Hallo liebe Trainergemeinde,
mir geistern seit einiger Zeit viele Gedanken durch den Kopf. Gedanken bezüglich der Sinnhaftigkeit meiner Trainerarbeit. Was ist der Sinn dieser ganzen Stunden, welche ich für die Mannschaft und den Verein opfere? Natürlich werden viele sofort sagen, dass sie es für die Kinder machen und das es ohne Ehrenamt eben nicht geht. Natürlich mach auch ich es für die Kinder. Ich möchte das sie Spaß haben und sich verbessern. Außerdem bekommt man auch eine Menge zurück. Ein gutes Gefühl durch strahlende Kindergesichter unter anderem. Ein bisschen sportlicher Erfolg tut mir als Trainer auch sehr gut, auch wenn es nicht im Vordergrund stehen sollte. Man arbeitet an einem guten Unterbau für den Herrenbereich. Aber ist das wirklich so?
Ich schaue mich bei Kollegen im Landkreis um und sehe, dass Vereinstreue nichts mehr wert ist. Kinder wechseln hin und her, meist getrieben von ehrgeizigen Eltern, die sich die große Karriere erhoffen. Ich sehe in unserem Landkreis Mannschaften, die komplett "ausgeräubert" werden. Die Kinder wechseln zum ambitionierten Verein, weil man sich dort bessere Chancen verspricht. Ganze Jahrgänge müssen abgemeldet werden, die über Jahre trainiert und aufgebaut wurden. Die paar untalentierteren Spieler, die übrig bleiben, schließen sich mit dem Nachbarverein zu einer SG zusammen, die auch noch ein paar Spieler über haben, die der große Verein nicht wollte. Die Trainer stehen im Prinzip vor einem Scherbenhaufen. Sie haben Kindern über Jahre alles bestmöglich vermittelt und beigebracht, damit sich ein anderer Verein am Ende mit seiner guten Jugendarbeit und hochklassigen Ligateilnahmen schmücken kann. Ich rede hier nicht mal von 13 oder 14 Jährigen. Ich rede von Kindern im Alter von 9 Jahren aufwärts.
Geht es hier eigentlich noch um den Spaß am Sport? Muss denn wirklich immer alles dafür getan werden, um zukünftige Profis zu produzieren?
Eltern sind Egoisten. Das ist sicher nicht neu, doch ich finde es nimmt neue Ausmaße an. Ich persönlich komme mir teilweise vor wie ein Dienstleister. Nur das ich nicht als solcher bezahlt werde. Wenn der Papa einer meiner besten Spieler mein Training beobachtet, dann nur deshalb, um zu schauen, ob es auch gut genug ist und den Ansprüchen genügt. Ich weiß ganz genau, dass dieser Spieler nur auf der Durchreise ist und nicht sehr lange bei uns spielen wird. Er ist ganz offensichtich zu Höherem berufen. Ich mache meinen "Job" in dieser Altersklasse anscheinend gut genug, so das ich ihn eine Zeit lang begleiten darf, bevor er dann zum größeren Verein wechselt. Mit 9 Jahren wird dieser Spieler in eine Stützpunktmannschaft für 12 Jährige "eingeschleust", dessen Training im Winter auch regelmäßig meinem Training vorgezogen werden soll (fällt auf den selben Wochentag). Schließlich könne man sich diese "Chance nicht entgehen lassen". Soviel dazu.
Vielleicht liegt es auch an mir, aber ich verspüre einen gewissen Druck. Einen Druck den Anforderungen einiger Eltern gerecht werden zu müssen. Ich möchte den Kindern immer gutes Training bieten und sie besser machen. Das ist mein persönlicher Anspruch. Aber dürfen Eltern Ansprüche an einen ehrenamtlichen Trainer stellen?
Am Ende kann man niemanden vorschreiben zu bleiben. Vereinswechsel sind jetzt auch nichts ungewöhnliches. Aber ist es nicht frustrierend, dass am Ende oft andere die Lorbeeren ernten sollen? Das man nur als Mittel zum Zweck gesehen wird? Die ganzen Auseinandersetzungen wegen zu wenig Spielzeit, falscher Positionen, zu laschem oder falschem Training...wofür?
Habt ihr solche Gedanken auch? Vielleicht können wir diesen Thread dafür nutzen, solche Gedanken aufzuschreiben und darüber zu diskutieren.
Gruß!