EM Deutschland 2021

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  • Theoretisch gibt es Spieler, die bis zur U15 ihr ganzes Leben im Stützpunkt gespielt haben, aber noch nie gelernt haben, was eine Viererkette ist oder wie man mit zwei Stürmern presst. Und diese sollen zur Elite gehören und den Sprung ins NLZ schaffen? Schwierig.

    Andererseits sollen Spielprinzipien ja genau dafür ausreichen und sie spielen dann erst max. 2 Jahre im 11, die anderen 13 Jahre haben sie anders gespielt, 7vs7 oder 9vs9.

    Im Training natürlich mit noch weniger Spielern.

  • Wir kommen zwar etwas vom Ausgangsthema ab, aber die Diskussion ist trotzdem interessant.
    Ich glaube, dass 1x pro Woche im Stützpunkt wenig bringt, wenn das Niveau im Heimatverein an den anderen
    (meist 2 manchmal sogar nur 1) Trainingstagen ein ganz anderes ist.
    Ich durfte in der Vergangenheit zwei Extrembeispiele erleben:
    1. Stützpunkt auf dem Flachen Land ohne Leistungsverein drumherum.
    Die Spieler kamen aus vielen Verschiedenen Dorf-/Kleinstadtvereinen. Von Kreisliga abwärts war alles vertreten.
    Also eigentlich genau das Umfeld für das die Stützpunkte gedacht sind.

    Leistungslevel der Spieler: absolut heterogen. Technisch meist gut bis sehr gut fürs Alter, aber sehr wohl auch Ausreißer nach unten.

    Die meisten Spieler waren athletisch relativ gut, koordinativ potential nach oben...
    Trainingsinhalte: viel 1:1, Individualtechnische Übungen, viele Spielformen, wenig Coaching zum Verhalten in den Spielformen
    2. Stützpunkt auf dem Gelände des BVF-NLZ
    75% der Spieler spielen bereits in der NLZ-Mannschaft, die anderen 25% kommen vermutlich irgendwann dazu
    Der Trainer kommt ebenfalls vom Gastgebenden Verein ist aber nicht Trainer der Jungs im Verein.
    Man merkt im Training sofort, dass die Spieler eingespielt sind und miteinander harmonieren.
    Die Spielformen sind deutlich komplexer und anspruchsvoller als am zuerst genannten Stützpunkt.
    Die "externen" Spieler werden von der größeren Gruppe gut integriert und mitgenommen haben aber manchmal zu kämpfen, dass sie mitkommen, obwohl sie auf den ersten Blick teilweise technisch und bei der Schnelligkeit sogar Kollegen aus dem NLZ-Team überlegen scheinen. Für mich zeigt sich hier ganz klar, was regelmäßiges hochwertiges Training im entsprechenden Umfeld (starke Mitspieler) ausmacht.


    Mein Sohn hat jetzt die ersten Trainingseinheiten in der U12 im NLZ hinter sich.
    Bisher gab es keine einzige Übungsform mit Ausnahme von 5-10 Minuten Aufwärmtraining, das ab und zu aus Dribbling und Ballbeherrschung im Viereck (durcheinander) besteht und gelegentlich Torschüsse oder Freistöße am Ende des Trainings, was aber eher zur Auflockerung und Gaudi gedacht ist denn als gezielter Trainingsinhalt.

    Trainingsablauf in der Regel: Aufteilung in 2-3 Gruppen
    Rondos mit wechselnden Aufgabenstellungen und Schwerpunkten

    Spielformen mit und ohne Tore
    Abschlussspiel (alle zusammen) auf unterschiedlich großen Feldern

    Es ist faszinierend zu sehen welche Entwicklung die Spieler allein in den letzten 4-5 Wochen gemacht haben und wie die Jungs, die sich vorher zum größten Teil noch nicht kannten schon harmonieren.

    Wir hatten ja vor kurzem die Diskussion, über Übungs-/ Spielformen. Für mich hat sich bestätigt, dass mit den richtigen Spielern ein Training ohne Übungsformen möglich und wahrscheinlich wirklich die beste Wahl ist.

    Ob das bei jeder anderen Mannschaft mit geringerem Ausgangsniveau auch so ist weiß ich aber immer noch nicht.

  • Hier wird ständig von Prinzipien geschrieben?

    Definition von Prinzipien:

    a) Grundsatz, den jemand seinem Handeln und Verhalten zugrunde legt

    b) allgemeingültige Regel, bestimmte Idee, bestimmte Grundlage, auf der etwas aufgebaut ist, nach der etwas abläuft


    Was sind eure Prinzipien? Lese ich die richtig raus?

    Charles De Goal :

    "Grundsatz einer Freilaufbewegung aus dem Deckungsschatten (für IV, AV, 6er, 10er, Flügel, Stürmer), diagonal versetztes Anbieten der 6er/Stürmer (vor allem das warum?!) oder das gegenseitige Absichern/Absinken im Zweikampf (Stürmerverhalten, 6er, Abwehrdreieck, Sichelform)"


    Sind es überhaupt Prinzipien?

    vangaalsnase :

    "Da wirken unzählige kleine Aspekte zusammen, die man unmöglich mit übersimplifizierten Abläufen vermitteln kann."

    Die Aussage unterschreibe ich 100%. Ich gehe allerdings auch davon aus, dass ich sie mit "simplen" Prinzipien auch nicht in den Griff bekomme.


    Deshalb würden mich die Prinzipien mal interessieren. Welche Prinzipien nutzt ihr? Und wie trainiert ihr sie?

  • Definition von Prinzipien:

    a) Grundsatz, den jemand seinem Handeln und Verhalten zugrunde legt

    b) allgemeingültige Regel, bestimmte Idee, bestimmte Grundlage, auf der etwas aufgebaut ist, nach der etwas abläuft

    Dieser Definition folge ich auch. Ich habe im Anhang einige Prinzipien aufgeführt, die ich beim Gegenpressing nutze. Diese sind jedoch keinesfalls abschließend. Ich könnte noch mehr aufführen und das Geflecht bzw. den Prinzipienbaum erweitern, bleibe aber vorliegend nur bei diesen.


    Das erste Prinzip ist, dass schon die Staffelung bei eigenem Ballbesitz entscheidend dafür ist, wie ich nach einem Ballverlust umschalten und den Ball zurückerobern kann. Wenn die Spieler bei eigenem Ballbesitz zu weit auseinanderstehen oder (wie im Falle der N11) zu viele Leute auf einer Linie sind, wird es schwer, den Ball sofort zurückzuerobern, weil die Wege zu weit und die Räume zu offen sind. Zudem sorgen solch schlechte Staffelungen dafür, dass die Wahrscheinlichkeit eines Ballverlustes in Folge eines Fehlasses steigt.


    Wenn meine Mannschaft in Ballbesitz ist, soll sie so gestaffelt sein, dass sie eine numerische und/oder strukturelle Überzahl am Ball hat. Das sorgt dafür, dass jeder Spieler, sofern er am Ball ist, gleich mehrere Kurzpassoptionen hat. Kurzpassoptionen sind technisch weniger anspruchsvoll, was die Gefahr eines Ballverlustes von vorne herein verringert. Darüber hinaus ist es für den Gegner schwer zu antizipieren und Pässe abzufangen, wenn der Ballführer gleich mehrere Passoptionen hat. Gleichzeitig ist der Gegner, wenn er doch den Ball erobert, zunächst in Unterzahl, was es meinen Spielern erlaubt, sofort Druck auszuüben. Für die Schaffung dieser GP-begünstigenden Staffelungen und Strukturen habe ich wiederum weitere Prinzipien. Das würde aber hier den Rahmen sprengen.


    Ein nächstes Prinzip im GP ist, dass der Gegner nicht aus meinen GP-Strukturen ausbrechen darf. Solange der Gegner am Ball ist, ich aber Überzahl am Ball habe, will ich diesen Vorteil natürlich ausnutzen. Da wäre es fatal, wenn es dem Gegner gelingt, aus meiner Vorteilssituation auszubrechen. Um das zu verhindern, nutze ich weitere (Sub- oder Unter-)Prinzipien. So sollen meine Spieler ihren Vorteil dazu nutzen, aus möglichst vielen Richtungen Druck zu machen, damit dem Gegner am Ball die Zeit fehlt, sich zu orientieren und seine Mitspieler zu sehen, weil er nur damit beschäftigt ist, den Ball nicht zu verlieren. Gleichzeitig dient dieses Unterprinzip dem Prinzip der schnellen Ballrückeroberung.


    Ein weiteres Unterprinzip ist das Abdecken möglicher Verlagerungsräume für den Gegner. So stelle ich Räume und/oder Gegenspieler, über die der Ballführer potentiell ausbrechen und verlagern könnte, in den Deckungsschatten (Sub-sub-Prinzip). Dabei spielt situativ das bogenförmige Anlaufen eine wichtige Rolle.


    Das Zusammenspiel dieser Prinzipien und Unter-Prinzipien sorgt dafür, dass der Gegner keine Zeit am Ball hat. Er hat ständig Stress und kommt nicht aus dem für ihn nachteiligen Raum. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Ballrückeroberung.


    Das ist nur ein recht grober Anriss dieser Thematik, aber ich denke, er verdeutlicht ganz gut, was mit Prinzipien gemeint ist.


    Um das zu trainieren, nutze ich Positionsspielformen, in denen die Teams unterschiedliche Ziele verfolgen (siehe Anhang. Hatte ich schon mal in einem anderen Thread geposted). Ein Team spielt auf Ballhalten, während das andere nach Balleroberung auf Tore abschließen soll. Die Tore simulieren die Verlagerungsräume, um aus den GP-Strukturen auszubrechen. Gleichzeitig werden in dieser Spielform diejenigen Prinzipien vermittelt, die für den Spielaufbau entscheidend sind. Aber wie gesagt: die lasse ich mal unerwähnt, weil es einfach sehr viele sind.


    Natürlich erkläre ich meinen Spielern nicht jedes noch so kleine Prinzip. Die meisten sind nur für mich als Trainer relevant, um Spielformen zu entwerfen, mit deren Hilfe, ich die Spieler in Situationen bringe, in denen die Prinzipien notwendig sind. Also alles rein implizit. Trotzdem coache ich natürlich so etwas wie: „wir wollen den Gegner nicht ausbrechen/entkommen lassen“.


    Über all meinen Prinzipien schwebt stets das „Prinzip der kurzen Wege“. Je weniger Abstand meine Spieler zum Ball haben, desto mehr Passoptionen bestehen, desto besser sind sie nach Ballverlusten abgesichert und desto eher sind sie in Überzahl und können so Druck gegen den Ball erzeugen, wenn der Gegner ihn hat. Natürlich sollen sie nicht alle auf einem Haufen stehen, aber das klassische Ziehharmonikaprinzip (bei gegnerischem Ballbesitz Raum eng machen. Bei eigenem Ballbesitz den Raum öffnen) finde ich halt unpassend, weil es meinem ersten GP-Prinzip widerspricht.


    Bei Interesse werde ich mal etwas zu meinen Prinzipien bei eigenem Ballbesitz schreiben, aber das wird eine Weile dauern.

  • Es sind mehr so Ableitungen der Leitlinien des DFB (Offensiv und Defensiv, es gibt auch noch ein Allgemeines Schaubild, welches ich gerade nicht finde). Man kann vieles verteufeln und als Weltfremd ansehen, was der DFB macht. Aber ich stimme grundsätzlich vielen dieser Leitlinien zu und habe mich anfangs nach der B-Lizenz sehr daran orientiert. Ich habe eine Saison lang für jedes Spiel drei Punkte herausgesucht, auf das die Spieler ein besonderes Augenmerk legen sollten.


    Daraus habe ich dann aber für mich eine eigene Philosophie mit "Signalwörtern" abgeleitet, die kurz und knapp meine Prinzipien festlegen.

    Beispielsweise sind das:

    - versetzt anbieten (niemals auf einer Höhe oder einer Breite mit dem Mitspieler anbieten)

    - diagonal andribbeln (um den Gegner zu zwingen, in zwei Richtungen zu verschieben)

    - gegenseitig absichern (ob im Pressing oder in der Viererkette, gilt auch für Abwehrdreieck und Sichel)

    - Angebote schaffen (immer helfen wollen, egal ob direkt anbieten oder indirekt Räume schaffen)

    - Reihen überspielen (sowohl im Spielaufbau, als auch im letzten Drittel vertikale/diagonale Pässe suchen)


    Für uns und unser System sind diese fünf beispielhaften Prinzipien überall auf dem Feld gültig. Natürlich kann man darüber diskutieren und andere Trainer sehen vielleicht auch etwas davon anders. Für uns ist aber alles klar, jeder Spieler weiß es und es weiß auch jeder, was der andere tut, weil er auch danach handelt.


    Ich nehme mir eins dieser Themen für ein Training vor und baue Aufwärmen, Übungs- und Spielformen nach dem Schema auf. Darin wird ständig gefordert, nach diesem Prinzip zu handeln. Am Ende gibt es dann eine große Spielform, in der man Vorteile hat, wenn man das Prinzip anwendet und leider nicht so gut klarkommt, wenn man es nicht anwendet (z.B. langes enges Spielfeld mit 2-2-2-2-System für vertikale Pässe zum Reihen überspielen). Da kann es dann jeder machen, wie er will, aber wird gezwungenermaßen merken, dass das Prinzip keine schlechte Idee ist.


    Wir fahren ganz gut damit und wenn ein Spieler auf dem Feld es mal vergisst oder nicht gut macht, reicht es, ihm "Versuch die erste Reihe zu überspielen" zuzurufen.


    Aber viel wichtiger - unabhängig davon, ob die einzelnen Prinzipien gut oder schlecht sind - ist noch, überhaupt sowas im Mannschaftssport zu haben. Denn das schafft Teamgeist und ein Rad greift ins andere.


    EDIT: Die übergeordneten Leitlinien findet ihr hier!

  • vangaalsnase und Charles De Goal : Vielen Dank für die Ausführungen.


    vangaalsnase : das Prinzip "GP-Strukturen bei eigenem Ballbesitz" kann ich nachvollziehen. Ich habe nur mein Problem damit, dass wenn der Gegner das auch so macht, dass sich dann eine "Pressingwalze" über das Spielfeld schiebt. Und ja, da hätte ich dann gerne, dass meine Spieler es schaffen aus der GP-Struktur auszubrechen - auch wenn das auf Kosten des Prinzipes "GP-Strukturen bei eigenem Ballbesitz" geht.

    Der DFB ist aus meiner Sicht mit seinen offensiven Leitlinien hiervon nicht weit entfernt:

    "Mit und ohne Ball Gegner binden, ohne Ball anspielbar sein oder Zugriff auf den Gegner haben!"

    Hier wird auch in Ballbesitz bereits an den Ballverlust gedacht.


    Mir persönlich gefällt der Satz "bei gegnerischem Ballbesitz Raum eng machen. Bei eigenem Ballbesitz den Raum öffnen" (Raum groß machen) schon - allerdings nicht als Ziehharmonika-Prinzip sondern eher wie die Leitlinie "Raum so tief wie möglich und so breit wie nötig aufteilen!" - Ziehharmonika interpretiere ich mit breit machen und an den Seitenlinien steht kein Tor. Wenn ich allerdings die Länge/Tiefe auch nütze, komme ich näher zum Tor. (viele Trainer und Spieler haben dies allerdings nicht auf dem Schirm, wenn sie von groß machen sprechen - viele sprechen ja auch explizit von breit machen).


    Noch etwas zu den kurzen Pässen und der höheren Wahrscheinlichkeit, dass sie ankommen. Für den einzelnen Pass stimmt das 100%ig. Wenn ich allerdings 10 kurze Pässe benötige um einen Raumgewinn zu bekommen wie bei einem langen Pass, könnte die Wahrscheinlichkeitsrechnung auch umschlagen (1 von 10 langen Pässen -> 10%; Kurzpassquote von 80% führt bei 10 Pässen auch zu knapp 11% (hoffentlich habe ich gerade richtig gerechnet ;))).

  • Noch etwas zu den kurzen Pässen und der höheren Wahrscheinlichkeit, dass sie ankommen. Für den einzelnen Pass stimmt das 100%ig. Wenn ich allerdings 10 kurze Pässe benötige um einen Raumgewinn zu bekommen wie bei einem langen Pass, könnte die Wahrscheinlichkeitsrechnung auch umschlagen (1 von 10 langen Pässen -> 10%; Kurzpassquote von 80% führt bei 10 Pässen auch zu knapp 11% (hoffentlich habe ich gerade richtig gerechnet ;) )).

    Außerdem dauern 10 kurze Pässe länger als ein langer Pass. Und die Fehlerquote bei Annahme und Pass multipliziert sich mit jeder Station.


    ABER: Der Gegner muss auch bei jedem Pass reagieren und kann Lücken öffnen oder Fehler machen, auf die man dann spontan reagieren kann.


    10 kurze Pässe sind also sowohl bei Flexibilität, als auch bei Fehlerwahrscheinlichkeit höher!

  • Der Thread wurde ja ein bißchen vermengt, durchaus interessant, aber es ging ja zuletzt nicht mehr um Deutschlands Auftreten bei bei der EM und inzwischen gibt es ja sinnvollerweise einen neuen Thread die Zukunft des deutschen Fussballs.


    Inzwischen hat sich ja Müller aus der Deckung gewagt und subtil, aber doch deutlich den Bundestrainer und dessen Taktik kritisiert.


    Die Leistungen kann man vor den Halbfinals mM nach auch nicht mehr schönreden, die Ergebnisse (4 Punkte und Platz 2 in der Gruppe) waren ja fast noch das beste.

    Wenn man sieht, wie andere Teams fighten und heute und morgen auch fighten werden, dann haperte es bei Deutschland ja schon am grundlegenden. Denn den bedingungslosen Fight habe ich in keinem Spiel gesehen. Überhaupt nicht vergleichbar mit anderen Teams.


    Von passender oder funktionierender Taktik schon gar nicht.

    Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass ein/der Grund an den wenigen Wechseln des Bundestrainers darin begründet liegt, dass er ja gar keine Idee hatte, was er taktisch anders machen will. Und da wir dazu im Vergleich sehr langsames Tempo gespielt haben, musste er auch nicht mal wegen Müdigkeit/Frische wechseln.

    Macht für mich leider wirklich Sinn diese Aussage.

    Da darf man erstmalig 5 +1 Wechsel vollziehen, andere Teams - die in der Breite definitiv schwächer besetzt sind - reizen das voll aus und wir wechseln im KO Spiel, das definitiv nicht gut läuft einmal in der 70. Minute positionsgetreu und dann erst wieder in den Schlussminuten.

    So kann man keinen Erfolg oder Glück erzwingen, so kann man nur hoffen, irgendwie Glück zu haben.


    Es ist echt bedauerlich, dass wir 3, eher 5 Jahre (vlt sogar 7) verschenkt haben, weil man an Jogi festgehalten hat.

    In 1,5 Jahren ist bereits die WM, da muss Flick jetzt gut arbeiten, da ein Team zusammenzubekommen, dass ins HF kommt. Wenigstens ist die Qualigruppe wirklich sehr einfach, die Quali werden wir wohl schaffen.


    Die WM hat zumindest für mich einen viel höheren Stellenwert als eine EM, so hoch, dass ich analog den Olympioniken in 4 Jahreszyklen denken/arbeiten würde mit einen Highlight/einer Zwischenstation der EM nach 2 Jahren, wo man schon auch erfolgreich sein will, aber nicht alles dem kurzfristigen Erfolg unterordnen sollte, sondern die WM als Fixpunkt immer im Auge haben sollte.

    Das bedeutet natürlich einen Trainer, der 4 Jahre bleibt und nach einer WM muss der Kader so gestaltet werden, dass man sich entscheidet, ob man mit den Spielern auch in 4 Jahren noch antreten will. Man muss sich also nach jeder WM von einigen alten Recken trennen, sich auf einige Fixpunkte festlegen/konzentrieren, um die man das neue Team herum aufbaut.

    Ist vlt eine kontroverse Meinung, aber so denke ich. Eine möglicherweise mäßige EM nehme ich gerne in Kauf, wenn der Plan auf die WM zugeschnitten ist und das Team dort dann alle 4 Jahre wirklich ein funktionierendes Team ist, Leistung abliefert - auch wenn man immer ein KO-Spiel verlieren kann.

    Aber eben nicht so, wie die 7 Spiele der letzten beiden Turniere bzw. oder meinetwegen 6/7, wenn man das Portugalspiel als gelungen wertet.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • Wer hätte denn Jogi ausgetauscht?

    Bierhoff? Der keine bessere Idee hat, als nach dem EM Aus für 2022 eine schlagkräftige Mannschaft zu fordern. Wo war der in den letzten Jahren? Wer ist denn für den Trainer verantwortlich gewesen? Kommt bestimmt noch eine PK, wo er dann erklärt, war doch von den Zahlen eine tolle EM. (Dezember 2020)


    Durch wen ausgetauscht? Hitzfeld? Heynckes?

    Leichte Gruppe? Wir haben ja schon die erste Niederlage.


    Das es auch anders ging/geht, war 2017 beim Confed Cup zu sehen. Nicht die Ergebnisse, sondern die Spielweise.

    Oder die Mannschaft bei Olympia 2016.

    Die U21, von den letzten 3 EM Turnieren 2 gewonnen und einmal zweiter.

  • Meiner Meinung nach war die größte Fehleinschätzung, dass man das ausscheiden 2018 falsch interpretiert hat. Damals lag es definitiv nicht an der falschen Taktik (Ballbesitz vs. Umschaltspiel), sondern eindeutig an der Einstellung (Überheblichkeit) und mangelnder Fokussierung in großen Teilen der Mannschaft und im Trainerstab.

    Statt hier anzusetzen hat man die Spielidee komplett in den Boden gestampft und einen Underdog-Fußball eingeführt, der für Frankreich zufällig 2018 aufgegangen ist. Wo man mit der Art zu spielen landet haben die Franzosen ja bei der EM gezeigt, deren ausscheiden beim betrachten der individuellen Klasse der Spieler ja eigentlich noch blamabler ist als das der Deutschen. Spanien und Italien haben gestern und während der EM gezeigt, wie man ein Turnier mit attraktivem pro-aktivem Fußball erfolgreich gestalten kann. In beiden Teams sind sicherlich talentierte Spieler, aber ihnen individuell größeres Talent zuzuschreiben als den deutschen Spielern wäre falsch. Was sie gemeinsam haben ist eine klare Spielidee, die mehr beinhaltet als hinten dicht und vorne Glück haben (auch, wenn das bei den Italienern gestern so ähnlich wirkte aufgrund der spanischen Überlegenheit).
    Passend dazu die Analyse von Ralf Rangnick.
    LINK-Rangnick

    ein ganz wesentlicher Satz dabei:
    "Ich sage seit Jahrzehnten: Taktische Grundordnungen sind nur ein Vehikel, und sie müssen immer zum Spielermaterial passen. Auf dem Niveau einer EM sollten möglichst alle elf Spieler auf ihrer 1a-Position auflaufen. Das war bei der deutschen Elf sicher nicht der Fall."

    Beispiel Stürmer: sicher kommt Vollands Talent nicht an das von Gnabry ran. Trotzdem ist er der bessere Zentrumsstürmer von beiden, weil Gnabrys 1A Position eben woanders liegt.
    Kroos und Gündogan funktionieren, weil sie im Verein von Casemiro und Rodri abgesichert werden. Beide haben sich bemüht der Doppelrolle als Abfangjäger und Spielmacher gerecht zu werden, konnten mit der Aufgabe aber einfach nicht gut aussehen.
    Ein Nationalmannschaftskader muss wie ein Vereinskader zusammengestellt werden.
    Man kann nicht einfach die 23 besten Spieler mitnehmen, sondern benötigt für jede Position des Systems die bestmöglichen zwei. (wenn man aber kein klares System hat, ist das gar nicht so einfach).
    Klar ist es für den einzelnen Top-Spieler ärgerlich, wenn er nicht mitgenommen wird, weil auf seiner Position zwei andere besser sind, aber es macht das Team doch nicht besser, wenn man einen Mittelfeld-/ Flügelspieler
    ins Sturmzentrum stellt oder einen 6er auf rechts, nur damit alle die es verdient hätte dabei zu sein berücksichtigt werden können.

  • Wenn man gestern das Italien : Spanien Spiel ansah, muss ich echt gestehen, das wir extremst LEIDENSCHAFTSLOS gespielt haben. Was dani Olmo für eine Laufleistung bot ist schon ein Hammer. Aber auch die Azuros waren richtig gut. Aus wenigen Chancen viel gemacht. Ich verstehe eigentlich noch nicht warum wir so Leidenschaftslos wirken. Das zieht sich schon seit 2018 so hin. Irgendiw wird das alles so runter gespielt. Jeder gibt wahrscheinlich das Beste aber irgendwie ohne Leidenschaft. Das verkörpert Sane und Gnabry. TOP Kicker aber einfach NULL Leidenschaft derzeit.

  • Ich hab mir mal die Statistiken angeschaut. Deutschland stand im gesamten Tunier 7x im Abseits. Für mich ist das ein klares Zeichen, dass man Tore schiessen als optional angesehen hat. Wenn ich Chancen herausspielen will steh ich halt mal im Abseis, so what! Wenn ich 30m vor dem Tor den Ball hin und herspiele passiert das nicht. Italien stand übrigens allein gestern 8x im Abseits.

  • Flick hat ja gerade erst bei Bayern bewiesen, was ein Trainerwechsel bei gleichem Kader bewirken kann. Ich denke auch dass wir uns von der Qualität der Spieler her nicht verstecken müssen, sie müssen nur halt richtig eingesetzt sein. Da kann man jetzt Hoffnungen haben, dass sich was tut.