Viererkette - Ein "Muss"?

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  • Hallo Forengemeinde, =)


    nach längerer Schreibpause möchte ich nun wieder aktiver dabei sein. Nun komme ich auch direkt mit einer Frage auf euch zu, die meiner Meinung nach schon sehr wichtig ist. Die Viererkette, ist sie ein "Muss" ab der C-Jugend? Wie sieht das bei leistungsschwächeren Teams aus? Wie würdet ihr das Ganze beäugen? :?:


    Gruß


    Fidi :)

    Futsal ist mir dann doch persönlich lieber...

  • Hallo Fidi,


    ich denke, dass nicht die Viererkette, sondern das Spielen mit Raumdeckung in der Ausbildung ein Muss ist, und das für die gesamte Mannschaft.


    Ab der C-Jugend geht man ja intensiver ins Taktiktraining. Die Viererkette bietet sich da als Abwehrformation an, da sie imho einfacher zu spielen ist als etwa eine Dreierkette.
    Ich sehe das unabhängig von der Spielstärke der Mannschaft. Wenn du z.B. schlechte Verteidiger hast, wirst du auch mit Libero nicht weniger Gegentore bekommen.
    Es ist eher eine Frage der Philosophie. Aber die grundsätzlichen Verhaltensweisen sind ja so einfach, dass sie wirklich auch schwache Mannschaften lernen können.
    Ist halt ein bisschen Arbeit, aber macht auch Spaß...


    Viele Grüße
    Daniel

  • Natürlich wäre es schön, wenn ab der C-Jugend eine Umstellung vom gegner- ins ballorientierte Spiel stattfinden würde. Allerdings spricht einiges dagegen:


    1. zu wenig taktisch ausgebildete Trainer
    Selbst im Trainerleistungsbereich gibt es genügend Trainer, die während ihrer Ausbildung Angst vor taktischen Detailfragen haben, weil es nun mal wie beim gegnerorientierten Spiel damit getan ist, den Spieler aufzufordern "das ist dein Mann und den folgst du überall hin). Wenn`s aber schon im Leistungsbereich Probleme gibt, wie soll das dann im Breitensport funktionieren? Eine Ausbildungsverhinderung würde ich schon deshalb daraus nicht ableiten wollen, weil die Trainertätigkeit von sehr vielen als Ehrenamt ausgefüllt wird und deshalb andere Maßstäbe zu gelten haben.


    2. wollen die Spieler ballorientiert spielen?
    Eine rein fremdbestimmte Anordnung ohne wirkliches Verständnis führt eher zum Drop-Out im Breitensport. Wer glaubt, es reicht aus, 4 Abwehrspieler in einer Reihe (Kette) aufzustellen, der versteht nicht, das bei der Umstellung die gesamte Mannschaft "mitspielen" muß und neue/andere Aufgaben bekommt. Ansonsten kann man nicht vom ballorientierten Spiel sprechen.

    3. ist das ballorientierte Spiel ein Muß im Breitensport?
    Ich meine Nein! Hier handelt es sich um eine Zweck-Freizeitgemeinschaft, bei der der Spaß den absoluten Mittelpunkt bilden sollte. Er sollte ein Ventil für die Kinder sein, den Alltagsstreß für wenige Stunden in der Woche vergessen lassen zu können. Eine Verkomplizierung des Spiels könnte zu Lasten der Kinder gehen. Die und nicht der Trainer (mit Profilierungsambitionen) sollten im Mittelpunkt des Interesses stehen.


    Natürlich lassen sich die vorgenannten Aussagen nicht verallgemeinern! Es mag Trainer geben, deren Kenntnisse und soziale Kompetenz ausreichen, um Kinder mit Spaß ans ballorientierte Spiel heranzuführen, sodass die Erwartungen der Kinder sogar übertroffen werden. Auch gibt es einen breiten, grauen Rand, wo derBreitensport in den Leistungssport übergeht.


    Dennoch möchte ich engagierte Trainer ab der C-Jugend dazu ermutigen, sich zunächst mit dem nötigen taktischen Wissen auszustatten und während der Sommerpause ein 4 : 2 : 3 : 1 System zu probieren. Ralf Peter hat die Umstellung ins ballorientierte Spiel m.E. sehr gut beschrieben. Diese Informatonen lassen sich u.a. bei Peter Schreiner (gegen Entgelt) erwerben. Wer der niederländischen Sprache mächtig ist, kann dort auch das 4 : 3 : 3 System erlernen. Dieses System wird von sehr vielen Teams über den mittleren und späten Jugendzeitraum gespielt. Durch die etwas offensivere Ausrichtung gibts fast immer viele Tore auf beiden Seiten.


    Sobald aber erkannt wird, das es die Spieler nicht wollen und/oder der Know-How-Transfer vom Trainer zu seinem Team nicht klappt, bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man zum "Altbewährten" zurückkehrt.

  • Hallo,


    in dem sehr lesenswerten Beitrag von TW-Trainer klingt es für mich so, als ob die ballorientierte Verteidigung ein großer Schnitt für die Kinder ist.
    IMHO spielen Kinder instinktiv und von Geburt an ballorientiert. Was ist, wenn man in den unteren Jugendjahrgängen Manndeckung, Ausputzer und vorne wartende Sturmspitze gar nicht spielen lässt? Dann solte die Umstellung auf eine strategische ballorientierte Verteigung während der D- und C-Jugend doch leicht und fließend vonstatten gehen. Oder irre ich?


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Hi TW-Trainer,


    Punkt 1 lasse ich gelten, aber das ist wirklich auch sehr unterschiedlich.
    Bei Punkt 2 muss ich eben als Trainer überzeugend sein. Ich denke, dass sich keine Trainer von eine Mannschaft sagen lässt/lassen sollte, wie sie spielen will, auch nicht im Breitensport.
    Aber man muss die Spieler von Anfang an mit einbinden, das ist sehr richtig.
    Punkt 3 hängt sehr stark von der Art der Vermittlung ab, aber eine Verkomplizierung sehe ich nicht wirklich.
    Es müssen ja nur ein paar einfache Regeln befolgt werden. Das heißt ja dann auch nicht, dass man die Viererkette perfekt spielt.


    Ich sehe auch noch das Argument, dass die Kinder spielen wollen wie ihre Vorbilder im Profibereich.
    Wenn man das geschickt in den Vermittlungsprozess einbindet, dann kann das sehr motivierend sein.
    Vielleicht kann man das Altbewährte ja auch schrittweise anpassen...

  • IMHO spielen Kinder instinktiv und von Geburt an ballorientiert. Was ist, wenn man in den unteren Jugendjahrgängen Manndeckung,


    :thumbup: Genau das ist es!


    Es ist eigentlich dumm, den Kindern dieses Verhalten zu lasten der Manndeckung abzugewöhnen, um später so ab der C dann wieder die Manndeckung abzuschaffen.


    Genau diese Einschätzung teilte ich Peter Schreiner hier im Forum mit und er fand das sehr interessant.


    Aus diesem Grunde würde es mich reizen, später wenn mein Sohn seinen Weg allein geht....wieder mit einer F anzufangen, weil ich sehen möchte, ob das geht.


    Manndeckung ade....hinten zwei mehr reinkriegen, aber dafür vorne drei mehr schießen und dazwischen mit Intelligenz und Pfiff spielen, statt den Spieler Joystickmäßig zu instruieren um so


    -seine eigene eigentliche Angst bis Inkompetenz zu überspielen
    -und so den Spieler in seiner möglichen Entwicklung restlos zu bremsen und das breitgefächert (Psyche und fußballerische Entwicklung).


    Das sind meine Gedanken, ich weiss nicht, ob das richtig oder falsch ist! 8)

  • 1. zu wenig taktisch ausgebildete Trainer
    Selbst im Trainerleistungsbereich gibt es genügend Trainer, die während ihrer Ausbildung Angst vor taktischen Detailfragen haben, weil es nun mal wie beim gegnerorientierten Spiel damit getan ist, den Spieler aufzufordern "das ist dein Mann und den folgst du überall hin).


    OK. Solche Trainer die taktisch keine Ahnung haben werden von mir herzlichst gebeten, einfach keine Taktiktrainings zu gestalten sondern lediglich technisch zu arbeiten. Bevor man den Kids einen Unsinn beibringt, so ist es besser, wenn man eben nichts beibringt. Zum Glück lassen sich zumindest bei uns, die Trainer ziemlich gut und schnell ausbilden, so dass diese Problematik sehr sehr klein ist.



    Wenn`s aber schon im Leistungsbereich Probleme gibt, wie soll das dann im Breitensport funktionieren? Eine Ausbildungsverhinderung würde ich schon deshalb daraus nicht ableiten wollen, weil die Trainertätigkeit von sehr vielen als Ehrenamt ausgefüllt wird und deshalb andere Maßstäbe zu gelten haben.


    Ist stehe als Trainer so oder so aufm Platz. Ob ich da 4er Kette ausbilde oder meine Junioren mit Libero spielen lasse, macht den Aufwand nicht grösser. Ich verstehe nicht, von welche Probleme Du da sprichts. Als Winnertyp sehe ich keine Probleme sondern nur Lösungswege... ;)



    2. wollen die Spieler ballorientiert spielen?
    Eine rein fremdbestimmte Anordnung ohne wirkliches Verständnis führt eher zum Drop-Out im Breitensport. Wer glaubt, es reicht aus, 4 Abwehrspieler in einer Reihe (Kette) aufzustellen, der versteht nicht, das bei der Umstellung die gesamte Mannschaft "mitspielen" muß und neue/andere Aufgaben bekommt. Ansonsten kann man nicht vom ballorientierten Spiel sprechen.


    Die Junioren mögen es, trendvoll zu sein. Also; Raumdeckung ist Trend und Libero ist OUT. Hatte noch nie auseinandersetzung mit Spieler wegen der Raumdeckung. Wenn ich als Trainer die Taktik nicht kann, dann lass ich die Spieler einfach spielen. ABER; Bevor ich einen Schwachsinn ausbilde eigne ich mir viel Wissen an (dafür gibts Bücher und Ausbildungen). Da ist eben etwas Interesse nötig.


    3. ist das ballorientierte Spiel ein Muß im Breitensport?
    Ich meine Nein! Hier handelt es sich um eine Zweck-Freizeitgemeinschaft, bei der der Spaß den absoluten Mittelpunkt bilden sollte. Er sollte ein Ventil für die Kinder sein, den Alltagsstreß für wenige Stunden in der Woche vergessen lassen zu können. Eine Verkomplizierung des Spiels könnte zu Lasten der Kinder gehen. Die und nicht der Trainer (mit Profilierungsambitionen) sollten im Mittelpunkt des Interesses stehen.


    Einverstanden. Junioren kommen ins Fussball grundsätzlich um Spass zu haben. Dabei schadet Raumdeckung kaum. Die Uebungen sind spielerisch und interessant. Drill-Uebungen macht man max. 20 min./ Einheit (wie Technik oft auch). Kurz; Raumdeckung üben macht nicht mehr und nicht weniger Spass.


    TW-Trainer
    Praktisch alle von Dir aufgezählten Problemen habe ich noch nie erlebt. Wirklich; Raumdeckung ausbilden ist eine Herausforderung und kein Problem. Ich spiele seit X Jahren immer und nur Raumdeckung. Dabei bilde ich dies auch aus. Auch jetzt bin ich mit dem Dc-Team gerade dabei das 2-2 zu üben (auch da bereits Raumdeckung).
    Kann es sein, dass Du da ein paar negative Erfahrungen gemacht hast?


    Viele Grüsse
    TRPietro

  • Viererkette ein "Muss"?


    "Muss" klingt nach Zwang und wenn ich als Trainer hinter einer Sache nicht dahinter stehe, dann gelingt höchstwahrscheinlich auch die Umsetzung nicht wie gewünscht. Zwingen kann man niemanden.


    Grundsätzlich würde ich sagen, dass das Hauptziel des Fußballs das Fußball spielen (und Tore erzielen) und nicht das reine Zerstören sein sollte. Ich finde beim Fußball nichts langweiliger, als das ganze Spiel über meinem Gegenspieler hinterherzulaufen und dessen Spiel kaputt zu machen. So dürften viele Kinder und Jugendliche auch denken. Verteidigen gehört natürlich auch zum Fußball dazu. Deshalb bin ich für den Grundsatz "Gemeinsam angreifen und gemeinsam Verteidigen" und würde dieses Grundprinzip schon ab der F-Jugend vermitteln. Dann würde übrigens auch die Einführung der Viererkette ab der C-Jugend bestimmt einfacher werden.


    Wenn ich als Trainer über das nötige Know-How verfüge, dann spricht in meinen Augen nichts gegen eine Umstellung ab der C-Jugend. Wenn ich von taktischen Sachen keinen Plan habe, dann ist es doch auch egal, wie ich meine Truppe über den Platz laufen lasse, solange ich taktische Anweisungen weitesgehend herauslasse.


    Wer seine Truppe weiterbringen möchte (auch im taktischen Bereich), der spielt raumorientiert, unabhängig von der Leistungsstärke und der Spielklassenzugehörigkeit. Viererkette in der Bundesliga hat ein anderes Niveau als Viererkette in der Kreisliga, aber Manndeckung in der Bundesliga hat auch ebenfalls ein anderes Niveau als Manndeckung in der Kreisliga.

  • Was ist schon ein Muss? Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass taktisch gut ausgebildete Spieler immer im Vorteil sind und die Frage, ob man taktische Inhalte vermitteln sollte nicht von der Spielstärke der Mannschaft abhängig sind. Ein technisch schwacher Verteidiger, der weiß wie man im 1 gg. 1 in der Defensive vorgeht, wird erfolgreicher sein, als der gute Techniker, der immer nur mit Vollgas auf den anstürmenden Gegner losrennt.


    Wenn man als Trainer dazu in der Lage ist, taktische Inhalte interessant zu vermitteln, sollte man sicherlich versuchen, dies auch zu tun. Wir versuchen bereits in der E-Jugend den Jungs das defensive 1 gg. 1 und das Verschieben zur Ballseite beizubringen. Beides lässt sich durchaus mit Spaß trainieren und man kann es in der D-Jugend bis zum Verteidigen zu zweit und später zu dritt ausbauen. Bis zur C-Jugend sollte man dann soweit sein, dass man das Thema 4er-Kette angehen kann. Allerdings trauen sich viele Kollegen schon an taktische Basisübungen nicht ran, i.d.R. weil sie einfach nicht wissen, wie man diese Inhalte trainiert. Vielen C-Jugendspielern fehlen daher einfach die Grundlagen.


    Wer nun also eine C-Jugend betreut, die diese Grundlagen nie erlernt hat, wird es sehr schwer haben eine 4er-Kette zu spielen. Da von einem Muss zu sprechen, würde wenig Sinn machen. An der Stelle wären dann erstmal die Grundlagen zu schaffen.

  • Ob die Viererkette ein muss ist weiß ich nicht.Ich glaube vielmehr das die Ausrichtung des Vereins hier eine Rolle spielt. Was steht hier im Vordergrund Breitensport oder Leistungssport. Es nützt mir als Trainer nichts wenn ich eine Kreisligatruppe habe die es nicht Versteht.Da haben die Jungs (oder Mädels) dann schnell keine Lust mehr.
    Ich Spreche mich mit unseren B und A Jugendtrainern ab und richte mich danach. Beide Spielen mit Viererkette .


    Gruß Mike



  • Diesem Betrag kann ich voll zustimmen.


    Ich möchte mich aber zu mehreren Fragen äußern. Seit ich die Viererkette eingeführt habe, habe ich mehrere Änderungen im Team festgestellt:


    1. Und das ist jetzt vllt subjektiv: Allein im Trainingsspiel fallen weniger Tore
    2. Ich hatte das Glück, dass die Mannschaft auch selber den Wunsch geäußert hat, auf 4erKette und damit Raumdeckung umzustellen. Das brache in meinen Augen die größen Vorteile mit sich. Die Jungs sind viel motivierter beim Training dabei und zeigen mehr Interesse und stellen auch außérhalb der Trainingszeiten fragen zum individualen Verhalten. Der zweite Erfolg ist, dass die Jungs jetzt mehr im Team agieren. Soll heißen: Sie machen begangene Fehler nicht mehr an Einzelspielern fest, sondern versuchen selber die Ursachen zu ergründen, was zeigt, dass Sie voll bei der Sache sind.


    Die Umstellung ist aber durchaus auch mit Schwierigkeiten verbunden, da dieses Spielsystem eine Menge einzelheiten erfodert, welche ich ca ein halbes Jahr vorher trocken geübt habe, um die Umstellung an sich zu erleichtern und um sehr hohe Misserfolge zu vermeiden. Dies sollte aber bestimmt kein Regelfall werden und vin jedem Trainer individuell gestaltet werden. Grund für meine Vorgehensweise war, dass die Jungs schon in der B-Jugend sind und sich mein Team durch Ergebnisse stark beeinflussen lässt.


    Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.


    Gruß Christoph

    Hätte der liebe Gott gewollt, dass Fußball in der Luft gespielt wird, hätte er das Gras auf den Wolken wachsen lassen. (Brian Clough)

  • Bei uns wurde die ballorientierte Spielweise erst in der Damenmannschaft, die auch schon seit Jahren besteht, von einer neuen Trainerin, die aus einer höheren Liga kam, eingeführt. Obwohl wir auch nur "Dorfkickerinnen" ohne besondere Potentiale sind, funktioniert es sehr gut. Natürlich nicht in Perfektion, aber das Prinzip haben (fast) alle gut verstanden. Daher denke ich nicht, dass ballorientiertes Spiel direkt mit Schwierigkeit und hochklassigem Spiel verbunden sein muss. Auch in der Kreisliga gibt es damit nicht zwangsläufig Probleme. Natürlich sollte der Trainer ansatzweise wissen, was er da an Taktik vorgibt...aber mit ein bisschen Interesse und Anlesen sollte das jeder ambitionierte Trainer hinkriegen. Für mich als Abwehrspielerin ist diese Spielweise auf jeden Fall interessanter und mit mehr Entwicklungsmöglichkeit verbunden als die stumpfe Manndeckung. Außerdem ist das Potential, dass in dieser Taktik steckt, meiner Meinung nach flexibler und vielfältiger (Mannschaftstaktik).

    Life is a tale told by an idiot (Shakespeare)

  • Also für mich ganz klar Viererkette sobald es auf ein größeres Feld als kleinfeld geht
    also auch schon im 9 gegen 9
    lg
    hans

  • Eure Aussagen überraschen mich sehr, weil:
    a. ballorientiertes Spiel nicht im Lehrplan zur C-Breitensportlizenz enthalten ist
    b. alle glauben, man könnte sich schon das bißchen Wissen autodidatisch mit etwas Lektüre aneignen
    c. auch heute noch eine Reihe von Landesliga-Teams eine Mischung aus ball- und gegnerorientiertem Spiel zeigen


    Auch höre ich immer wieder als Argument: "es macht doch keinem Spaß, hinter seinem Gegner her zu laufen"! Tja, dann sollte man vielleicht Tennis spielen! Denn auch beim ballorientierten Spiel bilden sich Pärchen und je höher gespielt wird, je häufiger gibt es diese Pärchenbildung. Anders gab es auch schon beim gegnerorientierten Spiel eine Reihe von individualtaktischen Disziplinen, die heute kaum anders gespielt werden.


    Ferner möchte ich anmerken, das auch vor der Einführung des ballorientierten Spiel national wie international hochklassiger Fussball gezeigt wurde.


    Für mich gibt es auch keinen Verbindung von der typischen Knäulbildung beim Bambini-Spiel zum ballorientierten Spiel. Denn hier ist die Ursache der frühkindliche Egoismus (so häufig wie möglich gegen den Ball zu treten), nicht aber die gezielte Herbeiführung der Raumverengung bei gegnerischem Ballbesitz und der Raumvergrößerung bei eigenem Ballbesitz. Wer mit dem Straßenfussball (ohne Trainer-Bevormundung) aufgewachsen ist, der wird mir rechtgeben!


    Wenn ich überhaupt ein kindliches Motiv zum ballorientierten Spiel im unteren Jugendbereich erkennen kann, dann vielleicht der, das man Papa etwas beweisen möchte, der im Fernsehen und im Stadion hin und wieder ein paar Brocken über "die 4-er Kette" aufgeschnappt hat und "Dorf-Bundesliga" spielen will.


    Es braucht meiner Meinung nach eine klare Zielsetzung für die Ausbildung der Kinder. Soll es der reine Spaß an der körperlichen Aktivität und der runden Kugel sein, dann spielt die Mannschaftstaktik gar keine Rolle. Hierfür eignen sich auch ehemalige Fussballer, die ohne ballorientierte Taktik aufgewachsen sind oder Trainer, die dies noch nicht in ihrer Ausbildung gelernt haben oder auch Quereinsteiger, die auf irgendeine Weise zum Fussball gelangt sind.
    Soll es in Richtung Talentförderung gehen, dann kann man ab der D-Jugend mit den Grundelementen des ballorientierten Spiels beginnen. Eine wichtige Voraussetzung ist nicht nur das Verständnis des Ziels, sondern auch des Weges zum ballorientierten Spiel bei der Person des Trainers.

  • warum sollte man nicht auch im breitensport die modernste form des fußballs ausprobieren?
    und selbstverständlich kann man sich das per lektüre und autodidaktisch anlernen. leute, so kann man alles lernen, auch fußball!
    so was dolles ist der sport nun auch nicht, verglichen mit anderen dingen, die man ebenfalls "für sich" erlernen kann.
    nenene... ;)


    was mich auch immer wundert ist die annahme, nur weil jungs oder trainer in einem leistungsbereich sport treiben, wären sie gleichsam intelligenter.
    sicher sind das die stärksten, schnellsten und von mir aus technisch versierteren typen, aber haben sie auch gleichzeitig eine bessere taktischere aufnahmefähigkeit?
    was macht den einen c-jugend trainer von bayer leverkusen aus, wenn er beim training 20 diagonale laufen lässt und in der vorbereitung ohne ball trainiert?
    glaubt mir, auch in den sog. hobbytruppen gibt es zahlreiche intelligente jungs, die sehr wohl wissen, wie moderner fußball funktioniert und das auch spielen wollen.
    nur eben nicht auf leistung. gleiches gilt für trainer, auch wenn sie nicht eines der zertifikate des heiligen dfbs besitzen


    viererkette ist für mich, autodidakt, gar nie bezweifelt worden. meine teams spielen dies seid der d-jugend.
    und die jungs, die dieses ballorientierte spiel nun seid jahren kennen, sind jetzt in der b-jugend fähig, dies auf den ganzen platz zu übertragen.
    deshalb ein klares ja zur viererkette und zum ballorinetierten spiel, so früh es geht. von mir aus lernt das gemeinsam,
    macht eure fehler aber auch erfolge gemeinsam, denn im breitensport ist fußek ein hobby, was man so gut wie mgl. mit viel spass
    und leidenschaft ausüben sollte.

  • @TW Trainer
    Durch deine Bericht könnte man meinen, die Junioren kommen bloss um etwas rum zu bolzen.
    Sorry; Dem ist aber nicht so. Kinder und Jugendliche wollen und müssen gefördert werden.
    Die Regel der Dropout Quote ist dort grösser wo Larifari herrscht und bestimmt nicht, wo man gezielt arbeitet (dies ist mir zumindest in meinem Umfeld so aufgefallen).


    Zum Thema Raumdeckung und ob man dies trainieren kann oder nicht, möchte ich mich nicht mehr äussern.
    Ich gehe aber fest davon aus, dass Du dies noch nie ausprobiert hast... ansonsten währe dies hier nicht mal ein Thema.


    Ich wiederhole aber gerne; Die Probleme die Du da erläuterst sind mir komplett fremd (vielleicht habe ich ja einfach Glück).
    Anderseits schreibst Du selbst, dass man ab D-Junioren mit Raumdeckung beginnen kann... hmmm... was gilt jetzt? Es ist allmählich verwirrend hier.


    Also liebe Fussballtrainer. Sofern Ihr von Raumdeckung eine Ahnung habt und Ihr das trainieren dieser Sache gelernt habt, dann ruhig auch anwenden. Da gibts keine Probleme sondern nur Vorteile.
    Wenn man es nicht kann; dann erübrigt sich das Thema sowieso, da man nichts beibringen kann, was man selbst nicht kann... :rolleyes:


    Grüsse
    TRPietro

  • Hallo TW-Trainer,


    ich glaube, unser beider Hintergrund könnte kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem möchte ich auf Deine Argumente etwas ausführlicher eingehen, denn ich denke, dass Du auch mein Statement gemeint hast. (ich hätte vielleicht darauf hinweisen sollen, dass ich bisher als Trainer noch nicht vor der "Umstellungsfrage" stand.)


    [Zitat]
    a. ballorientiertes Spiel nicht im Lehrplan zur C-Breitensportlizenz enthalten ist
    [Zitat Ende]


    gegnerorientiertes Spiel meiner Erinnerung nach aber auch nicht, zumindest nicht ausdrücklich. Ich habe meine C-Breitensportlizenz vor 2 Jahren gemacht, da kam der mannschaftstaktische Bereich vielleicht etwas kurz, aber ich kann mich an kein Unterrichtsmodul erinnern, wo "gegnerorientiert" gefordert oder gar ausführlich ausgebildet wurde.


    [Zitat]
    b. alle glauben, man könnte sich schon das bißchen Wissen autodidatisch mit etwas Lektüre aneignen
    [Zitat Ende]


    mein spezifisches Problem: Ich könnte genauso viel oder wenig qualifiziert auf Gegnerorientierung ausbilden. Meine aktive Kickerzeit liegt zu weit zurück, ich kann meine praktischen Erfahrungen mit Gegnerorientierung und Manndeckung nicht in "Ausbildung" umsetzen. Ich nehme den Begriff ""Ausbildung" in dem mir möglichen engen Rahmen relativ ernst, auch wenn es nur Spaß- und Breitensport auf Kreisniveau ist.


    [Zitat]
    c. auch heute noch eine Reihe von Landesliga-Teams eine Mischung aus ball- und gegnerorientiertem Spiel zeigen
    [Zitat Ende]


    s. meine Anmerkungen zu b


    [Zitat]
    Auch höre ich immer wieder als Argument: "es macht doch keinem Spaß, hinter seinem Gegner her zu laufen"!
    [Zitat Ende]


    Das gilt ja für die ausschließliche Reduzierung eines Spielers auf die Anweisung: "dem folgst Du notfalls auf die Toilette". Ich will auch gar nicht ausschließen, dass manchem Spieler das total viel Spaß macht oder ich einen einzelnen Spieler mal mit einer solchen Rolle betrauen würde (sei es um ihm Erfolgserlebnisse zu geben, ihm mal punktuell das Selbstvertrauen zu stärken, oder tatsächlich auch aus kurzfristiger Ergebnisorientierung (zur Mannschaftsmotivation). Ich möchte aber keinen Spieler perspektivisch für mehrere Jahre darauf ausbilden wollen. Ich selber war häufig der Manndecker. Das hat mir immer wieder "Erfolgs"erlebnisse im bescheidenen Rahmen gebracht, aber Fußballspielen kann ich leider bis heute nicht richtig.


    Ich finde einfach, ein Trainer muss genauso gut überlegen, warum er am gegenerorientierten Ballspiel festhält wie warum er auf Raumorientierung umstellt. Bequemlichkeit, Ahnungslosigkeit oder "fehlendes Spielermaterial" sind schlechte Argumente. Er ist ja ggf. auf gegenerorientiertem Verhalten auch kein besserer Trainer, oder?

  • Selbstverständlich habe ich auch schon Spiele gesichtet, in denen versucht wurde, ein gepflegtes ballorientiertes Spiel vorzutragen. Doch was dabei herauskam, hat mich wenig überzeugen können. Zwar wurde in den ersten 20 Minuten auch noch zum Ball verschoben, aber spätestens zur 2. Halbzeit war von ballorientierter Mannschaftstaktik kaum noch was zu sehen. Manchmal konnte ich es sogar verstehen, wenn der Trainer keine Alternative zur Schlafmütze in der 4-er Kette hatte und aus dieser Not seinen besten auf die Liberoposition beorderte, um ein Fiasko zu vermeiden.


    Auch in den höheren Ligen stimmen manchmal die Abstände zwischen den "Linien" nicht. Da klaffen dann Riesenlöcher, so dass kein normales Aufbauspiel stattfindet, sondern häufig mit langen Bällen operiert wird. Selbst in der Regionalliga kann man kapitale Fehler entdecken! Ferner war zu beobachten, das die Kette auch dann hoch stand, wenn in der Offensive gar kein Druck auf den Ball ausgeübt wurde und so die Defensive sehr leicht ausgekontert werden konnte.


    Dennoch gibt es im Leistungsbereich kein zurück! Denn, wer hier bestehen will, der muß das ballorientierte (früher als "raumorientiert" genannt) Spiel beherrschen. Beim Breitenfussball sehe ich jedoch keinen Zwang, dies von seiner Mannschaft zu verlangen.


    Es wird nun die Frage in den Raum geworfen, was Fussball mit Intelligenz zu tun hat? Hans Meyer (ehemaliger Trainer von Borussia Mönchengladbach) hat mal gesagt: wenn meine Spieler nicht so gut Fussball spielen könnten, müsste die Hälfte von ihnen wohl unter Brücken schlafen. Jürgen Klopp meint, wenn er früher schon so viel über Fussball gewußt hätte, wäre er ein besserer Spieler geworden! Ich würde mal sagen, irgendwo mittendrin liegt die Wahrheit. Ich würde mal sagen, es braucht geistige und körperliche Voraussetzungen, um die Traineraufgaben zufriedenstellend umsetzen zu können. Es sind aber noch weitere Faktoren, die aus einem Fussballspieler ein Talent und später vielleicht einen Profi machen. Aber, das sollten wir vielleicht in einem anderen Thema diskutieren.


    Ich würde mir wünschen, das sich immer mehr Trainer ans ballorientierte heranwagen, denn Kreisliga muß nicht wie Bundesliga aussehen! Aufgrund meiner Eindrücke und Erfahrungen bin ich hingegen skeptisch. Insbesondere unter dem Aspekt, das auch die Kids den Eindruck haben müssen, das sie jetzt erfolgreicher sind. Denn Taktik ist ja nichts anderes, als einen Plan davon zu haben, ein Spiel erfolgreich gestalten zu können.


    Ich habe aber den Eindruck, das sich in dieser Diskussion die Trainer nicht zu Wort melden, die eure Erwartungen im Breitenfussball für zu hoch halten, weil sie dann für schlechte Trainer gehalten werden könnten.


    Und um noch die letzte Frage zu beantworten: ja, ich besitze Trainerpraxis im ballorientierten Spiel, möchte mich aber nicht weiter outen, da ich sonst hier nicht so unbefangen mitdiskutieren könnte.

  • Hallo zusammen,
    ob man auf eine Viererkette umstellt oder nicht habe ich ja schon des Öfteren beantwortet. Ich bin der Meinung, es ist alles kein Hexenwerk und in Perfektion wird es eh keiner spielen.
    Der Grund warum ich hier jetzt schreibe ist folgender:
    Auch die Raumdeckung basiert auf Manndeckung. Der einzige Unterschied zum klassischen "Wenn er aufs Klo geht, dann gehst du mit" ist, dass der Gegenspieler immer wieder ein anderer ist.
    Daher, man verteidigt Positionen, nicht Gegenspieler Nr.x.
    Somit ist es zwar verlockend zu sagen, wir lassen Kinder nur nach angeborenen Instinkt spielen, aber es ist immer eine Mischung aus allem. Ich erkenne nach 2 Minuten, ob ein 10 Jähriger bisher nur Strassenfussball gespielt hat oder unter Anleitung im Mannschaftsverbund, egal wie gut er spielt.