Welche Form des Trainings eignet sich am besten für den erwerb einer Fußballspezifischenausdauer?

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  • Finde es immer erstaunlich, wenn Ausrechenbarkeit als negativ angesehen wird. Wird es nicht als Merkmal einer guten Mannschaft angesehen, wenn sie einen klaren Spielstil hat. Es wusste bspw. jeder, was Barca unter Guardiola spielt. Trotzdem kaum zu stoppen. Man weiß auch immer, was Rangnickteams für einen Fußball spielen werden. Und was hat es Weltklasseverteidigern genützt, zu wissen, dass Arjen Robben nach innen zieht?

    Gelten nicht Mannschaften umgekehrt oft als schlecht, die keine Spielphilosophie haben?


    Ausrechenbarkeit ist ein völlig unpassendes Wort, um die Qualität einer Mannschaft zu beschreiben. Es geht nicht darum, ob ich ausrechenbar bin, sondern ob und wie ich meine Idee (situativ) umsetze. Selbst wenn mein Gegner weiß, dass ich nicht flanke, heißt das doch nicht, dass er es leicht gegen mich hat. Die Möglichkeiten, ohne Flanken zum Torerfolg zu kommen, sind recht zahlreich. Genügend Potenziale, den Gegner vor viele Probleme zu stellen.

  • Flanken müssen, auch wenn sie nicht zum Torerfolg führen, immer eine Option bleiben. Besonders im Profibereich, in dem man sich gezielt auf jedes Spiel vorbereitet.

    So bleibt die Offensive unberechenbar.

    Wenn nie auch nur der Versuch einer Flanke gemacht wird, brauche ich Stürmer nicht so sehr im Strafraum verfolgen und kann meine vertikale Kompaktheit aufrecht erhalten und bekomme so gegen flache Verlagerungen mehr Druck auf den Ball oder kann einfacher flache Hereingaben ins Zentrum abfangen.

    Man verlangt dem Gegner einfachere, oder sogar weniger Entscheidungen ab und dieser hat so auch weniger Möglichkeiten, Fehler zu machen.
    Flanken als Hauptmerkmal einer Mannschaft funktionieren sicherlich nur mit außergewöhnlichen Abnehmern und sehr Guter Strafraumbesetzung, aber auch nur bis die Gegner sich darauf eingestellt haben.

    Eine Offensive auf Topniveau beherrscht ein variantenreiches Abgriffsspiel. So findet man auch leichter Lücken.

    Ich möchte mal gar nicht so sehr auf die Erfolgsquote eingehen, das wurde hier ja schon hinlänglich beschrieben.

    Ich finde es aber relativ interessant zu sehen, wie die Mannschaften das Mittel -Flanken- anwenden.

    Unabhänigig der Faktoren, WARUM sie das tun. Also sehr oberflächlich, trotzdem interessant.

    In der Statistik : -Flanken aus dem Spiel- der abgelaufenen Saison finden Sich unter den letzten 9(!), also den 9 Mannschaften mit den wenigsten Flanken, die Plätze 2-6 der Bundesliga. Einzig Bayern findet sich auf Platz 2. Was erklärbar scheint.


    https://www.bundesliga.com/de/…/club-statistiken/flanken


    Edit:

    wer da tiefer einsteigen möchte, hier gibt's Daten die man in Verbindung bringen kann:

    z.b.


    https://www.fussballtransfers.…atistik/tore-im-strafraum

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

    Einmal editiert, zuletzt von Trainer E ()

  • Finde es immer erstaunlich, wenn Ausrechenbarkeit als negativ angesehen wird. Wird es nicht als Merkmal einer guten Mannschaft angesehen, wenn sie einen klaren Spielstil hat. Es wusste bspw. jeder, was Barca unter Guardiola spielt. Trotzdem kaum zu stoppen. Man weiß auch immer, was Rangnickteams für einen Fußball spielen werden. Und was hat es Weltklasseverteidigern genützt, zu wissen, dass Arjen Robben nach innen zieht?

    Gelten nicht Mannschaften umgekehrt oft als schlecht, die keine Spielphilosophie haben?


    Ausrechenbarkeit ist ein völlig unpassendes Wort, um die Qualität einer Mannschaft zu beschreiben. Es geht nicht darum, ob ich ausrechenbar bin, sondern ob und wie ich meine Idee (situativ) umsetze. Selbst wenn mein Gegner weiß, dass ich nicht flanke, heißt das doch nicht, dass er es leicht gegen mich hat. Die Möglichkeiten, ohne Flanken zum Torerfolg zu kommen, sind recht zahlreich. Genügend Potenziale, den Gegner vor viele Probleme zu stellen.

    Aber zu Peps klarer Spielidee gehörte es ja nicht, dass man gänzlich auf Flanken verzichtete. Bei Barcelona war es einfach nicht besonders sinnvoll oft auf eine Flanke zurückzugreifen, wenn meine offensiven Spieler im Schnitt 1,75 groß sind.

    Was viele anscheinend verdrängen ist, dass Guardiola bei Bayern und jetzt auch bei City deutlich öfter auf das Mittel der Hereingabe zurückgreifen lässt. Wer das nicht glaubt, kann sich gerne mal die erste Halbzeit vom CL-Halbfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid anschauen (bestes Spiel in der Ära Guardiola?). Da flog eine Halbfeldflanke nach der anderen in den Strafraum.


    Je nach Gegner, Spielsituation und eigenen Mitspielern kann eine Flanke nunmal ein sinnvolles Mittel sein um ein Tor zu schießen (oder zumindest einen Konter zu verhindern).


    Ich sehe das bzgl. der Ausrechenbarkeit übrigens anders. Wenn Arjen Robben immer nur ins Zentrum gezogen wäre, dann wäre auch das leichter zu verteidigen gewesen. Klar hat Robben Tempovorteile, aber ohne einen gewissen Philipp Lahm, der fast durchgängig auf rechts hinterlaufen hätte, wäre dieser Move nicht so effektiv gewesen.


    Auf eine komplette Mannschaft bezogen macht es vielleicht mehr Sinn über Flexibilität als über Ausrechenbarkeit zu sprechen. Ich erinnere mich an Arsenal gegen Liverpool dieses Jahr in der Hinrunde. Emery hatte damals seine Mannschaft in einem (wenig intensiven) 4-4-2 Raute verteidigen lassen. Es mag gegen die meisten Mannschaften sinnvoll sein, den Fokus vermehrt auf das Zentrum zu legen, gegen Liverpool hat es aber dazu geführt, dass Arsenal kaum Wege fand sich gegen Arnolds oder Robertsons (Halbfeld-)Flanken zu wehren. Hier wäre eine gewisse Flexibilität in der Spielweise hilfreich gewesen um sich den speziellen Stärken des Gegners anzupassen. So war Arsenal am Ende absolut chancenlos.

  • Hallo!


    Ein Intervalltraining (egal in welcher Form) eignet sich für den Aufbau einer fußballrelevanten Ausdauer am besten. Da ein Spieler nicht das ganze Match über durchläuft sondern eine vielzahl von kurzen Sprints und Läufen machen muss, ist eine schnelle Regenerarion wichtig. Dauerläufe bieten sich für eine solide Grundausdauer an , im Anschluss sollten es dann Intervalltrainings mit und ohne den Ball sein.


    Beste Grüße

  • Also wir bauen unsere Ausdauer auch immer mit Intervalltraining auf. Wie Coach77 bereits erwähnt hat, wird während einem Fußballmatch nicht dauerhaft durchgerannt sondern man hat Phasen in denen man Sprinten muss, dann jedoch auch mal wieder Phasen in denen man lediglich leicht joggt oder auch mal ganz stehen bleibt.


    Wir greifen dabei auch sehr gerne auf Tabata Training zurück.

  • Ein Intervalltraining (egal in welcher Form) eignet sich für den Aufbau einer fußballrelevanten Ausdauer am besten.


    Also wir bauen unsere Ausdauer auch immer mit Intervalltraining auf. Wie Coach77 bereits erwähnt hat, wird während einem Fußballmatch nicht dauerhaft durchgerannt sondern man hat Phasen in denen man Sprinten muss, dann jedoch auch mal wieder Phasen in denen man lediglich leicht joggt oder auch mal ganz stehen bleibt.

    Ok. Welche Altersklasse trainiert Ihr denn.? Und wie ist das Training dann strukturiert?

    Das man beim Fußball nicht dauerhaft in einer Geschwindigkeit läuft, ist denke ich jedem hier klar.

    Dauerläufe bieten sich für eine solide Grundausdauer an , im Anschluss sollten es dann Intervalltrainings mit und ohne den Ball sein.

    Warum das nun so zielführend sein soll, erschließt sich mir nicht. :/

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

    Einmal editiert, zuletzt von Trainer E ()

  • Ganz grob:

    Dauerläufe sind meistens GA 1 und Intervalltraining dem GA 2 zugeordnet


    GA1 bezeichnet Grundlagenausdauer 1,und damit die niedrigintensivste, aber schon trainingswirksame Intensität.

    GA2 bezeichnet Grundlagenausdauer 2, steht damit für eine höhere Intensität (genauer zwischen GA1 und Schwellenbereich (EB)), und kann sowohl in Intervallform als auch in der Dauermethode zum Einsatz kommen


    Aber die Übergänge sind da fließend.

  • Hallo!


    Ein Intervalltraining (egal in welcher Form) eignet sich für den Aufbau einer fußballrelevanten Ausdauer am besten. Da ein Spieler nicht das ganze Match über durchläuft sondern eine vielzahl von kurzen Sprints und Läufen machen muss, ist eine schnelle Regenerarion wichtig. Dauerläufe bieten sich für eine solide Grundausdauer an , im Anschluss sollten es dann Intervalltrainings mit und ohne den Ball sein.


    Beste Grüße

    Ich möchte dem vehement widersprechen. Spielformen eignen sich (meiner Meinung nach sogar mit Abstand) am besten, um fußballspezifische Ausdauer zu erlangen.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Spielformen beinhalten sehr häufig Intervalle und deswegen bin ich voll bei dir, eignen sie sich am besten. Ich habe meine Mannschaften noch nie ohne Ball laufen geschickt, wenn der Platz bespielbar war.

    Alles klar. Ich wollte das nur nicht unkommentiert lassen weil sich viele unter Intervalltraining vmtl etwas anderes vorstellen.


    Ich würde das Training allerdings anders unterteilen. In aerobe-, anaerobe-, und Kraftausdauer.

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  • Wenn es um fußballspezifische Ausdauer (was ja Thema des Threads ist) geht, stimme ich Revilo und Strznievski voll zu.

    Da sind Spielformen speziell im Kinder- und Jugendfußball das beste Mitte zur Erlangung, weil ja quasi als "Abfallprodukt" auch noch Technik und Taktik trainiert werden, wenn der Ball dabei ist.
    Komplett verteufeln möchte ich isolierte Läufe trotzdem nicht.
    In der aktuellen Situation, wo in der Coronapause viele durch die Passivität extrem abgebaut haben und erst mal wieder Grundlagen aufholen müssen schadet der ein oder andere Lauf sicher nicht bevor es wieder ans spielen mit den intensiven Tempowechseln und variablen Belastungen geht. Ich würde das aber eher unter dem Punkt Hausaufgaben während des Lockdowns abhandeln und keine Trainingszeit verschwenden, wenn es dann endlich wieder losgeht.
    Vielleicht fehlt auf diesem Weg die Kontrolle ob die Läufe tatsächlich durchgeführt wurden, aber da bin ich ganz pragmatisch der Meinung, egal ob leistungsorientierter Kicker oder Spaßfußballer, jeder ist selbst verantwortlich etwas dafür zu tun, dass er das Rüstzeug für den Sport mitbringt und es reicht vollkommen aus, dass man als Trainer anregt während der Pause was zu tun. Kontrollieren müssen sich die Spieler selbst bzw. bis zu einem gewissen Alter ggf. die Eltern.

  • Warum nur Kinder- und Jugendfußball?

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  • Warum nur Kinder- und Jugendfußball?

    Ich habe ja speziell geschrieben und nicht "nur".

    Im Erwachsenenbereich finde ich es nicht verwerflich ab und zu mal gezielt isoliertes Intervalltraining einzustreuen um den Fokus bei allen darauf zu legen. Das ist nicht das was ich bevorzuge, aber auch nicht komplett daneben.

    Im Kinder- und jüngeren Jugendfußball geht sowas allerdings gar nicht.

  • Verwerflich ist es natürlich nicht. Allerdings würde ich sagen, dass es auch nicht notwendig ist. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass ich jedes isolierte Intervalltraining (hinsichtlich Ausdauer) mit Spielformen mindestens genau so intensiv gestalten kann und habe nebenbei noch unzählige andere positive Effekte die du als "Abfallprodukt" beschrieben hast.


    Mittlerweile habe ich mir sogar zu diversen Standardsituationen Spielformen einfallen lassen. Der einzige Bereich in dem ich teilweise auf Spielformen (teilweise) verzichte ist das Aufwärmen.

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  • Spielformen beinhalten sehr häufig Intervalle und deswegen bin ich voll bei dir, eignen sie sich am besten. Ich habe meine Mannschaften noch nie ohne Ball laufen geschickt, wenn der Platz bespielbar war.

    Habe ich bislang auch so gehalten. Dieses Jahr hatte ich das erste Mal die Rückmeldung einer Mannschaft, die gerne mehr isoliert laufen würde, weil die Spielerinnen das Gefühl haben, nur mit Spielformen nicht ausreichend vorbereitet zu sein.

    Das kam für mich total überraschend, zu dem Zeitpunkt hatten wir eine sehr gute Vorbereitung gespielt und lagen nach den ersten Punktspielen (die wir damals noch machen durften) auch Punktemäßig im erwartbaren Plan, wir waren voll konkurrenzfähig und hatten ganz sicher keine körperlichen Probleme mitzuhalten.

    Ich kann mir das nur dadurch erklären, dass sie einfach anderes Training gewohnt waren in den Vorjahren und das einfach in den Köpfen festsitzt das zu einem gewissen Teil gelaufen werden muss.

    Naja, ich bin da anderer Meinung aber wir haben tatsächlich das Training etwas umgebaut mit solchen Anteilen. Fußball ist ja auch Kopfsache, wenn Spieler der Meinung sind es bringt sie weiter und sie brauchen es dann sollen sie es (zu einem gewissen Zeitanteil) auch haben (Erwachsenenmannschaft).

  • Verwerflich ist es natürlich nicht. Allerdings würde ich sagen, dass es auch nicht notwendig ist. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass ich jedes isolierte Intervalltraining (hinsichtlich Ausdauer) mit Spielformen mindestens genau so intensiv gestalten kann und habe nebenbei noch unzählige andere positive Effekte die du als "Abfallprodukt" beschrieben hast.


    Mittlerweile habe ich mir sogar zu diversen Standardsituationen Spielformen einfallen lassen. Der einzige Bereich in dem ich teilweise auf Spielformen (teilweise) verzichte ist das Aufwärmen.

    Ich persönlich tendiere ganz klar in Deine Richtung und würde versuchen annähernd alles in Spielformen umzusetzen.
    Ich wollte damit nur sagen, dass man im älteren Bereich (U19 oder Erwachsen) die Trainer, die teilweise auch auf isolierte Konditionseinheiten ohne Ball zurückgreifen nicht als vollkommen fachfremd abstempeln sollte, sobald sich das einigermaßen im Rahmen hält. Bei Kindertrainern, die Diagonalsprints als elementaren Bestandteils ihres Trainings sehen würde ich das schon tun.

    Das Feedback, das TomGB von seinen Spielerinnen erhalten hat, kenne ich noch aus meiner aktiven Zeit,
    Ich musste mich tatsächlich auch daran gewöhnen, als mein erster Seniorentrainer zur neuen Saison Training bis auf ganz wenige Ausnahmen komplett auf Spielformen umgestellt hat, nachdem er in der Sommerpause eine scheinbar beeindruckende Hospitation oder Fortbildung abgelegt hatte. Ich bin damit dann aber recht schnell warm geworden, hatte deutlich mehr Spaß am Training als vorher und vermutlich hatte es tatsächlich auf positive Effekte auf unserer spielerischen Leistungen inkl. Laufleistung im Spiel.

    Allerdings mussten wir als Mannschaft dem ein oder anderen Kollegen schon klar machen, dass diese Form von Training fürs Team nur dann erfolgreich ist, wenn jeder Mitspieler das Angebot sich zu bewegen und zu verausgaben auch aktiv annimmt ;)
    Dementsprechend ist es bei älteren Jahrgängen natürlich manchmal etwas einfacher mit isolierten Konditionseinheiten dafür zu sorgen, dass alle Spieler mit der nötigen Intensität dabei sind.

  • Dieses Jahr hatte ich das erste Mal die Rückmeldung einer Mannschaft, die gerne mehr isoliert laufen würde, weil die Spielerinnen das Gefühl haben, nur mit Spielformen nicht ausreichend vorbereitet zu sein.

    Ich bin ja auch ein Freund davon, die Mannschaft in bestimmte Entscheidungen und Prozesse einzubeziehen. In diesem Punkt würde ich allerdings keine Kompromisse zulassen. Weil das ein Punkt ist, bei dem ich zu 100% überzeugt bin dass es einfach in jeder Hinsicht besser ist. Da kommen wir dann zu einer Eigenschaft die ein guter Trainer haben muss. Es reicht nicht, nur das Wissen zu besitzen. Man muss auch in der Lage sein, das Team für die eigenen Ideen zu begeistern. Mit meiner (ist ja eigentlich nicht meine) Trainingsphilosophie stieß ich auch meistens auf viel Skepsis, konnte aber zumindest die Spieler (ganz im Gegenteil vom Vorstand) innerhalb kürzester Zeit überzeugen.

    Ich wollte damit nur sagen, dass man im älteren Bereich (U19 oder Erwachsen) die Trainer, die teilweise auch auf isolierte Konditionseinheiten ohne Ball zurückgreifen nicht als vollkommen fachfremd abstempeln sollte, sobald sich das einigermaßen im Rahmen hält. Bei Kindertrainern, die Diagonalsprints als elementaren Bestandteils ihres Trainings sehen würde ich das schon tun.

    Ich hoffe nicht, dass ich jemals den Eindruck vermittelt habe, irgendjemand als fachfremd abgestempelt zu haben. Das war niemals meine Intention und steht mir auch nicht zu. Ich kann hier lediglich mein "Bücherwissen" gepaart mit meinen persönlichen Erfahrungen widerspiegeln, ohne dabei den Anspruch zu haben, dass meine Ansichten die einzig wahren sind.

    Allerdings mussten wir als Mannschaft dem ein oder anderen Kollegen schon klar machen, dass diese Form von Training fürs Team nur dann erfolgreich ist, wenn jeder Mitspieler das Angebot sich zu bewegen und zu verausgaben auch aktiv annimmt ;)
    Dementsprechend ist es bei älteren Jahrgängen natürlich manchmal etwas einfacher mit isolierten Konditionseinheiten dafür zu sorgen, dass alle Spieler mit der nötigen Intensität dabei sind.

    Ein weiterer wichtiger Punkt (vielleicht sogar der wichtigste) meines Trainings ist der Wettbewerbsgedanke. Im Wesentlichen geht es darum das Spiel am Wochenende zu gewinnen (Bitte hinsichtlich Kinderfußball nicht falsch verstehen. Bin großer Freund davon im Kinderfußball alle spielen zu lassen und den Ausbildungsgedanken voran zu stellen. Allerdings sollten auch schon die Kinder "gewinnen wollen" und das Gefühl haben, dass der Trainer gewinnen will und das eine Niederlage nur dann in Ordnung ist, wenn man alles gegeben hat). Also muss auch das "Gewinnen" beim Training im Mittelpunkt stehen. Gerade das geht bei Spielformen besonders gut. Es gibt 100te Möglichkeiten den Siegeswillen bei jedem Training zu steigern und zu belohnen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Je nach Schwerpunkt werden die Spieler bereits am Anfang des Trainings schon in Teams eingeteilt. In jeder Spielform gibt es Punkte zu gewinnen. Wer am Schluss die meisten Punkte hat muss zum Beispiel nicht wegräumen. Klingt vielleicht banal macht sich aber auf Dauer bezahlt. So wird den Spielern immer wieder vor Augen gehalten, dass es darum geht zu gewinnen. Außerdem kann man dann auch gruppenpsychologische Dinge beobachten und fördern. Dann gibts vielleicht einen Spieler, der verlierenden Mannschaft, der das Zepter in die Hand nimmt und die Spieler die sich hängen lassen zusammenstaucht und antreibt. Der Spieler wird dann vor gesammelter Mannschaft für seine Mentalität gelobt. Innerhalb weniger Wochen ergibt sich dann eine Art "Schneeballeffekt" wo dann ein Spieler den anderen pusht und dann richtig "Feuer" in jeder Spielform drin ist. Vor der Coronapause ging das teilweise so weit, dass ich die Jungs vereinzelt wieder bremsen musste. So lernen die Spieler auch mental mit verschiedenen Zwischenergebnissen umzugehen. Liege ich hinten muss ich auch noch mal die letzten Kräfte mobilisieren. Liege ich vorne darf ich nicht in Arroganz verfallen und so weiter.


    Gift für Spielformen ist ein kleiner Kader und großer Niveauunterschied bei den Spielern. Natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn ich einen Spieler der sich hängen lässt mal kurz zur Seite nehmen kann, um ihm zu sagen, dass es mit seiner derzeitigen Trainingsleistung nichts wird mit dem Starteinsatz am Wochenende. Vernünftig vermittelt sehen es die meisten Spieler ein, dass ihr Konkurrent diese Woche einfach besser trainiert hat. Normalerweise wird der Spieler, der kürzer treten musste die kommende Woche wie besessen trainieren. Natürlich geht das nicht, wenn sich die Mannschaft selbst aufstellt, weil es keine Alternativen gibt.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Allerdings mussten wir als Mannschaft dem ein oder anderen Kollegen schon klar machen, dass diese Form von Training fürs Team nur dann erfolgreich ist, wenn jeder Mitspieler das Angebot sich zu bewegen und zu verausgaben auch aktiv annimmt ;)
    Dementsprechend ist es bei älteren Jahrgängen natürlich manchmal etwas einfacher mit isolierten Konditionseinheiten dafür zu sorgen, dass alle Spieler mit der nötigen Intensität dabei sind.


    Dieses Jahr hatte ich das erste Mal die Rückmeldung einer Mannschaft, die gerne mehr isoliert laufen würde, weil die Spielerinnen das Gefühl haben, nur mit Spielformen nicht ausreichend vorbereitet zu sein.

    Ich bin ja auch ein Freund davon, die Mannschaft in bestimmte Entscheidungen und Prozesse einzubeziehen. In diesem Punkt würde ich allerdings keine Kompromisse zulassen. Weil das ein Punkt ist, bei dem ich zu 100% überzeugt bin dass es einfach in jeder Hinsicht besser ist. Da kommen wir dann zu einer Eigenschaft die ein guter Trainer haben muss. Es reicht nicht, nur das Wissen zu besitzen. Man muss auch in der Lage sein, das Team für die eigenen Ideen zu begeistern. Mit meiner (ist ja eigentlich nicht meine) Trainingsphilosophie stieß ich auch meistens auf viel Skepsis, konnte aber zumindest die Spieler (ganz im Gegenteil vom Vorstand) innerhalb kürzester Zeit überzeugen.

    Ist ja etwas Off-Topic, geht hier ja um die Frage zieht man als Trainer zu 100 % seine Linie durch oder geht man Kompromisse ein und nicht speziell nur um die Form des Ausdauertrainings. Aber sehr interessant und für mich gerade sehr wichtig. Nach etlichen Jahren im Jugendbereich und Trainer der weniger ambitionierten 2. Mannschaft bin ich seit 2 Jahren Trainer der 1. Mannschaft, wo Spielerinnen und auch der Vorstand sich schon mehr damit auseinandersetzen was im Training gemacht wird. Ist ja auch schön, aber mitunter anstrengend. Bin immer noch dabei, meine Linie zu finden, die permantenten Corona-Pausen machen es nicht besser. Im Grunde ist ja in 2 Spielzeiten insgesamt 1 Halbserie gespielt worden an Pflichtspielen.......

    Während mir die Meinung des Vorstands (der überwiegend spielformbasiertes Training eher kritisch sieht, alter Schlag) komplett am A.... vorbei geht, sieht das bei den Spielerinnnen und meinem Co. schon anders aus. Ich kann ja schlecht gegen die Mannschaft trainieren, gerade im unteren Amateurbereich wo es jeder nur als Hobby betreibt. Und ich will mich auch nicht komplett aufreiben und bin da diverse Kompromisse eingegangen, auch was z.B. die taktische Formation betrifft. Allerdings merke ich selber wie es mich in der Nachbetrachtung (jetzt ist ja viel Zeit) eher ärgert. Letztlich stehe ich ja als Trainer für den Auftritt der Mannschaft am Spieltag und dann sollten sich auch meine Ideen vom Fußball darin zu möglichst 100 % wiederfinden und nicht weichgespült sein. Aber wie sagt man: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, neben den Spielern sollte auch der Trainer eine Lernkurve haben.

  • Gift für Spielformen ist ein kleiner Kader und großer Niveauunterschied bei den Spielern. Natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn ich einen Spieler der sich hängen lässt mal kurz zur Seite nehmen kann, um ihm zu sagen, dass es mit seiner derzeitigen Trainingsleistung nichts wird mit dem Starteinsatz am Wochenende.

    Generell stimme ich Dir bzgl. den Spielformen zu, und ich finde auch super, das man das konsequent umsetzt.

    Obiges Zitat steht m.e. aber total konträr zu meiner Überzeugung und auch meinen Erfahrungen.

    Spielformen bieten m.e. den besten Ansatz Spieler zu fördern, die momentan nicht so weit sind. Ich würde, im Gegensatz zu früher, nie mehr in -gut- oder oder -noch nicht so gut- aufteilen.

    Wenn ich einen -nicht so guten- habe, dann kann ich den ja wunderbar in Spielformen in Bereichen einsetzen, in denen er noch nicht so gut ist.


    Zum kleinen Kader: auch das sehe ich anders. Wenn ich einen kleinen Kader habe, der sich quasi von selbst aufstellt, habe ich ja trotzdem ein Anliegen als Mannschaft, wie wir performen möchten. Und das sollte die Motivation sein, das sich jeder reinhängt im Training um dieses gemeinsame Anliegen erreichen zu wollen. Das Training dafür wichtig ist, ist doch jedem einzelnen klar.

    Wenn die Motivation nur die ist, gut zu trainieren, damit ich am Wochenende spiele, reicht das ja auch, besser als der x oder y zu sein, die ja eventuell sowieso in der schwachen gruppe trainieren.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)