Die einsame Sturmspitze im Kinderfußball

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Eigentlich wollen wir doch, dass die Kinder Spielintelligenz entwicklen.


    Wenn nun ein F-Junior aufgrund seiner Spielintelligenz erkennt, dass lange Bälle erfolgreich sind, sei es als Torwart oder Abwehrspieler, dann soll er sie spielen! Erfolg wird er damit nur unter verschiedenen Bedingungen haben (Stürmer ist bereit, anspielbar, kann solche Bälle verarbeiten...), diese zu erkennen ist ebenfalls Teil der sich hoffentlich entwickelnden Spielintelligenz. Ob wir das "attraktiv", "modern" oder "langfristig erfolgsversprechend" finden hat m.M. da nichts zu suchen. Was auffälllt: Sehr häufig wird sich im Forum ausgelassen über Teams, die den Ball nach vorne bolzen und so einfach zu Toren kommen, man selbst hingegen lässt "den gepflegten Ball" spielen. Vielleicht lernen aber die kids auch in diesen Bolzer-Vereinen etwas, vielleicht sind sie sogar selbst auf die Idee mit den langen Bällen gekommen?


    Wichtig ist nur, dass die Spieler verschiedene Möglichkeiten kennen, das Ziel zu erreichen. Diese sollen sie im Training kennenlernen und üben können. Ob der Spieler sie im Match anwendet entscheidet er im Idealfall selbst. Am schwierigsten finde ich es, mich dann im Spiel zurückzuhalten (weil wir ja immer denken, dass wir wissen, welcher jetzt der beste Weg gewesen wäre). Dogmatisch vorzugeben, dass hinten heraus gespielt wird, finde ich genauso fehlgeleitet wie immer den langen Ball spielen.

  • @Brechstange
    Ich geb dir da voll recht, mit der Einschränkung, dass man in der Regel sieht ob es sich um Spielintelligenz, fehlender Spielfähigkeit oder um einen Plan des Trainers handelt. Oft muss man da nicht mal zugucken, sondern es reicht zu hören was der andere Trainer so von sich gibt.

  • Sorry - aber lange Bälle haben nichts mit Spielintelligenz zu tun - egal ob es clever ist oder nicht und im KiFu zum Erfolg führt, die Kinder sollen Fußball spielen und nicht Bälle schlagen!
    Ich spiele mit 08ern E-Jugend gegen 1-1,5 Köpfe/zum großen Teil 2 Jahre größere/ältere auf ein sehr großes Feld.


    Man könnte meinen wir wären im Nachteil, aber lange Bälle landen entweder bei unserem Keeper oder bei den Verteidigern (die entweder rausköpfen oder den Ball annehmen)
    Ferner unterbinden wir die langen Bälle vorne indem wir mit allen Feldspielern sehr hoch verteidigen. Oft ist mein TW kurz vor der Mittellinie wenn der Gegner im Spielaufbau ist.


    Ja am Anfang waren wir anfällig dagegen und an einem schlechten Tag rutscht auch mal mehr durch - aber diese Form von Fußball setzt sich auf lange Sicht nicht durch und sollte deshalb unterbunden werden.
    Es erfordert viel mehr Intelligenz der Spieler eine Lösung zu suchen die nicht "Schlag den Ball" bedeutet - egal wie er darauf kommt ob von Trainer oder von sich aus.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Sehe das ähnlich wie du Björn. Bin allerdings (noch) nicht auf dem Niveau, dass wir Kapital (im Sinne des Erbnisses) daraus schlagen.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Zodiak:
    Ich habe nicht geschrieben, dass lange Bälle ein Zeichen von Spielintelligenz sind. Aber gut:
    Die Spielverlagerungen von Kroos .... Boateng und Hummels im letzten Länderspiel .... das hat nichts mit Spielintelligenz zu tun? Ist das anders als "Schlag den Ball", weil sie eine bessere Erfolgsquote haben? "Dürfen" die das nur, weil sie es können (Hummels dürfte es ja in der Nationalmannschaft zeitweise nicht) und wie lernt man es, wenn man es schon können muss, um es zu dürfen?


    Nun werden einige schreiben, das sei ja nicht vergleichbar, Erwachsenenfussball und so weiter. OK. Dann sage ich, Kinderfussball ist, Tore schiessen, Tore verhindern. Sind lange Bälle erfolgreiches Mittel zum Tore schiessen, sollten sie im Kinderfussball legitim sein. Aber nicht als einziges Mittel und vor allem nicht auf Anordnung des Trainers. Sondern als Konsequenz einer Entscheidung der Kinder. Lange Bälle anordnen ist lächerlich. Aber ist es lange Bälle verbieten nicht auch?


    Stellt ein spielintelligenter E-Junior dann fest, dass lange Bälle plötzlich nicht mehr erfolgreich sind .... dann wird er es lassen. Wenn er es drei Mal erfolglos im Spiel macht und nichts ändert, darf und sollte ich als Trainer ihm die Frage stellen, ob er das für erfolgreich hält. Umgekehrt wird er es vielleicht nie ausprobieren, wenn ihm immer beigebracht wurde, dass er es nicht darf. Wichtig ist, dass er Optionen hat, und diese ausprobieren darf.


    @Zodiak, wenn Du schreibst, diese Form von Fussball sei langfristig nicht erfolgreich - so hat Island bei EM recht erfolgreich gespielt, u.a. gegen Portugal, die sicher darüber beschwert und im Anchschluss selber so gespielt haben, mit dem bekannten Ende. Finde das immer schwierig, wenn angeblich nur eine Art Fussball zu spielen erfolgreich sein kann. Aber nochmal, niemand sollte anordnen, dass so gespielt wird! Die Spieler müssen Optionen haben, als Trainer kann ich den Lernprozess steuern, in dem ich Fragen stelle und erkläre (z.B. wie man gegen ein solches Team spielt, unter welchen Umständen man es mit solchen Bällen versuchen kann ...)

  • @Brechstange


    Ich stelle mal folgende Hypothese auf:


    Ich glaube nicht, dass Kroos damals als Kind schon diese Diagonalpässe über drei Viertel des Feldes gespielt hat. Ich gehe stark davon aus, dass er sehr stark im 1v1 war und daher auch seine Pressingresistenz hat.


    Ich gehöre tatsächlich zu denen, die behaupten dass das nur sehr bedingt vergleichbar ist. Während Kroos ein sehr bewusste Handlung ausführt die nicht nur sehr viel technisches Geschick sondern auch eine analytische Begabung (das Zusammenspiel mehrerer Körper mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten under die Räume in denen sie sich bewegen) erfordert, sind die langen Bälle der Kinder meistens entweder Verlegenheitshandlungen (wenn der Ball weg ist kann ich keinen Fehler machen), oder tatsächlich instruiertes Handeln.


    Dein Argument bzgl Tore verhindern, Tore schießen klingt zwar plausibel. Du unterliegst da aber glaube ich einem kleinen Trugschluss. Wenn die Kinder tatsächlich in der Lage sein sollten das als Mittel einzusetzen Mitspieler bewusst in Szene zu setzen (was ich bei den meisten bezweifle in diesem Alter), mit allem was dazugehört (Blickkontakt, Freilaufen, den Raum erkennen in welchen sich der Mitspieler bewegt, usw.) dann gebe ich dir recht. Mir persönlich ist es aber ein bisschen zu wenig, auch in Bezug auf die Spielintelligenz, wenn die Kinder erkennen, dass ein blind nach vorne gedroschener Ball, immer wieder mal zu einem Tor führt. Ich kann mich an keine Situation bei einer F-Jugend erinnern, wo der nach vorne gebolzte Ball tatsächlich ein Pass war. Bei älteren Kids ist es dann durchaus möglich. Da ist das dann ja auch Ausbildungsthema.


    Ein weiteres Problem, dass ich dabei sehe ist, dass alle Mannschaften, die den "langen Ball" im Repertoire haben, fast ausschließlich den langen Ball spielen und dabei komplett die anderen Varianten vergessen. Sollte das zweimal pro Halbzeit vorkommen, als Mittel zum Zweck, hätte ich überhaupt kein Problem damit.
    Sind alle Spieler zugestellt, schießt mein TW den Ball auch aus und ich finde das volkommen in Ordnung.


    Ich bin der Meinung, dass wir Trainer auch dafür sorgen müssen, beim Spiel für möglichst viele Situation zum Ausbildungsthema zu sorgen. Mit langen Bällen umgehe ich das ja förmlich.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • @Strznievski:


    ich glaube, wir sind gar nicht weit auseinander, aber ebenso wie @Zodiak unterstellst Du mir, dass ich hier lange Bälle quasi propagiere. Das habe ich aber nirgendwo getan, das einzige was uns hier unterscheidet ist, dass ich sie nicht verteufele bzw. verbiete.


    Ich habe bei unserem Mittleren (recht gute, nicht überragende Mannschaft, die ich nicht selbst trainiert habe) das Gefühl gehabt, die meisten Jungs haben gegen Ende F eine Vorstellung davon gehabt, wann sie auch mal einen langen (für die entsprechende Altersklasse) Ball einsetzen, z.B. nach Ballgewinnen, wenn vorne ein schneller Stürmer sofort steil geht, teilweise aber auch, wenn der Gegner stark zustellt und vorne eine Anspielmöglichkeit ist. Das war weder das einzige Mittel noch hat v.a. letzteres besonders häufig funktioniert. Sie sind aber deutlich besser darin geworden, diese Entscheidung zu fällen. Insgesamt würde ich sagen, dass man diese Bälle im Laufe der Zeit immer seltener gesehen hat, aber er war eben eine Option. Ausserdem führt allein die Tatsache, dass ich vorne einen Spieler tief gehen lasse ja dazu, dass für den Spielaufbau etwas mehr Platz ist.


    Zu Deinem letzten Satz: Lange Bälle sorgen durchaus für Ausbildungssituatonen: Umschalten, zweite Bälle, schwierige Ballannahme ...

  • Und ich würde von meiner Methode nach heutiger Erkenntnis nicht abweichen. Wer bei Fehlern keine Lösung anbietet, sorgt dafür das sich falsche Muster einschleifen, welche dann unheimlichen Aufwand kosten um korrigiert zu werden im späteren Ausbildungsverlauf.


    In der Schule sagt man ja auch nicht: "Hier ein Stift und jetzt schreib eine Gedichtsanalyse in 4 Sprachen"


    Grüße
    Zodiak


    Warum nicht?
    Ein Abiturient der 4 sprachig ist...sollte es können.

  • Bitte keine neuen Regeln im Kinderfußball! Macht wegen mir neue Spiele: Funino; 1 gegen 1 Turniere; Dribbel- und Geschicklichkeitswettbewerbe u.a.


    Bei den ganzen Diskussionen hier stellen sich mir folgende Fragen:
    - bin nur ich so sozialisiert worden, dass ich es noch nicht ganz geschafft habe das Ergebnis zu ignorieren? ich arbeite daran mit Trainingsvergleichen, meiner Sprache, meinem Gedankengut - schaffe es aber nicht komplett auszublenden
    - warum soll ich mir und den Spieler Möglichkeiten weg nehmen, die regelkonform sind?
    - was ist der Unterschied zwischen einem langen und einem kurzen Ball? Beide Male bin ich nicht mehr im Ballbesitz und habe den Gegner mit einem Pass überspielt.
    - führt ein Spiel gegen Ältere zu mehr 1 gegen 1 oder zu mehr Kombinationen?
    - ich finde übrigens auch mehrere Coachingarten gut - genauso wie Führungsstile oder Lernmethoden - für mich ist das situations- und personenabhängig. Oder gibt es die eine erfolgreiche Coachingart?

  • Mal aus einem anderen Blickwinkel...


    Wir haben bei den Bambinis einen Jungen, der immer vorne rumsteht. Manchmal 3 m vor der Torlinie, mutterseelenallein mit dem gegnerischen TW. Aufforderungen, mitzuspielen, ignoriert er. Er steht da, hat den Arm oben und will den Ball.
    Wenn die Kinder in der Vorwärtsbewegung sind, dann sehen die ihn gar nicht. Soweit können die noch gar nicht schauen und ggf. passen. Der Knabe nimmt sich also selber komplett aus dem Spiel raus. Wenn er dann doch mal den Ball vor die Füße bekommt, flippt der Papa fast aus und ist so was von begeistert. So bestärkt findet man ihn 90 % der Zeit ganz vorne. :S Da kannste reden, reden, reden, das nutzt (noch) nix.


    In der F-Jugend meines Großen versuchen sich einige Gegner auch an "diesem Erfolgsmodell". Unsere Kinder spielen zur Zeit 2-3-1 in der Vorwärtsbewegung wobei die beiden Abwehrspieler dann immer einen bestimmen, der weiter hinten bleibt um ggf diese Spitze abzulaufen oder den Pass abzufangen. Dabei wechseln sich die Kinder ab und regeln das vorallem selber. Einige der Abwehrspieler sind so schnell dass sie den Ballführenden immer mindestens stören können. Der dicke Paul freilich muss dann etwas näher am Mann bleiben... aber das stört ihn weniger, denn laufen ist ja doch nicht so sein Ding.



    In sofern glaube ich eher nicht, dass das in der F-Jugend schon eine gesteuerte taktsiche Anweisung vom Trainer ist. Eher nach dem Motto: wenn der schon vorne rumsteht, dann spiel ihn halt auch mal an.


    Der lange Pass vom F-Jugend-TW ist für mich ein anderes Phänomen: die guten Jungs können einfach schon zu weit für die Platzlänge schießen... In der E-Jugend relativiert sich das dann schnel wieder.


    Wobei ich gerne auch zu Protokoll gebe, dass meine Beobachtungen nicht repräsentativ sind.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Hab das viele neue am Handy nur überfliegen können, deshalb tut es mir leid, wenn ich wiederhole.
    Hier wurde eine Regeländerung vorgeschlagen, die ein ube Dribbeln der Mittellinie verlangt.


    Aber eintscheider Punkt wurde mM gar nicht abgerissen ( wie gesagt, konnte am Handy gerade nur halbwegs die langen Ausführungen lesen).
    Jede Regel provoziert taktische Maßnahmen, und zwar nicht nur die gewünschten.
    Im speziellen Fall, baut man sein Tram komplett an der Mittellinie auf, einer vllt dahinter.
    Und dann wird es ganz schwer mit rüberdribbeln und das Spiel eindimensional.
    Und da gilt als Dribbling, bezüglich des Votlegens im Sprint: 5m, 10m,15m?
    Wo ist dann die Grenze zum nach vorne schießen?


    Ist, wie mit der Mittellienienregel.
    Ab U11 bekommt der Abstoß eine (zu)dominierende Rolle im Spiel.
    In der D-Jugend wird dann gut zugestellt, aber schon so, dass man ein. Estimntes kurzes Anspiel provoziert, um dann gezielt zu attackieren, etc.



    Zum Fußball und zur Ausbildung gehören viele Elemente, eben keine einseitige Ausbildung.
    Ein gezielter langer Pass/Flugball ist dabei sicherlich nicht die einfachste Sache und das Element dann bis zur C-Jugend völlig aus dem Spiel, der Ausbildung nehmen?
    Genauso, wie das erkennen, wann welcher Pass gespielt werden sollte, welcher Raum frei ist, etc.


    Bin kein Freund von sowas.


    Spielt der Gegner nur lange Bälle kann man das auch leicht verteidigen.
    Man lässt auch einen hinten, bzw. Der Fänger spielt aktiv mit.
    Oder man verteidigt als ganzen Team nach Totabschluss in der eigenen Hälfte.
    Dann hat der Gegner kein Plan B und man selbst hat mal ein anderes Spiel, andere Abläufe bezüglich der Ausbildung.
    Mal was anderes schadet nicht. Und erfolgversprechend ist das dazu.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • @Brechstange


    Ich stelle mal folgende Hypothese auf:


    Ich glaube nicht, dass Kroos damals als Kind schon diese Diagonalpässe über drei Viertel des Feldes gespielt hat. Ich gehe stark davon aus, dass er sehr stark im 1v1 war und daher auch seine Pressingresistenz hat.

    Exakt das war mein erster Gedanke ;)

    Warum nicht?
    Ein Abiturient der 4 sprachig ist...sollte es können.

    Stimmt - all unsere 7 und 8 Jährigen Abiturienten ... :D
    Ich mag den Humor!


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Oder man verteidigt als ganzen Team nach Totabschluss in der eigenen Hälfte.

    Genau das habe ich schon einmal praktiziert. Der Gegner war natürlich ziemlich verblüfft. Allerdings setzt so eine Spielweise voraus, dass der Gegner dann in der eigenen Verteidigungshälfte unter Druck gesetzt wird. Andernfalls wird dann von 25 Metern in den Winkel gekloppt und der Gegner bedankt sich noch.
    Was mir ebenfalls aufgefallen ist, dass der Weg zum eigenen Torerfolg recht weit wird. Hatte alle Spieler in der eigenen Hälfte, so dass keine tiefe Anspielstation vorhanden war. Bis dann meine Spieler vor dem gegnerischen Tor waren, war dann häufig die Kraft weg. Ich wollte aber bewusst nicht "die einsame Sturmspitze" vorn parken.

  • Ich für meinen Teil möchte in der ganzen "langer Ball" Diskussion zwei Situationen unterscheiden.


    Zum einen der lange Abschlag durch den TW.
    Natürlich ist dieser auch ein Mittel von mehreren welche dem TW zur Verfügung stehen. Leider wird dieses gerade in den unteren Altersklassen viel zu oft ausschließlich verwendet und sogar von den Trainern gefordert. Daher könnte ich, wie schon geschrieben, mit einer Beschränkung "Abschlag nur bis zur Mittellinie" leben. Gerade im F Bereich (7:7) kommen viele Torhüter noch gar nicht weiter und darunter bleibt bis zum langen Abwurf alles an Mitteln erhalten. Allerdings wird der Fokus einfach besser auf kurze Abspiele gefordert.
    Klar ist aber auch wenn ich den TW den Abschlag generell nehme wird auch eine Anpassung der Gegner darauf stattfinden. Diese werden eben auch entsprechend mehr Fokus aufs "Zustellen" legen da ein einsamer Stürmer frühestens mit dem zweiten Ball angespielt werden kann. In Summe wird das herausspielen also "riskanter" und die Erfolgserlebnisse gerade für unsichere Kinder weniger. Ich fürchte also das eher eine Verlagerung hin zum Abwurf in den Bereich vor der Mittellinie erfolgen würde.


    Das andere was meiner Meinung nach nicht verboten werden kann und soll ist der lange Ball im Spiel.
    Ich habe gestern ein Spiel unsere E2 betreut und hier die Kinder auch wieder darauf hingewiesen das kurze Abspiele durch den TW nur funktionieren wenn die Feldspieler sich entsprechend frei laufen und im erreichbaren Raum anbieten. Das haben Sie dann auch sehr gut umgesetzt. Dadurch bedingt das sich der Gegner eher Tief in die eigene Hälfte stellte hatten Sie aber auch viel Platz (Ein Argument gegen die Abschlagsregel). Nun kam es aber bei der jungen E2 durchaus vor das zwei Spieler bewusst versuchten direkt nach dem Anspielen durch den TW den Raum in der Tiefe zu nutzen und lange Bälle zu spielen. Einer löste sich an der Mittellinie vom Gegner und der zweite versuchte den langen Ball. Natürlich kamen diese Bälle nicht alle an und auch nicht in den Raum usw. Aber den Versuch setze ich ganz klar in den Bereich Spielintelligenz und an der Ausführung und den Details muss man dann eben noch arbeiten.
    Nun hatten wir aber eben keinen einsamen Stürmer sondern einen mitspielenden spielintelligenten. Aber diese Bälle und Versuche einzuschränken halte ich nicht für Zielführend. Auch in dem Wissen dass das extrem dieser Spielweise eben zu genau dem Phänomen der einsamen Spitze führt.


    Für mich ist daher ganz klar das auch im F und E Alter eine entsprechende Übersicht der Kinder möglich ist (siehe Aussage zu Toni Kross). Daher sollten diese auch entsprechende Spielzüge versuchen dürfen. Natürlich werden diese noch nicht perfekt sein, aber dann dürften wir weniger begabte Spieler auch nicht zum 1vs1 ermutigen.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Laut Aussage seines Vaters war bei Toni Kroos besonders seine herausragende Spielübersicht schon sehr früh erkennbar.

    Subjektive Wahrnehmung :)
    Außerdem fehlt sowohl der Krafthebel für 3/4 Spielfeldbälle :)


    Spielübersicht heißt für mich aber auch nicht zwingend lange Bälle.
    Hinzu kommt, ich hasse den Spielertyp Toni Kroos - zu viel Sicherheit viel zu wenig Risiko.


    Ein Thiago ist mir da lieber, der spielt zwar 5% mehr Fehlpässe aber dafür halt viel mehr geniale ;)


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Vielleicht sollte man mal ein kurzes Zwischenfazit in dieser durchaus interessanten Diskussion führen.


    1. den einsamen Mittelstürmer finden viele blöd, weil der sich doch eigentlich selbst aus dem Spiel nimmt
    2. der einsame Mittelstürmer kann erfolgreich sein, wenn es seinen Mitspielern gelingt, lange Pässe zu im zu schlagen
    3. dem Torwart sollte es verboten werden, lange Bälle (auf den Mittelstürmer) zu schlagen
    4. allen anderen Spielern soll es erlaubt sein, lange Bälle (auf den Mittelstürmer) zu schlagen


    Weitere Antwort-Interpretationen:
    1. Trainer sollen ihr Coaching so gestalten, als das die Spieler (Ausnahme Torwart, denn der soll ja nicht alles dürfen) selbst Entscheidungsoptionen erkennen.
    2. Ergebnisse können gar nicht ganz ignoridert werden, weil sie Einfluß auf taktische Maßnahmen haben
    3. Jede (neue) Regel provoziert taktische Veränderungen, darunter auch solche, die eigentlich gar nicht gewollt sind


    Natürlich gibts unterschiedliche Gewichtungen. Insbesondere lassen sich einge Forenmitglieder darüber aus, dass andere Trainer ihre Keeper dazu animieren, den Abschlag/Abstoß so weit wie möglich durchzuführen.


    Bislang nur gestreift in der Diskussion wurde das Thema des Zeitgeistes im Fussball. Denn zu leicht vergißt man, dass jede Zeit ihre Helden nach unterschiedlichen Vorstellungen formte.


    Machen wir uns also auf die Suche nach den Helden von gestern, um die Gegenwart ein besser verstehen zu können.


    Über einen sehr langen Zeitraum hatte der Trainer eine sehr große Autorität. Seine Befehlsgewalt hat viele Generationen überdauert.


    Auch gab es seinerzeit auch sehr seltsame Regeln, über die wir heute den Kopf schütteln. So beschreibt "Pele", dass es in seinen jungen Jahren einem "Weißen" erlaubt war, einen "Schwarzen" zu foulen. Das Auswechseln (von Verletzten) war verboten.


    Dann gab es die Zeit des Doppelpaß-Spiels, auf das man stolz war. Bis schließlich Leute wie Franz Beckenbauer kamen und durch lange präzise Pässe neue und sehr erfolgreiche Spielsituationen schafften.
    Einige Jahre später erkannte man das Dribbling als besondere Eigenschaft im Fussball. "Icke" Hässler und Pierre Litbarski verzauberten durch ihr starkes Dribblingspiel auf engstem Raum die Fans des Fussballs. Schließlich entdeckte man den Kampfgeist, niemals einen Ball und das Spiel aufzugeben als besonders Merkmal guten Fussballs. Doch während man in Deutschland noch vom Libero und Manndecker träumte, gab es andere Vorstellungen vom erfolgreichen Fussballspiel. Jeder Spieler hatte plötzlich offensive und defensive Aufgaben, sodass sich andere Spielsituationen (Überzahl, Unterzahl) sehr viel häufiger ergaben. Dazu brauchte es Spieler mit besonderer Übersicht, also Eigenschaften eines Kroos, Özil, usw., die uns wieder an die Weltspitze brachte.


    Die wenigsten Veränderungen erhaben sich im Vergleich zur Weltspitze beim Torwart. "Flutschfinger" und andere verächtliche Bezeichnungen wurden auf ihn niemals angewandt. Dennoch erscheint gerade er in dieser Diskussion als Hauptübeltäter gefunden zu sein, warum ein einsamer Mittelstürmer auf Beute hoffen darf. Jedoch erstaunt es auf den zweiten Blick nicht, war der doch für fast alle Beteiligten immer schon das "unbekannte Wesen". Da ist es verständlich, es auf ihn abzuladen. Egal obs die Elfmeterschwalbe beim 1vs1 ist oder obs der lange Abstoß/Abschlag ist. Der wird das schon irgendwie hinkriegen und uns nicht weiter böse sein, wenn wir seinen Handlungsfreiraum weiter einschränken. Genau damit liegen wir in der aktuellen Tendenz, denn die Keeper sehen wir gern als Helden, aber sie haben zur Zeit die geringste Lobby.


    Das waren keine anderen Menschen, die diese Regeln schufen. Sie lebten lediglich in einer anderen Zeit.

  • Also Du meinst der TW ist einfach der traditionelle Buh-Mann und deswegen wird seine Einschränkung durch mögliche Regeländerungen um Ausbildungsfehler zu kaschieren in Erwägung gezogen. Ich bin ganz Deiner Meinung: Das hat er nicht verdient und so dürfte es nicht laufen. Weil vorne ein Spieler rumsteht wo er eigentlich nicht sein sollte einen anderen dafür zu bestrafen indem er weniger darf ist kurzsichtig.
    Lösung: Bambini, G und F spielen in naher Zukunft hoffentlich nur noch Funiño = kein Tormann und der künftige Torspieler lernt hierbei von hinten herauszuspielen. Folge: Problem existiert nur noch in die E. Und weil hier Aufgrund der Spielerischen Entwicklung vorher die Torleute nun wesentlich besser mit dem Ball am Fuß umgehen können wird das Mittel des langen Abschlages auf den Kollegen der nur vorne herumsteht weniger Gewicht bekommen.
    Das Problem wird also von ganz alleine verschwinden.

  • man könnte auch flächendeckend im Breitensport Trainer mit einem gewissen Level an sozialer und fachlicher Kompetenz fordern ;)
    ...vergesst es, war nur so ne Idee :D


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.