Kinder- und Jugendtraining beim FC Bayern München

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  • Wenn man es schafft, ist alles gut. Wer aber schreibt oder redet denn schon über die Opfer die das System produziert? Was wird aus den Jugendlichen die es nicht schaffen?

    Hallo Ralf,


    ich sehe das ähnlich.
    Deswegen gilt für mich, dass ich den Wechsel eines Kindes so lange wie möglich hinauszögern würde. Denke, je älter der Spieler ist, desto besser kommt er mit einer möglichen Ablehnung zurecht. Vor allem, wenn man ihm genau das im Vorfeld klar gemacht hat und ihm die Tür für eine Rückkehr offen hält.

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

    • Offizieller Beitrag

    Ich zitiere hier einmal aus dem verlinkten Artikel, dies macht zumindest die weltweiten Probleme deutlich und wie "harmlos" es in Deutschland aussieht:


    Der Name Carlos Roberto dürfte einigen Lesern noch bekannt sein. Er hat bis zu hundert "Talente" unter Vertrag und alle stammen aus armen Verhältnissen. Damit hat Carlos die Rechte an den Kindern.


    Carlos: "Zuerst säen wir, dann ernten wir und schließlich verkaufen wir unser Produkt auf dem Markt. Direkt auf den Tisch des Verbrauchers. Unser Hauptabsatzmarkt ist Europa." Die Kinder werden in einem "Aufzuchtprogramm" gefördert. Es gibt viele solcher "Fußballschulen" in Brasilien.


    Sportjournalist Dalmo Pessoa: "Das Königreich, also der europäische Fußball, zwingt uns, einen Rohstoff von höchster Qualität zu liefern. Und dafür zahlt uns dieses "Königreich" soviel, wie es ihm passt."


    Noch ein letztes Beispiel:
    Die Fußballschule in Mirassol, eine neue Heimat für talentierte Kinder. Hier im Bundesstaat Sao Paulo wurden früher Bäume geholzt, später Gold gewaschen, dann Rinder gezüchtet - und jetzt Torjäger. Mit wöchentlichem Taschengeld und vier Mahlzeiten am Tag fühlen sich die Kids in der ländlichen Tristesse bereits auf der Sonnenseite des Lebens.


    Doch fußballerisch gesehen befinden sich die Superstars in spe hier in der zweiten Regionalliga. Eine Scheinwelt, in der Hoffnungen geweckt werden, die nie in Erfüllung gehen. Arm und minderjährig - aber Geschäft ist Geschäft und wer nicht zu verkaufen ist, wird abserviert und dies ist die Masse der talentierten Kinder.


    Hast Du Kinder? Was würdest Du machen, wenn Barcelona anruft?

  • Hallo


    Ja, das stimmt, es geht um die Funktionsstruktur der Gesellschaft.
    Was den Fußball angeht, sollten wir zunächst versuchen, uns Gedanken darüber zu machen, von welchen Chancen wir eigntlich ausgehen können. Wenn wir als vereinfachtes Beispiel in einem beliebigen Profiverein von der Existenz einer jeweils einzigen Mannschaft in der B-Jugend, A-Jugend und 1.Mannschaft ausgehen, dann sind es grob gerechnet 66 Spieler. Ich nehme B-Jugend dazu, da u.U. die Jungs zumindest theoretisch auch körperlich mithalten könnten. Für den Anwärter, aber auch für den Profi bedeutet das im Prinzip Kampf um einen Platz in der ersten Mannschaft. Damit hat ein Spieler aus der jeweiligen Jugendgruppe 1:66 Chancen den Profi von seinem Stammplatz zu verdrängen. Das ist relativ mager. Gibt es mehrere Jugendmannschaften und vielleicht auch andere Konstellationen (U23, 2-te Mannscahft A...) so sinken diese Chancen weiter. Das ist damit in etwa die Grundlage für die Überlegung.


    Nun kommen wir zum Gespann Kinder-Trainer. Wie ich bereits erwähnt habe, kümmern sich die Trainer in den seltensten Fällen um das psychische Wohl der Kinder. Sie sind in dieser Richtung kaum ausgebildet und auf der anderen Seite haben sie eh die große Auswahl in der Region. Auch wenn sie irgendwie Sportwissenschaften studiert haben sollten, der Schwerpunkt liegt trotzdem im Fußball.
    Die Kinder können mit dem Begriff Druck auch nicht viel anfangen. Selbst wenn sie dieses Wort immer wieder benutzen, kennen sie dennoch die komplexen Abhängigkeiten dahinter nicht. Wir als Erwachsene wissen, dass es hier um Kraft pro Fläche in Pascal geht. Bei bestimmten Werten bekommen wir auch Gänsehaut und damit sind wir in der Lage in Analogien zu denken. Wir können den Mechanismus dahinter erahnen und wissen zumindest, dass es dahinter einen Komplex von Schrauben gibt.
    Die Kinder dagegen kennen bestenfalls den Begriff Angst und vorausgesetzt sie erkennen die Sachlage richtig, können das auch in Worte fassen und öffnen sich auch im Gespräch mit den Erwachsenen, ja, nur dann bekommt man als Elternteil die Tragweite des Problems mit. Meistens tun sie das aber nicht und vor allem nicht vor den Eltern oder vor dem Trainer, wenn es sich um die Angst vor Versagen handelt, weil das mit eben diesem Personenkreis zu tun hat. Solche Angstzustände werden leise mitgeschleppt und verschlimmern sich auch mit der Zeit. Deshalb ist es auch kein Wunder, wenn der eine oder der andere Profi seine Depressionen zugibt.
    Vorsichtig formuliert, schuld daran sind in den meisten Fällen die Eltern. Sie bauen unbewusst diesen Druck auf. Das Kind entscheidet sich doch nicht alleine mit 9 oder 10 Jahren für den Besuch einer Sportschule oder insgesamt für diese Laufbahn. Der Aufwand dahinter ist enorm und das bedeutet die Eltern wählen diesen Weg absichtlich.
    Welche Auswirkungen auch immer diese Handlung mit sich bringt, man sollte als Elternteil unbedingt einen Psychologen konsultieren, wenn man merkt, dass irgendetwas nicht stimmt!


    Ralf


    Ich möchte die Berechnung von oben nicht weiter vertiefen. Es reicht aus zu wissen, dass es ganz wenige gibt, die diesen Weg auch tatsächlich schaffen und manchmal schafft es aus einem Jahrgang gar keiner. So gesehen, relativ zu diesen wenigen betrachtet, produziert dieses System insgesamt Ausfälle. Die Ausbeute ist ganz einfach zu gering.

    • Offizieller Beitrag

    Die Ausbeute ist ganz einfach zu gering


    Danke Dobrin, du bringst es auf den Punkt.
    Die Ausbeute ist aber nicht zu gering. Du kannst hunderte von Kindern ausbilden, oder kaufe 10 aus Afrika, wenn nur einer oder zwei sich später verkaufen lassen, ist das eine tolle Ausbeute, bei den heutigen Preisen. Rechne mal durch, was eine Ausbildung von 100 Talenten kostet bis festeht, wer tauglich ist und was man für die, die dann verkauft werden können erhält oder was gespart wird, wenn man nicht kaufen muss.
    Du musst nur gute Scouts haben, damit von 100 auch wirklich welche später zu gebrauchen sind. Barcelona hat für Messi (der war 13) monatlich 700 € investiert.

  • @Uwe


    Du hast Recht, aber ich meinte nicht die Ausbeute im Sinne Geschäftes. Es ist einfach nur der Prozentsatz derjenigen, die es auch tatsächlich schaffen. Diese Art der Betrachtung ist maßgebend für die Kinder. Die Vorstellung der Chancen ist als "best case" zu sehen und mit 1,5% ist das auch schon mager

  • Hast Du Kinder? Was würdest Du machen, wenn Barcelona anruft?

    Ups, an wen war die Frage gerichtet? An mich? Na gut.


    Ich finde die Frage realitätsfern, weil extrem unwahrscheinlich.
    Falls es dennoch der Fall wäre, würde das bedeuten, dass mein Sohn ein wirkliches Talent hat und dass es, wenn es dort nicht klappt, woanders durchaus klappen kann.
    Ist der Junge alt genug und wenn er das möchte, dann würde ich dem nicht im Wege stehen.
    Wäre ja auch komisch, oder?

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • ich will nochmal diese Frage stellen:

    Muss man sich entscheiden: Spaß ODER Leistungssport? Leistungssport ODER Schule/Ausbildung? Oder kann man das zusammen kriegen?

    Ich habe mal ein wenig im Netz gelesen.
    Laut http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15435256,00.html gilt "Mehr als die Hälfte der Spieler, die in den Leistungszentren sind, bauen ihr Abitur." Das heisst doch, dass fussballerische Ausbildung auf Topniveau schulische Ausbildung nicht zwingend verhindert. Es steht allerdings auch überall, dass das ein harten Weg ist, den nicht jeder durchhält.


    Der zweiter Punkt ist der Druck und die platzenden Erwartungen, wenn es mit der Profikarriere nicht klappt. Klar ist, dass die Chance einen Profivertrag zu bekommen, nicht sehr hoch ist, selbst bei U-Nationalspielern. Das muss jedem klar sein. Andererseits ist das doch auch kein Drama, wenn man eben nicht alles auf diese eine Karte gesetzt hat. In http://www.fluter.de/heftpdf/i…l6974/pdf_article6974.pdf wird ein Spieler zitiert, der mit 17 einen Knieschaden hatte und danach nicht mehr landen konnte:

    Zitat

    Der technisch versierte Mittelfeldspieler landete nach einer schweren Verletzung (Kreuzbandriss und angebrochene Kniescheibe) im Abseits. Schalke schob ihn mit 17 Jahren ab. Christopher versuchte es bei den AJunioren-Bundesligateams in Bielefeld, Oberhausen und Wattenscheid – ohne Erfolg. „Ich bin nie wirklich wiedergekommen“, sagt der heute 20-Jährige. Inzwischen kickt er für Vorwärts Kornharpen in der fünftklassigen Verbandsliga. An der Gelsenkirchener Gesamtschule ist Christopher bis zu seinem Fachabitur geblieben. Seine Zeit dort bereut er keineswegs: „Ich habe trotzdem viel mitgenommen. Ich würde es noch einmal so machen.

    Wichtig ist es, dass man einen Plan B hat.


    Grüße
    Oliver

  • Sehr Interessante Diskussion!


    Die Frage ist ja: Ist es möglich, den Kindern auch Leistungssport zu ermöglichen, ohne dass der Spass zu kurz kommt und ohne dass die Schule/Ausbildung darunter zu sehr leidet? Oder anders gesagt: Muss man sich entscheiden: Spaß ODER Leistungssport? Leistungssport ODER Schule/Ausbildung? Oder kann man das zusammen kriegen?


    Grüße
    Oliver

    Ich hatte dein Beitrag übersehen. Was ich persönlich von mir und meinem Sohn kenne, ist der Zusammenhang Gymnasium-Leistungssport. Die anderen Kombinationen mit Realschule, Hauptschule oder Lehre kenne ich nicht. Ich vermute aber, dass die Anforderungen etwas weicher sind. Im Fall der Lehre ist das eventuell problematisch in Verbindung mit der Betriebsanwesenheit zum Beispiel...anyway.
    Zu meiner Zeit gab es auch einige Spieler, die nebenbei versucht haben, ihr Abitur zu schaffen. Die meisten haben das aber nicht gepackt. Auch ohne Fußball wird es in Richtung höhere Stufe immer schwieriger. Der Stoff wird immer umfangreicher und die Stunden für die Hausaufgaben, oder für die Vorbereitung der Testphasen nehmen zu. Das bedeutete volles Programm bis tief in die Nacht hinein. Freizeit ab der 9-ten Klasse? Ein Fremdwort mit Ausnahme der Sommerferien. Das war dann aber ein Genuß!
    Zusätzlich war es spannend, wenn Halbjahres-, oder Jahres-Tests auf dem "Speiseplan" fast oder sogar zeitgleich mit irgendwelchen Spielen anstanden. Weder die Schule, noch die Trainer sahen die Abwesenheit mit Verständnis. Gut sein in beiden Richtungen, war die einzige "blasse" Freikarte für die eine oder die andere Partei. Ich habe mein Abitur in Mathematik-Physik mit der Maximalnote und ein technisches Studium mit der Maximalnote in der Diplomarbeit auch geschafft. Trotzdem, würde ich die Frage der Machbarkeit mit eher "Nein" beantworten. Wie man damit scheitert habe ich auch oft genug gesehen.


    Genau aus diesem Grund betrachte ich die Fußballaktivität meines Sohnes sehr aufmerksam. Bis zu der 5-ten war er stets Klassenbester, also in diesem Augenblick passt es soweit. Bislang musste ich mich in Sachen Nachhilfe nicht einschalten. Jetzt in der 6-ten Klasse frage ich hin und wieder nach, vor allem in Richtung Naturwissenschaften, aber erwischen konnte ich ihn bisher niemals. Die Ansage ist ganz klar, beim kleinsten Zucken brechen wir die Zelte.
    Auf der anderen Seite unterhalte ich mich hin und wieder mit anderen Eltern, die ebenso diesen "Leidensweg" verfolgen. Die Situationen sind meistens zwischen eher schlecht und tragisch. Es gibt einen einzigen weiteren Fall, wo der andere Junge ähnlich funktioniert. Der Rest steht praktisch bereits am Anfang der D-Jugend sehr nah am Abgrund. Warum verwende ich dieses Wort? Ganz einfach weil ein Teil dieser Jungs bereits in der Realschule mächtige Probleme haben und die meisten Gymnasiasten, zumindest der Aussage ihrer Eltern entsprechend, so schlecht im Gymnasium sind, dass sie wahrscheinlich auch die Realschule nicht packen würden. Durch diese Gespräche habe ich auch herausgefunden, dass viele Eltern selbst nicht in der Lage sind, Nachhilfe zu leisten. Die eigenen Kenntnisse reichen dafür nicht aus und damit spielen sich in diesen Familien kleine Tragödien ab. Viele fragen sich ständig, wie es weiter laufen soll. Sie suchen die Gespräche, unterhalten sich mit den Lehrern und untereinander. Es ist also sehr kompliziert und wenn bereits in der 6-ten Klasse Probleme gibt, dann können die Kinder in Richtung Abitur nur mit sehr viel Mühe die Kurve kriegen.


    Es gibt sicherlich auch Alternativwege mit Realschule, Lehre usw. aber je weiter unten sich das ganze abspielt, desto weniger belastbar ist der "Plan B". Dass sich ein Profiverein um die Ausbildung der Spieler kümmern, das ist nur Augenwischerei. Ich habe das auch weiter oben erwähnt, es gibt die Sportschulen, die in dieser Konstellation Gymnasium, Realschule und auch Hauptschule beinhalten. Das ist aber ein Witz, da sehr oft die Lehrer beide Augen zudrücken. So etwas wird vornehm Kooperation zwischen Schule und Verein genannt. Es wäre interessant zu wissen, wie stark die Abiturienten in einem derartigen System sind. Mit wenigen Ausnahmen, würde ich nun behaupten, taugen die meistens bestenfalls für ein Sportstudium...aber immerhin

  • Ein wesentlicher Punkt (und in diese Richtung verstehe ich Pauls Spiegel-Link oben) ist sicher, von wem die Initiative für die Leistungssportkarriere ausgeht. Ist das wirklich das Kind oder wird das von den Eltern vorgegeben (gefordert)? Hier muss ganz klar der Wille des Kindes den Hauptausschlag geben.


    Dobrin, Deine Ausführungen sind für mich sehr erhellend, weil ich die z.T. nachvollziehen kann. Ich habe ebenfalls Leistungssport (kein Fussball, daher zum Broterwerb nicht geeignet :O ) betrieben und nebenher erfolgreich Abi+Studium abgeschlossen. Ok, die Regelstudienzeit habe ich überzogen (ein wenig ;) ). Aber es war eine geile Zeit! Mein Kleiner ist jetzt 8, recht talentiert und ich frage mich jetzt, ob ich ihn in Richtung Leistungssport fördern soll. Wenn ich ihn frage (habe ich noch nicht getan), würde er das wollen, da bin ich sicher. Allerdings hat er noch viel weniger Ahnung als ich, auf was er sich da einlässt. Fördere ich ihn nicht entsprechend, ist irgendwann der Zug abgefahren. D.h. aus meiner Sicht fällt so oder so in den nächsten 2 bis 6 Jahren eine Entscheidung. Einerseits will ich ihn nicht unnötigem Druck aussetzen. Andererseits weiss ich gerade aus meiner eigenen Historie, wie schön eine Sportkarriere sein kann (selbst wenn sie wie in meinem Fall nur bis in die zweite Liga geführt hat) und wie viel Positives man daraus auch für ganz andere Lebensbereiche saugen kann. Diese Chance will ich ihm auch nicht nehmen.


    Offenbar hast Du klar entscheiden, dass Schule (Gymnasium) an erster Stelle steht. Das finde ich sehr gut. Ich glaube auch, dass ein D-Jugendlicher, der in der Schule Probleme bekommt, sich nicht auf den Leistungssport konzentrieren sollte. Das Risiko ist viel zu hoch. Wenn beides klappt, ok, aber Schule muss klappen. Für mich ist spannend, ob das bei den Anforderungen im heutigen Fussball noch funktionieren kann oder ob das praktisch ausgeschlossen ist.


    Grüße
    Oliver

  • Hallo Oliver,


    auch bei den heutigen Anforderungen im Fußball läuft das ganze ähnlich. Mehr Trainingseinheiten sind es eigentlich nicht, ich hatte zu meiner Zeit sogar mehr in dem Alter als mein Sohn. Man muss mit der Müdigkeit irgendwie fertigwerden und dafür braucht man eine konsequent korrekte Ernährung und Disziplin im Selbstmanagement und hier meine ich die Zeiteinteilung. Platz für Fehler gibt es kaum.


    Von wem die Initiative für die Leistungssportkarriere ausgeht, fängt bereits mit deiner eigenen Frage: "Mein Kleiner ist jetzt 8, recht talentiert und ich frage mich jetzt, ob ich ihn in Richtung Leistungssport fördern soll"
    Wenn die Eltern des Kindes diese Tür nicht öffnen würden, dann hätten die Kinder gar keine Ahnung, was zu tun ist ;) In dem Augenblick, wo dies Tür aufgeht, solltest du aber ganz aufmerksam die Druckentwicklung deines Jungen beobachten und das meine ich wirklich ernst!
    Ich habe entschieden, dass die Schule an erster Stelle steht, da ich die Erfahrung dazu habe. Ich kann auch bewerten, wo die Kinder schulmässig stehen und es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass mich mein Sohn bis zum Abitur abhängen kann. Noch sieht man das locker, aber der Augenblick der Wahrheit wird sich erst ab der 9-ten Klasse zeigen.

  • Ok, wenn man die Formulierung wörtlich nimmt, dann hast Du natürlich Recht. Die Eltern sind halt immer die Türöffner (oder besser: Weichensteller) für ihre Kinder, so ist das halt. Was ich ausdrücken wollte ist: Man muss sehr genau hinschauen, ob der Wunsch zum Leistungssport wirklich im Kind selbst liegt (intrinsische Motivation) oder ob das von außen aufgedrückt wird ("jetzt mach mal, Du bist doch so begabt"). Ansonsten 100% d'accord.


    Grüße
    Oliver

  • Was mir schwer fällt zu verstehen,...das Kind schafft den Sprung nicht.
    Die Eltern und das Kind fixierten sich auf genau diesen Punkt. Als der Hammer kam und das Vorhaben zum Desarster wurde, kamen die Eltern ganz gut damit klar, konnten aber nicht den entsprechenden Einfluss auf das Kind nehmen, damit es diese Umstände nicht nur verkraftet, sondern sich neu orientieren kann. Der Nachdruck einer guten schulischen Ausbildung ist Grundvoraussetzung, um einen zukunftorientierten Freiraum für das Denken und Handeln des Kindes zu schaffen. Und hier liegt für mich der Hund begraben. Jugendliche, welche mit ähnlichen Situationen nicht zurecht kommen, kapseln sich ab,...sperren sich vor den Einflüssen der Eltern und seinem Umfeld. Sind auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, Freizeitbeschäftigungen und/oder Interessengemeinschaften. Und das, obwohl er genau diesen Sport gelebt und geliebt hat. Es beginnt eine Suche auf ewig, wo soziale Abstürze bekannt sind.

  • Darum sollte in der vorherigen Abmachung die Schulleistung fest verankert sein. Das funktioniert aber nur bei den Eltern, die selbst als Vorbild dienen können. Mit 15 analysiert ein Jugendlicher diese Situation bereits ganz anders. Die Gegenfrage kommt sehr schnell: "Papa warum verlangst du von mir die Schulleistung, wenn du es selber nicht geschafft hast?"
    Die Zwickmühle ist in diesem sozialen Umfeld vorprogrammiert. Die gut ausgebildeten Elternteile dagegen haben immer diese Möglichkeit der Argumentation als Mittel in der Hand und eigentlich reagieren sie in der Regel vorbeugend, noch bevor das sprichwörtliche Kind im Brunnen "plancht".
    Die Unterschiede sind gewaltig, die Genetik macht hier sehr wenige Ausnahmen ;)

  • Dobrin,


    in der Frage des Kindes liegt viel Wahrheit. Obwohl ich mir sehr oft gesagt habe,... ich will nicht so werden wie mein Vater! Hat keinen sozialen Hintergrund oder Bildungsschwund, sondern er ist nach der Wende stehen geblieben und ich wollte mich fortbewegen. Die üblichen Generationskonflikte in einer Handwerker-Familie. ;)


    Nun liegst du mit deinen Erfahrungen und daraus schlußfolgernden Werten weit über den der Meinigen.
    Da ich in einem kleinen Dorfverein tätig bin, habe ich mir zum Ziel gestellt, ebend diese sozialen Zwänge und daraus resultierenden Leistung, zu trotzen. Für mich immer ausschlaggebend ist die Sicht auf das "Talent" für meine und die der mannschaftlichen Zwecke. Als Trainer hast du fast immer die Wahl, bist du ein harter Hund oder beziehst du die Psyche eines Kickers im Vordergrund mit ein. Der Mittelweg ist für mich optional gesehen genau richtig. Hierbei stoße ich aber oft an enorme Grenzen, nach dem Motto "elf unterschiedliche Charakteren aufn Platz und wo stehst du", Plus die emotionalen und sozialen Zwänge. Ich bin halt so Einer, der nur sehr ungern Spieler aufgibt. Aus dem Wissen heraus,...der Verein,...die Mannschaft,...der Sportkamerad gibt den nötigen Halt fürs Leben. Zwar nur zum Teil bedingt, aber der Umgang erzieht den Menschen.
    Ausgebrannt legte ich eine Pause ein, bekam aber über den Dingen gesehen keine andere Einstellung.
    Das soll jetzt nicht heißen, das ich mit den 11 Freunden auf dem Grün kontrovers umgehe, sondern bin auf der Suche nach dem optimalen Umgang.


    Ich habe eine Frage,...geht ein Trainer mit dem Kind anders um, wenn er die Eltern und sein Umfeld besser kennengelernt hat?


    beste Grüße

  • Man kann alles zerreden und jeder weiß sowieso alles besser, es wäre jedoch schön, mal wieder zum Ausgangsthema zurückzukommen.
    Dazu wäre es doch sinnvoll, nicht irgendwie umherzuspekulieren sondern bei den Fakten zu bleiben.


    Ob und welchen Stellenwert die Schule neben dem "Profitraining" hat oder haben kann, wissen wir vom Ausgangstread ausgehend nicht.


    Ich kann dazu von einem anderen Bundesligisten berichten, bei dem ich dieses Jahr eine Fortbildung besuchen durfte.
    Dort ist ganz klar vereinbart, das die schulischen Leistungen oberste Priorität haben.
    Falls die Leistungen abfallen,wird das Training reduziert.(E Jugend 4 Mal die Woche)
    Auch die Kinder,die nocht nicht im Internat sind(u14) bekommen bei Bedarf Nachhilfe und Sozialarbeiter an die Seite gestellt, um auch die schulischen Leistungen auf hohem Niveau zu halten.
    Ich kann mir nicht vorstellen, das hier ein Unterschied bei den Bayern besteht, kann aber wie alle anderen hier wohl nur spekulieren. Vielleicht sollte man von dem Konzept etwas in Erfahrung bringen?
    Vllt sind die Trainer, die hier angeblich mitlesen ja bereit, etwas von ihrem Know how und Konzept des großen Ganzen zu teilen?

  • 1) Ich behaupte mal ganz einfach frech, dass ich das besser weiss als du. Ich war in dieser Welt. Und du?
    2) Welchen Stellenwert die Schule neben dem Profitraining hat? Du hast keine Ahnung. Ein Schulabschluss irgendwie hinzuzaubern ist möglich, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt...Sportschulen sind der ideale Partner dazu. Das hat aber Grenzen. Finde darunter die Profis, die einen Hochschulabschluss haben und komm zurück. Dann unterhalten wir uns. Bäcker, Schlösser, Automechaniker usw. zählen zu den Abschlüssen auf Papier. Selbst, wenn ein Profi so ein Papier in der Hand hält, sollte man wirklich hinterfragen, ob derjenige mit weniger Fußball eventuell mehr gekonnt hätte. Und dann sollte man sich die Frage stellen, was aus der Breitenmasse geworden ist, die nur einen nicht wahr gewordenen Traum eingekauft hat. Dort ist der Schmerzpunkt dieser Gesellschaft

  • Als eingefleischter Handwerker haust du gerade eine tiefe Kerbe in meine alte Fußballerseele, welche in mir alte Gefühle weckt!


    Die eines jungen, ergeizigen, spritzigen und spontanen Idealisten!