Es ist aber nicht alles schwarz oder weiß was die Verteilung von Einsatzzeiten angeht. Ich habe eine Spielerin (C-Jugend), die wie einige andere Quereinsteigerin ist und erst seit Beginn dieser Saison spielt. Ist aber kein Problem, das ist bei der halben Mannschaft so.
Nur macht das Mädchen so gut wie keine Fortschritte, im Gegensatz zu allen anderen die in unterschiedlicher Form Fortschritte gemacht haben. Vielleicht hat sie einfach wenig Ballaffinität, ich weiß es nicht. Sie durchläuft das gleiche Training wie alle anderen, ist aber nach unten ein totaler Ausreißer was die Behandlung des Balles angeht. Ansonsten ein normal sportliches Mädchen, das läuferisch gut mithält. Aber mitunter auch Spielsituationen spät erkennt, zu spät losläuft. Auch im Training bei einfachen Übungen länger braucht, um den Ablauf zu verstehen. Vielleicht auch insgesamt eine verzögerte Entwicklung. Scheint aber eine 'normale' Schülerin zu sein. Mit den Eltern habe ich bislang nicht gesprochen. Ich habe mit ihr auch schon darüber gesprochen, dass sie möglichst zuhause ein bisschen was machen sollte, und wenn sie nur gegen die Hauswand kickt, sich mal einen Slalom aufbaut, was auch immer. Hauptsache Ballkontakte. Nur mit der reinen Trainingszeit wird der Abstand real immer größer statt dass sie sich annähert. Zumal sie auch kein Trainingsriese ist, macht so die Hälfte der Trainings mit. Auch das war Gegenstand unseres Gesprächs, sie sollte regelmäßiger kommen um sich ranzuarbeiten (die meisten sind öfter da, sie gehört bei der Teilnahme zum unteren Drittel der Mannschaft). Habe in 15 Jahren Jugendtrainer so einen Fall noch nie gehabt. Wenn es sich um Schreiben handeln würde und nicht im Fußball würde ich fast von Legasthenie sprechen. Sie hat Monate gebraucht um Pässe so zu spielen dass es nicht aussieht als wenn sie keine Kniegelenke hätte, immer alles verkrampft mit gestrecktem Bein.
In der Hinrunde wurde sie in allen Spielen eingesetzt. Jetzt in der Rückrunde habe ich ihr für unser morgiges Spiel abgesagt. Mit ihr hätte ich zwar auch nur 3 Wechselspieler, aber ich habe es beschlossen, weil:
- sie max. 2 x 15 Minuten spielen würde (ist aktuell meine Untergrenze der Einsatzzeit, wobei ich in 15 Jahren noch nie eine Spielerinn nicht nominiert habe, ist tatsächlich der erste Fall)
- 30 Minuten Spielzeit in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen würde (spielen auch in der Kreisklasse kreisübergreifend in drei Kreisen, damit genügend Mannschaften da sind), wir werden von 8.30 Uhr Treffen bis ca. 14.00 Uhr unterwegs sein.
- sie in diesen 30 Minuten vermutlich kaum eine Ballberührung hätte, da es sich um einen der beideren schweren Gegner in der Klasse handelt, die anderen Gegner sind einfacher da kommt sie zumindest immer mal als Störspielerin dazwischen, wobei sie zum eigenen Spielaufbau null beitragen kann.
- auch noch andere Mädchen auf dem Platz sind, die immer weniger Verständnis für die Einsatzzeit von ihr haben, wenn sie dann im Grunde mit einem weniger auf dem Platz sind. Bei anderen Gegner nicht so wild, bei diesem Gegner geht der Druck dann sofort los weil sie nicht mithelfen kann.
Ich bin nicht stolz drauf. Und frage mich natürlich auch, ob ich jetzt zu gewinnorientiert agiere und die Mannschaftsmotivation gegen den schweren Gegner für mich als Vorwand benutze.