Nachwuchsreform im Deutschen Fussball

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  • Man muss die Reformen auch ein bisschen als Erziehungsmaßnahme für all die Joystick- und Brülltrainer sowie Eltern und Funktionäre ansehen. Wir müssen in Deutschland eine andere "Kultur" leben, wenn es um die Begleitung von Kindern und Jugendlichen im Sport geht. Anstatt auf Erfolge aus zu sein und die Kinder anzuschreien, wenn sie (angeblich) Fehler machen, sollte man mal im Sinne des Straßenfußball einfach nur die Kinder machen lassen. Es geht darum, dass sie Bewegungserfahrungen sammeln und nicht, dass sie aus der F-Jugend als "fertige Spieler" hevorgehen. Das haben leider noch immer sehr viele Erwachsene nicht verstanden; also muss man da gegensteuern. Und dafür sind die Reformen (zumindest auf dem Papier) durchaus geeignet.


    Schon bei den Allerkleinsten herrscht zum Teil eine aggressive Atmosphäre auf den Sportplätzen. Man hat da oft den Eindruck, dass irgendwie alles extrem wichtig ist; nur nicht die Kinder. Allein dafür lohnen sich diese Reformen.

  • Also wenn es darum geht, dass man einen Drop-out irgendwo zwischen D und C Jugend verhindern möchte, dann lässt sich das ja recht einfach messen. Wieviele gemeldete Mitglieder eines Jahrgangs fangen mit Fussball in der G oder F an und wieviele davon sind in der C noch dabei. Das Ganze vor Einführung und nach fünf bzw zehn Jahren.


    Persönlich frage ich mich aber ob der Drop-out real ist. Die ständig steigenden Mitgliedszahlen des DFB lassen zumindest Zweifel zu. Ich denke nicht, dass sich viele 50-jährige anmelden und umgekehrt verschwinden Abgewanderte halt auch aus der Tabelle. Das sollte sich doch auch in der Statistik niederschlagen, oder?


    Grundsätzlich habe ich gar nichts gegen Funino im Training. Ich sehe in Bezug auf die angesprochenen Probleme das Thema aber eher bei den Vereinen und Trainern. Egal wie gut der Ansatz mit Funino sein mag, steht und fällt alles mit Trainern. Gibt es nicht genug, ist es egal wie Du trainierst oder ob am Wochenende Punkte oder Grashalme gesammelt werden.

  • Topepe Hier mal ein paar Statistiken aus dem FLVW


    Mannschaftsstatistik Jugend 2022/23 [pdf]


    Interessant übrigens, dass ursprünglich bei den Bambinis mit 11 gegen 11 gestartet wurde.

    Wenn ich nur auf die Zahlen und die Entwicklung schaue (Seite 18 von 49) könnte ich sogar mutmaßen, dass durch die Einführung des 7 gegen 7 die Bamini-Teams erst so richtig aus dem Boden geschossen sind. Vorher das 11 gegen 11 war relativ lange auf einem niedrigen Niveau konstant.


    Auf Seite 6 findest du Zahlen zur Fluktuation über alle Altersklassen hinweg -> Stichwort Drop-Out.

  • Also wenn es darum geht, dass man einen Drop-out irgendwo zwischen D und C Jugend verhindern möchte, dann lässt sich das ja recht einfach messen. Wieviele gemeldete Mitglieder eines Jahrgangs fangen mit Fussball in der G oder F an und wieviele davon sind in der C noch dabei. Das Ganze vor Einführung und nach fünf bzw zehn Jahren.


    Persönlich frage ich mich aber ob der Drop-out real ist. Die ständig steigenden Mitgliedszahlen des DFB lassen zumindest Zweifel zu. Ich denke nicht, dass sich viele 50-jährige anmelden und umgekehrt verschwinden Abgewanderte halt auch aus der Tabelle. Das sollte sich doch auch in der Statistik niederschlagen, oder?

    Der erste Punkt hat viele Einflüsse.

    Z.B. auch Schulreformen.


    Die Welt der Kinder und Jugendlichen besteht nicht aus vielen Konstanten und einer Variablen Fußball um das "messen" zu können.



    Der zweite Punkt enthält aktive oder auch passive Mitglieder der Fußballvereine?

    Und wer zählt als Aktiver?

    Wer einen Spielerpass hat, oder wer einmal in der Saison auf dem Spielberichtsbogen auftaucht?

    Bei Spielerpässen ist es durchaus denkbar, dass viele "Leichen" über viele Jahre hinweg weiter geführt werden. Zum einen, weil es z.B. in Bayern nichts jährlich kostet sie beizubehalten und das offizielle abmelden Aufwand bedeutet.

    In unserem Verein z.B. bestehen Spielberechtigungen ewig weiter.



    Wie du sehen kannst, wenn du möchtest, ist es vielleicht doch nicht alles so einfach zu zählen wie man sich das wünschen würde

  • Topepe : Beispiel Bayern - DFB-Mitgliederstatistiken findest du hier

    2003: Zahl der Mannschaften Junioren (15-18 Jahre): 3.515; Junioren (bis 14): 15.336 (Mitglieder: 108.885/232.742)

    2013: Zahl der Mannschaften Junioren (15-18 Jahre): 3.253; Junioren (bis 14): 13.556 (Mitglieder: 130.888/264.339)

    2023: Zahl der Mannschaften Junioren (15-18 Jahre): 2.502; Junioren (bis 14): 13.299 (Mitglieder: 102.543/259.829)


    Die ständig steigenden Mitgliedszahlen des DFB lassen zumindest Zweifel zu.

    Die Mitgliederzahlen zwischen 2003 und 2013 sind gestiegen. Die Mannschaften wurden weniger. Wir haben auch von 2003 zu 2023 mehr Mitglieder bei den bis 14-jährigen und dennoch weniger Mannschaften.

  • Man muss die Reformen auch ein bisschen als Erziehungsmaßnahme für all die Joystick- und Brülltrainer sowie Eltern und Funktionäre ansehen....

    Und mit derartigen Erziehungsmaßnahmen soll es gelingen, die für das ganze System unverzichtbaren Papatrainer bei der Stange zu halten, bzw Neue zu gewinnen?

    Topepe Hier mal ein paar Statistiken aus dem FLVW

    Das Zitat von Linksfuss zeigt jedenfalls deutlich, dass die an gedachten Parameter tatsächlich gemessen und analysiert werden können. Ob die Reformen die Aktivität des Organisierten KIFUS steigern und/oder zu mehr oder weniger Drop Out führen. wird sich so feststellen lassen. Dass man bei der Analyse Sondereffekte wie zBsp Corvid berücksichtigen muss, versteht sich von selbst.

    OK, verstanden, es geht also um Ideologie und nicht darum was wirklich sinnvoll ist .....


    Welche Ideologie?

    Was ist denn wirklich sinnvoll?

    Ideologisch ist es mE Funino und andere "radikale" Reformen trotz großer Bedenken und gegen den Willen von großen Teilen der Basis als allseligmachendes Heilmittel zu verkaufen und wie auch hier zum Teil argumentiert wird, die Nachteile und die Möglicheit negagtiver Auswirkungen einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Eine möglichst einfache Kompromisslösung wäre besser gewesen


    "Wirklich sinnvoll" wäre, wenn du schon fragst meiner Meinung nach (stark verkürzt):

    - 3 g 3 bei den Bambinis, Spielfeste, Kleintore

    - 5 g 5 in der F-Jugend Handballtore, Fairplay Liga

    - 7 g 7 in der E-Jugend, Kleinfeldtore, Ligabetrieb

    Keine Alternativen im Ligabetrieb, kein Norwegermodell

    Funino nur auf Spielfesten, die nicht über den Verband organisiert werden

  • Ich frage mal weiter. Was wäre "wirklich sinnvoll" dann für die D, C, B und A-Jugend?


    Beziehst du das "Keine Alternativen im Ligabetrieb, kein Norwegermodell" auf die Bambini bis E-Jugend?

    Spielfest heißt bei dir 3 gegen 3 auf 2 Tore oder? FUNino (4 Tore) wäre dann für private Festivals oder?

    • Laut Leitfaden sind genau die Spielformen in den Altersklassen möglich, die du sinnvoll findest.
    • Auch die Tore passen zur entsprechenden Spielform wie von dir gefordert. Von den Handballtoren* mal abgesehen, dafür gibt es dann höhenreduzierte Jugendtore. Sprechen wir von Handballtoren in der Wertigkeit aktueller Jugendtore, dann komme ich pro Tor nach einer kurzen Recherche im Web auf ca. 850 Euro. zzgl. Kippsicherung liegt man da bestimmt bei 1.300 Euro pro Tor. Deinen Gedanken von Toren in Kindergröße finde ich übrigens sehr sympathisch, könnte mir jedoch vorstellen, dass das schon auch ein Hemmnis für den dfb war und sie diesen Gedanken dann verworfen haben aufgrund der Kosten.
    • In der E-Jugend ist ein Ligabetrieb optional vorgesehen (also nicht explizit ausgeschlossen).
    • Norwegermodell war mir in den Altersklassen erstmal kein Begriff. Konnte ich im Netz für die Altersklassen nichts finden. Weder, dass das bis jetzt in den Altersklassen praktiziert wurde. Noch, dass das Teil der aktuellen Reform ist.
    • "Funino nur auf Spielfesten". Diese Forderung käme dann in deiner Wunschliste ja auch nur für F-Jugend in Frage. In den Bambinis bist du ja auch für Spielfeste und in der E-Jugend hat der DFB kein Funino mehr vorgesehen.

    D.h. die radikale Reform, die du u.a. gegen deinen Willen durchgesetzt siehst, beläuft sich im Grunde auf die Organisation und den Spielbetrieb in der F-Jugend (du findest Fairplay Liga sinnvoll <-> Leitfaden besagt Festivalform)?

    Und diese Auswirkung willst du in den kommenden Jahren aus den Kinderzahlen im F-Jugendalter herauslesen?

    In der FLVW-Statistik sind die Zahlen bei den F-Junioren seit ca. 2004 kontinuierlich rückläufig. Nur jetzt ganz zum Schluss zeigte die Tendenz wieder nach oben.

  • Große Teile der Basis sind da nicht dagegen, zumindest nicht an der Basis wo ich herkomme.

    Niemand verkauft es als Heilmittel. Wirklich niemand. Kleine Spielformen sind für kleine Kinder besser in jeglicher Beziehung. Trainierst du Kinder? Hast du einen Trainerschein?


    Das was du sinnvoll findest ist bei uns im badischen Fussballverband schon seit 2 Jahren standard und auch im Prinzip das was der DFB einführen möchte. Kein Norwegermodell ab der C Jugend oder wie ist das gemeint? Das Modell gibts ja auch bei den Senioren und ist dem Mannschafts- und Spielerschwund geschuldet. Dass auch eine Mannschaft mit 8 Spielern spielfähig ist und nicht abgesagt werden muss. Lieber 7vs7 oder 8vs8 als gar nicht Fussball spielen. Ist jetzt aber auch nix was die Reform ausmacht.


    Bei uns spielen die Bambini auf Spielfesten 3vs3 auf 2 oder 4 Minitore und die F Jugend 4+1 auf abgehängte Jugendtore oder/und Funino, ab der E Jugend 5+1. Spielerzahl , Torgröße und Spielfeld steigt alles mit dem Alter.

  • Und mit derartigen Erziehungsmaßnahmen soll es gelingen, die für das ganze System unverzichtbaren Papatrainer bei der Stange zu halten, bzw Neue zu gewinnen?

    Ich würde mal behaupten, dass genau dadurch die Möglichkeit besteht mehr Elterntrainer zu gewinnen, weil es durch die Spiel- und Trainingsformen doch einen viel leichtern Einstieg ins Trainergeschäft gibt.

    Ich muss mir nicht stundenlang Übungen ausdenken, die ich vormachen und nachmachen lassen muss und dabei aufpassen, dass die Kids aufmerksam sind und sie es richtig machen.

    Es gibt nicht das eine Spiel am "Matchday" für das ich mir eine Aufstellung und Taktik überlegen muss.

    Ich muss nicht darüber nachdenken wer Stammspieler und wer Ersatzspieler ist.

    Ich brauche keine Strategie wie ich den schwächeren erkläre, dass sie heute wieder nicht oder nur kurz zum Einsatz kommen bzw. muss den Stars und deren Eltern nicht erklären, warum sie bzw. deren Kind heute mal aussetzt, weil auch die schwächeren Spielzeit benötigen.

    Es gibt kein Kompetenzgerangel wer Chef- und wer Co-Trainer ist, was es viel leichter macht, dass Trainerteams auf Augenhöhe die Kinder betreuen und beaufsichtigen.

    Alle Kinder können mit der gleichen Intensität und Begeisterung trainieren.

    Am Ende werden vermutlich die Stärkeren trotzdem mehr Intensität reingeben und sich auch besser und schneller entwickeln. Das ist aber auch gut so, weil wir neben der Breite mit dem System ja auch die Spitze fördern wollen.


    Also ich als ehemaliger Vatertrainer hätte mir für den Start meiner Trainerlaufbahn genau dieses "Biotop" gewünscht.
    Voraussetzung: ausreichend ähnlich für das Konzept aufgeschlossene gleichberechtigte Trainer / Betreuer an meiner Seite und auf der "Gegenseite".

  • Das Zitat von Linksfuss zeigt jedenfalls deutlich, dass die an gedachten Parameter tatsächlich gemessen und analysiert werden können. Ob die Reformen die Aktivität des Organisierten KIFUS steigern und/oder zu mehr oder weniger Drop Out führen. wird sich so feststellen lassen. Dass man bei der Analyse Sondereffekte wie zBsp Corvid berücksichtigen muss, versteht sich von selbst.


    Nochmal:


    Nein.


    Es wird sich nicht messen lassen.


    Es gibt zu viele Einflüsse auf die Freizeitgestaltung der Kinder


    Z.B. Beispiel Bayern:

    Gymnasium von 9 auf 8 Jahre verkürzt: mehr Nachmittagsunterricht - weniger Zeit für Hobby/Fußball

    Jetzt wieder von 8 auf 9 verlängert: weniger Nachmittagsunterricht - mehr Zeit für Hobby/Fußball


    Es werden in den nächsten Jahren also auch ohne Reform, alleine aufgrund der mehr zur Verfügung stehenden Zeit, mehr Jugendliche Fußball spielen können.


    Wie rechnet man diesen Einfluss auf die Statistik raus?




    Die Zahlen über Mitglieder des DFB oder BFV haben keine Aussagekraft, weil

    - Mitglied im Fußballverein zu sein, bedeutet nicht, dass man aktiv Fußball spielt.

    - Einen Spielerpass zu besitzen bedeutet nicht, dass man aktiv Fußball spielt.

  • Funino soll den Jungs den Straßenfußball zurückgeben.

    Ich war früher ab der D-Jugend nicht mehr im Fußballverein, weil wir zu zweit als jüngerer Jahrgang in der Mannschaft nur als kleine geärgert wurden.

    Aber ich habe trotzdem wahrscheinlich deutlich mehr Zeit auf dem Fußballplatz verbracht als die meisten Jungs "Breitensport" heute.



    Zum Thema Drop-Out:

    Es wird einfach immer einen gewissen Drop-Out geben. Und mit Bambini-Fußball-Angeboten, die es früher nicht gab, steigert sich der Drop-Out.

    Das darf aber nicht einseitig als negativ ansehen. Bambini-Fußball ist doch auch eine Menge Kinderbelustigung bzw. Kinderturnen. Da geht es doch nicht um Fußball, sondern eher um Sport als um Ballgewöhnung.

    Und wenn da dann irgendwann die Kinder/Jugendlichen mit beginnendem Teenager-Alter entscheiden, dass Fußball nicht so viel Spaß macht, dann ist die Entscheidung auch OK.

    Früher ging es erst in der F- oder E-Jugend los. Und es war reines Fußballtraining Old-School, als nur mit Ball dribbeln, sprinten, Abschlussspiel. Keine Bespaßung, der Spaß war das Fußballspiel an sich. Wer keinen Fußball mochte, war nicht dabei.

    Und früher gab es Fußball, vielleicht noch Tennis und dann war auch schon Ende. Heutzutage gibt es meistens auch diverse Alternativsportarten.


    Mein Fazit:

    Natürlich gibt es einen Drop-Out, der zu verhindern ist. Z.B. durch schlechtes Training, schlechte Trainer, schlechtes Umfeld und schlechte Bedingungen.

    Aber man muss auch die herausrechnen, die einfach aufhören, weil für sie Fußball nicht der Nr. 1 Sport ist.




    Thema Funino/Nachwuchsreform:

    Ich bleibe dabei, dass ich kein großer Fan von Funino-Spieltagen als kompletter Ersatz von Spielen auf 2 Toren bin.

    - Gerne als Festivals neben den Spieltagen

    - Gerne auch für Ersatzspieler auf zweitem Feld neben dem Spiel.

    - Sehr gerne im Training

    - Hier sehe ich auch nach wie vor den Hintergrund der Reform: Viele Trainer trainieren schon im Kleinkinderbereich für das "Meisterschaftsspiel". Und wenn man 7:7 spielt, trainieren sie auch 7:7. Genau für diese Trainer, damit sie im Training kleine Felder machen, finde ich Funino wiederum sinnvoll.




    Abgehängte oder noch kleinere (Jugend-)Tore:

    - Finde ich absolut sinnvoll, damit ein kleiner Torwart auch eine Chance hat!!! Jugendtore sind mindestens bis zur F-Jugend viel zu groß.

    - Hier gibt es den interessanten Vergleich, dass Manuel Neuer ein Tor von 30x4 Meter haben müsste, um es mit Bambini-Fußballern zu vergleichen (Warum Jugendtore für G- und F-Junioren überdimensioniert sind – Kickplan)




    Kleinere Mannschaften, z.B. 5:5:

    - Finde ich (grundsätzlich) sehr sinnvoll, wenn die Vereine dann aber auch ihre Mannschaften entsprechend anpassen oder wenigstens aktiv Ersatzspielfelder aufbauen.

    Damit meine ich, früher beim 7:7 hatte man optimale Kader von z.B. 10-11 Kindern. Dann haben 7 gespielt und 3-4 waren Ersatz.

    Heutzutage sind beim 5:5 bei einem gleichen Kader 5-6 Spieler Ersatz:

    - Wenn die Jungs sinnvolle Übungen neben dem Spieltag machen, z.B. noch ein Feld 5:5, Funino-Felder oder ähnliches. Dann Top.

    - Wenn die Kader doch keiner sind, z.B. nur 8 Spieler, dann Top.

    - Wenn die Kader gleich sind und plötzlich 5-6 Jungs nur auf der Bank sitzen, dann sehe ich den Mehrwert nicht.




    Fehlende Tabellen/Meisterschaften:

    - Tabellen/Meisterschaften benötigt man nicht, wenn man Spieler "langfristig" ausbilden möchte.

    - Ausnahme Leistungsfußball: Aus meiner Sicht sollte es ab der E-Jugend in den obersten Ligen Tabellen geben. Von mir aus die oberste Liga des Landkreises oder ähnliches.

    - Gute Sportler wollen und sollten sich aus meiner Sicht auch vergleichen dürfen.

    => Bei aller gutgemeinten (gesellschaftlichen) Integration in allen Bereichen muss immer auch ein Auge darauf geworfen werden, ob wir nicht die "Leistungsträger" verlieren.


    => Ich persönlich war z.B. nie der Top-Leichtathlet, sondern immer "nur" oberes Mittelfeld. Trotzdem habe ich mich damals gerne mit den Besten verglichen (z.B. im 50/100 Meter-Sprint). Einfach im Glauben, es ausnahmsweise mal schaffen zu können. Und wenn dann im Finale die Besten 2/3/4 Sprinter (ohne mich!!!) noch einmal angetreten sind, dann war der Sieger superstolz und es gab im Finale auch keine Verlierer, alle waren gut.


    Tatsächlich finde ich es "Gesamtgesellschaftlich" schon erschreckend, dass Leistung ein immer mehr negativ besetzter Begriff ist. Aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema....

  • Tatsächlich finde ich es "Gesamtgesellschaftlich" schon erschreckend, dass Leistung ein immer mehr negativ besetzter Begriff ist. Aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema....

    Bezogen auf den Fußball und Tabellen kommt das Thema: "Leistung ist negativ besetzt" aber irgendwie auch falsch rüber.

    In der Leichtathletik ist es relativ einfach Leistung zu beurteilen (mal abgesehen davon, dass wie in jeder Sportart die Altersmäßige Einteilung von Klassen aufgrund der schwankenden körperlichen Entwicklung immer problematisch ist).

    Aber grundsätzlich versucht jeder das Optimum aus sich herauszuholen und seine bestmögliche Leistung zu bringen.

    Dabei gibt es Sieger und Verlierer. Jeder der sich anmeldet kann teilnehmen. Es gibt keinen Abstieg und auch keine taktischen Möglichkeiten einen Abstieg zu verhindern. In der Regel gibt es z.B. Vor- und Endläufe und im Idealfall auch einen Hoffnungslauf mit den langsameren der Vorläufe, so dass im Wettkampf jeder Teilnehmer auf annährend gleiche Einsatzzeiten kommt.


    Auch beim Fußball habe ich kein Problem damit dass Tabellen den Sieger ermitteln und Pokale verteilt werden.

    Problematisch wird es aber da (unabhängig ob Leistungsbereich oder Breitensport) wo Spieler, die sich noch in der Entwicklung befinden und nichts mehr benötigen als regelmäßige Wettkampfpraxis, nicht eingesetzt werden, weil die Meisterschaft gewonnen, der Aufstieg geschafft oder der Abstieg vermieden werden muss.

    Dementsprechend: Leistung ja, Wettkampf ja, aber Wettbewerb, der um das optimale Ergebnis zu beeinflussen einzelne Spieler (im Falle von Jugendbundesliga und NLZ sogar hochtalentierte Spieler) vom Spielbetrieb ausschließt: NEIN.


    Es muss Möglichkeiten geben, dass jugendliche Spieler, die Spaß am Sport haben und die anscheinend etwas können, sonst würden die Vereine sie ja nicht in ihre Kader aufnehmen einen gleichmäßigen Anteil an Spielpraxis bekommen.

    Wenn man nach Saisonende feststellt, dass es für den Spieler trotz Training und Spielpraxis nicht mehr weitergehen soll, dann OK (auch wenn ich mir eigentlich einen längeren Beurteilungshorizont wünschen würde). Aber was heute in der Regel passiert ist ja, dass Spieler in höherklassige Vereine wechseln, dort Ihr bestes geben, aber der Sprung trotzdem zu groß war. Sie kommen nicht zum Einsatz und kehren nach einem Jahr schlimmstenfalls als schlechtere Spieler zurück als sie vorher waren, weil ihnen die Spielpraxis fehlte...

    Einmal editiert, zuletzt von Coach1976 ()

  • Es muss Möglichkeiten geben, dass jugendliche Spieler, die Spaß am Sport haben und die anscheinend etwas können, sonst würden die Vereine sie ja nicht in ihre Kader aufnehmen einen gleichmäßigen Anteil an Spielpraxis bekommen.

    Mehr Spiele.

  • OK, verstanden, es geht also um Ideologie und nicht darum was wirklich sinnvoll ist .....

    ok, dann kannst du doch sicher folgende Argumente entkräften die in meinen Augen in der Diskussion immer zu kurz kommen:

    Ein Kind muss besser zielen (lernen) wenn es auf Minitore schießt.

    Ein Kind kann die Abmessungen eines Minitores viel besser erfassen (Pfosten) als bei einem Jugendtor.


    Mal ehrlich, es ist doch für ein Kind gar kein Problem, ein Tor von 5 m breite zu treffen. Die Kinder laufen mit dem Ball bis zur Linie und schießen ihn dann feste ins Netz und freuen sich wenn das Netz wackelt. Kann einer noch hoch schießen, dann stört ihn auch der kleine Mitspieler mit den großen Handschuhen nicht in seinem Werk. (häufig in der F-Jugend zu bewundern)

    In der D-Jugend passen Tor und Größe der Spieler zusammen. Sind Spiele bis zur E gerne zweistellig, so geht es in der D auf einmal 4:0 aus. Weil es gar nicht so einfach ist, dass inzwischen recht klein gewordene Tor zu treffen.


    Ich finde, man setzt somit die richtigen Reize. Man erleichtert die Zielerfassung (Tor) und erschwert dieses auch zu treffen.

    Ganz frisch aus dem heutigen Training: Abschlusspiel angefangen im 5vs5 auf vier Tore. Hintergrund: wir haben einige neue Kinder dabei und erfahrungsgemäß schaffen die die Spielstunde noch nicht ganz. War es auch dieses mal so und so wurde nach ca. 8 Min 5vs5 fix ein 3vs3.
    Größter Unterschied? Im 5vs5 sind alle wild rumgelaufen, haben sich die Leibchen übern Kopf gezogen, haben das Granulat sortiert, sonst was. Kaum waren sie nur noch zu dritt, haben sie angefangen zu kicken. Das Tun mit so vielen hat die Kinder einfach überfordert. Wohlgemerkt, im 5vs5 haben sich alle ablenken lassen, auch die, die am Ende noch super mitgemacht hatten.




    Was mir an der Reform nicht gefällt ist die Beliebigkeit. "Mach 3vs3 oder 5vs5 oder ganz anders" führt nur dazu, dass die gestrigen sich die größte Anzahl raussuchen. Wir hatten Spieltreffs in der G, da kam der Gegner mit 12 Kindern und hatte nur zwei Teams gemeldet. Was soll sowas? Vor Ort wollten sie uns dann zu einem 5vs5 bequatschen. Wir konnten ihnen das dritte Team anbieten und haben die Debatte so beendet.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Während in Deutschland derzeit diskutiert wird, ob die Umsetzung von über 40 Jahre alter Erkenntnisse, die wiederholt wissenschaftlich belegt wurden, sinnvoll ist für die kindgerechte fußballerische Ausbildung, gehen andere Länder schon die nächsten Schritte und versuchen weiter zu optimieren.


    Zum Beispiel Belgien mit seiner Bambini Spielform 1+1 auf 3m x 1.5m Tore.


    ✂️ Belgian 1+1v1+1 - YouTube


  • Ein Kind muss besser zielen (lernen) wenn es auf Minitore schießt.

    Ein Kind kann die Abmessungen eines Minitores viel besser erfassen (Pfosten) als bei einem Jugendtor..........


    Was mir an der Reform nicht gefällt ist die Beliebigkeit.............

    Hallo Goodie


    mein Konsensvorschlag beinhaltet doch ständig steigende Torgrößen.


    Die Beliebigkeit ist auch eins meiner Hauptprobleme bei der Reform.

  • Ausnahme Leistungsfußball: Aus meiner Sicht sollte es ab der E-Jugend in den obersten Ligen Tabellen geben. Von mir aus die oberste Liga des Landkreises oder ähnliches.

    Tabellen gerne, aber nicht mit der Folge von Auf- und Abstiegen. Da gehen mir die meisten Reformen nicht weit genug. Zumindest da, wo man keine Jahrgangsligen spielen kann

    Auch beim Fußball habe ich kein Problem damit dass Tabellen den Sieger ermitteln und Pokale verteilt werden.

    Problematisch wird es aber da (unabhängig ob Leistungsbereich oder Breitensport) wo Spieler, die sich noch in der Entwicklung befinden und nichts mehr benötigen als regelmäßige Wettkampfpraxis, nicht eingesetzt werden, weil die Meisterschaft gewonnen, der Aufstieg geschafft oder der Abstieg vermieden werden muss.

    Genau so sehe ich das auch!!

    Dementsprechend: Leistung ja, Wettkampf ja, aber Wettbewerb, der um das optimale Ergebnis zu beeinflussen einzelne Spieler (im Falle von Jugendbundesliga und NLZ sogar hochtalentierte Spieler) vom Spielbetrieb ausschließt: NEIN.

    Auch hier: Absolute Zustimmung von einem U14 Trainer in einem Leistungsverein (1. Herren in Liga 3)