Hallo zusammen,
hier habe ich eine schöne Übung, die wir gestern fast eine Stunde gemacht haben. Die Jungs hatten großen Spaß und die Übung schult eigentlich alles außer mannschaftstaktische Aspekte. Basis ist eine DFB-Übung, die ich ein wenig angepasst habe.
Hier ist der Aufbau:
Man braucht mindestens zehn Spieler (davon zwei Torhüter), aufgrund der hohen Intensität sind 12 bis 14 aber besser, ungerade Anzahlen sind kein Problem. Mit mehr Spielern könnten die Standzeiten zu lange werden. Ausprobieren!
Zwei Teams bilden und die Spieler an die vier Starthütchen, so wie im Bild gezeigt, verteilen. Jeder Spieler muss immer einen Ball am Fuss haben. Nach jedem Durchgang wechseln die Spieler das Hütchen, an dem sie sich anstellen.
Jeder Durchgang beginnt immer mit einem Torschussduell. Dafür starten die Spieler rechts nach Trainersignal ein Laufduell auf die beiden Tore links an dessen Ende ein Torabschluss steht. Falls beide Spieler erfolgreich abschließen, gewinnt der Spieler das Duell, der zuerst versenkt hat. Trifft nur ein Spieler ins Tor gewinnt er natürlich das Duell, unabhängig davon wann er geschossen hat. Verfehlen beide Spieler das Tor, gewinnt der Spieler, der zuerst geschossen hat. Die erzielten Tore fließen in die Mannschaftswertung, die der Trainer laut mitzählt, ggf. kann man ein Torerfolg des Zuerstschießenden doppelt zählen.
Der Trainer sagt den Sieger laut an und der bekommt zur Belohnung einen Mitspieler hinzu, der unmittelbar von der Seite mit Ball zum 2 gegen 1 auf die zwei fernen Passtore einläuft. Nach diesem Duell (Ball im Tor oder Aus), kommt ein Mitspieler des unterlegenen Spielers mit Ball zum 2 gegen 2 ins Feld. Alle Tore fließen in die Mannschaftswertung ein. Kontertore zählen ebenfalls und kann man in Unterzahl (also beim 2 gegen 1 von dem einzelnen Spieler erzielt) sogar doppelt werten.
Die Übung schult vielfältige Aspekte. Zuerallerst natürlich der Torschuss unter spielnahem Zeitdruck und Stress. In den zwei Momenten, wenn ein neuer Spieler und Ball ins Spiel kommt, wird die Handlungsschnelligkeit und das Umschalten in beide Richtungen trainert. Dazu kommen dann so Kriterien wie Orientierung im Raum, Scannen des Spielfelds, Freilaufen, Auffächern, (seitliches) Anlaufen, Deckungsschattennutzung, etc.
Passspiel, Dribbling, Fintieren können die Spieler unter ständigem spielnahem Gegnerdruck ausprobieren. Durch die vier Tore wird die Lösungskreativität gefördert. Körpertäuschungen und Finten werden zu Hauf genutzt, genauso wie das Freilaufen in die Breite sowie Verlagerungen provoziert werden. Auch kreuzende Spieler habe ich mehrfach beobachten können. Gerade beim 2 gegen 1 kann man gut das "Distanz schaffen" (um durch einen Pass einen Raumgewinn zu erzielen) coachen, sowohl in Bezug auf das Freilaufen als auch das Andribbeln.
Hinzu kommen natürlich noch athletische Aspekte. Man hat viele spielnahe Antritte und Richtungswechsel. Durch die Erholungsphasen in den Anstellphasen zwischen den Durchgängen hat man immer maximale Intensität und wettkampfnahe Zweikampfführung. Jeder Spieler der reinkommt, brennt.
Dadurch dass zweimal ein neuer Ball in ein voriges Spiel eingespielt wird, gleicht kein Spiel dem anderen Spiel. Die Spieler stehen in diesen Umschaltmomenten immer in unterschiedlichen Räumen und Zonen. Es gibt immer wieder neue Situationen und Reize. Manchmal lohnt sich das Tempodribbling, manchmal der tödliche Pass. Im nächsten Spiel lohnt es sich zu verzögern oder zu verlagern. Das gilt genauso für die Defensivspieler. Rücke ich aggressiv raus und gehe ich ins 1:1 oder halte ich die Tiefe, nehme ein Tor oder einen Gegenspieler in den Deckungsschatten? Das trainiert die Entscheidungsfindung. Genau wie im "richtigen" Spiel, dass ja auch aus einer Vielzahl unterschiedlicher 1:1, 2:1 und 2:2-Duellen besteht (die Mannschaftsstaffelung "drumherum" mal ausgeblendet).
Viel Spaß beim Probieren. Über Feedback freue ich mich natürlich.
Schönen Gruß, Christoph