Breitensport - Umgang mit einem Spieler, der im Prinzip in jedem Training einen "Aufpasser" braucht

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  • Moin zusammen,


    ich bin sicher nicht der erste und letzte mit einem deratigen Problem, allerdings wächst bei mir zunehmend die Ratlosigkeit... deswegen bin ich dankbar für jede Unterstützung hier!


    Vorab: Ich trainiere eine U15 (Jg. 2008/2007 hälftig gemischt) im Breitensport/Kreisebene. Den Jungjahrgang habe ich bereits zwei Jahre im Vorfeld trainiert, da sind einige echt gute Kicker bei, die auch 2-3 Ligen höher spielen könnten (unser Kapitän sagt seit anderthalb Jahren konstant Oberliga-Anfragen des Nachbarvereines ab). Allerdings 3-6 Spieler aus dieser Kategorie, 3-4 solide und dann ein ziemliches Leistungsgefälle. Der 2007er Jahrgang war ewig die Trümmertruppe des Vereins und in den letzten Jahren wurden dann mal die F-Jugend Grundlagen gelegt (in Sachen Technik, Zuverlässigkeit, Vereinsfußball). Ein paar Spieler haben natürlich immense körperliche Vorteile, einige der schwächeren sind sehr lernbegierig und entwickeln sich, aber richtig brauchbar sind da nur eine handvoll.

    Trotz einer heftigen Co-Trainer-Rotation in dieser Saison stehe ich bisher und vermutlich auch weiterhin zumeist allein als Trainer auf dem Platz. Wenn's gut läuft, habe ich von drei Einheiten 1-2x Unterstützung - bei einem Kader von 24 Spielern, von denen jetzt im Coronawinter ca. 14 pro Einheit im Training sind.



    Mit einem Spezialfall gibt es regelmäßig Probleme. Der Junge ist Jahrgang 2007, fußballerisch unterer Durchschnitt aber mit ganz guten Anlagen im Tor (insb. Zielverteidigung) und einem harten Schuss ausgestattet. So gesehen also brauchbar und zudem aktuell unser einziger TW, der richtig Bock auf die Position hat... allerdings mit massiven Defiziten im Sozialverhalten. Ein paar Beispiele:


    - wenn er keine Luist auf eine Übungs-/Spielform hat, zieht er als einziger Spieler so konsequent sein eigenes Ding durch, dass die Form für alle anderen zerstört wird. Im Rondo wird dann nur getunnelt, von 10 Bällen landen zwei beim Mitspieler und die eigene Frustration wird dann auch verbal an der Gruppe ausgelassen, bzw. wenn da einer was sagt, gibt's Gegenfeuer. In solchen Momenten, kann man ihn nur einfangen, wenn man in der Situation nur ihn minutenlang behutsam coacht - oder ihn komplett aus der Form nimmt. Aber auch das Bedarf dann ja einer Erklärung, sonst ist der Rest des Trainings ohnehin gelaufen. Kurzum: In soclhen Momenten braucht der Spieler eigentlich eine 1zu1 Betreuung...


    - In Spielformen sieht er nicht seine Gruppe/Mannschaft sondern versucht quasi immer, selbst eine Lösung zu schaffen. Als TW bleibt ja eigentlich nur die Passoption, aber als Feldspieler spielt er erst ab, wenn er sich im Gegner festgerannt hat. Unglaublich selten sieht er, dass ein Pass seinem Team einen Vorteil bringen kann.

    Wenn er zudem irgendwann als Keeper keine Lust mehr hat, läuft er in kleinen Spileformen einfach aufs Feld, dribbelt als letzter Mann 1 gegen alle oder bolzt aus 20m drauf (Jugendtor). Da das dann in zwei von zwanzig Versuchen klappt, sieht er auch nicht, wei sehr er damit seiner Mannschaft schadet.


    - er reagiert hypersensibel und aggressiv auf wahrgenommene Kritik von anderen Spielern. Schon Coaching untereinander ist schwierig (á la 'ich lasse mir doch von denen nicht sagen, was ich tun soll') und wenn dann im Nachgang einer Situation was kommt, egal ob neutrale Hinweise ("rechts war XY frei") oder konkretere Kritik ("warum spielst du nicht ab?"), wird es noch schlimmer. Er nimmt so etwas sofort persönlich und reagiert entweder (verbal, aber völlig überzogen) oder kommt im Anschluss zu mir und erzählt mir, dass XY ihn provoziert/beleidigt/.. habe. Die Rede ist dann vom kleinsten und handzahmsten Mitspieler, der etwas wie oben geschildert angesprochen hat...


    - Sein Umgangston auf dem Platz ist unmöglich. Wenn er emotional wird, haut er Beleidigungen raus, die ihm offenbar nicht mal bewusst sind. Ich habe ihn mal direkt nach so einer Situation angesprochen und ihn gefragt, was er gerade gesagt hat- das konnte er nicht wiedergeben. Und als ich dann den Wortlaut wiederholt habe, guckte er mich mit großen Augen an: "Das hab ich nicht gesagt". "Halt's Maul, Junge [...]" / "Du W*chser, ich hab doch ein Tor getragen" sind bei ihm irgendwie ganz normale Sätze, das realisiert er gar nicht, wenn er das echt laut auf dem Platz äußert. Macht sonst kein anderer Spieler. Wenn die Jungs untereinander so reden, klar, ok... aber im Training verhält NUR er sich so.



    Ich habe schon mehrfach in Ruhe Einzelgespräche mit ihm geführt, in denen er sich dann auch immer relativ reflektiert zeigt (von der fehlenden Selbstwahrnehmung im Bezug auf die Äußerungen abgesehen). Ich habe mit seinem Vater gesprochen/geschrieben, der mir erzählte, dass bei dem Spieler wohl auch ADHS diagnostiziert sei und er für die Schule Medikante bekäme. Und das einen "Rebound-Effekt" beim Training auslösen könnte. Und ich habe versucht in diesen Gesprächen ihm konkret Lösungsansätze für das derzeit markante Problem an die Hand zu geben, auch wenn ich natürlich kein Pädagoge bin (ein Beispiel: mein letzter Ansatz war ihm nahezulegen, dass wenn er sich durch irgendeine Äußerung eines Mitspielers im training provoziert/beleidigt fühlt, er nicht in der Situatuon reagieren soll, sondern kurz in der nächsten Pause mit dem beteiligten oder mir das Gespräch sucht. Habe ihm auch erklärt, dass man aus der Emotion auf dem Platz ja oft die Dinge unterschiedlich wahrnimmt. Mäßiger und kurzfristiger Effekt für die nächsten Trainings...). Und ich habe ihn jedes Training im Blick und versuche einzuschätzen, wie er drauf ist und ggf. präventiv das Gespräch zu suchen.


    Mein Problem ist: Die 1zu1 Betreuung, die er quasi immer braucht/bräuchte, kann ich auf dem Platz nicht leisten. Kein Spieler hat persönlich mit ihm Probleme (im Sinne irgendwelcher Konflikte außerhalb des Platzes), aber alle sind genervt von seinem Verhalten. Und ich habe das Gefühl, dass ich entweder mein Training um den Spieler herumplanen oder ihn potenziell aus vielen Trainingsformen einfach rausnehmen muss, damit das funktioniert. Beides nicht optimal, aber nur eins im Mannschaftssinne.



    Was habt ihr vielleicht für vergleichbare Erfahrungen gemacht und wie würdet ihr mit so einem Spieler umgehen? :huh:



    Hatte aktuell noch die Überlegung, vll. mal eine Mannschaftsbesprechung im Stile eines heißen Stuhls (positiv heißt es glaube ich: Honig-Dusche ;) zu machen, bei dem er konkret von seinen Mitspielern hört, was sie an seinem Verhalten stört, aber auch, was sie an ihm als Person schätzen. Weiß noch nicht, ob das erfolgsversprechend ist und ob ich damit meine Kompetenzen überschreite.

    Ein weiterer Ansatz wäre, mit dem Spieler jedes Training zwei Minuten zu sprechen, im Sinne von "wie fühlst du dich? was sind deine Ziele fürs Training heute?".


    Die Praxis auf dem Platz, frustriert mich jedoch zunehmend.



    Danke für eure Tipps!!! :|

    "Football is a simple game. Twenty-two men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans always win."

    - Gary Lineker

  • Wenn der Junge Methylphenidat als Medikament gegen sein ADHS bekommt, dann ist dieser Rebound Effekt bei nachlassen der Wikrung (die Halbwertszeit ist hier leider nicht besonders gut) extrem normal. Es ist hier meines Erachtens wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Junge diese Verhaltensweisen nicht mit Absicht zeigt. Es liegt weniger mangelnde Empathie oder Schuldbewusstsein zu Grunde, sondern eine unzureichende Impulskontrolle. Hier finde ich wichtig (und meine das auch aus Deinem Beitrag so herauszuhören), dass bei aller Kritik an seinem Verhalten, die Wertschätzung für den Menschen an sich nicht verloren geht. Es muss immer das Verhalten im Vordergrund stehen und niemals der Mensch selber.

    Deswegen finde ich auch den "heißen Stuhl" so wie Du ihn beschreibst, eher ungeeignet. Dem Jungen ist durchaus bewusst, was er falsch macht. Ihm fehlt nur die Fähigkeit, diese Verhaltensweisen zu kontrollieren.


    Ein weiterer Ansatz wäre, mit dem Spieler jedes Training zwei Minuten zu sprechen, im Sinne von "wie fühlst du dich? was sind deine Ziele fürs Training heute?".

    Das fände ich persönlich eine gute Idee. Dir muss aber klar sein, dass auch bei einer "guten" ("Ich bin top motiviert und möchte etwas lernen") Antwort, die o.g. Situationen eintreten können. insbesondere wenn der Junge (emotional) überfrachtet ist, bspw. weil er in einer Situation frustriert ist, und seine Impulskontrolle versagt.


    Mein Vorschlag wäre, dass Du in einem Einzelgespräch mit dem Jungen konkrete Maßnahmen besprichst, wie Du mit bestimmtem Verhalten in Zukunft umgehen willst. Ich würde hier tatsächlich den Fokus darauf legen, den Jungen in diesen Situationen aus dem Training zu nehmen (ihn bspw. Runden laufen zu lassen oder ihm eine andere Aufgabe zu geben), sodass er auch die Möglichkeit bekommt "runterzufahren". Ich will hier aber gar keine konkreten Maßnahmen nennen, sondern DIch eher dazu animieren, diese Dinge direkt mit Deinem SPieler zu besprechen. Wenn der Junge so reflektiert ist, wie Du ihn beschreibst, dann sollte er Dir bei Deiner Argumentation zustimmen. Dann habt Ihr eine gemeinsame Basis mit solchen Situationen umzugehen und hast zusätzlich weniger "Stress" in den Trainingseinheiten.



    "oder kommt im Anschluss zu mir und erzählt mir, dass XY ihn provoziert/beleidigt/.. habe. Die Rede ist dann vom kleinsten und handzahmsten Mitspieler, der etwas wie oben geschildert angesprochen hat..."


    Das würde ich tbh mit der nötigen Gelassenheit sehen: "Bist Du Dir sicher, dass XY Dich beleidigen wollte oder kann es sein, dass Du seine Aussage einfach falsch verstanden hast?" Auch das ist für Kinder mit ADHS nicht immer leicht, zu erkennen, welche Emotion Grundlage einer getätigten Aussage ist. Wenn dem Jungen das klar ist, kann man ihn in so einem Moment vielleicht auch daran erinnern. Aber entscheidend ist hier mE, dass man keinen ELefanten draus macht.

  • Ganz im Ernst, so "leid" mir die Situation des Jungen auch tut, aber Fußball ist ein Mannschaftssport. Nicht jeder ist dafür geeignet und als ein Sozialprojekt sehe ich den Fußball und die Mannschaft als Kernaufgabe nicht. Es wäre ja noch schöner, müsste ich mich zusätzlich - ständig - darum bemühen, die Wogen zu glätten etc., anstatt mich aufs Training (das Wesentliche) zu konzentrieren.

  • Also ich hatte in der E-Jugend einmal für ein paar Monaten einen Jungen mit ADHS.


    Und ich kann leider nur sagen, dass ich nicht wieder mit solchen Jungs arbeiten möchte. Falls hier Eltern mitlesen tut es mir leid, aber es war für mich ähnlich wie von dir beschrieben.


    Der Junge hat mein komplettes Training torpediert, mit der Folge, dass viele Jungs ihn auch witzig fanden. Übungen, die nicht aus freiem Spiel bestanden, waren quasi unmöglich.

    Er hat im freien Spiel immer den Ball gefordert, aber selbst nie abgespielt.

    Er hat mit Beleidigungen um sich geworfen. Der Höhepunkt war eine Beleidigung nach eindeutig unfairem Spiel von ihm gegen den gegnerischen Trainer-Schiedsrichter.


    Ich hatte das "Glück", dass die Eltern des Jungen ihn rausgenommen haben, weil es auch aus deren Sicht und auch aus Sicht des Jungen nicht funktioniert.


    Auf Dauer hätte ich wahrscheinlich verlangt, dass ein Elternteil permanent als Co-Trainer am Platz ist.



    Das mag sich etwas wie ein Arschloch-Trainer anhören, aber:

    - ich bin Trainer und kein (Sozial-)Pädagoge und schon gar kein Arzt. Mit solchen Kindern bin ich überfordert.

    => Natürlich habe ich auch viele Jungs, die schlecht zuhören oder Quatsch machen. Aber ADHS ist eine ganz andere Liga.

    - wenn ich mich extrem um ein Kind kümmere, vernachlässige ich die anderen Jungs!!!

    - es wurde mir mitgeteilt, dass andere Jungs das Training nicht mehr gut fanden. Sie fanden es auch doof, dass keine Übung und kein Spiel mehr vernünftig durchgeführt wurde.




    Sorry wenn es hart klingt und eventuell liest es sich auch unsozial.

    Aber ist es fair, wenn 15 Jungs ein schlechteres Training bekommen, nur weil ich zwanghaft versuche einen Jungen zu integrieren? Ich meine Nein!

  • Ich sehe es wie meine Vorgänger.


    15, sich "normal" verhaltende Spieler leiden unter einem, der sich nicht an Regeln halten kann.


    Ich bin auch für einen Ausschluß.

    Versuche im jeden Training 1 Spieler gezielt besser zu machen und du hast in einem Jahr/einer saison, VIEL geschafft!

  • Die Situation ist wirklich schwierig.

    Als Trainer hat man in erster Linie ja die Verantwortung für die fußballerische Entwicklung der Mannschaft.

    Da fällt ein Störfaktor in dem Maß wie du es beschreibst natürlich extrem ins Gewicht, kostet jede Menge Energie und macht es quasi unmöglich den Anspruch, den Du an dich als Trainer der Mannschaft hast und was du sportlich (unabhängig von Ergebnissen und Erfolgen) erreichen willst unmöglich.

    Auf der anderen Seite ist da ein Junge, der unverschuldet aufgrund einer Krankheit häufig aus dem Rahmen fällt, der aber nicht per se böse oder "asozial" ist und mutwillig das Training und die Truppe stört.

    Vermutlich fühlt er sich im Team Wohl und mag die Gemeinschaft, spielt auch sehr gerne Fußball und kann aber den Anforderungen ans Teamgefüge nicht immer gerecht werden. Es gibt ja ausreichend Beispiele bei denen das ohne Krankheit der Fall ist, da wäre ich mit der Entscheidung Ausschluss nach mehrmaligen Warnhinweisen sofort dabei. In deinem Fall fällt es mir ehrlich gesagt schwerer so konsequent zu denken, denke aber, dass es in der aktuellen Konstellation auch nicht weitergehen kann.

    Im Prinzip benötigst Du dauerhaft eine Person, die verlässlich an jedem Training anwesend ist und sich um den Jungen kümmert, sobald es zu entsprechenden Situationen kommt.

    Ich bin in dem Zusammenhang medizinisch auch vollkommen unwissend, aber stelle mir die Frage, ob es auf Seiten der Therapie nicht eine andere Lösung gibt. Es macht ja keinen Sinn, dass der Junge eingestellt wird um den Schulalltag zu meistern und am Nachmittag / Abend jegliche Sozialkompetenz und soziale Integrierbarkeit verliert, weil die Medikamente nachlassen.

    Sollte das so sein und nicht anders lösbar, bleibt für den Jungen so leid es mir tut vermutlich nur eine Einzelsportart, bei der er sich richtig auspowern und austoben kann ohne anderen den Sport zu vergrämen.

  • Finde Eure Positionen ehrlich gesagt etwas erschreckend. Bussfallgott trainiert eine Breitensportmannschaft. Wenn nicht dort die Aufgabe besteht einen solchen Jugendlichen zu integrieren, wo denn sonst.

    Ich sehe hier wirklich keinen Stichpunkt (vgl. OP), der einen Rauswurf rechtfertigen würde:

    1. Macht Übungen nicht gescheid mit, wenn er keine Erfolgserlebnisse hat:

    Es soll ja tatsächlich auch Spieler geben, die aufgrund mangelnder Fußballerischer Fähigkeiten Übungen behindern. Denkt Ihr da dann auch an einen Rauswurf. Außerdem gäbe es hier problemlos die Möglichkeit den Jungen aus der spezifischen Übung rauszunehmen.


    2. Hat als Feldspieler keine Übersicht und schießt als Torhüter ständig selber aufs Tor

    Muss ich nicht kommentieren oder? Mal davon abgesehen: Torhütertore zählen nicht und max. x Kontakte pro Spieler. Damit sollte man das im Großen und Ganzen lösen können. Sonst siehe 1.


    3. Ist nicht kritikfähig und reagiert hypersensibel

    Sowas soll es sogar in Leistungsmannschaften geben ;). Zumindest hab ich sowas auch schon in der Verbandsliga erlebt. Ob das jetzt das selbe Ausmaß darstellt wie hier, keine Ahnung. Aber einen Spieler rauswerfen, ernsthaft?


    4. Beleidigt andere Spieler

    Das ist mE der einzige Punkt, bei dem man drüber diskutieren kann. Aber dazu müsste man auch das konkrete Ausmaß kennen. Ich lese jetzt aus dem OP durchaus heraus, dass da durchaus Potential da ist mit dem Jungen zu arbeiten. Und ich glaube, dass man hier mit Konsequnten Regeln durchaus auf dem Platz Erfolge erzielen kann. Und ehrlich gesagt interpretiere ich Bussfallgott s Post auch so, dass das seine Intention.


    Die Inklusion mit körperlichen und geistigen Behinderungen hat in Deutschland Grundrechtsrang: VG Bremen: Schulleiterin klagt erfolglos gegen Einführung der Inklusion an Gymnasium

    Niemand von Euch würde ernsthaft fordern einen körperlich behinderten Jugendlichen aus dem (breitensport) Training auszuschließen, weil es so "nervig" ist ihn zu betreuen. Bei einer psychiatrischen Behinderung wie ADHS tut Ihr Euch da erstaunlicherweise deutlich leichter. Die biomechanistischen Ursachen bei ADHS sind heutzutage genauso verstanden, wie die von Krebs oder kindlichen Schlaganfällen. Nur weil man sich leichttut das mit "schlecht erzogen" abzutun sind das genauso (kranke) Kinder, die eine Integration in ein soziales Umfled für ihre Entwicklung benötigen. Dieser VErantwortung sollte man sich als Trainer bewusst sein.

  • Du machst es dir zu leicht und das ist das Problem an der Diskussion "Inklusion":

    Wenn andere Spieler (mehrere) deutlich leiden, dann endet auch irgendwann das uneingeschränkte Grundrecht des zu Inkludierenden in dem Moment. Die anderen haben auch einen Anspruch auf ein intaktes Umfeld.


    Ergänzung: Und ja, es ist auch nicht immer möglich jeden Spieler mit geistig oder körperlichem Handicap zu integrieren.


    Ich bin Fussballtrainer und kein Experte für diese Belange. Es ist mein Hobby und auch das der Spieler. Und wenn wie oben bereits geschrieben die Mehrheit leidet und keinen Spaß hat, dann klappt es eben nicht.

  • Ich finde auch, dass es hart ist dem Jungen gegenüber, aber ich sehe es trotzdem so wie die meisten anderen hier.


    Warum soll der Großteil der Mannschaft unter dem Jungen leiden und du den Großteil deiner Aufmerksamkeit als Trainer einer Mannschaftssportart auf EIN Kind richten müssen? Ok, er ist krank. Aber du bist kein Arzt oder Therapeut, sondern Fußballtrainer. Es ist und bleibt unfair den anderen Kindern gegenüber. Wenn solch eine Problemsituation mal vorkommt, wäre das ja noch zu akzeptieren und irgendwie zu lösen, aber nicht in dem Ausmaß. Anders wäre die Situation evtl. auch, wenn du einen Co-Trainer hättest.


    Eine Lösung habe ich auch nicht, evtl. ein paar Ideen. Wie wäre es, wenn der Junge unter der Bedingung bleiben darf, dass bei jeder Trainingseinheit an der er teilnimmt, ein Elternteil von ihm aushilft oder zumindest anwesend ist. Würde das evtl. etwas an seinem Verhalten ändern? Oder kann evtl. etwas an seiner Medikation geändert oder diese zumindest überprüft werden? Nimmt er die Medikamente auch am Wochenende? Und wenn ja, ist es dann besser, wenn ihr vormittags ein Spiel habt? Wäre eine I-Kraft, wie solche Kinder sie in der Schule haben evtl. eine Lösung, die dann während des Trainings dabei ist? Ich kenne ein Kind, das eine I-Kraft in der Schule hat und die Eltern haben diese zwei mal in der Woche nachmittags angestellt um die Tochter auch in der Freizeit zu betreuen. Falls es wirklich keine Lösung geben sollte, wäre evtl. eine Einzelsportart für ihn geeigneter.


    Es ist schade für dieses Kind und wenn ich mich in die Eltern hineinversetze, kann ich mir auch vorstellen, wie schwer es für sie sein muss. Wahrscheinlich sind sie total froh, dass er überhaupt regelmäßig einen Sport ausübt. Aber sollen deswegen alle anderen Spieler drunter leiden?

  • Wir sind Trainer und mehr nicht. Ich kann einfach nicht die Welt retten und muss sehen, gerade auch ehrenamtlicher Trainer, dass ich die Trainings einigermaßen sinnvoll durchziehe. Klar, machen auch "normale" Jungs mal Ärger oder Quatsch, aber das geht halt ein- zweimal und dann geht es wieder - spätestens nach einem Gespräch mit den Eltern. Ich habe übrigens auch schon einmal einen nicht-behinderten Jungen mit schwierigem Familienhintergrund ausschließen müssen, weil er sich einfach nicht benehmen konnte und teils körperlich aggressiv gegen andere Spieler wurde. Irgendwo ist die Grenze erreicht, wo die Mannschaft so leidet, dass es einfach nicht mehr geht.


    Zum konkreten Fall: Ich frage mich, ob die Eltern nicht aufgrund seiner Behinderung versuchen könnten, einen Integrationshelfer zu bekommen. Es gibt ja so Begleiter, die solche Kinder z.B. in die Schule begleiten und permanent im 1:1-Verhältnis überwachen. Ansprechen sollte man aber wirklich die Frage der Medikation.


  • Dass ist das schöne Deutschland, wie man es überall liest. Viele Themen hören sich schön an, sind aber nicht immer so schön.

    Inklusion an Schulen hört sich natürlich auf dem Papier toll an und es gibt auch viele Fälle, die natürlich integriert werden sollten. Vor allem wenn man über Einzelschicksale redet.


    Ich bin nicht grundsätzlich gegen Inklusion!

    - Körperlich Behinderte (z.B. Rollstuhl usw.) lassen sich häufig problemlos integrieren. Selbst blinde Kinder können häufig so mitlaufen.


    Aber bei psychischen Erkrankungen wird es sehr schnell sehr schwer, da der gesamte Unterricht gestört wird (werden kann!). Darunter leiden dann alle anderen Schüler, für die der Lehrer deutlich weniger Zeit hat.

    Zudem gibt es für diese in der Regel extra Betreuungspersonen (=Co-Trainer).


    Nicht ganz falsch verstehen:

    Auch ADHS-Kinder gehören für mich grundsätzlich erst einmal in normale Schulen.

    Und selbst geistig Behinderte Kinder können, je nach schwere der Behinderung, an normalen Schulen unterrichtet werden.


    Aber irgendwann werden Grenzen überschritten, wo die "einfachen" Kinder mehr verlieren als die Inklusionskinder gewinnen. Und dann muss, um die anderen Kinder zu schützen (!!!), das Inklusionskind rausgenommen werden. Natürlich erst nach zahlreichen Vorfällen, Gesprächen usw.



    Zurück zum Fußball:

    Nicht einmal normale Lehrer sind für Inklusionskinder ausgebildet (dafür gibt es Förderlehrer), aber es ist immerhin noch ihr Job und sie werden bezahlt.


    Trainer bekommen höchstens ein Taschengeld, wenn überhaupt. Und sie opfern ihre Freizeit dafür, natürlich freiwillig und häufig gerne.


    Und um auf meinen Fall zurück zu kommen. Ich hätte meine Trainerkarriere beendet, wenn ich diesen Jungen länger hätte trainieren müssen. Und mein Trainerkollege war genauso genervt, auch er hätte so nicht weitergemacht.

    Wir haben nicht dem Verein gedroht und auch nicht den Eltern. Aber wir hätten einfach am Ende der Saison aufgehört, weil das Hobby keinen Spaß mehr macht. Und aktuell trainieren wir jeweils 15 Kinder, also 30 Kinder für die dann ein neuer Trainer hätte gefunden werden müssen.

  • Außerdem gäbe es hier problemlos die Möglichkeit den Jungen aus der spezifischen Übung rauszunehmen.

    Naja. Der Junge wäre dann in dieser Zeit ohne Aufsicht oder was? Als ob der dann solange warten würde, geduldig und ruhig. Da lachen ja die Hühner. Ich hätte gern Ausführungen zu den Worten "problemlos" und "rausnehmen".

    Ist nicht kritikfähig und reagiert hypersensibel

    Das wäre bei normalen Kindern sicherlich eine Phase, DIE ABER VORÜBERGEHT.

    4. Beleidigt andere Spieler

    Das ist mE der einzige Punkt, bei dem man drüber diskutieren kann.

    Da gibt es meines Erachtens gar nichts zu diskutieren. Beleidigen geht nicht und bei Wiederholung fliegt man raus. Bei ADHS kann man vielleicht noch abstufen, aber das ist ja nicht das einzige, wie man schön lesen konnte.


    Fußball ist nun mal ein Mannschaftssport und solange die Grundrechts-Phalanx hier ihre salopp in die Verfassung geklatschte Inklusion nicht auch mit finanziellen, materiellen und personellen Kapazitäten für die Bereiche, für die sie gelten soll, füllt, braucht mir von denen niemand antanzen.

  • Ich hatte auch mal so einen Fall. Als Fussballer hätte er es mit seinen Willen weit bringen können, da schnell und sehr egoistisch vor dem Tor. Also eine echte Granate als Stürmer und Torwart. Jedoch war jedes Training gefühlt ein Desaster. Ich merkte es erst als er mal ab und zu nicht im Training war oder bei den Spielen, da war es ein harmonischer und für den Trainer angenehme Atmosphäre im Team.