu.


    Wenn Kinder in der U13 in einem NLZ aussortiert werden, dann meist nur weil Sie vom Spieltempo her nicht mithalten können.

    Und da geht es nicht um RAE sonder um den ersten Ballkontakt und ob die Kinder ihren Kopf heben können wenn Sie am Ball sind.


    Ich weiß, dass Fußball sehr facettenreich ist. Jedoch bringt es nichts, die Kinder immer weiter zu hetzen sondern ordentlich auszubilden.


    Um in der Spitze wieder „Weltklasse“ zu werden, muss die Breite Maße auch qualitativ höher werden und das geht nur mit der richtigen Ausbildung was altersgerecht sein muss!

    Diese Ausbildung ist in der F, E, D usw Jugend leider unterschiedlich.


    Wir haben viele internationale Turniere gespielt und ich muss sagen, dass in Frankreich, Belgien und den Niederlanden die Kinder viel freier aufspielen. Die Kinder sind technisch viel besser ausgebildet und treffen Entscheidungen selbst auf dem Platz.

    Ob die Jungs ins dribbling gehen oder Doppelpass spielen ist ihnen überlassen und dadurch werden die Kinder kreativer.

    Das ist auch warum Funino gespielt wird.


    Lasst die Kinder Spaß haben, die werden für sich selbst entscheiden wie gut die werden wollen. Dann trainieren die auch härter und öfter als die anderen die sich nicht dafür entschieden haben. Qualität wird sich dann auch besser und schneller durchsetzen.


    Watzke und co sollten sich eher fragen wieso ein BVB U19 Spieler 3-4 tausend Euro netto teilweise verdient und am Ende nach der U19/U23 in der Oberliga kaum Spielzeit bekommt.


    Lasst den kleinen Kindern ihren Spaß und treibt die älteren aber der U17 zur Höchstleistung!

  • Aus meiner Sicht werden hier auch ein paar Punkte durcheinander geworfen.

    Wenn jemand für Leistung ist, heißt es doch nicht, dass er gegen Funino ist!



    Grundsätzlich:

    Ich habe als Trainer im Training bis zur E-Jugend ständig Funino in verschiedenen Variationen gespielt. Ganz häufig gab es auch kein Abschlussspiel auf Jugendtore, obwohl unsere Wettbewerbe 7:7 auf Jugendtore waren.

    Aber ich hätte keine Lust auf diese Funino-Spieltage als Trainer. Funino im Training ja, als Turnier auch, aber nicht als Ersatz für die festen Spieltagen auf Jugendtore.


    Funino bringt Spielintelligenz (übrigens auc hnicht bei allen), schnelle Spiele, viele Ballkontakte. Alles Top. Aber ist es verboten/schlimm/negativ den Ball mal einfach ins Jugendtor zu nageln?


    Das heißt auch nicht, dass ich das 7:7 bei den Bambinis oder in der F-Jugend optimal fand.

    Optimal hätte ich 5:5 mit abgehangenen Toren gefunden.

    - Wenn jemand schon Torwart sein will, kann er es in abgehangenen Toren mal testen. Und natürlich auch jederzeit wieder aufhören.

    - Typen mit einem guten Schuss dürfen sich auch mal belohnen, wenn ein ordentlicher Schuss sitzt.

    Tabellen habe ich damals nicht benötigt, aber ein Spiel ging schon um Sieg oder Niederlage. Ich habe aber keine "Schatten-Tabellen" geführt und nach einer Niederlage wurden die Jungs direkt wieder aufgebaut oder es wurde noch schnell zur Ablenkung ein Elfmeterschießen gemacht. Die Kinder hatten, so meine Erfahrung, mit Niederlagen keine Probleme. Waren eher die Eltern, die es nicht haben können, wenn die Kinder verlieren.

    Und ja, wir hatten natürlich diese Gegner im 7:7, die den Ball auf den einen Jungen mit dem harten Schuss spielen und der dann das Tor schießt. Aber das ist halt kurzfristiges Denken und wird langfristig nicht belohnt.




    Leistungsgedanke:

    Ganz ehrlich finde ich es in Deutschland allmählich schlimm, dass Leistung so negativ bewertet ist.


    Beispiel Bundesjugendspiele:

    Bin nicht ganz fit in den Änderungen. Aber in der Grundschule soll jeder eine Siegerurkunde bekommen und keine Punkte mehr oder so ähnlich?

    Warum. Wir haben uns damals als Kinder gerne verglichen. Und ich konnte es schon einschätzen, dass unsere Sportkanone mehr Punkte hatte als ich. Das hat keine Depressionen verursacht.

    Und eine Siegerurkunde sollte nicht jeder bekommen. Dann vielleicht Teilnehmerurkunden.



    Beispiel Schulen:

    In deutschen Schulsystemen geht es immer mehr darum, dass die schwächsten mitgenommen werden. Das hört sich immer toll an.

    Aber die Wahrheit ist auch. Um so mehr Zeit ein Lehrer mit schwachen Schülern verbringt, um so weniger Zeit bleibt dem Lehrer zur Förderung von guten/starken Schülern. Und auch starke Schüler können frustriert sein, wenn der Unterricht sie langweilt.

    Bevor jetzt eine Lehrerschelte kommt oder Sprüche wie "man kann doch beide fördern": Die Personen sollen sich mal in den Unterricht stellen und 30 Kinder unterrichten, wovon 15 zu Hause ohne Verbote erzogen werden.

    PS: Bin kein Lehrer, habe aber Lehrer im Freundeskreis die davon erzählen.



    Beispiel Wettkampf im Fußball:

    Bei den ganz kleinen hatte ich z.B. einfaches Slalom-Dribbling oder auch sonstige Übungen nach der ersten Trockenübung als Wettbewerb durchgeführt.

    Und jedes mal hat sich das Tempo und die Qualität erhöht, weil auch die kleinsten Jungs gewinnen wollten.

    Und nein, die Verlierer waren danach nicht völlig verstört.


    Damit meine ich aber übrigens nicht, dass die Trainer in der Jugend die Tabelle über alles legen sollten. Nein, es geht darum die einzelnen Spiele gewinnen zu wollen.

    Wenn man allerdings verliert, dann sollte es nicht schlimm sein. Im Jugendfußball sollte es ja um die langfristige Entwicklung gehen.

    Aber auf dem Platz das aktuelle Spiel mit viel Ehrgeiz gewinnen zu wollen, ist für mich eine gute Eigenschaft.



    Fazit für mich:

    Wenn man Leistungsvergleiche und ähnliches abschafft, dann muss man sich nicht wundern, wenn man irgendwann keine Top-Leister mehr bekommt.

    Allerdings muss man, unter langjährigen Ausbildungsgedanken, nicht die aktuelle Leistung (Tabelle) über alles stellen.

  • Unabhängig davon, das es ja auch um das gewinnen und verlieren bei den Spieltagen geht, und sogar in leistungshomogenerer Umgebung, habe ich das Gefühl bei dieser Diskussion, das es sehr viel Meinung bei sehr wenig Ahnung gibt. Um es drastisch auszudrücken, habe ich bei manchen Polemischen Äußerungen bei Facebook und Co, manchmal die Vermutung das der folgende Spruch heutzutage wirklich oft stimmt: Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen.

    Ich bin nun wirklich kein DFB Freund, und die Umsetzung ist wirklich verbesserungswürdig, aber die Richtung stimmt doch endlich. Das es immer noch nicht vordergründig um Lehrmethodik in der Trainingslehre geht, was gerade bei diesem Thema wichtig ist, ist wieder einmal m.e. ein grundsätzlicher Fehler. Wer Horst Wein gelesen hat, merkt das es ein ganzheitlicher Ansatz war. Auch wenn man diesen in Teilen kritisieren mag. Implizite Vermittlung etc.

    Auch was Hannes Wolf und Hermann Gerland da vorführen in den Spielformen Videos und nur auf SSG eingehen,

    mag der Tatsache geschuldet sein, das man die Adressaten nicht überfrachten möchte. Vernachlässigt jedoch trotzdem wesentliches.

    Nur wenn Herr Watzke jetzt polemisch mit solchen Aussagen kommt, sollte er mal selber auf seinen BVB schauen, der ja zum Beispiel schon vor Jahren die Funino Festivals in China etabliert hat, und davon auf seiner Website schwärmt.

    Fakt ist, das den Großteil der Trainer aufregt, das es keine Tabellen mehr gibt. Denn darüber definieren sich nun mal viele. Das es auch für alle sichtbar ist, ist natürlich auch wichtig. Dann kommt das ewige Beispiel das Kinder lernen müssen, mit Sieg und Niederlage umzugehen. Kein Problem, haben Sie ja oft genug bei den Funino Turnieren.

    Intrinsische Moti wird also gefördert.

    Die Kinder wollen gewinnen. Das ist auch gut so. Gibts beim Funino. UND Entwicklung.

    Die Erwachsenen wollen -erfolgreich- sein. Gibts beim -richtigen- Fußball. UND kaum Entwicklung.


    Edit:


    Tolle Argumente noch dazu: Deutschland hat keine Mittelstürmer. Keine Siegermentalität etc. etc.


    Bei den letzten Turnieren, WM und EM waren die heutigen 7,8 jährigen auch wirklich nicht sonderlich erfolgreich, das ist schon richtig. Da konnten Sie wenig Mentalität zeigen. Das haben dann die gezeigt, die -RICHTIGEN- Fußball gelernt haben.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Vor allem finde ich, dass es ihm nicht übel zu nehmen ist da sein Kernkompetenz Gebiet der Profi Fußball ist.

    Dennoch fühlt er sich berufen, sich zum Kinderfußball zu äußern.

    Wenn man keine Ahnung, einfach mal die Fr.... halten.


    Mir kommt bei der ganzen Diskussion ein wichtiges Zitat zu kurz:

    "In Deutschland gibt es schon für unter Zehnjährige ein Ligensystem, wohingegen das in England bis zur U18 nicht üblich ist. Da hat man viel weniger Druck und mehr Zeit, sich zu entwickeln, man kann viel freier spielen."


    Wer das gesagt hat? Jamal Musiala.

    Das ist der Typ, der in der 89. Minute des 34. Spieltags seinen Verein mit einer Einzelaktion zur Meisterschaft geschossen hat. Kann er trotz oder wegen des Verzichtes auf Tabellen in seiner Jugend mit solchen Drucksituationen offensichtlich ganz gut umgehen?

  • Bei dem Tor war eher das Talent und die Situation ausschlaggebend. Druck hält man aus, wenn man im Finale ein Elfmeter verwandelt (Brehme) oder eben nicht (Rashford, Sancho, Saka).

  • Watzke hat im Kern Recht. Seine Kritik geht auch über den Fußball hinaus.

    Es geht definitiv nicht um Funino 😉

    Dann hat er das Thema vollkommen verfehlt und hätte sich vorher mit Trainern Gerland, Herrmann oder aktiven Kindertrainern Balitsch, S.Bender austauschen sollen

  • Gilt dann doch nicht die Aussage: "Der Ex Profi weiß genau was es braucht um sein Hobby zum Beruf zu machen."

    Warum sind die dann pauschal im Vorteil wenn einige von denen "ungeeignet" sind?

  • Ich glaube eine Deutsche N11 mit Typen und Charakteren wie Pogba, Mbappe, Sancho, Kruse, Benzema, Arnautovic usw wird in zwei Wochen in den Medien zerfleischt.

    Genau diese Spieler sind aber die Bolzplatz Könige.


    Ebenso werden immer mehr Afrikanische Spieler, die teilweise keine wirkliche fußballerische Ausbildung genossen haben zu Leistungsträgern in Top Teams. Deshalb darf der Athletik Aspekt auch nicht vernachlässigt werden.


    Der Fußball ist im Wandel und der DFB muss nun seinen Platz finden.

    Trainer müssen auch die Kinder schleifen und sich entwickeln lassen.


    Ich glaube wir alle haben einen großen Anteil bzw Verantwortung den Deutschen Fußball in die richtige Richtung sich entwickeln zu lassen.

  • Bei dem Tor war eher das Talent und die Situation ausschlaggebend. Druck hält man aus, wenn man im Finale ein Elfmeter verwandelt (Brehme) oder eben nicht (Rashford, Sancho, Saka).

    Das Problem ist, dass die deutschen im Nachwuchs mit Mentalität gestählten Spieler aufgrund ihrer mangelnden Qualität und lückenhaften Ausbildung gar nicht mehr in Situationen kommen werden in denen die Fähigkeiten unter Druck performen zu müssen gefragt sind. Druckresistenz gibt am Ende den Ausschlag, wenn Qualität und Fähigkeiten beider Teams in etwas auf Augenhöhe sind.

    Wie in den Spielen England - Italien bei der EM2021 oder Deutschland - Argentinien bei der WM 1990.

    Bis man aber in diese Entscheidende Situation kommt, in der man Nerven bewahren und dem Druck standhalten muss, sollte man erst mal gelernt haben in "normalen" Spielen gute Leistungen aufgrund seiner persönlichen Qualität abzuliefern.

    Andi Brehme hat bis zum Finale 1990 ein überragendes Turnier gespielt und war vermutlich einer der besten Spieler des Turniers.

    Die Mentalität und Druckresistenz den Elfer zu verwandeln, war dann das Sahnehäubchen.

    Am Ende ist es mir aber lieber deutsch Spieler erreichen durch gute Qualität und Ausbildung Halbfinals oder Finals, in denen ihnen dann die Nerven versagen, als dass sie mir katastrophalen Leistungen in der Vorrunde ausscheiden, oder jegliche Freundschaftsspiele so vergurken, dass man gar nicht mehr zuschaut, weil man es ohnehin für Zeitverschwendung hält.

  • Coach1976


    Naja, Druckresistenz wird in den naechsten Jahren nicht "trainiert" werden.

    U17 und U19 NLZs muessen sich sportlich nicht mehr fuer die Liga qualifizieren und Druck aufgrund eines moeglichen Abstiegs, gibt es dann auch nicht mehr.


    Es war schon immer sehr interessant, wenn der U19 Hessenmeister und der Meister der Regionalliga Suedwest in zwei Spielen den Aufstieg in die Bundesliga ausspielen mussten.

    Das waren sportliche Highlights und auch vom ganzen Rahmen interessant, wenn die Jungs vor einigen Tausend Zuschauern spielten.

    Wenn man die eine Mannschaft aus der eigenen Liga kannte, wie sie dort auftrat und wie in so einem Endspiel. Das sah alles ganz anders aus, als in der Runde.


    Die N11 hat sich mal wieder blamiert, aber nicht weil ihnen das Talent fehlt, sondern sie nícht als Team nach hinten arbeiten und auch keinen richtigen Stuermer im Zentrum haben.

    Die ganze Defensive ist Mittelmass und was Emre Can in der Startelf verloren hat, erschliesst sich mir nicht.

  • Danke stefan1977

    Hatte im Thread "Gesellschaftliche Herausforderunge rund um unsere Kinder" ähnliche Gedanken formuliert und gerade zum Thema Leistungsgedanke gab es deutlich abweichende Meinungen.

    Im Kinderfußball steht für mich die Ausbildung im Vordergrund. Dazu gehört natürlich (neben den technisch-taktischen Schwerpunkten) auch die Mentalität zu fördern. Gewinnen zu wollen halte ich für wichtig, ebenso wie sich über eine Niederlage zu ärgern (insbesondere wenn sie "unverdient" war). Allerdings mache ich gute Ausbildung nicht an Tabellenplätzen von E-Junioren fest.

    Trainer, für die so etwas im Vordergrund stand, habe ich genug kennengelernt. Nicht wenige davon waren nach ein paar Jahren (spätestens bei den B-Junioren weg). Die Quote von Kindern, die unter solchen Trainern aufgehört haben (wegen fehlender Spielzeit) war enorm hoch. Häufig gab es bei den F-Junioren schon "Stammspieler", gern auch auf den Vereinsseiten so kommuniziert. Die richtig Guten gehen irgendwann vom Breitensportverein sowieso in Richtung Leistungsverein und NLZ und von den übrigen Spielern hören halt auch immer welche auf (andere Interessen, Verletztungen, Umzug etc.).

    Und gerade dieses absolute Gewinnen wollen fehlt mir immer öfter (gerade auch in der Nationalmannschaft). Nach einem Gegentor bricht das Kartenhaus zusammen und niemand wehrt sich gegen die Niederlage. Diesen Eindruck von "na dann ist es halt so", habe ich umso mehr, je besser ausgebildet die Spieler sind. Limitierte Spieler wissen offenbar, dass sie nur über die Mentalität und ggfs. die Physis (siehe ElJason) Erfolg haben werden. Vielleicht haben es unsere "Edeltechniker" (gern auch in der Öffentlichkeit gehypt, für ihre tollen Fähigkeiten am Ball) verlernt oder auch nie gelernt, einen Sieg auch mal erzwingen zu wollen. Trotz Tabellen und Absteigern...

  • Wenn Kinder in der U13 in einem NLZ aussortiert werden, dann meist nur weil Sie vom Spieltempo her nicht mithalten können.

    Und da geht es nicht um RAE sonder um den ersten Ballkontakt und ob die Kinder ihren Kopf heben können wenn Sie am Ball sind.

    Einspruch!!!

  • schon krass, das man Nationalspielern den Willen oder die Siegermentalität abspricht und es auf Mentalitätsdefizite runterbricht. Nur weil die kleineren Länder aufgeholt haben, heißt es ja nicht, daß hier schlechter ausgebildet wird.

  • Meiner Meinung nach funktioniert es nur, wenn man die Spitzenförderung verbreitert. Weg vom Wettkampf der Talente, die sich gegen andere Talente durchsetzen müssen, um ihren Platz im Selektionssystem zu bekommen hin zu einer möglichst breiten Förderung aller Talente, die Lust und Begabung haben Höchstleistungen im Fußball zu bringen, und Zeit in gutes Training und Spiele auf hohem Niveau zu investieren.

    Coach1976 Ich klaue dir mal deinen Gedanken, da ich ihn hier auch für mich ganz passend finde. Also wenn es mir hier um die jüngeren Kinder geht. Altersklasse E-Jugend und dann hin zur D-Jugend.


    Ich will nicht wieder (🙈 ) soweit ausholen, daher möglichst kurz.

    Einmal zur Selektion: Ich kann schon verstehen, dass selektiert wird. Das wird ja letztendlich überall. Die einen selektieren nach Fähigkeiten, die anderen nach Trainingsbeteiligung, die nächsten nach Alter (Jahrgangsmannschaften), usw. usw. Ganz ohne Selektion wird es also nie klappen, auch da es sich um einen Mannschaftssport handelt bei dem ja Spieler eines Teams zusammen etwas tun und Spaß haben wollen. Wie weit man die Selektion treibt (also die Anzahl der Außerwählten) und insbesondere bei den Selektionskriterien, gibt es natürlich viel Diskussionsbedarf und wird es wohl auch immer geben. Deshalb geht es mir darum jetzt gar nicht im Speziellen, da sie ja definitiv auch gute Seiten hat. Natürlich abhängig davon wie sie umgesetzt wird.


    Ich weiß nicht wie das in anderen Regionen oder sogar großen Ballungszentren läuft. Ziehe meine Meinung nur aus der Situation hier bei uns vor Ort.

    Für mich macht insbesondere in der E-Jugend die Doppelselektion mit gleichen Selektionskriterien keinen Sinn bzw. nach meinem Empfinden ist sie suboptimal. Also erst die Selektion für NLZ's (wer ist so gut, dass er ins NLZ kann) und dann anschließend aus den verbleibenden Kindern nochmal eine Selektion für die Kreisauswahl (und später dann für den Stützpunkt), nach gefühlt genau denselben Kriterien!


    Deshalb finde ich es Suboptimal: Nach meiner Beobachtung hat man in unserem Kreis/Einzugsgebiet eines NLZ's immer 8, 9 oder 10 Kinder haben, die ganz offensichtliche Raketen in ihrer Altersklasse sind (ob sie in einem anderen Kreis zu den Raketen gehören würden, steht natürlich wieder auf einem ganz anderen Blatt). Und danach wird es schon schnell deutlich, deutlich schwammiger. D.h. diese ganz typischen Kriterien (salopp gesagt "Wer ist eine Rakete?"), werden immer schwerer anzuwenden auf die Gruppe die danach kommt. Und das ist ja die Gruppe, aus der dann die Kreisauswahl rekrutiert. Was ich jedoch stark annehme ist, dass unter den 30, 40 oder 50? garantiert auch ein paar Spätzünder sind, deren Zeit etwas später noch kommen wird. Aber die in der zweiten Selektionsstufe (Kreisauswahl / Stützpunkt) ausfindig zu machen, finde ich eigentlich unmöglich und der ehrliche Versuch kostet unheimlich viel Zeit, da man die Kinder ja über einen längeren Zeitraum wirklich intensiv beobachten müsste.


    Deshalb würde ich mir bei uns im Kreis auf der Förderebene Kreisauswahl wirklich etwas anderes, breiter angelegtes wünschen. Irgendein Fördersystem, das nicht auf eine so enge Selektion setzt und wo der Fokus einfach auf vielen Spielen auf Augenhöhe liegt. Mit dem Ziel möglichst alle potentiellen Spätzünder am Ball zu behalten bzw. nicht bereits in so jungen Jahren abzuschreiben. Ganz wichtig: Das darf ruhig auf Verbands- und nicht auf Vereinsebene stattfinden. Also es dürfen gerne Kinder aus unterschiedlichen Vereinen zusammengezogen werden.

  • Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich die Sichtweisen vieler Beteiligter auf ein und dasselbe Problem ist. Mir fehlt ein wenig eine klare Aussage, was ich überhaupt will. Ich will doch sowohl möglichst viele Jugendliche, die gern Fußball spielen, als auch besonders gute.


    Das neue Spielsystem nimmt einfach die breite Masse deutlich mehr mit. Es fördert den Spaß bei den Kindern und verhindert, dass sie einsam in der Ecke stehen. Ich war früher da auch sehr zurückhaltend, aber gerade für "normale" Fußballkinder gibt es nichts besseres. Wir Väter sind da eher das Problem, weil wir diese Vergleiche, das Gewinnen des eigenen Kindes, Instafotos und Tabellen wollen.


    Im Bereich der NLZ gibt es auch viel zu kritisieren. Mein Sohn ist jetzt aufs Großfeld gewechselt, das ist eine andere Welt, auch beim Aufwand der Trainer. Vorher hätte das alles einfach keinen Sinn ergeben, wird aber von einigen NLZ praktiziert. Sei es feste Laufwege, der Stammtorhüter in der U10 oder das Aussortieren von 30% der Kinder pro Jahr. Mein Sohn spiel seit der U9 im NLZ, ist jetzt U13 und es wurde dieses Jahr der erste Junge aussortiert (er darf aber Montags noch mit trainieren). Ich habe das Gefühl, dass man den Kindern teilweise zu viel auf dem Kleinfeld abverlangt, dabei aber die Basics aus den Augen verliert. 1. Kontakt, eine wirklich gute Finte, Lauffreude. Ab dem Großfeld wird einiges klarer, teilweise auch erst nach der Pubertät, wenn sich das biologische Alter angleicht. Wichtig ist, die Kinder nicht zu verlieren.


    Beim Ländervergleich wäre ich vorsichtig. Die Engländer haben einen anderen Stichtag. In dem Alter U12, U 13 haut auch das biologische Alter noch mal deutlich stärker rein. Bei einem Spiel gegen Chelsea hatte man das Gefühl, die sind alle zwei Köpfe größer als unsere Jungs. Halbes Jahr zuvor haben die Jungs ManU entspannt 3:1 geschlagen. Alles Momentaufnahmen.

  • Der Vorteil ist einfach, dass die Kinder mehr Aktionen haben. Ich war am Anfang auch skeptisch aber es gab ein Video wo 2 wirklich guten F Jugend Mannschaften gegeneinander gespielt haben. Wir sollten dann die Aktionen eines Spielers zählen.

    Mein Spieler hatte 3 mal den Ball und einen Torschuss innerhalb von 6 oder 8 Minuten.

    Du hast bei den kleineren Spielformen einfach ein vielfaches an Aktionen und klar haben die Entwicklungsstärkeren mehr Aktionen als die anderen Spieler. Aber da alle mehr Aktionen haben ist das für alle gut.

  • Mir ist es unbegreiflich, warum die NLZ Vereine bei der miserablen Quote der Jugendspieler die es zum Profi schaffen ( 1-3% ), nichts ändern und einfach so weitermachen!?

    Jeder leitende Angestellte in der freien Wirtschaft würde in seinem Unternehmen die Kündigung erhalten.


    Ich würde mir folgende Frage stellen:

    Hätte eine Reduzierung der Intensität ( Training / Spiel / Druck ) positive Auswirkung auf die obige miserable Quote?

    Kann es sein, dass die derzeitig Intensität genau der Grund für die schlechte Quote ist? Das 99% der Jugendspieler nach der U19 im Kopf platt sind? Das dann der letzte Wille, die Kraft und der Spaß komplett im NLZ gelassen wurden?