Über Ostern haben wir unseren Sohn in Kalifornien besucht, daher kann ich wieder ein paar Infos geben. Während unserer Zeit waren zwei interne Testspiele, also Team A gegen Team B, der Kader ist ja groß genug. Das Niveau fand ich recht übersichtlich, ehrlich gesagt. Regionalliga war das nicht. Es kann sein, dass das täuscht, da es halt kein offizielles Spiel war, aber insgesamt doch eher schwach. Auf beiden Seiten gab es große Probleme beim Spielaufbau. Generell wurde sehr viele Einzelaktionen versucht, z.B. 6er geht ins Dribbling gegen zwei Gegenspieler, statt einen Pass zu spielen. Mein Sohn meinte, dass das daran liegt, dass jeder Spieler versucht, eine möglichst eindrucksvolle Situation mit Ball zu haben, um den Trainer zu beeindrucken. Ob’s funktioniert?! Die Spielweise führt dazu, dass es sehr viele Zweikämpe gibt, aber nur wenig Spielfluss. Die Zweikämpfe werden sehr körperlich/ruppig geführt, obwohl das ja wie gesagt nur interne Trainingsspiele waren. Was mir zudem negativ aufgefallen ist: Selbst im Trainingsspiel gibt es diese Unsportlichkeiten, um Zeit zu schinden, also Ball wegschlagen, obwohl abgepfiffen ist, schnelle Ausführung der Freistöße wird verhindert, Ball für den Gegner wird nicht geholt usw. Das hat mich wirklich überrascht. Aber mein Sohn meinte, der Trainer fordert das auch so ein. Very strange! Einmal gab es sogar eine Rudelbildung, so hoch kochen die Emotionen…Der Trainer des Teams ist Typ „alter Haudegen“, also sehr autoritär. Mein Fall wär’s nicht, aber mein Sohn kommt soweit ganz gut mit ihm klar.
Es wird jetzt in der Spielfreien Zeit sehr viel trainiert, erstes Training meist um 8:00 morgens, danach Krafttraining. Das war letztes Jahr noch anders, da wurde weniger trainiert. Nachmittags/abends sind dann die Vorlesungen im College, manche Kurse gehen bis 22:00! Aktuell laufen die Planungen für das kommende Semester. Die Sportler haben separate „academic adivsors“, die die Kursplanung mit den Spielern machen. Ein großer Vorteil ist, dass die Sportler als erste ihre Kurse wählen, damit das zu den Trainingszeiten passt. Dadurch besteht kein Risiko, dass die Sportler nicht in stark nachgefragte Kurse reinkommen, das trifft dann erst die regulären Studenten. Die Uni fand ich erstaunlich aufgeräumt, alles sehr „clean“, ganz anders als ich das in meiner deutschen Uni vor 30 Jahren erlebt habe. Es gibt Studentenwohnheime direkt auf dem Campus, aber mein Sohn wohnt in einer Sportler-WG in unmittelbarer Nähe zum Campus. Wie alle dort hat er sich jetzt einen E-Scooter zugelegt, weil die Wege an der großen Uni per Fuß recht weit werden. Er überlegt auch, sich mit einem Freund ein Auto zu kaufen, da der ÖPNV nicht wirklich gut funktioniert und Taxi/Uber auf die Dauer auch teuer wird.
Mein Sohn ist jetzt knapp 2 Jahre in den USA und überlegt aktuell, ob er nach dem Bachelor auch noch den Master in den USA machen soll. Ihm gefällt es dort also. Und als Familie war es super, das alles mal konkret vor Ort zu sehen. Nur mit dem Jetlag muss ich jetzt kämpfen
Grüße
Oliver