Aderlass in der A-Junioren/Motivation U18/17

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  • Hallo liebe Trainertalker,


    unser Verein hat leider wiederholt mit einem schweren Aderlass in der A-Jugend zu kämpfen. Wir wissen leider nicht wirklich, woran das am Ende liegt. Gestartet sind wir mit 2 A-Junioren-Teams, beendet haben wir die Saison dann mit einem, das aber letztlich sogar ein Spiel nicht antreten konnte. Trainingsbeteiligung war mies, die ganze Saison ist keine Konstanz reingekommen.


    Das Trainergespann ist auf jeden Fall ein gutes, KnowHow ist hoch, zweimal pro Woche wurde Training angeboten, immer mit Plan und Forderung. Eigentlich waren alle Voraussetzungen da.


    Ich würde auch weiter nur in den eigenen Reihen forschen, aber aus Gesprächen mit anderen Trainern bekommen wir die gleichen Infos, überall Probleme mit Trainingsbeteiligung und Spielbetrieb, auch bei höherklassigen Vereinen.


    Als abstrakte Ursachen haben sich mehrere Problemfelder herausgebildet:
    - Fussball rückt in der Prio hinter Frauen, Feiern und Schule/Arbeit auf Platz 4
    - Neue Trendsportarten (Beispiel American Football) kommen dazu, daher manchmal auch Platz 5 (nur noch Spiel, aber nur, wenn Zeit ist)
    - schlechte Selbstorganisation der Jugendlichen (keine 24h Vorschau, Jugendliche leben im "jetzt")
    - Spielerabzug durch Herrenbereich
    - stärkeres Sinnhinterfragen


    Ich würde gerne von Euch von euren Erfahrungen hören und nach Mitteln und Maßnahmen suchen, wie dem entgegengesteuert werden kann. Ist das bei Euch auch so? Welche Maßnahme hat Erfolg? Ist weniger mehr?


    VG


    Manndecker

  • In unserem konkreten Fall ist der Anspruch sehr heterogen. Es gibt Spieler, die wollen im Prinzip gar kein Training, nur Spiel. Es gibt andere, die wollen mehr. Dafür hatten wir ja A1 und A2. Hier liegt natürlich auch eine fette Bärenfalle. Sehe ich zumindest so:


    - wird nur gespielt, nicht trainiert, und kein Wert auf Trainingsbeteiligung gelegt, dann sinkt die Teilnahme auch am Pflichtspiel
    - dazu geht die Leistungsfähigkeit runter
    - die Ergebnisse stimmen nicht mehr
    - einzelne Spieler bleiben weg wegen Demotivation auch aufgrund der Ergebnisse/Spielverläufe


    Im Prinzip haben wir beides angeboten, nur Spiel und forderndes Training, Es konnte die Spirale nicht stoppen. Die Spieler sind da sehr "schizophren". Kein Training, aber dann schlechte Stimmung machen, wenn man dann einen auf den A**** bekommt.


    Wie gesagt, ich würde eigentlich denken, wir haben da schon beides angeboten, klingt eigentlich so, als könnte das laufen. Ist es aber nicht. Und wie gesagt, wir stehen da nicht alleine. Ich möchte daher auch erst mal wegleiten von der Frage, was denn konkret bei uns falsch läuft, hin zu der Frage, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat und ob es Maßnahmen gegeben hat, die hier Verbesserung erzielt haben.

  • Ich glaube, du hast die Gründe schon ganz richtig analysiert.
    Ich hab ähnliches festgestellt.
    Ich trainiere aktuell eine E-Jugend eines 2-Ligisten und nebenbei eine A-Jugend in meiner Heimatstadt auf ganz normaler Leistungsklassen-Ebene.


    Die A-Jugend-Mannschaft werde ich zur neuen Saison wechseln, da bei meinem alten Verein nächste Saison keine A-Jugend mehr existiert (da es aus der B keinen Nachschub gab).
    Hab mir die neue Mannschaft die letzten Wochen einige Male angeschaut (bzw. die jetzige B-Jugend) um schonmal einen groben Überblick zu bekommen über Leistungsstärke etc.
    Und was ich da für mich mitbekommen habe, bestätigt so ein wenig meine Erfahrungen aus den letzten Jahren:


    Die aktuelle B-Jugend hat in ihrer Staffel jedes Spiel deutlich gewonnen und dominiert.
    Der Trainer hat selber jedoch kaum ''Ahnung'' von Trainingsmethoden etc.
    Meistens 0815-Training mit Aufwärmen, Pass-Übung, Torschuss, Abschlussspiel.
    Schien aber bei den Jungs gut anzukommen.


    Ich wiederum habe bei meiner alten Mannschaft sehr akribisch trainiert und auch viel Wert auf Taktik gelegt (wohl auch dadurch bedingt, dass ich die A-Lizenz besitze und mein ''Vorgänger' lizenzlos war).
    Training hat meinen Jungs auch Spaß gemacht, da es sehr abwechslungsreich war - jedoch hatte ich nie das Gefühl, dass vom taktischen Know-How allzu viel hängen geblieben ist.


    Problem ist heutzutage einfach, dass die wenigsten Jungs in dem Alter noch eine wirkliche Affinität zum Fußball haben.
    Man spielt zu Hause FIFA 17 und kennt dadurch einige Spieler - aber Spiele im Stadion schauen oder auch mal über den Tellerand hinauszugucken macht kaum jemand.
    Da komische daran ist wirklich, dass ich Jungs dabei hatten, die wirklich JEDEN Tag Lust hatten auf Fußball/Training - aber auf der anderen Seite eben auch überhaupt keinen wirklichen tiefergründigen Bezug zum Fußball haben.
    Die hätten auch einfach 90Min ein Abschlussspiel machen können beim Training.


    Das ist als Trainer natürlich irgendwo frustrierend, weil man selber einen anderen Anspruch hat und auch vorlebt.


    Kann man dieser Entwicklung als Trainer/Verein entgegenwirken?
    Ich glaube kaum.


    Wie will man neue Jungs in dem Alter hinzugewinnen? Jemand der mit 16-17 Jahren aktuell NICHT im Verein spielt, wird zu 99% nicht dadrauf abfahren wenn jemand ihm erzählt '' Junge!! Komm zu uns - wir machen richtig geiles Training und üben permant das Angriffspressing im 4-4-2 ein!!'' :rolleyes:


    Bleibt nur die Möglichkeit, das Beste draus zu machen und zu warten, bis man die Chance als Trainer im wirklichen Leistungsfußball bekommt.
    Dort ist die gesellschaftliche Entwicklung der Generation Y natürlich ähnlich - jedoch wird dem dort durch den Druck der Eltern und der zumindest exisitierenden ''Minimalchance'' auf den Profifußball entgegengewirkt.


    Es fängt ja oftmals schon bei der Trainingsbeteiligung bzw. den Absagen an.
    Diese ''Unverbindlichkeit'' heutzutage bei den Jugendlichen ist einfach schlimm. Kaum jemand hat das Rückgrat noch persönlich per Telefonanruf abzusagen.


    Als kleiner ''Tipp'' dazu eventuell:
    Ich bin ganz gut damit gefahren, dass ich den Jungs von Anfang an gesagt habe, dass sie sich garkeine Mühe machen sollen, irgendwelche Ausreden für Absagen zu finden und dass es mir im Endeffekt ''egal'' ist.
    Wenn ein 17-Jähriger den Geburtstag seiner Freundin vorzieht, dann ist das eben so - da hat man als Trainer keinen Einfluss drauf.
    ABSOLUTES MUSS war für mich immer nur, dass überhaupt abgesagt wird (damit ich das Training planen kann).


    Und da finde ich es eben sehr kontraproduktiv, wenn Spieler A aus Angst oder Scham garnicht erst absagt.

  • Sehr interessantes Thema.
    Kann exakt die genannten Probleme aus der A Jugend mehr als bestätigen.


    Erschwerend hinzu kommt, dass die Spieler zu wenig Ehrgeiz entwickeln, alles nach dem Motto "Erfolg ist schön - wenn nicht auch nicht schlimm"


    Dafür arbeiten auch eher weniger toll.
    Ein gutes Training wird nicht zu schätzen gewusst, am liebsten wird nur stumpf gespielt und vielleicht noch geschossen.



    Schule ein ganz extremer Aspekt, aber auch der Einfluss der Senioren ab dem 01.04. wirkt sich sehr negativ aus.

  • Ich finde das erstaunlich, denn etliche der betroffenen Spieler haben im Prinzip 10 Jahre lang engagiert gespielt. Und melden sich auf einmal am Samstag morgen vom Spiel ab. Wenn man direkt fragt, wohin die Motivation ist, oder was sie motivieren könnte, bekommt man äußerst widersprüchliche Antworten. Es ist auch so, dass, wenn dann so ein 18 Mann Kader auf 11 zusammengeschrumpft ist, man also schon 7 Absagen im Sack hat, und jede Absage dann hinterfragt, dass alle Absagen nachvollziehbar sind, und vermutlich auch ehrlich. Der Spieler hätte das allerdings auch vorher einplanen können. Das Referat für Montag kann auch so eingearbeitet werden, dass man Samstag spielen kann, und die Feuerwehr kann auch mal "ohne 1 Spiel 2" zum Wettkampf. Und Fahrschule kann auch an einem anderen Tag gemacht werden, und den Tanztermin gibt es auch am Donnerstag.... usw usw


    Da ist dann der Fussball schlagartig an Platz 4 oder 5 gerutscht, denn
    Tanzen == Freundin oder angestrebte Freundin
    Referat == Schule
    Feuerwehr == Position 4 Fussball auf 5
    Fahrschule == schlecht geplant
    usw


    Das mit den Senioren kann man ja im Prinzip umgehen, indem man prinzipiell alle 18-Jährigen quasi rausplant und zum Herrenbereich schickt und sich lieber positiv überraschen lässt. Dann lieber nur 17 und 16-Jährige, also B-Jugend eins hoch.


    Ich habe einen ehemaligen Profi dazu befragt. Er führt exakt die Unverbindlichkeit als für ihn wichtigsten Punkt an. Als er damals (DDR) im Jugendbereich war, war Samstag Wettkampf. Der Kader war benannt, mit jeder Position doppelt besetzt und ab zwei Tage vorher kein Feiern mehr erlaubt. Wehe dem, der sich hat erwischen lassen. Aber er hat auch hochklassig gespielt, und entsprechendem Druck ausgesetzt. Im Nachhinein, wie man dann so schön sagt, hats Ihm nicht geschadet. Aber unser Erziehungsziel zum selbstständigen kritischen jungen Menschen ist dabei anscheinend nicht deckungsgleich. Bzw trifft den Zielkorridor der Erziehung nicht 100%, aus "selbstständig" und "kritisch" wird oft "unverbindlich" und "flatterhaft".

  • Herrlich. Ich bin nicht alleine-)
    Ich habe eine Saison hinter mir, bei der ich kurz davor war alles hinzuschmeissen. Würde hier wirklich zu weit führen, nur so viel:
    Ich mache das jetzt schon seit über 25 Jahren und kann aus meiner Sicht nur sagen, dass sich die Mentalität und Einstellung der Spieler deutlich verändert hat. Kann alles bisher hier beschriebene nur bestätigen. Gibt wohl nicht nur einen Grund, sondern mehrere.
    Einer der Hauptgründe und auch eine der für mich herausstechendste Entwicklung ist für mich schlicht eine Übersättigung.


    Überlegt mal: Die spielen seit Bambini. Also haben sie als älterer Jahrgang B 12 Jahre Vereinsfußball hinter sich. Bei mir spielen Jungs, die dann zusätzlich noch 2Jahre in der Kreisauswahl und vier Jahre im Stützpunkt gespielt haben. Also ein Mal in der Woche zusätzliche TE und am WE oft noch ein Funktionsspieltag. Ich kann es ihnen daher kaum verdenken, wenn Fußball irgendwann eben nicht mehr Nr. 1 ist. Wenn man mit Kollegen aus der Liga spricht, ist dies überall dasselbe.


    Dann ist der Eventcharakter in diesen 25 Jahren immer mehr gestiegen. Fußballcamps hier, Auswärtsturniere dort. Jeder versucht sich fast zu überbieten, um den Kindern in dieser Zeit möglichst immer und überall einen Mordshype zu bieten. Wahnsinn. Alles natürlich strikt durchorganisiert und wenn was nicht läuft, steht Papi oder Mami auf der Matte. Wenn man Glück hat, kommen die direkt zu einem oder gehen gleich zum Vorstand. Das ist teilweise bis in die C noch so.


    Warum sollen die Jungs dabei auch lernen, eigenständig Probleme zu lösen ? Da sagt selbst in der B noch die Mutti für den Filius das Spiel ab. Anruf ? Puh... lieber nich. Schnell ne WhatsApp und dann auf "keinen Empfang gehabt" machen bei einem Rückrufversuch.


    Ich denke daher, ist tatsächlich ein Zeichen der Zeit und hat nicht zwangsläufig was mit schlechtem Training zu tun. Die Jungs sind manchmal einfach satt und Fußballmüde.

  • Wie sieht es mit den Aktivitäten außerhalb des Fußballs aus? Zu meiner Zeit haben wir uns nach den Spielen immer einen hinter die Binde gekippt. Entweder im Vereinsheim oder in der DIsco, aber immer in weiblicher Begleitung :D . Meiner Meinung kann Fußball da nicht mithalten, deswegen sollte man es gar nicht versuchen den Fußball dagegen antreten zu lassen, sondern vielmehr versuchen die höher priorisierten in den Fußball zu integrieren um die Leute bei der Stange zu halten.

  • Dieses Phänomen ist nicht nur im Fußball zu finden. Beim Volleyball wird die A-Jugend (bzw. deren Reste) recht konsequent in die Damen/Herrenteams gesteckt. A-Jugend wird bestenfalls noch mitgenommen als Funspiel ohne Training, ohne Druck. Das mag bei den Topteams noch anders sein (hier gibt es z.B. ne NRW-Liga) aber im normalen Jugendbereich ist die A-Jugend häufig ein "Mitläufer". Zumal die Regeln in der A-Jugend denen der Erwachsenen entsprechen.
    Der Umstieg von Schule nach Studium/Job hat auch immer zahlreiche "Opfer" gekostet. Später kamen dann temporär Spieler, die in der Gegend studierten und 3-4 Jahre da waren...



    Ich hab mich mal mit einem B-Jugendtrainer unterhalten und der sagte: "die (Funktionäre) sind doch selber schuld. In der C-Jugend spielen sie samstags nachmittags. Als B-Jugend sind sie dann sonntags um 10 Uhr angesetzt. Da sind die doch noch besoffen... Einer meiner Jungs beerdigt nun schon zum 7. Mal seine Omma."

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Erstmal, schönes Thema.


    Bei uns ist die Situation leider ähnlich.
    Wir haben auf dem Zettel immer eine große Menge an Spielern stehen, tatsächlich ist der Spiel - und Trainingsbetrieb mit äußerst mangelhaft zu bewerten.


    Ich denke auch nicht, dass es am Training liegt oder am Trainer liegt. Aktuelle Trainingsbeteiligung unter 50%.


    Eine Vermutung von mir ist, dass die A-Jugendlichen eigentlich schon in den Herrenbereich wollen.
    Darum ein Vorschlag von mir, ein Training A-Jugend und ein Training bei den Herren.
    Vielleicht kann man hier noch einen Anreiz setzen.


    Letztendlich ist es für mich aber immer wieder erschreckend, wie wenige tatsächlich im Seniorenbereich ankommen.
    in der F-Jugend sind es 10 pro Jahrgang, würde ich von max. 3 im Seniorenbereich ausgehen.

  • Die A-Jugend ist in vielen Vereinen ein leidiges Thema!
    Aus eigener Erfahrung waren wir in der Stadt ambitioniert und wollten aufsteigen. von 20 Mann waren meistens nur 6 beim Training!
    Weil der Trainer ja 11 spielen lassen muss und immer die Besten spielen lässt, wenn er aufsteigen will.
    Meiner Meinung nach, muss nach Trainingsbeteiligung aufgestellt werden!
    Dabei ist es optimal, wenn der Trainer einen leistungshomogenen Kader zur Verfügung hat, aber wer hat das schon.
    Wenn die Jungs keinen Bock haben, kannst du als Trainer nichts machen.

  • Das geht ja schon los in der B-Jugend,grade im älteren Jahrgang. Beispiel bei uns...
    Kader:18 Jungs und 2 Mädels
    Trainingsbeteiligung: ca. 60%, wobei 3 Spieler immer da sind und der Rest "Termine " hat
    Beteiligung am Spiel.... von 17 Spielern bis runter zu 11 und einem Nichtantritt.....


    Fußball wollen alle spielen.... aber..... wenn grad was anderes anliegt, ist FUßball nicht die NR. 1...sondern rückt nach hinten. Und leider gibt es auch keine Planung bei den Teenagern... das ist einfach in den Tag hinein....

  • Aus eigener Erfahrung waren wir in der Stadt ambitioniert und wollten aufsteigen. von 20 Mann waren meistens nur 6 beim Training!
    Weil der Trainer ja 11 spielen lassen muss und immer die Besten spielen lässt, wenn er aufsteigen will.
    Meiner Meinung nach, muss nach Trainingsbeteiligung aufgestellt werden!
    Dabei ist es optimal, wenn der Trainer einen leistungshomogenen Kader zur Verfügung hat, aber wer hat das schon.
    Wenn die Jungs keinen Bock haben, kannst du als Trainer nichts machen.

    Ok, hier ergibt sich ja ein Ansatz. Ich versuche, das ganze mal etwas anders zu formulieren:


    Spätestens in der A-Jugend hat jeder Jugendliche begriffen, dass es mit der Profi-Karriere wohl nix mehr werden wird.
    Wer jetzt als nicht nach Engagement, sondern nach Fähigkeit aufstellt, der wird gegen die Wand fahren. Allerdings ist das natürlich schwierig, wenn nur 6 beim Training sind. Dann müssen ja mindestens 5 aufgestellt werden, die weniger Engagement zeigen. Dazu kommt die Frage, wie zum Beispiel Schichtarbeit oder Schulaufwand zu bewerten ist.
    a) gar nicht, es zählt allein die Trainingsbeteiligung oder
    b) nachvollziehbare Absagen sind ok, wenn ansonsten Engagement erkennbar ist oder
    c) ich rotiere grundsätzlich durch, Training wird überschätzt...


    Ich persönlich würde ja zu a) tendieren, denn die Trainingsfleißigen können ja nix für die Tagesplanung der anderen Spieler.

  • Dieses Jahr konnte ich Ähnliches bei unserer A-Jugend beobachten wie von den meisten beschrieben. Nach einem sehr erfolgreichen Jahr mit dem unerwarteten Fastaufstieg ging unsere A-Jugend mit nur einem altersbedingten Abgang Richtung Aktive in die neue Saison. Voller Tatendrang als eingespieltes Team diesmal den Aufstieg zu schaffen. Ich muss dazu sagen von der untersten Staffel in die darüber, also kein Leistungsfußball.
    Trainerteam ist auch gleich geblieben, hatte nur mit der ersten Herrenmannschaft eine weitere Aufgabe übernommen.
    Das Angebot mit der Herrenmannschaft zu trainieren wurde hier leider nur von sehr wenigen angenommen, weshalb man auf andere Trainingszeiten gewechselt ist. Doch auch hier war die Beteiligung von 15 bis runter zu 7 Spielern pro Training. Zu den Spielen waren immer genug da (13-15). Doch durch mangelnde Beteiligung am Training blieben auch die Ergebnisse aus und so verlor man auch die knappen Spiele und blieb so hinter den eigenen Erwartungen zurück.


    Durch den Saisonverlauf kann ich auch das Phänomen beobachten dass einige Spieler die sogar noch ein Jahr Jugend spielen dürfen lieber den Schritt zu den Aktiven machen wollen da sie nach den grfühlt ewigen Jahren Jugendfußball einfach die Schnauze voll davon haben.


    Ich werde nächste Saison mit meiner B-Jugend nachrücken und die verbleibenden Spieler der aktuellen A aufnehmen und bin sehr gespannt wie sich das bei uns verhalten wird. Ich hoffe dass ich nicht solche Kämpfe führen muss und werde durch entsprechende Kommunikation von anfang an versuchen eine tolle Stimmung in der Gruppe zu haben und vor allem ohne "Druck" an die Sachen gehen und keine Ziele vorgeben. Die habe ich gemerkt hemmen eher in einem Breitensportverein und müssen wenn dann aus der Mannschaft heraus entstehen.

  • Ich hatte jetzt mit einem der betreffenden A-Jugendlichen direkt gesprochen. Soll ja helfen....


    Ist natürlich nur eine Meinung, aber immerhin:
    Quintessenz ist die, dass dieser Jugendliche mit Schule so viel Stress hatte, dass er das Training dann als "nicht passend" empfunden hat. Für ihn steht der Spaß im Vordergrund, was nicht heißt, dass Training an sich überflüssig ist, sondern die Art und Weise entscheidend ist. Spielformen sind ok, Konditionsgebolze dagegen nicht. Dazu kommt ein anstehender Trainerwechsel, bei dem die persönliche Schlussfolgerung die ist, dass er dann auch gleich in den Herrenbereich wechseln kann.


    Das ist insofern für mich interessant, als dass dieser Jugendliche sich hier als extrem konservativ geoutet hat, nur dann weiter A, wenn der bekannte Trainer bleibt, sonst wechselt er halt ein Jahr eher in den Herrenbereich. Auf meine Anmerkung, dass in dem Herrenbereich sicherlich auch auf Kondition mehr Wert gelegt wird als im Jugendbereich, entgegnet er: Ja, das ist so, aber das kommt dann nur ein Jahr eher als geplant.


    Also:
    Dieser Spieler möchte in erster Linie "mit dem Ball spielen" und der Herrenbereich lockt dann doch recht stark, wenn Herrentraining ohnehin ansteht.


    Angemerkt sei noch, dass die Qualität der Jugendmannschaft höher ist als die Herrenteams im Umfeld.

  • Spannendes Thema, ich habe gerade einen kurzen Bericht über unsere abgelaufene A-Jugend-Saison geschrieben und kann einiges von dem, was ihr geschrieben habt, aus "frischer" Erfahrung dieser Saison bestätigen... Aber - beim Bericht schreiben ist mir auch etwas anderes aufgefallen: Von unseren A-Jugendlichen der letzten vier Jahre (Jahrgänge 1995-1999) stehen jetzt rund 40 (!) im Kader unserer Herrenteams. Und wir sind ein kleiner Verein mit nur einem Sportplatz. Wenn ich auf meine letzten vier Jahre als A-Jugend-Trainer zurückschaue, kann ich sagen, dass wir kein einziges Punktspiel absagen mussten und fast immer mit mehr als 10 Spielern trainiert haben.


    Ganz klar ist die A-Jugend-Zeit für die Jugendlichen eine Zeit, in der besonders viel passiert: Schulabschluss, soziales Jahr, Freundin, Auslandsjahr, Ausbildungs-/Studiumsbeginn, Führerschein - für viele ändert sich zwischen 17 und 19 das ganze Leben! Dass da der Fußball mal nach hinten rückt, ist doch irgendwie auch normal. Wichtig ist dabei aus meiner Sicht, dass man ein gewisses Verständnis zeigt und den Kontakt zu den Spielern hält. Andererseits habe ich auch erlebt, dass die Spieler mehr eine eigene Meinung haben, kritischer sind und gleichzeitig auch bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wirklich, die vier Jahre als A-Jugend-Trainer habe ich nicht bereut :)

  • Tja Leute, ...ich bin überhaupt nicht überrascht. Diejenigen mit Weitsicht haben das was ihr da jetzt so "plötzlich" bemerkt schon vor zehn Jahren erkannt! Einige unter uns hier und andere VERANTWORTLICHE für vereinsschädigendes Verhalten sind schon länger unerkannt im Nichts verschollen und ihr pflückt das wurmhaltige Obst als gesägte Ernte anderer nun und kratzt Euch fragend den Kopf (?). Damals wie heute hießen die Themen:


    Drop out
    Konkurrenz zu anderen Sportarten und neuen Funangeboten
    G8
    schlechte Trainer (Unwissen/nicht altersgerechte Trainings/Gebrüll/keine Rotation/BANKDRÜCKER)


    ....und das von Verantwortlichen wissend gedeckt!!!


    Und die Rezepte dagegen waren auch bekannt und benannt (geschützte "überwachte" Konzepte/weniger vor allem unten....Minis aufwärts....spielen lassen usw....ist mehr) bis man Fussel am Mund hatte....weil bestimmte Egozentriker bis Narzisten ewig dagegen waren.


    Nun holts ein.....


    .....angesagtes/vorausgesagtes Vereinssterben ist das nächste Thema zwei Jahre weiter...


    .....wer nicht hören will muss fühlen


    ....und die, die es überleben werden weite Anfahrten zu ihren Spielen haben....sage ich auch noch voraus, sorry....Gr. Andre

  • Jo..nix Neues. Und wer schon länger im Geschäft ist, hat es auch so kommen sehen. Und ich habe auch schon vor Jahren in meinem Heimatverein versucht, dass in die Köpfe der Verantwortlichen zu bekommen. Bin krachend gescheitert. Für mich persönlich hat es sich zum Guten entwickelt. Bin jetzt in einem durchstrukturierten Verein, in dem eben keiner sein eigenes Süppchen kochen kann. Alles nach klaren Strukturen und jeder hat seine klar festgelegte Aufgabe. Das Ganze festzementiert im Vertrag. Tja..und den unterschreibt man oder auch nicht. Aber wenn man unterschreibt, ist das gleichzeitig auch Verpflichtung. Nur das ist für mich die Zukunft und nur diese Vereine werden aus eigener Kraft überleben.


    Ach ja...mein Heimatverein hat nächste Saison keine A-Jugend mehr. Im Herrenbereich versucht man gerade Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen des Umlands einzugehen, die ebenfalls die letzten Jahre den absehbaren Trend verpennt haben.


    Mein Mitleid hält sich in Grenzen !

  • Ach ja...mein Heimatverein hat nächste Saison keine A-Jugend mehr. Im Herrenbereich versucht man gerade Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen des Umlands einzugehen, die ebenfalls die letzten Jahre den absehbaren Trend verpennt haben.

    Ich habe es damals -aus mehreren Gründen- genau wie Steini gesehen und gemacht. Ich werde niemals wieder in einem Verein ohne Konzept als Trainer antreten!


    Wenn man mal genau und akribisch hinschaut muß man ein ganzes Stück weit erkennen, dass das was er da aus seinem alten Verein beispielhaft anführt nichts anderes als FLICKSCHUSTEREI ist, war und vermutlich bis zum Exodus bleiben wird, siehe Statement 17. Und das, weil man seine Hausaufgaben aus mehreren bekannten und benannten Gründen nicht gemacht hat, und stur und dumm nicht machen wird! Und das, obwohl es so einfach wäre, Hammer schwach eigentlich!


    P.S. Etwas unverdiente Luft zum weiteratmen wirds dann geben, wenn die Politik das G8 wieder abschafft. Das verlegt die Atemnot aber nur etwas nach hinten, garantiert.

  • Ich habe es damals -aus mehreren Gründen- genau wie Steini gesehen und gemacht. Ich werde niemals wieder in einem Verein ohne Konzept als Trainer antreten!

    Hi,


    die Kritik ist sicherlich korrekt und nachvollziehbar, soweit der Schwund auf Konzeptlosigkeit und Trainerqualifikation zurückzuführen ist. Den Schuh ziehe ich mir hier aber nur an, soweit es darum geht, dass wir kein festgeschriebenes Konzept besitzen. Das stimmt. Aber gerade in dem Umfeld der betreffenden Jahrgänge, die jetzt betroffen sind, ist die von Dir angeführte Problematik nicht vorhanden. Die Qualität im Training ist hoch, die Trainer haben Scheine, alle arbeiten nach abgesprochenen Vorgaben.


    Was allerdings ein wichtiges Thema ist ,ist (meines Erachtens):
    - G8 (der ältere A-Jugend geht ins Studium/soziales Jahr oder was auch immer --> ein paar Spieler verlassen den Fußball eher)
    - Ermüdung der Beziehung zum Trainer durch mitgehende Trainer
    - Verletzungen werden schwerer --> Kommt man in einer C noch mit 15-17 Spielern durch die Saison, sind in der B dann schon eher 20 und in der A dann noch mehr.


    Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der Weg über die Professionalisierung führt ja eher zu einem Verdrängungswettbewerb. Nur die stärksten bleiben, aber nicht, weil die Spieler gebunden werden, sondern weil man einfach attraktiver für Fremdspieler wird. Und es kann doch nicht sein, dass das Ehrenamt hier aufgegeben wird für professionelle Strukturen, in denen man dann Leistung bucht wie in einer Mucki-Bude. 30 Euro im Monat und Dein Trainer ist dann ein Ex-Bundesliga-Profi.... Sieht so die Zukunft aus?


    Ich weiß nicht, Andre, ich denke, Du hast Recht damit, dass ein professionalisierter Verein das besser durchsteht, aber nebenbei ist etwas passiert mit der Verbindlichkeit der Jugendlichen. Ich meine, man kann auf der einen Seite rumhacken, also auf dem Verein und den Trainern, aber in unserem Fall ist das nicht fair. Gerade in dem hier geschilderten Jahrgang ist tatsächlich der Fall, dass gute Absprachen und Qualität vorliegen. Da stellt sich eigentlich eher die Frage, was getan werden muss, um Jugendliche in das Vereinsleben einzubinden. Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das keine Dienstleistung mit Dauerbespassung ist, sondern die paar Euro im Monat ein Eintrittsgeld sind, um sich engagieren zu dürfen. In unserem Fall haben wir bis zur B-Jugend viele Spieler, hohe Beteiligung, und dann in der A bricht auf einmal alles weg. Und zwar nicht, weil irgendwer weggeekelt wird, sondern es passiert etwas anderes. Etwas, auf das wir nicht vorbereitet sind, wenn wir den Jugendfussball einfach hochskalieren.


    Ich habe mir die Strukturen der höherklassigen Vereine bei uns angeschaut. Eine A2 bedient fast keiner mehr. Das tut sich keiner an. Nur noch die Landes- oder Verbandsligamannschaften werden gepflegt als Lieferant für die erste oder zweite Herren.