Halle | Taktik: Gegner tiefstehend, Lösungen?

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  • Hallo zusammen,


    unabhängig von zahlreichen Hallenbestimmungen in den verschiedenen Kreisen und meinen eigenen Ideen benötige ich Input zu folgender Spielsituation: häufig lassen sich Gegner im 2-2 oder 3-1 gegen uns in ihre eigene Hälfe zurückfallen, v.a. wenn sie die Führung erzielt haben, und decken "press"-mannorietiert (siehe Anhang). Unser Torwart wird nicht angelaufen, allerdings kann er auch nicht weiterdribbeln, falls es laut Spielbestimmungen verboten ist, als TW über die Mittellinie zu dribbeln-Fernschüsse des TWs sind kaum effektiv. Wir spielen im 2-2. Wer hat Ideen im Bezug auf individual-, gruppen und (mannschafts)-taktischen Verhalten?


    Freue mich auf Antworten!


    VG
    personalityX

  • 1)Eine option wäre, einen Verteidiger ins 1gg1 gehen zu lassen. Und das aus dem Lauf heraus, wenn die gegner eh an der Mittellinie warten. Dabei links ein Rechtsfuß und umgekehrt, um zur Mitte ziehen zu können und den Ball dann auf dem starken Fuß zu haben.
    (Die Stürmer agieren aus einer extrem hohen und zentralen Position vor dem gegnersichen Tor aus, siehe unten. Dann ist auch Platz für den dribbelnden Verteidiger ohne das der helfende Gegner sofort da ist. Egal, ob in der Mitte oder außen vorbei.)
    Ich lasse zumindest so agieren bzw. habe das in der U11 immer so gemacht. Und das funktioniert bestens. Die "Verteidiger" müssen natürlich fussballerisch stark sein, also eher Offensivspieler. Zusatzeffekt ist, dass diese auch in der Hallensaison dann bei häufigem Einsatz hinten das defensivspiel im 1gg1 besser erlernen.


    kann euer Niveau nicht einschätzen, aber auf 5Metertore kann man einen guten U11-Spieler nicht aus 9-11 Metern frei schießen lassen, wenn er sich da zentral hingedribbelt hat. Da brennt es dann lichterloh, mindestens beim Nachschuß.


    2)Andere option:
    Ich bin ein Verfechter davon, eben nicht mit linkem und rechtem offensivem zu spielen. Die sollen beide aus der zentralen Ausgangsposition im gegnerischen Strafraum agieren, wenn der Torwart den Ball hat. Dann sind sie entweder da vorne anspielbar (mit Gegner im Rücken - wird fast gar nicht geschult im Kleinfeldbereich und wir meckern über keine Mittelstürmer in D) und können auf die Verteidiger ablegen, das antäuschen, sich drehen, etc. Oder sie haben eben auch Platz in der gegnerischen Hälfte, um sich in diese Räume zu bewegen und dort angespielt zu werden.
    Gerade, wenn der zum eigenen Torwart "nähere" SPieler in einen seitlichen Raum schräg wegstartet, ergeben sich gleich mehrere der Optionen, aus denen der Torwart dann auswählen kann.
    Nachteil von Option 2, das Tor ist fast immer erstmal im Rücken bzw. nicht zentral vor der Nase. Und es bedarf einer weiteren Handlung, Aktion zum Torabschluss, sei es nun Drehung, Dribbling, Pass, oä.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Deine Jungs müssen mehr laufen, und zwar richtig. Hallenfußball braucht eigentlich keine festen Positionen.
    Ist doch klar, in der von dir geschilderten Situation gäbe es keine Probleme wenn die Jungs sich Freilaufen würden und dann die entstehenden Räume genutzt würden.
    Offensivspiel ohne Überzahl ist halt schwer, man muss aus der Bewegung variabel Bälle verarbeiten können und das ganze unter ständiger Bewegung und extremen Gengnerdruck (besonders in der Halle). Da kann man als Spieler nicht einfach auf den Ball warten, da muss man hingehen und sofort die nächste Aktion einleiten.
    Mein taktischer Tip, der denke ich auch für eine U11 angemessen ist, sind folgende Trainingsschwerpunkte:
    - Dribbling, Passen, Ballmitnahme, Anbieten und Freilaufen


    Oder du stellst dich halt selber hinten rein ;) , nach meiner Erfahrung gewinnt in der Halle entweder die individuelle Klasse einiger guter Spieler oder aber die beste Devensive.

  • Ich sehe es ähnlich wie Skriwer. Sorge für Bewegung um ein effektives mannorientiertes Spiel des Gegners zu erschweren.


    Hierzu hatte der DFB zu Beginn eine "für mich und meine Truppe" sehr hilfreiche Übung in diesem Altersbereich. Gib eine 5te Position für die Feldspieler aus. In deinem Fall würde ich wohl eine Zentrale vorm Tor wählen. Nach jedem Pass heiß es für den Ball-abgebenden schnellstmöglich die freie Position zu besetzen. Und dann heißt es Ball in Bewegung halten.


    Deine Signatur nach zu urteilen sollten deine Kids hinsichtlich Raumorientierung und Ballverarbeitung hierbei durchaus in der Lage sein den Gegner so in Bewegung zu bringen. Zusätzlich löst du Abwehr und Angriff in der Bewegung auf und sorgst somit für noch mehr "Aufgaben" beim Gegner. Durch die vorgegebenen Positionen erleichterst du wiederum deinem Team die Aufgabe da es immer die selben Passwege sind.


    Für meine "bessere Hälfte der Kids" kann ich das sogar im Dorfverein umsetzen und es ergeben sich immer wieder freie Spieler mit weg zu Tor. Diese müssen das dann eben auch nutzen.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Bin völlig bei @Skriwer und @totog, denn eigentlich ist es mMn doch grandios einfach wenn sich die Gegner so dumm verhalten: Der Torspieler wird bis zur Mittellinie nicht angegriffen, dann soll er eben bis dorthin dribbeln und spielt einen einzigen Pass und zack ist doch der Ball im Torraum. Dafür muss deine Offensive sich eben freilaufen, alternativ auf den Ball zugehen und für deine defensiver Stehenden ablegen. Ich hoffe meine Ansatz ist nicht zu trivial, aber die Felder sind doch so klein. Wenn da bis zur Mittellinie kein Gegnerdruck aufgebaut wird und ihr ruhig bis dorthin spielen könnt, dann würde ich das eher gelassen sehen.
    Und die zweite Option, wenn Du den Pass in die Tiefe nicht magst, dann geht der Tormann eben bis zur Mittellinie und übst das so wie in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=v1ekrvxyrTw
    und https://www.youtube.com/watch?v=Yz2kygjSlD8

    Grüße von der Ersatzbank

  • @personalityX


    Ich möchte die Ausführungen von @Sir Alex noch durch ein paar Anmerkungen ergänzen.


    1. Bei Balleroberung sofort nach vorn passen.
    Wenn die in deiner Grafik aufgezeichnete Positionssituation entstehen kann, dann nur, wenn ihr nach Balleroberung zu viel Zeit für die Einleitung eines eigenen Angriffs benötigt. Es ist schon "draußen" schwer genug mit Ballbesitz-Spiel aus normalen Situationen heraus Tore zu erzielen, denn dazu braucht es meist grobe Abwehrfehler des Gegners. In der Halle wird das Ballbesitzspiel augrund des geringeren Raumes noch schwieriger. Denn es braucht nur einen unpräzisen Paß oder zu wenig Balldruck und schon kann der Gegner euch auskontern, weil ihr weit in die gegnerische Hälfte aufgerückt seit. Es braucht dann auch nur 1 - 2 gegnerische Spieler für einen Konter, weshalb der Gegner bei Ballverlust immer noch das eigene Zentrum gut zustellen kann.


    2. Gegner läßt sich nicht "locken"
    Wenn man jedoch bereits in Rückstand geraten ist und der Gegner diesen Vorsprung über die Zeit bringen will und nur noch auf Konter lauert, dann muß man das Risiko erhöhen. Dazu kann es von Vorteil sein, wenn die beiden Abwehrspieler den Raum schaffen, um einen flachen Paß mit Druck ins Zentrum (in den Lauf eines Angreifers) zu schlagen. Je nach Situation kann der Angreifer direkt zum Torabschluß gelangen oder der 2. Angreifer "kreuzt". Dabei genügt es, wenn lediglich einer der beiden gegnerischen Angreifer die Situatin zu spät antizipiert, zu spät startet oder falsch läuft, weil er spekuliert.


    Nur mit Tempo kann man im gegnerischen Drittel erfolgreich sein. Denn bleibt nur einer deiner Angreifer stehen, so gibt er dem Gegner die Zeit um sich für die neue Situation zu sortieren.


    Zweiter Ball als Option
    1. Ballverarbeitungsfehler
    Wenn ein gegnerischer Abwehrspieler einen scharfen Paß nicht verarbeiten kann, weil er vom eigenen Angreifer sofort unter Druck gesetzt wird, ergibt sich fast immer eine Großchance, weil der Raum dahinter miest offen ist


    2. Torwart kann Ball nicht festhalten
    Weil dem Keeper beim Hallenfussball häufiger die Sicht versperrt ist bzw. aus näherer Distanz geschossen wird, kann er nicht jeden Ball "festhalten". Daraus lassen sich Abstaubertore erzielen. Denn kaum ein Torwart ohne Ausbildung weiß, wie er schnell genug wieder auf die Beine kommt und/oder einen Lupfer, einen Schuß gegen die Laufrichtung erfolgreich abwehrt.


    3. Standards als Torchance
    Man kann auch aus Ecken, Einwürfen, Einkick oder Freistößen Tore erzielen, wenn man diese Standards trainiert. Dabei reicht es häufig schon, wenn 1 Spieler mit einer "Lauffinte" einen freien Raum schafft, den ein Mitspieler für sich nutzen kann.


    Wichtig ist aber nach einem Rückstand nicht "kopflos" zu reagieren, sondern taktisch klug zu agieren. Denn sobald der Ausgleich geschafft ist, wird auch der Gegner keinen Beton mehr anrühren können und seinerseits auf Torejagd gehen können.


    Wer in der Halle erfolgreich sein möchte, der sollte allerdings gut in der eigenen Hälfte verteidigen. Denn dann hat er nach Balleroberung auch den gewünschten Raum für Großchancen mit schnellen Kontern. Aufgrund des jeweils vorhandenen Zeitdrucks sollte zügig der Torabschluß gesucht werden.


    Das schwierigste dabei ist, seinen Spielern im Training zu vermitteln, dass sie gleichzeitig laufen und denken sollen. Denn nur durch das hohe Tempo geistiger und körperlicher Impulse lassen sich gute Torchancen erarbeiten und gegnerische Chancen auf ein Mindestmaß reduzieren.


    Natürlich muß man bei einem 2006-er Jahrgang "die Kirche im Dorf lassen", weil bei einer Tempoerhöhung individuelle technische und taktische Fehler noch deutlicher zutage treten. Dies sollte jedoch als Chance und Herausforderung verstanden werden, auch diese Defizite zu reduzieren. Dass auch Fingerspitzengefühl, Lob und viel Geduld dazu gehören, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.


    Zum Schluß möchte ich anmerken, dass es auch in der Halle durchaus sinnvoll aus den Positionen heraus zu agieren. Denn wie will man gemeinsam defensiv oder offensiv agieren, wenn man die Positionen und Laufwege seiner Mitspieler nicht kennt? Ich sehe darin auch keinen Widerspruch zu einem variantenreichen Pressing- und Konterspiel. Das hängt dann vom Leistungsniveau von Mannschaft und Trainer ab.

  • Nachdem der Torwart nicht angegriffen wird, bekommen wir die Situationen aus den Videos der @Ersatzbank bzw. MFS leider nicht - obwohl sie mir sehr gut gefallen. Freilaufen und Tempo haben die anderen bereits erwähnt. Kreuzen (kennt man im Fußball) und blocken (könnte man beim Basketball und Handball abschauen) wären andere Lösungsmöglichkeiten.
    Ich würde den Torwart allerdings über außen kommen lassen, wenn er nicht angegriffen wird.
    Vorteile:
    - der Ball in die Spitze ist ungefährlicher, wenn er abgefangen wird
    - der Verteidiger in der Mitte darf über die Mittellinie
    - Gegner ist verwirrt und weiß nicht, wie er sich verhalten soll (eine Seite ist offen)

  • Als Ergänzung zum Eingangspost...
    Hier kann man die Problematik bei Ballbesitz Stuttgart gut sehen:

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    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Hier kann man die Problematik bei Ballbesitz Stuttgart gut sehen:

    Allerdings zeigt es auch, dass der Gegner (Stuttgart) individuell deutlich stärker sein muß, um bei einem tiefstehenden Gegner mit genügend Geduld zum Torerfolg zu gelangen. Würde Dortmund bei Balleroberung sofort nach vorn passen, anstatt die Zweikämpfe zu suchen, könnte das Ergebnis durchaus umgekehrt lauten.


    Wie wichtig bei einem Spiel mit 4 Feldspielern die Rolle des Torwarts sein kann, möchte ich nachfolgend ein wenig erläutern.
    Der Suttgarter Keeper bindet sich ins Überzahlspiel (mit Torwart) ein. Seine Schwächen sind jedoch die mangelnde Beidfüssigkeit und Antizipation für schnelle, kluge Pässe zu den Mitspielern. So muß er selbst präzise flache Rückpässe seiner Mitspieler zunächst stoppen, um danach zu schauen, wohin man den Ball spielen kann. Besser wäre es, wenn er bereits unmittelbar vor dem Ballkontakt weiß, wohin er den Ball passen möchte und nicht mehr noch estra an- und mitnehmen muß.
    Weil Dortmund jedoch ständig den Ball hinterher laufen muß, läßt die Konzentration schließlich nach, weshalb Stuttgart vermehrt zu Torchancen kommt. Es wird sogar das Zentrum für einen (erfolgreichen) Torabschluß durch den Stuttgarter Keeper freigegeben.


    Auch beim Dortmunder Keeper lassen sich technische Schwächen mangelnder Beidfüssigkeit erkennen. Hierbei wird im Bewegungsablauf deutlich, dass er in seiner schwächeren Torseite leicht nach hinten fällt, weil der Bewegungsablauf langsamer ist, sodass er mehr Zeit braucht, um seine Hände an den Ball zu bekommen. 2 der 3 Gegentore sind auch auf diese technische Schwäche zurück zu führen. In einem Fall muß er den Ball mit dem Außenrist ins Aus schlagen, weil er seinen schwächeren Fuß umläuft.


    Bei in etwa gleichstarken Teams wäre die Taktik der Dortmunder sicherlich erfolgreicher. Allerdings nur dann, wenn im Moment der Balleroberung sofort ein Mitspieler in den freien Raum sprintet, um aus einem sofort zugepaßten Ball eine Großchance zu gestalten.

  • @Schimanski
    Man sieht aber auch schön welche Aktionen die Aufgabe erfolgreich lösen. Erkennbar auch wie wichtig der TW in der Halle als Schlüsselspieler ist. Umso schlimmer für mich, die Spieleröffnungsdefizite des Dortmunder Torhüters zu sehen.


    Cool was Du alles bei den Torspielern erkennst TW-Trainer! 8o

    Grüße von der Ersatzbank

  • Off Topic


    Man sollte - um das Hintenreinstellen zu verhindern/zu minimieren...sich Spielregeln aus anderen Sportarten abschauen, die das Spiel dort sehr viel spannender gestalten.


    Konkret: die angreifende Mannschaft muß nach X Sekunden einen Torabschluß erzielen, ansonsten Ballwechsel an den Gegner.


    Wäre das so als Regel gegeben...könnte sich das andere Team überlegen, ab wann sie den Gegner stellen wollen.


    Sollte die eigentlich sich hinten rein stellende Mannschaft überlegen, nun den Ball möglichst günstig wieder zu verlieren...dürfte ein Schiedsrichter z.B. speziell in der Halle einen Neunmeter geben dürfen.

  • zwar Off Topic aber trotzdem eine Antwort:

    Man sollte - um das Hintenreinstellen zu verhindern/zu minimieren...sich Spielregeln aus anderen Sportarten abschauen, die das Spiel dort sehr viel spannender gestalten.



    Konkret: die angreifende Mannschaft muß nach X Sekunden einen Torabschluß erzielen, ansonsten Ballwechsel an den Gegner.


    Damit wären wir beim Handball nach Umsetzung der Regeländerungen Handball.


    Dennoch wäre das Problem des Tiefstehenden Gegners noch nicht gelöst. Im Gegenteil; eine Abwartende und Abblockende Stellung ist ja gerade hier (Handball) vorteilhaft. Zusätzlich müsste ich auch hier entsprechende Lösungen finden, diese müssten nur schneller umzusetzen sein.


    Das Kernproblem bliebe aber im meinen Augen das selbe. Ein schneller Konter ist auch heute möglich, nur eben nicht immer umzusetzen. Daher hier die Suche nach Lösungsmöglichkeiten.


    Gruß

    Torsten

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  • @Andre: Die Antwort ist Futsal - da habe ich keine Überzahl durch den Torwart mehr. Und beim Basketball ziehen sich die Mannschaften trotz Sekundenregel auch zurück ;)
    @Schimanski: schönes Video - allerdings darf der Torwart in dem Video über die Mittellinie (im Gegensatz zur Ausgangslage hier).

  • Zunächst vielen Dank für die schnellen Antworten!


    Bei meiner Mannschaft handelt es sich tatsächlich um 2006er auf "NLZ"-Niveau. Die technische Qualität dieser Spieler ist gut-sehr gut. Unser TW ist bundesweit gefragt. V.a. gegen die vermeintlich schwächeren Mannschaften agieren wir nicht gut. Die geschilderte Situation im Spiel tritt auf, da diese Mannschaften bei 0:0 auf Konter warten und/oder bei einer 1:0 Führung nur noch defensiv agieren. Ob man es gut finden mag, würde wahrscheinlich ein anderes Thema beschäftigen (Stichwort: ergebnisorientiert vs. entwicklungsorientiert). Ich in meiner Rolle als U11-Trainer versuche, durch individualtaktische Prinzipien und Leitlinien Wissen/Fähigkeiten zu vermitteln, damit meine Spieler erfolgreich Fußball spielen können. Daher geben wir kaum Spielzüge vor, das wahrscheinlich auch dazu führt, dass wir uns in der geschilderten Situation schwer tun.

    Zu 1) Diese Option bin ich auch bereits durchgegangen. Wir stellen i.d.R. unsere offensiven Spieler mit "falschen Fuß" auf - unsere Verteidiger aus diversen Gründen nicht. Für den Fall, dass unsere VT nicht mit dem "falschen Fuß" vor dem Spiel aufgestellt wurden und uns die geschilderte Spielsituation begegnet, würdest du während des Spiels die Positionen der VT wechseln oder durch Einwechslungen den Block umstellen?


    Zu 2) Ich spiele in dieser Saison mit äußeren offensiven Spielern, da unsere Spieler sehr dribbelstark sind. Wir möchten, dass der VT im Spielaufbau den Durchbruch riskiert, um ins Zentrum zu dribbeln. Dann kann er die 3vs2- Überzahlsituation mit den äußeren offensiven Spielern ausspielen. In der letzten Saison haben wir im Ballbesitz 2-1-1 gespielt. Ich möchte das Zentrum in dieser Saison allerdings nicht zustellen.


    Zudem möchte ich, dass unser TW Winkelpässe spielt, damit die Mispieler in eine möglichst offene Stellung in Tornähe zu gelangen. Wenn die offensiven Spieler zentral sind, sind sie i.d.R. geschlossen.

    Vielen Dank für die Ideen! Unsere Spielidee ist, auf Ballbesitz zu spielen und den Gegner zu "dominieren". Insofern bin ich auf Befürworter eines Positionsspiels. Es wird wahrscheinlich schwierig sein, in der kurzen Zeit einen anderen Spielstil zu vermitteln.

    Als Ergänzung zum Eingangspost...
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    Ich kenne den YouTube-Kanal und die Videos. Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen unserer Situation und der gezeigten Situation von VFB. Ich möchte jedoch nicht auf die AKtionen im Video eingehen. Trotzdem danke für die Anregungen!


    Die Option, dass ein VT sich ins Zentrum freiläuft, werde ich auf jeden Fall thematisieren.


    Ich freue mich auf weiteren Input!


    Gruß
    personalityX

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  • Bin völlig bei @Skriwer und @totog, denn eigentlich ist es mMn doch grandios einfach wenn sich die Gegner so dumm verhalten: Der Torspieler wird bis zur Mittellinie nicht angegriffen, dann soll er eben bis dorthin dribbeln und spielt einen einzigen Pass und zack ist doch der Ball im Torraum. Dafür muss deine Offensive sich eben freilaufen, alternativ auf den Ball zugehen und für deine defensiver Stehenden ablegen. Ich hoffe meine Ansatz ist nicht zu trivial, aber die Felder sind doch so klein. Wenn da bis zur Mittellinie kein Gegnerdruck aufgebaut wird und ihr ruhig bis dorthin spielen könnt, dann würde ich das eher gelassen sehen.
    Und die zweite Option, wenn Du den Pass in die Tiefe nicht magst, dann geht der Tormann eben bis zur Mittellinie und übst das so wie in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=v1ekrvxyrTw
    und https://www.youtube.com/watch?v=Yz2kygjSlD8

    In den Videos verteidigt das "Sparringteam" nicht "press"-mannorientiert. Der erste Ball vom TW auf einen VT wird zugelassen: eine andere Spielsituation.

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  • und decken "press"-mannorietiert

    Wenn das eher schwächere Mannschaften machen, "betteln" die doch um Positionswechsel Deiner Mannschaft. Ob jetzt die beiden Vorderen kreuzen, eine Seite kurz/lang geht oder Diagonalpositionen im Bogen kurz/lang gehen, spielt dabei gar keine Rolle. Diese mannorientierten Gegner werden dann doch nicht übergeben sondern mitgehen. Das sorgt meistens für einen Raum vor einem lang-gehenden Spieler.
    Beim 5+1-Spiel (dürftet Ihr in der U11 ja auch spielen) kommt das Hinterlaufen hinzu.


    Es handelt sich dabei gar nicht um vorgegebene Laufwege, sondern um generelle Lösungsmöglichkeiten.

  • Ich beobachte die Situation aktuell sehr oft beim Futsal, wo der Torwart (in der Regel) eben nicht mitspielen kann, in vier Sekunden den Ball in der eigenen Hälfte weitergespielt haben muss und eine Mehrfacheinbung nur dann möglich ist, wenn der Gegner am Ball war. Theoreisch wäre der Keeper also nur dann der fünfte Feldspieler, wenn er in der gegnerischen Hälfte agiert, was kaum praktikabel ist.


    Deshalb ist in meinen Augen die eigentliche Frage. Wie schaffe ich trotz des tiefen Verteidgens des Gegners eine Überzahlsituation in Tornähe (3:2 im Normalfall). Sicherlich gibt es hier kein grundsätzliches Allheilmittel, allerdings möchte ich kurz schildern, wie ich versuche, meine U13 auf die Gegebenheiten vorzubereiten.


    1.) Meine vier Positionen in der Halle heißen a.) Absicherung, b.) offensiver Verteidiger, c.) defensiver Stürmer und d.) Tiefe. Diese Positionen sind variabel und können nach Belieben durchgetauscht werden. Wichtig ist, dass immer mindestens einer absicher und ein Spieler sich in der Tiefe aufhält. Theoretisch gesehen ist es in der Halle einerseits schwerer tief zu verteidigen, da die Abseitsregel nicht exisitiert. Andererseits ist der Raum natürlich begrenzt. Dennoch halte ich es für eine gute Option, einen Spieler fast vor den gegnerischen Torwart zu schicken (übertrieben gesagt), um Vertakalität ins Spiel zu bringen und automatisch einen Abwehrspieler rauszuziehen. Dieser hat die Aufgabe, sich auf der kompletten Breite anzubieten, sodass ein freier Passweg vorhanden ist. Im Optimalfall behauptet der "Zielspieler" den Ball und verteilt an nachrückende Spieler, was sich allerdings als schwer herausstellt.


    2.) Deshalb meine zweite Option, die auch schon angesprochen wurde, in dem der "offensive Verteidiger" versucht, eine 1 vs. 1 Situation zu suchen. Meist ensteht genau dann die 3:2-Situation, die wir provozieren wollen. Risikobehaftet ist das aber allemal, da ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung in der Halle absolut tödlich ist.


    3.) Ich versuche es einzuhalten, dass zwei Spieler selten auf einer Höhe agieren. So bekomme ich den Winkel in die Abspiele von Spieler "Absicherung" zu Spieler "offensiver Verteidiger". Einer der beiden muss dann eine schnelle und technisch korrekte Ballannahme hinbekommen, um das Tempo zu forcieren. Möglicherweise bietet sich auch der defensive Stürmer in der Mitte an, um eine Dreiecksituation zu bilden - mit dem gleichen Ziel: Tempoverschärfung eines der beiden "Verteidiger".


    Ich hoffe, ich konnte ein paar Denkanstöße geben, gebe aber gleichzeitig zu bedenken, dass es ein sehr präzises Passspiel bedarf sowie Spieler, die sich im 1vs. 1 behaupten können. Andernfalls hat man in der Halle ohnehin seine Probleme, wobei wir wieder bei den grundsätzlichen Ausbildungszielen wären.

  • Ich spiele grundsätzlich auch gerne mit viel Ballbesitz und dominant, kann aber nichts Falsches darin finden, auch mal defensiv zu pressen und zu kontern.


    Generell finde ich Futsal viel besser und interessanter als Hallenfußball mit Rundum-Bande, ich fand auch das U14-Spiel der beiden hoch angesehenen dt. NLZs oben relativ unansehnlich (klar sind das starke Teams).


    Man muss stark differenzieren zwischen Hallenfußball/Futsal auf kleine Tore und auf die 5-Meter-Tore. Bei den letztgenannten liegt der Schlüssel in vielen Torabschlüssen, da gehen die unmöglichsten Bälle rein. Daher gefallen mir die Spiele auf 5-Meter-Tore in der Regel aber auch nicht so gut, da einfach zu viel geschossen wird.


    Bei Handballtoren spiele ich in der Regel defensiv, denn für mich ist Hallenfußball/Futsal ein Umschaltspiel. Das gilt insbesondere auch für Futsal auf Spitzenniveau, einfach weil der Raum zu eng ist, um regelmäßig mit Positionsspiel da zum Erfolg zu kommen.


    Da fast jede Mannschaft im 2:2 aufläuft, hatte ich mir mal Gedanken gemacht, wie ich das aushebeln kann und bin auf eine Raute verfallen. Das klappt relativ gut:


    Die Ausgangssituation ist dann oft so, dass die Spieler eng gedeckt sind und man hinten glücklich ist, mit den 2 Verteidigern unseren 1 Stürmer zu decken.



    Dann macht der "Stürmer" eine Bewegung in das "Loch" des gegnerischen 4er-Blocks. Manche Gegner können das schon recht schlecht verteidigen, andere Gegner laufen press manndeckend mit einem Verteidiger dem Stürmer hinterher (wie hier im Beispiel der gegnerische LV).


    Gleichzeitig laufen sich unser linker und rechter Spieler frei, der zentrale Stürmer dreht ohne Gegnerdruck entweder auf (geht meistens nicht), wenn er Gegnerdruck hat, lässt er direkt links oder rechts klatschen und dreht dann auf. Oft kommt man dann so in eine 3:2 Situation rein.




    EDIT: Den Großteil unserer Tore schießen wir aktuell aber durch Umschaltspiel - wir sind wieder blau, die Situation ist kurz nach Ballgewinn in unserer Hälfte:


    trainingsform(3).png


    Der erste Ball muss sauber sitzen auf den freien Spieler (den es immer gibt), danach wird im höchsten Tempo mit drei (!), selten auch mal mit zwei Spielern gekontern in den vorhandenen freien Raum:



    Ansonsten gab es hier im Thread viele weitere gute Tipps, vieles hängt eben auch von den Gegebenheiten (große Tore, kleine Tore) und der absoluten Gegnerstärke ab: Wenn du von schwach redest - bist du z.B. Wolfsburg und spielst gegen Duisburg oder FSV Frankfurt? Oder meinst du mit schwach Kreisligisten? Das ist ein Unterschied. Bei Letztgenannten reicht es ja oft auch aus, die dann massiv selber zu pressen, wenn sie den Ball haben, um in Abschlusssituationen zu kommen.


    Desweiteren ist in der Tat der (riskante) Antritt eines Defensivspielers mit Ball eine gute Möglichkeit, um da in die Bewegung zu kommen. Aber das schult ja durchaus auch das offensive 1:1, daher finde ich das absolut in Ordnung, selbst wenn es mein "letzter Mann" macht, wie oben abgebildet.


    Das A und O ist das massive Rotieren der Positionen. Mir fällt auf, dass viele Teams (auch meins!) zufrieden ist, wenn sie ungefähr da stehen, wo ihr Trainer sie eingeteilt hat (links vorne, rechts vorne, hinten, vorne) und sich dann nur noch sehr gering bewegen, auch wenn sie eng gedeckt werden. Der Schlüssel ist aber eben, auch mal längere und überraschende Laufwege zugehen: Im Futsal spricht man z.B. davon, eine 8 zu laufen:


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  • Vielen Dank für weitere Beiträge!

    1.) Meine vier Positionen in der Halle heißen a.) Absicherung, b.) offensiver Verteidiger, c.) defensiver Stürmer und d.) Tiefe. Diese Positionen sind variabel und können nach Belieben durchgetauscht werden. Wichtig ist, dass immer mindestens einer absicher und ein Spieler sich in der Tiefe aufhält.

    Unsere Spieler setzen bereits die genannten Aufgaben um. Deren Position nach ihrem "Tätigkeitsprofil" zu benennen, finde ich richtig gut!


    @Chris: danke für deine Anregungen zur Raute. Im Trainerteam und im Grundlagenbereich unseres NLZs haben wir uns dazu entschieden, nicht Raute zu spielen. Es lässt sich sicherlich streiten, was besser ist (anderes Thema). Aus diesem Grund möchte ich Raute zunächst nicht in Betracht ziehen, da wir viel Zeit in unsere jetzige Spielweise investiert haben. Es könnte ein Ansatz sein, temporär Raute zu spielen, wenn wir auf meine geschilderte Spielsituation treffen. Nichtsdestotrotz möchte ich einem System/Anordnung nicht allzu viel Bedeutung bei einer U11 zukommen lassen. Auch die vielen Positionswechsel, die insb. im "professionellen" Futsal praktiziert werden, empfinde ich in dieser Alterklasse als zu früh.


    Gruß
    personalityX

    "Don't forget to love your haters. They keep you motivated."

  • Vielen Dank für die Ideen! Unsere Spielidee ist, auf Ballbesitz zu spielen und den Gegner zu "dominieren". Insofern bin ich auf Befürworter eines Positionsspiels. Es wird wahrscheinlich schwierig sein, in der kurzen Zeit einen anderen Spielstil zu vermitteln.

    Jeder Trainer sollte eine Spielphilosophie haben, um daraus eine Vision zur mittelfristigen Weiterentwicklung abzuleiten. Wenn man wie du auf Ballbesitz setzt, dann erfordert dies ein hohes Maß an Technik für die Ballzirkulation, für das dein Team jetzt genau im richtigen Alter ist.


    Ich bin auch voll bei dir, wenn du sagst, das Entwicklungs- vor Ergebnisfussball gehen soll. Jede Entscheidung sollte also eine nachhaltige Wirkung beinhalten. Darin unterscheidet sich die Arbeit in einem NLZ deutlich oder anderer Auswahl-Arbeit deutlich vom großen Rest, wo meist lediglich für eine Saison geplant wird.


    Dein 2 : 1 : 1 eignet sich jedoch auch für ein Konterspiel in der Halle. Denn es spielt gar keine große Rolle, ob beide Spieler auf einer Höhe sind, sondern ob sie sich gegenseitig variantenreich unterstützen. Gerade beim Spielaufbau über 3 Linien kann der Ball sehr gut flach, präzise und dem gewünschten Druck gespielt werden.


    Ob und wie gut diese Umstellung vom reinen Ballbesitzspiel auf ein gelegentlichen Kontern (wenn der Gegner höher steht) gelingt, kann man am besten durch Ausprobieren im Training und dem Wettkampf heraus finden.


    Ballbeistzspiel und schnelles Umschalten sind für mich kein Wiederspruch. Denn ein langsames, behäbiges Umschalten zur Vermeidung von Fehlern im Spielaufbau gibt dem Gegner gleichzeitig die Zeit "fallen zu lassen" und sich für einen Angriff zu sortieren. Dann braucht es eine indiviuduelle Überlegenheit und Geduld, um mit dieser Taktik gleichzeitig erfolgreich zu sein.


    Zum Umschalten gehört für mich nicht nur die Balleroberung, sondern den schnellstmöglichen Angriff, um den Gegner nicht die Möglichkeit zu bieten, sich zu sortieren. Ein Widerspruch mag sich allenfalls dort ergeben, wo man zwecks Ballzirkulation ausschließlich ein Kurzpaßspiel möchte. Denn hierbei gibt es kaum Raumgewinn und der Gegner braucht lediglich den Raum nach hinten zu verengen und auf einen Fehlpaß zu warten. Ein reines Defensivpressing bekommen auch schwächere Teams hin, sodass die vermeintliche Überlegenheit durch eine hohe Ballbesitzrate sich nicht auch in Ergebnissen ummünzen läßt.