Beiträge von Strznievski

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    Ist es für die Passspieler eine (isolierte) Übungs- oder Spielform? Oder lassen wir es unter Wettkampfform laufen? Was für eine Form ist es für die Torschützen? Übungs- oder Wettkampfform? Rein theoretisch haben die Schützen und Passspieler keinen Gegner-, Raum- und Zeitdruck.

    Wie seht ihr das?

    Ich würde dem ganzen den Namen "Übungsform mit Wettkampfcharakter" geben. Wobei es den Spielern egal sein kann, wie wir das nennen.


    Wie stehe ich zu dazu:


    Ich würde schon sagen, dass alle Beteiligten unter "Zeitdruck" stehen. Denn je schneller ich meine Übung ausführe, desto wahrscheinlicher ist der Erfolg meiner Gruppe.


    Ich glaube, dass diese Übung Spielern - so ziemlich jeden Alters - Spaß machen wird. Die Frage allerdings ist, was das Ziel sein soll?


    Technik: Der Trainer kann seinen Coachingfokus auf das Dribbling, den Torschuss, oder die Passsequenz richten.

    Taktik: Taktischer Aspekt ist quasi 0, vor allem weil keine der Übungen spielnah ist.

    Athletik (Rückkehr zum eigentlichen Thema): Durch den Wettkampfcharakter ist da normalerweise schon Tempo drin. Jetzt liegt es am Trainer in welchem Bereich (aerob, anaerob, Schnellkraft) er diese Übung ansetzen will. Durch Abstände und Dauer.


    Solche Wettläufe kann man immer wieder mal einstreuen (vor allem wie momentan bei kontaktlosem Training). Habe ich selber bei jüngeren Mannschaften auch gemacht. Allerdings fehlt ein ganz entscheidender Faktor: die Entscheidungsfindung. Der Spieler muss nie auf etwaige Einflüsse reagieren, sondern es reicht, wenn er stur sein Programm abspult. Gibt es so leider nicht im Spiel.


    Bei uns ist ja Training leider nach wie vor nicht erlaubt, aber ich habe auch bei kontaktlosem Training nicht auf Spielformen verzichtet (obwohl ich natürlich aus Mangel an Ideen vermehrt auf Übungsformen zurückgegriffen habe).

    Du schreibst von spielformen für standardsituationen. Das interessiert mich, ich trainiere nahezu gar keine standards. Hast du mal ein Beispiel dafür?

    Ganz simpel. Da geht es mir in erster Linie um die Spieleröffnung. Spontan fällt mir da ein Doppelboxspiel ein, dass jedes mal mit einem Eckball (Vorstufe evtl Einwurf) gestartet wird. Je nach Schwerpunkt sorge ich für Vorteile für die Angreifer oder Verteidiger. Bei einem Erwachsenenteam kann man da verschiedene Varianten einstudieren. Bei Kindern kann man so super grundlegende Verhaltensweisen gemeinsam erforschen ("Probiert mal zu zweit zur Eckfahne zu gehen und den Ball kurz abzuspielen. Beobachtet was da passiert.") Kann man mit Einwürfen (meiner Meinung nach eine echt coole Sache wenn man da ein bisserl nach Plan vorgeht), Freistößen und sogar Anstößen machen. Insgesamt würde ich sagen, dass ich damit 10 bis 15% der Trainingszeit verbringe.

    Und, bezüglich der spielformen, sind das eher small sided games oder wie gewichtest du das?

    Bei drei Trainings die Woche wird an einem Tag im anaeroben Bereich (3 bis 5 Spieler pro Team), an einem Tag im aeroben Bereich (7+ Spieler pro Team) und an einem Tag im Kraft/Schnelligkeitsbereich (1v1, 2v2) gearbeitet. Ein typisches Training sieht so aus:


    20 min Warm Up (relativ konventionelle Technikschleifen gepaart mit Koordination, Stretching, Stabi)

    20 min Rondos (Endlosformen)

    20 min Spielform mit eindeutiger Spielrichtung (Zonen, Tore)

    20 min "Spielausschnittstraining" oder freies Spiel

    10 min Cooldown


    Spielfeldgröße und Spieleranzahl pro Team, sowie Spielzeit und Pausen hängen vom jeweiligen Wochentag ab.



    Der Trainingsschwerpunkt hat immer einen technisch-taktischen Hintergrund basierend auf dem letzten Spiel und bleibt in der Regel für eine ganze Trainingswoche gleich. Natürlich weiche ich auch immer wieder mal vom Schema F ab.


    Ich habe in anderen Threads auch schon mal angeboten eine komplette Trainingseinheit detailliert zu beschreiben. Wenn du Interesse hast, gerne per PN.

    Nach etlichen Jahren im Jugendbereich und Trainer der weniger ambitionierten 2. Mannschaft bin ich seit 2 Jahren Trainer der 1. Mannschaft, wo Spielerinnen und auch der Vorstand sich schon mehr damit auseinandersetzen was im Training gemacht wird.

    Das ist ja gerade das geile an Spielformen. Du findest immer Argumente dafür. Wenn deine Spielerinnen Wert aufPprofessionalität legen, kannst du unzählige Trainer (Guardiola, Bielsa, Mourinho, usw) als Referenz hernehmen

    Ist ja auch schön, aber mitunter anstrengend.

    Stimmt absolut. Ich bin aber überzeugt davon, dass ein Trainer auch ein Stück weit "Dienstleister" für die Mannschaft ist und diese auch entsprechend servicieren muss. Das ist sicher schwieriger, aber bestimmt auch nachhaltiger.

    Während mir die Meinung des Vorstands (der überwiegend spielformbasiertes Training eher kritisch sieht, alter Schlag) komplett am A.... vorbei geht, sieht das bei den Spielerinnnen und meinem Co. schon anders aus. Ich kann ja schlecht gegen die Mannschaft trainieren, gerade im unteren Amateurbereich wo es jeder nur als Hobby betreibt. Und ich will mich auch nicht komplett aufreiben und bin da diverse Kompromisse eingegangen, auch was z.B. die taktische Formation betrifft. Allerdings merke ich selber wie es mich in der Nachbetrachtung (jetzt ist ja viel Zeit) eher ärgert. Letztlich stehe ich ja als Trainer für den Auftritt der Mannschaft am Spieltag und dann sollten sich auch meine Ideen vom Fußball darin zu möglichst 100 % wiederfinden und nicht weichgespült sein.

    Ich wäre vorsichtig damit den Vorstand kompett außen vor zu lassen, denn schließlich ist dieser ja dein "Arbeitgeber". Aber ich weiß was du meinst. Das ist ein äußerst sensibles Thema das vmtl auch einen eigenen Thread Wert wäre.


    Da wären wir beim nächsten Argument pro Spielformen: Du schreibst von Hobby und unterer Amateurbereich. Also muss das Training auch Spaß machen. Was macht mehr Spaß als abwechslungsreiche Spielformen mit verschiedenen Schwerpunkten? Ich warte nach wie vor, dass irgendjemand mal kommt und mir schlüssig erklären kann, wo der Nachteil von Spielformen liegt.


    Wieviel man von seiner eigenen Idee den Spielern "aufzwingen" kann ist eine ganz heikle Gradwanderung. Wenn es nicht gelingt, die Spieler zu überzeugen, muss man zwangsläufig zurückrudern.

    Aber wie sagt man: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, neben den Spielern sollte auch der Trainer eine Lernkurve haben.

    Genau so sehe ich das aus. Ich bin aus vielen Gründen leidenschaftlicher Trainer. Auch aus so manchen egoistischen Gründen. Einer davon ist die eigene Persönlichkeitsentwicklung mit der man sich als Trainer zwangsläufig auseinandersetzen muss.

    Obiges Zitat steht m.e. aber total konträr zu meiner Überzeugung und auch meinen Erfahrungen.

    Spielformen bieten m.e. den besten Ansatz Spieler zu fördern, die momentan nicht so weit sind. Ich würde, im Gegensatz zu früher, nie mehr in -gut- oder oder -noch nicht so gut- aufteilen.

    Wenn ich einen -nicht so guten- habe, dann kann ich den ja wunderbar in Spielformen in Bereichen einsetzen, in denen er noch nicht so gut ist.

    Da habe ich mich anscheinend missverständlich ausgedrückt. Auch in heterogenen Teams würde ich in Spielformen trainieren. Allerdings macht das die Arbeit für den Trainer ungleich schwerer als in einer homogenen Truppe. Der Trainer muss sich dann wieder Gedanken machen, wie er Rollen innerhalb der Spielform für jeden Leistungsstand verteilt. Das geht dann eher schon in Richtung "Königsdisziplin". In einer homogenen Gruppe kann ich die "Rollen" beliebig durchwechseln.

    Zum kleinen Kader: auch das sehe ich anders. Wenn ich einen kleinen Kader habe, der sich quasi von selbst aufstellt, habe ich ja trotzdem ein Anliegen als Mannschaft, wie wir performen möchten. Und das sollte die Motivation sein, das sich jeder reinhängt im Training um dieses gemeinsame Anliegen erreichen zu wollen. Das Training dafür wichtig ist, ist doch jedem einzelnen klar.

    Ähnlich war das auch bei der Kadergröße gemeint. Natürlich wollen Trainer und Spieler auch mit kleinem Kader performen. Ist ja logisch. Ich aber habe die Erfahrung gemacht, dass es für ein Team nicht gut ist, wenn die Spieler am Montag schon wissen, dass sie am Samstag fix spielen. Es kann mir niemand erklären, dass - egal auf welchen Niveau - jeder Spieler, bei jedem Training, bei jeder einzelnen Übung, das letzte aus sich rausholt. Ich habe auch schon erlebt, dass Spieler immer dann länger arbeiten mussten, wenn der Konkurrent auf der selben Position sowieso verletzt gefehlt hat.

    Eine Aufgabe vom Trainer ist es doch auch immer wieder zu versuchen das eine oder andere Prozent aus einem Spieler herauszukitzeln. Genau das fällt - zumindest mir - wesentlich leichter, wenn ein gesunder Konkurrenzkampf innerhalb des Kaders herrscht. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Sofern ich weiterhin auf einem Niveau arbeite wo ich als Trainer über die Kadergröße mitentscheiden kann, dann hätte ich lieber einen Spieler zu viel, als zu wenig, weil das für meine Art zu trainieren und die Mannschaft zu führen ein entscheidender Faktor sein kann.

    Wenn die Motivation nur die ist, gut zu trainieren, damit ich am Wochenende spiele, reicht das ja auch, besser als der x oder y zu sein, die ja eventuell sowieso in der schwachen gruppe trainieren.

    Ich habe nie behauptet in "schwach" und "stark" zu unterteilen. Abgesehen davon, habe ich auch nirgends davon geschrieben, dass das die einzige Motivation ist. Ehrlich gesagt, verstehe ich den Einwand nicht wirklich.

    Das eine schließt ja das andere nicht aus. Ich würde mit einem freien Spiel anfangen um mir mal einen allgemeinen Überblick zu schaffen. Dann würde ich je nachdem was ich sehe weitermachen wie bisher. Spielformen anhand von taktischen Überlegungen, angepasst an die körperliche Konstitution der Spieler mit den dazugehörigen technischen Elementen. Koordination und Kräftigung ist wie immer Bestandteil des Aufwärmens.

    Dieses Jahr hatte ich das erste Mal die Rückmeldung einer Mannschaft, die gerne mehr isoliert laufen würde, weil die Spielerinnen das Gefühl haben, nur mit Spielformen nicht ausreichend vorbereitet zu sein.

    Ich bin ja auch ein Freund davon, die Mannschaft in bestimmte Entscheidungen und Prozesse einzubeziehen. In diesem Punkt würde ich allerdings keine Kompromisse zulassen. Weil das ein Punkt ist, bei dem ich zu 100% überzeugt bin dass es einfach in jeder Hinsicht besser ist. Da kommen wir dann zu einer Eigenschaft die ein guter Trainer haben muss. Es reicht nicht, nur das Wissen zu besitzen. Man muss auch in der Lage sein, das Team für die eigenen Ideen zu begeistern. Mit meiner (ist ja eigentlich nicht meine) Trainingsphilosophie stieß ich auch meistens auf viel Skepsis, konnte aber zumindest die Spieler (ganz im Gegenteil vom Vorstand) innerhalb kürzester Zeit überzeugen.

    Ich wollte damit nur sagen, dass man im älteren Bereich (U19 oder Erwachsen) die Trainer, die teilweise auch auf isolierte Konditionseinheiten ohne Ball zurückgreifen nicht als vollkommen fachfremd abstempeln sollte, sobald sich das einigermaßen im Rahmen hält. Bei Kindertrainern, die Diagonalsprints als elementaren Bestandteils ihres Trainings sehen würde ich das schon tun.

    Ich hoffe nicht, dass ich jemals den Eindruck vermittelt habe, irgendjemand als fachfremd abgestempelt zu haben. Das war niemals meine Intention und steht mir auch nicht zu. Ich kann hier lediglich mein "Bücherwissen" gepaart mit meinen persönlichen Erfahrungen widerspiegeln, ohne dabei den Anspruch zu haben, dass meine Ansichten die einzig wahren sind.

    Allerdings mussten wir als Mannschaft dem ein oder anderen Kollegen schon klar machen, dass diese Form von Training fürs Team nur dann erfolgreich ist, wenn jeder Mitspieler das Angebot sich zu bewegen und zu verausgaben auch aktiv annimmt ;)
    Dementsprechend ist es bei älteren Jahrgängen natürlich manchmal etwas einfacher mit isolierten Konditionseinheiten dafür zu sorgen, dass alle Spieler mit der nötigen Intensität dabei sind.

    Ein weiterer wichtiger Punkt (vielleicht sogar der wichtigste) meines Trainings ist der Wettbewerbsgedanke. Im Wesentlichen geht es darum das Spiel am Wochenende zu gewinnen (Bitte hinsichtlich Kinderfußball nicht falsch verstehen. Bin großer Freund davon im Kinderfußball alle spielen zu lassen und den Ausbildungsgedanken voran zu stellen. Allerdings sollten auch schon die Kinder "gewinnen wollen" und das Gefühl haben, dass der Trainer gewinnen will und das eine Niederlage nur dann in Ordnung ist, wenn man alles gegeben hat). Also muss auch das "Gewinnen" beim Training im Mittelpunkt stehen. Gerade das geht bei Spielformen besonders gut. Es gibt 100te Möglichkeiten den Siegeswillen bei jedem Training zu steigern und zu belohnen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Je nach Schwerpunkt werden die Spieler bereits am Anfang des Trainings schon in Teams eingeteilt. In jeder Spielform gibt es Punkte zu gewinnen. Wer am Schluss die meisten Punkte hat muss zum Beispiel nicht wegräumen. Klingt vielleicht banal macht sich aber auf Dauer bezahlt. So wird den Spielern immer wieder vor Augen gehalten, dass es darum geht zu gewinnen. Außerdem kann man dann auch gruppenpsychologische Dinge beobachten und fördern. Dann gibts vielleicht einen Spieler, der verlierenden Mannschaft, der das Zepter in die Hand nimmt und die Spieler die sich hängen lassen zusammenstaucht und antreibt. Der Spieler wird dann vor gesammelter Mannschaft für seine Mentalität gelobt. Innerhalb weniger Wochen ergibt sich dann eine Art "Schneeballeffekt" wo dann ein Spieler den anderen pusht und dann richtig "Feuer" in jeder Spielform drin ist. Vor der Coronapause ging das teilweise so weit, dass ich die Jungs vereinzelt wieder bremsen musste. So lernen die Spieler auch mental mit verschiedenen Zwischenergebnissen umzugehen. Liege ich hinten muss ich auch noch mal die letzten Kräfte mobilisieren. Liege ich vorne darf ich nicht in Arroganz verfallen und so weiter.


    Gift für Spielformen ist ein kleiner Kader und großer Niveauunterschied bei den Spielern. Natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn ich einen Spieler der sich hängen lässt mal kurz zur Seite nehmen kann, um ihm zu sagen, dass es mit seiner derzeitigen Trainingsleistung nichts wird mit dem Starteinsatz am Wochenende. Vernünftig vermittelt sehen es die meisten Spieler ein, dass ihr Konkurrent diese Woche einfach besser trainiert hat. Normalerweise wird der Spieler, der kürzer treten musste die kommende Woche wie besessen trainieren. Natürlich geht das nicht, wenn sich die Mannschaft selbst aufstellt, weil es keine Alternativen gibt.

    Verwerflich ist es natürlich nicht. Allerdings würde ich sagen, dass es auch nicht notwendig ist. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass ich jedes isolierte Intervalltraining (hinsichtlich Ausdauer) mit Spielformen mindestens genau so intensiv gestalten kann und habe nebenbei noch unzählige andere positive Effekte die du als "Abfallprodukt" beschrieben hast.


    Mittlerweile habe ich mir sogar zu diversen Standardsituationen Spielformen einfallen lassen. Der einzige Bereich in dem ich teilweise auf Spielformen (teilweise) verzichte ist das Aufwärmen.

    Spielformen beinhalten sehr häufig Intervalle und deswegen bin ich voll bei dir, eignen sie sich am besten. Ich habe meine Mannschaften noch nie ohne Ball laufen geschickt, wenn der Platz bespielbar war.

    Alles klar. Ich wollte das nur nicht unkommentiert lassen weil sich viele unter Intervalltraining vmtl etwas anderes vorstellen.


    Ich würde das Training allerdings anders unterteilen. In aerobe-, anaerobe-, und Kraftausdauer.

    Hallo!


    Ein Intervalltraining (egal in welcher Form) eignet sich für den Aufbau einer fußballrelevanten Ausdauer am besten. Da ein Spieler nicht das ganze Match über durchläuft sondern eine vielzahl von kurzen Sprints und Läufen machen muss, ist eine schnelle Regenerarion wichtig. Dauerläufe bieten sich für eine solide Grundausdauer an , im Anschluss sollten es dann Intervalltrainings mit und ohne den Ball sein.


    Beste Grüße

    Ich möchte dem vehement widersprechen. Spielformen eignen sich (meiner Meinung nach sogar mit Abstand) am besten, um fußballspezifische Ausdauer zu erlangen.

    Woher ziehst du dir deine Spielformen mit den verschiedenen Schwerpunkten jeweils?

    Mittlerweile bin ich richtig stolz darauf, einen Großteil meiner Trainingsinhalte selbst zu entwickeln. Wenn dich meine Methodik interressiert, kann ich dir mal eine Einheit samt dazugehörigen Überlegungen von mir zukommen lassen.

    Also nach der Zeit entwickelt man da natürlich auch selber was, klar, aber wie hast du angefangen auf welcher Basis?

    Angefangen habe ich im Grunde genau so, wie ich mit Übungsformen angefangen habe. Ich habe (und mache es teilweise immer noch) ganz einfach in diversen Büchern, DVDs und auf Internetplattformen nach Spielformen mit passendem Schwerpunkt gestöbert.

    Ich find das auch alles klasse und der Verstand alleine sagt schon, alles stimmig und das passt so. Aber dann hätten doch alle YouTube Trainingsstars, die auf 1on1 Drills gehen oder auch Kleingruppen usw. keine daseinsberechtigung oder? Also die Frage die ich mir immer wieder stelle ist, wie kann man das faktisch belegen, dass nur Spielformen im Training den absoluten Unterschied machen.

    Ich weiß jetzt nicht genau, was du unter Youtube Trainingsstars verstehst, aber soweit ich das beurteilen kann, sind das entweder Übungen die quasi als Hausaufgaben alleine zu Hause zum Nachmachen sind, oder es ist halt ein leicht zu vermittelnder Inhalt für den "Papa-Trainer" (Begriff bitte nicht auf die Waagschale legen), der froh ist einfach etwas nachmachen zu können. Faktisch belegen kann ich es leider nicht, da mir der sportwissenschaftliche Background fehlt.

    Ich denke ja immer auch noch zwischendurch es müsste vllt ein gesunder Mix aus allem sein. Bei Übungsformen natürlich alles ohne Standzeiten, Schlange stehen etc. das ist ja klar und vor allem kurz, knackig mit Variationen und Wettkampfcharakter.

    Ich für meinen Teil biete ca 80% meiner Traingszeit in Spielformen (so ziemlich alles bis auf Aufwärmen und Gymnastik) an. Grundsätzlich schaut das bei mir so aus, dass während der ersten Trainingseinheit in Kleingruppen (3v3, 4v4, 5v5) gespielt wird, während der zweiten Einheit in größeren Gruppen (8v8+) und beim Abschlusstraining 1v1 und 2v2. Somit gibt es natürlich auch einen Mix. Ich sehe es immer so, dass ich mit einer Übungsform das Spiel "Fußball" lediglich simulieren kann. Verglichen mit einem Piloten, macht es ja auch durchaus Sinn, gewisse Situationen am Simulator zu üben. Der Pilot wird aber um tatsächliche Flugstunden nicht herumkommen. Ähnlich kann man dann natürlich auch einschleifende Übungen gezielt nutzen um gewisse Spielsituationen zu simulieren.

    Aber es gibt ja wirklich die Verfechter die sagen, ne ne, nur Spielformen. Aber dann wäre ja der ganze kognitive Kram, Brain und Kinetikram usw usw. auch alles für n Arsch. Das kommt ja oft in den kleingruppentrainings vor.

    Der kognitive Kram ist bestimmt nicht fürn Arsch, lässt sich aber auch in Spielformen integrieren. Laienhaft ausgedrückt geht es ja dabei darum den Spieler kopfmäßig zu überfordern, damit er dann im Spiel unter größtem Zeitruck Entscheidungen treffen kann. Hätte ich jetzt nur drei Spieler zur Verfügung und müsste mit ihnen etwas in diese Richtung trainieren würde ich es so machen. Habe ich 16 Spieler zur Verfügung fallen mir unendlich viele Spielformen zum kognitive Überfordern ein.

    Mehrere. Spontan fällt mir da Fußball durch Fußball von Rene Maric als Referenz ein. Top Titel. Es gab da auch einen tollen Artikel auf den ich durch dieses Forum aufmerksam wurde. Der Link stammte glaube ich von vangaalsnase und der Artikel erschien glaube ich auf spielverlagerung.de

    Ich durchforste noch mal meinen "Fußbalbuchschrank" und gebe dir noch Bescheid. Während des Schreibens kam mir noch ein Buch von Raymond Verheijen in den Sinn. Ich glaube das heißt Handbuch Fußballkondition.

    Bitte mich jetzt nicht auf irgendeine Quelle festnageln. Aber so ziemlich alle Onlinebeiträge, Bücher usw. die ich gelesen habe tendieren stark in die Richtung Spielformen. Und auch ganz laienhaft, ohne jegliches wissenschaftliches Primborium, haben Spielformen für mich lediglich einen einzigen Nachteil: Bei älteren Jugendlichen, bzw Erwachsenen muss vorher aufgewärmt werden. Ansonsten sind Spielformen für mich die eierlegenden Wollmilchsäue der Trainingssteuerung. Es gibt nichts was man nicht trainieren kann und meistens lassen sich sogar alle Aspekte (konditionell, technisch, mental, taktisch) gleichzeitig trainieren.

    Ich freue mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Nach einem Vereinswechsel meinerseits im Winter, 2 Vorbereitungen (Winter und Sommer) und dem letzten Bewerbsspiel im Oktober 2019 ist es endlich wieder soweit....


    Übermorgen darf ich endlich (nach fast 10Monaten!!!) wieder bei einem Meisterschaftsspiel an der Linie stehen.

    Wenn der jetzt die Ballannahme technisch nicht sauber hinbekommt bei Gegendruck bzw. es hier und da auch einfach schon mal daran scheitert, dass der Ball nicht am Fuß kleben bleibt und eine passende Folgeaktion einleiten kann, müsste man dann nicht wieder zu der isolierten Übung dafür zurückgreifen?

    Musst du nicht zwangsläufig. Da du von einem leistungsorientertem Team sprichst, gehe ich mal davon aus, dass die zumindest die groben Grundlagen vorhanden sein sollten. Um die Spielform zu steuern, gibt es ja einige Möglichkeiten. Spontan fallen mir da "Überzahl der Mannschaft in Ballbesitz erhöhen" und "Spielfläche größer machen" ein. Dadurch haben die Spieler mehr Zeit den Ball zu verarbeiten.

    Verliert das Kind dann nicht auch sogar die Lust bei ständigem Ballverlust oder sagen wir auch einfach mal zu falsch dosierten Innenseitstößen/Passspiel usw.?

    Wahrscheinlich werden sie das. Aber da ist es deine Aufgabe die Spielform entsprechend anzupassen.

    Ich bin in einer ähnlichen Situation. Bin Co-Trainer bei einem Team, dessen Niveau ich selbst als Spieler nie hatte (Allerdings doch noch ein gutes Stück von einer Deutschen RL entfernt).


    Ich dachte zuerst, dass mein fehlendes Können als Spieler ein großes Hindernis darstellen würde. Tut es aber überhaupt nicht. Ich habe das ganze so erlebt, dass die Spieler fachliche Kompetenz ganz einfach anerkennen und es ihnen egal ist ob der Trainer selbst mal höher gespielt hat. Deshalb liegt meine Vermutung nahe, dass auch ein jüngerer Co-Trainer (bei einem Headcoach schaut es vmtl wieder anders aus) bei entsprechendem Know How kein Problem darstellen sollte.


    Eines der tollen Dinge als Co-Trainer ist es, dass man selbst keine Entscheidungen treffen muss. Man muss keinem Spieler sagen, dass er beim nächsten Spiel nicht im Kader steht. Ich bin als Co-Trainer viel mehr Kumpeltyp, als ich es als Cheftrainer bin. Ich zeige ganz einfach vor den Spielern Verständnis für deren Situation, ohne dabei die Entscheidung des Cheftrainers zu hinterfragen.

    - Wie gestaltet ihr das Training, dass Kinder möglichst viel mitnehmen?

    Ganz allgemein - nicht nur bei dieser Altersklasse - sollte jede Trainingseinheit irgendein Lernziel haben. Diese Ziel kann technischer-, taktischer-, oder athletischer Natur sein. Idealerweise werden alle 3 Komponenten gleichzeitig abtgedeckt (Stichwort Spielformen!!!). Weiters sollte sich jede Übungs- und Spielform einer Einheit im Schwerpunkt ergänzen. Dabei gibt es mehrere Zugänge wie z.B. "vom Einfachen zum Schweren". Mein Zugang (oder besser gesagt jener von Horst Wein) ist der, mit einem Spiel zu beginnen und dabei zu beobachten an welchen Stellschrauben es zu drehen gilt. Danach in einer Übungsform diese "Fehler" behandeln und abschließen wieder zu spielen.

    - Welche Übungen macht ihr hauptsächlich?

    Spielformen (SSGs in allen erdenklichen Formen) im Schwierigkeitsgrad dem Können der Spieler angepasst.

    - Nutzt ihr feste Trainingspläne?

    Wenn du damit fertig gestaltete Trainingspläne meinst, lautet die Antwort: Als Anfänger sehr häufig, mit steigender Erfahrung immer weniger. Allerdings gibt es Tip-Top Trainingspläne zu allen erdenklichen Schwerpunkten.

    - Auf welchen Dinge achtet ihr in der Altersklasse?

    Keine Stehzeiten, viel Spielen, wenig Kritik, jeder einen Ball, Kinder probieren lassen, Fehler zulassen, Mut fördern, Eltern mit ins Boot holen.

    Gibt es gute Lektüre nach der man das Training gestalten kann?

    Ja, zuhauf. Wenn es genau ein Buch sein müsste, dass ich empfehlen kann, dann ist es Horst Weins "Spielintelligenz im Fußball kindgemäß trainieren".