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  • Hier fand am Wochenende eine MINI-WM mit F-Junioren statt. Organisiert durch das Anzeigenblättchen, unterstützt von zahlreichen Sponsoren und dem entsprechenden TamTam in dieser kostenlosen "Zeitung".

    Zitat

    Bei den einen war der Jubel groß, bei den anderen kullerten ein paar Tränchen: heute wurde die Vorrunde der Mini-WM 2018 ausgespielt. Rund 500 Kinder kämpften um den Titel, die Eltern und Fans sorgten für echte Stadionatmosphäre.

    Laut, eng, Fanfarengetröte... Muss man erwähnen, dass die Hälfte der Kinder am Tag 1 ausgeschieden war und es am zweiten Tag im Ko-Modus weiter ging? Schon am ersten Tag konnte man beobachten, dass die meisten Teams mit ihren stärksten Kindern durchspielen... es ging ja um was.


    Ich bin selber großer Anhänger der FPL und der Formel Erlebnis statt Ergebnis. Diese Veranstaltung macht mich einfach traurig. Denn ich möchte nicht wissen, wie viele Eltern denken: "endlich mal ein ordentlicher Modus." Es dürfte wieder ein gutes Stück schwieriger geworden sein, die Kinder mit Ruhe und Gelassenheit einfach nur spielen zu lassen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Passt dazu was jetzt Paul Breitner sagte (auf Sky HD History wo diese WM Highlights laufen) krieg ich nur sinngemäß zusammen:

    In Deutschland melden die Eltern Ihre Kinder zum Fußball an und kriegen vermittelt, Du spielst Fußball um zu siegen, nur dann macht es auch freude....(wie gesagt sinngemäß)

    Sagt alles und fand ich sehr bezeichnend.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Naja, kann man alles irgendwo verstehen. Heutzutage zählt überall nur Leistung. Die Generation Eltern deren Kinder jetzt 6-10 sind haben alle gelernt dass man sich mehr Anstrengen muss um zu bestehen. In fast allen Mainstream Sportarten steht der Sieg und nur der Sieg im Vordergrund. Dazu sollen die Kinder auch noch super in der Schule sein, am besten alle ab ins Gymnasium. Wer "nur" Hauptschüler ist hat im Leben ja eh schon verloren. Genau das und die sogenannten Leistungsteams im Verein schüren das ganze noch. Wer will schon das sein talentiertes(aus Sicht der Eltern) Kind "nur in der F3 oder E4 spielt. Wir Trainer sind aber auch nicht unbedingt bester Laune wenn wir jede Woche auf den Sack bekommen. Wer Opfert schon gerne seine Freizeit für Training und Dienste etc. um dann am Wochenende unterzugehen? Habe in den letzten 3 Jahren sage und schreibe einen Trainer kennengelernt der das anders sah und mit seine Jungs richtig gut umgegangen ist. Jedes Spiel hoch verloren und dennoch motiviert gewesen. Allerdings ab nächster Saison keine Mannschaft mehr, da den Eltern das verlieren auf die nerven ging. "Mein Kind hat doch keinen Spaß permanent zu verlieren"." Der Trainer hat doch keine Ahnung von Fußball" etc. Aber sind wir doch mal ehrlich. Wer von uns Trainern hätte darauf Lust? Welches dieser Kinder wird auch noch in 10 Jahren spielen, wenn das einzige was man kennengelernt hat das verlieren ist? Ich glaube wir sollten uns langsam von dem idealistischen Gedanken trennen, dass die Kinder "nur zum Spaß" in den Fußball geschickt werden.

  • Ich finde solche Turniere sch****. In den vergangenen Jahren musste ich bei einigen Turnieren feststellen dass die Ermittlung von Siegern für eine total unangenehme Atmosphäre sorgt. Bei unseren eigenen Turnieren wurde von 80% der Teilnehmer ein Schiri verlangt, die Trainer sprangen im Dreieck und es wurde von Runde zu Runde lauter am Spielfeldrand.

    Dagegen läuft es bei den mittlerweile Pflicht gewordenen Spielefesten deutlich entspannter ab, 4 Spiele mit netten Trainerkollegen und die Kids sind happy weil es am Ende eine Medaille gibt. Es kann so schön sein mit den richtigen Leuten...


    Unser Kreis setzt die neuen Vorgaben konsequent um, es werden nur noch Spielefeste genehmigt bei denen man wirklich keinen Sieger ermitteln kann. Im Nachbarkreis ist es leider anders, das merkt man sehr deutlich, von denen sieht man nur noch spielschwache Teams die genauso wenig mit Ausscheiden etc zu tun haben wollen, die feine Gesellschaft der Powerhouses bleibt lieber unter sich und spielt Woche für Woche den selben Sieger aus.

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Ich finde die Turniere schon nicht schlecht. War zuletzt bei zwei im Nachbarkreis wo da noch so gespielt werden darf (Gruppenphase, Viertelfinale, Halbfinaleund Spiel um Platz 3).

    Meine Jungs wollen gar nicht mehr zu den so tollen Spielefeste wo jeder am Ende eine Medaille bekommt. Ein Spieler mal zu mir: Coach, ich will keine Medaille, selbst wenn wir alle Spiele verloren hätten, hätten wir eine bekommen.... Das macht kein Spaß.

    Aussage von einem U9 Spieler.

  • Im Nachhinein ist das alles eine Erziehungssache und wenn man regelmäßig ins Halbfinale kommt, ist das auch in der F ne schöne Sache. Habe ich jedenfalls zu F Zeiten so gesehen. Zurückblickend würde ich das nicht brauchen. Reicht ab E Jugend vollkommen...

    In der F haben wir eines dieser -großen- Turniere gespielt... Mit bis auf 10,12 lokalen, und qualifizierten mannschaften nur Teams von

    Profimannschaften aus ganz Europa. Da sind wir dann lustig 70ter von 78 Mannschaften geworden... 2siege , 1 Unentschieden bei 13,14 Spielen oder so.

    Hat im Prinzip die Kids aber nicht gejuckt. War halt ne ERfahrung. Wäre es da am zweiten Tag im KO Modus direkt weitergegangen hätte ich es aber nicht so toll gefunden.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Hier in der Gegend gibt es eins der größten Jugendturniere Norddeutschlands. Ist für F- und G-Jugend und für alle Mannschaften ein Pflichttermin! Also jede im Spielbetrieb gemeldete Mannschaft MUSS daran teilnehmen.
    Im Spielbetrieb wird bei uns FPL gespielt - seit ein paar Jahrfen auch endlich ohne Tabellen. Bei diesem Turnier ist das anders. Da gibt´s ne Vorrunde, ne Hauptrunde uswusf. Am Montag gibt´s 'nen großen Bericht in der Zeitung; hat also durchaus große öffentlilche Beachtung.
    Von den Trainern hört man vor diesem Turnier Sprüche wie "Endlich geht´s mal um was." Einige machen sogar spezielle Vorbereitungen auf das Turnier... Ja, wir reden tatsächlich von F und G...

  • Es ist wirklich bedauerlich, dass es bei vielen immer um was gehen muss. Denn Kindern genügt in der Regel der Wettkampf an sich. Wobei ich onkel1978 auch recht geben muss : bei uns wollen die Kinder ab F alt auch keine Medaillen mehr, wenn jeder das selbe bekommt. Das schnallen die. Aber, hey, ohne Medaillen und ohne Startgeld ist genauso ok. Weniger Arbeit, der selbe Spaß. Aber den Schritt hin zu unterschiedlich großen pokalen sehe ich darin nicht begründet.

  • onkel1978 dass die Kinder gewinnen wollen ist klar, aber den Egoismus zu sagen: Ich brauche jetzt das schönere Andenken ans Turnier als die Mannschaften die nicht so häufig gewonnen haben finde ich unnötig.


    Was ich ok finde: bei Turnieren die von Anfang an als Leistungsvergleich angesagt sind entsprechend die beste Mannschaft zu würdigen. Aber bei den obligatorischen Sommerturnieren wo es um einen schönen Saisonabschluss geht brauche ich keine Trainerkollegen die mit großen Augen vor dem Turnier den Pokal ansabbern.


    Mein Problem sind auch nicht die Kinder die 'bedeutende' Spiele wollen. Dieser Ehrgeiz ist Teil des Vereinsfußballs und im Fußball gibt es nunmal eine Mannschaft die gewonnen hat und eine die verloren hat. Das Problem sind die Trainer die dadurch unangenehm werden, ihre Kinder regelrecht anstacheln und denen der Sieg so viel wert ist, dass jedes Mittel taugt.


    Schön dass im Ruhrgebiet für jeden was dabei ist. Wer der Meinung ist dass er unbedingt einen Pokal in seiner Vita haben muss der kann sich ja gerne in Dortmund austoben, alle anderen haben in Bochum und im Ennepe-Ruhr-Kreis ihren Spaß

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Ich finde die Einteilung nach Gold-, Silber- und Bronze-Runde ganz charmant. Aber ko finde ich echt übel.

    Im alten F-jahrgang kippt das dann langsam. Das ist ja auch immer mein Reden... Ab der E-Jugend sind die Kinder so viel weiter, dass sie auch mit negativen Erfahrungen ganz gut umgehen können.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Schön dass im Ruhrgebiet für jeden was dabei ist. Wer der Meinung ist dass er unbedingt einen Pokal in seiner Vita haben muss der kann sich ja gerne in Dortmund austoben

    Ich muss keinen Pokal in meiner Vita haben. Aber ich fahre aber gerne außerhalb von Bochum etc

    alle anderen haben in Bochum und im Ennepe-Ruhr-Kreis ihren Spaß

    Auch im Kreis-Bochum habe ich meinen Spaß, da man sich mittlerweile kennt, können Spiele toll sein, es sei denn man hat einen Schreiaffe an der Linie.

  • Das ist einfach zum Haare-Raufen. Da wird der WM-Hype bei den Kids für so eine schreckliche Veranstaltung genutzt <X


    Es ist das eine, dass der K.O. Modus den erfolgreichen Teams zu mehr Spielen verhilft und dadurch schon systematisch angelegt wird, dass die Trainer ihre Teams ergebnisorientiert aufstellen und spielen lassen.


    Das andere ist natürlich, dass es offenbar unzählige Vereine und Trainer gibt, die das geil finden und bei so etwas bedenkenlos mitmachen.


    Dass der Spaß im kifu die Maxime sein soll, ist in meinen Augen keine soziale Attitude. Es geht nicht um Verhätschelung oder allein darum, für den Verein auch die schwachen Kinder mitzunehmen. Auch den leistungsstarken Kindern tut man damit nach meiner Überzeugung überhaupt keinen Gefallen.


    Eines von vielen Beispielen, wie sich Ergebnisorientierung m. E. negativ auf die Spielerentwicklung auswirkt, ist, dass nicht selten um der Ergebnisse willen schon bei den Kleinsten schnelles Umschaltspiel gefordert und gefördert wird. Natürlich ist es erfolgversprechend, wenn ein Team nach Ballgewinn schnell und zielgerichtet in die Spitze spielt.


    Aber dann muss sich ja immer die Frage nach den Trainingsinhalten stellen. Was muss dabei für eine solche Spielweise im Fokus stehen? Es muss trainert werden, dass die Kinder 1. den Ball so schnell wie möglich von sich weg spielen und 2. dass die Kinder von Ball und Spielgeschehen weglaufen (um sich freizulaufen). Das sind aber keine sinnvollen Lernziele für eine F-Mannschaft, bei denen erstmal die Entwicklung des Körper- und Ballgefühls im Mittelpunkt stehen muss.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • F Jugend Lernziele sind u.a. Erlernen der Basistechniken, Schießen, Passen, Ballführen

    Trainiert man in der F viel Funino werden einige Kinder auch dort schon Freilaufverhalten zeigen.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Zum Thema "Freilaufen":


    Es gibt natürlich immer wieder so kleine Schlauberger, die sich vors gegnerische Tor stellen und warten, dass der Ball zu ihnen kommt und sie dann als Torschütze glänzen können.


    Das will ich nicht sehen, weil sich das Kind damit vom Spielgeschehen abkoppelt. Die Kinder sollen mittendrin sein statt nur dabei. Das kennzeichnet für mich Lust auf Fußball.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Das Passen ist eine Basistechnik die auch erlernt werden sollte im F Jugend alter. Ob man nun den Fokus drauf legt oder nicht.

    Powerzwergenpapa jegliches gegenargument in ein negativbeispiel umzudeuten, hilft Dir vllt. in einer Argumentation ist m.e. aber nicht zielführend. Ich bin durchaus in der Lage -rumstehen- und freilaufverhalten zu differenzieren.

    Ich habe meine Jungs in der F übernommen und durch u.a. Funino zeigten Sie auch da schon im älteren F Jahrgang altergemäßes Freilaufverhalten. Nicht alle, aber einige.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Ich finde dieses Thema wirklich schwierig, bzw. befinde mich da auch in einem inneren Zwiespalt.


    Es scheint ja hier ein absoluter Konsenz zu bestehen, dass FPL einem Turnier im KO-Modus vorzuziehen ist.

    Intellektuell kann ich dem absolut folgen und es auch unterstützen und ebenfalls in diesem Sinne coachen.

    Ich will jedoch auch überhaupt nicht verhehlen, dass in mir auch ein ergebnisorientierter Sportler wohnt, der Siege anstrebt und Erfolge genießt. Mir ist vollkommen bewusst, dass es nicht im Sinne der Kinder (schon gar nicht aller Kinder) ist, eine maximale Anzahl an Siegen und Turniererfolgen anzustreben.

    Ich habe jedoch auch vollstes Verständnis für das Streben nach Erfolg, es bedarf einer gewissen Impulskontrolle das zu unterdücken. Teilweise klingt der Tenor hier so, als wäre es für eine Vielzahl der anwesenden Trainer sehr leicht den Ansatz des FPL zu verfolgen. Das geht mir nicht unbedingt so, ich gebe gerne zu das mir bei meinen Zauberzwergen das Herz aufgeht und das ich es wirklich genieße mit Kindern zu arbeiten, die Anforderungen umsetzen können.

    Die thematische Aufarbeitung der Aufgabe des Trainers sorgt dafür, dass ich trotzdem nach FPL arbeite, alle Kinder einsetze etc. Dafür bedarf es allerdings auch eine gewisse Reflektion und Selbstkontrolle, sowie eine gründliche Beschäftigung mit diesem Thema. Dieser Aspekt geht mir hier irgendwie unter, bzw. wird doch häufig als absolut selbstverständlich dargestellt.