Das Thema ist in unserer Familie hochaktuell, daher schreibe ich hier mal was dazu. Es belastet uns auch. Unser Sohn spielt seit 2,5 Jahren Leistungsfussball. Es gab immer mal Höhen und Tiefen. Jetzt hat er nach 2 Jahren mal wieder eine Krise und grübelt darüber nach in seinen alten Verein zurück zu gehen. Die Probleme sind momentan: Er fühlt sich wie 2. Wahl, meint dass er nicht gebraucht wird und will seine Freizeit genießen...Die jetzige Mannschaft ist auseinander gedriftet und kein Team mehr, seine Motivation hat daher nachgelassen. In letzter Zeit hat er sich mit seinen alten Klassenkameraden zum Bolzen getroffen und wieder Sehnsucht bekommen. Da ihm seine "alten Jungs" das Gefühl geben, dass er wichtig ist. Das ist natürlich gut für sein Ego. Auch der Trainer der Heimmannschaft hat ihn und uns schon oft angesprochen, wann er denn wieder kommt. Wir wollen der Mannschaft aber keine "falsche Hoffnung" machen. Daher haben wir jetzt noch eine Bedenkzeit von 4 Wochen gegeben um nichts zu überstürzen. Alle Pro und Contra's haben wir schon ausdiskutiert. Seine aktuelle Mannschaft ist in die Landesliga aufgestiegen und es läuft dort bombenmäßig. Seine alte Mannschaft spielt Kreisliga. Sportlich gesehen wäre ein Wechsel zur Kreisliga natürlich ein Rückschritt für ihn und ich denke, ein "Zurück" gäbe es dann später nicht mehr. Wir sind aber auch keine Eltern die dem Sohn ihren Willen aufzwängen, daher muss er auch lernen, selber Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben. Diese ganze Story hatten wir 2015 schon mal und da hat er sich durchgekämpft und ist im Leistungsverein geblieben. Da wollte er schon komplett Fußball hinschmeißen (siehe meine vorherigen Beiträge) Aber einfach wird diese jetzige Entscheidung nicht sein. Die derzeitigen Trainer wissen natürlich nicht, dass er diese Wechselgedanken hat und wir würden gemeinsam vor dem Wechsel das Gespräch suchen. Was würdet ihr raten?
Hi Fussballvirus,
ich habe es jetzt nicht geprüft, aber ich prognostiziere mal, dein Sohn ist jetzt irgendwie C-Jugend, geht demnächst vielleicht in die B.
wenn mich einer derer fragen würde, die uns in Richtung höherklassig verlassen haben, ob sie wieder zu uns zurückkommen können, sage ich natürlich "ja". Die Entscheidung schätze ich auch keinesfalls endgültig ein, es ist eben nur ein Rückschritt, der aber zumindest in Richtung Landesliga auch wieder aufholbar ist, vielleicht dann mit einem Zwischenschritt im Bezirk, aber so dolle ist Landesliga nun auch wieder nicht, und in der A+B haben diese Vereine massiv Probleme mit Auslandsjahr und Ausbildungs/Studienbeginn und Dropouts. Ich kann bei unserem Abgängern, also die, die jetzt höherklassig spielen, in der A+B bei einigen zumindest eine zunehmende Unlust auf die Leistungsschiene erkennen. Originalton ist: "Bei Euch ist jedenfalls Spaß!". Ich kann aber auch bei vielen im Kreisbereich diese Unlust kennenlernen. Und das hat erstaunlicherweise nicht unbedingt was mit der Trainerqualität zu tun. Die ist dann gerne das i-Tüpfelchen, aber nicht Ursache.
Um Dir einfach nur Hinweise für die Entscheidungsfindung zu geben, denn entscheiden muss euer Sohn das ja am Ende selbst:
- Es ist auch wichtig, wie in der Kreismannschaft die weitere Mannschaftsplanung ist.
- Wie ist die Trainerbesetzung (wegen des i-Tüpfelchens)
- Wie ist der Aufwand für ándere Dinge des Lebens.
Freundin, Tanzkurs oder einfach nur schulische Belastung werfen natürlich etliche auch im Kreisbereich aus der Bahn, und dann bricht dort auch mal der Spielbetrieb zusammen, denn von unten hat man nix mehr zum Nachführen, im Leistungsbereich gibt es natürlich zweite und dritte Mannschaften. Und ausreichend Trainer mit Ausbildung. Dort ist also der Betrieb auf höherem Niveau gesichert. Im Kreisbereich steht man dann gerne mal mit 8 Nasen beim Training oder mit 10 Mann am Spieltag.
Will sagen, die Verlässlichkeit des Trainings/Spielbetriebs ist auch wichtig. Leider gibt es kaum Vereine, die den guten Spagat hinbekommen, denn um eine Kreismannschaft Motivationsmäßig und Leistungsbereitschaftsmäßig in der Waage zu halten, gehört viel Knowhow in Menschenführung dazu. Das ist sehr sehr personenabhängig. Im Leistungsbereich dagegen läuft man halt Gefahr, einfach überfordert zu werden, Druck auf die Trainer wegen Klassenerhalt oder Aufstieg sorgen für Ungerechtigkeiten und in dem Alter spielen neben Neuorientierungen und Wechselhaftigkeit auch Freundschaften eine große Rolle. Am Wochenende ist immer Party. Mit den Freunden! Dazu kommt die nicht vorhandene Mobilität und "Gewalt über den eigenen Kalender" der Spieler. Das muss ja nicht bei Eurem Sohn zutreffen, aber im Kreisbereich kann das eben andere treffen, was dann schnell zu schlechter Beteiligung führt.
Fazit: Ich würde als wichtig einstufen, wie die Organisation und die Teamharmonie in eurem Heimatverein ist. Auch würde ich gar nicht so sehr auf "Endgültigkeit" schauen, wenn der Fussball der Sport ist und bleibt, kann man auch wieder wechseln, vielleicht nicht zu dem Landesligisten, sondern in den Bezirk, aber dann halt um des Sportes willen. Vielleicht muss diese Erkenntnis den Spieler auch erst mal erleuchten.