Stress im Kindes/Jugendalter (RTL Doku)

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  • Hallo,ich habe eben gerade "das Jenke Experiment" und die darauffolgende Berichtserstattung von Extra gesehen .
    Gemeinsames Thema war Stress. In beiden Fällen waren auch Kinder/Jugendliche davon betroffen.
    Ein Mädchen, 8? Jahre (+ - ein Jahr) stand in der Schule so unter Stress ,dass sie Schlafstörungen hatte und irgendwann begann sich selbst zu verletzten um ein Art Ausgleich zu haben.
    Zweiter war ein 12 jähriger ,welcher gerade "G8" absolviert. Unter der Woche leidet er an Kopf und Nackenschmerzen, Bauchschmerzen und Übelkeit- am Wochenende hat der Krankengymnastik weil er soviel sitzen muss und sich daher zu wenig bewegt.
    Dritter war ein 15 jähriger Junge, welcher auf eine Eliteschule geht und dazu noch (laut RTL) Leistungsfußball spielt mit 4x wöchentlich Training zuzgl. Spiel am Wochenende.
    Laut einer Stresspsychiaterin steht er kurz vorm Burnout.


    Nun stellte sich mir die Frage, sollten wir Kinder und Jugendtrainer dem etwas entgegen setzen?
    Die Gesellschaft stellt die Kinder meiner Meinung nach unter Druck - die Kinder lernen bereits dass sie gut sein "müssen"
    Jeder von uns selbst kennt es- Sport macht den Kopf frei, wir brauchen dies.
    Die Kinder können aber noch nicht sagen,dass sie Stress haben bzw. ausdrücken wann der Kopf frei ,wann er voll ist.


    Aber, stellt sich die Frage, häufig diskutieren wir über Trainingsmethoden, Spielformen, Übungsformen etc.
    Sollten wir den Kindern trotz des Stresses überhaupt etwas abverlangen?
    Dies stellt natürlich weiter die Frage : Was sind wir als Breitensporttrainer ? Sind wir Ausbilder und bringen ihnen Fußball bei? Sind wir die Leute, die das Programm bieten sollen,dass die Kinder Stress o.ä. abbauen können ?
    Sind wir amateur Physiotherapeuten?
    o.ä.


    Ich denke, man kann einen jeden schon als Ausbilder sehen.. gehört es zu unseren Aufgaben die von der Gesellschaft geschaffenen Probleme zu beheben?
    Ich glaube das ist schwer zu beantworten - teils ,teils .. wir stehen (wie jedes Individuum selbst) in einer Wechselbeziehung zur Gesellschaft.
    Aber man kann uns (ehrenamtlern) nicht in die Pflicht nehmen,dass wir diese Konflikte versuchen zu beheben.
    Es wäre klasse,wenn Krankenkassen Kurse für Trainer anbieten ,die genau soetwas präventiv unterstützen.
    Und ein Trainer,selbst mit Mindestlohn, ist glaube ich billiger als eine spätere Therapie..


    Was sagt ihr zu dem Thema?


    PS: Ich weiß durchaus,dass wir einige Themen davon schon hatten :D

  • Kurse dahingehend fände ich gar nicht schlecht, allerdings kann man das kaum verhindern. Stress kommt schon von den Eltern, die natürlich wollen, dass das Kind überall gut ist. Gut im Sport, gut in der Schule, gut mit anderen Kindern usw.


    Da geht's dann zwei mal zum Fußball nach der Schule. Einmal noch Musikinstrument, dann noch Hausaufgaben, längere Schulzeiten, ab einem gewissen Alter auch Rollerführerschein, Mädchen, Entscheidungsfindung in Sachen beruflich Zukunft und und und...


    da kann man eigentlich nicht viel dagegen tun.

  • Zitat CokeFreak:

    Zitat

    Dritter war ein 15 jähriger Junge, welcher auf eine Eliteschule geht und dazu noch (laut RTL) Leistungsfußball spielt mit 4x wöchentlich Training zuzgl. Spiel am Wochenende.

    Was soll in solchen Fällen hier ein Breitensporttrainer tun ???


    Es sind doch wohl in erster Linie die Eltern gefragt, die sehen müssen, was sie ihr Kind von sich aus möchte und was überhaupt zumutbar ist. Hier wird es auch immer Unterschiede geben.
    Es muss ja kein Kind zu G8 gezwungen, außer vielleicht von den Eltern. Es auch andere Möglichkeiten, die Hochschulreife zu erlangen.
    Wer schickt Kinder denn auf eine "Eliteschule" ? Sind doch wohl allein die Eltern dafür verantwortlich, oder ?
    Auch im Fußball gibt es ein großes Angebot. Dort, wo man merkt, dass es für das Kind zu viel wird, kann und sollte man Änderungen anstreben oder das Kind rausnehmen. Hier kann z.B. ein Vereinswechsel oder Wechsel der Mannschaft helfen, wenn man der Meinung ist, dass der Leistungsanspruch in der derzeitigen Mannschaft zu hoch ist.
    Um eine Überlastung des Kindes feststellen und Veränderungen wahrnehmen zu können, muss man sich aber auch mit den Kindern befassen, die man in die Welt gesetzt hat.


    Was Eliteschulen und Leistungssport angeht, so gibt es Kinder, die den Ansprüchen dort gerecht werden, ohne gleich seelischen Schaden zu nehmen. Andere eben nicht und die gehören dann auch nicht dorthin.


    Eltern sind in der Verantwortung und müssen sich Gedanken darüber machen, was sie ihren Kindern zumuten und damit eventuell antun. Nicht der (normale) Dorftrainer !!!

  • Wenn Schule einen solchen Stress auslöst, muss man sich auch mal Gedanken darüber machen, ob das die richtige Schulform ist. Das ist aber durchaus ein gesellschaftliches Problem. Einerseits liest man immer wieder, der Anteil der Hochschulabsolventen sei in Deutschland zu niedrig - und andererseits bauen Eltern ab dem 1. Schultag Druck auf, um auch ja die Hochschulreife zu erlangen. Wenn jemand das Gymnasium nur unter Verzicht auf Freizeit und Wochenende knapp packt, ist das Gymnasium nicht die richtige Schulform für diesen Schüler.

  • Also Stress bei Kindern kenne ich leider aus eigener Erfahrung
    Mein Sohn – damals 7 Jahre – fing plötzlich an extreme Ticks zu entwickeln. Starke Nervenzuckungen, Mund aufreißen als ob er Gähnen würde, sein Kopf zuckte permanent auf eine Seite, er zog seine Augenbrauen ständig hoch und beim Atmen hechelte er immer.
    Ich machte mir große Sorgen und ging mit ihm zu einem Neurologen, da ich eine neurologische Störung vermuteten. Ein weiter Pflichttermin bei einem Kinderpsychiater ließ uns innerhalb von 5 Tagen die Schule wechseln.


    Es stellte sich heraus, dass mein Sohn den Launen seiner Volksschullehrerein Ausgesetz war – Mobbing sagt man ja heute so schön - In der neuen Schule und nach 9 Sitzungen bei dem Psychiater ist er wieder vollkommen gesund und hat keinerlei Ticks mehr. Seine Ticks hätte aber auch bleibende Schäden verursachen können, wenn ihm nicht so schnell geholfen worden wäre. Beim Psychiater lernte er STOP zu sagen.


    Ich kann daher aus meiner Erfahrung nur jedem Raten, sofort professionelle Hilfe aufzusuchen, sowas kann man ohne Hilfe NICHT bewältigen!!
    Als Trainer beobachte ich die Kinder nun genauer. Ich versuche Ihnen zu vermitteln, dass man auch mal NEIN sagen muss. Das es wichtig ist, sich mal eine Pause zu nehmen, abzuschalten, da der gesellschaftliche Druck immer größer wird. Nur ohne das Verständnis der Eltern geht’s leider nicht.

    Wer aufhört sich weiter zu entwickeln, hört auf besser zu werden.

  • penaten:


    Dein Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass Eltern sich für Ihre kinder zeit nehmen und ihnen dadurch auch möglichst rechtzeitig Verhaltensänderungen auffallen.


    Als Trainer kann man Eltern ansprechen, wenn man selbst Veränderungen feststellt und notwendige Maßnahmen ergreifen, wenn sie ihre Ursache im Trainings- und Spielbetrieb haben oder z.B. durch zwischenzeitliche Reduzierung des Trainings oder Freistellung vom Training unterstützt werden kann.

  • Es stellte sich heraus, dass mein Sohn den Launen seiner Volksschullehrerein Ausgesetz war

    unsere Launen nicht an den Kindern auslassen.

    Nun stellte sich mir die Frage, sollten wir Kinder und Jugendtrainer dem etwas entgegen setzen?

    Ja, den Kindern den Spaß und die Freude am Fußballspiel und Fußball-Lernen nahebringen.

    Sollten wir den Kindern trotz des Stresses überhaupt etwas abverlangen?

    Kinder wollen aus eigenem Antrieb etwas leisten und lernen. Wir dürfen ihnen das nur nicht mieß machen.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Sollten wir den Kindern trotz des Stresses überhaupt etwas abverlangen?


    Das schon, auf jeden Fall. Aber eben in normalverträglichen Maßen. Ein Training wo kein Zug dahinter ist, ist in den meisten Fällen auch nicht das Wahre.


    Bestes Beispiel für mich zu diesem Thema sind immer Konkurrenzsituationen. Mein Kader ist relativ gross, so dass ich ab und zu Spielerinnen komplett zu Hause lassen muss. Ist für die Betroffenen eher sch...Das Thema kann ich als Trainer aber soweit entschärfen, dass ich von Anfang an sage, jede muss mal aussetzen. Erfolgt das Ausssetzen wirklich mal als "Strafe", erwähn ich das extra. Und daran halt ich mich auch.


    Aber eben diesen "Psychokrieg": Darf ich spielen oder nicht? Den braucht es absolut nicht. Wozu denn bitte? Sobald ich meinen Kader fürs Wochenende habe, teil ich das den Mädels mit. Was würde es mir bringen, wenn ich alle zum offiziellen Treffpunkt bestelle und dann erst sage wer spielt?? Dass dies in höheren Bereichen üblich ist, klar ok aber für die ganz normale Durchschnittsmannschaft find ichs ein absolutes NoGo. Wozu muss ich die Mädels ewig zappeln lassen??


    Das Thema Stress im Freizeitsport ist viel umfassender, das ist mir schon klar. Aber eben dieser Punkt "Aufstellung fürs Wochenende" muss nicht in diesen Terror ausarten, den ich leider von ganz vielen Mannschaften kenne.

  • Hallo Gemeinde,


    habe die Reportage ebenfalls gesehen.


    Für mich bestätigt sich hier, das man sich als Trainer gerade in dieser Frage selbstkritisch stark hinterfragen sollte. Ich komme für mich zu dem Schluß


    ....desto gewinndenkender ich als Trainer oder Zuschauer bin, desto mehr sollte ich mich zurücknehmen.


    Der Cocktail bestehend aus


    -Gewinndenken des Trainers
    -Druck des Trainers durch Verein...Eltern (oft gemeinter Druck der tatsächlich so auch nicht herrscht)
    -eigenes Anspruchdenken
    -Nichtwissen bis Inkompetenz ....bis gemeinte Kompetenz die tatsächlich weder fußballerisch noch menschlich vorhanden ist


    lässt viele Trainer dazu tendieren


    -nicht altersgerechte Trainings abzuhalten
    -Spieler nicht einzuwechseln bzw. nur wenige Minuten spielen zu lassen
    -nicht rotieren zu lassen


    Das Abverlangen von Dingen, die Trainer oftmals


    -nicht verbal als Info in Worte zu packen in der Lage sind


    Das Nichterkennen des Überforderns


    -lässt sie Abläufe benennen, die niemand der Spieler versteht und viele Spieler altersgemäß nicht absolvieren können.


    DAS alles wissen/erkennen Eltern nicht.


    Wenn nun der Verein diese Fehler nicht erkennt/kennt....lässt Verein den Trainer der diese Fehler praktiziert gewähren....und solche Trainer erklären es auch Eltern nicht....


    KINDER haben die gleichen Rechte wie Erwachsene. Sie gehören geschützt.


    Z.B. wäre für mich ein Vereinskonzept das für alle gilt eine von anderen möglichen Schutzmaßnahmen dazu. Der Inhalt des Konzeptes würde rundum schützen können. Viele Vereine haben kein Konzept, jeder macht was er will. In einem Konzept könnte die Fortbildung von Trainer enthalten sein...aber auch, was für die entsprechende Altersgruppe an Trainingsthemen ansteht und auch, wie man sich als Trainer zu verhalten hat und auch....was TRAINER und VEREIN tatsächlich erwarten.


    Mit dem letzten Satz schließt sich für mich dieses Statement, denn...ich fände es richtig und wichtig, wenn "Verein" deutlich ansagen würde, das Aufstieg in der Jugend -besonders im unteren Jugendbereich- nicht wichtig ist.


    Das alles würde vermutlich dafür sorgen, dass man als Trainer einen gewissen Druck nicht verspürt, ....das ihm der direkt genommen ist....das andere einem Trainer direkt und umittelbar sagen können, dass der Druck den er durch sein Verhalten und seine Maßnahmen ...so nicht wünscht....und das sich in einem solchen Verein halt vom Grund her nur Trainer versammeln, die das gut finden.


    In der heutigen Zeit ist es doch viel wichtiger, sich den Mitgliedszahlen zu widmen, statt zuzulassen, dass DRUCK in der schönsten Zeit des Tages (beim Sport im Verein)...das falsch Mittel ist.


    Ohne diesen Druck...kann man meiner Erfahrung viel mehr Leistung erzeugen, um so -praktisch automatisch- auch die geliebten Erfolge MAL feiern zu können. Das ergibt sich dann von selbst.


    Diejenigen die das andershalten...enden meist damit, dass verschiedene Lager im Verein...in der Mannschaft und innerhalb der Elternschaft...dafür letztlich sorgen, das man sich stetig zerfleischt. Irgendwer geht dann meist nach einer Zeit.


    Gerade wo Eltern...der Staat (Schulgesetz) usw....sich stetig dazu anhalten...LEISTUNG...abzuverlangen...sollte VEREIN dagegen arbeiten und sich als Auffangpool verstehen.


    Das gilt für mich sogar für die sogenannten "Leistungsvereine" die für mich nichts anderes sind, als gewisse Talentgruppen zu vereinen. Selbst diese Talente brauchen Luft zum atmen...sie müssen sich auch menschlich entwickeln dürfen. Sie sind halt -von Gott gegeben- in der Lage mehr "Leistung" zu zeigen, ohne das es sie allzu sehr qält...weil sie können es ja...das Talent ist da. ;)

  • Schönes Thema. Ich habe in letzter Zeit hier viel mitgelesen, aber letztlich wenig geschrieben, weil mich genau die Dinge, die CokeFreak anspricht, auch sehr beschäftigen. Was ist mein Ziel, mein Anspruch als Trainer im unteren Jugendbereich bei einem Breitensportverein: bestmögliches Fußballtraining anzubieten um Verbesserungen der Spieler/der Mannschaft zu erreichen oder ist man eher Begleiter bei einer Hobbybeschäftigung, die einfach nur Spaß bringen soll und man ist eher Moderator der Veranstaltung um für einen sozialverträglichen Umgang aller Beteiligten miteinander zu sorgen ?


    Z.B. finde ich, dass jetzt in der Hallenzeit über einen Großteil der äußerst begrenzten Trainingszeit (1 Std. die Woche) gerne einfach gespielt werden kann, sofern gewisse Regeln eingehalten werden (max. 4:4, ich achte dabei sehr genau auf regelmäßiges Ein- und Auswechseln und regelm. TW-Wechsel, so dass keine länger als andere auf dem Platz stehen oder sich vor dem im-Tor-stehen drücken können, was ohne Betreuung glaube ich schief gehen würde). Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen, zu Schulungszwecken dabei auch intensiver zu coachen und einzufrieren.


    Aber wenn das Spiel dann läuft, denke ich dann oft ach was soll's, die spielen für sich und weil es ihnen Spaß macht und was soll ich jetzt hier dauernd Anweisungen geben und ihnen den Spaß verderben in der einen Stunde Kicken die Woche ? Lass einfach laufen, hin- und wieder mal ein Lob wenn was positiv heraussticht und ab und an nen Tip und das war's. Ist das gut ? Ist das schlecht ? Bin ich mit der Einstellung überhaupt ein richtiger Trainer ? Keine Ahnung. Habe die Tage bei einem anderen Training zugeguckt, wo eine Passfolge eingeübt wurde mit zig Unterbrechungen (wieso spielst Du den Ball wieder so, habe ich nicht gerade gesagt das der Ball dahin......usw.usf.). Muss aber vielleicht so sein, weiß nicht.


    Und Andre, schön für das Forum das Du wieder dabei bist !

  • Wollte lange schon ein Thema anschneiden aber das passt ja jetzt perfekt.


    Meine Mannschaft (D Jugend) hat oft (zu 40-60% der Trainingseinheiten) einfach keine Lust auf Fußballtraining (viele Spielformen bzw Wettkamofe) sondern möchte einfach frei bolzen. Mir gefällt das als Trainer natürlich nicht, aber halse ich mit dem Training nur zusätzlich etwas auf das keinem hilft oder sind die Kinder einfach zu sehr Straßenkicker? Was ist eure Meinung dazu?

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Meine Mannschaft (D Jugend) hat oft (zu 40-60% der Trainingseinheiten) einfach keine Lust auf Fußballtraining (viele Spielformen bzw Wettkamofe) sondern möchte einfach frei bolzen. Mir gefällt das als Trainer natürlich nicht, aber halse ich mit dem Training nur zusätzlich etwas auf das keinem hilft oder sind die Kinder einfach zu sehr Straßenkicker? Was ist eure Meinung dazu?


    Warum nicht die Eigenmotivation nutzen und vielleicht einfach nur über die Spielfeldvorgabe und -variation Lernziele verfolgen (z.B. breites Feld, schmales Feld, 4 Tore, 1 breites und 2 schmale Tore auf der Gegenseite, Dribbeltore etc. pp.). Kann ich nichts verkehrtes dran finden.

  • thomasg
    Ich gehe aus diesem Grund der mangelnden Zeit gar nicht in die Halle. Wir haben zudem eh kaum Hallenzeiten in Hamburg zur Verfügung, sodass ich bereits in der F-Jugend entschieden habe das ganze Jahr draußen zu trainieren.


    Wir haben einen Kunstrasenplatz, der mir die Sache vereinfacht. Außerdem biete ich ein Training an, das den Kids nicht kalt wird; bewegungsfreudige Kinder vorausgesetzt.


    In der Halle würde ich auch nur kicken lassen. Ab und an die Spielregeln mal abwechseln oder auch mal sportartübergreifend etwas anbieten, wie Handball und/oder Basketball.

  • Wollte lange schon ein Thema anschneiden aber das passt ja jetzt perfekt.


    Meine Mannschaft (D Jugend) hat oft (zu 40-60% der Trainingseinheiten) einfach keine Lust auf Fußballtraining (viele Spielformen bzw Wettkamofe) sondern möchte einfach frei bolzen. Mir gefällt das als Trainer natürlich nicht, aber halse ich mit dem Training nur zusätzlich etwas auf das keinem hilft oder sind die Kinder einfach zu sehr Straßenkicker? Was ist eure Meinung dazu?



    Hi 16'er,


    ich spiele selber noch Ü40, davor entsprechend lange Ü32. Ich habe in diesen langen Jahren des "nach'erste'mannschaft"-Spiels nicht erlebt, dass ein organisiertes Training stattfindet. Immer nur freies Spiel. Das ist es, was der Fussballer an sich machen will. Der Versuch, ein organisiertes Training hinzubekommen, ist zum Scheitern verurteilt.


    Jugendliche sind ebenfalls erstmal auf dieses freie Spiel aus. Und ich kann das voll verstehen, weil ich selber auch so ticke. Dir (und mir in der Rolle engagierter Jugendtrainer) ist das dann natürlich zu wenig. Wir wollen mehr, sonst bräuchten wir ja nur einen Ball in die Mitte schmeissen. Jetzt gilt es, die Spieler davon zu überzeugen, (und nicht dazu zu überreden), dass das organisierte Training, dass die Übungsformen entweder sinnvoll oder mindestens den gleichen Spassfaktor besitzt wie das freie Spiel. Dies hängt von vielen Faktoren ab. Neben den Ansprüchen und Fähigkeiten Deiner Spieler auch von Deinen Fähigkeiten, Begeisterung zu transoprtieren und Deinem Wortgewicht, den Ergebnissen vom Wochenende und der Art des Umgangs. Musst Du mit Strafen agieren, wenn mal was nicht läuft, oder sehen Deine Spieler den Fauxpas selber ein? Kannst Du zurückweichen? Wenn Du selber schlecht vorbereitet bist, oder Deine Übung Kacke ist, kannst Du Dir das eingestehen und schnell umbauen? Denke, das wird bei Dir kein Thema sein, den Du bist ja hinreichend jung, um flexibel zu sein.


    Die Eigenmotivation Deiner Spieler in eine Bahn zu lenken, die mit Deiner Stoßrichtung übereinstimmt, ist eine schwierige, aber ungeheuer wichtige Aufgabe im Teammanagement. Es kann auch nötig sein, die eigene Richtung zu verändern.

  • CokeFreak


    Das menschliche Gehirn ist ein komplexes und teilweise noch gar nicht erforschtes Steuerungssystem, welches durch die Stimmulation der Sinne Großartiges zu leisten vermag. Ob allerdings die Video`s vom Proll-Sender RTL ein realistisches Bild zeigen können, daran mag man seine Zweifel hegen. Dennoch sollte uns das Thema interessieren, weil gerade hier die unterschiedliche Wahrnehmung in den Generationen deutlich wird!


    Es ist sicher richtig, dass die wenigsten Schulkinder unter Schlafstörungen leiden, weil sie während des Unterrichts häufig einschlafen und beim Pausenklingelton geweckt werden!


    Es geht um die Fragen, die uns auch im Trainerjob begegnen:
    1. Was ist altersgerechter Lehrstoff
    2. Was ist das richtige Lerntempo, sodass eine Unter- und Überforderung nicht eintritt?


    Schon bei der 1. Frage hat es in den vergangenen Jahrzehnten eine drastische Veränderung des Leitbildes gegeben. Vor 40 Jahren war es normal, dass der altersgerechte Lehrstoff durch erzieherische Maßnahmen (Prügel) begleitet als die beste Lehrmethode angesehen wurde. Inhaltlich gab es ebenfalls eine Reihe von Veränderung. So wurde mehr Wert auf die Kommunikationsfähigkeit in der deutschen und englischen Sprache gelegt. Auch gab es eine Kompetenzerweiterung. Das Thema Umweltbewußtsein hielt Einzug und ließ die zuvor herrschende Fortschrittsgäubigkeit in einem anderen Licht erscheinen.
    Zur Erhöhung des Lerntempos ließ man sich vermehrt von den technischen Fortschritten leiten. Nicht nur immer bessere Taschenrechner, sondern auch das Internet halt komplexe Aufgabenstellungen zu verbessern.


    Das hat jede Wissenschaft wohl auch seine Moral, denn ohne Ethos scheint die Nachhaltigkeit einer Verbesserung in Gefahr. Deshalb wird hier die Frage, ob man jede gewonnene Minute anhand einer neuen Unterstützung dem Kinder schon wieder an anderer Stelle nehmen kann? Wann verändert sich Erziehung zur selbständigen Lösungen von Herausforderungen dahingehend, als dass nicht mehr nach neuen und besseren Möglichkeiten gesucht wird, sondern lediglich vorhandenes Wissen in immer besseren Drillformen transferiert wird?


    Ist nicht der Freiraum zur Entwicklung von Kreativität der Schlüssel in einem vertrauensvollen und partnerschaftlichen Verhältnis voneinander zu lernen der Weg, wie sich Kinder immer wieder neu erfinden können?

  • Zitat Andre:

    Zitat

    KINDER haben die gleichen Rechte wie Erwachsene.

    Zuerst einmal auch von mir ein ganz herzliches Willkommen zurück. =)


    Trotzdem muss ich Dir hier gleich mal widersprechen, sollte sich Deine Aussage tatsächlich allgemein auf Kinderrechte beziehen. Insofern haben Kinder nicht die gleichen Rechte ( siehe hier nur als Beispiel das Wahlrecht ), wie Erwachsene, sondern teilweise gleiche Rechte, teilweise aber auch Rechte in ihrer Form beschränkt oder für sie nicht geltend. Dafür wieder andere Rechte, die nur für sie gelten.

  • Ist nicht der Freiraum zur Entwicklung von Kreativität der Schlüssel in einem vertrauensvollen und partnerschaftlichen Verhältnis voneinander zu lernen der Weg, wie sich Kinder immer wieder neu erfinden können?


    Genau das ist es. So können Menschen und gerade Kinder, die noch wissenshungrig sind,am besten lernen.
    Nur stellt sich die Frage, ob die Kinder aufgrund dieser Forderungen in der Schule überhaupt noch wissenshungrig sind,und ob man etwas lehren sollte?
    Wäre es für die Kinder nicht vielleicht besser,einfach das zu machen was sie möchten? Und wenn das das Spiel "Balljagt" ist ...

  • Wenn ein Kind etwas lernen will, dann kann es unheimlich viel lernen. Ich würde deshalb das Fußballtraining relativ unabhängig vom schulischen Druck sehen. Sicherlich gibt es auch Situationen, in denen Kindern so viel Input reingeprügelt wird, dass irgendwann nichts mehr geht, aber meinem Eindruck nach ist das bei Schule + Fußball in der Regel noch nicht so. Wir hatten allerdings auch schon zwei Spieler bei uns, bei denen ich den Eindruck hatte, dass sie mit Schule + Fußball + zwanzig weiteren festen Verpflichtungen deutlich überfordert waren. Die spielen allerdings beide nicht mehr bei uns, was zwar fußballerisch schade ist, aber menschlich wahrscheinlich einfach besser so, auch weil wir durchaus etwas fordern. Wobei die beiden wahrscheinlich immer noch von Termin zu Termin gejagt werden, aber da kann ich leider keinen Einfluss drauf nehmen.