E Jugend übernommen, Team stagniert bzw. derzeit nicht gut

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  • Hallo liebe Community,


    ich hoffe ihr könnt mir mit folgender Situation helfen.


    Es geht um eine E Jugend, die ab Sommer in die D-Jugend wechseln wird. Ich habe das Team jetzt erst relativ neu übernommen. Meiner Einschätzung ist das Team gar nicht so schlecht, ein Großteil der Spieler hat sicherlich Potential, wenn auch ein paar Kids dabei sind die es jetzt schon schwer haben und ab Sommer auf großem Feld wohl noch weiter absacken werden.


    Das größte Problem: Wir haben zu wenig Torchancen, schießen dadurch kaum Tore. Die Tore, die für uns fallen, sind meist aus zweiter Reihe, aber mit unserem Stürmern in Richtung Tor kommen wir nur selten. Nach Abstoß unseres TW ist der Ball recht schnell verloren. Es fehlt ein Spielaufbau. Das MF ist recht stark, aber hinten sind unsere Verteidiger zu langsam oder technisch nicht gut, auf der anderen Seite ist unser Stürmer nicht spritzig genug und muss den Ball gefühlt 100% perfekt liegen haben um zum Torschuss anzusetzen.


    Ich habe Sorge dass die Mannschaft sich nicht weiter entwickelt und im Sommer auseinanderbrechen könnte. Das wäre sehr schade da man aus dem Team sicherlich was formen kann. Ich habe mal versucht den Kader in einem Punktesystem von 1-5 (wobei 5 am höchsten) einzuteilen, damit ihr ein Gefühl für das Team bekommt.


    Kader.pdf


    Habt ihr eine Idee wie ich als neuer Trainer vorgehen kann?



    Vielen Dank und Grüße aus dem Ländle


    Hennes

  • Ihr spielt doch noch Kleinfeld. Da sollte die fehlende Spritzigkeit des MS nicht das Problem darstellen.

    Ich könnte mir vorstellen das das Mittelfeld zu schwach ist (offensiv).

    Aber immer sehr schwer aus der Ferne.

    Versuch doch mal mehr über die Außen zu spielen. In der Mitte fehlt oft der Platz, da hat man selten Zeit sich den Ball perfekt vorzulegen. Dementsprechend fällt diese Schwäche besonders stark ins Gewicht.

  • Wann hast du das Team denn übernommen? Im letzten Sommer oder jetzt in der Winterpause?


    Falls schon im letzten Sommer: Welche Staffelstärke spielt ihr denn? Hast du das Gefühl, dass die anderen Teams der Staffel mit deinem Team vergleichbar sind? Damit meine ich in erster Linie die Sportlichkeit. Spielen die Kids der anderen Teams ähnlich lange Fußball wie deine? Mir ist schon klar, dass man das nicht jedem Kind sofort ansieht. Aber es wäre schon interessant zu wissen, ob deine Kinder gegen absolute Anfängerkinder Schwierigkeiten haben oder gegen Kinder, die tendenziell erstmal ähnlich lange Fußball spielen.

    Sind womöglich sogar in deinem Team viele Anfängerkinder, die erst kürzlich mit den Fußball begonnen haben?


    Falls jetzt im Winter übernommen: Wann und gegen welche Teams (Spielstärke?) hast du dein Team denn bislang draußen spielen gesehen? Saisonspiele sind ja (zumindest bei uns) in diesem Jahr noch nicht gewesen.


    Warum hast du das Team übernommen? Weißt du, wie das Team vorher trainiert wurde?

    Eher notdürftig (irgendeiner muss es ja machen) oder grundsätzlich schon aus etwas mehr eigenem Antrieb? Wurden da auch mal Funino oder ähnliche Dinge im Training gespielt (z.B. 4 gegen 4 oder 5 gegen 5 mit TW)?

  • Nur ein kurzer schneller Ansatz:

    Warum nicht mal über andere Positionen nachdenken?

    Die Schilderung zum Stürmer spricht mM nach nicht für einen guten Stürmer zB.


    Dazu weiter:

    Woran machst du das Potential fest?

    vlt überschätzt du das auch.

    SO ist dein Team scheinbar eher langsam, das spricht dann eher dafür, dass das Potential nicht so groß ist.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Hi


    Danke für die schnellen Antworten.

    Das Team habe ich im Winter übernommen, aber verfolge alke Spiele als Vater natürlich schon die letzten 1,5 Jahre.

    In der letzten Saison wurde das Team auf Kreisebene 4. Der Liga, zur neuen Halbserie sind wir schon in einer stärkeren Liga eingestuft.

    Die Spiele waren alle gegen gleich starke Gegner,die ähnlich lange Fußball spielen.


    Ja, ich glaube das Geschwindigkeit ein Thema ist, wobei ich finde dass das MF gut besetzt ist.

    Wenn allerdings die drei Top MF Spieler hier eingesetzt werden hat oft die Abwehr Probleme, a) wegen fehlender Geschwindigkeit und b) aufgrund schwacher Technik.


    Und wenn die Bälle nach vorne kommen ist der Stürmer zu langsam bzw. legt sich den Ball so lange zurecht bis er weg ist.

    Alles in allem kreieren wir kaum Chancen aufs Tor.


    Vorher wurde das Team schon regelmäßig trainiert, aber gefühlt nur mit Torschuss Übungen oder Spielen. Aber Funino bzw. Spirl auf zwei Kleintore gab es auch regelmäßig. Und es fehlt komplett an Spielverständnis oder einfachen Spielaufbau

  • Wie schaut es mit der Laufbereitschaft und dem Zweikampfverhalten in deinem Team aus?
    Rücken die Abwehrspieler nach und noch wichtiger kommen die MF hinter den Ball bei Ballverlust, also sprich das Umschaltverhalten um genug Spieler in der Offensive als auch Defensive zu haben.
    Vielleicht kannst du uns dazu ein wenig schildern, damit man sich ein bessere Bild machen kann.

  • Nein, das klappt nicht. Die Abwehr rückt bei eigenem Angriff bis zur Mittellinie, beim umschaltspiel haben wir aber Probleme die Offensivspieler schnell hinter den Ball zu bekommen.

    Dadurch sind wir oft hinten überfordert

  • umschaltspiel zu trainieren wäre sicherlich sehr ratsam.

    Mehr Tempo in das Spiel bringen allgemein.

    Überzahlsituationen schaffen, mehr Zug zum Tor.

    Würde offene Stellung trainieren. Oftmals wird der Ball gegen den Ball angenommen, oder abgekappt wodurch das Tempo nach vorne verloren geht und der Gegner hinter den Ball kommt Beim aufrücken würde ich den Torwart dazu schulen mit aufzurücken etwa 10m hinter der Abwehr um die langen Bälle abzufangen.

    Funino heisst nicht nur 4 Tore sondern auch strikt 3vs.3 nicht 4vs.4. Sobald ein vierter im Spiel ist formen die Kids nicht so konsequent passdreiecke.


    Zum torwartspiel:

    Im Eingangspost hast du eine hohe ballverlustquote nach abstoss genannt. Das wundert mich nicht. Bei einem abstoss steht der Gegner immer gegen den Ball. Daher ist es nicht verwunderlich wenn der Ball immer schnell verloren ist daher solltest du auf offenen spielaufbau schauen. Das große Dilemma an der Sache ist dass ihr vermutlich viele Spiele erstmal verlieren werdet bis das sitzt. Aber je früher sie es lernen desto besser.

    Der Spielaufvau beginnt beim Torwart. Bei euch findet laut deiner Aussage praktisch keiner statt.

    Zur Personality vom Torwart will ich noch eines sagen:

    In der E-Jugend ist der Job des Torwarts der widrigste. Andere Kinder geben bei Niederkagen schnell den schwarzen Peter an den Torwart. Daher ist vorallem in der E-Jugend im Team das vermitteln von Sozialkompetenzen wichtig. Eine gesunde Fehlerkultur entwickeln. Jeder darf Fehler machen, denn dadurch lernen wir am meisten. Auch du als Trainer.

  • Deine Schilderungen klingen nach einer Mannschaft, die eventuell zuwenig auf Spielsituationen reagiert, bzw. zuviele Spieler 'schalten ab' wenn sie nicht in Ballnähe sind.

    Ich würde eine Zeitlang beim Training immer eine gewisse Zeit in 1:1 / 2:2 / 3:3 Turniere investieren, damit sich die Aktivität der Spieler verbessert. Je weniger Spieler desto mehr notwendige Beteiligung des Einzelnen. Kurze Spielzeiten, bei 1:1 z.B. nur eine Minute, aber Intensität hochhalten. Ausgehende Bälle werden nicht wiedergeholt, sondern genügend Bälle bereit legen mit denen direkt weitergespielt werden kann oder TR spielt sofort ein nach einem Ausball oder so. Dann sollte sich hoffentlich etwas mehr Lebendigkeit einstellen.


    Und wie schon oben geschrieben, Risiko beim Spielaufbau zulassen und fordern. Der weite Ball sollte nicht verboten werden, um Situationen zu lösen. Aber dazu ermuntern, Kurzpässe zu spielen um in einen richtigen Spielaufbau zu kommen und bei Fehlern betonen, dass es sich um eine Lernphase handelt und nicht alles klappen kann und muß. Den Kindern muss auch vermittelt werden, dass im Grunde die Passempfänger durch ihr Freilaufverhalten den Spielaufbau bestimmen und der Spieler mit dem Ballbesitz im Grunde die ärmste Sau ist, wenn kein/zuwenig Freilaufverhalten da ist.

  • Zur Personality vom Torwart will ich noch eines sagen:Z

    Ich hätte da auch ein paar Tipps für euch!


    Statt immer nur Torschüsse zu üben, braucht der auch noch anderes Training.


    1. Pässe von unterschiedlicher Länge üben

    Laßt ihn also mit der Mannschaft präzise Pässe üben. Aber nicht nur auf 5, sondern auch auf 15 Metern. Dabei schauen, dass er gut hinter (statt seitlich) dem Ball kommt, d.h. das Standbein direkt neben dem Ball, so dass er ihn mit dem Innenspann präzise trifft. Kann der Keeper auch einen präzisen Pass über 15 m, dann hat er deutlich mehr Varianten bei der Spieleröffnung


    2. Wurftechniken trainieren

    Statt immer nur den Ball zu rollen, sollte man mit ihm auch Wurftechniken üben. Erst mal einfach nur von unten nach oben, wobei darauf zu achten ist, dass der Keeper den Ball dabei nie mit beiden Händen wirft. Dann kann man auch seitliche Wurftechniken und bei guten Fortschritten auch Überkopf-Technik trainieren.

    Auch hier gilt: kann der Keeper den Ball auch mal über 10 - 15 Meter zu einem Mitspieler werfen, so hat er mehr Varianten zur Spieleröffnung.


    Beides bietet sich insbesondere dann an, wenn die eigenen Abwehrspieler sich nicht vom Fleck bewegen, dahinter aber freie Mitspieler anspielbar sind.


    3. Spielfortsetzung nach Spieleröffnung

    Wird der Ball kurz auf einen Mitspieler in den Fuß gespielt, so wird dieser vermutlich gleich vom Gegner attackiert? Je nach gepasster Seite und starkem Fuß, wird er sich nach außen oder nach innen drehen. Dreht er sich nach innen, so paßt er quer zur anderen Seite. Dieser Ball kann meist leicht vom Gegner erobert werden und es kommt zu einer Torchance.

    Deshalb sollte man seinen Spielern zeigen, dass es in der eigenen Hälfte von großem Vorteil ist, wenn man sich nach außen dreht, um über die Außenbahnen anzugreifen. Dazu kann man im Training diese Situation, in der ein Spieler sich nach Innen dreht, einfrieren, um zu zeigen, dass es erfolgreicher ist, wenn man sich nach außen dreht und entweder Tempo aufnimmt oder nach vorn zum Mitspieler passt.


    4. Dynamische Positionsanpassung des Keepers durch "Torwartampel"

    Oft beobachtet ihr, dass der Torwart immer dann im "Zuschauermodus" ohne eigene Positionsanpassung ist, wenn der Ball in der gegnerischen Hälfte ist. Aber selbst, wenn er sich mal aus seinen Kasten traut, läuft er schon zurück, wenn der Gegner den Ball erobert hat, noch bevor der den langen Paß, den er leicht erkaufen könnte, spielt.


    Für diese Situationen könnt ihr mit Pylonen oder Hütchen eine "Torwartampel" aufbauen. Die wird zunächst einmal so aufgebaut, dass an der tiefsten Position ca. 5 m vor dem Tor ein "rotes Hütchen" platziert wird, was seine hinterste Position beschreibt. Weitere 10 m davor wird das "gelbe Hütchen" positioniert, was auf die mittlere Position hinweist. Am hinteren Punkt des Mittelkreises stellt man das "grüne Hütchen" als die offensive Position.


    Weil an der gegenüber liegenden Seite ebenfalls das rote, gelbe und grüne Hütchen für den gegnerischen Keeper positioniert wird, heißt das Ding auch "Ampel". Denn hat der eine Keeper "rot", weil der Gegner in seiner Hälfte unterwegs ist, hat der andere Keeper "grün". D.h. er ist sowohl anspielbar für seine Mitspieler, als das er auch den langen Paß vom Gegner unmittelbar nach Ballverlust seiner Mannschaft dort erobern kann.


    Wenn ein Torwart lernt, wie er seinen Raum defensiv in der eigenen Hälfte beackert und offensiv bis vors gegnerische Tor gute Anspiele sucht, dann bekommt man selbst auch genug Torchancen. Bleibt er hingegen wie ein Zinnsoldat an der Torlinie stehen, so entsteht beim Spielaufbau, aber auch beim Ballverlust zwischen ihm und seinen Mitspielern ein großer Raum, in den der Gegner sehr gut seine Angriffe durchführen kann.


    Als Eselsbrücke eignet sich die Torwartampel recht gut. Aber es braucht dennoch seine Zeit, weil auch die ballfernen Mitspieler erst einmal lernen müssen, ihre Position an die Position des Balles anzupassen.


    Schließlich aber ist das auch eine gewisse Herausforderung für den Trainer. Denn solange der immer nur auf die Situation im Kampf um den Ball schaut, wird ihm nicht auffallen, dass die ballfernen Spieler sich im "Zuschauer-Modus" befinden. Weil aber "der Ball die meiste Kondition hat", wird zumeist darüber der Sieg erzielt, als dass alle Spieler eines Teams ständig aktiv am Spiel beteiligt sind.


    Probiert es einfach mal aus. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei!

  • Nur aus Interesse, ist dein eigenes Kind die Nr. 10?


    Sonst finde ich die ganzen Formulierungen ein bisschen drüber für eine schlechte E-Jugend. Arbeite einfach an den Basics, sowohl in der Technik, in der Atlethik, als auch im taktischen Zusammenspiel und dann werden Entwicklungen sichtbar werden. Wie habe ich mir einen 10-jährigen Stürmer vorzustellen, dem die Spritzigkeit fehlt?

    Taktisches Zusammenspiel und Athletik hört sich jetzt aber auch nicht viel besser an im E-Jugend Bereich oder?

    Lg

  • erst einmal danke für die schon vielen Anregungen und Tipps.


    Nein, mein Sohn ist die Nummer 7, also meiner nach Meinung guter Durchschnitt in der Mannschaft.


    Mit fehlender Spritzigkeit meine ich dass wenn er den Ball aus dem MF bekommt er zu langsam ist wenn er mit dem Ball aus Tor zuläuft bzw wenn der Ball in seinen Lauf gespielt wird er den Ball oft erst spät erreicht.

    Dazu kommt dass er dann fast immer den einen Haken zuviel macht, obwohl er wahrscheinlich viel früher hätte abschließen können.

    Den Ansatz mit dem Offenen Spielaufbau vom TW aus finde ich gut.

  • Spiele als Elternteil verfolgen:

    Ich denke die Spiele sind für Eltern nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Im Training kann soviel passieren und ich finde auch, dass dort die Grundsteine für alles gelegt werden. Oft sehe ich im Training Dinge die schon gut klappen und im Spiel aus diversen Gründen noch nicht. Oder noch nicht in der Häufigkeit, dass das Außenstehende wirklich als dazu gewonnene Fähigkeit wahrnehmen würden. In meinem Team war/ist Spielintelligenz im Mannschaftsverbund ein total zartes Pflänzchen, das sich langsam, aber stetig immer mehr entwickelt. Ich habe in Spielen Veränderungen gesehen, die Eltern nicht ansatzweise wahrgenommen haben - erwarte ich auch nicht, zeigt mir aber auch, dass zwischen 'nicht können' und 'können' einfach auch viel Zeit eingerechnet werden muss und man viele Dinge nicht einfach in 1-2 Trainings abstellen kann. Zudem erwischen natürlich auch die Kinder mal einen schlechten Tag und ein Spiel geht vom Ergebnis vielleicht komplett in die Hose, trotzdem habe ich in solchen Spielen oft spielerische Fortschritte gesehen (auch Konstanz ist für mich ein Fortschritt - also die Konstanz, das erreichte spielerische Niveau erstmal wöchentlich zu bestätigen), wo Außenstehende in der Regel nur vom Ergebnis geblendet ihr Fazit ziehen. Von daher sind deine Beobachtungen natürlich nicht uninteressant, aber zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht auch noch zu oberflächlich, um die Situation möglichst neutral, realistisch einschätzen zu können.


    Vom Zuschauer zum Trainer

    Ich selbst bin Vatertrainer, habe die Jungs aber damals in einem sehr frühen Mini-Alter übernommen und habe somit noch nie als Elternteil zwischen den anderen Eltern an der Seitenlinie gestanden. Trotzdem bekomme ich natürlich hin und wieder Kommentare mit. Rückblickend muss ich sagen, dass es im Kinderfußball gar keine Kunst ist von außen falsche Verhaltensweisen zu kommentieren (schön ausgeruht, ohne Gegnerdruck in offener Spielstellung am Seitenrand stehen - da könnten das viele Kinder bestimmt auch - nicht bei den Minis, aber in der E-Jugend schon). Letztendlich kann man ja immer drauf hauen, wenn etwas nicht geklappt hat. Die Lösungen, die dann jedoch größtenteils reingerufen werden, empfinde ich jedoch oftmals als haarsträubend und so primitiv, dass ich mir sicher bin, dass die auch nicht funktioniert hätten ^^. Die größte Herausforderung eines Trainers ist in meinen Augen (und da sollte er sich deutlich vom 'durchschnittlichen Zuschauer' unterscheiden), dass er eine Vision davon hat, wie es besser gewesen wäre UND die Fähigkeit hat diese Vision auch im Training vermitteln zu können. Oft Übungen rausgesucht oder vorgeschlagen, mit denen das Problem in den Griff zu bekommen sein soll. Die geeignete Übung (oder Spielformen) ist natürlich schon wichtig, aber mindestens genauso viel Potential/Geheimnis steckt in meinen Augen im fachgerechten Coaching und das wiederum, ist schon auch von Erfahrung abhängig.

    Daher meine Frage, wie du an den Job gekommen bist. Um mal einschätzen zu können, wie fachlich und praktisch versiert du bist. Weil „Umschaltverhalten nach Ballverlust“ zu trainieren (und nicht einfach nur grob zu beschreiben was das eventuell ist), das sagt sich halt sehr einfach. D.h., es ist nicht nur für die Kinder ein großer Lernprozess, sondern insbesondere direkt zu Anfang auch für dich als Trainer. Daher lasse dich nicht entmutigen, wenn schnelle, große Erfolge ausbleiben. Konzentriere dich auf die kleinen Erfolge, Schritt-für-Schritt.


    Ich komme später nochmal auf deine anderen Punkte zurück.

  • Ist auch immer eine Frage, was man verändern kann und was man verändern will.


    Mannschaftstaktische Überlegungen würde ich persönlich auf die Vorbereitung D Jugend schieben, wenn sich durch die Viererkette eh alles wieder verändert.


    Ein paar Ideen:

    Umschaltspiel lässt sich schon allein dadurch traineren, dass man beim Abschlussspiel im Training nach jedem Ball im Aus als Trainer sofort einen neuen Ball ins Spiel bringt und gezielt Mittelfeldspieler/Stürmer anspielt, um ständig neue Spielsituationen wie Konter zu erzeugen.


    Aufbauspiel aus der Abwehr heraus: 3 gegen 1, dann 3 gegen 2 im Funino Feld, dabei anleiten das 2 gegen 1 suchen und offene Stellung auf den Außen näherbringen. Oder im "großen" Feld Überzahlspiel auf Minitore mit Konter der Stürmer auf das Jugendtor.


    Wenn es um das Spiel nach vorne geht, evtl. 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 auf Dribbeltore, da man sich hier durchsetzen muss und der Torschuss keine Option ist.


    Torschussübung: 4 Kleinfeldtore oder Stangentore im Funino Feld, 4 Torhüter und 2 gegen 2 Feldspieler (alle drei Minuten Feldspieler und Torhüter wechseln zur Erholung). So kann man viele Torabschlüsse in Bedrängnis aus spitzem Winkel etc üben und gleichzeitig etwas für die Kondition tun.


    Das alles wird vermutlich keinen schnellen Erfolg bringen, aber die Kinder lernen Situationen wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen und können dann ihre vorhandene Technik besser einsetzen.

  • Umschaltverhalten nach Ballverlust

    Hier nun mein nächster Tipp: Soetwas kann man ganz gut mit Spielformen trainieren.


    Hier mal ein Beispiel mit dem Spiel auf ein Tor

    Im Tor steht ein "neutraler Torwart". Davor befinden sich 2 x 2 oder 3 x 3 Teams. Weil es nur ein Tor gibt und man ausschließlich im torgefährlichen Raum mit 2 kleinen Teams spielt, gibt es sehr viele Situationen, die man entweder in einer defensiven oder offensiven Aktion miterlebt und wo man sich sehr schnell entscheiden muß.

    Du wirst feststellen, dass die Kinder anfangs nach der Balleroberung noch gar nicht verstanden haben, was sie dann mit dem Ball machen sollen. Doch je mehr Zeit vergeht, machen sie die Erfahrung, dass man nach Balleroberung die noch unsortierten Gegner damit überraschen kann, als dass man schnellstmöglich zum eigenen Torerfolg kommt.


    Dazu ist permanentes Umschalten "im Kopf und in den Beinen" nötig. Hinzu kommt, dass man sehr viele unterschiedliche Situationen in Unter- oder Überzahl miterleben kann.


    Noch ein letztes zum Thema Coaching: "Loben und Anfeuern kann man gar nicht genug", aber niemand hat für sein Hobby Fußball eine persönliche Kritik verdient. Das gehört nicht zum Coaching. Wenn es gar nicht anders geht, dann lieber mal ein Gespräch unter 4 Augen führen.

    Wer meint, man könne etwas im Spiel erwarten, was zuvor nicht ausgiebig trainiert wurde, der liegt falsch. Deshalb sollte man sich zurück halten. Auch um zunächst einmal für sich zu erkennen, was zufällig passiert ist und was verstanden bzw. noch nicht verstanden wurde.

  • Oft ist es so, dass die weniger guten Kinder in der Abwehr spielen sollen. Das will eh keiner machen und die sind froh zu spielen. Meine E-Jugend spielt im 2-3-1. Meine stärksten Spieler sind die beiden Verteidiger und der ZM. Die Jungs können akzeptabel kicken und sehen die Mitspieler. In meinen Augen sind das die wichtigsten Positionen in dem Alter. Die Außenspieler im MF und der Stürmer sind dagegen die eher schwächeren Spieler. Allerdings rotiere ich auch mal alle Jungs in ihren Positionen.


    Für mich funktioniert folgende Trainingsstruktur ganz gut:

    Warmup: Geschwindigkeitstraining. Entweder als Fangspiel, Torschusswettbewerbe, Dribblingwettkämpfe, kleinste Umschaltspiele (bis max 2vs2) usw. Hauptsache Wettkampfcharakter.


    Kleine Spielform: Je nachdem was ich erreichen will. Oft im 4vs4, Tore müssen mit dem ersten Kontakt erzielt werden, Mittellinie muss Überdribbelt/ Passt werden und der Dribbler/ Passgeber darf die Mittellinie mit überqueren um ein 3vs2 zu haben, Kontaktbegrenzung/ Mindestkontakte/ Zeitvorgabe, sowas.


    1vs1: Selbsterklärend


    Positionsspiele: Irgendwie müssen sie ja das Zusammenspiel lernen.


    Abschlussspiel: Weitestgehend frei gestaltet von den Kids. Am Anfang der Runde coache ich lediglich wie sich die Kids stellen sollen wenn wir/ der Gegner Abstoß/ Anstoß haben und wie wir uns bewegen, dann kommen Tipps für Ecken und für Einwürfe.


    Und das wars.


    Was ich nie habe, ist isoliertes Techniktraining. Finten üben usw. Das sollen die Kids in ihrer Freizeit machen. Ich sage dann gerne: Schaut mal bei Youtube was ihr für Tricks machen könnt wenn der Gegner vor euch steht und übt einen Trick. Manche haben echt eine hohe Eigenmotivation und eignen sich mehrere Tricks an.


    Ansonsten bin ich weg von der Idee Kids durch mein Training wesentlich zu verbessern. Wer außerhalb vom Training keinen Ball berührt, wird sich auch nicht signifikant verbessern. Sie werden einen Vorteil gegenüber Kids haben die nur statisch trainieren, mit zahllosen Slaloms und Trockenübungen, aber werden nie so gut wie die "Getriebenen" die auch in der Freizeit kicken.

  • Ich sag es mal so: Aus einem Golf kannst Du keinen Ferrari machen, oder auch nur einen Audi. Nur eben einen besseren Golf.


    D.h. wir stehen und fallen mit den Spielern, die wir mehr oder weniger zufällig haben. Gerade bei den normalen Mannschaften ist es doch oft so, dass man manchmal ein richtig guter Spieler reicht, besser noch 2-3, und schon gewinnt man die Spiele. Hat man diese nicht, gerade im Sturm, wird es echt schwer.


    Die Entwicklung von schwächeren Mannschaften ist es echt schwer, weil man halt die Spieler nicht beliebig besser machen kann. Man kann spezielle Abwehrübungen einbauen, um die Abwehr zu stärken, das Aufbauspiel üben und eben Torschuss. Athletik kann man auch trainieren und ein zusätzliches Lauftraining einführen. D.h. aber nicht, dass man dann die Spiele locker gewinnt. Ich kenne das aus meinem eigenen Team zur Genüge. Auch meine sind eigentlich recht gut, aber es fehlte bisher der entscheidende Spieler, der den Unterschied macht. Und so haben wir diese Saison fast alle Spiele verloren. Zufällig haben wir jetzt in der Winterpause einen super Stürmer dazu bekommen und noch 2-3 andere gute Spieler. Ich denke, die werden dann den Unterschied machen - aber das ist jetzt wirklich reiner Zufall gewesen.

  • Mein Team ist U13 und ich schätze wir gehören zur Kategorie graues Mittelfeld in der Tabelle. Jetzt üben wir eben erstmal die Abwehr stabil zu halten. Für die nächsten 2-3 Wochen lege ich erstmal Wert darauf das Innenverteidiger und Außenverteidiger viel miteinander reden müssen. In Spielen klappt es schon gut mit der Abseitsfallle und das wir rausrücken und sobald der Ball aus der Gefahrenzone ist. kein Junge kommt auch auf die Idee sich hinten wie früher als Libero hinzustellen. In der vorderen Reihe sind bei mir auch eher die schwächeren Spieler. Sobald es klappt mit der Kommunikation kann ich einen schwächeren Spieler als Verteidiger montieren und die etwas stärkeren rotieren ins Mittelfeld Das wird aber nicht von heute auf morgen es braucht einfach Zeit.