Ich möchte hier gerne mal über unsere Erfahrungen berichten was Mädchenfußball betrifft. Leider liest man ja immer wieder, dass die Mädchenmannschaften in den Vereinen nicht so wirklich ernst genommen werden und diese Erfahrung haben wir unter anderem auch gemacht. Es geht allerdings auch anders. Ich erzähle einfach mal den Werdegang meiner Tochter (*08/2007) in den Mädchenmannschaften.
Von Juni 2015 bis Januar 2017 hat sie nur bei den Jungs gespielt, das mit dem Zweitspielrecht haben wir im Laufe der Zeit erst erfahren und haben dies deswegen erst seit Januar 2017 genutzt.
1. Mädchenverein:
Dies war ein reiner Frauenfußballverein, die 1. Mannschaft spielte 2. Bundesliga, was uns natürlich sehr beeindruckte. Aus diesem Grund, aber auch weil der Fußballverein bei uns vor Ort erst Mädchen ab 10 Jahren annahm, entschieden wir uns dort das Zweitspielrecht zu nutzen. Das Trainingsgelände war ca. 30 Minuten von unserem Wohnort entfernt, Training fand zwei mal pro Woche statt, wir gingen allerdings nur einmal pro Woche hin. Das war auch mit den Trainern so vereinbart und in Ordnung, da meine Tochter ja zusätzlich noch bei den Jungs trainierte. Dort gab es wie gesagt eine 1. Mannschaft in der 2. Bundesliga, eine 2. Mannschaft, B-Juniorinnen, C-Juniorinnen, D-Juniorinnen und E-Juniorinnen. Bei den E-Juniorinnen trainierten alle Mädchen bis zum älteren E-Jahrgang, also quasi von 5-10 Jahre alle in einer Mannschaft. Leider war in diesem Verein nichts wie es schien. Wir hatten aufgrund der 2. Bundesliga-Mannschaft hier Professionalität erwartet und wurden mehr als enttäuscht. Das Training fiel regelmäßig aus, besonders im Winter. Das Wintertraining fand in einer mini Gymnastikhalle statt, einmal pro Woche. Da dies dann auch noch oft ausfiel, fand im Winter teilweise 3 Wochen am Stück kein Training statt. Gespielt wurden nur die Punktspiele der Runde, keine zusätzlichen Freundschaftsspiele oder Turniere in der Winterpause o.ä. Im Training wurden die Kindergartenkinder und Anfänger NIE mal separiert von den erfahrenen Spielerinnen. Das heißt ab und zu waren die Anfänger überfordert, meist aber waren die Mädchen, die schon länger Fußball spielten komplett unterfordert. Mehrere Eltern beschwerten sich im Laufe der Saison hierüber, irgendwann auch bei der Jugendleiterin, aber es änderte sich absolut garnichts. Im Sommer 2018 beschlossen wir dann den Verein zu verlassen, sowie auch 2 der anderen 3 Leistungsträgerinnen der Mannschaft.
2. Mädchenverein:
Im Sommer 2018 wechselte meine Tochter zum Verein vor Ort zu den D-Juniorinnen. Beide 1. Mannschaften (sowohl Männer als auch Frauen) spielen Regionalliga, die Junioren-Mannschaften sind alle mindestens doppelt, teilweise sogar dreifach besetzt. Bei den Mädchen gibt es ab der D-Jugend jeweils eine Juniorinnen-Mannschaft. Hier merkte man schon nach kurzer Zeit, dass die Jungs extrem gefördert werden, die Mädchen aber nicht ernst genommen werden im Verein. Die D-Juniorinnen mussten im Käfig trainieren, wo ansonsten nur die Bambinis und die F-Junioren trainierten. Außerdem bekamen die Mädchen nur einmal pro Woche für 1,5 Stunden diesen Platz. Die Mannschaft bestand aus 16 Mädchen, wovon 10 ganz neu angefangen hatten. Obwohl die 2006er auch noch D-Juniorinnen waren, wurden sie komplett in die C hochgezogen, außerdem sogar ein sehr leistungsstarkes 2007er Mädchen. Dass nur einmal in der Woche Training angeboten wurde, störte uns persönlich jetzt weniger, da meine Tochter ja zusätzlich noch einmal pro Woche zu den Jungs ging und einmal pro Woche ins Stützpunkttraining. Allerdings finde ich es grundsätzlich für die anderen Mädchen definitiv zu wenig. Auch hier wurden die Mädchen nicht mal ab und zu getrennt trainiert, trotz extrem unterschiedlichem Können. Torwarttraining für die Torhüterin gab es auch nicht. In der Hinrunde wurde die Mannschaft garnicht gemeldet für die Runde, Freundschaftsspiele und Turniere wurden auch keine gespielt. Eine Halle bekamen wir nicht, also wurde ab und zu mal draußen trainiert, wenn das Wetter passte. Auch hier natürlich nur einmal pro Woche. In der Rückrunde wurde dann ohne Wertung in der Mädchenrunde mitgespielt. Hier muss man erwähnen, dass der Trainer wirklich sehr ambitioniert war und auch mehr wollte für die Mädchen, aber man merkte einfach, dass die Mädchen für den Gesamtverein wohl eher eine Last waren und er absolut keine Unterstützung bekam. Obwohl ich es mehr als praktisch fand, dass meine Tochter mit dem Fahrrad in 10 Minuten im Training war und die Mädchen in ihrer Mannschaft aus der Nähe kamen, entschieden wir uns den Verein zu verlassen, weil wir merkten, dass sie hier keine Fortschritte machen wird.
Im Mai/Juni 2019 bekam meine Tochter dann eine Einladung von einem Bundesligaverein (sowohl Männer als auch Frauen 1. BL) zur Sichtung und machte dort dann mehrere Probetrainings und wurde auch genommen. Allerdings entschieden wir nach vielen Gesprächen und Überlegungen, dass der Aufwand zu groß wäre, vor allem weil meine Tochter auf keinen Fall bei den Jungs aufhören wollte. Der Weg zum Training des BL-Vereins wäre einfach mindestens 45 Minuten gewesen und das 2-3 mal pro Woche. Ich versprach meiner Tochter einen Verein zu finden, bei dem der Zeitaufwand nicht so groß sein würde, aber wo die Mädchen ernst genommen werden und sie gefördert wird. Und ich fand ihn!
3. Mädchenverein:
Seit Mai diesen Jahres trainiert meine Tochter in einem Verein ca. 30 Minuten von unserem Wohnort entfernt. Hier ist es so, dass die Männer und Jungs komplett von den Frauen und Mädchen getrennt sind. Es ist zwar alles ein Verein, aber die Frauen- und Mädchenabteilung macht so ihr eigenes Ding. Außerdem trainieren sie in zwei verschiedenen Stadien. Das Stadion der Frauen und Mädchen hat 3 Rasenplätze und einen Käfig. Es gab letzte Saison eine 1. Mannschaft (Oberliga), eine 2. Mannschaft, B-Juniorinnen (Oberliga), C-Juniorinnen, D-Juniorinnen und E-Juniorinnen. Jede Mannschaft hat mindestens zwei Trainer und alles ist sehr organisiert und strukturiert. Da die E-Juniorinnen letzte Saison aus vielen Anfängerinnen und jüngeren Mädchen bestand, wurden die 2008er bereits in der Winterpause in die D hochgezogen um hier mehr gefördert zu werden. Die D bestand also in der Rückrunde aus 2008, 2007 und 2006. Da es sehr viele Mädchen waren, wurde eine 7er und eine 9er Mannschaft gemeldet, beide in der Mädchenrunde. Es werden sehr viele Freundschaftsspiele und Turniere gemacht und auch ansonsten einiges unternommen (Wochenend-Trainingslager in der Sportschule, Zelten beim Turnier,......). Nächsten Mai fahren die Mädchen auf ein Turnier nach Österreich, die älteren Mädchen nehmen z.B. am Volkswagen Junior Masters Turnier in Wolfsburg teil usw. Training wird 3 mal pro Woche angeboten, die Mädchen sollten mindestens 2 mal pro Woche daran teilnehmen. Die beiden Torhüterinnen bekommen Torwarttraining zusammen mit den C-Juniorinnen. Weil die Mädchen sehr gut zusammen gewachsen sind, aber die 2006er nun in die C-Jugend wechseln müssten in der neuen Saison, wurde auch hier eine Lösung gefunden. Alle 2006er, 2007er und 2008er bleiben in der kommenden Saison zusammen mit den gleichen Trainern. Es sind 26 Mädchen. Der Verein hat eine D-Jugend gemeldet, die 9er Feld in der D-Juniorinnen-Runde spielt. Hier werden die 2008er spielen plus einige 2007er. Außerdem wurde eine C-Jugend gemeldet, die in der D-Junioren-Runde spielt. Hier werden die 2006er spielen plus einige 2007er. Ich finde diese Lösung wirklich super für die Mädchen. Hier werden die Mädchen ernst genommen und ich habe das Gefühl, dass sich der Zeitaufwand lohnen wird. Ich bin sehr gespannt, aber zuversichtlich.
Ich hoffe wir haben jetzt endlich den Verein gefunden, indem der Mädchenfußball ernst genommen wird und meine Tochter entsprechend gefördert und gefordert wird.