Provokationsregeln gehören auch eher in Spielformen ohne Spielrichtung und Tore (Positionsspielformen wie el rondo etc.). Dort kann man das Spiel zu einem gewissen Grad "verfälschen", um bestimmte Prinzipien zu fokussieren. Über Rückpassverbote (nach Pass zu einem Mitspieler darf dieser nicht direkt zum Passgeber zurückspielen) vermittle ich etwa das Spiel über den Dritten. Oder ich baue ein Feld mit sechs Zonen auf, die bespielt werden müssen ("bespielt" heißt, dass innerhalb einer Zone ein Pass zu einem Mitspieler gelangt), um Punkte zu machen. Damit schule ich Strukturbildung in engen Räumen und Stressresistenz.
Das, was ich in diesen Positionsspielformen mache, will ich dann in einer freien Spielform ohne Provokationsregeln (X vs. X auf Tore) sehen.
Na ja, das sehe ich ein bisschen anders. Provokationsregeln gehören sehr wohl und insbesondere auch in Spielformen mit Spielrichtung. Sie müssen nur besser durchdacht sein. Man muss Überlegungen anstellen, wie man bestimmte Verhaltensweisen möglichst spielnah provozieren kann ohne die Spieler zu sehr einzuschränken, oder gleichzeitig nicht gewünschte Verhaltensweisen (z. B., wie hier schon genannt, sinnloses Abkappen, obwohl ein Pass vors Tor, auf einen Stürmer in guter Position, möglich wäre) zu provozieren.
Ich denke, das ist die Königsdisziplin im (Angriffs-)Training und nicht gerade einfach.
Wie bringe ich einen 8-Jährigen dazu, das Abkappen sinnvoll, in einer Spielform mit Spielrichtung, einzusetzten?
Meine erste Idee ist, in einem Funino Spiel mit Torhüter(3x3 oder 4x4) zu spielen. D. h. ein fester Spieler darf in seiner Schusszone Hand nehmen, kann aber sonnst wie ein normaler Spieler agieren.
Dadurch wird folgende Situation, wenn die Kinder im Funino geübt sind, hoffentlich immer wieder eintreten:

Der Spieler ist mit dem Torhüter und einem Gegenspieler auf der Außenbahn isoliert und es gibt wirklich keinen Platz um beide auszuspielen und dabei nicht ins Toraus zu dribbeln. Es ergeben sich zwei erfolgversprechende Lösungsmöglichkeiten:
- einen Torschuss versuchen
- wenden und das Spiel neu aufbauen
Ich finde beide Lösungen gut und ich würde beide im Coaching aufzeigen.
Als weitere Provokation kann man ausgeben: "Wenn ihr es schafft, ein Tor zu erzielen, bevor es, dem Torspieler, gelingt das jeweilige Tor zu berühren, zählt das Tor doppelt" (evtl. statt dem Berühren, zur Torseite zu verschieben)
Wir kommen nun in Individual- und Gruppentaktische Bereiche, die ziemlich anspruchsvoll werden, aber auch von 8-10-Jährigen gelöst werden können. Es geht nun darum Gegenspieler mit Dribblings zu binden und das Spiel zu verlagern. Wenn die Kinder das Problem nicht lösen können, ist das aber auch nicht so schlimm, denn dann werden sie die Regel einfach ignorieren.
Im Coaching ist es mir nur wichtig, zu loben, bei Kindern würde ich eine Provokationsregel nicht einfordern.