Ergänzung:
4) In alln NLZs wird der Schnelligkeit/Dynamik eine riesige Bedeutung beigemessen, die Fragee, ob er schnell ist, ist die erste.
Ein Beispiel:
In meinem Verein in der U15 spielte ein Junge aus Polen. Der kam erst da aus einem sehr kleinen Verein. Der Trainer hat dessen Verband angeschrieben und die 10 und 30 Meterzeiten auf Nachfrage beigelegt.
Der Spieler wurde direkt zum nächsten Länderspiel eingeladen, ohne Sichtung, ohne Lehrgang, ohne alles, dem Trainer/Verband völlig unbekannt.
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Schnelligkeit ist heutzutage definitiv ein KO-Kriterium im Spitzenfußball bzw. wird dann eines, wenn sie nicht ausreichend vorhanden ist.
Ich glaube trotzdem, dass genetische Voraussetzungen (Sprintergene) hier nur eine untergeordnete Rolle spielen. Sicher hat jemand, der physisch mit entsprechenden Muskelfasern besser gesegnet ist Vorteile gegenüber weniger veranlagten Spielern.
Allerdings ist bei der Länge (oder besser Kürze) der Sprintstrecken, die im Fußball zu bewältigen sind die Reaktionszeit und die Regenerationszeit (es müssen ja viele kurze Sprints direkt hintereinander gemacht werden) viel wichtiger als die absolute Endgeschwindigkeit.
Geht jetzt zwar vom RAE-Thema ein bisschen weg, aber noch eine kleine Anekdote:
Ich hatte in den Jugendauswahlmannschaften (bis inkl. B-Jugend) zwei Jungs bei mir im Kader, die es im Seniorenbereich auf Profieinsätze (ein paar wenige in der Bundesliga, hauptsächlich aber zweite Bundesliga und dritte Liga (damals noch die Regionalliga) gebracht haben, also zumindest ein paar Jahre als Profis verbracht haben.
Die waren beide sowohl über 50 - 100 und auch über 20 - 30 Meter deutlich langsamer als ich. (5-10m - Zeiten wurden zu meiner Zeit noch nicht gemessen oder ich kann mich nicht mehr daran erinnern). Trotzdem hab ich im Spiel gegen beide in der Regel kein Land gesehen und war im Zentralen Mittelfeld in Trainingsspielen gegen die beiden absolut auf verlorenem Posten. Lange Laufduelle hätte ich vermutlich gegen beide gewonnen, dazu kam es aber gar nicht, weil sie aufgrund ihrer technischen und kognitiven Eigenschaften immer andere Lösungen gefunden haben.
Lange Rede kurzer Sinn: Schnelligkeit ist wichtig und ein wirklich langsamer (aufgrund seiner körperlichen Eigenschaften) Spieler hat heute keine bis wenige Chancen mehr. Ich bin mir aber sicher, dass in den hiesigen Bezirks- und Landesligen mehr als genug Spieler rumlaufen, die genetisch bessere Sprinteranlagen mitbringen als ein Pascal Groß, Emre Can oder Mats Hummels. Trotzdem haben es diese drei (bei aller aktuellen oder vergangenen Kritik) auf ein Niveau geschafft, das die meisten nie erreichen werden.
Der Fokus auf die messbare Schnelligkeit ist meiner Meinung nach, ein Fehler, der in der Nachwuchsausbildung sehr oft gemacht wird. Schnelligkeit im Kopf kann die physische Schnelligkeit oft schlagen. Wenn beides zusammentrifft hat man des perfekte Paket.
Für beides benötigt man eine gewisse Grundveranlagung und beides kann man durch Training verbessern.