Einfluß des Trainers im Kleinfeldbereich überbewertet?

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  • Guten Morgen,


    nachdem ich jetzt von Bamini bis E-Jugend alles trainiert habe, stelle ich jetzt mal eine Grundsatzfrage.
    Werden die Trainer/ das Training für die Entwicklung der Spieler überschätzt?
    Darauf gebracht hat mich eigentlich Andre und eine Beobachtung während der Halbzeit meiner E-Jugend.


    1. Bemerkung Andre, Kinder die Straßenfußball spielen...
    Gebe ich Ihm uneingeschränkt recht, Kinder die zu Hause bolzen kommen einfach weiter und entwickeln sich teilweise von alleine.
    Wenn ich nur daran denke, wenn ich Torschuß im Training mache. Dann kommt jeder Spieler auf vielleicht ca. 30 Versuche.
    Damit kann man doch nicht wirklich etwas verbessern.


    2. Beobachtung meiner E-Jugend:
    Ansprache während der Halbzeit, nur ganz wenige Themen angesprochen und im Spiel null Komma null umgesetzt. Da frage ich manchmal, verlange ich zu viel oder nehme ich mich einfach zu wichtig?
    Bei einzelnen Spielern kommt etwas an, aber beim Großteil eher nicht.


    3. Suppentraining:
    Den Begriff hat ein Leiter einer Münchner Fußballschule benutzt.
    Ist man im Training als Trainer alleine, ist man froh wenn alles läuft und keiner streitet oder rumalbert. So richtig auf einzelne eingehen kann man eigentlich nicht.


    4. Zufall ob gute oder schlechte Mannschaft?
    Ich würde sagen ja.


    Das alles bezieht sich auf Breitensport, NLZ´s oder ambinitionierte Vereine kann ich nicht beurteilen.

  • Ja, ist überbewertet. In Bezug auf Fußball sowieso.
    Menschlich eher nicht. Also in der Interaktion mit den Kindern, so dass sie Spaß haben und sich wohl fühlen.

    "Some people think football is a matter of life and death. I don't like that attitude. I can assure them it is much more serious than that." - Bill Shankly

  • Zu 1.
    Absolute Zustimmung. Straßenfußballer spielen in diversen Konstellationen (Anzahl der Spieler, mit/ohne Torwart etc.) auf unterschiedlichen Belägen (Asche, Asphalt, Rasen usw.) mit allen mit möglichen Bällen (schlecht aufgepumpt, Gr. 4 oder 5 …). In solch einer wechselhaften Umgebung lernt man nachweislich am besten, wenn es um Sportspiele geht. Wenn man als Trainer relevant sein möchte, sollte man im Training ähnlich variable Umgebungen schaffen, indem die Kinder mit alle erdenklichen (spielnahen) Situationen konfrontiert werden, die sie selbständig lösen sollen.


    Zu 2.
    Das korrigierende Eingreifen/Coachen durch den Trainer ist sogar hinderlich, weil es erwiesenermaßen die Spielübersicht und Kreativität der Spieler von vorne herein beeinträchtigt. Insbesondere im Kindesalter ist das unangeleitete Spielen unbedingt zu empfehlen, weil Kinder aufgrund ihrer nicht vollständig entwickelten Gehirne und ihrer geringen Spielerfahrung noch nicht genügend Verständnis haben, um die Worte des Trainers umzusetzen.


    Zu 1. Und 2. gibt es zahlreiche empirische Befunde. Hier mal stellvertretend ein Satz, den man auch in anderen Studien und Arbeiten finden kann: „In diesem Sinne fanden z.B. Roth, Raab und Greco (2000) in einem Kulturvergleich, dass die frei und variationsreich spielenden brasilianischen Heranwachsenden mit zunehmendem Alter kreativer werden. Die spezifisch agierenden deutschen Vereinskinder handeln dagegen mit fortgeschrittenem Training weniger spontan und inspiriert.“


    Zu 4.
    Wenn man mit einer guten Methodik arbeitet und den Kindern eine altersgerechte Lernumgebung gibt, ist es egal, ob sie (vermeintlich) gut oder schlecht sind. Sie werden sich positiv entwickeln. Im Kindesalter kann man ohnehin nicht erkennen, in welche Liga es jemand einmal bringen wird.



    Ich kann jedem Kinder- und Nachwuchstrainer nur empfehlen, sich auch mit wissenschaftlichen Studien und dergleichen auseinanderzusetzen. Markus Raab, Daniel Memmert und Klaus Roth haben seit der Jahrtausendwende umfangreiche Forschung auf dem Gebiet der Sportspielentwicklungs- und Expertiseforschung betrieben. Viele ihrer Arbeiten sind im Internet frei zugänglich. Da stößt man dann auch unweigerlich auf Konzepte wie TGfU (Teaching Games for Understanding), was m.E. in keiner Trainerausbildung unerwähnt bleiben dürfte.

  • RESPEKT....bin echt verwundert,...dachte immer ich wäre allein mit meiner Ansicht. Ich habe mir selbst den Zahn gezogen. Bei mir war es so, dass ich - einige wird es wieder langeweilen, weil ich es schon so oft schrieb...aber,


    -ich las damals in einen Verkehrsstudien, wo es um Unfälle mit Kindern ging. Dort stand - wissenschaftlich fundiert beschrieben - , dass Kinder halt bis zu einem bestimmten Alter Geschwindigkeiten und Räume nicht richtig einschätzen, nicht wie ein Erwachsener sehen kann und Geschwindigkeiten falsch einschätzen. Das kommt durch Bewegungserfahrungen...später...und zwar dann, wenn sich bestimmte Synapsen im Gehirn schliessen.


    Erst dann haben die Kinder die Möglichkeit bestimmte Dinge zu tun.


    Ein Auto oder ein Ball...beides ist in Geschwindigkeit. Das Kind steht am Fahrbahnrand, ein Auto kommt...es geht u.U. los...damit ist zu rechnen. Grund: siehe oben.


    Das Auto ersetzte ich gegen einen Fußball. Wo ist der Unterschied?


    Nun kommt noch hinzu, dass auf dem Fußballplatz ein Kind in Bewegung ist.


    Meine Beobachtungen hier waren, dass


    -es Kinder gibt, die einen Ball führen. Das führen eines Balls heisst...Atmen, laufen, fixieren....aber bis zu einem bestimmten Alter nicht seitlich sehen können, weil räumliches Sehen noch nicht möglich ist. DESHALB sieht dieser Spieler auch nicht den völlig frei stehenden Mitspieler und spielt ihn nicht an. Das tut er meist unter dem getöse der unwissenden Zuschauer und Trainer und wird angemotzt oder ausgewechselt. Das wiederum hemmt ihn in seiner weiteren Entwicklung.


    Dann kommt es zeitlich später dazu, dass dieser Spieler den Nebenspieler sieht und anpasst im Lauf. Der Nebenspieler ist aber noch nicht so weit, weil seine Synapsen noch nicht geschlossen sind. Das zeigte sich im Bereich der F-Jugend bis in die E und selbstverständlich davor bei den Minis dadurch, dass der Spieler den quer zu ihm gespielten oder gar abgeprallten Ball einfach nicht nur annahm und mitnahm...so wie es jeder Spieler ungefähr ab der D tun würde, sondern....er ließ ich an sich vorbeirollen, um dann im rechten Winkel abzubiegen und ihn zu verfolgen.


    Dann irgendwo in der D vernahm ich, dass so ziemlich alle Spieler das alles plötzlich beherrschten. Und ab der C...spielten die plötzlich miteinander.


    Das DfB-Ausbildungskonzept beinhaltet diese fließenden Entwicklungsstufen, deshalb ist es kein schlechtes. Man muß nichts davon wissen, es einfach nur kopieren und macht nichts falsch.


    Problem dabei ist, dass sich niemand dran halten muß. Der Trainer unseres jüngsten Sohnes verwendete gefühlt 80 Prozent auf ein Passkombinationsspiel schon in der F. Das hatte zur Folge, dass die Kinder Misserfolge im Bereich von 100 Prozent kannten und sie wussten auch, wie laut ein Trainer werden kann, der arg unzufrieden war. Die Halbzeitansprachen gehörten in die Herren...Ein Trainer halt, der nicht im Kopf hatte, was für sie machbar war und der nicht das bewertete, was ihr Altersziel und Ausbildungsziel auf Grund ihrer Möglichkeiten war.


    Dadurch lernten sie nie den Zweikampf so richtig...und das zeigte sich dann in der D. Und auch dort gab es immer nur Haue und sinnbildlich auf die Augen. Sie waren gehemmt, da sie Angst vor Fehlern hatten, sie waren in ihrer Entwicklung mit Betonschuhen und Gummibändern am Rücken ausgestattet, sie waren überfüttert vom Passspiel und zum Passen kam es nicht, weil ihnen da wo es möglich war (D-Jugend) die Erfahrung aus dem Zweikampfspiel fehlte. Eine einzige Kathastrophe, die oft und überall jedes Jahr wieder passiert.


    Das passiert, weil die Trainerschaft stark flüchtig ist und immer wieder neue nachwachsen (Elterntrainer) und der Verein kein Konzept hat, an das man die Trainerschaft bindet. So macht man durch die Jahrzehnte hindurch immer wieder die gleichen Fehler ohne sie abstellen zu können. Ein Kreislauf den keiner wollen sollte, weil es einfach dämlich ist, sorry.


    Um so erfreuerlicher, dass Ihr das offensichtlich erkannt habt. Ich sehe den heutigen Trainer bis mindestens zum Ende der E eher als Bespasser. Der sollte auf das was und wie die Jungs das geil finden eingehen und versteckt den Teil schulen, der für sie wichtig und altersgerecht ist. Er ist eher Aufsichtspflichtiger und Begleiter als Trainer in dem Sinne, wie gefühlt 99 Prozent der Trainerschaft und Zuschauer das meinen. Nur "meinen" ist nicht wissen.


    Ja es war ein langer Weg bis zu dieser Erkenntnis, es tat auch weh...leider bin ich heute kein Trainer mehr, aber vielleicht mal später mit Enkelkindern und dann werde ich das in meinem Bereich so regeln und die Koten gegen die Idioten am Rand verteidigen...ich verpreche schon jetzt, dass es anstrengend mit mir wird. Gr. Andre

  • Also so wie hier einige reden... Verstehe ich das richtig?
    Wir haben mit der F am Wochenende wieder eine Packung bekommen da der Gegner tolle Pässe spielte und den freien Mann suchte. Meistens mit aber auch mal ohne Zuruf des Trainers.


    Meine Spieler suchten immer wieder das 1:1. Sind dann aber am 2. oder 3. Gegner hängen geblieben. Das ist also gut so??

  • Lieber Mike,


    ja...aus meiner Sicht ja! Das ist schwer, wenn man die Meute Eltern hinter sich hat und auch die Blicke von unwissenden Trainern die mitleidig schauen.


    Ich weiss es ja nicht...aber ich vermute und bin mutig genug, mal zu hinterfragen:


    Wie groß ist dein Verein...und wie groß ist der gegnerische Verein/wo spielen seine älteren Mannschaften?


    Desto größer ein Verein, desto mehr hat der Verein die Möglichkeit die Mannschaften mit den AUSNAHMEN zu bestücken.


    Die Grenzen der Möglichkeit auf das Tun sind fließend. Es schließen sich keine Synapsen Punkt Eingand D - Jugend, sondern sie sind fließend und Ausnahmespieler - also die, die das ein paar Monate eher können...die gibts.


    Die Realität ist meist die, dass man einen kleinen Teil der Spieler hat, die eine Ausnahme sind.


    Frage ist halt, ob ich nun alle anderen Spieler monatelang überfordere...oder diese Ausnahmespieler unterfordere.


    Hierzu gäbe es Lösungen, die aber nicht in dieses Thema gehören.

  • @Mike82 so wie @Andre das mit den Ausnahmen beschreibt ist das völlig auf meiner Wellenlänge.


    wie es bei dir läuft ist altergemäß und keinesfalls falsch. Natürlich darfst Du loben wenn Pässe gespielt werden aber es nicht fordern! Wenn deine Kinder verstanden haben, dass es bei manch einem Verteidiger kein Durchkommen gibt lernen sie dazu und suchen andere Lösungen - je mehr das von alleine geschieht, desto besser ist das für das Spielverständnis des Kindes und schult die Spielintelligenz.
    Übe gerne auch passen im training - ganz banal das klassische Rondo und 1000 andere lustige Sachen - aber bleibe auf der Ausbildungsrichtlinie deine F-Linge: 1:1, dribbeln und kennenlernen der verschiedenen Individual-Techniken (ausser Kopfball).


    Da braucht es ein hartes Fell!


    Für mich persönlich hat sich bewährt, meine Jungs nicht zu beeinflussen Pässe zu spielen. Von dem einen oder anderen verlange ich inzwischen zwar, dass er den Kopf hebt und sich orientiert bevor er blindlings in den Zweikampf rennt, aber bei den meisten lasse ich einfach das Kind im Spiel machen was es will.

  • -es Kinder gibt, die einen Ball führen. Das führen eines Balls heisst...Atmen, laufen, fixieren....aber bis zu einem bestimmten Alter nicht seitlich sehen können, weil räumliches Sehen noch nicht möglich ist. DESHALB sieht dieser Spieler auch nicht den völlig frei stehenden Mitspieler und spielt ihn nicht an.

    Das es nicht möglich ist stimmt einfach nicht. Es gibt Kinder, die bereits bei den Bambinis einen Blick für den Nebenmann entwickeln. Es ist vielleicht nicht die Regel aber jetzt auch kein Anzeichen für einen Minimessi.


    Setzt man die richtigen Reize kann sich das schon sehr früh rausbilden.
    Bei anderen Kindern wiederum kann man Reize setzten wie man will. Sie haben diese Übersicht noch nicht.

    Dann kommt es zeitlich später dazu, dass dieser Spieler den Nebenspieler sieht und anpasst im Lauf. Der Nebenspieler ist aber noch nicht so weit, weil seine Synapsen noch nicht geschlossen sind. Das zeigte sich im Bereich der F-Jugend bis in die E und selbstverständlich davor bei den Minis dadurch, dass der Spieler den quer zu ihm gespielten oder gar abgeprallten Ball einfach nicht nur annahm und mitnahm...so wie es jeder Spieler ungefähr ab der D tun würde, sondern....er ließ ich an sich vorbeirollen, um dann im rechten Winkel abzubiegen und ihn zu verfolgen.

    Auch da gibt es doch bei den Kindern himmelweite unterschiede.
    Ich habe Kinder die den Ball schon prima mit beiden Beinen annehmen und mitnehmen können. Und genauso auch Kinder die den Ball vorbeilaufen lassen um Ihn dann zu verfolgen.


    Sie waren gehemmt, da sie Angst vor Fehlern hatten, sie waren in ihrer Entwicklung mit Betonschuhen und Gummibändern am Rücken ausgestattet, sie waren überfüttert vom Passspiel und zum Passen kam es nicht, weil ihnen da wo es möglich war (D-Jugend) die Erfahrung aus dem Zweikampfspiel fehlte.

    Die Angst vor Fehlern hat doch nichts perse mit dem Passen zu tun. Das ist dann das grundsätzliche Problem des Übungsleiters. Gerade beim Passspiel passieren doch noch extrem viele Fehler. Ist halt so. Wenn sich eins meiner Kinder bewußt für einen Pass durch unseren eigenen Strafraum entscheidet ist mir das lieber als wenn er Ihn lang weghaut.
    Wenn es schief geht dann haben wir halt ein Tor kassiert. Gibt schlimmeres. Wenn es klappt haben wir den Ball sauber rausgespielt.
    Warum ich den Kindern nun Betonschuhe oder Gummibänder verpasse, nur weil ich Sie zu einer weiteren Variante im Spiel ermutige verstehe ich nicht.
    Im Idealfall verschafft er sich durch ein Dribbling Platz und überbrückt im Anschluß den Raum mit einem Pass. Wenn er sich dann noch wieder anbietet sind wir doch auf einem guten Weg.


    Funino ist da ein prima Ausbildungskonzept. Durch den Raum und die geringere Komplexität erlernen Sie genau das. Und zwar ohne, dass von draußen der Joystick rausgeholt wird.


    Um zum eigentlichen Thema zurück zukommen.
    Man wird nie sagen können, wie groß der Einfluß eines Trainers auf die Kinder ist. Ein guter Trainer wird die Kinder auf und neben dem Platz begleiten und Ihnen einiges mitgeben können.


    Oft erkennt man gute Trainer an Ihrem Umgang mit den Kindern, Gegnern, Eltern etc. da haben wir einen gewaltigen Einfluß drauf. Auf das sportliche eher bedingt. Viele Entwicklungssprünge brauchen wir uns nicht auf die Fahne zu schreiben. Die kommen alleine durchs älter werden. :thumbup:

  • @yvdreger exakt!
    Bezieht sich jedoch schwerpunktmäßig auf das Alter F-Junioren!
    Im Alter E-Junioren kann man das nicht mehr so uneingeschränkt unterschreiben, denn das vollzieht sich ja Kinderentwicklungstechnisch ein Sprung. Ein Forenkollege hat das mal hier schön ausgedrückt das mit dem Eintritt in die E die "Entwicklung vom Spiel- zum Lernalter" einsetzt.

  • Wie oben schon erwähnt und kurz beschrieben, sehe ich Funino, wenn es länger und regelmäßig praktiziert wird, auch in der E-Jugend und höheren Jugenden als überaus Sinnvoll (Horst Wein nennt es dann nicht mehr Funino, Grundprinzip ist gleich). Funino als solches ist ja eine Spielform, die Korrektur'spiele' sind dann eben Übungsformen. Die Kids entwickeln hier eigenständig -den blick für den raum-.
    Auch wenn man nicht in einer Funino Liga spielt, merkt am Wochenende wie spielstark und kreativ Mannschaften sind, die Funino trainieren. Das man in der E-Jugend aktiv coachen kann, während eines Spiels, bezweifele ich.
    Gerade beim Funino lernen die Kids ja ohnehin eigene Entscheidungen zu treffen, von daher moderiert man eher.
    Ich selbst muß mich auch nach Jahren noch zwingen, das auch zu tun. WEnn es mal nicht so klappt und ich mal wieder reinrufe oder korrigieren will, gehts schief;-)

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • @Andre
    Du hast das schon richtig erkannt... Unser Verein ist so ziemlich der schwächste hier in der Stadt. Unsere Herren spielen ganz weit unten. Weiter geht es eigentlich nicht :D


    Und auch wie du sagst sind das Problem nicht die Kinder sondern eigentlich die Eltern. Die immer wieder meinen irgendwas rein zu gackern. Das musst du so machen. Und das wäre so besser.
    Ich lass mir da nichts sagen, aber es nervt!


    Gut... Werde weiter an meine Schiene fest halten. Bissl Passübungen (spielerisch) ins Training mit einbauen und Funino, Funino, Funino spielen. @Ersatzbank ;)

  • Hier schrieb ich mal einen prozentualen Anteil von 10% mit Training und 20% Verhalten und Vorleben (Versagensängste im Kinderfußball) - die zweiten 20% musst du dir mit Mitspieler, Eltern, Lehrern usw. teilen. Auch bei den Übungen fallen ein paar Prozent weg, weil die der ausgewählten Übung gehören. Ich rechne mir das jetzt schön und sage 10% an der persönlichen Entwicklung des einzelnen Spielers im Zeitraum deines Schaffens kannst du beeinflussen - wahrscheinlich ist es weniger. Und das sind nur 10% bei einem Spieler. Auf die Mannschaft und das Ergebnis hast du aus meiner Sicht noch weniger Einfluss - da kommst du wahrscheinlich nicht über die 5% Hürde ;)

  • Wobei man sicher auch im E-Jugend Bereich noch mehr mit spielen trainieren kann als später dann.

    Womit soll man denn später dann Trainieren? Das Spiel gewinnt mit steigendem Alter eher noch an Bedeutung im Training.
    Die Anforderungen an einen Spieler werden, besonders im taktischen Sinne, immer komplexer. Wie sollen solche komplexen Inhalte ohne ebenso komplexe Spiele, die diese realen Situationen simulieren, effizient trainiert werden?
    Sog. Automatismen werden nicht im Hütchenwald entwickelt, sondern in Spielreihen. Erfahrende Spieler haben dann halt den Vorteil, dass man explizit mit ihnen darüber reden kann, was mit Kindern nicht geht. Nach dem Motto: "Hans, ich will das du beim nächsten Durchgang, sobald Herbert angespielt wird, in die Tiefe startest, um den Raum vor ihm zu öffnen, verstanden?" - " Siehst du Hans, so hatte Herbert Platz und konnte eine Torchance kreieren! Das Tor geh auf dich, weil du dich optimal bewegt hast!"
    Funino ist für mich auch keine Philosophie, sondern eine weitere Spielform in meinem Werkzeugkasten. Während sie in den jungen Jahren als Hauptform eine gute Trainingsform bildet kommt sie bei älteren Spielern, aufgrund der hohen Intensität und vielen Ballaktionen, eher in Form des Wahrnehmungs- und Athletiktrainings zum Einsatz.

    Im Alter E-Junioren kann man das nicht mehr so uneingeschränkt unterschreiben, denn das vollzieht sich ja Kinderentwicklungstechnisch ein Sprung. Ein Forenkollege hat das mal hier schön ausgedrückt das mit dem Eintritt in die E die "Entwicklung vom Spiel- zum Lernalter" einsetzt.

    Das sollte aber nicht heißen das man nun plötzlich wie wild passschleifen Trainiert und jede Bewegung korrigiert. Unangeleitetes Spielen muss weiterhin fester Bestandteil jedes Trainings sein, schon allein, weil es am meisten Spaß macht. Lernalter heißt für mich vermehrt angeleitetes Spielen, da Kinder nun langsam einen Zusammenhang zwischen Provokationsregeln und Lernerfolg herstellen können (Obwohl Einigen das noch bis ins Erwachsenenalter abgeht.) oder auch mal Spiele ohne Torerfolg, wie ein Ballhalten. Besonders Übungen ohne Wettkampfcharakter sollte man tunlichst meiden.

  • Das man in der E-Jugend aktiv coachen kann, während eines Spiels, bezweifele ich.


    Das funktioniert bei guten Spielern sogar sehr gut, indem man Spieler gezielt auswechselt, ihnen Dinge erläutert und sie dann wieder zurück auf den Platz schickt.
    Wir nehmen Spiele auch teilweise oder ganz mit der Videokamera auf, extrahieren kleine Sequenzen und zeigen diese den Kindern im Theorie-Unterricht (pro Woche 30 Minuten, bei 3 Stunden Gesamttrainingszeit pro Woche).


    Das geht natürlich nicht, wenn die Hälfte der Mannschaft noch damit beschäftigt ist, nicht über die eigenen Füße zu fallen oder den Ball zu treffen. Das Team meines Sohns spielt "gehobene Dorfliga" und wir haben nicht nur Überflieger dabei, aber wirkliche Anfänger nehmen wir deshalb nicht auf. Das würde nicht funktionieren.

  • @Huhn,


    ich gehe davon aus, dass Ihr "Talente" bedient, ...also überwiegend die (wenigen) Ausnahmen?


    Das Beispiel mit den kurz Auswechseln und sprechen...das finde ich prima und ist positiv wie ich finde!


    Darüber hinaus....und abseits dessen...


    ....sollte meine These auch nur im Ansatz richtig sein und immer wieder übergangen werden, weil Menschen die für diese Altersgruppe als Trainer eingesetzt werden dieses letztlich aus egoistischen Gründen prinzherrlich ignorieren...


    ...das dürfte das einer Tragödie gleichkommen.


    Frage wäre dann auch für die Trainer und Vereine die die Talente bedienen...wie viel Schaden sie zufügen und ...wie gut die Talente sein könnten, ohne den Trainereinfluß.


    Diese Frage lässt sich zwar - wie ich be.- und umschrieben - habe wissenschaftlich und an einigen Praxisbeispielen belegen...jedoch nicht, ob die Talente noch viel besser sein würden, wenn sie Straßenfußballer gewesen wären, um beispielsweise erst als D/C-Jugendliche abzuernten und zu pflücken.


    Diese Frage kann niemand mit NEIN oder JA beantworten, weil niemand sie unbeeinflußt spielen lässt...NIEMAND! Also gibt es diesen Beweis dafür nicht...weder dafür, noch dagegen.

  • @luibo,


    ich werde hier keine Überzeugungsdiskussion mit 120 Einträgen starten...ich kenne das schon. Diesen Satzinhalt bitte nicht persönlich nehmen, ...nur ich spreche hier aus Erfahrung. Ich kann in dieser Frage auch nicht mehr diskutieren, weil ich festgelegt bis. Festgelegt auf Grund wissenschaftlicher unumstößlicher Erkenntnisse, gepaart mit praktischen Erfahrungen aus 12 Jahren, die so ganz anders waren, als das was Du persönlich wahrgenommen hast.


    Meine Erfahrungen waren, dass das was die Wissenschaft belegt die Praxis deckte und auch, dass es Ausnahmen davon gab...aber wenige und auch, das die Grenzen fließend sind...dass heisst, der eine etwas früher, der andere später...aber eines eben nicht...mit 5, 6 oder 7...KEINER, das halte ich für Geschichte, wenn das hier einer erzählen würde.


    Aber auch darüber setzen sich viele hinweg. Und genau die sind es, die zu ihrer Ignoranz auch noch ihr Ego meist nicht in den Griff kriegen und dann so richtig am Rand loslegen oder auch im Kabinengespräch ohne die Eltern drohen und über Mimik und Stimme die Lütten fertig machen...


    ...und dann - und das war gemeint - spielen die gehemmt, weil sie ANGST haben...vor Fehlern und der Anmache und Blossstellung durch genau diesen nicht seltenen Trainertyp.

  • Wenn es darum geht den ersten Schritt Richtung Passspiel zu gehen (darf man durchaus in der F) ist folgendes Spiel aus dem Ausbildungskonzept von Horst Wein sehr empfehlenswert.


    Für je vier Spieler ein abgegrenztes Feld (ca. 10x6m). Team A greift abwechselnd auf die zwei Grundlinien (6m) an. Je ein Spieler von Team B verteidigt jeweils eine Grundlinie. Somit habe ich ständig ein 2v1 Situation. Innerhalb kürzester Zeit kommen die Kinder darauf, dass sie einen immensen Vorteil haben, wenn sie den zweiten Spieler mit einbeziehen.


    Je nach Ausbildungsstand der Kinder kann ich das Coaching variieren (vom freien Spiel, bis zum Detailcoaching). Innerhalb kürzester Zeit haben alle Kinder hunderte Pässe, Ballmitnahmen, Zweikämpfe, Dribblings, Finten, Sprints gemacht (und das auch noch spielnah).


    Weiter oben fiel die Frage ob dass dann etwa heißt, mehr spielen zu lassen. Die Antwort ist ein eindeutiges JA! Mittlerweile mache ich nur noch "Übungen" zur aktiven Erholung. Der Rest wird gespielt. Mindestens 3/4 der Trainingszeit sind Spielformen. Mal frei und mal mit diversen Schwerpunkten. Natürlich immer in Kleingruppen. Vom 1v1 bis max 4v4.


    Natürlich ist da Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Aber eine einfache Frage wie z.B.: "Wie könntet ihr euch aufteilen, dass der Verteidiger es so schwer wie möglich hat?", wirkt Wunder. Die Entscheidung ob- und wann die Kinder den Ball abgeben ist aber ihnen überlassen und nicht Aufgabe des Traininers.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Und auch wie du sagst sind das Problem nicht die Kinder sondern eigentlich die Eltern. Die immer wieder meinen irgendwas rein zu gackern. Das musst du so machen. Und das wäre so besser.
    Ich lass mir da nichts sagen, aber es nervt!

    Ganz wichtiger Hinweis: Die Eltern haben nichts reinzurufen. Wenn überhaupt ist das Aufgabe des Traininers. Aufgabe der Eltern ist Aufbauen, Loben, Anfeuern.


    Es ist gar nicht so schwer, dass auch tatsächlich durchzusetzen. Es gehört nur klipp und klar mit den Eltern kommuniziert.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)