Nehmen Trainer sich zu wichtig?

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  • Die Statements von Adeyemi machen für mich Sinn. Die resultierende Frage welche sich ergibt: nehmen die Trainer sich mittlerweile zu wichtig im Fußball? Wie viel Einfluss haben Trainer tatsächlich auf den Erfolg der Mannschaft bzw in der Jugend auf die Entwicklung der Spieler? Sind sie gar ein Hindernis in der Entwicklung junger Talente?


    BVB: Karim Adeyemi kritisiert die Ausbildung im deutschen Fußball | RevierSport


    Was meint ihr?

  • Im frühen Jugendalter ist das wichtigste meiner Meinung nach, dass Kinder viel Fußball spielen, also viel auf den Bolzplatz gehen oder so.

    Begleitet natürlich vom Training. Aber alleine das Training bringt die Kinder nicht so schnell weiter.

    Freund des runden Balls

  • Das Statement von Adeyemi geht in die gleiche Mainstreamrichtung wie so viele Äußerungen in den vergangenen Jahren. Die Spieler sollen mehr dribbeln und weniger passen, benötigen mehr Freiheiten usw...


    Ich denken, das ist auch inzwischen vielen verantwortlichen Personen klar. Die Frage ist nun wie eine Methodik auszusehen hat, die genau das gewährleistet. Nämlich Spieler, die Fehler machen dürfen, die Erfahrungen sammeln und in der Lage sind selber für sich und ihr Team Entscheidungen zu treffen.

  • Die ersten Schritte sind schon getan mit den neuen Spielformen und dem Entfall der überflüssigen Tabellen im Grundlagenbereich.


    Es stehen halt leider immer noch zu viele Trainer an der Seitenlinie die das Ergebnis einfach allem vorziehen. Er will gewinnen und nicht die Kinder entwickeln.


    Sie trainieren unter der Woche für das Spiel am Wochenende und sehen das Spiel nicht als Fortsetzung des Trainings. Dies ist der absolute falsche Ansatz und wird nie dafür sorgen, dass ein Kind sich verbessern wird..


    Wenn ein Trainer Kinder von klein auf nur auf den Positionen spielen lässt, um das Spiel zu gewinnen, oder von klein auf Passstaffetten trainiert, und von aussen reinruft "Passen! Passen!" bevor der Ball auch nur am Fuss des Kindes ist oder "Hör auf zu dribbeln!" in den Platz ruft, oder die Kinder so weit eingeschränkt werden, dass sie null Risiko eingehen dürfen, werden die Kinder niemals besser.


    Gegnerdruck --> Ball abschirmen und ins Aus rollen lassen


    Gegnerdruck --> Ball zum Torwart


    Gegnerdruck --> Ball ins Aus


    Gegnerdruck --> Ball irgendwohin schießen


    Torwart --> langer Ball


    Verteidiger --> langer Ball


    Eckball --> einfach hoch rein


    Freistoß --> einfach hoch aufs Tor schießen


    Dribbeln verboten!


    Wie sollen Kinder mit diesen Vorgaben besser werden?


    Das alles sind vom Trainer verschenkte Situationen die er den Kinder wegnimmt, wo sie lernen können und sollen, um unter Druck Lösungen zu finden und kreativ zu sein.


    Es ist schockierend was man mit den Jahren erlebt. Dazu gibt es Anekdoten ohne Ende, wie ihr selbst ja auch schon ohne Ende erlebt habt.


    Eine kleine am Rande die ich nie vergessen werde, geschah in der U8 oder U9 und wir standen mit beiden Teams zur Begrüßung am Mittelkreis:


    ICH: "Wollt ihr Fussball spielen?"


    ALLE: "JAAAA!"


    ICH: "Wollt ihr Spaß haben haben?"


    ALLE: "JAAAA!"


    ICH: "Wollt ihr Tore schießen?"


    ALLE: "JAAAA!"


    ICH: "Wollt ihr dribbeln?"


    Meine Jungs: "JAAAA!" und die gegnerischen Kinder schauen meine Kinder, mich und deren Trainer total erschrocken an und sagen: "Dribbeln? Das dürfen wir nicht!"


    Für mich persönlich war es schockierend und dieses Dribbelverbot ist der Tod der Kreativität.


    Leider wird das Dribbling auch immer wieder falsch verstanden. Oft wird an den begnadeten Kicker gedacht der den Ball toll beherrscht und aus Jux und Dollerei den Ball partout nicht abspielen und alles alleine machen will bis er den Ball verliert. Aber das ist nur ein vorgeschobener Grund. Denn wenn du mehrere von der Qualität in der Mannschaft hast und ihnen Spielintelligenz vermittelst, diese Jungs tolle Spieler werden.


    Und wenn man die Trainer fragt warum sie den Kindern das Dribbeln verbieten lauten ihre Argumente dann: "Fußball ist ein Mannschaftssport!" oder "Ich möchte das beste für den Jungen und dass der Junge ein Teamplayer wird!" - leider alles Ausreden! Sie sind für die Trainer einfach nur ein Risiko zu verlieren.


    Man muss im Grundlagenbereich dafür sorgen, dass die Kinder Fehler ohne Ende machen dürfen. Sie sollen keine Angst haben dürfen etwas falsch zu machen und vieles ausprobieren.


    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Kinder die in ihrer Kindheit viel dribbeln durften und Ballkontakte hatten, später tolle Passspieler wurden.


    Das Mindset vieler Trainer muss sich ändern. Insbesondere in den untersten Jahrgängen, da diese das Fundament bilden.


    Das ist aber nur meine Meinung/Überzeugung und weiß, dass da jeder Trainer so seine eigene Vorstellung hat.

    "Kinder die nichts dürfen, werden Spieler die nichts können!"


    "Die erste Frage, die ich mir stelle ist, kann der Spieler dribbeln?

    Ich möchte nur Spieler die diese Fähigkeit haben, also suche ich immer danach.

    Ich möchte Innenverteidiger, Außenverteidiger, Mittelfeldspieler, Flügelspieler

    und Stürmer, die dribbeln können."

    - Pep Guardiola -

  • Irgendwie widerspricht sich da vieles meiner Meinung nach. Man kann nicht einerseits über neue Spielformen wie 3vs3 versuchen, den Kindern mehr Ballkontakte zu ermöglichen und gleichzeitig aber fördern, dass Kinder dribbeln was das Zeug hält.


    Wenn ich meinen stärksten Dribbler frei laufen lasse, dann kriegt keiner seiner Mitspieler den Ball. Das kann ja wohl nicht das Ziel sein wenn es heißt: so viele Ballkontakte wie möglich pro Kind. Das zeigt sich ja auch bei Funino durch zumindest eine kleine Provokationsregel: der Ball muss mindestens einmal zum Mitspieler gespielt werden, bevor aufs Tor geschossen werden darf. Wenn nicht, würde sich immer das stärkste Kind den Ball schnappen und alles alleine machen. Wie sollen die anderen dann auf möglichst viele Ballkontakte kommen? Beides gleichzeitig geht nicht.


    Und nichts anders mache ich als Trainer dann später bei 6vs6, wenn ich meine Spieler von aussen darauf hinweise, dass sie nicht alleine auf dem Platz sind. Klar soll jeder mal dribbeln und es auch mal alleine versuchen. Aber das gilt eben nicht uneingeschränkt. Wenn, übertrieben gesagt, einer alleine das Spiel dominiert und seine 5 Mannschaftskollegen nur passiv drum rumstehen, weil sie den Ball höchstens vom Gegner kriegen, dann läuft was verkehrt.

  • Ist ein Thema, was wir hier schon öfters in unterschiedlichen Fäden hatten. Die Wahrheit, wenn es die überhaupt gibt, liegt m.E. in der Mitte. Grds. bin ich bei Malikinho. Und ich wundere mich immer wieder, was Trainer da so machen mit Kontaktbegrenzung, ständigem Zurufen für den Pass, am besten noch zu wem. Habe mir auch schon viel Kritik von außen anhören müssen, teils direkt geäußert, mehr aber hinter vorgehaltener Hand Getuschel, dass es nicht richtig sei, dass ich es zulasse, den Spielern XY die Freiheit zu geben, mit dem Ball nach vorne zu gehen und den Torabschluss zu suchen.


    Aber: Es geht schon auch ums Gewinnen. Ich finde das sollte nicht an erster Stelle stehen, aber es ist eben auch nicht irrelevant sondern elementarer Bestandteil eines Wettkampfsportes.

    Es gibt sicherlich auch Grenzen des Dribblings. Es kann ja nicht sein, dass jeweils immer nur ein Spieler in Ballbesitz so lange dribbelt, bis er irgendwann an einem oder mehreren Gegnern hängen bleibt. Zur fußballerischen Ausbildung gehört auch das Auge für den Mitspieler und die individuelle Entscheidung, dass in bestimmten Situationen der Pass eben mal die bessere Aktion ist. Und vor allem eben auch eine Risikoabschätzung, dass ich in der Verteidigungszone nicht dieselben Risiken eingehen, wie vielleicht vor dem Tor des Gegners.

    Und da bin ich dann tendenziell wieder bei Topepe. Die von ihm beschriebene Situation hatte ich als mein Sohn mit dem Fußball anfing. Er war mit den meisten anderen so mittelprächtig. Ein Spieler war am Ball überragend für sein Alter. Der Trainer hat das dann zugelassen, dass der praktisch das ganze Spiel allein macht. Und das kann es eben auch nicht sein. Der sicherlich begabte Junge spielt übrigens nicht mehr.

  • Ach ja, und der Pep. Wenn er es denn wirklich so und nur so meinen und leben würde, dann hätte er keinen Haaland anheuern lassen.

  • Es kommt ja auch aufs Alter an. Ein 6 jähriger Bambini darf sich ausprobieren und sich 10 mal festdribbeln.

    Bei einem 12 jährigen D Jugendspieler darf man erwarten dass er auch Optionen abwägt und dem darf man nach dem 5ten sinnlosen dribbling auch mal sagen dass er beim 6ten mal schauen soll ob der Pass nicht die bessere Option wäre.


    Problematisch werden nur pauschale "verbote" (ihr dürft nie dribbeln) oder, eine kleine Anekdote, die Vorgabe einer Trainerin: "wer nicht passt wird ausgewechselt und darf nicht mehr mitspielen".

  • Ist immer ein zweischneidiges Thema. Nachdem ich jahrelang im Breitensport unterwegs und anschließend eine Pause eingelegt habe, bot sich jetzt die Gelegenheit, im Leistungsbereich eine C-Jugend als Co-Trainer zu "übernehmen", der Cheftrainer wünschte sich jemand mit etwas mehr Erfahrung an seiner Seite.
    Von den Spielphilosophien her sind wir völlig unterschiedlich veranlagt, während er von außen viel hereinruft stehe ich seelenruhig an der Seitenlinie und kläre das Nötige in direkter Kommunikation mit einzelnen Spielern, oder eben während der Halbzeit, ich muss ein Spiel nicht "kaputtdirigieren". Wir verstehen uns als gleichberechtigtes Trainerteam, das ist dem Vorstand bekannt und den Eltern und Spielern mitgeteilt (er war selber mal Spieler unter mir und weiß daher, wie ich als Trainer mit den Spielern umgehe).

    Insofern lassen wir den Spielern relativ viele Freiräume, da darf jemand auch gerne mal ins 1vs1 gehen, allerdings nur, wenn die jeweilige Situation das erlaubt. Den Ball zentral im Zweikampf verlieren als 6er oder 8er ist eben nicht ganz so gut, wenn man noch 2-3 Passoptionen gehabt hätte.
    Dazu muss man sagen dass wir über die nötigen Möglichkeiten zur Videoanalyse verfügen. Das bedeutet, wir arbeiten derlei Spielsituationen nachher zusammen mit der Mannschaft auf. Dabei üben wir in der Regel keine Kritik sondern zeigen auf, welche Optionen der Spieler in der jeweiligen Situation noch gehabt hätte. Gleichzeitig müssen die Spieler aber auch beantworten können, warum sie sich für ihre eigene Option entschieden haben. Da die Jungs allesamt gute Kicker sind und mental nicht gerade mit dem Klammerbeutel gepudert, haben die Antworten dann auch Hand und Fuß - wenn es dann manchmal eben auch die falsche Lösung war. Um die individuelle Entwicklung zu fördern, spielen wir auch in einem entsprechenden System. Wir verzichten da ein wenig auf das ergebnisorientierte Spiel, nutzen aber trotzdem die Stärken der Mannschaft. Will heißen: Natürlich geht es - vor allem den Spielern - am Ende auch um den Sieg, aber der fällt dann gegebenenfalls weniger deutlich aus, oder es kommt eben doch mal zu Unentschieden und Niederlagen. Wir haben aber auch den Luxus, dass die grundsätzliche Zielsetzung im Bereich U15 lautet: Nichtabstieg. Und das stellt bei der Qualität der Mannschaft überhaupt kein Problem dar. Diese Voraussetzung dürfte in den meisten Vereinen nicht gegeben sein, gerade wenn man noch unterklassig unterwegs ist, und ein Team in der Kreisliga A schon Begeisterungsstürme auslöst.

    Wir wollen mitdenkende Spieler die eigenständig erkennen können, ob die taktische Ausrichtung im Spiel so funktioniert, und die ggf. selber Lösungen finden um den Gegner zu schlagen. Es gibt nichts Schlimmeres als 35 Minuten lang mit anzusehen, wie der hochgelobte "Matchplan" nicht funktioniert, weil der Gegner sich einfach nicht darauf einlässt.
    Sowas sehe ich als leidgeprüfter BVB-Fan jedes Wochenende auf Sky, das brauche ich dann nicht noch bei den Spielen meiner eigenen Mannschaft, sowas sehe ich bei der Nationalmannschaft. Da rennt man mit Ballbesitzfußball über das Feld, spielt sich am gegnerischen Strafraum fest und passt den Ball nur noch horizontal weil niemand es auch nur wagt, aus 20m die Klebe auszupacken, da wird lieber der Ball doch nochmal durch 3 Verteidiger durchgesteckt, bleibt aber schon beim ersten Verteidiger hängen.

    Bis einschließlich E-Jugend kann es nur um die individuelle Förderung gehen, und um nichts anderes. Danach folgt der Übergangsbereich, in dem taktische Grundlagen an Bedeutung gewinnen. Aber da stehen sich viele Trainer einfach selbst im Weg. Auf der einen Seite möchte man es den Kindern Recht machen, auf der anderen Seite aber das Spiel auch gewinnen. Letzteres ist kein Kapitalverbrechen, die Existenz von Tabellen etc. spielt dabei keine Rolle. Wer sagt es sei ihm egal ob er gewinnt ist nicht ganz ehrlich - schon gar nicht unter Kindern. Wer etwas anderes glaubt soll mal einer Gruppe von Kindern einen Ball hinwerfen und kommentarlos zusehen, was passiert.

    Und um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, Trainer nehmen sich durch die Bank weg selber zu wichtig. Dazu gehört nämlich auch es immer allen Recht machen zu wollen, was schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit ist.

  • Das Dribbling und das 3vs3 stehen in keinem Zielkonflikt.


    Das Dribbling ist das Element was die Ballkontakte ermöglicht. Das Kind lernt mehr wenn es den Ball 10mal mit dem Fuss dribbelt, führt, abkappt und mit dem elften Kontakt ins Tor abschließt oder passt, als wenn das Kind elf mal mit dem ersten oder zweiten Kontakt den Ball passt.


    Schade auch, dass man immer das Extrembeispiel wählt, ein Spieler super Dribbler und alle anderen sind schwach und nur der stärkste hat die ganze Zeit den Ball. Das ist selten so.


    Und wenn ein Kind so überragt wird er nicht lange in dieser Mannschaft spielen, das wäre safe.


    Aber selbst wenn er bleibt haben auch die anderen Kinder ihre ausreichenden Ballkontakte, denn das kann der Trainer zB steuern indem er den Kindern Nummern gibt in welcher Reihenfolge sie den Ball aus dem Tor, dem Seiten-Aus holen und dann reindribbeln.


    Das heißt jedes Kind hat die gleiche Anzahl an "Start-Dribblings". Der eine dribbelt alle aus, der andere bleibt beim ersten Gegenspieler hängen, hat aber nach drei oder vier Zügen erneut die Möglichkeit.


    Ausserdem wird auch dieser dominante Spieler durch das Rotationsprinzip mal draußen stehen und die anderen Kinder spielen dann ohne ihn. Das bedeutet, dass die anderen Spieler auch immer wieder ihre Aktionen haben.


    Jetzt stelle man sich aber diesen dominanten Spieler im 7vs7 vor.


    Der Erfolgstrainer wird diesen Spieler nicht freiwillig rausnehmen und wenn dieser dominante Spieler im 7vs7 den Ball hat, haben 6 andere auf dem Feld keine Aktionen und mehrere sind weit weg vom Geschehen wo er mal den Ball verlieren könnte.


    Im 3vs3 sind die Mitspieler näher am Ballgeschehen und es sind auch nur zwei Spieler die dann weniger den Ball hätten. Die anderen Spieler aus der Mannschaft sind in anderen Teams ohne den dominanten Spieler und kommen somit auch auf viele Ballkontakte, die sie im 7vs7 nicht hätten.


    Das 3vs3 ist (in meinen Augen) defintiv eine Verbesserung im Vergleich zum 7vs7 im Grundlagenbereich.


    Den Siegeswillen haben die Kinder auch im 3vs3. Durch das Auf- und Absteigen der Felder im Championsleague-Modus ist das voll gegeben. Die Kinder im Grundlagenbereich brauchen keine Tabelle über keine ganze Saison. Das sind die Trainer und Eltern.


    Das Dribbling wird in Deutschland leider als negativ gesehen, und das ist der größte Fehler meiner Meinung nach. Ein Ballverlust beim Dribbling wird immer schlimmer betrachtet als ein Fehlpass. Dabei ist ein Fehlpass aufgrund einer falschen Entscheidung für mich schlimmer als ein missglücktes Dribbling aufgrund einer fehlerhaften technischen Ausführung.


    Leider ist so, dass die Kinder die im Grundlagenbereich Fußball spielen, dieses gerade erst erlernen, und sie dürfen von Tag 1 nicht dribbeln und keine Fehler machen. Das ist eigentlich der totale Wahnsinn.


    Stattdessen soll gepasst werden. Bei den kleinsten!


    Das Passen ist aber eine technisch hoch anspruchsvolle Fähigkeit die aus dem Lauf, aus der Bewegung, mit dem richtigen Fuß bzw Fußbereich in den passenden Fuß des sich ebenfalls bewegenden Mitspieler zwischen Gegenspielern, und das alles unter Druck und perfekt dosiert mit der passenden Schärfe geschieht.


    Und das sollen die Kinder von klein auf schon üben? Nur weil man von den Bambini an versucht passen zu lernen, werden sie nicht bessere Passspieler. Das Kind was vorher viel gedribbelt hat, wird später der bessere Passspieler.


    Für solche Fähigkeiten benötigt man Dinge wie Ballgefühl und technische Fähigkeiten die man nicht dadurch erlangt, dass man von klein auf den Kinder auferlegt zu passen und verbietet zu dribbeln.


    Das Dribbeln und Fintieren im Grundlagenbereich vermittelt den Kindern erst dieses Ballgefühl mit der Innenseite, Außenseite, Sohle, dem Spann und vor allem auch die benötigte Motorik und Bewegungsmuster um später den Ball auch auf hohem Level in hohem Tempo zu passen.


    Die ganzen Finten die ich den Kindern vermittelt habe, tun die Kinder eh kaum noch anwenden. Jedes Kind hat so seine drei vier Lieblingsfinten, und insgesamt dribbeln die Kinder viel weniger obwohl ich sie in den jungen Jahren gezwungen habe ohne Ende zu Dribbeln.


    Jetzt Passen, klatschen spielen sie von selbst die Bälle. Und warum? Dadurch, dass sie den Ball gut beherrschen haben sie den Ball auch viel schneller unter Kontrolle und somit auch mehr Zeit den Kopf zu heben und ihre Umgebung zu sehen und die Situation einzuschätzen was sie als nächstes tun. Wo sind meine Gegen- und meine Mitspieler? Habe ich Gegenspieler in meiner Zielrichtung? Wie komme ich in den Raum hinter ihm? Soll ich ins Dribbling gehen oder habe ich einen Mitspieler für einen Doppelpass?


    Hat dieses Kind immer nur gepasst, wird seine einzige Frage immer lauten: "Wo passe ich jetzt hin?"


    Sie sind jetzt zwar als U13 nicht mehr im Grundlagenbereich und da wird leider nicht mehr soviel gedribbelt wie früher und es geht um Auf- und Abstiege, aber für mich als Trainer ist es immer wichtig und erleichternd zu wissen, dass sich die Kinder durch ein Dribbling aus Drucksituationen lösen können oder in die andere Richtung durch ein Dribbling Überzahl schaffen.


    Für mich persönlich ein unglaublich wichtige Fähigkeit. Bei Druck jeden Ball ins Aus schießen ist keine Option und eine Ausnahme. Denn bei Gegnerdruck ein Pressing mit einem Dribbling zu brechen und dadurch einen ungeordneten Gegner auskontern ist doch ein Traum jeden Trainers.


    Und dieses Albtraum-Kind was immer alleine dribbelt bis es den Ball verliert ist kein Fehler des Kindes, sondern des Trainers da es ihm nicht zeigt welche weiteren Optionen das Kind noch hat, weil das Kind beim Dribbling nur auf den Ball schaut.


    Ich kann nur jedem Trainer empfehlen dieses Kind und seine Stärke zu fördern. Denn sie kann man überall einsetzen und sind dann überall eine Bereicherung.


    Für mich sind Kinder die dribbeln können eine Bereicherung, da sie für mich kein Problem sind, sondern eine Lösung.


    Ich liebe das Funino und wir spielen es auch jetzt in der U13 immer noch regelmäßig und in verschiedenen Varianten in JEDEM Training.

    "Kinder die nichts dürfen, werden Spieler die nichts können!"


    "Die erste Frage, die ich mir stelle ist, kann der Spieler dribbeln?

    Ich möchte nur Spieler die diese Fähigkeit haben, also suche ich immer danach.

    Ich möchte Innenverteidiger, Außenverteidiger, Mittelfeldspieler, Flügelspieler

    und Stürmer, die dribbeln können."

    - Pep Guardiola -

  • Und dieses Albtraum-Kind was immer alleine dribbelt bis es den Ball verliert ist kein Fehler des Kindes, sondern des Trainers da es ihm nicht zeigt welche weiteren Optionen das Kind noch hat, weil das Kind beim Dribbling nur auf den Ball schaut.


    Jedes Kind hat so seine drei vier Lieblingsfinten, und insgesamt dribbeln die Kinder viel weniger obwohl ich sie in den jungen Jahren gezwungen habe ohne Ende zu Dribbeln.


    Jetzt Passen, klatschen spielen sie von selbst die Bälle. Und warum? Dadurch, dass sie den Ball gut beherrschen haben sie den Ball auch viel


    Nunja, einerseits bemängelst du es sei der Fehler des Trainers wenn Klein-Ronaldo sich festläuft und die Mitspieler nicht einbezieht, andererseits zwingst bzw. hast die Kinder im jüngeren Alter zu einem bestimmten Verhalten gezwungen. Das beißt sich. Auch die Jüngsten dürfen durchaus verschiedene Optionen lernen um eine Spielsituation zu lösen, einzig und allein abverlangen (vgl. "zwingen") einer bestimmten Lösung wäre im Grundlagenbereich falsch. Du bremst ja nicht die Ideen eines Kindes aus, nur weil du Lernziel X unbedingt forcieren willst.

    Im Grundlagenbereich spielt die individuelle Förderung eine wesentlich gewichtigere Rolle als im Übergangsbereich, dort lernen die Kinder dann, aus den erlernten Optionen die richtigen zu wählen, und wann eine bestimmte Option die absolut falsche ist (vgl.: Verteidiger versucht sich mit einem Dribbling ins Mittelfeld zu bringen, während Mitspieler freistehen -> Ballverlust, Stürmer alleine vor dem Tor). Die Wichtigkeit ist eben die individuelle Förderung jedes Einzelnen. Einen Spieler der in seiner Altersklasse bereits gut am Ball ist und problemlos 1-2 Gegenspieler alt aussehen lässt kann und darf ich nicht bremsen, wenn er aber auch schon den Kopf hoch nimmt und den freistehenden Mitspieler sieht. Im Gegenteil: ich habe das immer geschehen lassen und bei denen die das schon von alleine gemacht haben auch aktiv abverlangt - selbst wenn es am Ende dann die falsch gewählte Option war.
    Im Übergangsbereich haben wir bei uns im Verein immer mal wieder Spieler beim Probetraining, die eben auch nur das Können: dribbeln. Teilweise ignorieren sie es völlig, dass da überhaupt Mitspieler freistehen und anspielbar sind. Aus manchen Köpfen bekommt man das dann schon nicht mehr raus, und dann ist nicht der Trainer im Übergangsbereich schuld, sondern der vorherige Trainer hats schon verbockt, es sei denn natürlich, es ist immer noch der selbe Trainer, dann muss er in den Spiegel schauen.



  • Das mit dem "Zwingen" ist bewusst überspitzt formuliert von mir als Gegensatz zum Verbieten des Dribbelns.


    Wenn die Kinder von sich aus passen, weil sie es von sich aus tun und als die beste Lösung für sich sehen, habe ich es auch nie bemängelt. Es geht um das Vorgeben und priosieren des Passens in dem Alter.


    Ich bemängele bei dem Trainer des sich festdribbelnden Klein-Ronaldo, dass er ihm nicht beibringt die Situationen zu erkennen damit das Kind entscheidet was es tun könnte. Ich bemängele nicht, dass es dribbelt und seine Mitspieler nicht einbezieht..


    Dieser Trainer verbietet diesem Kind nämlich das Dribbeln während ich dieses fördere und ihm beibringen möchte den Kopf vom Ball zu heben und sein Umfeld zu sehen und anhand dessen zu entscheiden was es als nächstes tut. Dribbel ich weiter oder spiele ich den Pass?


    Im frühen Grundlagenbereich gibt es auch keine falschen Entscheidungen. Wenn es durch drei Mann dribbeln will, habe ich ihn gelassen. Hat es nicht geklappt, sollten es die Kinder nochmal versuchen.


    Dass es dann im Tor klingelte war damals vollkommen uninteressant. Für mich war es wichtig, dass sie keine Angst haben sollten Fehler zu machen.


    Erst als sie mehr Ballsicherheit hatten und sie keine Angst hatten Fehler zu machen, begann ich sie zu fragen, was sie denn hätten besser machen können. Denn jetzt den Kopf zu heben und nach einer Lösung zu suchen dauerte etwas länger und kostete auch Ballverluste und Gegentore, aber es hat sie nicht verunsichert.


    Das mit den Kindern die zum Probetraining kommen und gut dribbeln aber nicht abspielen können, ist nicht der Fehler des Trainers der ihn jetzt beim Probetraining hat.


    Aber dieser Trainer hat einen Spieler der mit dem Ball umgehen kann und hat eine tolle Chance, ihm dann beizubringen den freistehenden Spieler anzuspielen. Das ist doch eine ideale Situation so einen Spieler zu bekommen.


    Durch Spielformen, Rondos etc kann man ihm diese super beibringen. Versuch mal einem Nicht-Techniker im gleichen Alter Technik und Ballbeherrschung beizubringen.


    Dieser Junge der zum Probetraining zu dir kommt, dribbelt (meist) nicht aus Egoismus, sondern nur weil er nicht weiss wie er erkennen soll was er sonst machen kann. Ihm einfach zu sagen: "Spiel ab!" bringt ihm nichts bei. Das genauso wie "Konzentrier dich!" oder einem Kind sagt "Rechne aus!" es aber nicht weiß wie.


    Er hat nie einen Trainer gehabt der ihm den Lösungsweg so zeigte, dass es der Junge verstand wie er sich in dieser Situation verhalten kann.


    Natürlich klappt es nicht mit all diesen Dribbler die dribbeln bis zum Ballverlust, dass sie es lernen. Aber meiner Meinung nach wird man von 10 Kindern mindestens 8 zu tollen Teamplayern machen, wenn man sich ihnen annimmt und ihre Stärken fördert.


    Dieses Kind ist eine Chance. Es hat keine Angst vor Gegnerdruck, hat Vertrauen in seine Fähigkeiten, hat Mut ins 1gegen1 zu gehen, möchte nach vorne zum Tor kommen. Alles tolle Eigenschaften, warum dann abschwächen oder gar verbieten?


    So ein Spieler ist mir persönlich lieber als ein Spieler der nicht mit dem Ball umgehen kann und jeden Ball wenn er Gegnerdruck bekommt steril mit einem Sicherheitspass zum nächsten Mitspieler oder Torwart spielt.


    Wie sollen die Kinder denn druckresistent werden, wenn sie als Alternative nur den Pass haben? Es gibt so viele Situationen die man nicht durch einen Pass bewältigen kann.


    Sollen sie schon in der Jugend den Ball Jedes Mal zum Torwart oder ins Aus spielen?


    Von der U7 bis einschließlich der U10 war es bei mir verboten, dass die Kinder bei Gegnerdruck den Ball zum Torwart zurückspielen. Genauso wenig durften sie nicht den Ball ins Aus rollen lassen wenn sie den Gegner abliefen.


    Ich habe die Kinder bewusst diesen Drucksituationen ausgesetzt, damit sie lernten mit Druck umzugehen und auch unter Druck eine Lösung zu finden und mutig zu sein.


    Ich weiß auch, dass das die meisten Trainer anders sahen. Aber das war mir persönlich egal.


    Letzten Endes muss jeder Trainer selbst wissen und entscheiden wie er seine Kinder ausbildet. Wir als Trainer beeinflussen auch nur einen Teil des Kindes. Es gibt viele Beispiele von Kindern die schlechte Trainer hatten, sich aber verbesserten, genauso wie andersherum.


    Dies alles spiegelt nur meine persönliche Erfahrung und Meinung. Deswegen freue ich mich auch, wenn man sich drüber vernünftig und sachlich austauschen kann. Ich als Trainer lerne ja genauso wie die Kinder es tun...

    "Kinder die nichts dürfen, werden Spieler die nichts können!"


    "Die erste Frage, die ich mir stelle ist, kann der Spieler dribbeln?

    Ich möchte nur Spieler die diese Fähigkeit haben, also suche ich immer danach.

    Ich möchte Innenverteidiger, Außenverteidiger, Mittelfeldspieler, Flügelspieler

    und Stürmer, die dribbeln können."

    - Pep Guardiola -

  • Das mit dem "Zwingen" ist bewusst überspitzt formuliert von mir als Gegensatz zum Verbieten des Dribbelns.

    Okay, dann habe ich das missverstanden. Dann mal nichts für ungut!



    Im frühen Grundlagenbereich gibt es auch keine falschen Entscheidungen. Wenn es durch drei Mann dribbeln will, habe ich ihn gelassen. Hat es nicht geklappt, sollten es die Kinder nochmal versuchen.


    Richtig, das ist der einzige Bereich, in dem das ohne Gewissensbisse und ohne großes Abwägen von pro und contra möglich ist. Ideal, wenn die Eltern mitspielen und ihren dribbelnden Sohn dann nicht in den Olymp heben und Höhenflüge bekommen.



    Das mit den Kindern die zum Probetraining kommen und gut dribbeln aber nicht abspielen können, ist nicht der Fehler des Trainers der ihn jetzt beim Probetraining hat.


    Gut, wir sprechen da glaube ich auch von unterschiedlichen Altersbereichen und Leistungsklassen (Breitensport/Leistungsbereich). Bei uns in der U15 bekommt man da (viel zu) oft Spieler angepriesen, die dann auch zum Probetraining vorbei kommen, und da zeigt sich dann das Grauen: Vom bisherigen Trainer oder Vater/Mutter bis in den Himmel gelobt steht da dann ein Nachwuchs-Messi, der in seiner bisherigen Mannschaft der unangefochtene Star war, tun und lassen konnte was er durfte. Im Regelfall der absolute Torjäger, der die Liga quasi alleine gewonnen hat und deren 10 Mitspieler auf dem Platz noch ihren Enkeln erzählen werden, dass sie mit dem geilsten Typen aller Zeiten zusammen gespielt haben. Also, wenn man auf das hört, was der Trainer/die Eltern so erzählen.
    Und du selbst stehst dann beim Training da, beobachtest ihn und denkst dir nur "Um Gottes Willen, WARUM?!"
    Nach dem Probetraining wundern sich dann alle externen Beteiligten warum du diesem Gottesgeschenk für das Erscheinen dankst, aber mit warmen Worten klar machst, dass das nichts wird und dann doch lieber den im direkten Vergleich schwächeren Spieler nimmst, der aber wesentlich zugänglicher für Neues ist.
    Da hat dann halt wieder ein Trainer seinen Liebling gehabt der die passenden Ergebnisse für die Mannschaft einfuhr, und sah den kommenden Nationalspieler vor sich. Verblendung eben.

    Sollen sie schon in der Jugend den Ball Jedes Mal zum Torwart oder ins Aus spielen?


    Ja, warum nicht? Wenn sie es denn von alleine machen, finde ich das völlig in Ordnung. Der TW darf ja auch mal den Fuß benutzen.

    Von der U7 bis einschließlich der U10 war es bei mir verboten, dass die Kinder bei Gegnerdruck den Ball zum Torwart zurückspielen. Genauso wenig durften sie nicht den Ball ins Aus rollen lassen wenn sie den Gegner abliefen.


    Hätte und habe ich nie verboten, eingefordert aber auch nie. Gehört für mich einfach ein Stück weit zur Spielintelligenz, und wenn ein Spieler das von sich aus macht - etwa weil sein heißgeliebter Joshua Kimmich das auch immer so toll macht - dann war das für mich auch immer in Ordnung.



    Es gibt viele Beispiele von Kindern die schlechte Trainer hatten, sich aber verbesserten, genauso wie andersherum.

    Zweifellos! Ich hatte einmal einen Spieler (U10), der eigentlich nur den Ball mit der Pike durch die Gegend feuern konnte, und ansonsten auch nicht viel mit Fußball anfangen konnte, aber ungemein Spaß hatte. War damals schon ein schlaues Kerlchen und war mental gut 3-4 Jahre weiter. Bei ihm hats dann "Klick!" gemacht, und auf einmal konnte er Fußball spielen. Für mich eines der geilsten Erlebnisse als Trainer, und mit ihm habe ich tatsächlich heute noch Kontakt.



    Dies alles spiegelt nur meine persönliche Erfahrung und Meinung. Deswegen freue ich mich auch, wenn man sich drüber vernünftig und sachlich austauschen kann. Ich als Trainer lerne ja genauso wie die Kinder es tun...

    Dafür ist das Forum ja da. Damals, als Anfänger, habe ich von hier recht viel mitgenommen und für mich abgewandelt oder 1:1 umgesetzt. Und an dem Tag an dem ich morgens aufstehe und mir denke "So, deine Philosophie als Trainer ist die einzig richtige!" hänge ich den Job sofort an den Nagel.

  • Wer sind die glücklichsten Tiere und wieso?


    Hinweis: Serie um einen amerikanischen Football-Jugendtrainer, der unerwartet Cheftrainer im britischen Profifußball wird.


    Wann nimmt sich eine Trainerin oder ein Trainer zu wichtig? Die meisten von uns würden sagen: wenn der persönliche Erfolg über den Erfolg der anvertrauten Kinder und Jugendlichen steht.


    Doch nehmen sich dogmatische Verfechter der bisherigen und aktuellen Reformen nicht auch zu wichtig und zeichnen zu schnell schwarz und weiß bzw. stecken andere Trainerinnen und Trainer voreilig und undifferenziert in die gleiche Schublade?


    Wer von uns ab 30 wurde fußballerisch so ausgebildet, dass nicht Erfolg in Form von Platzierungen und Pokalen für einen selbst und seine / ihre Mannschaft zentral war?


    Immer mehr von uns schaffen es, diese Altlasten, dieses schwere Gepäck wegzuwerfen und den Fußball den Kindern zurückzugeben. Einige benötigen Hilfe über ihren eigenen Schatten zu springen, ihre Frau oder ihren Mann zu stehen und sich nicht durch ihr eigenes Umfeld fehlleiten zu lassen. Und nur wenige handeln aus tiefer, innerer Überzeugung gegen die Kinder, deren Freude am Fußball und für Pokale und später Ligaplatzierungen, weil sie es sportlich so gelernt haben und in anderen Lebensbereichen ebenfalls nicht anders kennen.


    Wäre es dann nicht sinnvoller zu helfen und zu überzeugen anstatt mit den Finger auf diejenigen zu zeigen, die sich wichtiger nehmen als ihre Mannschaft, ohne zu wissen, was ihre Beweggründe sind?


    Vielleicht sollten wir öfter wie die glücklichsten Tiere sein. ;)

  • Wer von uns ab 30 wurde fußballerisch so ausgebildet, dass nicht Erfolg in Form von Platzierungen und Pokalen für einen selbst und seine / ihre Mannschaft zentral war?

    Naja, um ehrlich zu sein wollte ich auch beim Wettrennen auf dem Schulhof gewinnen. Und später als ich mit Fußball anfing, wollte ich auch gewinnen. Gewinnen hat mir immer mehr Spaß gemacht als Verlieren, dazu brauchte es nicht erst einen Trainer, der mir das eingetrichtert hätte.

  • Ich bin wirklich begeistert von dem Forum hier, so viele unterschiedliche Ansätze und Sichten auf die Dinge.

    Herrlich was man hier alles mitnehmen kann.

    ich bin hier in der Diskussion Basti81 näher als Malikinho, verstehe aber auch seine Sicht auf die Dinge.


    Ich bin jetzt in meinem 3. Jahr als Trainer. Fast 2 Jahre F-Jugend und jetzt im ersten Jahr E-Jugend. Habe den Basis-Coach und mache im Sommer meinen C-Schein.

    Habe ich zu Beginn noch versucht relativ viel Einfluss von außen zu nehmen (man könnte auch böse sagen ich habe mich da zu wichtig genommen) habe ich das schnell zurückgeschraubt und rufe jetzt fast nur noch zum pushen ins Spiel. Ab und an rufe ich mir einen Spieler ran für Kleinigkeiten oder spreche die dann in der HZ oder nach dem Spiel an.

    Ich verbiete meinen Kiddies kaum etwas. Ausnahmen sind vor dem eigenen Tor Dribblings und Querspielen.


    Ab dem Mittelfeld dürfen sie dribbeln wie sie wollen, schießen, passen, whatever


    Im Training versuche ich Ihnen zu zeigen welche Optionen sie haben um bestimmte Situationen zu lösen, im Spiel lasse ich sie ihre Entscheidungen treffen.

    Wenn sie zum TW zurück spielen, okay. Wenn sie den Ball ablaufen, auch okay. Wenn sie am 16er einfach mal drauf zimmern, auch okay.

    Auch die Verteidiger dürfen natürlich mit nach vorne, aber einer muss absichern. Auch die Wahl wer das macht lasse ich Ihnen.


    Drei Punkte sind mir persönlich sehr wichtig um die Spieler weiter zu bringen:

    1. Die Kommunikation auf dem Platz unter den Spielern.

    2. Das sie das Spiel und das Spielfeld im Auge haben. Das sie also, wenn sie den Ball bekommen, schon wissen wo steht der nächste Gegner und wo meine Mitspieler und so eine bessere Entscheidung treffen können.

    3. Der Einsatz muss stimmen. Wenn Schüsse oder Pässe mal sonstwohin gehen ist mir das relativ egal, aber der Wille und Einsatz muss da sein sein bestes geben und auch lernen zu wollen.


    Natürlich möchte ich gewinnen, die Kiddies aber genauso. Solange diese drei Punkte umgesetzt werden sehe ich aber auch in Niederlagen keinen Beinbruch sondern einen Lerneffekt.

    Wir haben in den letzten Wochen ein 0-3 in ein 3-3 verwandelt, andersherum aber auch nach einem 3-0 noch 3-5 verloren.

    Aus beidem haben die Kiddies wichtige Dinge mitgenommen. Nie aufgeben und nie nachlassen.


    Ich hatte einige Ego-Dribbler zu Beginn der Saison. Nach viel Arbeit treffen sie aber immer bessere Entscheidungen und das Glanzstück bisher war ein 13-0 letzte Woche mit 6 verschiedenen Torschützen.

    Da waren Dribblings, Fernschüsse und echt tolle Ballstafetten dabei.


    Wir Trainer geben unser Wissen weiter, motivieren, korrigieren und loben.

    Aber im Mittelpunkt haben immer die Spieler zu stehen. Das muss uns allen klar sein.


    Ein aktuelles Negativbeispiel habe ich da auch noch:

    Vor ein paar Wochen war ich ein Spiel vom Sohn meiner Freundin gucken (E-Jugend Leistungsklasse). Die gegnerische Mannschaft hatte da einen jungen, nennen wir es mal sehr engagierten, Trainer an der Linie.

    Jeder Ballkontakt und gewonnene Zweikampf wurde von ihm wie ein Tor gefeiert bevor dann umgehend die Anweisung kam wo der Ball hin soll. Das Spiel lief auch gar nicht schlecht für die. 0-0 mit mehr Spielanteilen.

    Als er aber nach einem Spieler geschaut hat der einen Schlag auf den Fuß bekommen hat standen seine Jungs da und wussten nicht was sie mit dem Ball anfangen sollen. Die Blicke gingen alle in Richtung Trainer, verlorener Zweikampf, und Tor des Tages zum 0-1.

    Das war für mich so ein "Trainer nimmt sich zu wichtig" Moment.

  • "Trainer nimmt sich so wichtig" klingt immer sehr verallgemeinernd. Der Trainer ist die wichtigste Figur in einer Mannschaft. Das gilt für Erwachsenenteams, wo er für die allgemeine Leistungsatmosphäre, die Aufstellung und Taktik verantwortlich ist, das gilt aber vor allem noch mehr in Nachwuchsteams. Hier dreht sich der Fokus auf die Ausbildung und Entwicklung des Teams und der einzelnen Spieler.


    Ich finde es schade, dass wir gefühlt mittlerweile nicht mehr viele Ansätze akzeptieren. Wir denken es gibt nur einen Ansatz, ein guter Trainer zu sein. Ich habe auch schon hervorragend ausgebildete Teams gesehen, welche einen Trainer hatten der extrem viel gecoacht hatte. Und die Spieler dieses Teams waren rundum gut ausgebildet und kamen auch in anderen Teams gut klar. Sie fanden auch allein Lösungen, das Coaching des Trainers wird mehr als Unterstützung oder Findungsbestätigung wahrgenommen.


    Schauen wir uns Weltklassetrainer an. Ein Guardiola coacht extrem viel, er gibt Weltklasseprofis die Räume vor, gibt ihnen vor wie sie sich zu bewegen haben, wohin die Pässe kommen müssen. Ein Ancellotti dagegen coacht fast gar nicht während des Spiels. Beide Trainer gehören als Beispiel zur absoluten Weltklasse. Ich denke, dass viele Ansätze zum Ziel führen, sowohl beim Nachwuchs als auch bei den Erwachsenen.

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  • Ich finde auch, dass man differenzieren muss.


    Einerseits in welchem Altersbereich man sich befindet.
    So ist sicher das Coaching bei einer E-Jugend anders als bei einer B-Jugend.

    Aber auch in welchem unterschiedlichen Leistungsbereich man sich befindet. Bei einer Kreisliga-Mannschaft muss man vllt auf andere Dinge achten als bei einer Leistungsmannschaft in den höchste Ligen.
    Zudem kommt es auch darauf an, was für Spieler-Typen man in einer Mannschaft hat.

    Ich nehme so gut wie nie die Entscheidungen von den Ballführenden ab. Sage also nie, wo er hinpassen soll o.ä. Was ich hingegen mache, ist dass ich von den anderen grundlegende Dinge einfordere. Dass freie Spieler sich zB aktiv anbieten sollen und Bälle fordern sollen. Aber auch fordere ich gegen den Ball eine gewisse Intensität lautstark ein. Einfach weil meine aktuelle Mannschaft sehr faul ist.

    Das sind aber alles Dinge, die ich IMMER mit Trainer-Kollegen bespreche, wie die das wahrnehmen. Auch zum Teil mit unseren Stützpunkt und Landesauswahl-Trainer. Wir haben da einen sehr engen Austausch.

    Woran ich während eines Spiels erinnere, sind auch unsere Prinzipien, aber ich finde, dass das alles Dinge sind, die normal sind und NICHT in die Richtung "Joy-Stick-Coach" gehen.

    PS: JA es werden gute Aktionen laut gelobt!

  • Ich sehe weder meinen noch irgendeinen anderen Ansatz als den einzig wahren an. Einfach auch weil überall die Gegebenheiten andere sind.

    Leistungsstand, Alter, Liga, etc.


    Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen das zu viel reinrufen die Kinder im E und F Jugendbereich mehr verwirrt als das es wirklich hilft.

    "XY steht frei", "Schuß", "hintenrum" sind Sachen die mache ich einfach nicht mehr weil die Kinder ihre Entscheidungen selber treffen sollen.

    Klar korrigiere ich falsches Stellungsspiel, weise darauf hin das da eventuell einer im roten Trikot zu wenig steht oder möchte mehr Bewegung der Spieler ohne Ball sehen.

    Aber den Ballführenden lasse ich weitestgehend in Ruhe.

    Auch werden gute Zweikämpfe oder Dribbligs gelobt oder es wird aufgemuntert wenn ein Schuß am Tor vorbei ging oder ein Zweikampf verloren wurde.


    Ein Guardiola ruft auch keinem zu wem er zu passen hat, er schickt die Spieler in die Räume und auf die Positionen die er sich vorstellt.

  • Glaubt mir, unter den Weltklassetrainern ist das Coaching von der Außenlinie ein sehr wichtiger Punkt. Sie sehen sich mit starkem Coaching als "quasi weiteren Spieler ihres Teams".

    Beobachtet mal vor allem die jungen Weltklassetrainer, die coachen deutlich mehr noch als das vor 20-30 Jahren der Fall war. Ein Nagelsmann, ein Sebastian Hoeneß oder auch ein Edin Terzic sind extrem aktiv an der Seite und das ist nicht nur allein ihrer Impulsität geschuldet, sondern sie nutzen dies als weiteres "Coaching-Tool"


    Die spanischen Weltklassetrainer Alonso, Guardiola oder Arteta sind extrem aktiv an der Seite. Auch dort geht es nicht allein um das Pushen ihres Teams, sondern sie unterstützen ihr Team ganz bewusst und sehen sich als weitere Instanz ihrer Mannschaft und greifen damit aktiv ins Geschehen hinein.


    Natürlich sind das Beispiele aus dem Profifußball und eventuell für den Nachwuchs nicht komplett übertragbar, ich bin aber schon der Meinung, dass man die Lerngeschwindigkeit seines Teams durch intelligentes und aktives Coaching an der Seitenlinie beschleunigen kann durch aktive Coachinghinweise.

    Ich rede hier natürlich nicht von sinnfreien Bemerkungen wie "Konzentriere dich" oder "Was war das denn?", sondern es geht um klare Anreize und Impulse um bestimmte Dinge und Abläufe besser noch zu machen.