Das ist ja auch eines der vielen Probleme bei Übungsformen. Es wird immer versucht Ordnung herzustellen, wo eigentlich Chaos herrscht. Beim Fußball geht es doch auch darum Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Wenn ich immer wieder von vornherein Ordnung (vorgegebene Pass- und Laufwege) vorgebe, werden die Spieler nie in der Lage sein, dieses Chaos selbst aufzulösen.
...bzw. in diesem Chaos erfolgsstabile Lösungen zu finden. Ergänzend: Spielformen sind für mich nicht nur Rondos und Ballhalteformen, sondern auch und vor allem Umschaltübungen (wo man ggf. den Torabschluss noch integrieren kann), also z.B. sowas oder sowas (die Übungen sind nur zur Veranschaulichung verlinkt, es gibt da unzählige Varianten (selbst beim DFB, die ja eher dazu neigen isolierte Übungen zu empfehlen)).
Umschalten würde ich übrigens ab der Bambini regelmäßig ins Training integrieren (also eine Angriffs- und eine Verteidigungsaktion im direkten Wechsel ohne abzuschalten (diese ist z.B. auch noch gut, kann man auch auf zwei große Tore machen)). Das fördert nicht nur Raumgefühl und Orientierung, sondern auch Handlungsschnelligkeit und Auffassungsgabe (immer unter Strom stehen), ein elementarer Punkt in der Talentsichtung.
Moderne Fussballspiele bestehen aus unzähligen Umschaltmomenten und werden auch meist in diesen entschieden (und (leider) weniger aus dem geordneten Ballbesitz heraus). Also sollte man dieses "Chaos" und die Lösungsfindung in diesem Umfeld auch im Training simulieren.
Ich trainiere im Moment eine C-Jugend gemischt aus 2004ern und 2005er. Die 2005er sind viel mit Umschalten und Positionsrotation groß geworden, die 2004er eher mit isolierten Übungen und klaren Spielerrollen (also Verteidiger verhindert Tore, Stürmer schießt Tore, Sechser zerstört, Zehner passt). Genau dieser Aspekt ist jetzt (nach acht bis neun Jahren Kinderfussballausbildung) der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Jahrgängen. Die 2004er schalten einfach zu oft ab, müssen dann angetriggert werden und haben Probleme sich individual- und gruppentaktisch an veränderte Spielsituationen anzupassen. Sie kompensieren diesen Nachteil natürlich zum Teil über ihre Physis und sind deswegen trotzdem unverzichtbar. Technisch sind die Unterschiede übrigens nicht so groß, die 2005er sind nur beidfüßiger und haben ein größeres Fintenrepertoire.
Ein Tip wie man Umschaltmomente in eine Übung organisatorisch integrieren kann, ist das Einlaufen eines weiteren Spieler mit neuem Spielball von einer (ggf. anderen) Position. Angenehmer Nebeneffekt ist, dass die Übung so sehr zügig und flüssig läuft, Speed und Intensität stetig hoch sind.