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  • Hallo, hat hier jemand Erfahrung mit Scouting?


    Bei uns in Bayern gibt es ja die BFV Stützpunkte. Da schicken wir als Verein jedes Jahr die guten Spieler aus den E-Jugend Endjahrgänge hin und die werden dann vom Verband gescoutet. In den vergangenen Jahren und besonders in diesem Jahr war ich stets überrascht, was für Spieler da weiterkommen und welche nicht.


    Bei uns werden immer die kleinen, wuseligen, dribbelstarken Spieler ausgewählt. Wenn jemand gut im Zweikampfverhalten ist, Bälle erobert, einen Blick für die Mitspieler hat, präzise Pässe spielt, Verantwortung auf dem Platz übernimmt oder andere Qualitäten hat, die jede gute Mannschaft braucht, hat derjenige keine Chance.

    Teilweise haben die Spieler mit den o.g. Qualitäten bei mir im Training auch schon gezeigt, dass sie fabelhafte Dribbler sind, aber sie zeigen dass dann bei den Trainingsspielen bei der Stützpunktsichtung nicht, weil sie zu mannschaftsdienlich spielen und auch mal einen Ball abgeben. Weiter kommen aber die Spieler, die sich in 4 von 5 Aktionen festdribbeln und den Ball verlieren und nur einmal durchkommen und ihr Tor dann mit einem infernalischen Jubel feiern (an dieser Stelle übertreibe ich ein bisschen, um zu verdeutlichen, was ich meine :) ).


    Jetzt könnte man sagen, das sind 10-jährige, die müssen erstmal eine gute Technik haben, den Rest kann man denen noch beibringen. Aber warum kann man einem 11-jährigen, der schon gut dribbeln kann leichter beibringen saubere Pässe zu spielen/einen ordentlichen Zweikampf zu führen, als einem 11-Jährigen der das schon kann das dribbeln? Und ich habe das Gefühl, dass wird bei älteren Jahrgängen nicht anders. Auch da kriegen die Spieler, die wild über den Platz jedem Ball nachjagen und nie einen sauberen Pass spielen schneller Angebote, als Spieler, die vielleicht genauso eine gute Technik haben, aber das Spiel schon als Mannschaftssport verstanden haben und deshalb ihre Mitspieler einbinden. Wollen wir im Profibereich dann lauter Sanes, die eine perfekte Technik haben, bei denen man aber immer den Eindruck hat, dass die den Sport an sich auch als Profi immer noch nicht verstanden haben und weniger talentierte Spieler der Mannschaft und dem Erfolg viel dienlicher sind (zum Ende hin hab ich wieder übertrieben :) ).


    Bin sehr gespannt auf eure Erfahrungen. Liege ich da falsch, habt ihr ähnliches erlebt oder habt ihr ganz andere Erfahrungen gemacht???


    PS: Wenn hier jemand im Scoutingbereich aktiv ist und uns sagen kann, auf was er/sie achtet und warum, wäre das natürlich sehr spannend.

  • Spannendes Thema!


    Ich habe bei Stützpunkten in Bayern andere Erfahrungen gemacht - eher das die großen, robusten genommen werden - ich denke viel hängt davon ab was der Stützpunktleiter für Präferenzen hat.


    Technik lehren und verfeinern ist leichter und weniger zeitintensiv als die letzten Prozente im Sprint herauszukitzeln. Bezüglich Spielintelligenz denke ich ist es selbsterklärend, dass Spieler mit hoher Übersicht und Spielverständnis es leichter haben.


    Persönlich bin ich kein großer Fan der Stützpunkte, da ich die Arbeit die ich dort bisher gesehen habe (in Bayern) als unterdurchschnittlich empfinde. Woran mache ich das fest - zu hohe Standzeiten, schlechte Übungsauswahl, unzureichendes Coaching auf Themen, die aus meiner Sicht weniger relevant sind. Ein Stützpunkttraining sollte nicht gruppentaktische oder gar mannschaftaktische Elemente haben, sondern sich voll und ganz auf individuelle Technik und Spielverständnis fokussieren.


    Am Ende könnte ein Stützpunt eine super ergänzende dritte Einheit für Breitensportvereine sein, wenn der Inhalt und die Trainings gut wären. Aus meiner Sicht ist es das oftmals leider nicht.


    Zum Thema Scouting - auf was ich selbst bei Spielern achte ist Schnelligkeit, sowohl physisch als auch im Bezug auf Spielverständnis/Spielintelligenz - den Rest gerade in diesem Alter kann man wie erwähnt wesentlich leichter lehren.


    Grüße

    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Es gibt garantiert auch Stützpunkttrainer hier, die ihre Sicht bestimmt mal darstellen können.


    Ich bin seit 15 Jahren in diesen Altersklassen dabei und habe bereits einige Sichtungen mit meinen Kindern mitgemacht und auch direkten Draht und teilweise Freundschaften mit einigen Stützpunkttrainern gepflegt.


    Die Art der Sichtungen haben sich in den letzten 15 Jahren auch teilweise signifikant verändert. Vor 10-15 Jahren gab es noch relativ starre "Stationen", die die Kinder mitmachen mussten.

    1. Jonglieren mit links und mit rechts und im Wechsel -> das Ganze wurde mitgezählt und dokumentiert

    2. Dribbelparcour --> hier ging es um die Geschwindigkeit des Dribbelns, die Zeiten wurden dokumentiert

    3. Sprintparcour --> teilweise mit Richtungswechseln und ohne Richtungswechsel, die Zeiten wurden dokumentiert

    4. Spielformen --> Beurteilung durch die Trainer


    Vor 10-15 Jahren wurden die Werte der Punkte 1-3 zusammengezählt plus die Spielformen beurteilt und dann sind die Kinder genommen worden oder nicht.


    Mittlerweile hat sich das teilweise massiv geändert und man lässt die Kids meist nur noch in Spielformen spielen und beurteilt sie, wie sie darin sich zeigen. Die Teams werden immer wieder neu gemischt in neuen Spielen bei der Sichtung und die Kids teilweise auch neu positioniert und darin wird dann beurteilt, wer geeignet ist oder nicht.


    Dadurch wird die Auswahl der Kids deutlich willkürlicher und ist stark abhängig davon, wie das Kind von den Scouts gesehen wird.

    Aus meinen Gesprächen mit den Stützpunkttrainer (Scouts) habe ich teilweise sehr unterschiedliche Standpunkte herausgehört und dementsprechend werden teilweise sehr unterschiedliche Parameter zur Beurteilung des Talents angezogen.


    Was ich aber von allen Trainern herausgehört habe ist, dass das taktische Verhalten auf dem Platz eher nebensächlich ist.

    Es spielt also eher eine untergeordnete Rolle, ob das Kind den besser positionierten Nebenspieler sieht und anspielt oder ob er die Pässe über 20-30 Meter gut an den Mann bringen kann.


    Die Kinder werden meistens anhand relativ weniger Parameter als gut beurteilt:

    1. Geschwindigkeit, Dynamik, Agilität --> was ich in den Gesprächen mit den Scouts gehört habe, ist dies eines der wesentlichsten Merkmale derzeit. Wer von Natur aus nicht schnell, dynamisch und agil ist, wird diesen Rückstand fast nie aufholen können, so der Standpunkt. Ein technisch starker aber langsamer Spieler lässt sich kaum auf Spitzenniveau bringen als ein technisch unsauberer aber extrem schneller und dynamischer Spieler. Technik und Spielintelligenz lässt sich schnell antrainieren, Geschwindigkeit, Agilität und Dynamik lässt sich kaum signifikant verbessern - so der Standpunkt der Trainer

    2. Technik --> kreatives Dribbling in hohem Tempo, Agilität mit Ball am Fuß und enge Ballführung und guter erster Kontakt sind ebenso wichtige Parameter. Sie gelten als Grundlage für den weiteren Aufbau und sind ebenso wichtig

    3. Mut --> die Trainer wollen selbstbewusste Kinder sehen in der Sichtung. Wer eingeschüchtert sich zeigt, gilt als schwacher Charakter, der sich in dem starken Konkurrenzkampf später nicht behaupten kann


    Diese drei Dinge müssen ausgeprägt sichtbar sein in den Sichtungsspielen. Kinder, die bei einem dieser drei Parameter nicht ausreichend ausgestattet sind, werden kaum berücksichtigt.


    Spielintelligenz, Zweikampfverhalten, Teamorientierung, taktische Dinge spielen bei der Einordnung der Kinder kaum (noch) eine Rolle. Diese Dinge gelten als gut erlernbar bei dem späteren Training.


    Aber das ist nur meine Beurteilung der Dinge und das was ich aus den Gesprächen herausgehört habe.

    Wenn ich meine Kids aus meinen Teams zu den Sichtungen schicke begleite ich sie und gebe ihnen anhand meiner Erfahrungen auch Tipps. Ich sage ihnen, dass sie mutig sein sollen, sich Dribblings zutrauen sollen und vor allem aktiv in den Spielen zeigen sollen.

  • Kann golfstrom nur zustimmen, das sind auch meine Beobachtungen. Ich würde den Begriff "Aktivität" dazunehmen, der ja auch mit Mut etwas verbunden ist. Ein talentierter Spieler in den unteren Altersklassen muss einfach ständig aktiv sein, sich anbieten, angreifen, teilnehmen, verteidigen, umschalten, kämpfen, etc und nie abschalten. Und das halt in höchstem Tempo und auf vorausschauende, spielsinnvolle(intelligente) Art und Weise. Es ist denke ich eben deutlich schwerer, aus einem weniger "aktivem", mutigem und schnellen Spieler ein Höchstlevel an Aktivität, Mut und Tempo herauszukitzeln als eben Technik & Taktik.

  • Zum Thema Scouting - auf was ich selbst bei Spielern achte ist Schnelligkeit, sowohl physisch als auch im Bezug auf Spielverständnis/Spielintelligenz - den Rest gerade in diesem Alter kann man wie erwähnt wesentlich leichter lehren.

    Das halte ich auch für einen sehr wichtigen Punkt. Aber Schnelligkeit in Bezug auf Spielverständnis/Spielintelligenz bedeutet für mich auch einen Ball schnell (und präzise) weiterleiten zu können, wenn ich die Lücke erkenne, in die ein Mitspieler laufen kann. Wenn das dann noch unter Gegnerdruck gelingt, ist das für mich viel mehr wert, als wenn ich den Gegner, der Druck macht ausdribbeln kann. Diese Art von Schnelligkeit und Spielintelligenz kann man ja auch nicht beliebig erlernen, sonst hätte ja jeder, der ein NLZ/eine Akademie durchlaufen hat so eine Spielübersicht/-intelligenz wie Toni Kroos/Thomas Müller. Wieso werden Spieler, die so was von Haus aus mitbringen nicht gefördert, denen müsste man ja nur noch das Dribbling beibringen.


    PS: Mit ist klar, dass auch Kroos und Müller großartige Dribbler waren, aber grad bei Müller glaub ich, dass es da bessere in seinem Alter gab, die es aber bei weitem nicht so weit gebracht haben. Wenn "Gerland" damals gesagt hätte, "der Müller kann nicht so gut dribbeln wie der ..., sortiert den aus", hätte er einen riesen Fehler gemacht.

  • Bei uns am Stützpunkt sichten sowohl die Stützpunkttrainer, als auch andere anwesende Trainer. Z.B. kann man sich zur Verlängerung der Lizenz hier Punkte Gutschreiben lassen, was einige Vereinstrainer gerne nutzen, wenn sie ihre Kids ohnehin begleiten.


    Bei über 95% der Kids sind die Meinungen trotzdem sehr ähnlich. Entweder Top oder halt nicht.

    Bei den Kids, über die die Meinungen stark auseinander gehen, muss der/die Trainer mit der guten Bewertung diese erklären/ begründen und danach wird gemeinsam darüber entschieden. Entweder hätten also alle "Thomas Müller" nach Hause geschickt, oder sein Fürsprecher hat die richtigen Argumente gefunden.



    Die ausgewählten Kinder kommen zum zweiten Sichtungstraining und werden dort dann ausschließlich von den Stützpunkttrainern nochmal final gesichtet.



    Dass Potential und Leistung in Spielformen nicht 100%objektiv betrachtet werden kann ist wahrscheinlich der Knackpunkt.

    Jonglieren kann man zählen, Zeit in Dribbelparcours kann man messen... Übersicht, Engagement, gute Ideen, Aktivität, Ballkontrolle etc. sind immer individuelle Einschätzungen.

  • Weiter kommen aber die Spieler, die sich in 4 von 5 Aktionen festdribbeln und den Ball verlieren und nur einmal durchkommen und ihr Tor dann

    Hi Thomas, mein Sohn hat jetzt die beiden letzten Jahre in einem sogenannten Leistungsorientiertem Verein unterhalb der NLZ gespielt. In dieser Zeit haben 3 Spieler mich und auch die meisten anderen Väter, regelmäßig zur Verzweiflung gebracht. Alle 3 wirklich sehr gute Spieler im offensiven Tempo Dribbling, auch oft schön anzusehen, aber zu oft aus meiner Sicht "brotlose Kunst". Bei allen Dreien hatte man immer das Gefühl wenn die am Ball sind, entweder machen die ein Tor oder verlieren den Ball. Und die gesamte Mannschaft musste viel zu oft hinter dem Ball herrennen, kaum bis kein sinnvollen Pässe zum besser postierten Mitspieler, oder viel zu spät, nämlich dann wenn die Feldposition nach dem dritten ausgespielten Spieler doch eher aussichtslos erschien...


    Langer Rede kurzer Sinn. Spieler 1 ist bereits letzte Saison in ein NLZ gewechselt, Spieler 2 und 3 wechseln zur neuen Saison....

  • Weiter kommen aber die Spieler, die sich in 4 von 5 Aktionen festdribbeln und den Ball verlieren und nur einmal durchkommen und ihr Tor dann

    Hi Thomas, mein Sohn hat jetzt die beiden letzten Jahre in einem sogenannten Leistungsorientiertem Verein unterhalb der NLZ gespielt. In dieser Zeit haben 3 Spieler mich und auch die meisten anderen Väter, regelmäßig zur Verzweiflung gebracht. Alle 3 wirklich sehr gute Spieler im offensiven Tempo Dribbling, auch oft schön anzusehen, aber zu oft aus meiner Sicht "brotlose Kunst". Bei allen Dreien hatte man immer das Gefühl wenn die am Ball sind, entweder machen die ein Tor oder verlieren den Ball. Und die gesamte Mannschaft musste viel zu oft hinter dem Ball herrennen, kaum bis kein sinnvollen Pässe zum besser postierten Mitspieler, oder viel zu spät, nämlich dann wenn die Feldposition nach dem dritten ausgespielten Spieler doch eher aussichtslos erschien...


    Langer Rede kurzer Sinn. Spieler 1 ist bereits letzte Saison in ein NLZ gewechselt, Spieler 2 und 3 wechseln zur neuen Saison....

    Ja, das ist das was ich sage.
    Es spielt in der E-Jugend (das sind die Jahrgänge, wo für den Stützpunkt gesichtet wird) nicht die Rolle, ob du taktisch klug spielen kannst. Darauf schauen die Scouts nur nebensächlich. Es zählt einzig und allein die individuelle Klasse.

    Dort ist die Denkweise so, dass sie sagen, dass die taktischen Dinge und das Thema Spielintelligenz später ab der C-Jugend erlernt werden können. Aber die Basisgrundlagen, auf denen alles Weitere aufbaut, die müssen sehr ausgeprägt vorhanden sein.

    Und das ist eben Schnelligkeit, Agilität und Technik am Ball (hier vor allem das offensive 1 gegen 1)

  • Zum Thema Scouting - auf was ich selbst bei Spielern achte ist Schnelligkeit, sowohl physisch als auch im Bezug auf Spielverständnis/Spielintelligenz - den Rest gerade in diesem Alter kann man wie erwähnt wesentlich leichter lehren.

    Das halte ich auch für einen sehr wichtigen Punkt. Aber Schnelligkeit in Bezug auf Spielverständnis/Spielintelligenz bedeutet für mich auch einen Ball schnell (und präzise) weiterleiten zu können, wenn ich die Lücke erkenne, in die ein Mitspieler laufen kann. Wenn das dann noch unter Gegnerdruck gelingt, ist das für mich viel mehr wert, als wenn ich den Gegner, der Druck macht ausdribbeln kann. Diese Art von Schnelligkeit und Spielintelligenz kann man ja auch nicht beliebig erlernen, sonst hätte ja jeder, der ein NLZ/eine Akademie durchlaufen hat so eine Spielübersicht/-intelligenz wie Toni Kroos/Thomas Müller. Wieso werden Spieler, die so was von Haus aus mitbringen nicht gefördert, denen müsste man ja nur noch das Dribbling beibringen.


    PS: Mit ist klar, dass auch Kroos und Müller großartige Dribbler waren, aber grad bei Müller glaub ich, dass es da bessere in seinem Alter gab, die es aber bei weitem nicht so weit gebracht haben. Wenn "Gerland" damals gesagt hätte, "der Müller kann nicht so gut dribbeln wie der ..., sortiert den aus", hätte er einen riesen Fehler gemacht.

    Schnelles/Dynamisches Dribbeln ist eben die Grundlage um auf höherem Niveau bestehen zu können.

    Selbst für spätere IVs. Ein Kind das hiermit Probleme hat, hat auf höherem Niveau unter entsprechendem Gegnerdruck etc. keine Chance mehr Lösungen zu finden. Dafür ist das Spiel einfach viel zu schnell geworden.


    Was in diesem Altersbereich als "tolles Passspiel" gesehen wird, ist leider oft der einfache Pass zum Nebenmann bzw. auch nach hinten. Spannend könnte es noch sein, wenn ein Kind in diesem Altersbereich bereits perfekt getimte, scharfe Bälle perfekt in den Lauf bzw. in den richtigen Fuß des Mitspielers spielen kann. Diese Fähigkeit gibt es allerdings in diesem Altersbereich tatsächlich sehr selten.


    Kurz und knapp was in der Regel gesucht wird:

    Pflicht: hohe Aktivität, gutes Dribbling, Schnelligkeit, Wendigkeit.

    Zusätzlich!: Entscheidungsfindung, Beidfüßigkeit, Passpiel, 1vs1 def, off./def. Positionierung etc.

  • Ich sehe das gerade in der C-Jugend überwiegend nach Frühentwicklern gescoutet wird. Klar können diese Jungs auch kicken aber im Zweifelsfall entscheiden sich die Leistungsvereine meiner Erfahrung nach IMMER für den größeren, stabileren Spieler. Nicht für den Spieler mit dem besten Dribbling wie oben beschrieben.

  • Spannend könnte es noch sein, wenn ein Kind in diesem Altersbereich bereits perfekt getimte, scharfe Bälle perfekt in den Lauf bzw. in den richtigen Fuß des Mitspielers spielen kann. Diese Fähigkeit gibt es allerdings in diesem Altersbereich tatsächlich sehr selten.

    Ich fürchte sogar, dass diese Fähigkeit oft übersehen wird, weil sie eben so selten ist und Scouts "darauf getrimmt sind" nach anderen Fähigkeiten Ausschau zu halten.



    Ich sehe das gerade in der C-Jugend überwiegend nach Frühentwicklern gescoutet wird. Klar können diese Jungs auch kicken aber im Zweifelsfall entscheiden sich die Leistungsvereine meiner Erfahrung nach IMMER für den größeren, stabileren Spieler. Nicht für den Spieler mit dem besten Dribbling wie oben beschrieben.

    Das sehe ich (in der C-Jugend) auch so (und verstehe es auch. Wachstum ist etwas, das man wirklich nicht trainieren kann. Höchstens kompensieren. Aber ein größerer genauso guter Spieler wird immer einen Vorteil haben). Deshalb wundert es mich um so mehr, dass in der E-Jugend noch die kleinen, wendigen (tiefer Schwerpunkt, weniger Koordinationsprobleme wegen kürzerer Arme und Beine) ausgesucht werden. Werden die dann in der C-Jugend alle durch stabilere Spieler ersetzt? Da wäre es doch besser, die Stabileren gleich von Anfang an zu fördern, wenn am Ende Spitzensportler draus werden sollen???


    Das Ganze stimmt auch mit meinen Beobachtungen überein. Die kleinen, die in der E-Jugend aufgrund Wendigkeit/Schnelligkeit die Top Spieler waren, bekommen spätestens Anfang der C-Jugend Probleme, weil die Stabileren sie einfach vom Ball wegdrücken. Meistens dauert es dann 6-12 Monate, bis die Kleinen das irgendwie kompensieren können und dann wieder zu guten Spielern werden (leider aber meist nicht wieder zu so überragenden wie davor). Vielleicht sollte ich diese Beobachtung mal einem Scout mitteilen, dann würde sich seine Trefferquote von Spielern, die es tatsächlich schaffen deutlich erhöhen 🤣🤣🤣.


    Dieses Leistungsloch (der kleinen wendigen) meine ich sogar bei einem Spitzenspieler wie Musiala beobachtet zu haben. Kam als Virtuose mit 17 in die BL und CL und kackte dann ein halbes Jahr ab, bevor er zum Stammspieler wurde. Jetzt hat er Verletzungsprobleme, was ja auch mit Stabilität/seiner Spielweise zu tun haben könnte...

  • Kommt wahrscheiblich, wie immer, darauf an.

    Bei der letzten Sichtung an unserem Stützpunkt wurden z.B. überwiegend normale große Kinder genommen. Besonders auffällig von der Konstitution war eigentlich niemand.

    Den großen, robusten "Libero", der die guten Pässe spielt, den wollte tatsächlich niemand.

    Lag aber nicht an der Größe, sondern am im Vergleich eher trägen Verhalten auf dem Spielfeld und an fehlenden offensiven Dribblings.



    Zwischen E und C machen einige Kinder vielleicht zu unterschiedlichen Zeitpunkten Wachstumsphasen mit.

    Was soll der Sichter denn bewerten? Das Wachstumspotenial wird schwierig.


    Wenn in der E ein großer Spieler technisch toll, sehr aktiv und mutig ist, wird er auch genommen.

    Wenn er langsamer als viele andere und weniger aktiv ist, zudem kaum das offensive 1:1 sucht, dann eben nicht.

  • Zwischen E und C machen einige Kinder vielleicht zu unterschiedlichen Zeitpunkten Wachstumsphasen mit.

    Was soll der Sichter denn bewerten? Das Wachstumspotenial wird schwierig.

    Das sehe ich anders. Ich kann dir in der E Jugend schon sagen, wer in der C Jugend zu den großen gehören wird und wer nicht. Damit liege ich dann zu 80% richtig. Und in der Praxis bewerten Scouts das Wachstumspotenzial ab einem bestimmten Niveau und auf einer bestimmten Position ja schon.


    Wenn in der E ein großer Spieler technisch toll, sehr aktiv und mutig ist, wird er auch genommen.

    Das steht außer Frage. Aber warum nehme ich einen kleineren Spieler, der nur einen Ticken besser ist, von dem ich aber weiß, dass ich ihn in der C Jugend (sehr wahrscheinlich) wieder aussortieren muss. Steckt da ein Fairnessgedanke dahinter oder geht es tatsächlich um das Leistungspotenzial (im Herrenbereich, das ja Sinn und Zweck von Scouting ist).

  • Das steht außer Frage. Aber warum nehme ich einen kleineren Spieler, der nur einen Ticken besser ist, von dem ich aber weiß, dass ich ihn in der C Jugend (sehr wahrscheinlich) wieder aussortieren muss. Steckt da ein Fairnessgedanke dahinter oder geht es tatsächlich um das Leistungspotenzial (im Herrenbereich, das ja Sinn und Zweck von Scouting ist).

    Ich glaube, dass die individuelle Interpretation dieses "Ticken besser" eben unterschiedlich ist.

    Was für einen ein "Ticken" ist, ist für den anderen deutlich mehr.


    Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht.

    Bei unserem Stützpunkt wird eigentlich kaum jemand aussortiert. Höchstens nachbesetzt, wenn z.B. ein Kind aufhört oder in ein NLZ wechselt.

    Mir persönlich ist nur ein Fall bekannt, bei dem ein C-Jugendlicher aussortiert wurde.

    Ohne das als allgemeingültig zu sehen.

  • ScuBac: wie schätzt du die Qualität der Stützpunkte ein, so wie von anderen oben geschrieben eher zweifelhaft oder hast du andere Erfahrungen?


    Hi Thomas, mein Sohn hat jetzt die beiden letzten Jahre in einem sogenannten Leistungsorientiertem Verein unterhalb der NLZ gespielt. In dieser Zeit haben 3 Spieler mich und auch die meisten anderen Väter, regelmäßig zur Verzweiflung gebracht. Alle 3 wirklich sehr gute Spieler im offensiven Tempo Dribbling, auch oft schön anzusehen, aber zu oft aus meiner Sicht "brotlose Kunst". Bei allen Dreien hatte man immer das Gefühl wenn die am Ball sind, entweder machen die ein Tor oder verlieren den Ball. Und die gesamte Mannschaft musste viel zu oft hinter dem Ball herrennen, kaum bis kein sinnvollen Pässe zum besser postierten Mitspieler, oder viel zu spät, nämlich dann wenn die Feldposition nach dem dritten ausgespielten Spieler doch eher aussichtslos erschien...


    Langer Rede kurzer Sinn. Spieler 1 ist bereits letzte Saison in ein NLZ gewechselt, Spieler 2 und 3 wechseln zur neuen Saison....

    von welchem Alter sprechen wird da?

    Und haben die Spieler nur die Väter zur Verzweiflung gebracht oder auch die Trainer (müsste man ja anhand des Coachings/der Spielzeiten sehen)?


  • Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht.

    Bei unserem Stützpunkt wird eigentlich kaum jemand aussortiert. Höchstens nachbesetzt, wenn z.B. ein Kind aufhört oder in ein NLZ wechselt.

    Mir persönlich ist nur ein Fall bekannt, bei dem ein C-Jugendlicher aussortiert wurde.

    Ohne das als allgemeingültig zu sehen

    Kleine Anekdote:

    Am STP bei uns ist auch so ein "Dribbelkönig" wie oben beschrieben. Teilweise zum Haareraufen. Aus meiner Sicht für den Mannschaftssport Fußball kaum zu gebrauchen. Denke ich ... die Sichter haben u.a. ihn aber zum Sichtungstraining für die Niederrheinauswahl ausgewählt...auch wenn er es letzlich nicht in den Kader geschafft hat.

    Zu einem NLZ Probetraining war er auch. Zwischendurch dachte ich schon ich hätte verstanden worauf die Scouts so achten.

    (übrigens schauen die sich auch die Grösse des Vaters an um daraus evtl. was abzuleiten)

    Jetzt werden in der C Jugend aus jeweils 2 Kreisauswahlen eine Regionalauswahl. Was soll ich euch sagen, da wurde er plötzlich aussortiert. Mich lässt das etwas irritiert zurück. Geradliniges Scouting kann ich in diesem Fall jedenfalls nicht erkennen

  • ScuBac: wie schätzt du die Qualität der Stützpunkte ein, so wie von anderen oben geschrieben eher zweifelhaft oder hast du andere Erfahrungen?

    Ich kenne nur 2 Stützpunkte.


    Beide erfüllen ihren Zweck. Kinder auf einem Niveau zu fordern und fördern, das sie im eigenen Verein nicht haben, ohne dass sie gleich den Heimatverein in Richtung eines NLZs oder eines "Leistungsvereins" verlassen zu müssen.


    Das klappt m.E. auch gut, da eine Vielzahl der Kinder später in den Leistungsvereinen oder in einem NLZ landen.


    Zumindest von einem Leistungsverein weiß ich, dass den Kindern beim Wechsel nahegelegt wird, den STP zu verlassen. Sie trainieren im Verein dann 3-4 mal mit der Mannschaft.

    Bei einem anderen weiß ich, dass man gerne mit einem STP zusammen arbeitet und die Kids dort dauerhaft bleiben und zusätzlich trainieren.


    Ob das eine oder andere ein Indiz für schlechte oder gute Arbeit am STP ist, weiß ich nicht.


    Um Inhalte und Trainings am STP zu beurteilen, bin ich allerding definitiv nicht geeignet.

  • U12 und U13


    Und haben die Spieler nur die Väter zur Verzweiflung gebracht oder auch die Trainer (müsste man ja anhand des Coachings/der Spielzeiten sehen)?

    Das ist genau die richtige Frage für diesen Faden. Denn wir wollen ja herausfinden, wer auf welche Fähigkeiten mehr achtet, bzw welche Ausbildungsziele es geben sollte um "bei den Scouts" aufzufallen.

    Ich komme gleich auf die Frage zurück. Vorher kurz worauf ich Wert gelegt habe als Co- und Trainer von den Minis bis Ende E Jugend. Da ich selber mit Sätzen gross geworden bin wie "hör auf zu fummeln" oder "lasst den Ball laufen, der ist euer schnellster Mitspieler " usw ... habe ich/wir viel wert darauf gelegt den Ball laufen zu lassen. Klar war, dazu braucht es eine überdurchschnittliche Technik. Das haben wir im Grundsatz unseren Jungs von Anfang an eingebläut, inkl. Schön von hinten rausspielen. Keine langen Bälle vom TW etc. Das hat in der E Jugend im 3-1-2 mit einem sehr starken IM dann so gut geklappt, dass wir als Dorfverein die waren die man schlagen musste... und mehr als 1x wurden für unser schönes zusammenspiel gelobt. Immerhin sind auch 3 Kreisauswahlspieler diesem Team entsprungen. soviel falsch konnten wir also nicht gemacht haben...dachte ich...


    Jetzt zu deiner Frage zurückkommend:

    Mein Sohn wechselt also zur U12. Und plötzlich war alles anders. 3 Trainer die alle wert auf das 1vs1 legen. Sogar aktiv einfordern dadurch Fehler zu machen um daraus zu lernen. Immer nach vorne denken, Rückpässe werden angemahnt warum nicht nach vorne? Dribbling mit Ballverlust und eigen Sinn werden einfordert "beim nächsten Mal wieder". Ballverluste? Egal. Gegentor? Egal. Niederlegen? Egal. Die individuelle Entwicklung des einzelnen, das lösen im 1vs1 von Druck Situationen standen vortan im coaching Mittelpunkt. Ich brauchte 1 Jahr um das überhaupt nachvollziehen zu können. Den Mehrwert zu erkennen brauchte ich 2 Jahre. Im Spiel nervt es mich immer noch, so wie die meisten anderen Väter😉 die Trainer nervt es mehr wenn man nicht mutig genug spielt....oder andere U13 Lanschaften bereits "Erwachsenen Fussball" spielen lassen


    Auch wenn ich es jetzt glaube verstanden zuhaben, so hoffe ich sehr das jetzt ab U14 mehr Wert auf das Zusammenspiel gelegt wird. Ich befürchte aber das kommt erst ab U15.


    Was richtig top ist, dass alle Spieler in etwa gleiche Einsatzzeiten bekommen, auf mind 2 verschiedenen Postionen zum Einsatz kommen/ ausgebildet werden. Aus der Spielzeit kann man keine Rückschlüsse ziehen.


    Zum Abschluss. Ich habe schon häufiger darüber nachgeacht und mit den ehemaligen Trainer Kollegen darüber gesprochen ob wir mit dem neu gewonnenen Wissen andere Trainingsschwerpunkte und Ziele setzen würden. Stichwort offensives Dribbling, ballverluste zu lassen, weniger " Spiel ab" reinrufen etc. Die Frage ist bis jetzt nicht abschließend geklärt...aberzu viel das huer zu erläutern....vllt schreibe ich mal ein Buch darüber...😅

  • Das sehe ich (in der C-Jugend) auch so (und verstehe es auch. Wachstum ist etwas, das man wirklich nicht trainieren kann. Höchstens kompensieren.

    Wenn man sich dann mit diesen Spielen nach der U15 beschäftigt, wird man erkennen, dass diese Spieler im Herrenbereich dann keinen Vorteil mehr haben. Körpergröße spielt auf höchsten Niveau doch nur eine untergeordnete Rolle (zumindest bei allem größer 180). Das problem ist nunmal, dass retardierte Spieler in der U15 aussortiert werden (wie zum Beispiel Josip Stanisic).

  • Meine Erfahrung von der damaligen Sichtung deckt sich nahezu komplett mit der des Threaderstellers. Es wurde ein einziger Spielertyp ausgewählt: klein, wendig und dribbelgeil. Darauf waren auch die Übungen zugeschnitten: auf einander zudribbeln mit verschiedenen Finten, 1 vs 1 auf kleine Tore. Maximal 10 Minuten wurde 4 vs 4 gespielt.

    War damals überrascht, da mein eigentlich bester Spieler es gar nicht geschafft hat und der meiner Meinung nach am wenigsten wahrscheinliche schon (einem befreundeten Trainer vom Nachbarverein ging es genau gleich). Für uns Breitensporttrainer tatsächlich andere Auffassung mehrerer Spieler an diesem Tag im Vergleich zu den Scouts.

    Ist auch die Frage wieviel ein Spieler überhaupt zeigen kann an einem Tag, vor allem da nur wenige Spielformen gemacht wurden. Für meinen Spieler, der es nicht geschafft hat hab ich mich dann eingesetzt und einen Stützpunkttrainer zum nächsten Heimspiel eingeladen. Danach hat er ihn dann sofort noch nachgemeldet....fände ich vielleicht sogar sinnvoller das Scouting im Spielbetrieb zu machen. Dort sieht man dann wirklich Faktoren wie Spielintelligenz, Mut und (für mich auch ein wichtiger Faktor) Teamgeist. Ob der dribbelgeile Spieler, der alles allein macht am Ende der bessere Profi wird bin ich mir nicht sicher!

    Mein Kritikpunkt am Stützpunkt ist auch noch, das nach diesem einen Tag der Stützpunktkader eigentlich fest ist. Habe auch noch nicht gehört dass da welche rausgeschmissen wurden.