Nun... das Problem ist sicherlich vielschichtig. Bei mir spielen die Torhüter im Training ganz normal mit. Wenn wir im Training mit Torhütern als solchen spielen, so rotiert bei mir diese Aufgabe auch oft unter den Spielern. Spielen wir auf kleinen Feldern, so gebe ich auch gerne vor, dass eingedribbelt oder eingekickt werden muss, gerne auch mal innerhalb von von mir herunter gezählten vier oder fünf Sekunden. Da klappt das dann eigentlich ganz gut, aber es ist halt dann auch eine nur nur kurze Spielunterbrechung.
Wahrscheinlich trifft deine Mutmaßung gar nicht so schlecht, denn der Spieler, der bei der Mannschaft, die ich hauptsächlich vor Augen habe, am häufigsten im Tor spielt, ist im Feld für diese Mannschaft eigentlich zu schwach, außerdem ein eher zurückhaltender und introvertierter Typ. Der zweite Torwart hat demgegenüber ein sehr sonniges Gemüt, hat aber nur recht wenig Eigeninitiative und auch (innerhalb dieser Mannschaft) nur unterdurchschnittliche Spielintelligenz. Beide tun sich mit einer guten flachen Eröffnung schwer. Erschwerend wirkt sich aus, dass diese Mannschaft versuchen musste, die Kreisliga, also die im Kreis höhere Spielklasse zu halten, so dass auch ich als "Reformtrainer" leider einigermaßen ergebnisorientiert aufstellen und spielen lassen musste. Leider gerieten wir von Anfang an unter Ergebnisdruck. Und da diese Mannschaft leider unheimlich viele Gegentore kassiert, musste auch ich irgendwann von der flachen Eröffnung abkehren, einfach in der Erkenntnis, dass ich mit der Forderung danach die Kinder einfach nur noch mehr stresse.
Es klingt jetzt so, als sei die Spielklasse für unsere Kids zu hoch. Das ist insgesamt vielleicht auch der Fall, wenn ich mir ansehe, wie gut so manches Team ist, das in einer der darunterliegenden Kreisklassen spielt -- bei uns wird ja aber die Klassenzugehörigkeit vererbt, bleibt also bei der Altersklasse. Wir steigen nun ab, haben uns aber auch von einigen Mannschaften schlagen lassen, die ich für schwächer halte. Die Gründe dafür waren in verschiedenen Spielen durchaus auch unterschiedlich. Zu Beginn der Saison bspw. spielte das Team, sobald es nicht so gut lief, quasi als zwei Hälften: drei bis vier Offensive und zwei bis drei Defensive, je nach Grundneigung der Spieler. Dadurch waren wir fast immer in Unterzahl, mit vor allem vor unserem Tor katastrophalen Auswirkungen. Dann trafen wir unmittelbar hintereinander gegen die drei mit Abstand stärksten Mannschaften, da sahen unsere Kids tatsächlich kaum Land. Ich befürchte auch, dass diese Erfahrung einige von ihnen deutlich verunsichert hat, mit den entsprechenden Auswirkungen auf ihre Leistungsfähigkeit. Damit meine ich, dass (nicht nur) Kinder meiner Beobachtung nach dann, wenn es nicht so gut läuft, weniger experimentierfreudig werden und sich eher auf das zurück ziehen, was sie am besten zu können meinen. Dinge, die ihnen weniger gut gelingen, meiden sie eher. Bereits in und dann auch nach diesen drei Spielen waren unsere Kids unglaublich passiv und sie verzweifelten schnell. Andererseits: nahm man bewusst Druck raus, so fielen sie rasch in ihre angestammtem Verhaltensmuster zurück, in denen einige Spieler sich nur als Stürmer sahen, und ein paar andere viel zu weit hinten stehen blieben. Diese Neigung wurde noch dadurch befördert, dass bei uns in der E-Jugend über den halben Platz gespielt wird, das Feld also praktisch genauso groß ist wie das vom DFB für D9 empfohlene. Da ergeben sich natürlich riesige Räume.
Aber ich muss auch sagen, dass die letzten Spiele des Teams unter meiner Leitung (mein Mit-Trainer und ich wechseln uns mit der Betreuung unserer zwei Mannschaften bei den Spielen ab) bis auf das Ergebnis eigentlich ziemlich gut aussahen. Wir hatten meistens mehr vom Spiel, und teilweise sah es auch schon richtig gut aus. Aber durch individuelle Fehler im torgefährlichen Bereich kassierten wir halt immer noch zu viele Gegentore, um sie vorne wieder wett machen zu können.