Ist mir schon 2 mal passiert, dass ich einen Jungen versehentlich nicht habe spielen lassen. Der ist etwas vom Spielfeldrand weggegangen und ich hatte ihn dann einfach nicht auf dem Schirm bzw. nicht mehr im Blick. Die Spiele waren ziemlich intensiv und ich war irgendwie voll im Spiel drin. Am Ende des Spiels trabt dann der Junge von der Seite ran und mir fällt es wie Schuppen von den Haaren. Tat mir echt Leid und ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen. Habe mich entschuldigt und ihn die nächsten beiden Spiele gleich am Anfang gebracht.
Ansonsten ist das ja immer wieder ein Thema mit den Spielzeiten. Es ist unstrittig, dass es angestrebt werden sollte, alle in etwa gleich viel spielen zu lassen. Bei den Kinderspieltagen (Kinderfußball) bis E-Jugend in Berlin mit Funino und 4:4 auf Jugendtore ist das m.E. auch unproblematisch. Allerdings nicht mit der Stoppuhr und Strichliste.
Darüber hinaus ist das m.E. nicht so einfach und gleich ist eben auch nicht gleich.
Auch unter dem Risiko, dass hier bereits ausgetauschte Argumente wiederholt werden. Einige Punkte, die bei mir dazu führen, dass jenseits des Kinderfußballs die Zeiten eben nicht bei allen gleich sind.
- Kinder, die regelmäßig zum Training kommen, motiviert trainieren und sich beim Spiel rein hängen spielen bei mir mehr. Es hat für mich nichts mit Gleichheit oder Gerechtigkeit zu tun, wenn unregelmäßig trainierenden Kinder mit wenig Einsatz und Motivation gleiche Spielzeiten bekämen. Die können sich durch ihre Einsätze empfehlen und so an längere Spielzeiten ranarbeiten.
- Auswechslungen müssen auch zur Spielsituation und zum Gegner passen. Einfach einen raus und einen rein, das mag bei homogenen Teams funktionieren aber nicht, wenn man ein erhebliches Leistungsgefälle hat. Da kommt es auch schon auf die Position an, wer raus geht und wo der spielt.
- Ich lasse einen körperlich schwachen und kleinen Spieler auch nicht unbedingt gegen einen einen Kopf größeren und 10 kg schwereren Spieler spielen. Da hat niemand was von, schon gar nicht der Junge, wenn er einfach umgerannt wird.
- Ebenso bringt es nichts, einen sehr schwachen Spieler gegen ein Performanceteam zu bringen. Die Gegner laufen an dem Vorbei, das eigene Team ist unzufrieden, der Junge fühlt sich schlecht. Niemand hat was davon. Ist dann natürlich besser, wenn man so was erwartet, den schwachen Spieler gar nicht mitzunehmen.
- Gewinnen ist nicht wichtig, wir spielen ja nur um die goldene Banane. Wirklich? Ganz so einfach ist es nicht. Wir wollen auch gewinnen. Dafür kommen wir doch zum Spiel. Und wenn das klappt, haben alle ein gutes Gefühl und nehmen daraus positive Motivation mit. Spieler wie Trainer. Dem alles unterzuordnen hielte ich auch für falsch. Allerdings ist es auch Blödsinn, das für irrelevant zu halten. Dementsprechend ist es bei knappen Spielstand auch ein Kriterium, dass ich durch Einwechslung das Team nicht so schwäche, dass wir das Spiel noch verlieren. Mir hat bei einer Niederlage noch niemand auf die Schulter geklopft und gesagt: Gut gemacht, Du hast alle Spieler gleich viel spielen lassen.
Und bei fast allen Gegnern ist das auch so. Man sieht doch, dass die auch gewinnen wollen. Wer hier behauptet, das wäre unwichtig, ist entweder eine seltene Ausnahme oder nicht ganz ehrlich.
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