Was machen mit "Spielern, die können, aber nicht wollen"?

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Aus einem Posting des Users "Apu" habe ich mir o.g. Begriff geborgt - weil ich sofort einen meiner Spieler wiedererkannt habe.


    Natürlich gibt es unter unseren Spielern verschiedene Charaktere. Der eine setzt den Fokus mehr auf den Sport, der andere auf die Schule. Der eine ist zuverlässiger, der andere sucht das Wort "Terminkalender" im Fremdwörterbuch.


    In meiner B-Junioren-Mannschaft gibt es aber einen Spieler, der schlicht nicht das Interesse zu haben scheint, an einem Mannschaftssport teilzunehmen. Er ist eigentlich ein wirklich guter Spieler und könnte meiner Meinung nach zwei bis drei Klassen höher spielen.
    Er nimmt sich aber total aus der Mannschaft. Gleich nach dem Duschen weg, bei keinen Teamveranstaltungen anwesend, absolut Dienst nach Vorschrift. Ähnlich auch das Verhalten auf dem Platz, gespielt wird was er denkt, taktische Vorgaben werden weitgehend ignoriert. Deswegen hat er auch weniger bzw. teils in der B2 gespielt.


    Eigentlich will ich ihn jetzt in der Rückrunde härter anpacken. Ich befürchte aber, dass er sich dann komplett verabschiedet.


    Wie würdet ihr handeln?

  • Ich würde ein Einzelgespräch suchen. Gibt es evtl. ein Problem zwischen einigen aus der Mannschaft und ihm, weswegen er wie du schon sagst Dienst nach Vorschrift macht. Fußballspielen will er anscheinend ja, sonst hätte er wohl schon aufgehört. Evtl. würd ich mich auch bei seinen Bezugspersonen informieren, was der Grund sein könnte, wenn er sich verschließt.

  • Es wäre ich wichtig herauszufinden, was ganz genau bei solchen Spielern zu Unlust führt und ob diese Unlust nur temporär ist, oder vermutlich von Dauer.
    Es gibt keine andere Möglichkeit der "Kur", man muss erst die Ursachen kennen, bevor man die entsprechenden Gegenmaßnahmen ergreifen kann.


    Und als Gründe fallen mir spontan schon 30 mögliche ein.

    [b][color=#990000]"Absolvent der SOCCERDRILLS-ONLINE Kurse BASIS, Ki-Fu und JUGEND-FU."

  • Als eine von dreißig Gründen würde ich sagen - warum sind Lehrer dagegen, das Kinder im Vorschulalter schon das Alphabet auswendig zellibrieren?


    Um später den Erwachsenen zu zeigen, wie überlegen sie sich fühlen?
    Sich unterfordert darstellen und garnicht merken, das sie selbst in Frage gestellt werden? Weil, es ist Scheuklappensicht angesagt!

  • wer dieses Problem löst, den schlag ich fürs Bundesverdienstkreuz vor.


    in allen Lebensbereichen gibt es Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die nicht das bringen was sie bringen könnten.


    dieses Problem allein für die Schule gelöst, und Pisa würde nicht mehr diskutiert.


    Günter

  • Mach ihm das, was du hier geschrieben hast, klar:


    Er ist gut


    er könnte höher spielen



    ABER:


    Er zeigt kein Interesse


    er ignoriert Vorgaben



    usw.



    Frag ihn, warum er überhaupt mehr spielt, ober er keinen Bock mehr hat usw.


    Motto: Gib niemals auf!
    Alter: 15

  • Ein Einzelgespräch wurde bereits in der Vorrunde geführt und brachte keine Verbesserung.


    Der Kerl hat generell Lust, Fußball zu spielen. Wie hier richtig bemerkt wurde, würde er sonst bei den B-Junioren nicht mehr dabei sein.
    Er hat bloß eigene Vorstellungen von Mannschaftssport...

  • Hallo Willi,


    es gibt einfach Sachen, die man als Trainer akzeptieren muss, oder Konsequenzen zieht.


    ein ähnlich gelagert Fall, zum Glück war ich nie dessen Trainer, an dem wär ich verzweifelt.


    ich verfolge den Jungen seit F-Jugend, Riesentalent in allen fussballerischen Belangen (fast)
    vom fussball her, auch figurmässig , und auch im Stil so etwas Beckenbauertyp, alles sah leicht bei ihm aus.
    der Beste seines Jahrganges, aber von Anfang an machte er nicht mehr, als er tun musste.es reichte ja.
    obwohl immer auf dem Bolzplatz hatte er am Stützpunkt kein Interesse, das war ihm zuviel.
    auch im Training machtae er nur das, was unbedingt sein musste.
    Trotzdem spielte er im c-Jugendalter ab und zu schon bei der A-Jugend.
    dann immer einer Jahrgang höher, und dort auch bei den Besten.
    jetzt spielt er als noch A-Jugendlicher voll in der 1. Mannschaft., kommt dort gut mit.
    Totzdem hat man immer den Eindruck er könnte 30-50 % mehr bringen, wenn es sein müsste, aber es reicht ja.
    ein vom Schweiss angefeuchtet Trikot oder Schwitzen habe ich bei dem noch nie gesehen.


    Als Trainer würde ich da bekloppt. hier verschleudert einer sein Talent..


    Aber er scheint zufrieden zu sein. offensichtlich hat er seinen Weg gefunden, wo ihm der Fussball einfach nur Spass macht.
    wenn ich dann von der Trainerposition weggehe frage ich mich dann schon, ob der Junge für sich nicht richtig gehandelt hat, er ist ja zufrieden.


    Fazit: wir sollten nicht immer alles aus der Position von uns Trainern sehen, auch wenn das schwerfällt (mir zumindest).


    in deinem Fall musst du wohl ganz einfach das Verhalten des Jungen ganz einfach akzeptieren, wenn du durch Einzelgespräche festgestellt hast,
    dass sein Verhalten nicht durch das Mannschaftsumfeld beeinflusst ist.


    Günter


  • Hallo Günter,


    warst du nicht derjenige, der hier mal folgenden Spruch von einem Bekannten, Mentor oder ähnlichen geschrieben hast ?


    Zitat: "Fußball macht dann Spaß, wenn man eine "Liga" unter seiner Leistungsfähigkeit spielt!" ( so, oder so ähnlich lautete die Aussage ).


    Das würde dann doch einiges erklären.....

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Ich hatte auch so einen Jungen der konnte alles am Ball, ich denke der hätte den Ball sogar auf Toilette hoch halten können. Ihm hat aber der Wille gefehlt auf dem Platz alles zu geben und ist nachher versandet, mit jetzt 21 Jahren hat er ganz mit dem spielen aufgehört und ist meines Wissens auch privat derb abgerutscht. Ich hab wirklich alles versucht auch über den Trainerjob hinaus um dem Jungen klar zu machen das sein Leben so nicht funktioniert, weil er war leider im Leben auch so wie auf dem Platz, nur nicht anstrengen. Schade drum, aber ich muss mir nichts vorwerfen! Ich hab ihm Chancen Möglichkeiten und Wege geboten um es anders zu machen. Wenn er das nicht nutzt muss man damit Leben.
    Wenn du dann alles versucht hast damit er mehr tut auf dem Platz dann musst du damit leben wenn es nicht gefruchtet hat!

  • Man kann den Hund nicht zum Jagen tragen.


    Sehe ich genauso.


    Und Willi, ich würde ihn weder härter noch generell anders anpacken. Hört sich auch für mich nach der Gefahr an, dass er dann aufhört oder wechselt. Mit Vorgesprächen und kurzfristiger "Versetzung" in die Zweite habt ihr meiner Meinung nach schon richtige Maßnahmen ergriffen. Führten offensichtlich auch nicht zum gewünschten Erfolg bei ihm.


    Er kommt aber immer noch zum Fußball. Solange seine Einstellung / Spielweise den Rest der Mannschaft nicht stört bzw. er dadurch nicht störenden Einfluss auf deren Einstellung hat, würde ich es dabei bewenden lassen. Gerade in dem Alter haben sie ohnehin die Welt erfunden und man hat als Trainer in der wenigen Zeit, die man mit ihnen verbringt, nur sehr bedingten Einfluss, diese innere Einstellung der "Erdballerfinder" gerade zu rücken.

  • ich denke auch, nach dem einzelgespräch lass es laufen.
    du wirst ihn nicht ändern und er verlangt nicht mehr, also was solls?
    vlt. ist fußek für ihn wirklich nur der ausgleich den er braucht neben der schule. und weil euer verein der nächste ist, spielt er eben bei euch.
    eigentlich ganz einfach, aber als trainer oft schwer zu akzeptieren, kenne ich auch...

  • Man sagt zwar: jeder ist seines Glückes Schmied, häufig basiert der fehlende Mannschaftsgeist aufgrund zu geringer bis gar keiner Unterstützung aus dem Elternhaus. Sollte Kinder lassen sich heute hiervon, morgen davon beeinflussen und merken häufig selbst gar nicht, wie sehr sie sich in ihren Ansichten widersprechen.


    Wirkliche Freude empfinden sie nur für den Moment.



    Man kann solchen Kindern nicht die Eltern ersetzen, die eigentlich dafür da wären, ihnen auf Dauer gültige Werte zu vermitteln. Der Fussball gibt diesen Kindern aber ein Stückchen weit diese Unterstützung.



    Als Fussballtrainer ist es aus sportlicher Hinsicht besonders bedauerlich, wenn man mitansehen muss, wie so ein Kind sein Talent einfach wegwirft. Ändern kann man es aber nur selten.

  • Sehe ich genao so. Als Trainer sind uns auch Grenzen gesetzt, die wir anerkennen müssen, so schwer es auch fällt. Natürlich tut es innerlich weh, zuzuschauen, wie jemand sein "Talent" wegwirft. Vor allem, da diese meist nicht so häufig zu finden sind.

  • Wie würdet ihr handeln?


    Vieraugengespräch


    und herausfinden, wie er gedanklich tickt.


    Wenn du sagst, dass er so dermaßen talentiert ist, kann es auch sein, dass er völlig unterfordert im Spiel ist und gewisse Aktivitäten der Mitspieler als bescheuert empfindet, weil er erkennt dass es bescheuert war und er gern besseres umgesetzt bzw. getan hätte, es aber nicht kann, weil die Mitspieler dazu nicht in der Lage sind....Unterforderung halt.


    Wie kam er denn zu euch....kam er von "oben" und durfte dort nicht mehr, weil er soziale Schwächen hat und nun "unten" kickt, um überhaupt noch zu spielen?


    Ansonsten....finde ich....frage ihn doch mal nach seiner Lieblingsposition und probier doch mal aus. Vielleicht setzt du ihn so in Szene....


    oder


    du läßt ihn frei wie einen Vogel spielen...z.B. als zweiten 6èr vor der Viererkette. Die können sich doch ergänzen ...die beiden 6èr.


    Wenn das alles nichts brächte...würde ich es nicht weiter beachten. Das ein Spieler gut ist und richtig will.....ist doch bei genauer Hinschau selten. Das wird mir jedenfalls in Gesprächen oft so von Leuten die es Wissen erzählt. Es gibt viele, die spielen oben und lassen sich mal den Bauch pinseln und kommen dann zurück, weil ihr Wille nicht reichte, Talent war ausreichend vorhanden. Das ist halt so zu aktzeptieren und weil es so ist, ....würde ich nach oben benannter Ergründung darüber dann nicht weiter nachdenken. Gruß Andre

  • Bei Mädchen früher, bei Jungs später, aber eigentlich ist der Zeitraum der B-Jugend genau dieser, indem der Jugendliche anfängt neue Sachen auszuprobieren und sich mehr mit dem anderen Geschlecht auseinandersetzt. Gerade im Bereich der B- und A-Jugendlichen fallen jährlich viele Spieler/innen weg und kommen irgendwann in der Herren-Sparte zurück, eben aus den oben genannten Gründen.


    Härter "Anpacken" würde ich ihn nicht, eher im Gegenteil. Ich würde während des Trainings öfters mal mit Ihm sprechen und versuchen sein Vertrauen zu gewinnen. Durch härtere Angehensweise blockt er früher oder später ganz ab. Biete Ihm mal an, dass er eben nach dem Duschen noch länger bleiben kann, oder dass er immer willkommen ist. Auf der anderen Seite solltest du auch mit deinen anderen Jungs sprechen. Fragen ob da etwas vorgefallen ist und vielleicht sogar darum bitten, Ihn mehr in die Mannschaft zu integrieren. Oft brauchen Jugendliche einen sozialen anstupser. ;)


    Also, viel Erfolg dir.


    Gruß Steven