Welche Form des Trainings eignet sich am besten für den erwerb einer Fußballspezifischenausdauer?

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  • Argumente sind da irgendwie für mich wichtiger als viel - Meinung-

    Da könnte man als Argument jetzt auch einfach sagen, dass das Bundesligavereine von der F-Jugend bis zu den Lizenzteams so handhaben. Aber dieses Argument zählt ja hier scheinbar nicht.

  • Trainer91

    Davon ab, das es mir relativ egal ist was die Mehrheit tut, ist deine Aussage schlichtweg falsch.

    Da ich in einem nlz von der u9 bis zur u11 hospitiert habe, bleibt meine Aussage zwar subjektiv, aber ich weiss zumindest das es keine allgemeingültigkeit gibt.

    Und deshalb vertraue ich doch eher dem, was ich verstehe, dessen nutzen ich sehe, und von dem ich absolut überzeugt bin, weil ich es auch , für mich schlüssig, begründen kann

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Davon ab, das es mir relativ egal ist was die Mehrheit tut, ist deine Aussage schlichtweg falsch.

    Da ich in einem nlz von der u9 bis zur u11 hospitiert habe, bleibt meine Aussage zwar subjektiv, aber ich weiss zumindest das es keine allgemeingültigkeit gibt.

    Und deshalb vertraue ich doch eher dem, was ich verstehe, dessen nutzen ich sehe, und von dem ich absolut überzeugt bin, weil ich es auch , für mich schlüssig, begründen kann

    Sicherlich haben die verschiedenen NLZs unterschiedliche Schwerpunkte, ich habe jedoch bei den 6-7 NLZs die ich kenne noch nie gesehen, dass Übungsformen verboten wären. Finde es daher spannend, dass du wohl ein NLZ kennst bei dem es so wäre.

    Ganz im Gegenteil, viele der mir bekannten NLZs betreiben sogar ein zusätzliches, komplett isoliertes Techniktraining mindestens einmal pro Woche. Dies dann aber eher im Bereich U15-U19.

    Vielleicht reden wir hier auch einfach von unterschiedlichen Altersbereichen und haben deswegen komplett unterschiedliche Eindrücke.


    Und statt zu behaupten, dass die Aussagen von anderen Usern einfach falsch sind, lasse ich jedem hier seine Meinung und tue dann ebenso das, was ich für richtig halte. In dem Fall mich an best-practice-Beispielen zu orientieren.

    Wer meint diesen entwachsen zu sein, kann ja gerne mit seiner Mannschaft andere Wege gehen.


    Ich denke das Thema kann dann auch hier langsam zu den Akten gelegt werden. Die jeweiligen Argumente wurden ausgetauscht und neue Erkenntnisse werden wohl auch nicht mehr dazukommen :D

  • Trainer91 ich denke auch das keine neuen Erkenntnisse dazukommen. Die einzigen, belegbaren fakten in dieser Diskussion hat vangaalsnase ja beigetragen. Jeder möge das für sich bewerten.

    Das Du mir immer unterstellst das ich anderen usern etwas unterstelle, wird durch wiederholung, (auch wenn wiederholung die seele der Pädagogik sein soll😉) nicht richtiger, da ich ja immer betone das meine erfahrungen subjektiv sein mögen. Auf jeden fall bleiben es eigene erfahrungen. (Natürlich kenne ich nicht 6,7 nlz näher).

    Von daherunterstelle ich auch keinem, das er wider besseres wissen, nur sein Training schönreden wolle, sondern hoffe vielmehr, das jeder bemüht sein möge, seinen anvertrauten mädels, jungs das beste Training zukommen zu lassen.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

    Einmal editiert, zuletzt von Trainer E ()

  • Das Du mir immer unterstellst das ich anderen usern etwas unterstelle, wird durch wiederholung, (auch wenn wiederholung die seele der Pädagogik sein soll😉) nicht richtiger, da ich ja immer betone das meine erfahrungen subjektiv sein mögen. Auf jeden fall bleiben es eigene erfahrungen.


    Davon ab, das es mir relativ egal ist was die Mehrheit tut, ist deine Aussage schlichtweg falsch.

    Scheinbar gibt es dann wohl zwei User mit dem gleichen Namen...

  • es wird zunehmend polemisch.

    Ich habe da lediglich gesagt das es zumindest ein nlz nicht macht.

    Deshalb war die aussage falsch.

    Du redest von - anderen usern- und beziehst es auf dich. Lass gut sein...

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Ich finde das Thema der Diskussion sehr interessant, wenn ich auch das schwarz/weiß Denken in der Diskussion nicht ganz verstehen kann - vor allem in der heutigen Zeit mit kontaktfreiem Training.

    Hier mal 2 Gedanken von mir:

    Ich nehme mal das Beispiel des DFB - aus meiner Sicht ist die Spielform ohne Spielrichtung in dem Beispiel der Übungsform überlegen, weil sie gesamtheitlich mehr bringt (oder anders ausgedrückt: in der Zeit, in der die konditionellen Aspekte (isoliert) trainiert werden müssen, kann ich die Spielform noch einmal machen und bekomme eine höhere Passanzahl). -> hat auch einen Bezug zum ursprünglichen Thema ;)

    Ich habe gestern im Training diese Übung(!?!) gemacht.

    torschusspass.png?

    Ist es für die Passspieler eine (isolierte) Übungs- oder Spielform? Oder lassen wir es unter Wettkampfform laufen? Was für eine Form ist es für die Torschützen? Übungs- oder Wettkampfform? Rein theoretisch haben die Schützen und Passspieler keinen Gegner-, Raum- und Zeitdruck.

    Wie seht ihr das?

  • Ist es für die Passspieler eine (isolierte) Übungs- oder Spielform? Oder lassen wir es unter Wettkampfform laufen? Was für eine Form ist es für die Torschützen? Übungs- oder Wettkampfform? Rein theoretisch haben die Schützen und Passspieler keinen Gegner-, Raum- und Zeitdruck.

    Wie seht ihr das?

    Ich würde dem ganzen den Namen "Übungsform mit Wettkampfcharakter" geben. Wobei es den Spielern egal sein kann, wie wir das nennen.


    Wie stehe ich zu dazu:


    Ich würde schon sagen, dass alle Beteiligten unter "Zeitdruck" stehen. Denn je schneller ich meine Übung ausführe, desto wahrscheinlicher ist der Erfolg meiner Gruppe.


    Ich glaube, dass diese Übung Spielern - so ziemlich jeden Alters - Spaß machen wird. Die Frage allerdings ist, was das Ziel sein soll?


    Technik: Der Trainer kann seinen Coachingfokus auf das Dribbling, den Torschuss, oder die Passsequenz richten.

    Taktik: Taktischer Aspekt ist quasi 0, vor allem weil keine der Übungen spielnah ist.

    Athletik (Rückkehr zum eigentlichen Thema): Durch den Wettkampfcharakter ist da normalerweise schon Tempo drin. Jetzt liegt es am Trainer in welchem Bereich (aerob, anaerob, Schnellkraft) er diese Übung ansetzen will. Durch Abstände und Dauer.


    Solche Wettläufe kann man immer wieder mal einstreuen (vor allem wie momentan bei kontaktlosem Training). Habe ich selber bei jüngeren Mannschaften auch gemacht. Allerdings fehlt ein ganz entscheidender Faktor: die Entscheidungsfindung. Der Spieler muss nie auf etwaige Einflüsse reagieren, sondern es reicht, wenn er stur sein Programm abspult. Gibt es so leider nicht im Spiel.


    Bei uns ist ja Training leider nach wie vor nicht erlaubt, aber ich habe auch bei kontaktlosem Training nicht auf Spielformen verzichtet (obwohl ich natürlich aus Mangel an Ideen vermehrt auf Übungsformen zurückgegriffen habe).

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Ich habe diese Form bei einer E-Jugend gemacht. Coaching wollte und habe ich meistens beim Passen gemacht. Ich hatte ungefähr die Gedanken von Strznievski bei der Auswahl der Form. Ein weiterer Punkt war die Anschlussaktion (beim Passen, das dem Ball hinterhergehen und beim Torschuss die Orientierung, wo ist mein nächster Ball).

    Was ich dann allerdings gesehen habe, hat mich überrascht.

    z.B. Torschuss: die Kinder haben teilweise nicht gleich nach dem letzten Hütchen geschossen, sondern liefen näher an das Tor heran. Sie suchten kein 1 gegen 1, weil das ist ja gerade verboten (kam von den Kindern - 1,5m Abstand), aber das kam einem alleine auf das Tor laufen in einem Spiel schon ziemlich nahe. Und die Vorgabe hatte das auch nicht verboten. Somit konnten sich die Kinder schon entscheiden, was aus ihrer Sicht die bessere Alternative war.

    z.B. beim Passspiel: hier ist mir aufgefallen, dass die Kinder (v.a. mit dem schwächeren Fuß) auch dort entscheiden konnten, wie sie handeln. Passstärke und Genauigkeit (teilweise lieber langsam, dafür genau; teilweise schneller, dafür öfters) fielen unterschiedlich aus. Teilweise legten sie sich auch den Ball hin und nahmen nochmals Anlauf (völlig spielfremd - das gleiche beobachtet ich allerdings auch bei der 3 gegen 1 Spielform 2 Tage zuvor oder bei anderen Spielformen 2 gegen 2 bzw. 4 gegen 4 - aber der Gegenspieler darf ja gerade nicht zu nahe kommen und mir den Ball wegnehmen).

  • Ich finde das Thema der Diskussion sehr interessant, wenn ich auch das schwarz/weiß Denken in der Diskussion nicht ganz verstehen kann - vor allem in der heutigen Zeit mit kontaktfreiem Training.

    Dem kann ich nur zustimmen. Es hat sich hier ja niemand in de Richtung positioniert, dass ein Training unbedingt einen Mindestanteil an Übungsformen enthalten muss und ein rein auf Spielformen basierendes Training verteufelt oder Training wie vor hundert Jahren mit 15 Minuten Warmlaufen, 10 Minuten Dehnen 50 Minuten Übungen à la Torschuss mit langer Schlange und zu guter Letzt noch ein 15 minütiges Abschlussspiel gefordert. Es ging lediglich darum, dass ein Training, in dem für bestimmte Zwecke vereinzelt auf Übungen zurückgegriffen wird nicht automatisch ein schlechtes Training aus der Mottenkiste sein muss.
    Möglicherweise ist es tatsächlich ein Qualitätsmerkmal, das den guten engagierten Trainer zum Supertrainer macht, wenn es ihm gelingt ausschließlich in Spielformen zu arbeiten und damit sämtliche Spieler und Trainingsziele zu erreichen, aber verboten und verwerflich ist es sicher nicht gelegentlich auf Übungen zurückzugreifen.
    Ich habe schon einige male die Erfahrung gemacht, dass ausgehend von einer Spielform eine kurze Korrekturübung dazu geführt hat, dass Dinge in der darauffolgenden Spielform und auch langfristig besser gelaufen sind nachdem man Sinn und Zweck des ganzen erklärt hat.
    (ballführen mit dem gegnerfernen Fuß auch wenn es der schwächere ist, Abstand beim Verteidigen, damit der Gegenspieler sich nicht eindrehen kann, Erklärung der spieloffenen Stellung bei der Ballannahme, ...)
    Wissenschaftlich könnte man jetzt argumentieren, dass der Lerneffekt bei den Spielern durch die Erklärung und die Übungsform nicht nachhaltig genug war, weil der Impuls von außen kam und nicht intrinsisch von den Spielern erfahren wurde.

    In der Spielform schleifen sich aber gerne auch mal suboptimale Dinge ein, wenn z.B. ein Spieler in einer heterogenen Mannschaft körperlich extrem überlegen ist (z.B. viel schneller oder kräftiger als der Rest) dann mit einfachen Mitteln, zum Erfolg kommt.
    Ich bin Fan von Spielformen und auch davon Spielformen im Training oberste Priorität einzuräumen, habe aber oft genug die Erfahrung gemacht, dass die Trainingsgruppe dazu schon relativ weit und vor allem relativ homogen sein muss, damit alle ihren Spaß und Lerneffekt daran haben.

  • Zur Jahrtausendwende führte Klaus Roth die sogenannte „Spielmacherstudie“ durch, in der er Spieler, die als besonders kreativ und technisch beschlagen galten, über ihre Kindheit befragte. Darunter waren u.a. Mehmet Scholl sowie die Welthandballer Daniel Stephan und Magnus Wislander. Sie alle gaben an, das Spielen auf der Straße gelernt zu haben. Dabei haben sie aber nicht nur Fußball/Handball gespielt, sondern auch Hockey, Eishockey oder Basketball. Niemand war da, um ihre Bewegungen und technischen Ausführungen zu korrigieren. Sie haben dadurch eine große Bewegungserfahrung erworben und gelernt, situationsübergreifende Lösungen zu finden.


    Ich könnte jetzt noch darauf eingehen, inwiefern Technik, Wahrnehmung und Entscheidung im Zusammenhang stehen und daher unbedingt simultan trainiert werden sollten, aber dann sprenge ich hier jeglichen Rahmen.

    Ich gehe davon aus, dass Mehmet Scholl, genauso wie ich (ich habe das Spielen auch auf der Straße gelernt) nicht permanent genügend Freunde angetroffen hat um ein Match zu spielen. Man war auch mal alleine oder zu zweit mit seinem Ball am Bolzplatz oder im Hof.

    Alleine habe ich dann gerne Wand-, Dach-, oder Latten-/Pfostenschießen gespielt und mit dieser Übung unbewusst an meiner Schusstechnik gearbeitet. Zu zweit oder zu dritt wurde nicht automatisch immer 1 gegen 1 gespielt (zwar auch mal, aber nicht immer), sondern es gab auch Übungen wie Elfmeterkönig, Ballhochhalten, Fußballgolf oder man hat sich einfach mal den Ball zugepasst.
    Das war bei Mehmet sicher nicht viel anders...
    Wenn man also die alte Bolzplatzzeit als die Wiege des perfekten Fußballs glorifiziert sollte man nicht verschweigen, dass auch dort nicht permanent gezockt wurde...

  • Auch wenn das Ursprungsthema ein anderes war, sind wir nun doch wieder bei der Diskussion um Spielformen & Isoübungen. Daher gehe mal darauf ein, was ich unter Spielformen verstehe.

    Spielformen sind nicht nur X vs. X-Spiele, in denen man schweigend danebensteht und die Spieler sich selbst überlässt. Ich nutze sehr viele sogenannte Positionsspielformen, in denen ich oft in kleinen Räumen Über-/Unterzahlverhältnisse schaffe. Das ist ein unfassbar effizienter Weg, um strategisch-taktische Prinzipien (keine Abläufe!) zu vermitteln und gleichzeitig Wahrnehmung, Technik, Beweglichkeit, Koordination und (Vor)Orientierung ganzheitlich zu schulen. Ich habe dazu mal vier beispielhafte Spielformen samt Erklärungen angehängt. Für Kinder im Alter bis 11 Jahre würde ich zwar kein Sechsfelderrondo oder das Octagon machen, aber die anderen Spielformen sind durchaus auch für Kinder geeignet. In allen Spielformen sind hohe Pässe verboten.


    Ein ganz wesentliches Problem, das ich mit isolierten Technikübungen habe, ist, dass das Fußballspiel dabei viel zu simpel gedacht wird. Fußball ist die vielleicht komplexeste Sportart, die es gibt. Unzählige Faktoren wirken zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Und noch immer denken viele Trainer, sie könnten Kontrolle über diese Komplexität gewinnen, indem sie das Spiel bis in seine kleinsten Einzelteile zerlegen und dann nach und nach wieder zusammensetzen. Aber so funktioniert Fußball einfach nicht.


    So werden etwa ganz oft technische Fehler gesehen, wo gar keine sind, weil die beobachtenden Trainer nicht die komplexen Zusammenhänge von Wahrnehmung, Entscheidung, Orientierung und Ausführung (Technik) erkennen. Wenn bspw. ein Spieler den Ball bekommt und sich dann aufdreht, während in seinem Rücken ein Gegenspieler naht, verliert er in der Regel den Ball. Aber nicht, weil er keine gute Technik hat, sondern weil er den herannahenden Gegner mangels Schulterblick oder schlechter Orientierung übersehen hat.


    Ich beobachte zudem sehr häufig, dass Spieler in engen Räumen katastrophal zueinanderstehen.

    Blickfelder und Verbindungen.bmp

    Im linken Bild stehen die drei Grünen gut zueinander. Egal, wer hier den Ball hat, er könnte zu jeweils beiden Mitspielern ohne Probleme einen Pass spielen. Im rechten Bild ist Spieler 1 von seinen Mitspielern weggedreht. Hat er den Ball, kann er Spieler 2 nicht nutzen und Spieler 3 nur über einen technisch schweren 90°-Pass anspielen. Solche Staffelungen oder Verbindungen sehe ich bei sehr vielen Spielern oder Mannschaften, die kaum Erfahrungen in engen Räumen haben. Typischerweise sind das Mannschaften, die kein gutes Aufbauspiel haben und das Zentrum meiden.


    Von sämtlichen Trainern, mit denen ich mich darüber unterhalte, wird die schlechte Technik der Spieler dann als Ursache für das schwache Pass- und Aufbauspiel genannt. Keiner erkennt, dass die schlechten Verbindungen in Folge schlechter Orientierung das eigentliche Problem sind. Ein gutes Passspiel ist in erster Linie von den Verbindungen der Spieler untereinander abhängig. Gute Verbindungen verringern die technischen Schwierigkeiten, weil die Passdistanzen kleiner sind und sich nicht mit Ball am Fuß aufgedreht werden muss, was Zeit kostet und Gegnern die Gelegenheit gibt, in Zweikämpfe zu kommen. Wenn man sich mal die Strukturen von Barca unter Guardiola ansieht (insbesondere die zwischen Xavi, Iniesta und Busquets), erkennt man, dass man kein Übertechniker sein muss, um hier einen Pass sauber ans Ziel zu bringen. Dennoch sind die drei Genannten natürlich überragende Techniker. Es geht darum, den Gegner stets in eine strukturelle Unterzahl zu zwingen (meist 3-gegen-1-Situationen), damit er nicht an den Ball kommt.


    Die Schaffung solcher Strukturen kann aber nicht in Isoübungen vermittelt werden. Mittels isolierter Passübungen werden nämlich lediglich Abläufe und reine Bewegungswiederholungen behandelt. Aber sobald ein Gegner auf den Plan tritt, brechen Ablauf und Bewegung unweigerlich zusammen. Stattdessen werden Prinzipien benötigt, die alle Spieler verinnerlicht haben und situativ nutzen.


    Ballan- und Mitnahme werden ebenso wie das Passen in solchen Positionsspielformen implizit geschult, weil sich die Spieler ständig auf attackierende Verteidiger einstellen und anpassen müssen. Da der Raum in meinen Spielformen recht klein ist, ist man ständig in irgendwelchen zweikampfartigen Situationen oder versucht zumindest, diese zu meiden. Die Notwendigkeit, hier das richtige Timing beim ersten Kontakt zu haben und den Ball in die situativ passende Richtung weg vom Gegner mitzunehmen, oder eine gezielte Körpertäuschung zu machen, ist für die Verbesserung der Ballverarbeitung viel besser geeignet als isolierte Übungsformen. Denn hier haben die Spieler sofort eine Rückmeldung darüber, was Ihre Entscheidungen und Aktionen für Konsequenzen haben. Klappt eine Aktion, wird sie beibehalten und ggf. situativ angepasst. Misslingt eine Aktion, werden neue Lösungen ausprobiert, bis sie erfolgreich sind. Das ist ein fortwährender Selbstorganisationsprozess, der bei den Spielern abläuft. Und das ist insbesondere bei Kindern der Fall. Die Auswirkungen auf die Technik lassen sich dabei durch den differenziellen Lernansatz erklären.


    Erst dann, wenn Spieler wiederholt die gleiche Lösung nutzen und diese nicht zum gewünschten Erfolg führt, greife ich ein und coache explizit. Ich korrigiere aber niemals Bewegungen bzw. Techniken.


    Für viele ist die Anzahl der Ballkontakte in Isoübungen ein großer Vorteil ggü. Spielformen. Davon abgesehen, dass ich bezweifle, dass es tatsächlich zu mehr Ballkontakten kommt, ist für mich die Qualität der Ballkontakte viel wichtiger. Ein Ballkontakt unter Gegnerdruck fordert in den Bereichen Wahrnehmung, Entscheidung, Orientierung etc. zahllose Fähigkeiten, wohingegen in Isoübungen all das vom Trainer bis ins Detail vorgegeben ist. Wie sollen Spieler unter solchen Voraussetzungen Erfahrungen sammeln? Ein nachhaltiger Lernprozess kann so doch gar nicht einsetzen. Bei Kindern führt das sogar nachweislich zu einer verminderten Wahrnehmung und infolgedessen zu einer Behinderung ihrer Kreativität, weil sie nicht lernen, selbständig potenzielle Lösungen zu erkennen; geschweige denn zu nutzen. Das Ziel muss es sein, dass sich die Spieler ein intuitives Erfahrungswissen aneignen können, mit dessen Hilfe sie in der Lage sind, möglichst jede Situation sowohl individuell als auch als Mannschaft passend lösen können.


    Also auch im Bereich der Ballan- und -mitnahme ist nicht (nur) die reine Technik entscheidend, sondern wiederum Elemente wie Wahrnehmung, Entscheidung, Orientierung usw. Insofern sind abermals Spielformen ein ausgezeichnetes Instrument zur Verbesserung.


    Kommen wir abschließend zum Dribbling und Fintieren: Hier behauptet ja eine berühmte Fußballschule aus einer Süddeutschen Landeshauptstadt, man müsse 100 Finten/Tricks beherrschen. Vielleicht sollte das mal jemand Lionel Messi oder Arjen Robben sagen… Natürlich können Tricks hilfreich sein und ich würde auch jeden Spieler dazu ermutigen, sich auszuprobieren, aber eine solche Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen. Außerdem ist auch hier wieder nicht nur die Technik entscheidend. Sehen wir uns mal ein für Andres Iniesta typisches Dribbling und Fintieren an:


    Iniesta nutzt hier gegen Cavani lediglich eine zur Situationsdynamik passende leichte Körperdrehung und Geschwindigkeitsänderung. Mir kann keiner erzählen, dass das technisch anspruchsvoll ist. Das tatsächlich Schwierige sind das Timing der Drehung und die kurze Tempoverschleppung. Die müssen dazu führen, dass der Gegner reagiert. Tut er das, muss wiederum der passende Moment erkannt und dann im passenden Winkel wegbeschleunigt werden. Also abermals sind Wahrnehmung und Entscheidung ganz wesentliche Faktoren, die hier (zusammen mit der Technik) den Ausschlag über Erfolg und Misserfolg geben. All das kann ich nicht adäquat trainieren, wenn die Spieler Hütchen austricksen sollen oder in stupide 1-gegen-1-Situationen geschickt werden. Denn Iniestas Finte hätte niemals funktioniert, wenn er in einer 1-gegen-1-Übung gewesen wäre, weil der Verteidiger dort nicht damit rechnen muss, dass der Ballführer einen Pass antäuscht, oder dass eine Tempoänderung nur zur Vorbereitung einer Finte genutzt wird, aber nicht als Finte selbst. Denn es sind ja nur diese beiden Spieler an der Situation beteiligt.


    Und genau das ist auch der Grund, warum ich es für absolut fatal halte, dass hier im Forum für den Jugendbereich ein so großer Fokus auf Individualtaktik und vereinzelt sogar Technikübungen gelegt wird, wohingegen Gruppen- und Mannschaftstaktik überwiegend abgelehnt werden. Der hochkomplexe Fußball wird so in Einzelteile zerlegt, die nur noch wenig mit dem tatsächlichen Spiel gemein haben. Die Folge ist, dass wir keine Mannschaftsspieler ausbilden. Das 11-gegen-11 wird somit letztlich zu einem 11x 1-gegen-1.


    Isoliertes Techniktraining hat durchaus seine Effekte. Das stelle ich gar nicht in Abrede. Aber der Nutzen ist extrem begrenzt, weiletwaige Verbesserungen eher kurzweilig und nur auf die reine Technik bezogen sind. Unter Gegnerdruck bricht das in aller Regel zusammen. Und wenn ich mindestens die gleichen Effekte in Spielformen erreichen kann, wo ich gleichzeitig alle anderen Aspekte trainiere, sind Isoübungen für mich Zeitverschwendung und taugen höchstens als aktive Erholung oder wenn Kinder unbedingt Torschuss machen wollen. Natürlich ist es nicht leicht, die passenden Spielformen samt Sonderregeln zu finden, um bestimmte Dinge gezielt zu trainieren. Keine Frage! Das benötigt Zeit, eine Menge Erfahrung und auch ein gewisses Vertrauen in diese Methodik. Dass das für viele Überwindung kostet, kann ich durchaus verstehen.


    Ich stehe jedem gerne zur Verfügung, der es ausprobieren möchte. Ihr sagt mir, was Ihr trainieren wollt und bekommt Vorschläge für Spielformen. Hilfreich sind dann auch Videos von Euren Durchläufen, damit ich das analysieren kann (vorausgesetzt, es darf wieder trainiert werden), um darauf aufbauend das weitere Vorgehen zu planen.

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    Hier noch das Video von Iniesta.

  • Vielen Dank für die Beispiele.
    Einiges davon habe ich in ähnlicher Form auch schon durchgeführt, aber so vorbildlich dokumentiert macht es die Trainingsvorbereitung und -arbeit natürlich um ein vielfaches leichter und ermöglicht es auch Trainerkollegen zu erklären was man vorhat bzw. andren Trainern im Verein auf die Sprünge zu helfen.

    Um nochmal auf den "abgedrifteten" Inhalt der Diskussion zu kommen.
    Ja auch ich bin überzeugt, dass Training in Spielformen besser ist als Übungsformen, bleibe aber bei der Meinung, dass es Situationen gibt, in denen es Kindern nicht schadet, ihnen grundlegende technische Ziele und Fertigkeiten in einer Übung ohne Druck zu zeigen und näherzubringen. Dass das dann schnellst möglich in eine Spielform übergehen soll und dass Spielformen mit riesigem Abstand den größten Teil des Trainings abdecken sollte steht außer Frage.
    Aber ich möchte Übungsformen trotzdem nicht komplett verteufeln und sehe einen dosierten Einsatz z.B. in meiner U11 als berechtigt.
    Beispiel: Spieloffene Stellung bei der Ballannahme. Mir persönlich gelingt es leichter ein2m 10-jährigen Sinn und Zweck der richtigen Positionierung in einem statischeren Aufbau mit passivem oder teilaktivem Gegenspieler zu zeigen und ihn vom Sinn dessen zu überzeugen. Die Spieler hören dann auch besser zu und nehmen das erklärte an, wogegen sie im Spiel meist sehr auf das messen mit dem Gegner fokussiert sind und irgendwie durchkommen wollen. Wenn es ihnen irgendwie gelingt, denken sie nicht darüber nach ob es auch besser gegangen wäre.
    Das kann an der Aufnahmefähigkeit meiner Spieler oder an meinen rhetorischen Defiziten liegen, dass wir ausschließlich mit Spielformen nicht immer zum Ziel kommen. Ich halte es aber nicht für grundsätzlich falsch in diesen Fällen, eine vorbereitende oder korrigierende Übung ergänzend zu einer Spielform einzusetzen.

    vangaalsnase: vielen Dank für die Beispiele, die werden sobald wieder möglich sicher alle mal zum Einsatz kommen

  • Ich bin immer noch auf der Suche nach einer Spielform für das kontaktlose Training (E-Jugend) - vielleicht habt ihr mir noch ein paar Ideen. Im letzten Training habe ich z.B. diese Form des "Tischfußball"gemacht.

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    Insgesamt war mir zu wenig Bewegung im Spiel (in Ballbesitz -> raus aus dem Deckungsschatten; ohne Ballbesitz -> Passwege zustellen). Weiterhin war wohl der eine Kontakt für die Stürmer vor dem Tor für viele auch zu schwer (hier muss ich ja schon bevor ich den Ball bekomme nachdenken und wissen, was ich mit dem Ball mache und mich auch so stellen/bewegen). Bei den 3-4 spielstärkeren war es noch gut, aber bei den anderen dauerte es teilweise schon sehr lange bzw. konnte mit einem Kontakt nicht gespielt werden. Zwei Kontakte wären allerdings beim 2 gegen 1 vor dem Tor zu einfach. Habt ihr da evtl. Anregungen?

    Weiterhin hat mir die Mitte (zum Abstand halten) nicht gefallen. Mit 3 Spielern auf einer Linie könnte ich das verhindern. Hat das schon mal wer gemacht? Was waren die Erkenntnisse? Oder habt ihr andere Lösungsmöglichkeiten oder Provokationsregeln?

    Im Voraus schon mal Danke.

  • Vielleicht hilft es, wenn die Spieleranzahl in den einzelnen Reihen ungleich ist? Dann haben die Unterzahlreihen größere Zonen und können sich in diesen mehr bewegen?

  • ..., wogegen sie im Spiel meist sehr auf das messen mit dem Gegner fokussiert sind und irgendwie durchkommen wollen. Wenn es ihnen irgendwie gelingt, denken sie nicht darüber nach ob es auch besser gegangen wäre.

    Eine Aktion klappt und der Spieler sammelt dadurch positive Erfahrungen. Das ist doch das Ziel! Sie müssen auch gar nicht darüber nachdenken, weil sie dafür auf dem Platz ohnehin keine Zeit haben. Ihre Entscheidungen und Aktionen müssen zur Intuition werden. Und warum sollten sie überhaupt darüber nachdenken, ob es besser gegangen wäre, wenn ihre Aktion erfolgreich und im Sinne der Spielidee war?

    Ich würde das tatsächlich eher als Chance für den Trainer sehen, sich über den erfolgreichen Lösungsweg seines Spielers Gedanken zu machen. Vielleicht war dieser ja besser/passender als der, den man als Trainer im Kopf hatte.


    Vorausgesetzt, die Aktion des Spielers klappt nicht: Dann kannst Du doch hier sofort anhalten und ihm die passende Lösung aufzeigen. Dabei hast Du gleich eine spielnahe Situation. Ohne Gegnerdruck fehlt einfach der Spielkontext. Und zuhören tun die Spieler in Spielformen ebenso.

  • ..., wogegen sie im Spiel meist sehr auf das messen mit dem Gegner fokussiert sind und irgendwie durchkommen wollen. Wenn es ihnen irgendwie gelingt, denken sie nicht darüber nach ob es auch besser gegangen wäre.

    Eine Aktion klappt und der Spieler sammelt dadurch positive Erfahrungen. Das ist doch das Ziel! Sie müssen auch gar nicht darüber nachdenken, weil sie dafür auf dem Platz ohnehin keine Zeit haben. Ihre Entscheidungen und Aktionen müssen zur Intuition werden. Und warum sollten sie überhaupt darüber nachdenken, ob es besser gegangen wäre, wenn ihre Aktion erfolgreich und im Sinne der Spielidee war?

    Ich würde das tatsächlich eher als Chance für den Trainer sehen, sich über den erfolgreichen Lösungsweg seines Spielers Gedanken zu machen. Vielleicht war dieser ja besser/passender als der, den man als Trainer im Kopf hatte.


    Vorausgesetzt, die Aktion des Spielers klappt nicht: Dann kannst Du doch hier sofort anhalten und ihm die passende Lösung aufzeigen. Dabei hast Du gleich eine spielnahe Situation. Ohne Gegnerdruck fehlt einfach der Spielkontext. Und zuhören tun die Spieler in Spielformen ebenso.

    Mit Verlaub da sehe ich die Gefahr so genannte Fachidioten zu erzeugen. Klappt 5 mal, klappt immer....Bis man auf stärkere trifft.


    Auch Alternativen müssen den Kindern aufgezeigt werden. Heißt für mich beim dribbeln/fintieren, unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten im Training auch mal zu zeigen/trainieren. Ich gehe davon aus, dass ein Iniesta keine 100 Finten kann. Aber er hat in seinem Leben sicher 100 ausprobiert. Am Ende passten einige gut in seine Spielweise. Ein Robben spielt anders, also hat er andere Finten im Repertoire.