Funino soll den Jungs den Straßenfußball zurückgeben.
Ich war früher ab der D-Jugend nicht mehr im Fußballverein, weil wir zu zweit als jüngerer Jahrgang in der Mannschaft nur als kleine geärgert wurden.
Aber ich habe trotzdem wahrscheinlich deutlich mehr Zeit auf dem Fußballplatz verbracht als die meisten Jungs "Breitensport" heute.
Zum Thema Drop-Out:
Es wird einfach immer einen gewissen Drop-Out geben. Und mit Bambini-Fußball-Angeboten, die es früher nicht gab, steigert sich der Drop-Out.
Das darf aber nicht einseitig als negativ ansehen. Bambini-Fußball ist doch auch eine Menge Kinderbelustigung bzw. Kinderturnen. Da geht es doch nicht um Fußball, sondern eher um Sport als um Ballgewöhnung.
Und wenn da dann irgendwann die Kinder/Jugendlichen mit beginnendem Teenager-Alter entscheiden, dass Fußball nicht so viel Spaß macht, dann ist die Entscheidung auch OK.
Früher ging es erst in der F- oder E-Jugend los. Und es war reines Fußballtraining Old-School, als nur mit Ball dribbeln, sprinten, Abschlussspiel. Keine Bespaßung, der Spaß war das Fußballspiel an sich. Wer keinen Fußball mochte, war nicht dabei.
Und früher gab es Fußball, vielleicht noch Tennis und dann war auch schon Ende. Heutzutage gibt es meistens auch diverse Alternativsportarten.
Mein Fazit:
Natürlich gibt es einen Drop-Out, der zu verhindern ist. Z.B. durch schlechtes Training, schlechte Trainer, schlechtes Umfeld und schlechte Bedingungen.
Aber man muss auch die herausrechnen, die einfach aufhören, weil für sie Fußball nicht der Nr. 1 Sport ist.
Thema Funino/Nachwuchsreform:
Ich bleibe dabei, dass ich kein großer Fan von Funino-Spieltagen als kompletter Ersatz von Spielen auf 2 Toren bin.
- Gerne als Festivals neben den Spieltagen
- Gerne auch für Ersatzspieler auf zweitem Feld neben dem Spiel.
- Sehr gerne im Training
- Hier sehe ich auch nach wie vor den Hintergrund der Reform: Viele Trainer trainieren schon im Kleinkinderbereich für das "Meisterschaftsspiel". Und wenn man 7:7 spielt, trainieren sie auch 7:7. Genau für diese Trainer, damit sie im Training kleine Felder machen, finde ich Funino wiederum sinnvoll.
Abgehängte oder noch kleinere (Jugend-)Tore:
- Finde ich absolut sinnvoll, damit ein kleiner Torwart auch eine Chance hat!!! Jugendtore sind mindestens bis zur F-Jugend viel zu groß.
- Hier gibt es den interessanten Vergleich, dass Manuel Neuer ein Tor von 30x4 Meter haben müsste, um es mit Bambini-Fußballern zu vergleichen (Warum Jugendtore für G- und F-Junioren überdimensioniert sind – Kickplan)
Kleinere Mannschaften, z.B. 5:5:
- Finde ich (grundsätzlich) sehr sinnvoll, wenn die Vereine dann aber auch ihre Mannschaften entsprechend anpassen oder wenigstens aktiv Ersatzspielfelder aufbauen.
Damit meine ich, früher beim 7:7 hatte man optimale Kader von z.B. 10-11 Kindern. Dann haben 7 gespielt und 3-4 waren Ersatz.
Heutzutage sind beim 5:5 bei einem gleichen Kader 5-6 Spieler Ersatz:
- Wenn die Jungs sinnvolle Übungen neben dem Spieltag machen, z.B. noch ein Feld 5:5, Funino-Felder oder ähnliches. Dann Top.
- Wenn die Kader doch keiner sind, z.B. nur 8 Spieler, dann Top.
- Wenn die Kader gleich sind und plötzlich 5-6 Jungs nur auf der Bank sitzen, dann sehe ich den Mehrwert nicht.
Fehlende Tabellen/Meisterschaften:
- Tabellen/Meisterschaften benötigt man nicht, wenn man Spieler "langfristig" ausbilden möchte.
- Ausnahme Leistungsfußball: Aus meiner Sicht sollte es ab der E-Jugend in den obersten Ligen Tabellen geben. Von mir aus die oberste Liga des Landkreises oder ähnliches.
- Gute Sportler wollen und sollten sich aus meiner Sicht auch vergleichen dürfen.
=> Bei aller gutgemeinten (gesellschaftlichen) Integration in allen Bereichen muss immer auch ein Auge darauf geworfen werden, ob wir nicht die "Leistungsträger" verlieren.
=> Ich persönlich war z.B. nie der Top-Leichtathlet, sondern immer "nur" oberes Mittelfeld. Trotzdem habe ich mich damals gerne mit den Besten verglichen (z.B. im 50/100 Meter-Sprint). Einfach im Glauben, es ausnahmsweise mal schaffen zu können. Und wenn dann im Finale die Besten 2/3/4 Sprinter (ohne mich!!!) noch einmal angetreten sind, dann war der Sieger superstolz und es gab im Finale auch keine Verlierer, alle waren gut.
Tatsächlich finde ich es "Gesamtgesellschaftlich" schon erschreckend, dass Leistung ein immer mehr negativ besetzter Begriff ist. Aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema....