Gesellschaftliche Herausforderungen rund um unsere Kinder

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  • Trainer E

    maider187

    Was ich damit sagen will, ist, dass ich das nur noch in dem Umfang mache, in dem es für die 6 Stunden/Woche erforderlich ist.

    Ich habe in der Vergangenheit vieles darüberhinaus gemacht. Aber: Warum soll ich Regeln aufstellen, die Kinder selbständiger werden lassen, wenn Eltern ihren Kindern keine Selbständigkeit zutrauen? Ich hatte früher Spaß daran, Teil eines solchen Prozesses zu sein. Die Kinder sind dann auch mal vor die Wand gelaufen, haben daraus etwas gelernt und hatten hinterher einen Entwicklungsschritt gemacht. Ich nehme vermehrt wahr, dass die Eltern alles tun, um die Wände vorher einzureißen.

  • zum Thema "Teamgeist":

    - Scheidungsquote in Deutschland: 1960 - 10,66% und 2017 - 37,67%

    - Eheschließungen in Deutschland: 1991 - 454.291 und 2017 - 407.493

    - Arbeitnehmer im Alter von 15 bis 30 Jahren: Mitte der 70iger: 834 Tage beim selben Betrieb und 2009 652 Tage

    - Betriebszugehörigkeitsdauer 2014: 10,9 Jahre -> macht bei 45 Jahren bis zur Rente 4 Arbeitgeber

    - "11 Freunde müsst ihr sein" (Jugendbuch, 1955, Sammy Drechsel, Roman spielt in den 1930igern) - seit 1967 sind Auswechslungen gestattet (Ausnahme war die Qualifikation zur WM 1954 und England ab 1965).

    - es gibt Nachweise zu aufgabenorientierter Kohäsion, dass diese die Leistung tendenziell erhöht, nicht aber zu sozialorientierter Kohäsion. Erfolge des Teams beeinflussen Kohäsion positiv.

    - Vereinstreue (01.07.2018-01.10.2018) - durchschnittliche Vertragsdauer der Kaderspieler: Real Madrid 5,84 Jahre; FC Barcelona 5,36; Bayern München 5,26; Gladbach 3,48; Basel 1,52; Grasshoppers 0,87

    - Durchschnittliche Verweildauer im Verein

    - wie werden Noten, Zertifikate und Lizenzen in Deutschland vergeben? individuell!


    Der Sport (Verein) spiegelt die Gesellschaft wieder. Vereine (Mannschaften), die sich abschotten, werden nicht lange leben.

  • @Skiwer: was ist Teamgeist? ein Beispiel für eine Definition


    Und ja, ich komme da von Familie zu Ehe ("in guten und in schlechten Zeiten" - ist sowohl im Trauversprechen als auch im Bayern Lied). Was erleben denn die Kinder? Wo leben wir erwachsene Teamgeist vor? Wenn wir ihn nicht Vorleben, warum sollten ihn dann die Kinder haben?


    Früher hielt eine Ehe eine Leben lang. Man spielte in einem Sportverein von der E-AH. Warum? Oftmals aus Abhängigkeit oder Mangels Alternativen. Heute ist das anders.


    Ich brauche heute keinen Teamgeist mehr. Wir sind in so vielen Teams. Wäre ich da immer "ergriffen oder aufgeregt", hätte ich den Zustand fast durchgehend in meinem Leben (und würde wahrscheinlich "ausbrennen"). Ich brauche Werte (z.B. zu seinem Wort stehen, eine komplette Saison zu spielen) oder Verantwortungsgefühl (z.B. meine Aufgabe wahrzunehmen) um mal 2 zu nennen.


    Und was ist das Team heute beim Fußball? 11, 14(15) oder 22 Freunde? Werden Freundschaften auf dem Spielfeld geschlossen oder eher außerhalb? Was tragen wir Erwachsene dazu bei? Wenn ich nicht als Trainer ein Essen oder Event ausrufe, sind die Spieler nach dem Training und Spiel weg. Warum? Weil sie es so wollen? Oder weil die Erwachsenen irgendwelche Termine haben?

  • "Studie schlägt Alarm: Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig

    Experten schlagen Alarm: 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewegen sich weniger als eine Stunde pro Tag. Sport in Schule und Vereinen müsse dringend stärker gefördert werden."

    Quelle: sportschau.de

    Und die nächsten 4 Wochen (+ Monate) dürfte dieser Wert noch weiter sinken.

  • Seit gestern beschäftigt mich die Scholl Aussage: "Es fehlt die Erziehung zum Erfolg." Er bezieht das auf die Spieler der Nationalmannschaft - aus meiner Sicht ist das eine gesellschaftliche Herausforderung. Was machen wir in den Sportvereinen? Wie wirken wir auf unsere Kinder in Schule und Privatleben ein? Ist Erfolg in unserer Gesellschaft anerkannt und erstrebenswert?

    Otto Addo (Danke Coach1976 für den Link) sagt zu Moukoko: "Youssoufa macht mehr als andere. Viel mehr." Wird das anerkannt oder wird hier nach anderen Faktoren gesucht? Würde man in der Schule einen solchen Jungen als Streber bezeichnen?

    Andererseits lese ich bei der MFS: "wer Kinder ganzheitlich ausbilden möchte, muss in den ersten Fußballjahren aufs Gewinnen verzichten müssen". Ab wann darf/soll/muss ich dann auch aufs Gewinnen schauen?

    Wie viele Prozent unserer Bevölkerung sind Gewinner Typen? Zähle ich da selbst dazu oder nicht? Was sind die Faktoren/Variablen und Situationen, die ich hernehme um jemand als Erfolgsmensch oder Gewinnertyp zu bezeichnen?

    Ich verliere übrigens sehr ungern und trotzdem bin ich nicht der Typ, der um jeden Preis gewinnen will (egal ob Training oder Spiel) - auch wenn mir gewinnen sehr viel Freude macht. Ist diese Einstellung auf dem Weg zur "Erziehung zum Erfolg" förderlich oder hinderlich? Gerade auch in Bezug auf den Kinderfußball werde ich immer wieder gefragt, wie ich zum Gewinnen stehe, weil ich von Wettbewerben über einen längeren Zeitraum (z.B. Tabelle) nichts halte. Ich will allerdings Spiele gewinnen. Bei Festivals haben die Kinder aber öfters die Chance zu gewinnen und das Gefühl zu genießen - will man es dann nicht immer öfters? Oder tritt da ein Sättigungsgrad ein? Kann man dann mit Niederlagen nicht mehr gut umgehen?

    Ich finde die Auseinandersetzung mit der Erziehung zum Erfolg gesellschaftlich interessant. Seht ihr das auch so?

  • Warum sollte ich mich mit diesem Thema ernsthaft auseinandersetzen? Das sind Profisportler, die sicher ganz anders ticken, als das Gros der Bevölkerung.
    Profisportler haben sich einem kleinen Teil des großen Spektrums des Lebens verschieben. Auch hier ist die Sportart ja nebensächlich aber Zeit für andere Dinge im Leben bleiben kaum. Finde ich wenig erstrebenswert und auch eher uninteressant.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Goodie : können trotz dieser Einstellung "Finde ich wenig erstrebenswert und auch eher uninteressant." und vielleicht dann auch Erziehung deiner Kinder (oder dir anvertraute Kinder) bzw. Vorleben dieser Einstellung später für so ein Leben brennen? Und da geht es mir nicht nur um Profisportler. Erfolgreiche Wissenschaftler und Unternehmer machen das auch.

    Wir sprechen oft von einer Leidenschaft wecken, für Fußball begeistern, sich selbst mit dem Ball beschäftigen, das Kinder für den Sport brennen usw. - und was machen wir selbst mit unseren Leidenschaften? Sind wir da gute Vorbilder für die Kinder? Können wir als Erwachsene/Eltern Erfolg und Mißerfolg aushalten? Da machen die Kinder ein Wettrennen und streiten sich, wer 1. und 2. wurde - der eine würde jubeln und der andere weinen. Was machen wir meistens? Schlichten, relativieren usw.

    Oder das ganze von einer anderen Seite betrachtet: wenn ich will, dass mein Kind diese Einstellung der Profisportler positiv vorgelebt bekommt, muss ich sie dann zu Ex-Profis ins Training schicken, weil das Gros der Bevölkerung das nicht vorlebt/vorleben kann? Oder ist die Forderung "Erziehung zum Erfolg" nicht erstrebenswert und man braucht sie auch in einer Nationalmannschaft nicht?

  • Ich könnte mir vorstellen, dass den Kindern schon früh Erfolgserlebnisse abgenommen werden .

    Sie müssen zu wenig Schwierigkeiten überwinden.

    Kinder werden vor allem geschützt , was ja auch ok ist , aber selten müssen sie sich etwas schwer erarbeiten .es fehlt dann an der Leidenschaft für etwas .

    Im Fußball wird in den Stützpunkten oft defizitorirntiert gearbeitet .

    Einerseits sollen die Kinder und Jugendlichen dort durchbeissen ,andererseits wird ihnen das Werkzeuk wie man sich durchbeißt meistens aberzogen .

    Außerdem sind es oft die Kinder aus betuchteren Familien , die dann in den Leistungszentren oder Auswahlen landen .

    Diejenigen , die aus weniger priviligierten Kreisrn kommen und vielleicht sogar mehr Leidenschaft mitbringen , weil sie gelernt haben um alles in ihrem Leben zu kämpfen scheitern schon an den Anfahrtswegen oder am mangelnden Geld für die Ausrüstung .

    Ich bin mir sicher , dass vielen Talenten, die Leidenschaft und Biss mitbringen der Weg verbaut wird.

  • let1612

    sehr interessantes und komplexes Thema.

    Die Aussage von Addo über das Supertalent Moukoko, der trotz seiner unübersehbaren Hochbegabung viel mehr investiert als andere hat mich auch sofort angesprochen.

    Zum Thema zum Gewinnen erziehen:

    ich versuche bei meinen eigenen Kindern im Sport wie auch im Schulalltag ein Bewusstsein zu erzeugen, dass es sich dabei immer um einen Wettkampf mit sich selbst handelt und nicht um einen Wettstreit mit anderen. Es zählt immer die eigene Leistung in Relation zu den eigenen Zielen und nicht im Vergleich mit anderen.

    Für meinen Sohn heißt das beim Fußball: sei immer der beste Spieler der Du sein kannst.

    Mei Trainerkollege und ich sprechen mit unserer U11 nie über das Ergebnis sondern immer über den Spielverlauf. Da kann es schon vorkommen, dass nach einem deutlichen Sieg mehr Verbesserungspotential aufgezeigt wird statt des erwartete Lib für den Sieg zu verteilen. Bei Niederlagen nach guter Leistung fällt das dafür anders aus.

    Ich glaube hier könnte der Fußball viel von den Einzelsportarten lernen. Weg vom Vergleich mit anderen hin zum setzen eigener Ziele und dem Versuch die eigene Grenze kontinuierlich nach oben zu verschieben.

    Wie der Ehrgeiz und die Bereitschaft Widerstände zu überwinden in unserer Wohlstandsgesellschaft dauerhaft am Leben gehalten werden kann, habe ich aber leider auch noch nicht herausgefunden...

  • bzw. Vorleben dieser Einstellung später für so ein Leben brennen? Und da geht es mir nicht nur um Profisportler. Erfolgreiche Wissenschaftler und Unternehmer machen das auch.

    Wie bitte sollte ich denn ein solches Leben vorleben, wenn mir diese Denkweise vollkommen abgeht?


    Denn ich vertrete mal sehr bewusst eine Kontraposition:

    An der Spitze ist es einsam. In der Mitte hingegen sind viele. Beruflich heißt das zum Beispiel, dass ich Teil eines Teams bin, meine Fähigkeiten wie bei einem Teil eines Mosaiks einbringe, welches aber nur in der Gänze seine Pracht entfaltet. Ist man in so einer Position unwichtig oder weniger wert? Wohl kaum.

    Statt mich einer einzigen Sache zu widmen, was wohl für die absolute Spitze nötig ist, kann man sich auch breit aufstellen. Elternschaft ist doch so eine breite Sache: Vorleser, Sportpartner, Koch, Streitschichter, Nachhilfelehrer, Ersthelfer und Fahrradflicker...


    Natürlich kann man seine Kinder steuern und sie zu Höchstleistungen anspornen. Häufig läuft das übrigens über Liebesentzug! Ich nenne mal die berühmt-berüchtigten Eislaufmuttis als Vertreter dieser Zunft. Zu David Garrett - dem Geiger - kann man hier ein bißchen lesen https://www.welt.de/kultur/art…h-den-Dreck-gegangen.html
    Und Helikoptereltern sind grauenhaft anstrengend. Räumen ihren Kindern jedes noch so kleine Steinchen ausm Weg und glauben, den Kindern damit zu helfen und ihnen gutes zu tun. So ein Blödsinn.


    Ich finde nur den Gedanken skurill, dass ich eine "Leidenschaft wecken" sollte. Wie soll das denn gehen? Die Welt ist doch so groß und warum sollte ich nun meine begrenzte Welt/Erfahrung hernehmen, um daraus was für meine Kinder auszuwählen? Wenn es am Ende Fechten ist, oder Klavier oder französische Literatur oder Atomphysik... Davon hab ich doch keine Ahnung. Also ist es doch eher an mir, vielseitige Erfahrungsangebote zu schaffen, damit die Kinder auch hier aus dem Vollen schöpfen könnten. Und das ist doch wiederum das genaue Gegenteil von der einseitigen Talentförderung im Kindesalter.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Goodie : können trotz dieser Einstellung "Finde ich wenig erstrebenswert und auch eher uninteressant." und vielleicht dann auch Erziehung deiner Kinder (oder dir anvertraute Kinder) bzw. Vorleben dieser Einstellung später für so ein Leben brennen? Und da geht es mir nicht nur um Profisportler. Erfolgreiche Wissenschaftler und Unternehmer machen das auch.

    Wir sprechen oft von einer Leidenschaft wecken, für Fußball begeistern, sich selbst mit dem Ball beschäftigen, das Kinder für den Sport brennen usw. - und was machen wir selbst mit unseren Leidenschaften? Sind wir da gute Vorbilder für die Kinder? Können wir als Erwachsene/Eltern Erfolg und Mißerfolg aushalten? Da machen die Kinder ein Wettrennen und streiten sich, wer 1. und 2. wurde - der eine würde jubeln und der andere weinen. Was machen wir meistens? Schlichten, relativieren usw.

    Oder das ganze von einer anderen Seite betrachtet: wenn ich will, dass mein Kind diese Einstellung der Profisportler positiv vorgelebt bekommt, muss ich sie dann zu Ex-Profis ins Training schicken, weil das Gros der Bevölkerung das nicht vorlebt/vorleben kann? Oder ist die Forderung "Erziehung zum Erfolg" nicht erstrebenswert und man braucht sie auch in einer Nationalmannschaft nicht?

    Ich würde da schon trennen zwischen dem Fußball und der Schule bzw dem richtigen Leben


    Für die Schule muss den Kindern m.E. vermittelt werden "ohne Fleiß kein Preis" und das muss absolute Priorität vor allen Freizeitbeschäftigungen einschließlich Fußball haben.


    Im Fußball ist es unsere wichtigste Aufgabe als Kinder-Trainer, die Begeisterung und die Leidenschaft für den Mannschaftssport Fußball zu entfachen. Dazu brauchen auch die Kleinsten ihre gemeinschaftlichen Erfolgserlebnisse. Die vermittelt man ihnen nicht dadurch, dass man individuell sagt, du hat dich aber toll entwickelt, sondern dazu müssen in einem Mannschaftssport wie Fußball letztendlich auch ab und zu gemeinsame zählbare Erfolge her. Wichtig dabei: Wenn man gewinnt, ist das für alle gemeinsam das Schönste was es gibt, auch wenn das eine oder andere Kind vielleicht momentan nicht so viel dazu beigetragen hat, Hauptsache es fühlt sich tatsächlich als Teil der Mannschaft. (Geht natürlich nur wenn jedes Kind im Schnitt auf ungefähr gleiche Einsatzzeiten kommt). Wenn man verliert, dann ist es aber egal, denn Fußball bleibt nun mal Nebensache.


    Und weil Fußball eben ein Mannschaftssport ist, halte ich aus den genannten Gründen ein Spielsystem von mindestens 5:5 spätestens ab dem jüngeren F-Jugend Jahrgang nicht nur für angebracht, sondern auch Kind-gerecht.

  • ich versuche bei meinen eigenen Kindern im Sport wie auch im Schulalltag ein Bewusstsein zu erzeugen, dass es sich dabei immer um einen Wettkampf mit sich selbst handelt und nicht um einen Wettstreit mit anderen. Es zählt immer die eigene Leistung in Relation zu den eigenen Zielen und nicht im Vergleich mit anderen.

    Das ist ein wichtiger Punkt. Die intrinsische Motivation spielt die Hauptrolle. Das Ziel sollte sein, diese nicht zu zerstören.

    Das 100% der Kinder für den Sport brennen und sich stetig verbessern wollen, wird man im Breitensport nicht erreichen können.


    Wir sprechen oft von einer Leidenschaft wecken, für Fußball begeistern, sich selbst mit dem Ball beschäftigen, das Kinder für den Sport brennen usw. - und was machen wir selbst mit unseren Leidenschaften? Sind wir da gute Vorbilder für die Kinder? Können wir als Erwachsene/Eltern Erfolg und Mißerfolg aushalten? Da machen die Kinder ein Wettrennen und streiten sich, wer 1. und 2. wurde - der eine würde jubeln und der andere weinen. Was machen wir meistens? Schlichten, relativieren usw.

    Irgendwie geht mir das in der Diskussion mit der Vorbildfunktion etwas am Thema vorbei. Die Kinder sind ja in Ihrer Eigenschaft als Fußballer dabei. Da geht es darum sich ständig zu verbessern, um jeden Preis besser werden zu wollen.

    Das Vorleben, das wir für eine Sache brennen, würde bedeuten, das die Kids merken, das wir der beste Trainer werden wollen, der wir sein können.

    Genausowenig wie bei Kids interessiert, ob Sie erster oder zweiter werden, weil es nicht um Momentaufnahmen geht, sollte uns interessieren, ob wir ein Spiel gewinnen ( möglichst hoch) oder nicht. Sondern vielmehr ob wir uns, als Trainer, ständig verbessern wollen und an uns arbeiten.

    Das Vorzuleben bedarf einer ständigen Reflektion und harter Arbeit. Altersgerecht bedarf es auch des Eingestehens von Fehlern gg. über den Mädels/ Jungs. Wenn die Jungs merken, der Trainer arbeitet hart an sich, wird auch die Bereitschaft eher da sein,

    für die -Leidenschaft- alles zu geben.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Ich habe zu den vorherigen Threads die Meinung, dass hier zwei Punkte (siegen wollen und viel trainieren) durcheinander geworfen werden.


    1. "Nicht nur gewinnen wollen"

    - Der Punkt zielt aus meiner Sicht vor allem auf die Trainer im Kinderfußball, nicht auf die Kinder. Meine Spieler sollen gewinnen wollen. Und sie sollen sich auch freuen über einen Sieg und auch eine Niederlage sch*** finden.

    - ich als Trainer spiele hingegen nicht nur auf Sieg, sondern fordere z.B. ein flaches Herausspielen aus der Abwehr statt lange Bälle und es gibt gleiche Spielanteile für alle Jungs statt nur die starken Jungs spielen zu lassen. Also mir ist der Sieg nicht so wichtig. Bei einer Niederlage muss ich die Jungs wieder aufbauen. Die sollen eine Niederlage natürlich schnell vergessen, aber sie dürfen sich kurz ärgern.

    - Bei Älteren Spielern sollte es aber ruhig ums Gewinnen gehen. Man macht doch Wettkämpfe, um Gewinnen zu wollen. Nach dem Spiel sollte man natürlich nicht in Depressionen verfallen, aber eine Niederlage darf einen schon ärgern. Und ein Sieg darf einen freuen. Das gilt nicht nur für den Profi-Bereich, sondern für alle Ligen.

    - Und um richtig gut zu werden, erfordert es aus meiner Sicht sogar einen unbedingten Siegeswillen.


    2."Moukoko macht viel mehr als andere"

    Ja, er trainiert freiwillig viel mehr als andere Jungs.

    Jedem Trainer sollte klar sein, dass er keinen Profi "erschaffen" kann, wenn dieser sich nicht neben dem Training noch viel mit dem Ball beschäftigt.

    Ich sehe bei meinem Training häufig die "besseren" Kicker der höheren Jahrgänge, die einfach so auf dem Platz spielen und schon vor dem Training da sind.

    Moukoko ist auch ein Spieler, der immer noch extra Einheiten gemacht hat. Auch ein Ronaldo ist dafür bekannt, dass er nach dem Training noch einige Freistöße geschossen hat.



    Oder andere Sportart und nur schwer vergleichbar:

    Eine Bekannte von uns ist seitdem sie ein kleines Kind ist eine begeisterte Reiterin. Und sie hatte gute Möglichkeiten, der Vater ist Reiter und es waren immer Pferde vorhanden, die sie reiten konnte.

    Als Vergleich gibt es dann ReiterInnen im Verein, die kein eigenes Pferd haben und nur 1-2 pro Woche für eine Stunde auf dem Pferd sitzen.

    Unsere Bekannte hingegen saß jede freie Minuten auf einem Pferd, sobald die Pflichtaufgaben erfüllt waren.

    Und sie hat es im Sport jetzt weit gebracht, während viele Mädels im Reitverein mit 16-18 Jahren mit dem Sport aufhören.



    Oder ich habe mal von einem Golfspieler gelesen (leider fehlt mir Name und finde keinen Internet-Verweis), der auf die Frage nach seinem "Talent" ungefähr so etwas geantwortet hatte:

    Wenn sie es Talent nennen, wenn man seit dem 3. Lebensjahr täglich mehrere Stunden auf dem Golfplatz steht...



    Zurück zum Fußball:

    Natürlich gibt es auch hier Talent, dass sind sicherlich die körperlichen/athletischen Voraussetzungen. Und wahrscheinlich noch einige weitere Eigenschaften.

    Aber wenn die Jungs sich nicht neben dem Training noch Stundenlang mit Fußball oder anderen Sportarten beschäftigen, werden andere Jungs diese "Talente" überholen.

  • ja, aber die Gretchenfrage ist doch: ist das überhaupt wünschenswert? Und das ist ja die frage, die let1612 aufgeworfen hat. Klar, im Fußball oder Tennis lockt das ganz große Geld. Aber lassen wir mal die Sportart / Finanzen außen vor, ist dann er Aufwand in einem sinnvollem Verhältnis zum Ertrag?


    Ich finde, nein, denn ich finde, die Sportler sind viel zu jung, wenn sie mit ihrer "Berufsausbildung" beginnen. Denn das startet nicht nach der Schule sondern währenddessen. Die Schule wird dafür allerhöchstens integriert. Ganz extrem sind hier die Schwimmer. "Du willst nicht 5 x die Woche trainieren und bist schon 10 Jahre? und tschüss"

    Und nicht wenige Träume zerbersten rund um den Körper. Verletzungen und Langzeitschäden sind ja auch nicht selten.


    Gerade im Fußball wird dann noch mit Geld um sich geworfen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das den Jungs psychisch auch nicht sonderlich gut bekommt, wenn ein Spieler in der A-Jugend das Doppelte von dem verdient, was die Eltern gemeinsam mit zwei Vollzeitjobs erwirtschaften.

    Ich bin ziemlich davon überzeugt, dass auf dem Weg zum lukrativem Profi (oder Sportförderungsprogramme) viele viele körperlich oder mental fies auf der Strecke bleiben.


    Für mich heißt das deshalb: Hochleistungssport? Lieber nicht.



    Wie wirkt sich das auf mein Traineramt aus? Na gar nicht! Ich bin bei den Bambinis oder F-Jugend unterwegs, im Dorfverein, Breitensport... Und ich sehe das so wie stefan1977 beschrieben hat: die Kinder sollen gewinnen wollen, sollen sich freuen und ärgern. Und sie sollen sich bestenfalls reinhängen. Aber statt eines "unbedingen Siegeswillen" gebe ich ihnen mit auf den Weg, dass auch Niederlagen dazu gehören. Und mir geht das Herz eben nicht auf, wenn ich eine überforderte Truppe mit 22:0 abziehe.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Aus meiner Sicht habe ich dazu gerade ein schönes Flipchart von Benjamin Adam (Bayer Leverkusen - U13; gepostet von Damir Dugandzic bei twitter) gefunden. Es stammt aus einem Vortrag vor den DFB Stützpunkttrainern in Mecklenburg-Vorpommern und handelt von Siegeswille vs. Trainingsentwicklung. Dort steht in der Mitte: Job als Trainer -> "Erfolg wahrscheinlicher zu machen". Ohne den Vortrag gehört zu haben, gefällt mir dieser Satz besser als das Scholl Zitat: "Erziehung zum Erfolg".

    Wladimir Klitschko erzählte am Samstag bei "Klein gegen Groß" (2:35:25), dass er mehr so mit 13/14 zum Boxen gekommen ist. Das Stützpunkttraining beginnt Ende der U11 / Anfang U12. Wenn man sich die Geschichte von Schweinsteiger/Neureuther so anhört, hörte Schweinsteiger mit 13 Jahren mit dem Skifahren auf und konzentrierte sich auf Fußball. Damit können wir Kindertrainer uns einfach zurücknehmen und die Kinder ihre Emotionen ausleben lassen. Als Jugendtrainer wäre man dann gefordert ;).

    Nehme ich die "Kernfaktoren für Gewinner" vom Flipchart: Leidenschaft, Harte Arbeit, dranbleiben, Fokus, Willensstärke, Mut, Überzeugung, aufgabenorientiert und Leistungsfähigkeit - könnte der Drop-out, der im Jugendbereich beginnt, auch damit zusammenhängen, dass die Jugendlichen feststellen, wir sind keine Gewinnertypen (und wollen auch gar keine sein), die Trainer aber auf einmal darauf Wert legen ("Bei Älteren Spielern sollte es aber ruhig ums Gewinnen gehen. Man macht doch Wettkämpfe, um Gewinnen zu wollen." siehe stefan1977 ). Im Leistungssport wahrscheinlich eine Grundlage für späteren Erfolg, im Breitensport evtl. ein Grund aufzuhören.

    Das vs. (gegen) in der Überschrift des Flipchart stört mich allerdings. Muss es wirklich gegensätzlich sein? Ich bin der Meinung man könnte es verbinden (z.B. Torschusswettbewerb 10/10 - "Nutze jede Torchance, sie kommt nicht wieder" führt wahrscheinlich dazu, dass man seine gewohnten Muster (z.B. starker Fuß) nicht verlässt und nichts Neues ausprobiert. D.h. ich muss das neue/geänderte Verhalten belohnen und bekomme dann neben dem Siegeswillen auch eine Trainingsentwicklung (z.B. schwacher Fuß zählt doppelt)).

  • Im Kinderfußball müssen / dürfen wir keine Siegertypen entwickeln wollen.

    Klar geht es da um Spaß an der Sache.

    Trotzdem kann man ab einem gewissen Alter (ab 1.Klasse) von Kindern erwarten, dass sie versuchen in dem was sie tun so gut wie möglich zu sein. Dass das Ergebnis beim einen besser ausfallen wird und beim anderen weniger gut ist klar und auch ok.

    Die Steigerung der Ernsthaftigkeit sehe ich wie let1612 ab U12/U13 aufwärts. Hier wäre vermutlich auch eine klarere Trennung sinnvoll je nachdem wer was mit dem Sport erreichen will.

    Spaß und Kumpels: Breitensport-Truppe

    Leistungsbezug/Ehrgeiz: NLZ oder Verein/Team mit leistungsbezogener Orientierung.

    Letzteres bedeutet damit nicht automatisch, dass daraus ein Profi werden soll, sondern nur, dass die Kids den Wunsch haben ihren Sport auf dem höchst möglichen Level, dass sie realisieren können auszuüben.

    Dazu ist natürlich entsprechend Transparenz und Kommunikation von Spielern und Vereinen nötig. Beide Seiten müssten klar mitteilen welcher Weg ihrer ist und was man dementsprechend von der anderen Seite erwartet.

    Ich glaube der ein oder andere Zielkonflikt zwischen Kindern, Eltern, Trainern und Vereinen würde sich so vermeiden lassen.

  • Ich glaube der ein oder andere Zielkonflikt zwischen Kindern, Eltern, Trainern und Vereinen würde sich so vermeiden lassen.


    Das bestimmt, aber..


    habt ihr so viele Vereine mit so vielen Kindern?

    Können es sich die Breitensport Vereine leisten (genügend Kinder!) auf die "leistungsbezogenen" zu verzichten und anders herum?

    Und: soziales nicht vergessen!


    Ich hatte in meiner Kindheit 2 Vereine, die ich per Rad (in einer vernünftigen Zeit..) erreicht habe.

    Beim einen spielte die KM in der 2. Bundesliga, beim anderen meine Kumpels.


    Rate mal, wo ich gekickt habe (war damals richtig gut und hatte die "richtige" Einstellung)

  • Ich fürchte auch, dass sich das in der Praxis nicht realisieren lässt.
    Was das soziale betrifft:
    Mein Sohn hat fühlt sich mittlerweile im Perspektivteam, das er 1-2 mal im Monat trifft wohler als im Verein. Und gefühlt sind dort Atmosphäre und "Kompatibilität" der Jungs auch größer, weil eben alle gleichermaßen Fußballverrückt sind. Im Verein sind aktuelle und ehemalige Klassenkameraden dabei. Zum einen spürt man öfters, dass die Jungs sich schon den ganzen Tag "ertragen" mussten und dann auch noch beim Fußball. Zum anderen ergeben sich hier schon Differenzen, weil die einen eben die 90 Minuten nutzen wollen um so gut wie möglich zu trainieren und die anderen neben dem kicken halt auch noch das ein oder andere während des Trainings erledigen. Müsste er sich heute entscheiden welche Freunde ihm wichtiger sind würde er im Moment vermutlich das Team wählen wo alle Fußball im Kopf haben.
    Was besser oder schlechter ist will ich nicht entscheiden. Es hat beides seine Berechtigung.


    Schwieriger ist sicher das Thema mit der Entfernung zu lösen. Mit dem Fahrrad zum Training hat natürlich für Kinder wie auch die Eltern Vorzüge, die schwer zu toppen sind.