Positionsspezifisches Training

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  • Manche schlichten Gemüter, wie zum Beispiel ich, verlieren bei andauernder Überforderung die Lust an einer Sache. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch anderen Menschen so geht. Das ist vielleicht nicht wissenschaftlich, aber Empirie.

    Und natürlich gibt es Dinge, die man Kindern zeigen muss, damit sie wissen, dass es sie überhaupt gibt (zum Beispiel kompliziertere Finten). Manchmal ist sie Welt nicht schwarz oder weiß, sondern grau... Aber es gibt zu viele Päpste im Fußball, wenn auch oft nur mit ihnen selbst als Gläubigen 😀...

    Die Mischung macht's! (drei Punkte für den Volksmund)

  • Im Thread zur fußballspezifischen Ausdauer hat sich die Diskussion ähnlich wie hier ja auch zu einer Diskussion
    Spielform vs. Übungsform verlagert.

    Ich habe aus dem letzten Thema (und hier geht es mir ähnlich) mitgenommen, dass der Fehler im "versus" liegt.

    Natürlich muss ein Training zum aller größten Teil aus Spielformen bestehen und natürlich ist es auch wirklich möglich jegliche Technik, Taktik und Athletik ausschließlich in Spielformen zu vermitteln und zu trainieren.
    Aber: nicht jeder Trainer und jeder Spieler ist dafür gemacht..

    Deshalb spricht in meinen Augen nichts dagegen, Themen in Übungsform zu starten und dann schnellst möglich in der Spielform zu festigen, so lange gesichert ist, dass in jeder Einheit die Spielform ein sehr deutliches Übergewicht hat. Entscheidend ist, mit welcher Vorgehensweise sich Trainer und Mannschaft am wohlsten fühlen...
    Dementsprechend stimme ich TorRalf zu: die richtige Mischung macht´s!

    Allerdings habe ich aus den Corona-Abstandstraining noch etwas anderes gelernt:
    Langfristig kann man Training ausschließlich in Spielformen, ohne jegliche Übungsformen durchführen.
    Umgekehrt (nur Übung, kein Spiel) funktioniert das definitiv nicht.

  • Ich kenne deine Mannschaft nicht, vielleicht sind sie alle damit gesegnet, perfekte Technik zu haben und individual- und gruppentaktisch alles von Geburt an mitbekommen zu haben. Dann reichen natürlich Spielformen ohne Ende. Aber das ist nicht der Standard.

    Auf Deine Ausführungen hat vangaalsnase m.e. schon ausführlich geantwortet.

    zu obigem Zitat: Auf die gottgegebenen Eigenschaften ab Geburt bin ich noch nicht gekommen. Falls Das so ist, ist die gute Entwicklung im Vergleich zu den gleichen Jahrgängen anderer Vereine darauf zurückzuführen. Falls nicht, liegt es dann wohl an den -Spielformen ohne Ende -.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Das ist jetzt nur mal beispielhaft für diesen Thread und es lassen sich bestimmt noch unzählige andere Threads finden:

    Was in meinen Augen die Antwort von Charles De Goal und Trainer E am elementarsten unterscheidet ist, dass beide Vorschläge im Ursprung auf vollkommen unterschiedlichen didaktischen Ansätzen beruhen (was so aber erstmal nicht erkennbar ist). Charakteristisch für den Ansatz von Charles De Goal , der vermutlich verbreitetsten Art der Trainingslehre im deutschen Fußball, ist bestimmt das Zergliedern ("isolieren"), während Trainer E Antwort auf einer ganzheitlicheren Betrachtung basiert (s. auch Anmerkung von Skriwer ). Untrennbar damit verbunden und total wichtig sind nach meiner Auffassung aber auch Begriffe wie "Explizit" und "Implizit", die unterschiedlichen Rollenbilder des Trainers, die Einbeziehung der "Schüler" in den Lernprozess, die Vermittlungsmethoden usw. Ganz am Ende würde ich behaupten, dass beide Ansätze - jetzt mal konkret im Rahmen des Fußballs betrachtet- sogar unterschiedliche (Trainings-)Ziele verfolgen. Daher ist auch die Art den Fußball zu denken eine andere. Nach meiner persönlichen Wahrnehmung isoliert und zerlegt man das Fußballspiel bei der ganzheitlichen Betrachtung auch, aber nach völlig anderen Maßstäben, Prioritäten und Kategorien. Und diese Denke führt dazu, dass natürlich auch die Trainingsinhalte anders sind, nur dummerweise teilweise gleiche oder ähnliche Bezeichnungen verwendet werden (z.B. "Spielform"), die im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes aber eine ganz andere Bedeutung haben. Das führt zum Einen immer wieder dazu, dass es in einigen Threads zu (krassen) Missverständnissen kommt und gleichzeitig schwingt dann immer wieder mal durch, dass doch im Grunde alle Foristen vom Gleichen sprechen und einige einfach nur etwas extremere Meinungen innerhalb desselben Mindsets vertreten. Auch, wenn ich noch nicht so lange dabei bin und bestimmt nicht soviel Erfahrung habe, wie manch anderer hier, würde ich eins doch mal klar benennen wollen: Wir reden hier gerade definitiv über zwei im Kern vollkommen unterschiedliche Denkweisen (Mindsets).


    Die Autoren des Buchs "Fußball durch Fußball" haben den ganzheitlichen Ansatz nach meinem Empfinden echt toll aufgearbeitet und beleuchten die unterschiedlichsten Facetten dieser Herangehensweise (auch mit Quellennachweisen). Da letztendlich alles miteinander zusammenhängt und es dort nicht einfach den Absatz "Taktik: Hinterlaufen" gibt, den man im Forum mal locker zitieren könnte, fällt es denke ich auch viel schwerer sich im Rahmen von Threads wirklich tiefgreifend mit dem Konzept auseinander zu setzen oder zumindest es vollumfänglich vorzustellen. Interessierten Trainern kann ich da beispielhaft dieses Buch empfehlen (aber da erzähle ich ja den meisten von euch nichts Neues). Grundsätzlich ist das aber keine Geheimreligion und darauf gibt es auch kein Patent, sondern man findet dazu mit ganz großer Sicherheit auch auf eigene Faust ganz viele (wissenschaftliche) Dinge durch Suchen im Internet. Auch hier im Forum gibt es so einige Beiträge zu dem Thema. Und auch mindestens zwei andere Bücher die ich gelesen habe, gehen den selben Weg.


    Ich muss sagen, dass ich mich mit dem ganzheitlichen Ansatz total wohl fühle. Was man bestimmt nie unterschätzen darf ist die Persönlichkeit des Trainers an sich, wie er seine Rolle sieht und definiert, welche Interessen er hat und auch wie die Rahmenbedingungen vor Ort sind (Größe des Vereins, Vorstand, die Kinder der eigenen Mannschaft, eigene Fußballvergangenheit, Trainingsbedingungen usw. usw.). Auch das sind doch ganz entscheidende Dinge, die Einfluss auf das Training haben. Noch mehr als die sportlichen Argumente des ganzheitlicheren Ansatzes hat mich z.B. das Rollenbild des Trainers überzeugt, da ich im ganzheitlichen Ansatz gefühlt meine Stärken und Interessen viel besser einbringen kann und meine Schwächen nicht so stark ins Gewicht fallen. ;)


    Hier noch ein grundsätzlicher Vorschlag für die Zukunft:

    Vielleicht macht es Sinn, bei Fragen dieser Art zukünftig als allererstes zu klären, nach welchem Ansatz aktuell trainiert wird bzw. innerhalb welches Ansatzes der Fragensteller Hilfe braucht. So wie man bei allem, was mit Computer zu tun hat, auch immer erstmal das "Betriebssystem" nennen sollte.

    Alternativ könnte man natürlich auch dazu schreiben, basierend auf welchem Ansatz man die Antwort gegeben hat. Wenn das klar gekennzeichnet ist, würden Antworten unterschiedlicher Mindsets wenigstens nicht in Konkurrenz zueinander, sondern einfach parallel miteinander stehen.

    Sollte das Anklang finden wäre nur die Frage, wie man das Eine und das Andere nennt, damit Missverständnisse ausgeschlossen sind? ;)

  • Hier mal ein Beispiel von Mainz 05 für ein Positionstraining: Positionstraining bei Mainz 05 :: DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.

    Das geht sogar weiter als hier von Charles De Goal angesprochen - es gibt keine Zweikämpfe und keine Spielform. Die Spieler sollen "Kaltschnäutzigkeit" beim Torabschluss entwickeln.

    Meine Gedanken dazu:

    ST I: wie oft kommt im Spiel der Ball aus dieser Position?

    ST II: auch hier ist die Frage, wie oft kommt ein solcher Ball im Spiel vor? Noch dazu ohne Gegenspieler (wären da nicht wenigstens ein paar Dummys gut?)

    ST III: auch hier freie Schussbahn und ein Ball zum Verarbeiten, der höchstens mal bei einem Abpraller vorkommt (und da habe ich normal keine freie Schussbahn)

    ST IV: Reaktionsschnelligkeit und Orientierungsfähigkeit wird trainiert

    PK I und II: mehr Pässe als Torschüsse

    Und wenn ich dann noch das Coaching höre, dann frage ich mich, warum diese Trainingseinheit so durchgeführt wurde, wie sie beschrieben ist.

    Vielleicht hilft es an diesem Beispiel eines professionellen Trainers hierüber zu diskutieren.

  • Ich habe von Anfang an gesagt, dass der Mix entscheidend ist, das scheint nicht klar geworden zu sein. Und ich habe auch nie etwas gegen Spielformen gesagt - habe das sogar befürwortet. Ich verstehe deshalb nicht, was hier jetzt für ein "Missverständnis" herrscht. Wie soll ein Spieler den Vollspannstoß richtig lernen, wenn er direkt in eine Spielform mit Gegnerdruck geworfen wird, in der er den Ball hektisch schießen muss, weil der Gegenspieler schon vor ihm steht?

    Hektik und Stress sind mit Sicherheit keine guten Ratgeber, wenn es um elementare Bewegungsabläufe wie das Standbein beim Flachpass oder den Trefferpunkt beim Flugball geht. Deshalb bleibe ich dabei, dass es das einzig richtige ist, diese Dinge, die man später fordern will, isoliert zu besprechen und ohne Gegnerdruck zu trainieren, dann mit Gegnerdruck zu machen und anschließend in einer Spielform einzubauen (welches wie mehrfach gesagt genau die genannte Spielform von Trainer E in einer Variation sein kann). Und das ist nun mal "vom Leichten zum Schweren".

    Hektik und Stress sind tolle Dinge, die man wunderbar in Spielformen einbauen kann. Aber nicht, wenn ich einem Innenverteidiger den geordneten Spielaufbau und ein sauberes Passspiel beibringen will.


    Vielleicht ist mein Ansatz zu akribisch, aber ich habe genügend Spieler in allen Altersklassen (vor allem Senioren) gesehen, die keinen geraden Pass spielen können oder die Flugbälle nur direkt schießen können, weil sie nur dann die Kraft dahinter bekommen. Und ja, die waren in der Jugend auch alle mal erfolgreich. Sagt man denen "spiel mal einen Flugball", dann ist das ein verunglückter Vollspannstoß. Und warum? Weil sie erstens diese Technik nie vernünftig gelernt haben und wahrscheinlich zweitens nie die Möglichkeit hatten, sie vernünftig auszuprobieren (weil zu kleines Spielfeld oder zu viel Gegnerdruck in Spielformen). Deshalb sträube ich mich gegen diesen Ansatz und kann auch nicht verstehen, wenn jemand nicht mal 10 Minuten des Trainings für diese elementaren technischen Feinheiten hat, bevor er sie dann mit Gegnerdruck in einer Spielform fordert.


    Wir werden hier nicht auf einen Nenner kommen und jeder wird sowieso so weitermachen, wie er will. Und das ist auch alles okay so.


    Dennoch möchte ich noch die Frage von Trainer E beantwortet haben, die ich schon gestellt habe: Wie lernen Spieler in deinen Spielformen die richtige Technik für einen Flachpass? Woher wissen sie, wo das Standbein steht und wo sie den Ball treffen sollten? Wenn es nicht "gottgegeben" ist, lernen sie es ja vielleicht nur durch ausprobieren und somit vielleicht auch nie, das soll dann der Zufall entscheiden?

  • Wie lernen Spieler in deinen Spielformen die richtige Technik für einen Flachpass? Woher wissen sie, wo das Standbein steht und wo sie den Ball treffen sollten

    Es gibt keine richtige Technik. Sie lernen wie sie gegen den Ball treten müssen anhand vom Ergebnis. Wenn der Ball flach, scharf und präzise ankommt, war die Technik richtig. Mit steigendem Raum-, Zeit- und Gegnerdruck werden die Anforderungen an die Technik höher.

  • Dennoch möchte ich noch die Frage von Trainer E beantwortet haben, die ich schon gestellt habe: Wie lernen Spieler in deinen Spielformen die richtige Technik für einen Flachpass? Woher wissen sie, wo das Standbein steht und wo sie den Ball treffen sollten? Wenn es nicht "gottgegeben" ist, lernen sie es ja vielleicht nur durch ausprobieren und somit vielleicht auch nie, das soll dann der Zufall entscheiden?

    Siehe Skriwer .

    vangaalsnase hat auch auf einiges geantwortet, bzw. den Querverweis zu seinem Beitrag gegeben, was Du nun hier wieder anführst. Darauf gehst Du aber nicht ein.


    Vielleicht ist mein Ansatz zu akribisch, aber ich habe genügend Spieler in allen Altersklassen (vor allem Senioren) gesehen, die keinen geraden Pass spielen können oder die Flugbälle nur direkt schießen können, weil sie nur dann die Kraft dahinter bekommen. Und ja, die waren in der Jugend auch alle mal erfolgreich. Sagt man denen "spiel mal einen Flugball", dann ist das ein verunglückter Vollspannstoß. Und warum? Weil sie erstens diese Technik nie vernünftig gelernt haben und wahrscheinlich zweitens nie die Möglichkeit hatten, sie vernünftig auszuprobieren (weil zu kleines Spielfeld oder zu viel Gegnerdruck in Spielformen)

    Ich kenne keine Senioren, die in Ihrer Jugend nach einem Spielformbasierten Ansatz trainiert haben. Keinen einzigen.

    Ich kenne aber durchaus viele Seniorenspieler, die -trocken- einen herrlichen Ball spielen können, den unter Gegnerdruck situativ aber nicht an den Mann bekommen.

    Hektik und Stress sind tolle Dinge, die man wunderbar in Spielformen einbauen kann. Aber nicht, wenn ich einem Innenverteidiger den geordneten Spielaufbau und ein sauberes Passspiel beibringen will.

    Manchmal habe ich das Gefühl, das Spielformen immer mit Small Sided Games auf engen Räumen abgetan werden.

    Spielformen basiertes Training ist weder weniger akribisch (bevor Du Dich angegriffen fühlst, das ist eine allgemeine Aussage)

    noch ein Ansatz nach dem Motto - Hier Spielfeld, hier Ball - und ich sag vorher was gemacht werden soll. macht mal.

    Idealerweise gibt die Spielform, die Regeln, die Größe, die Gegebenheiten etc ., die gewünschten Handlungsmuster unter Beachtung der Prinzipien vor. Das kann, um nur mal ein Beispiel zu nennen, schon ein Rondo sein im 4gg4 wo ein 2gg2 in der mitte ausgeführt wird und die jeweiligen Stirnseiten besetzt sind und Pässe von Stirnseite zu Stirnseite mit Punkten belohnt werden. Da sind zig Sachen implizit coachbar. (tiefe Pässe blocken, natürlich versetzte Positionen etc. etc. )

    Von daher ist der Hinweis von Linksfuss sehr gut, sich mal tiefergehend mit der entsprechenden Literatur auseinanderzusetzen. FdF ist sicherlich hier das Beste Buch, das ich kenne, zumal man sich die Studien bei Bedarf auch durchlesen kann, was mich immer mehr überzeugt, als ein -ist nun mal so, war auch schon immer so-.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Wie lernen Spieler in deinen Spielformen die richtige Technik für einen Flachpass? Woher wissen sie, wo das Standbein steht und wo sie den Ball treffen sollten

    Es gibt keine richtige Technik. Sie lernen wie sie gegen den Ball treten müssen anhand vom Ergebnis. Wenn der Ball flach, scharf und präzise ankommt, war die Technik richtig. Mit steigendem Raum-, Zeit- und Gegnerdruck werden die Anforderungen an die Technik höher.

    Bewusst "blöd" gefragt: wie erkläre ich einem U8-Kind denn dann, dass es nicht mit dem Spitz aufs Tor schießen soll? Wenn ich sage, dass nur das Ergebnis zählt (Ball im Tor, Ball beim Mitspieler, ..) und der Weg dorthin egal ist, darf ich so eine Schusstechnik nicht korrigieren, weil Ergebnis in gefühlt 80% der Fälle erzielt wird?

  • Bewusst "blöd" gefragt: wie erkläre ich einem U8-Kind denn dann, dass es nicht mit dem Spitz aufs Tor schießen soll? Wenn ich sage, dass nur das Ergebnis zählt (Ball im Tor, Ball beim Mitspieler, ..) und der Weg dorthin egal ist, darf ich so eine Schusstechnik nicht korrigieren, weil Ergebnis in gefühlt 80% der Fälle erzielt wird?

    Bei einem U8 Spieler und Training in Spielformen befinden wir uns ja noch beim Funino. Der Pass zum Mitspieler wird wohl schwerer sein mit der Spitze und keiner der in Spielformen trainiert, verbietet das Kind zu fragen, wie es die Situation hätte besser lösen können. Im Gegenteil ist die implizite Vermittlung ja gewünscht. Erkennt das Kind nun den Nutzen, wird es wohl die Erkenntnis nutzen und die Anwendung wird situativ über die Rückmeldung -erfolgreich- eingesetzt.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Ich bin wissenschaftlich sicher zu wenig gefestigt um hier mit in die Tiefe gehen zu können.

    Grundsätzlich bin ich vollkommen damit einverstanden, dass möglichst viel implizit erlernt werden soll, weil einfach mehr Überzeugung dahintersteckt als wenn es von außen vorgegeben wird.

    Trotzdem ist mir die Diskussion zu sehr schwarz/weiß gefärbt.


    Ich glaube den Verfechtern des ausschließlich auf Spielformen basierenden Trainings absolut, dass sie in der Lage sind allein damit alles abdecken zu können, was wichtig ist um Spieler egal welchen Alters gut auszubilden.

    Ich bin totaler Fan von FdF. Das Buch ist mittlerweile meine am häufigsten genutzte Grundlage zur Trainingsvorbereitung und hat Horst Wein fast komplett abgelöst.
    Trotzdem gelingt bzw. gelang es mir nicht bei meiner U11 komplett auf Übungen zu verzichten. Diese nehmen zwar meist tatsächlich nur max. aufsummiert 10 - 15 Minuten Trainingszeit ein und dienen normalerweise als Auskopplung innerhalb oder vor der Spielform, aber ich komme damit einfach besser klar.

    Mit der Methode innerhalb der Übung Fragen zu stellen merke ich immer wieder, dass sich tatsächlich nur der Spieler damit auseinandersetzt, der in dem Moment auch von der Aktion betroffen war bzw. ähnlich wie in der Schule, die die sich eh immer melden...
    Deswegen stehe ich dazu, dass ich Fan von einem größtmöglichen Anteil an Spielformen bin, aber es trotzdem möglich sein muss die ein oder andere Übung, bzw. Tipps zur Technik à la best practice zu geben und nicht ausschließlich auf Implizite Vermittlung zu setzen.
    In der Schule lernen die Kinder auch nach wie vor Vokabeln und erfahren die Sprache nicht komplett von selbst und auch die Grundrechenarten müssen sie erstmal explizit vermittelt bekommen, bevor sie diese implizit durch knobeln und üben vertiefen dürfen.

  • In der Schule lernen die Kinder auch nach wie vor Vokabeln und erfahren die Sprache nicht komplett von selbst und auch die Grundrechenarten müssen sie erstmal explizit vermittelt bekommen, bevor sie diese implizit durch knobeln und üben vertiefen dürfen

    Das ist dadurch bedingt, das zum Beispiel Rechnen oder eine Sprache kompliziert sind aber vollends erklärbar.

    Fußball ist aber komplex und nicht kompliziert, von daher ist auch die LErnvermittlung in beiden Fällen unterschiedlich.

    Kompliziertheit ist das Maß der Unwissenheit. Es reduziert sich durch (vllt anfangs explizites) Lernen. Komplexität ist das Maß der Menge an Überraschungen mit den man rechnen muß. Ein Komplexes System ist also allenfalls beherrschbarer zu gestalten.

    Das unterscheidet auch die Art der optimalen Lernvermittlung.

    Man kann das also in dem Falle nicht vergleichen.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Habe mir gerade mal das Video angesehen und war ehrlich gesagt vollkommen baff.

    Gerade bei Mainz 05, die ja was die Erfolge der Jugendteams in den letzten Jahren inkl. Durchlässigkeit aus dem NLZ betrifft in Deutschland ganz vorne dabei sind hätte ich mir von einem Spezialtraining für die Top-Talente mehr erwartet.

    Ganz davon abgesehen, dass mir die Qualität, die diese Jungs in der Ausführung der Übungen an den Tag gelegt haben, für das Level, dass sie aktuell bereits haben und wo sie noch hinwollen, erschreckend dürftig vorkam.

    Um Technik über hohe Wiederholungsanzahlen einzuschleifen gibt es sicher bessere Möglichkeiten.

    z.B. Passübungen mit Partner, "analoger Footbonaut"..
    Bei dem Trainingspensum, das auf diesem Level stattfindet, ist es sicher auch ein Thema der Belastungssteuerung, dass gewisse Dinge auch mal ohne Gegnerdruck trainiert werden.

    Was mich hier aber tatsächlich mehr irritiert als der Trainingsaufbau an sich ist, mit welch laxer Körperspannung und scheinbar ausbaufähiger Motivation angehende Profis (zumindest wollen sie das ja werden) so ein Talenttraining angehen.

    Was im Ergebnis dabei rauskommt (schlechte Pässe, vermurxte Torabschlüsse etc.) sieht man ja dann.
    Vielleicht spricht das dann wieder für Spielformenbasiertes Training, weil das Engagement der Jungs dabei automatisch steigt...

  • Mein Angebot steht: Wer möchte, kann sich gerne bei mir melden und ich begleite dann Euer Training. Es kostet nichts.


    Es geht mir nicht um Schwarz-Weiß-Malerei. Wenn jemand Hemmungen hat, vollends auf Spielformen zu setzen, kann ich das verstehen. Es ist ein sehr radikales Vorgehen und sicherlich verunsichert es, weil es Konzepten widerspricht, die noch immer als unumstößlich gelten. Ich möchte Euch nur gerne die Hemmungen nehmen.


    Aber wenn Leute behaupten, dass man gewisse Dinge nur mit Isoübungen vermitteln kann, ist das einfach falsch. Das lasse ich auch nicht unwidersprochen. Wenn diese Leute ihre Trainings hier posten, wobei Isoübungen einen Großteil der Trainingszeit einnehmen, passt das leider in das Bild, was ich von Trainern in Deutschland habe: es sagen immer alle, dass sie überwiegend mit Spielformen trainieren. Es macht tatsächlich aber kaum jemand.

  • Mein Angebot steht: Wer möchte, kann sich gerne bei mir melden und ich begleite dann Euer Training. Es kostet nichts.


    Es geht mir nicht um Schwarz-Weiß-Malerei. Wenn jemand Hemmungen hat, vollends auf Spielformen zu setzen, kann ich das verstehen. Es ist ein sehr radikales Vorgehen und sicherlich verunsichert es, weil es Konzepten widerspricht, die noch immer als unumstößlich gelten. Ich möchte Euch nur gerne die Hemmungen nehmen.


    Aber wenn Leute behaupten, dass man gewisse Dinge nur mit Isoübungen vermitteln kann, ist das einfach falsch. Das lasse ich auch nicht unwidersprochen. Wenn diese Leute ihre Trainings hier posten, wobei Isoübungen einen Großteil der Trainingszeit einnehmen, passt das leider in das Bild, was ich von Trainern in Deutschland habe: es sagen immer alle, dass sie überwiegend mit Spielformen trainieren. Es macht tatsächlich aber kaum jemand.

    Mit schwarz-weiß-Malerei habe ich die Art und Weiße wie die Diskussion geführt wird bezeichnet.
    Ich fühle mich zwar nicht direkt von Dir angesprochen, möchte aber trotzdem noch ein letztes Mal etwas zu der Diskussion beitragen.
    Die Behauptung, dass man gewisse Dinge nur in Isoübungen vermitteln kann ist natürlich falsch. Und wenn Du bei mir weiter oben richtig mitgelesen hast, habe ich ja auch bestätigt, dass ich überzeugt bin, dass es funktionieren kann ausschließlich mit Spielformen zu trainieren. Aber das dogmatisch als die einzig zulässige Trainingsform darzustellen geht mir etwas zu weit.
    Genauso falsch ist aber auch die Behauptung, dass es nur mit Spielformen geht und Iso-Übungen per se zu unterlassen sind.

    Entscheidend ist was Trainer und Spieler in der Lage sind umzusetzen.
    Ich will gar nicht bestreiten, dass der Ansatz nur in Spielformen zu trainieren vermutlich der bessere ist, verstehe aber trotzdem deine radikale Einstellung zu Iso-Übungen nicht so ganz.
    Ein gut organisiertes Training mit einem guten Mix und dem richtigen Verhältnis aus Spielformen und Iso-Übungen (mindestens 80:20 zugunsten der Spielform) ist sicher besser, als ein schlecht strukturiertes komplett Spielformenbasiertes Training.

  • Ich denke ein wichtiger Punkt ist, wie Coach1976 sagt, was man sich auch als Trainer zutraut erfolgreich zu coachen.


    Ich persönlich liebe Spielformen sowohl als Spielerin als auch als Trainerin, aber kann (momentan noch) nicht ausreichend coachen in manchen Spielformen (je größer, je unübersichtlicher usw). Deshalb nutze auch ich Trainingsübungen, in denen ich Mal etwas isoliert zeige und anwenden lasse oder eben Mal einen Parcours oder was auch immer. Das hilft auch mir mal die Gedanken wieder zu sortieren und gönnt mir eine "Verschnaufpause". Ich denke mit zunehmendem Volumen an Spielformen wird auch das Coaching leichter und somit kann der Anteil dann wieder gesteigert werden.

  • Wenn diese Leute ihre Trainings hier posten, wobei Isoübungen einen Großteil der Trainingszeit einnehmen, passt das leider in das Bild, was ich von Trainern in Deutschland habe: es sagen immer alle, dass sie überwiegend mit Spielformen trainieren. Es macht tatsächlich aber kaum jemand.

    Wer hat hier seine Trainings gepostet und bei welchem davon haben Isoübungen einen Großteil der Zeit eingenommen?


    Dein Einsatz und dein Angebot zur persönlichen Trainingsbetreuung anderer User in allen Ehren, aber du legst hier hier in dieser Philosophie-Diskussion der anderen Seite Dinge in den Mund, die nie irgendwo geschrieben wurden und die auch vermutlich niemand hier in dieser Diskussion unterschreiben würde.


    Das empfinge ich als maximale Frechheit, weil du damit vor allem mich ansprichst. Du ziehst die andere Position bewusst oder unbewusst ins Extrem um sie schlecht zu reden. Aber diese Ansichten sind nirgendwo in diesem Thread so geschrieben oder vertreten worden.


    Offenbar hast du meine Beiträge nicht gelesen oder verstanden, also nochmal: ich bin ein Fan von Spielformen und baue so oft wie möglich darauf. Aber ich vertrete die Meinung, dass neue Bewegungsabläufe schon vorab besprochen und trocken durchgearbeitet werden sollten, damit das eigenmächtige herumprobieren in der Spielform nicht so lange dauert. Die Techniken können dann anschließend unter Druck und mit Gegenspielern in Spielformen angewendet werden.


    Der Streitpunkt ist hier offenbar, ob man 15-20 Minuten Techniken übt, bevor man sie anwendet oder ob man diese Techniken direkt fordern kann und die Spieler sie einfach selbst lernen müssen. Was ich für meinen minimal anderen Ansatz hier für Gegenwind bekomme, ist wirklich unfassbar.


    Um mal den Bogen zum ursprünglichen Thema zu bekommen, denn die meisten Beiträge gehen hier in eine völlig andere Richtung: Der Threadersteller wollte wissen, wie er Positionstraining mit seiner Mannschaft durchführen kann. Ich behaupte, dass die Fußballverbände, die eben den Trainerberuf unterrichten und aus einem größeren Erfahrungsschatz schöpfen können als ein User hier im Forum, dafür die Deutungshoheit besitzen. Wie das jeder für sich interpretiert, ist seine Sache. Aber an der Definition, dass Positionstraining technische und taktische Inhalte für bestimmte Positionen auf dem Spielfeld vermitteln soll, gibt es nichts dran zu rütteln. Technische und individualtaktische Inhalte vermittle ich aber nicht durch "probiert mal aus, wie das geht, vielleicht bekommt ihr es ja hin", sondern mit "wir bringen es dir erstmal bei und dann wendest du es an".


    Ich hatte dem Threadersteller das übrigens beantwortet und er war mit der Antwort und meiner Interpretation sehr zufrieden. Auch für andere Interpretationen war er sicher offen. Plötzlich wurden die Definition und der Grundsatz meines Tipps in Frage gestellt. Völlig am Thema vorbei, Leute. Der User wollte hier keinen Krieg der Philosophien, sondern Ideen für die Durchführung des Trainings.

  • Da dies ein anonymes Forum ist, würde ich mit Interpretationen zu einem vorhandenen Wissen oder Vorwissen anderer User

    Ich behaupte, dass die Fußballverbände, die eben den Trainerberuf unterrichten und aus einem größeren Erfahrungsschatz schöpfen können als ein User hier im Forum, dafür die Deutungshoheit besitzen.

    zurückhaltend sein.


    Das empfinge ich als maximale Frechheit, weil du damit vor allem mich ansprichst. Du ziehst die andere Position bewusst oder unbewusst ins Extrem um sie schlecht zu reden

    Ich habe nun öfter von Dir gehört, das Du es als maximale Frechheit empfindest, wenn jemand eine andere Meinung hat als Du, weil Du meinst er würde Dir etwas unterstellen, und im nächsten Satz tust Du dann das gleiche.

    Offenbar hast du meine Beiträge nicht gelesen oder verstanden,

    Gleichzeitig echauffierst Du dich über Deutungshoheiten und bringst dann

    Technische und individualtaktische Inhalte vermittle ich aber nicht durch "probiert mal aus, wie das geht, vielleicht bekommt ihr es ja hin", sondern mit "wir bringen es dir erstmal bei und dann wendest du es an".

    Das bewußte Überspitzen der anderen Meinungen ist auch etwas, was hier nie jemand gesagt hat. Man könnte es als -maximal frech- empfinden.


    Übrigens, wenn wir die Deutungshoheiten denen überlassen, die beim DFB -das wohl schon richtig machen-, ohne irgendwas zu hinterfragen, dann würde es heute z.b. kein Funino für jüngere Altersklassen geben.

    Der Streitpunkt ist hier offenbar, ob man 15-20 Minuten Techniken übt, bevor man sie anwendet oder ob man diese Techniken direkt fordern kann und die Spieler sie einfach selbst lernen müssen. Was ich für meinen minimal anderen Ansatz hier für Gegenwind bekomme, ist wirklich unfassbar.

    der Ansatz ist grundverschieden. Linksfuss hatte da schon recht. Das ist anscheinend nicht wirklich allen klar.

    Wenn man sich mit dem Spielformbasierten Ansatz beschäftigen würde, dann kämen solche Sätze wie

    "probiert mal aus, wie das geht, vielleicht bekommt ihr es ja hin"


    Es macht einfach keinen Sinn, solche Dinge sofort in einer Spielform zu fordern und zu trainieren

    nicht, oder würden argumentativ unterfüttert.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Tut mir leid, Leute, die meisten Beiträge bekommen das Label "Thema verfehlt". Das Thema ist "Positionsspezifisches Training". Abgesehen davon werdet Ihr Euch auch nicht überzeugen. Das ist aber auch nicht nötig, denn in Eurer Welt seid Ihr die Besten 😀👍❗