Einen "Rowdy" in der Mannschaft/Verein - wie geht man damit um?

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  • Moin... Aktuell plagt uns folgendes Problem :
    Ein Spieler meiner Mannschaft hat in der Schule einen Spieler aus der 2. Mannschaft mit einem Messer bedroht und es ihm in den Rücken gehalten.
    2-3 Tage später drohte er auch, mit einer Schere einem Spieler aus der eigenen Mannschaft. Zwischen dem beiden gab es aufgrund von Mädchen schon im Vorfeld immer mal wieder stress aber nichts weltbewegendes.



    Die Eltern der Opfer fordern Konsequenzen von mir als Trainer, und vom Verein...
    Zwar habe ich durchaus das Bedürfnis etwas zu tun denke mir anderseits da es in der Schule passiert ist, dass es nicht mein Aufgabengebiet solange die Schule nicht gehandelt hat.


    Allgemein ist der Junge zwar nicht leicht aber auch nicht gravierend Verhaltensauffällig. Es handelt sich um 12-13 jährige Kinder



    Wie seht ihr das? Habt ihr Erfahrungen mit solchen Situationen?

  • Ich finde das schon gravierend Verhaltensauffällig. Ich habe keine Erfahrungen mit solchen Situationen, aber ich würde folgendes machen. Spieler vorläufig suspendieren und auf "Therapie" bestehen bevor die Suspendierung zurück genommen wird. Dem Kind muss klar gemacht werden, dass ein solches Verhalten nicht geht. Lieber das mit 12 von einem Psychologen gesagt bekommen als mit 18 von einem Richter.

  • Meinst du das ernst?


    Wenn ein Spieler einen anderen aus der eigengen Mannschaft oder Verein bedroht, dann würde ich ihn sofort aus der Mannschaft ausschließen, das geht aus vielen Gründen gar nicht.

    "Some people think football is a matter of life and death. I don't like that attitude. I can assure them it is much more serious than that." - Bill Shankly

  • Du nennst das einen Rowdy....wenn er strafmündig wäre, würde ich dazu sagen ..Straftäter...!


    Wäre ich Vater eines bedrohten der Kinder.....würde ich es nicht mehr mit dem Täter auf den Sportplatz lassen.....denke mal,meine Forderung wäre....mein Kind oder der Täter...nur einer verbleibt auf dem Sportplatz!


    So etwa geht gar nicht.


    Vielleicht noch mehr Hintergrundinfos..... warum diesesmal diese zwei Bedrohungen? Elternhaus? evt. Nationalität? etc.

  • Verhalten das du ignorierst ist verhalten das du erlaubst.



    Kurz: rausschmeissen!!!! So einen spieler kann ich nicht gebrauchen. Er ist eine Gefahrfür das team.


    Es gibt keinen einzigen Grund so jemanden im team zu behalten. Keinen!!!!!!
    Er weiß genau was er macht.....

    Versuche im jeden Training 1 Spieler gezielt besser zu machen und du hast in einem Jahr/einer saison, VIEL geschafft!

  • Der würde bei mir SOFORT aus der Mannschaft fliegen und falls ein Trainer meines Kindes solch verhaltensauffällige Kinder nicht ausschließen würde, würde ich mein Kind SOFORT aus dem Team nehmen. Null Toleranz bei solchem Verhalten, auch denn der Bursche erst 12 ist.

  • Das ist schon ein sehr extremes Verhalten. Meine Kinder sind noch nicht in diesem Alter. Ich würde den Spieler auf jeden Fall vorerst ausschließen. Das direkte Gespräch mit dem Spieler würde ich auch suchen. Man darf einen 12 jährigen aber nicht schon bis in alle Ewigkeit abschreiben.

  • Ich stelle mir folgende Fragen:
    - was hätte der Junge gemacht, wenn er mit den Kindern nicht gemeinsam Fußball spielen würde?
    - verhindert ein Ausschluss eine Wiederholung der Vorfälle?
    - wie kam es zu der Situation?
    - erreiche ich den Jungen?
    - wie wichtig ist ihm Fußball in meiner Mannschaft?
    - wie handelt die Schule?
    - was machen die betroffenen Eltern in Richtung Justiz?


    Wie handele ich zukünftig? Muss es ein Messer sein oder reicht die Androhung von Schlägen? Was mache ich bei einer Schlägerei? Welche anderen Delikte führen zum Ausschluss und ggf. auf welcher Grundlage?


    Bei mir ist er nicht verhaltensauffällig - warum sollte ich dann handeln?


    Ich provoziere einmal: die meisten Reaktionen oben sind für mich Trumpsche Verhaltensweisen, die mit unserem Recht nicht vereinbar sind. Wir haben es hier mit Heranwachsenden zu tun und noch nicht einmal bei Erwachsenen ist das so. Mit diesen Ansichten dürfte ein Hoeneß nicht mehr Präsident werden, Vorbestrafte keinen Vereinssport mehr ausüben oder mit Alkohol am Steuer erwischte nie mehr Autofahren.

  • @let1612:


    Du würdest doch wohl nicht ernsthaft den betroffenen Spielern zumuten wollen, weiterhin mit dem Täter trainieren und spielen zu müssen. Der gehört erst einmal zum Schutz der Opfer und der anderen Spieler aus der Mannschaft ausgeschlossen. Kann man erst einmal bis Saisonende machen und sehen, wie sich die Sache und der Junge weiter entwickeln. Damit hält man sich noch alle Türen offen.
    Bevor ich mir Gedanken um den Jungen mache, mache ich sie mir zuerst einmal bezüglich der Sicherheit der anderen mir anvertrauten Kinder, oder ?

  • Ich weiß ja noch nicht einmal, wer Täter und wer Opfer ist. Und wenn es mir um die Sicherheit der Opfer geht, könnte ich auch sagen die Opfer sollen zu Hause bleiben und ich hätte den Täter unter Kontrolle (bei mir ist er ja nicht verhaltensauffällig und gegenüber den anderen hat er sich auch nichts zu schulden kommen lassen).


    Ich beschreibe die Situation mal anders: die zwei Jungs wurden von dem "Rowdy" darauf hingewiesen, dass sie ein Mädchen sehr schlecht behandelt haben und er nicht wegsehen wird. Aus Schutz oder Angst hat er sich hierzu ein Messer bzw. eine Schere mitgenommen (warum auch immer) - wer ist nun Täter und Opfer?


    Karl: woran machst du eine Entwicklung des Jungen fest, wenn du ihn nicht mehr im Training hast?

  • Ich finde auch, dass das ganze auf einer anderen Ebene geklärt werden. Warum muss man da den Trainer ins Rampenlicht ziehen? Wo sind die Lehrer und die Eltern? Das muss dort geklärt werden, wo es passiert ist!
    Die Kinder werden ja auch weiter zusammen in die Schule gehen und das sehr viel häufiger als dass sie Fußball spielen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Den Trainer betrifft es direkt.


    1. Es ist ein Spieler seiner Mannschaft, der andere mit einer Waffe bedroht
    2. Spieler seiner Mannschaft und seines Vereins wurden bedroht
    3. Er wurde von den Eltern der Opfer direkt angesprochen, die völlig zu Recht den Schutz ihrer Kinder fordern.


    Es ist meiner Meinung nach eine Unsitte geworden, in solchen Fällen zuerst einmal an das Wohlbefinden des Täters zu denken.

  • Selbst ohne Rückendeckung des Vereins würde dieser Spieler nicht mehr bei mir trainieren, denn die Aufsichtspflicht und Verantwortung trage ich als Trainer. Notfalls installiert der Verein einen neuen Trainer, dann bin ich aber auch aus der Verantwortung raus und es soll mir dann egal sein. Mein Kind würde ich in dem Fall jedoch auch sofort aus dieser Mannschaft und dem Verein nehmen.

  • Karl schrieb:Es ist meiner Meinung nach eine Unsitte geworden, in solchen Fällen zuerst einmal an das Wohlbefinden des Täters zu denken.
    [/quote]Opfer und Täter verdienen die besondere Aufmerksamkeit ihrer Umwelt, damit sie ein normales Leben führen können.


    Ich finde auch, dass das ganze auf einer anderen Ebene geklärt werden.

    Dass das immer einfach ist, hat niemand behauptet. Die Eltern und Kinder von Opfer und Täter benötigen gleichermaßen die Unterstützung ihrer Umgebung.


    Unsere Gefängnisse sind schon voll genug und unsere Klinken für psychisch kranke Kinder quellen über, weil wir allergrößten Wert auf eine schöne, heile Welt legen. Aber die hat es noch nie gegeben und sie wird es nicht geben können. Schon nach der Geburt zeichnet sich ein Weg vor. Eine negative Umklammerung ist nur auf Basis gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen möglich. Der Fussball kann dabei helfen, aber er allein wird nicht die Ursachen beheben können.


    Bei einer allerersten Phase kann man korrigierend eingreifen. Ist aber die vertan, so wird es für die Kinder immer schwieriger ein normales Leben zu führen.


    Mein Vorschlag:
    1. Gespräch mit den Eltern
    Es wird ihnen klargemacht, dass Gewalt des Kindes nicht geduldet wird, weil Fairness zur Grundidee der Kampfsportart Fussball zählt.


    2. Entschuldigung
    Das Kind entschuldigt sich beim Opfer für sein falsches Handeln, sodass beide am diesem Zeitpunkt wieder normal miteinander in der Mannschaft spielen können. Denn Schuld zuzugeben und Schuld zu verzeihen sind elementare Elemente, aus denen das Kind Selbstvertrauen gewinnen kann.


    3. Weitere Teilnahme im Verein
    Das Kind darf bis auf weiteres nur noch im Beisein eines Elternteils am Training und Spiel teilnehmen.


    Fazit: Das Einfachste wär natürlich anderen die Lösung des Problems zu überlassen, indem man das Kind rauswirft! Aber ist es auch das Beste?

  • Wirklich viel urteilen können wir hier nicht. ZB haben wir (so ich es nicht überlesen habe) keinen Einblick in die Gemütslage des Bedrohten. Wir haben keinen Einblick in die Lebensumstände des drohenden Kindes. Wenn ich Erfahrung und Statistik heranziehe, ist das Elternhaus sicher auch kein solches, mit dem man gerne in Urlaub fahren würde.


    Der (nicht zu beneidende) Trainer, aber auch alle anderen Erwachsenen, die in irgend einer Art an der Prägung und Erziehung des "Rowdies" beteiligt sind, haben nun eine belastende Aufgabe. Diese Aufgabe wurde früher von den häufiger vorkommenden "Mind.3 - Generationen - Haushalten" zu einem bedeutenderen Teil übernommen, als es die verzettelten Familienstrukturen heute bieten können. Heute findet tendentiell eher das Gegenteil statt, in den kurzen Momenten, in denen die Kinder bei Oma und Opa sind, werden sie verwöhnt und seltenst in die Schranken verwiesen, ungerechterweise über einen Kamm geschert gesprochen: verzogen.


    Das war nun aber keine Entschuldigung.


    Der oben genannte Personenkreis ist mit der Aufgabe konfrontiert, den Drohenden zur ehrlichen Besinnung zu bringen, sodass er dem Bedrohten glaubhaft seinen Fehler gestehen kann und dieser sich wieder in Sicherheit fühlt.
    Ein Rausschmiss aus der Mannschaft sorgt gewiss nicht für Einsicht. Im Gegenteil. Ähnlich zu aktuellen Geschehnissen zwischen Mitteleuropa und der Gegend um den Bosporus, würde man diesen jungen Menschen eher dem Gefühl des Angegriffenseins aussetzen. Und damit wäre dem wichtigsten, nämlich der Sicherheit des Bedrohten nicht gedient sondern geschadet. Und die Wiedererlangung der Sicherheit ist das eigentliche Ziel, untrennbar verbunden mit der "Resozialisierung" des "Rowdies".


    Diese Aufgabe ist immens anstrengend und darf nicht von einer Aufwandsanalyse untersucht werden...
    Ich habe einmal erreichen können, dass ich mit zwei 14-jährigen Streithähnen ein Wanderwochenende durchführen konnte. Die beiden hatten keinen besonderen sozialen Kontakt, trafen immer nur im Sport aufeinander.
    Nach der Veranstaltung kennt man sich besser, jeder sieht im anderen einen Menschen, von dem er verschiedenes kennengelernt hat, das andere Individuum hat mehr Inhalt, mehr Facetten, mehr Leben.
    Ist fast so wie mit Tieren, die Namen haben... Kuckt am 23.12. Disneys Bambi an, und am 24. stellt ihr die Rehkeule auf den Tisch und sagt, es gibt heute Bambi. Plötzlich mögen die Kinder nur noch Gemüse.
    Die beiden wurden nicht best friends, aber man konnte danach auch mitnander lachen, Streit gab es keinen mehr.


    In dem hier geschilderten Fall könnte sowas auch ein erfolgreiches Mittel sein. Man muss halt aushalten, dass man als "nur" Trainer, sich hier einmischen möchte und dafür erstmal scheps angesehen wird.
    Es gibt nur gaaaaaanz wenige pathologische Fälle, an die wir Laien nicht rankommen. An allen anderen kann man arbeiten. Und wenn man Erfolg hat, muss man den manchmal in einem ganz kleinen Kreis genießen, denn die Arbeit wird selten wirklich gesehen...



    Mein Fazit: Einen Tomatensetzling der nichts wird, werfe ich auf den Kompost. Einen Menschen werfe ich nie weg.

  • Bin ich der einzige, der denkt das das nicht die Aufgabe eines Trainers ist.
    Wie verhält sich der "Rowdy" denn innerhalb der Mannschaft und des Vereins?
    Wie schildert er die Situation?


    Warum soll der Trainer etwas bestrafen was eigentlich Job der Schule und der Eltern ist?
    Ich will als Trainer nicht die Exekutive der Eltern und der Schule sein

  • Der erste Adressat ist der Trainer bestimmt nicht. Aber er ist, zumindest für einen kurzen Zeitraum, ebenfalls an der Erziehung des Kindes beteiligt. Ich würde es nicht als (lästige) Aufgabe sehen, sondern als Auftrag an alle Erwachsenen, die aufgrund verschiedener Betätigungen Einfluss auf Kinder nehmen können.

  • Bin ich der einzige, der denkt das das nicht die Aufgabe eines Trainers ist.
    Wie verhält sich der "Rowdy" denn innerhalb der Mannschaft und des Vereins?
    Wie schildert er die Situation?


    Warum soll der Trainer etwas bestrafen was eigentlich Job der Schule und der Eltern ist?
    Ich will als Trainer nicht die Exekutive der Eltern und der Schule sein

    Nein, bist du nicht.


    Ich würde, wenn ich davon Kenntnis erlangt hätte, ein Gespräch mit den Eltern beider Kinder führen. Es wäre für mich interessant, beide Seiten der Geschichte zu hören und zu bewerten, wie sich die Eltern und der Rowdy selber zu dem Thema positionieren. Ich würde wohl mein Handeln insbesonders von der Unterstützung der Eltern des Rowdys abhängig machen.


    Ein Kind ist mit gutem Grund noch nicht strafmündig und ihr würdet ihn sogar ohne "Prozess" bestrafen... nee, ich finde das keine gute Lösung

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Hallo miteinander!


    Ich denke sehrwohl, dass es die Aufgabe des Trainers ist, sich auch mit dem Sozialverhalten seiner Spieler zu beschäftigen.
    Ein einfacher Ausschluss des Spielers wäre die einfachste Variante für den Trainer, sicher aber nicht die beste Möglichkeit, diese Handlungen aufzuarbeiten. Gerade in diesem Alter stellt das Hobby, also der Fussball, einen wichtigen Teil des Lebensinhalts von Kindern da. Ein Entzug würde dem auffäligen Kind somit einen wichtigen Ankerpunkt nehmen, der notwendig ist, um sein Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken.
    Wertvorstellungen lassen sich innerhalb des Fussballs gut thematisieren und dann auf einen breiteren Kontext übertragen. Dieses sollte auch in diesem Fall versucht werden.
    Die Gefahr für einen Übergriff beim Fussball sehe ich zudem als gering an, da der Trainer stehts anwesend ist und der Spieler bisher nicht auffällig geworden ist. Dem Trainer kommt natürlich die Aufgabe zu, den auffälligen Spieler unbemerkt genauer zu beobachten, um eine Gefährdung anderer Spieler auszuschleßen, so beispielsweise auch in der Kabine.
    Sobald jedoch auch ein Übergriff beim Fussball aufritt, sollte von einer indirekten Thematisierung auf eine direkte übergegangen werden.