Ich finde das ja superinteressant, jemanden mit Erfahrungen aus Spanien hier im TT zu haben. Ich selbst habe mir aus Interesse schon viele YT-Videos von Kinder-Fußballspielen aus Spanien angeschaut. Nicht nur das Drumherum, auch der Fußball, der auch von den Kleinen schon gespielt wird, wirkt auf mich sehr viel "erwachsener".
Ich habe dazu eine Theorie. Ich denke, dass in Spanien das technische Niveau bei den Kindern insgesamt sehr viel höher ist als in Deutschland. Die Kinder beschäftigen sich - vielleicht nicht zuletzt wetterbedingt - sehr viel mehr mit dem Ball. Sie haben eine bessere Technik und dadurch eine ganz andere Souveränität im Umgang mit dem Ball. Das ist mein Eindruck.
Dadurch bekommt das Fußballspiel eine viel höhere Bedeutung. Es wird mehr und besserer Fußball gespielt. Weil die Kinder nicht oder weniger mit dem Ball kämpfen, können sie ganz anders dem Drumherum ihre Aufmerksamkeit widmen. Weil sie eine ganz andere Souveränität im Umgang mit dem Spielgerät haben, sind sie nach meinem Eindruck viel besser in er Lage, dieses "loszulassen" und einen Pass auf den besser postierten Mitspieler zu spielen. Sie sind freier im Umgang mit dem Spielgerät und können sich auf den Fußball und darauf, zielgerichtet und erfolgreich Fußball - miteinander -"zu spielen", konzentrieren. Dadurch herrscht nach meinem Eindruck eine ganz andere Kultur auf dem Fußballplatz.
In Deutschland gibt es - so meine These - eine ganz andere Mentalität auf dem Platz, die durch die Erfahrung geprägt ist, dass bei den Spielern ein souveräner Umgang mit dem Spielgerät nicht vorausgesetzt werden kann. Schwache Spieler spielen entweder keine Pässe, weil sie dazu kaum in der Lage sind und Mühe haben, das Spielgerät unter Kontrolle zu bringen; oder sie stolpern ihre Pässe oder bolzen. Die guten Spieler spielen keine Pässe, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Mitspieler mit ihren Bällen nichts anzufangen wissen oder nichts zurückkommt. Der "Fußball", der gespielt wird, sieht dann oft so aus, dass der Ball möglichst zielgerichtet zu den wenigen Spielern, die etwas Fußball spielen können, gespielt werden muss in der Hoffnung, dass diese in einer Einzelaktion etwas bewegen können.
Da die Technik weniger ausgeprägt ist, geht dafür dann die andere Waagschale in die Höhe, nämlich Physis und Athletik. Bei hochklassigen Turnieren sind es oft die Physis-Monster, die für Furore auf dem Platz sorgen. Da kann man dann Kinder herumstolpern sehen, die mit 8 Jahren Schuhgröße 40 haben. Die behaupten den Ball und sorgen für die spielentscheidenden Momente, nicht weil sie gute Kicker oder technisch herausragend wären, sondern weil sie mit ihrem Körper den Ball behaupten, durchsetzungsfähig und abschussstark sind. Das ist für die Talententwicklung natürlich alles nicht so gut.