Dropout D und C - Jugend; Verhinderung möglich oder mittlerweile normal?

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  • Taktiker_95


    Speziell mein Betrag zielte jetzt nicht auf Dorfvereine ab, die "kaputte Netze" und Eltern-Trainer haben. Es steht außer Frage, dass da vor allem organisatorisch ein riesengroßer Unterschied zu einem Verein besteht, der mit vielen Mannschaften überkreislich spielt. Da gebe ich dir auf jeden Fall recht!! Was ich da schon alles für Vereinsgelände, Trainer, Mannschaften oder Drumherum in anderen Vereinen erlebt habe - da kann ich jeden verstehen, der einen anderen Weg sucht.


    Aber so ist es nunmal nicht überall, es gibt auch vernünftige Vereine mit einem guten Vereinsgelände, lizensierten Trainern und tollen Aktivitäten neben dem Fußball, die den Zusammenhalt fördern. Trotzdem bekommen auch diese Vereine Probleme und am Ende entscheidet dann "Aber im anderen Verein kann ich Bezirksliga spielen" über einen Wechsel.


    Wenn ich da kurz eine eigene Geschichte erzählen darf: Meine C-Jugend-Truppe feiert in regelmäßigen Abständen tolle Erfolge (Meisterschaften, Turniersiege, erfolgreiche Freundschaftsspiele gegen höherklassige Mannschaften) - das seit 7 Jahren (natürlich liegt aber das Hauptaugenmerk auf dem Fußball und der sieht gut aus). Wir trainieren dreimal in der Woche, weil die meisten Jungs Bock drauf haben. Wir machen Fifa-Turniere, feiern Feste und helfen bei Turnieren anderer Teams des Vereins. Ich fange jetzt mit der Elite-Jugend-Lizenz an und die Mannschaft besteht konstant aus 20 Spielern, wir können manchmal im Training sogar 11 gegen 11 spielen, wenn alle da sind, einer seinen Bruder aus der D-Jugend mitbringt und ich auch mitspiele. Wir haben einheitliche 7-teilige Teamkleidung. Ich hole Spieler mit dem Vereinsbulli ab, wenn sie nicht gebracht werden können oder es auf dem Weg zu Spielen liegt. Es mangelt an nichts.

    Trotzdem gab es Spieler, die meinten, dass es woanders besser ist, weil dort Bezirksliga gespielt wird. Vor 15 Jahren zu meiner Jugendzeit wären solche Spieler bei einem Erst-, Zweit- oder Drittligisten niemals genommen worden und wären im Heimatverein geblieben, wo sie nun wirklich alles bekommen. Jetzt kommen eben diese "Möchtegern-Leistungsvereine", die solche Spieler brauchen, um in der Bezirksliga zu bestehen. Der Vater will das, der Junge macht mit und schon hat man einen Spieler weniger, weil der Familie Flausen in den Kopf gesetzt wurden. Ob die Jungs da wirklich mehr bekommen als bei uns und ob sich dafür der Aufwand von 3-4 mal 20km Hin- und Rückfahrt lohnt weiß ich nicht. Was ich aber sehr wohl weiß ist, dass andere Vereine (wie auch immer so organisatorisch aufgestellt sind) in der Umgebung daran zu Grunde gehen, obwohl sie keine schlechte Arbeit leisten. Am Ende entscheidet die Liga, wenn das Drumherum auf dem gleichen Niveau ist. Und das ist eine Karte, die jeder Bezirksligist spielen kann und auf die kein Kreisligist eine Antwort hat.

  • @Charles De Goal


    Habe das bisher noch nicht so extrem erlebt, also das für eine Liga Unterschied kompromisslos alles stehen und liegen gelassen wird.

    Typische Wechsel von guten Spielern im Jugendbereich sehen meiner Erfahrung nach ligentechnisch so aus:


    Gruppe -> Kreisliga

    Kreisliga/Bezirksliga -> Oberliga

    Oberliga -> Bundesliga


    Kaum jemand reisst sich ein Bein aus, um von nem guten Kreisligisten zu nem schlechten Bezirksligisten zu gehen. Macht meiner Meinung nach auch nicht viel Sinn.

    Aus welchen Vereinen kommen die Jungs die bei dir in der Mannschaft spielen? Sind das tatsächlich Eigengewächse?

  • Und das ist eine Karte, die jeder Bezirksligist spielen kann und auf die kein Kreisligist eine Antwort hat.

    Du schreibst ja von gutem Fußball, Meisterschaften, erfolgreichen Tests gegen höherklassige Gegner und dir als angehendem EJ-Trainer. Wenn der Grundstein da ist (und das ist er ja anscheinend), dann sollte es doch bei konstant guter Ausbildung in eurem Verein kein Problem sein, selbst den Weg in den Bezirk zu finden. Woran scheitert das?

    Verzichtet ihr darauf, weil der nachfolgende Jahrgang zu schwach ist? Ist der Jahrgang über euch zu schwach, so dass ihr immer im Kreis spielen müsst? Dann wären wir nämlich wieder beim Thema "konstant gute Ausbildung", die dann eben beim durchgehenden Bezirksligisten besser ist.


    Fände da nochmal 'ne Antwort interessant. Vielleicht wollen die Spieler, die seit sieben Jahren Titel feiern (das schreibst du selbst), auch mal mit 'nem Jahr höherklassigen Fußball belohnt werden. Wenn ich als Trainer sieben Mal in den Bezirk aufsteigen würde und der Verein jedes Mal sagen würde: ,,Hier, dein neues Kreisligateam, gönn dir.", fänd' ich das auch eher halb geil. Und ich würde es genau so wenig ein achtes Mal mitmachen, wenn dann sogar noch ein Bezirksligist explizit anfragt.


    Bitte nicht irgendwie als Angriff verstehen - vielleicht gibt's ja auch andere Gründe bei euch im Verein. Aber dieses Verzichten auf den Aufstieg aus Rücksicht auf den nächsten Jahrgang erlebe ich hier in meiner Gegend so übertrieben oft, und ich sehe da halt auch immer die Spielersicht.

  • Aus welchen Vereinen kommen die Jungs die bei dir in der Mannschaft spielen? Sind das tatsächlich Eigengewächse?

    Wir haben im 20er Kader nur einen Spieler, der zuvor bis zur E-Jugend woanders gespielt hat. Alle anderen Spieler sind ausnahmslos seit den MInis im Verein, im JSG-Partner-Verein oder haben im Laufe der Zeit mit dem Fußball bei uns angefangen (vorher noch nirgendwo gespielt).


    Ist der Jahrgang über euch zu schwach, so dass ihr immer im Kreis spielen müsst? Dann wären wir nämlich wieder beim Thema "konstant gute Ausbildung", die dann eben beim durchgehenden Bezirksligisten besser ist.

    Wir haben leider keinen Jahrgang über uns. Ich bin hier nicht ganz im Bilde, aber 3 Spieler spielen in NLZs und mindestens 5 sind bei umliegenden "Bezirksligisten", über die ich hier wohl auch aus diesem Grunde so schimpfe, untergekommen.


    Wir sind also als U14 schon die C1 und können dann im nächsten Jahr wieder um die Kreismeisterschaft mitspielen (im letzten Jahr in der D1 knapp gescheitert), wenn wir nicht mehr den Größen- und Altersnachteil haben. In der Halle sind wir immerhin fünfter bei den Kreismeisterschaften der U15-Teams geworden (zwischen NLZs, Landes- und Bezirksligisten).


    Das soll hier aber keine persönliche Beratung für mich sein, sondern es geht darum, dass Erklärungen für den Dropout gefunden werden, mit dem viele Vereine zu kämpfen haben.


    Und ob nun verständlich, plausibel oder sinnvoll: Diese Wechsel von Kreis- zu Bezirksligisten nehmen ohne Frage zu, das kann auch niemand leugnen. Und diese Spieler fehlen den Kreisligisten, um eigene Mannschaften zu stellen. Wie gesagt: Zu meiner Jugendzeit (anfang der 2000er) gab es diese massigen Probetrainings, Angebote und Wechsel noch nicht - da war die Welt für die kleineren Vereine noch in Ordnung.

  • ich denke wir driften ein bisschen vom Thema ab.


    Wir sollten jetzt auch nicht auf einzelne Vereine eingehen, sondern das große Ganze betrachten.


    Hier mal ein paar Zahlen aus Bayern:

    Nur 39% aller E-Jugend Spieler erreichen die A - Jugend.

    In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der A-Jugend Mannschaften um 20% verringert.

    Noch eine weitere Zahl, die ich sehr interessant finde.

    A-Jugend Mannschaften die nicht über einen Kader größer 20 Spieler verfügen, müssen zu 90% die Saison vorzeitig beenden.

    Wir haben das mal mit den Zahlen bei uns im Verein abgeglichen und können das bestätigen.


    Ich schaue bei uns auch in der Region zu anderen Vereinen, was machen die anders oder vielleicht besser.

    Ergebnis ist immer das Gleiche.

    Bis zur C - Jugend machen alle einen guten Job und können in der C noch 2 Mannschaften stellen.

    Ab B-Jugend gibt es Ausnahmen mit einer zweiten Mannschaft und bei der A-Jugend kenne ich keinen Verein mit einer zweiten Mannschaft.


    Von daher passt für mich der Bericht, der sich hauptsächlich auf B - und A-Jugend konzentriert.



    Charles De Goal, Respekt und Anerkennung wie Du dein Traineramt ausführst. Da ist viel Herzblut drin.

  • noch was zum Thema Eltern und Mannschaftsgeist.


    Meine Beobachtung, bei vielen Eltern:

    Der Jugendliche will nicht zum Training, mehrmals und nölt zu Hause rum.

    Antwort und Tipp der Eltern, dann hör halt auf.


    Mannschaftsgeist, konnte ich so noch nicht beobachten. Es gibt immer kleine Gruppen, aber das eine ganze Mannschaft am Abend zusammen weggeht, habe ich noch nicht miterlebt.

    In der Nacht um 3 Uhr abzusagen, kein Problem und wird von den meisten Mitspielern auch nicht wirklich kritisiert.

  • Das ist aber kein Phänomen vom Fußball sondern zieht sich durch alle Instanzen.

    In meinen Umfeld sehe ich regelmäßig Kinder mit 14 hinter dem PC verschwinden. Und Jahre später tauchen die wieder auf, haben nen Führerschein =) und können plötzlich grüßen.


    Beim Volleyball ist das noch krasser. Da werden A- und zum Teil schon B-Jugendliche in die Seniorenteams integriert. Und dennoch sterben auch hier die Ligen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ja, weil genau diese Einstellung dann vorgelebt wird!


    Eine Mutter hat mir mal gesagt "Wenn mein Sohn nicht zum Training will, muss er nicht" - der Junge ist im Schnitt nicht einmal in der Woche da, mit dem kann ich gar nicht planen. Ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der mal 5 Wochen am Stück gar nicht kommt und dann schreibt, dass er mit Fußball aufhören will.

    Im krassen Gegensatz dazu sagt eine andere Mutter (deren jüngerer Sohn im NLZ spielt) "Wenn der keine Lust hat, dann bringe ich ihn persönlich hin und sorge dafür, dass der seine Mannschaft nicht im Stich lässt".


    Ersteres ist der einfache egoistische Weg: Ich mache, was ich will und mir ist egal, ob ich was zugesagt habe oder sich andere auf mich verlassen.

    Mit letzterem können wir Trainer eben besser arbeiten und was anfangen, außerdem ist es so im Sinne der Mannschaft.


    Ich behaupte, dass es Eltern des erstes Typs früher seltener gab. Und damals stellte sich auch überhaupt nicht die Frage, ob man zum Training geht oder nicht. Damals war Training und man ging hin. Wenn man nicht hingehen konnte waren trotzdem genug da.

    Heute scheint die Option nicht hinzugehen sehr tief zu hängen und jeder bedient sich gerne daran, wenn er mal keine Lust hat. Und dann fällt jeder der fehlt auf.

  • Video- und Computerspiele hat es schon vor mittlerweile 25 Jahren gegeben. Das fällt als Erklärung also aus.


    Kurze Zusammenfassung der wichtigsten Gründe, die aus meiner Sicht greifen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit


    1) Sehr großes Angebot an anderen Dingen, die man zum Zeitvertreib machen kann

    - Interessant, dass der Fußball trotzdem eine ziemlich starke Position hat. Es lohnt sich also zu überlegen, welche Aspekte den Fußball attraktiv machen und diese zu verstärken/zu betonen


    2) Internet/Medien sind ein Problem

    - Gemeinschaftserlebnisse sind dadurch viel einfacher online zu machen. Wozu man "früher" zwangsläufig zusammenkommen musste, um Gemeinschaft zu erleben, ist nun über online zocken, chatten, Facetime, House Party etc. möglich

    Für viele "Ältere" ist das nicht gleichzusetzen, aber es scheint dem Bedürfnis der Jugendlichen gerecht zu werden


    3) Hoher Grad an Individualisierung

    - Stichworte: Das "Ich" vor "Team", Helikoptereltern, weniger Bereitschaft im Verein zu helfen wenn es einem nicht direkt selber was bringt, usw.


    4) Geringere Frustrationstoleranz

    - Das soll sich nicht lesen wie ein alter Mann, der gegen Zocken wettert, ich mache das selber gerne, aber viele Jugendliche haben anscheinend eine immer geringere Frustrationstoleranz, Gründe dafür sind u. a. Computerspiele (läuft es nicht, kann man neu starten, cheaten, etc.), Eltern, die von früh an den Kindern viele Hindernisse direkt aus dem Weg räumen, das schon Angesprochene "Wenn du nicht willst gehst du heute halt nicht" anstatt "Beweg deinen Hintern ins Training", was früher sicher öfter vorkam. Das ist eines der ganz entscheidenden Dinge für mich!


    Wie oft habe ich mich schon, auch als Trainer, ins Training geschleppt, obwohl ich nicht sooo motiviert war. Die Motivation kam dann aber fast immer auf dem Platz! Ich habe darüber auch mal mit meinen Spielern gesprochen, wenn sie etwas älter waren, so 14/15, und bei vielen verhält sich das ganz genauso. Wenn es einem in diesem Punkt aber an Einstellung mangelt/bzw. die Eltern es vorleben, ist das ein ganz großes Problem


    5) Fehler der Trainer

    - Die meisten wollen sicher ihr Bestes geben. Stichworte, die den Drop-Out fördern: Übermäßiger Ehrgeiz, Unfaires Behandeln, nicht altersgerechtes Training, Training, das den Bedürfnissen der Spieler (Spaß! Erfolge!) nicht gerecht wird, pädagogisch schlechter Umgang, usw.

    An dieser Stelle aber auch mal eine Lanze für die Trainer: Die Anforderungen, um all dem gerecht zu werden, sind extrem hoch!


    6) Strukturfehler der Vereine

    - Vereine, die so gar nicht erkennen (wollen), dass sich Zeiten ändern und man auch diverse Anpassungen vornehmen muss, was ohne finanzielle Mittel oft schwierig ist. Damit zusammenhängend auch immer wieder das Thema, dass Fußball nichts kosten darf. Es spricht rein gar nichts dagegen, dass Fußball 20-50 Euro im Monat, je nach Ausrichtung des Vereins, kosten sollte (wer wirklich nicht zahlen kann, darf trotzdem mitmachen), aber da müssten die Vereine insgesamt mitziehen und das will einfach in den Kopf der Mehrheit nicht hinein

  • Video- und Computerspiele hat es schon vor mittlerweile 25 Jahren gegeben. Das fällt als Erklärung also aus.

    Ich stimme dir bei allem zu, aber hier vehement nicht!!


    Fortnite, Minecraft oder Clash of Clans hat vor 25 Jahren nicht gegeben. Diese Spiele ersetzen heute zum Teil sogar die sozialen Kontakte, da sie online mit anderen gespielt werden konnten. Früher musste man sich zwingend mit anderen Kindern treffen, um soziale Kontakte und Freundschaften zu pflegen - zum Beispiel beim Fußball. Spiele waren damals nicht online, sondern nur alleine oder zu zweit am Nintendo spielbar. Heute hat jeder Internet und zockt mit seinen Freunden dort. Wozu noch zum Fußball gehen um die Freunde zu treffen?


    Das nimmt nicht nur einen großen Raum im Leben der Kinder ein, sondern repräsentiert auch die heutige Gesellschaft.

  • Das meinte ich doch, vielleicht hätte ich es klarer formulieren sollen.


    Videospiele an sich sind nicht das Problem. Sondern, dass sie mittlerweile online in der Gruppe spielbar sind (Punkt 2).

  • Ein interessantes Thema, wie ich finde..

    Chris hat die meisten Gründe bereits komplett auf den Punkt gebracht, ich würde, auch im Hinblick auf das zweite C-Jugend Jahr und im Übergang zur B-Jugend, das Thema "andere Interessen" ebenfalls in den Fokus stellen.


    Frauen, Alkohol.. Ich weiß, man will es nicht hören, aber tatsächlich muss das angesprochen werden. Auch die Tatsache, dass der ein oder andere Spieler mit 16 bereits eine Lehre beginnt und dann schlicht die Zeit für (leistungsbezogenen) Fußball fehlt, macht sicherlich einen minimalen Prozentsatz der Drop-Outs aus.


    Ich glaube aber auch, dass eine starke Trainerpersönlichkeit sowie ein gewisser Zusammenhalt im Team die Drop-Out Quote bei nahezu Null hält.. Nur wer unzufrieden ist, sucht sich etwas Neues..

  • Da kommt vieles zusammen.


    Unser Dorfverein hat z. B. eine Spielgemeinschaft mit einem 2. Verein gegründet. Ziel ist mit Stadt-Vereinen mithalten zu können und die Talente zu halten.


    Im Ergebnis haben sich recht gute Kicker beim Probetraining extra schlecht angestellt oder auch schlicht geweigert in der ersten Mannschaft zu spielen.

    Die Interessen der B-Jugendlichen liegen deutlich mehr am Wochenende (Partys, Mädels, Alkohol).


    Die erste Mannschaft ist jetzt nicht annähernd so stark wie sie hätte sein sollen und verliert fast nur.



    Ich will es jetzt auch nicht dem Verein vorwerfen. Die Idee war gut.

    Leider wollen die Jungs diese Chance aber gar nicht wahrnehmen.


    Und den Jungs kann ich es nur begrenzt vorwerfen.

    Sie wollen ihr Hobby ausleben, aber nicht in einer Spielgemeinschaft. Profis werden sie alle nicht.

    Und in dem Alter haben viele noch nicht den Mut selbstständig für sich zu entscheiden, ob sie nicht doch lieber höher spielen.

  • Hallo,

    Ich gehöre tatsächlich zu den Spielern, die in diesem Alter mit dem Vereinsfußball aufgehört haben - Leider. Also berichte ich einfach mal zum Einstieg in dieses Forum über meine Gründe :)


    Eigentlich habe ich mich damals wie heute weiterhin sehr für Fußball interessiert, der Hauptgrund war aber vorallem die Zeit und das vieles neues plötzlich dazugekommen ist. Zum einen kann es durchaus sein, dass das Internet und Computerspiele bei einigen die echten sozialen Kontakte zumindest zum Teil ersetzen. Für mich persönlich muss ich aber sagen, dass auch mit dem ersten Handy oder mit der ersten Xbox es mir weiterhin sehr wichtig war, draußen meine Freunde zu treffen und wirklich was gemeinsam zu machen. Eine große Rolle spielt vor allem die Schule, die inhaltlich und vom Stundenplan so ca um die siebte/achte Klasse herum auch anzieht. Normaler Bezirksliga-Fußball wie bei mir ist da schon ein recht hoher Zeitaufwand. Bei zweimal Training unter der Woche und regelmäßigen Spielen am Samstag, kam es häufig vor dass ich um 17 Uhr aus der Schule rauskam und um 18 Uhr Training hatte. Trotzdem: Das ist eigentlich noch machbar, es kommt nur darauf an ob man die Motivation hat das durchzuziehen.


    Ich denke viele Jugendliche hören also nicht auf, weil Fußball für sie uninterssant wird, sondern weil sie andere Dinge lediglich vorziehen.

    Inzwischen bereue ich meine Entscheidung, aus heutiger Sicht würde ich unbedingt weitermachen aber vor einigen Jahren sah ich andere Dinge als wichtiger an. Ich habe zuletzt auch über einen Wiedereinstieg nachgedacht, bin mir aber dabei nicht sicher ob ich spielerisch vom Ballgefühl und ähnlichem mich überhaupt noch einfinden könnte. Denn immer mal wieder mit Freunden zu kicken ist dann doch nicht das gleiche, da herrscht vermutlich jetzt eine große "Lücke".

  • Hallo,

    Ich gehöre tatsächlich zu den Spielern, die in diesem Alter mit dem Vereinsfußball aufgehört haben - Leider. Also berichte ich einfach mal zum Einstieg in dieses Forum über meine Gründe :)

    Danke für den Einblick :thumbup:


    So ähnlich der es bei mir vor über 20 Jahren auch. War in einer anderen Sportart sehr erfolgreich und beim Fußball wegen des Stichtags immer bei den Älteren.

    (was sozial schwerer als Fußballerisch war, #Pupertät)


    Aufgehört habe ich dann mit Fussball.

  • Man muss vielleicht auch einfach mal aktzeptieren, dass nicht jeder für Fussball gemacht ist :/

    Und wenn man dann in ein Alter kommt, in dem man mehr Möglichkeiten hat und die Charakterbildung voranschreitet, gibt es eben immer mehr Pull-Faktoren, die einen vom Fußball wegziehen. Das wäre das D/C-Alter. Wenn jemand nicht der beste ist und dann merkt, dass er woanders besser ist, dann ist er eben woanders. Gibt eben auch kaum noch schlechte Fußballer in A- oder B-Jugenden, aber eben dann auch weniger als früher.


    Und das wird eben in den letzten Jahren immer extremer, weil es immer mehr Pull-Faktoren gibt (2020 vs. 2000). Simpel auf den Punkt gebracht.

  • Also ich sehe da, wie meistens, den Trainer ganz klar in der Pflicht. Wenn ich es schaffe, über ein homogenes Team, und das meine ich mehr menschlich als fussballerisch, den Teamgeist hoch zu halten, dann hat jeder, auch spielschwächere einfach das Zugehörigkeitsgefühl. Dann viel sprechen, Wertschätzung geben und Spielanteile in FS halt dann. Motivieren, und auch ein Freund und Ratgeber darstellen. Ausserdem lehre ich seit Stunde Eins, die Jungs zu Respekt und Teamgeist untereinander.

    Und ich sehe gerade in der B und A Jugend leider so viele schlecht, bis eigentlich gar nicht ausgebildete Spieler. Die meinen, weil sie 100x nen Ball hoch halten können, das sie es drauf hätten. Nur wo sie hinlaufen sollten, das hat ihnen nie jemand gezeigt. Und jetzt kommt die Fachlichkeit ins Spiel. Weil der Couch-Jogi, weiß meist selbst nicht, wie die Laufwege, gerade ohne Ball, sind.

    Bin Coach aus NRW. 2008er, sprich D Jungjahrgang.

  • "Genau 7.169.327 Menschen sind in den 21 Landesverbänden des DFB gemeldet, dies sind 37.391 mehr als im Vorjahr....

    Die Zahl der Vereine sank von 24.544 auf 24.481. Deutlicher ist der Rückgang der am Spielbetrieb teilnehmenden Mannschaften, von 149.735 auf 145.084, das entspricht einem Minus von etwa drei Prozent."
    Quelle: dfb.de

    Bis zur U14 sieht es gut aus ("Die Steigerung ist zum einen auf Zuwächse bei den Senioren und bei den Unter-14-Jährigen zurückzuführen, zum anderen vor allem auf Klubmitgliedschaften von Fans."). Wo sind die Modelle, die Ü14 ansprechen?

  • Ich glaube kaum, dass man es oberhalb der U14 wirklich so hinbekommen kann, dass man kaum Spieler verliert.

    Das mag in einer ländlichen Region noch gehen, wo der Verein ja auch beste Anlaufstelle für soziale Kontakte und Freizeitgestaltung ist. Aus Mangel an anderen Alternativen. Da sind ja auch bei den Herren in der Kreisliga einige Zuschauer.

    Gehst du nach Berlin, Hamburg oder Köln, dann guckt in der Kreisliga nur die Familie einiger Spieler zu.


    Das Freizeitangebot ist - auch losgelöst von den sozialen Medien/Computer - eben wesentlich vielschichtiger, als früher.


    Und wenn sich die Freunde am Freitag Abend oder Samstag zu Grillen, Party, Schwimmen, Disco, Minigolf, Escaperoom, Longboard/etc., Streetball, Beachvolleyball, etc. treffen, der Treffpunkt eben nicht mehr der Fussballplatz (wie früher oder im Dorf) ist, dann fallen viele durchs Raster.


    Die Schule ist heutzutage ja auch überwiegend deutlich länger - ich war mittags zuhause, spätestens nach der 7. Stunde um 14.15h Schluß - so dass die Zeit für Freizeit ja eh kürzer ist. Da dann eine 3-4 mal wöchentlichen zusätzlichen Verpflichtung nachzukommen, so dass man den Großteil der gesamten Woche mit Schule/Arbeit und Fussball mit Verpflichtungen voll hat, das wollen sich viele ab der C-Jugend nicht mehr antun.


    Wäre ich nicht doch ziemlich talentiert als Jugendspieler gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch in der C-Jugend oder B-Jugend keine Lust auf 3 mal Training (inklusive Freitag) und Spiel am Sonntag gehabt. Freitag nachmittag/abends haben sich meine Freunde/etc. alle getroffen - im Grünen, am See, etc. - und ich konnte dann maximal mal später nachkommen.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill