Guten Abend Sportsfreunde,
ich weiß mittlerweile nicht mehr weiter und wollte mal euch nach euren Meinungen und Erfahrungen fragen.
Um mein Anliegen etwas überschaubarer zu machen, werde ich euch kurz einen Überblick geben.
Ich bin ein ehemaliger Trainervater. Ich habe meinen Sohn (2008) in der F2, F1 und E2 trainiert. Zur neuen Saison 18/19 habe ich nun aufgehört, da mein Studium, aber vor allem unser kleiner Sohn meiner Meinung nach zu kurz gekommen ist. Da sich der Verein um keinen neuen Trainer gekümmert hat, hat er nun den Verein gewechselt. In seinem neuen Team wurde er sehr gut aufgenommen und ist rundum glücklich. Sein neuer Trainer ist ein ehemaliger Mitspieler von mir und kann hervorragend mit den Kindern umgehen. Davon abgesehen, macht er sehr gutes Training und hat eine hohe fachliche Kompetenz.
In der Vergangenheit habe ich stets darauf geachtet meinen eigenen Sohn ja nicht zu pushen bzw. zu bevorzugen. Die Kapitänsbinde durfte z.B. jeder mal tragen. Positionen wurden ständig gewechselt, da es mein oberstes Ziel war den Kinder in diesem Alter so viele Eindrücke wie möglich zu gewähren. Sie sollten also den Spaß am Fußball entdecken, damit sie auch dabei bleiben. Es lief ausbildungstechnisch gesehen solide.
Problem
Nun ist es so, dass mein Sohn gemäß seiner Klassenlehrerin auffällig selbstbewusster geworden ist, dies aber nicht im Positiven. Seine Fußballkollegen und er denunzieren scheinbar gerne die Nichtvereinskinder und allgemein macht er wohl neuerdings auf "dicke Hose". Des Weiteren hat die Playstation einen sehr hohen Stellenwert bekommen, aber dazu kann ich gleich sagen, dass wir diesbezüglich begrenzen, d.h. wir haben ein PS4 Konto eingerichtet, auf dem er sich Spielzeit mit guten Noten ergattern kann und diese darf er am Wochenende runter spielen. Note 1 = 60min, Note 2 = 45min, Note 3 = 30min - alles danach gibt sogar Abzug. Er ist von dieser Regelung begeistert!
Ich habe mir jetzt fünf Spiele angesehen. Ich rufe nicht rein - ich schaue einfach nur zu. Ich erinnere ihm vor jedem Spiel sich unabhängig vom Ergebnis voll reinzuhängen und nicht aufzugeben. Er möge bitte das anwenden, was sie im Training üben, z.B. sauberer Innenseitstoß, Finten. Erst heute hat sein Trainer ihn während des Spiels ran gerufen und mehr Herzblut gefordert. Sobald er weiß, dass ein Gegenspieler technisch oder körperlich stark ist, geht er nicht richtig ran. Gegen starke Mannschaften wird schon vor dem Spiel aufgegeben und die Niederlage akzeptiert. Ich habe ihm gesagt, dass ich diese Art zu denken nicht verstehe. Wir haben früher immer von schweren oder leichteren Spielen geredet - ja, auch in seinem Alter schon. Ich kapiere das nicht! Heute hatte ich die Nase voll davon. Nach dem heutigen halbherzigen Auftritt bei dem sie 1:14 verloren haben, habe ich ihm direkt nach der Traineransprache ran zitiert und ihm somit das 9m-Schießen im strömenden Regen verwehrt und ihn sich umziehen lassen. Ich hatte keinen Bock, dass er bei dem Gestehe noch auskühlt, aber vor allem wollte ich ihn dafür nicht noch belohnen. Versteht mich nicht falsch! Na klar kann man verlieren, aber ohne Gegenwehr? Ohne Ehrgeiz? Nein, sorry, aber dafür parke ich nicht meinen Kleinen bei den Großeltern. Heute Abend rief mich dann sein Trainer an und meinte, dass mein Sohn schon denke, dass er ein Großer sei und sich selbst total über- und falsch einschätzt - ich wusste sofort, wie er das meinte. Ich habe ihm darum gebeten in Zukunft strenger zu sein und Fehlverhalten mehr zu sanktionieren.
Ich habe jetzt einen Entschluss getroffen, zu dem mein Sohn tatsächlich nichts gesagt hat, und zwar habe ich ihm klar gemacht, dass ich mir keine Spiele mehr von ihm ansehen werde, da mich dieses ehrgeizlose Gekicke nur aufregt. Stattdessen werde ich mir jetzt immer den Kleinen und unseren Hund schnappen und spazieren gehen. Meine Frau meinte, er sei nun deswegen geknickt. Ehrlich gesagt habe ich diesen Eindruck nicht!
Was denkt ihr? Habt ihr andere Ideen?