Beiträge von PaulBreitner

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    ... und im Grunde selbst in der Situation wird der Passgeber nur dann den Pass in die Gasse oder die Flanke/Flugball wählen, wenn er in irgendwelcher Art kommuniziert bekommen hat (und sie es vorherige Absprache) das sein Ball einen Mitspieler erreichen wird.

    Loctus - Vorsicht; nicht den Umkehrschluss so einfach ziehen bzw. bitte genau differenzieren!


    Einem Pass entgegengehen ist aktiv sein. D.h. aber nicht, dass man jedem Pass entgegen gehen muss. Es heißt auch nicht, dass man nur aktiv sein kann, indem man dem Pass entgegen geht.


    a) Das Thema Gegenbewegung: Dabei geht es ja zunächst nur darum sich vom Gegner zu lösen. Eine Gegenbewegung kurz/lang oder lang/kurz hat primär ja nichts mit dem Thema "Pass entgegen gehen" zu tun. Eine Gegenbewegung "innen/entgegen" oder "aussen/entgegen" schon eher aber auch hier steht der taktische Aspekt sich aus einer Markierung durch den Gegenspieler zu befreien im Vordergrund.


    b) Wer bestimmt wer den Pass kriegt: Das hängt von der Qualität der Mannschaft ab. Eigentlich ist es im modernen Fußball der Spieler ohne Ball. Deshalb ist der Begriff Spielmacher im Spitzenfußball auch völlig veraltet, denn das Spiel machen die Spieler ohne Ball.


    c) Pass entgegen gehen: Im Grunde sind das Situationen, die nicht optimal gelaufen sind. Wie Dobrin schon schrieb - zu leichte Pässe oder auch Pässe unter Fehleinschätzung des Raumes oder der Zeit (Gegner ist "plötzlich", weil übersehen oder schneller da wo man ihn eignetlich nicht erwartet hat).


    Was trainierst Du jetzt aber mit einer Kindermannschaft im Dorfverein? Ich sprech' jetzt mal von F oder E. Ok - Deckungsschatten - das verstehen sie. Gegenbewegungen ums ich vom Gegner zu lösen? Das verstehen sie auch, nur wird der Passgeber nicht verstehen was der Passempfänger da will und der Pass wird nicht ankommen. Den Pass fordern durch das Spiel ohne Ball? Schwer, schwer. Also ich denke nicht, dass das mit ner F oder E gut klappt.


    Der Unterschied zw. a/b und c ist ja, dass bei c der Ball schon gespielt ist, wenn der Empfänger entgehen gehen soll. Das Thema ist in der Spielpraxis bei Kindermannschaften sicherlich gegeben, denn da passiert viel im Sinne von c) also trainiert man m.E. das.


    Es macht auch Sinn, denn es schult "aktiv" zu sein und wenn das kind schlau ist, wird es erkennen, dass es plötzlich mehr Zeit zur Ballkontrolle hat, wenn es nen Meter entgegen geht. Darauf kann man aufbauen. Irgendwann ... so ab D ... kann man dann sicher taktischer werden und die Gegenbewegungen hinzunhemen, dann verstehen die Kinder im Paar (Passgeber/Empfänger) sich auch und es wird klappen.


    Grundlage ist m.E. aber die Aktivität. Und das übt man indem man den Kindern sagt: Ihr wollt den Ball haben, um jeden preis der Welt. Ihr wollt ihn haben! Später verstehen sie dann schon, dass man evtl. erst mal weggehen muss um die Kugel zu kriegen. Ich zumindest habe noch nie einen Spieler gehabt, der ab der D der Meinung war, mann muss dort hinlaufen wo der Ball ist, wenn man ihn will. Die haben breit/tief verstanden. In der F habe ich aber schon zich Kinder gehabt, die einfach passiv zugesehen haben.


    Das ist für mich eines der wichtigsten Dinge: Bring dem Kind bei, dass es aktiv mitspielen soll. Zunächst gerne auch völlig unspezifisch. Deshalb ist es mir auch so ein Greul, wenn Kindertrainer einen Stürmer vorne und zwei Abwehrspieler hinten stehen lassen, während die andern kicken.

    Dem Ball entgegengehen ist m.E. so elementar wie "überhaupt am Spiel teilhaben". Das ist m. E. auch völlig unabhängig von einem Passspiel oder einer lang/kurz oder wie auch immer gearteten Gegenbewegung oder einer Altersklasse. Das ist Teil einer übergreifenden Spielsportartschule (Ball/Mannschaft), ja Teil einer Charakterschule. Denn: Dem Ball entgegengehen ist aktiv sein und nicht passiv. Das ist agieren und nicht reagieren. Das ist m. E. eines der wichtigsten Dinge, die man einem Kind im Leben beibringen muss - also aktiv statt passiv sein, die Dinge selbst in die Hand nehmen und nicht von anderen steuern lassen.


    In den allermeisten Fällen machen das im Fußball sogar ja die Minis schon automatisch: Sie laufen da hin wo der Ball ist - sie gehen auf den Ball zu. Kommt der Ball aber auf sie zu - egal woher und warum - machen sie meist nix.


    Kinder lieben den Wettkampf. Das ist m. E. auch der Weg es den kleinen zu erklären. Jede Situation ist ein Wettkampf um den Ball - jede. Mann kann das in Spielformen in kleinen Teams machen. Z.B. Ballkontakte zählen. Welche Mannschaft die meisten hat, die gewinnt. Nach einer Minute oder so durchwechseln. Oder der Trainer schießt den Ball Richtung einem Spielerpaar und beide starten dem Ball entgegen. Wer ihn kriegt hat nen Punkt für sein Team. Das ist alles ne rechte Gaudi und macht rechten Spaß.


    Man sollte das "aktiv sein" m. E. alters- und kindgerecht vom Tag 1 an immer wieder thematisieren. Geduld braucht es schon, denn das hat neben der charakterlichen Grunddisposition (aktiv statt passiv) auch was mit Entscheidungs- und Handlungsschnelligkeit zu tun. All das muss ich erst entwickeln und braucht Zeit.

    Zitat

    Habt Ihr Tipps, wie man den Praxistransfer verstärken könnte?


    Häufig praxisnah trainieren: Also Spielformen.


    Freilich kannst Du auch bei Technikübungen praxisnäher werden. Beispiel: Als Startsignal einen Ball fallen lassen. Also kein Pfiff oder Hopp und auch kein Leibchen hochhalten (wobei das schon besser ist als der Pfiff).


    Ich baue lieber weniger Equipment auf als zuviel. 1. ist es weniger Arbeit und geht schneller 2. ist es leichter zu erklären und zu verstehen 3. laufen solche Übungen meist schneller an und laufen auch schneller sauber.


    Minimumanforderung an einen Aufbau ist aber, dass er beidfüßiges Training zulässt und ein Tor gehört auch (nahezu) immer dazu.

    Ich halte von rauchen so oder so nix. Es zeugt nicht gerade von der Fähigkeit zur Selbstreflektion, wenn man bei dem heutigen Stand der medizinischen Erkenntnisse noch raucht. Insofern ist das für mich gerade im Umfeld des Sports ein "no-go".


    Andererseits und das ist mir sehr wichtig, leben wir in einer mehr oder weniger freien Gesellschaft. Es gibt Regeln (des Anstands), Gesetze und Vorschriften. Solange jemand diese nicht verletzt und/oder in die Privatsphäre des Anderen eindringt, sollte er machen dürfen was er will.


    Die Unterschiede zwischen der eigenen Sicht der Dinge und der Freiheit des Anderen (Andersdenkenden) sind oft sehr schmerzhaft für das eigene Ego und passen oft so gar nicht in die eigene Lebensvorstellung.

    Um welche Mannschaft (Klasse, Alter, m/w) geht es denn und für was soll das Geld sein bzw. soll es überhaupt zweckgebunden sein? Habt ihr noch andere Sparten im Verein oder seid ihr ein reiner Fußballverein?

    Zitat

    Die Belastung durch Leistungssport macht einen erfolgreichen Schulabschluss nahezu unmöglich.


    Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Mich hätte das beinahe mein erstes Studium gekostet - das war haarscharf. Nur weil ich letztlich dann im Leistungssport (nicht Fußball) auf recht hohem Niveau gescheitert bin, habe ich die Kurve noch gekriegt. 2xTraining täglich und das jeden Tag geht halt nicht während der Prüfungszeit - nicht mal im Sportstudium. Der andere Punkt war, dass ich so tief im Sport gesteckt bin, dass ich gar nicht gesehen habe, dass sich darauf keine Existenz aufbauen lässt. Erst "mit Gewalt" (wg. Leistung aus dem Kader für geflogen) wurden mir dann die Augen geöffnet.


    Tobias: Ich glaube Du verrennst Dich da in was. Welche Zahlen erwartest Du denn? Die Zahlen die es gibt sind die des DFB und die beschäftigen sich nur mit Quantität der Talentförderung (0,8% aller Talente kommen in der U17 Spitze an).

    Ich empfehle auch schon bei den Minis nicht "anstatt" sondern "beides zusammen". Wobei m.E. bei den Minis aus sportlicher Sicht grundsätzlich ein normaler, kindgerechter Turnunterricht inkl. einer sog. "allgemeinen Ballschule" sicherlich mindestens so förderlich ist wie "nur Fußball spielen". Allerdings wird sich die Erwartungshaltung der Kinder die ins Fußballtraining kommen von den Inhalten ggf. unterscheiden. ;)

    Krafttraining in der U9 macht absolut Sinn - allerdings nur mit eigenem Körpergewicht und - ganz wichtig - in "Gaudi/Spiel" verpackt und nicht zu lange, denn es gibt nix langweiligeres als Körpergewichtsübungen.


    In der E oder gar in der D damit anzufangen ist meist schon viel zu spät - die sind i.d.R. schon gar nicht mehr so gut beieinander die Jungs. Erst letzte Woche hat sich der Trainer unserer C (hat mit mir schon in der Jugend gekickt) an mich gewandt, was er den tun könnte, denn seine C sei in einem erschreckenden körperlichen Zustand. Kondition, Mobilität, Kraft - alles am Nullpunkt bei 2/3 der Mannschaft. Allerdigns habe sie ne Menge Ahnung von Playstation & Co. (Nebenbei trifft das auch auf usnere D zu, nur der Trainer hat kein Interesse was zu machen)


    In der F reden wir von 2. und 3. Klasslern. An die letzten Studien die zu dem Thema gelesen habe hieß es, dass ca. 2/3 aller Kinder im frühen Schulkindalter an einer Schwäche der Haltemuskulatur und muskulären Dysbalancen leiden. Das ist aber schon n paar Jahre her und seitdem ist es sicher nicht besser geworden.


    Die Herausforderung für den Trainer sind hier weniger die Übungen - die kann man heute leicht googeln, sie sind auch nicht kompliziert. Vielmehr ist die Herausforderung die, das ganze spassig zu verpacken - es ist nämlich echt stinklangweilig.


    In der Halle kann man auch was mit Tauen, Kästen, Sprossenwand, Ringen (die, die von der Decke hängen) oder Matten und Sprungbretter machen.


    Idee - von der Organisationsform her: Paare bilden, die im Wettkampf gegeneinander antreten. Ein Partner im Paar macht ne Übung, der andere dribbelt durch einen Parcours. Dann Rollenwechsel. Welches Paar zuerst durch ist, hat gewonnen. Zwei bis drei Durchgänge mit verschiedenen Übungen. Fertig.


    P. S. Ich würde übrigens nicht mal mit leichten Zusatzgewichten wie Medizinbälle etc. arbeiten - einfach nur Körpergewicht und klettern, springen, stützen, krabbeln, hangeln usw...

    Dehnen ist auch im Winter nicht schädlich. Es gehört aber nicht(!) ins Aufwärmprogramm. Aufwärmen heißt auf die kommende Belastung vorzubereiten. Wenn ihr nicht gerade Yoga im Hauptteil macht, also bitte nicht dehnen. Dehnen senkt den Muskeltonus und das ist gerade bei einem Anforderungsprofil wie im Fußball verletzungsfördernd.


    Dehnen sollte man weniger so verstehen, wie es das Wort glauben lassen möchte, sondern als Verbesserung der Mobilität/Reichweite der einzelnen Bewegungsbereiche über die entsprechenden Gelenksverbindungen. In Verbindung mit ausgeglichener(!) Kräftigung verirngert das die Verletzungsanfälligkeit und erhöht die athletische Leistungsfähigkeit.


    Das kann man aber viel besser als eigene Einheit (und im Winter drinnen) oder halt dann nach dem Training machen.

    Die kritische Betrachtung sollte keinesfalls auf den Fußball beschränkt bleiben - tut sie dass, ist sie zu kurz gesprungen. Das Kritisierte gilt nämlich zunächst für den gesamten (Hoch)Leistungssport und letztlich - und das muss uns unbedingt klar sein - ist das aber nichts anderes eine Systemkritik an der Leistungsgesellschaft. Wenn wir also Erwartungshaltungen (motiviert durch was auch immer) aufbauen, sollten wir nicht vergessen, "mit wem wir es zu tun haben" - nämlich: Machtstreben i.w.S. - einem der kulturell geprägten Kernwerte aller "modernen" Gesellschaftsformen.


    Ignorieren wir das, ist eine Frustration recht sicher unausweichlich. Denn bereits Albert Einstein hat erkannt: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."


    Das soll kein Aufruf sein Veränderungen nicht zu versuchen. Vielmehr soll es ein Aufruf dazu sein, sich auf das zu konzentrieren was man ändern kann und nicht Energie darauf zu verschwenden was einen zwar angeht und berührt, aber auf das man keinen Einfluss hat.