Von einem, der auszog, um Profi zu werden...

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  • Hallo zusammen,


    gerade in der örtlichen Presse gefunden.
    Es geht um einen 11-jährigen, der nach 4 Jahren von einem Bundesligisten aussortiert wurde.
    Ich würde allen Eltern von Bambini bis zur D-Jugend raten, sich nicht von großen Namen blenden zu lassen.
    Die Realität kann nämlich hart sein.


    http://www.rp-online.de/sport/…ilie-hart_aid_949649.html

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • Wahrscheinlich haben die Trainer in seinem Stammverein den Eltern von dem Wechsel abgeraten, aber auf die wurde natürlich nicht gehört. Jedes Jahr gibt es wieder andere Doofe, die ihre Kinder für den Profi-Verein verheizen! Wir raten in unserem Verein allen Eltern den Wechsel erst nach der D-Jugend zu vollziehen!

    »Fußball ist grundsätzlich einfach, aber das Schwierigste was es gibt ist, einfachen Fußball zu spielen.«

    (Johan Cruyff)

  • Verantwortungsbewusste Proficlubs haben sich aus dem Bereich unterhalb der D-Jugend bereits zurückgezogen. Nach der DFL-Lizenzordnung ist es ausreichend, wenn das NLZ mit der U13 beginnt. Und selbst das kann man in weiten Teilen mit einem Zweitspielrecht regeln...

  • Versteht mich nicht falsch, ich bin absolut kein Befürworter von Wechseln in diesem Alter und würde davon immer abraten. Was mich aber erstaunt, ist die Naivität, die aus dem Artikel spricht. Oder ist es gar keine Naivität sondern nur das Nachtreten gegen den Verein, der sich ach so "unfair" dem eigenen Kind gegenüber verhalten hat?


    Was erwartet der Autor, was die Eltern und die Spieler eigentlich? Den Durchmarsch von der F in die Bundesliga? Scheinbar. Und wie kam es überhaupt dazu, dass dieser Artikel geschrieben wurde? Haben die Eltern den "tragischen Fall" an die Presse herangetragen? Die Vermutung liegt nahe. Worin liegt dann die Intention? Andere aufzuklären oder doch nur das eigene Schicksal anzuprangern? Hmmm... Jahrelang hat der Junge mitbekommen, wie andere Kinder gegangen und neue gekommen sind. Und als es ihn selbst getroffen hat, waren er und seine Eltern total überrascht, enttäuscht und fassungslos ob der Härte gegenüber einem Kind? Ich muss mich doch sehr wundern. Nach 4 Jahren sollte jeder mitbekommen haben, wie es bei einem Bundesligisten im Jugendbereich läuft. Und dann die Verwunderung, dass es nie um die Mannschaft ging, sondern nur um den einzelnen Spieler? Ja, hallo? Geht's noch? Worum ging es wohl dem Kind und seinen Eltern? Um die Mannschaft? Das ich nicht lache. Nö, die wollten, dass ihr Kind Profi wird, oder? Nichts anderes. Ob diese Eltern wohl jemals nachgedacht haben, als andere Spieler gehen mussten? Ich vermute mal, eher nicht. Und wer wird dem Kind wohl mehr Flausen von der Profi-Karriere in den Kopf gesetzt haben? Die Eltern oder die Trainer? Auch da habe ich so eine Vermutung. Und natürlich ist der Junge der gute Teamplayer, der sich verantwortlich fühlt... Und ach die drei Stunden Fahrzeit und die Vernachlässigung, der anderen Kinder, die man in Kauf genommen hat. Das war jahrelang alles okay, bis zu dem Zeitpunkt, wo es plötzlich "für die Katz" ist, wo es nicht klappt mit der Profi-Karriere...


    Was dem Artikel leider völlig abgeht, ist das Wichtigste: die Selbstkritik der Eltern. Es wird ein quasi "unmenschliches" System angeprangert, dass man selber nur allzu gerne bereit war zum eigenen Vorteil zu nutzen. Jetzt hat es nicht so geklappt, wie gedacht und schon wird die "Schuld" dem bösen Bundesligisten zugeschrieben. Das ist ja so einfach. Viel einfacher als über das eigene Versagen nachzudenken und auch das eigene Versagen in dem Artikel zuzugeben. Kein "das hätten wir unserem Kind ersparen können", kein "wir hätten unser Kind von uns und sich selbst schützen müssen", kein "wir hätten darauf vorbereitet sein müssen", kein "liebe Eltern, überlegt Euch gut, ob Ihr den Schritt macht". Nullkommanichts dergleichen. Das einzige, was den Eltern dazu einfällt, ist dass das Kind jetzt selbst seine Tasche packen kann? Das ist ein ganz schwaches Bild...


    Bundesligisten bekommen täglich Spieler jeder Altersklasse "angeboten". Wie sollen die Vereine damit umgehen? Natürlich hat man Interesse an guten Spielern und es liegt auch im Interesse der Spieler eine möglichst gute Ausbildung zu bekommen. Ob die besser ist, je größer der Verein ist, sei mal dahingestellt. Nimmt man nun gute Spieler hinzu, so müssen schwächere gehen. Das ist nun mal so und wird von Eltern und Kindern auch gerne akzeptiert, solange man derjenige ist, der verdrängt. Ist man der Verdrängte, dann ist es auf einmal unfair und man wurde vom Verein "verheizt". Auch der Junge, der hier aussortiert wurde, wurde anderen vorgezogen. Da war es dann wohl auch in Ordnung. Man kann das "System", mit dem bei vielen Bundesligisten im unteren Jugendbereich gearbeitet wird, durchaus kritisieren. Man kann aber nicht erst versuchen das System zu nutzen, und dann damit "abrechnen", wenn es nicht so klappt, wie man sich das vorgestellt hat.

  • Du hast völlig Recht Ranwie. :thumbup:


    Ich krieg die Krise wenn bei uns schon in der F Jugend die Spieler ein Probetraining bei einem Buli Team absolvieren. Da wird von den Eltern viel zu viel reingepfuscht und die eigenen Kinder zu den Vereinen gescheucht.
    Bei uns hat es ein Spieler geschafft. Der ist jetzt Profi bei Mönchengladbach. Ist erst im zweiten Jahr D jugend gewechselt und hat nie Auswahl gespielt. das ist dann das richtige Alter wenn die Spieler in sich schon gefestigt sind.
    Glauben die Eltern wirklich das man von den Bam bis zum Profi es bei dem großen Verein schaffen kann ? Das ist doch total naiv.
    Wer sich etwas informiert wird erkennen das fast alle Nationalspieler bei einem kleinen Verein gespielt haben bevor der große Schritt gemacht wurde.


    Es schaffen nicht mal 1 % aller A Jugendlichen in der BRD den Sprung zum Profi.


    Gruß
    Frank

  • Das was Ranwie schreibt, kann ich so nur zu 100 % unterschreiben.


    Ich bleib sogar dabei und sage nach wie vor, dass ich einen Wechsel zu einem "ganz Großen" erst ab B-Jugend für vernünftig halte. Vorher sollte man ab D-Jugend bei einem "Mittleren" spielen.

  • Sehr einleuchtende Betrachtungsweise von dir, Ranwie.


    Da war wohl ein verbitterter Vater am Werk, der seinen Frust bei einer Zeitung rausgelassen hat.


    Trotzdem zeigt der Artikel aber auch, dass ein früher Wechsel nicht unbedingt sinnvoll erscheint.

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • Sehr guter Beitrag, Ranwie. Den unterschreibe ich so. Welch Überraschung, dass bei den Buli-Vereinen Auslese betrieben wird. Die Chancen kann sich doch jeder selbst ausrechnen. Wie viele Kinder spielen in Deutschland Fußball (Sportart Nr. 1)? Wie viele Spieler aus Deutschland schaffen den Sprung zum Profi bzw. werden überhaupt benötigt?


    Gut beobachtet. Man sollte solche Berichte immer von beiden Seiten betrachten.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • An sich hat Ranwie alles geschrieben was dazu zu sagen ist.


    ich ergänze nur: typisches Verhalten von überehrgeizigen Eltern, das wir in abgewandelter Form doch auch öfters erleben.


    es fehlte leider der Hinweis auf Mobbing und unqualifizierte Trainer.

  • Die Vereine, die es betrifft, machen von Anfang an keinen Hehl daraus, dass es um Auslese geht. Dies ist nun mal das Leistungsprinzip und das ist nach meiner Meinung auch völlig in Ordnung. Ich habe noch nie davon gehört, dass die Teilnahme an diesem Prinzip Pflicht ist. Ich bin daher als Elternteil dazu verpflichtet, mich vorher mit den Vor- und Nachteilen zu beschäftigen. Bis zu einem gewissen Alter sind Kinder nicht in der Lage, diese Abwägungen selbst zu treffen, da sie die Tragweite aufgrund ihres Alters noch nicht erfassen können. Wenn ich einen fußballbegeisterten 7jährigen frage, ob er Bock hat beim Bundesligisten zu spielen, wieviel Prozent würden wohl mit Nein antworten? Ich würde mich ungern auf ein bestimmtes Alter festlegen wollen, ab wann man diese Entscheidung zusammen mit dem Kind entscheidet. Hängt von individuellen Faktoren ab. Ich frage mich immer was die Eltern dazu bewegt, ihre Kinder dieser "Mühle" auszusetzen. Es gibt doch wohl, egal ob auf dem Dorf oder in der Stadt, in der näheren Umgebung genug bzw. mind. einen Verein/e, die eine bessere fussballerische Ausbildung bieten können, als dies im eigenen Verein möglich ist. Und die dann auch höherklassiger spielen. Das heisst man kann den Weg der "sanften" Förderung gehen, wenn man dies unbedingt meint. Ohne viel zu Kilometer zu fressen und dem Kind auch dadurch wertvolle Freizeit außerhalb des Fußballs zu verwehren. Daher stimme ich Chris zu:


    Mindestens bis einschließlich E-Jugend im eigenen Verein (zumal während dieser Zeit der Wechsel auf eine weiterführende Schule stattfindet), erst dann Wechsel zu einem Verein in der Umgebung, der seinen Fokus mehr auf das Leistungsprinzip gelegt hat und hierfür auch die Voraussetzungen bietet ( ausgebildete Trainer, relativ hohe Spielklasse usw.). Max ab B-Jugend Wechsel zu einem "Großen". Wenn die dann wirklich zur Spitze gehören könnten, werden sie auch in diesem Alter noch gerne genommen.

  • Wow Steini


    die Komentare hier werden ja immer besser, und sprechen mir voll aus der Seele.


    der von dir erwähnte Begriff der sanften Förderung finde ich einfach super. Ist der von dir??


    Günter

  • hmm...einer unserer G-Jugendlichen spielt jetzt bei Hertha BSC.
    Bei dem Sichtungstraining sind die eher zufällig gelandet. Und prompt konnte sich der Junge gegen 100 Konkurennten durchsetzten.
    Seltsamerweise sind die Kinder (die Tochter war auch bis letzter Saison bei uns und spielt jetzt bei Turbine Potsdam) und Eltern gar nicht übermässig ehrgeizig. Vielleicht liegt darin auch eine Chance
    Noch fühlt sich der Junge wohl (die haben auch einen klasse Trainer), und ich hoffe für ihn auch das Beste. Aber die Chancen sind natürlich nicht gering das er bald gnadenlos aussotiert wird.

  • Ich bin auch der Meinung von Follkao: Wozu braucht ein Bundesliga-Verein E- und F-Jugend? Ein Stück weit sind die Vereine hier mit verantwortlich, auch wenn Ranwie zu Recht die Scheinheiligkeit vieler Eltern anprangert.

  • Ab wann ein Spieler wechseln sollte ist natürlich sehr individuell. Allerdings wenn man sich mal die U- Nationalteams des DFB ansieht erkennt man das schon ab der U15 eigentlich alle Spieler bei einem Buli Verein spielen.
    Der Umkehrschluss wäre das ein talentierter Spieler nur über ein Buli Verein zu eienm Junioren Nationalspieler wird.Aslo müsste dann ein Wechsel ab der D Jugend sinnvoll sein und nicht später.

  • Ich würde nicht eindeutig zustimmen, dass der Wechsel zu früh war. Ich denke, dass sich der Junge auch bei seinem Heimatverein nicht so weiterentwickelt hätte, dass er später in der Jugend bei einem Profiverein eine große Rolle gespielt hätte. Lieber früh versucht und gescheitert als später der verpassten Chance hinterher zu trauern.
    Warum hättet ihr dem Jungen den Wechsel abgeraten? Ich muss ehrlich sagen, unter Beachtung, welche Trainingsverhältnisse bei uns in den unteren Jugendbereichen herrschen, dass ich meinen Sohn [wenn ich einen hätte], wenn die Chance kommen würde, wahrscheinlich auch zum Proficlub gehen lassen würde. Aber das kann ich eben schlecht beurteilen, weil ich nicht in der Situation bin. Man müsste wohl jeden Fall einzeln hinterfragen.


    Ich würde die Reaktion des Vaters kritisch beurteilen, denn wenn man über die Jahre schon erkennt, dass viele Kinder „rausfliegen“ muss man damit rechnen, dass auch der eigene Sohn irgendwann soweit ist. Wie es scheint, war er auch einfach nicht gut genug [„Er weiß, dass viele Mitspieler schneller, technisch stärker, pfiffiger sind.“]. Das muss man dann auch akzeptieren. Und wenn man davon ausgeht, dass in der Jugendausbildung das Team und nicht der Einzelne zählt, vor allem bei einem Proficlub, der hat, um es mal vorsichtig auszudrücken, nichts verstanden.


    Also, Kind aufbauen, in der Schule Gas geben, Spaß am Fussball haben, trainieren, trainieren und gelegentlich auch mal trainieren. Und am Ende nicht böse sein, auch die Eltern, wenn es nicht zum Profi reicht. Auch aus schlechten Erfahrungen kann man lernen.

  • So erstmal zu dem Zeitungsartikel:
    Nach einem halben Jahr !!! dafür zu sorgen (hier müssen Kontakte bestehen), dass so ein Artikel in die Zeitung kommt, da muss ein Vater (ja ich meine den Vater) wohl sehr gefrustet, über das Ende des Traumes sein, den eigentlich sein Sohn leben/träumen sollte.



    Zum Thema "Wechsel zu einem Bundesligisten" ist mir die Diskussion hier zu einseitig. Ich finde einige Widers, aber die Vorteile, die durch so einen Wechsel entstehen (können), werden hier nicht genannt oder erkannt.


    Bevor ich mich hier auf die andere Seite der Argumentation begebe, will ich auch meine Meinung kundtun. Ich denke man muss in dieser Frage den EInzelfall betrachten. Pauschal sagen, wann der richtige Zeitpunkt für so einen Wechsel ist, kann man in meinen Augen nicht.


    Fussball im NLZ/Bundesligisten heißt Eliteförderung. Und diese beinhaltet Elektion/Auslese. Das ist auch außerhalb des Fussballs überall so.Fragen und Diskussion zum Thema Moral erübriegen sich.
    Wie sieht es denn bei den so genannten mittelmäßigen Vereinen aus? Findet hier nicht (mindestens) eine genauso große Auslese statt. Fallen nicht bei solchen Vereinen (RW Essen, TeBe, SSV ULM, Waldhof Mannheim, VFB Lübeck, etc. um mal einige eher prominente Beispiele zu nennen) auch regelmäßig Spieler durchs Raster und müssen, dann in die E3 oder D4?
    Oder die Stützpunktspieler, werden nicht auch hier immer wieder Kinder aus dem Förderprogramm genommen, um die Plätze anderweitig zu vergeben.
    Ist man nach dem ersten Auswahlspiel (Kreis oder Fussballverband) auf ewig in ihr gesetzt?



    Ein Kind hat bei einem Bundesligisten, die Möglichkeit Erfahrungen zu sammel, die ihnen keiner nehmen kann, und die sie ihren Enkel erzählen können.
    So hörte es sich, zumindest in diesem Thread ( U12: Polnische Zuschauer sind anders )an, an der die Jungs vom HSV, Hertha und Gladbach teilhaben konnten.
    Turniere, wie der U11 Eurocup http://www.u11-eurocup.de, oder das U13 Knabenturnier http://www.nordkurier.de/knabenturnier/infos/index0.php, sind unvergessliche Erlebnisse. Vor mehreren Tausend in einer ausverkauften, tobenden Halle, gegen Bayern München u.ä. zu spielen. Welcher Sportler würde das nicht gerne, und wenn es nur in der E-Jugend oder D-Jugend war.


    Der Vater im Artikel beschreibt selbst, das sein Kind sich im persönlichen Bereich besser entwickelt hat, als seine anderen Kinder. Ich kenne auch Fälle, wo sich die Kompetenzen, wie Verantwortungsbewusstsein, Eigeninitative, Selbständigkeit, Sorgfalt, Verlässlichkeit, etc, auch in den "sozialen Zeugnisse" der Schule deutlich verbessert haben. Also eine positive Veränderung, die in einer anderen (neutalen)Instanz bewertet wurde.



    Höchstwahrscheinlich wird es auch wieder Quereinsteiger ala KLase geben, aber man sollte auch folgene Fakten nicht außer Acht lassen.
    - Die Bundesligisten betreiben seit höchstens 10 Jahren diese qualitative Jugendarbeit. Das bedeutet, dass Spieler, die von der U9, U8 oder gar U7 an, diese Förderprogramm eines Bundesligisten erfahren eigentlich noch gar nicht existieren, zumindest sind sie dann aktuell immernoch für die A.Jugend spielberechtigt.
    Fakt ist nämlich, dass die Zeit, die aktuelle U-Nationalspieler schon in ihrem NLZ spielen immer länger wird. Zahlreiche aktuelle U15 Natinalspieler spielen schon seit mindestens der E-Jugend bei ihren Vereinen, Tendenz steigend. (Ob das nun die bessere Sichtung oder die bessere Ausbildung ist oder eventuell beides sei mal dahingestellt)
    Auch die Vereinshistorie von Bundesligaprofis ala Götze, Khedira etc. weisen immer längere Verweildauern in den Jugendteams der Bundesligisten auf. Welche zu finden, die erst in der A- oder B-Jugend diesen Sprung gewagt haben, und jetzt Bundesliga spielen, sind deutlich schwerer und begrenzter finden.
    - Selbst wenn der "kleine" Verein qulitativ gleichwertige Trainer und Trainingsbedingungen bieten kann, so kann er das regelmäßige Messen in Training und Wettkampf nicht auf diesem Niveau bieten, da die Gegenspieler nicht gut genug sind. Dies gilt für jeden Zweikampf in jedem Training.


    - In anderen Sportarten ist der Einstieg in den Leistungssport viel eher erforderlich, wenn man Chancen haben will. Im Turnen z.B. ist man als 8jähriger zu spät dran.


    - Klar schaffen es die wenigsten in die Bundesliga. Aber kann man sich nicht trotz des Wechsels zu einem Bundesligisten nicht auch ein bischen weniger als Ziel ausgeben. Regionalliga, Oberliga oder Verbandliga bieten auch gute Möglichkeiten für Zusatzgelder oder die Finanzierung des Studiums. Und die Quote dafür ist doch ordentlich.


    - Ein Beispiel will ich noch schildern:
    Ein Spieler, wirklich talentiert hat jahrelang, so ab U12 jährlich vom lokalen Bundesligisten umworben, hat immer wieder abgelehnt. Leider hat er (getrieben von seinem Trainer) dies auf eine Weise gemacht, dass er den Bundesligisten stark verärgerte. Es ging nicht um die Absage, der Klub hat schon andere Spieler im 2. oder 3. Anlauf geholt. Der Spieler wechselte aber trotzdem (mit seinem Trainer) ein paar mal den Verein. Da man die Art und Weise dem "Trainer" zuschrieb und den jungen dafür nicht betrafen wollte, hat man trotzdem mehrer Versuche unternommen. Irgendwann in der U15 oder U16, immernoch von Talent des Spielers überzeugt, hat man die Tür dann aber verschlossen. Als der Spieler nun doch den Schritt zum Bundesligisten machen wollte, konnte er diese Option nur bei einem andere Verein (andere Bundesligisten wollte ihn mittlerweile auch, Talent war ja unbestritten) und der Konsequenz Internat wahrnehmen. Leider kam er mit dieser Lebenssituation Internat, fern von Eltern und kompletten Umfeld nicht klar und ging dem Fussball ganz verloren. (Eventuell kickt er wieder auf niedrigem Niveau, ich weiß es nicht)
    Natürlich kann man nie sagen, was wäre wenn. Aber man kommt ins Zweifeln, ob er (der Trainer) da wirklich zum Wohle des Jungen agiert hat.



    Einen Satz will ich noch zum Thema Druck sagen.
    Meist ist der Druck, den der Bundesligist oder dessen Trainer auf die Kinder ausübt, eher geringer als in anderen Vereinen. (Gewinndenkende Trainer sind ja hier im Forum nun wahrlich kein unbekanntes). Der Druck, den die Eltern auf ihre Kinder ausüben ist i.d. Regel das Problem. Aber das Phänomen hat man auf allen Niveauebenen, sogar in der F6 von FC Schießmichtot. (Man muss ja nur mal solch ein Turnier in Mitten der Eltern "genießen". Sobald die Mannschaft spielt, weiß man in welchem "Fanblock" man sitzt, auch das Zuordnen der Eltern zu den Kindern ist häufig leicht möglich).




    Ich würde meinen Jungen wahrscheinlich nicht vor U10 zu einem Bundesligisten schicken. Das hat erstmal den primären Grund, dass man in meinen Augen erst ab diesem Alter ordentliche Talentprognosen stellen kann. Oder anders, vorher geht es nicht. Dabei geht es mir nicht um das Ziel Bundesliga, aber ein schnelles Aussortieren wird unwahrscheinlicher, und man ein paar Jahre "genießen".
    Von U7 oder U8 Spielern bei Bundesligisten spielen schon der U11höchstens noch 2 Spieler eine tragende Rolle. In so jungen Jahren kann man i.d.R. keine seriosen Talentprognosen machen. Das ist wie im Trüben Wasser fischen, ein Treffer, aber auch viel Mist.


    Außerdem muss man den Einzelfall betrachten, nicht jedes Kind ist gleich, die Fahrtwege sind unterschiedlich, etc.
    Aber das Argument "Schule leidet" oder keine "Freizeit" ist in meinen Augen meist unzutreffend.
    Auch ein Bundesligist hat "nur" dreimal in der Woche Training. Ab U13 oder U14 erhöht sich das.Das gibt es auch bei anderen Vereinen, die in die "sanfte Förderung" fallen der Fall. Der Fahrtweg sollte nicht zu hoch sein, aber die sanfte Förderung beansprucht ja auch ein bischen mehr Zeit, als der Heimatverein. Aber 30 min im Berufsverkehr zum Bundesligisten finde ich vertretbar. Der Zeitverlust zum mittelmäßigen Verein ist dann nicht allzu hoch.
    Was eine Mehrbelastung darstellt, ist, dass man bei den Bundesligisten hier und da mal am Wochenende verreist ist.
    Aber mal ehrlich, welcher Schüler, verbringt mehrere Stunden am Tag mit Lernen/arbeiten für die Schule. (Sollte dies so sein, ist das Kind eh nicht auf der richtigen Schule, Sport hin oder her). Ich habe die Erfahrung gemacht (und das sagt ja auch der Vater im Artikel), dass diese Spieler viel organisierter, strukturierter sind, und sich somit ihre Zeit besser einteilen. Sie können so Fussball und Schule und zusätzlich auch Freizeit, also Freunde oder Computer, o.ä. vereinbaren.


    Nun es ist spät, ich habe viel geschrieben, und muss morgen früh in der Halle sein.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Hier zwei Links die von Leuten geschrieben wurden, die sich mit Talentförderung intensiv beschäftigen.
    Udo Bassemir FC Bayern München: http://www.fcbayern.t-com.de/m…aften/mainpost_150306.pdf


    Sehr empfehlenswert ist auch sein Buch: Kreativ offensiv Fußball spielen Hier beschreibt er sehr genau, warum man Talente so lange wie möglich in ihrer Heimat Region belassen soll.


    Und von jemanden der wieder an der Basis arbeitet.
    Eberhardt Ziemke ehemaliger Jugendnationaltrainer und jetziger Kreisauswahltrainer E-Jugend: http://www.kfv-neumuenster.de/cms15/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=556

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Sir Alex


    Frage (sage gleich, dass die rein rethorisch gemeint ist): Du hast Dir vor Deinem Post auch wirklich alles hier durch gelesen?? Da habe ich einen anderen Eindruck. Ist mir ein absolutes Rätsel, wie Du auf darauf kommst, man würde die Vorteile einer Förderung nicht erkennen oder ausser Acht lassen. Da auch ich hier meine Meinung geäußert habe, fühle ich mich angesprochen.


    Zitat

    Ich finde einige Widers, aber die Vorteile, die durch so einen Wechsel entstehen (können), werden hier nicht genannt oder erkannt.


    Hätte ich dies


    Zitat

    Dies ist nun mal das Leistungsprinzip und das ist nach meiner Meinung auch völlig in Ordnung


    näher ausführen sollen? Mit ein bißchen gutem Willen hätte man (oder Du ) erkennen können das dies impliziert, dass diese "Bestenauslese" nicht nur Nachteile hat.


    Zitat

    Ich denke man muss in dieser Frage den EInzelfall betrachten


    Zitat

    Hängt von individuellen Faktoren ab


    Zu den "mittleren" Vereinen:


    Zitat

    Wie sieht es denn bei den so genannten mittelmäßigen Vereinen aus? Findet hier nicht (mindestens) eine genauso große Auslese statt. Fallen nicht bei solchen Vereinen (RW Essen, TeBe, SSV ULM, Waldhof Mannheim, VFB Lübeck, etc. um mal einige eher prominente Beispiele zu nennen


    Mittelmäßig ?( Respekt. Ich hatte da eher den Verein aus dem selben Landkreis im Auge, der nicht unbeträchtlich in seine Jugendarbeit investiert und somit eben einen deutlichen Vorsprung gegenüber den Anderen hat. Lizensierte Trainer, ständige Fortbildungen als Pflicht für alle Jugendtrainer, Turniere auch weit ausserhalb des Landkreises, ab D-Jugend hochklassige Ligen und und und.


    Und zur Auslese:


    Zitat

    Die Vereine, die es betrifft, machen von Anfang an keinen Hehl daraus, dass es um Auslese geht. Dies ist nun mal das Leistungsprinzip und das ist nach meiner Meinung auch völlig in Ordnung


    Was mich aber eigentlich bewogen hat, auf Deinen Post zu reagieren ist dies hier:


    Zitat


    Der Vater im Artikel beschreibt selbst, das sein Kind sich im persönlichen Bereich besser entwickelt hat, als seine anderen Kinder. Ich kenne auch Fälle, wo sich die Kompetenzen, wie Verantwortungsbewusstsein, Eigeninitative, Selbständigkeit, Sorgfalt, Verlässlichkeit, etc, auch in den "sozialen Zeugnisse" der Schule deutlich verbessert haben. Also eine positive Veränderung, die in einer anderen (neutalen)Instanz bewertet wurde.


    So so, ja ja. Und seine Tasche kann er jetzt auch selber packen ?( Das können meine auch. Und im persönlichen Bereich unterschiedlich entwickelt sind sie nur aufgrund ihres Altersunterschiedes. Und die aufgeführten sozialen Kompetenzen / Werte vermittle ich auch meiner Mannschaft. Kommen noch altmodische Dinge wie Loyalität, Pünktlichkeit, Rücksichtnahme usw. dazu. Fällt Dir was auf??? Hier geht es nicht darum, das Förderungsprinzip von Proficlubs in Frage zu stellen oder moralisch an den Pranger zu stellen. Sorry Sir Alex. Es ist meiner Ansicht nach nicht besonders schwer gewesen, folgenden Schwerpunkt aus den meisten Statements hier heraus zu lesen


    Zitat

    warum man Talente so lange wie möglich in ihrer Heimat Region belassen soll.

  • Ich bleibe dabei: Ich sehe nach wie vor keine schlüssigen Argumente, die gegen einen frühen wechsel sprechen.


    Wenn der Heimatverein sehr gute Jugendarbeit leistet, ist es absolut richtig sich dort zu entwickeln und später den Sprung zu versuchen. Aber wie gut die eigene Jugendarbeit ist, können nur die wenigsten beurteilen. Dass die Jugendarbeit bei einem Profiverein dagegen profesionell abläuft, ist so gut wie sicher.


    Natürlich scheitern viele, aber das ist doch normal und muss den Eltern klar sein.


    @Coerverfan
    Was sind das für Argumente in dem Buch "Kreativ offensiv Fußball spielen"?