Das Problem des Trainervaters kenne ich nur zu gut, denn ich bin auch einer. Anfangs habe ich zugeschaut, während mein Sohn trainiert hat, dann habe ich ausgeholfen und nun habe ich die Mannschaft zusammen mit zwei anderen Trainervätern im fünften Jahr (mittlerweile D-Jugend, jüngerer Jahrgang). Sprich wir haben drei Trainersöhne in der Mannschaft.
Zu Anfang war das auch noch ganz anders, weil man keine Erfahrungen hatte, einige Kinder sich völlig daneben benahmen (auch wenn die Eltern am Spielfeldrand standen) und man mit der Situation an sich schon ziemlich am Rande des Wahnsinns stand
In der F-Jugend war klar, dass alle Kinder möglichst gleichmäßig zum Einsatz kommen sollten. Das wurde auch ziemlich gut eingehalten, wobei es immer wieder Diskussionen mit Eltern darüber gab, wieso das eigene Kind nur so und so viele Einsatzzeiten bekam. Bereits in der Anfangszeit war das in erster Linie von der Trainingsbeteiligung abhängig. Wer regelmäßig dabei war, hatte bessere Karten. Das führte bereits dazu, dass meist alle Kinder beim Training waren.
Wir haben dann auch Regeln aufgestellt, die vor den Kindern am Anfang regelmäßig wiederholt wurden und die bei Neuzugängen von den Kindern aus der Mannschaft vorgestellt wurden, sprich:
1. Keiner wird ausgelacht, beschimpft oder geschlagen (Letzteres habe ich auch noch nie erlebt)
2. Wer Schimpfworte wiederholt benutzt, darf beim nächsten Training zu Hause bleiben (ist in fünf Jahren 2x vorgekommen und zwar in der F-Jugend)
3. Es wird zugehört und nicht dazwischen gequatscht wenn jemand spricht. Das betrifft Trainer und natürlich auch Mitspieler
Respekt gegenüber den Trainern und den Mitspielern ist eine wichtige Sache. Dies hat auch immer geholfen so etwas wie ein Mannschaftsgefühl zu entwickeln.
Mit der Zeit hat man auch herausgefunden, welche Gegner stärker bzw. schwächer waren und das war dann auch eine Möglichkeit die Mannschaft aufzustellen. War der Gegner schwächer, haben auf jeden Fall alle Kinder gespielt, die zu dem Zeitpunkt schwächer waren (das ändert sich mitunter schneller als man denkt).
Ebenso war eine gute Trainingsbeteiligung eine wichtige Sache. Noch heute gibt es Kinder, die keine guten Fußballer sind, sich aber unheimlich anstrengen. Das ist immer eine Belohnung wert, erst recht, wenn der "angehende Superstar" meint, dass er es nicht nötig hat vernünftig mit zu trainieren. Da gab es dann auch schon mal lange Gesichter, wenn der Trainingsverweigerer plötzlich zwei Spiele nicht mitdurfte obwohl er sich in der Mannschaftshierarchie ganz oben sah.
Ich finde es immer ganz wichtig offen mit Kindern und Eltern umzugehen und es war nach meinem unverhofften Einstieg schnell klar, dass man viele Dinge nur über Disziplin klären kann. Wir haben den Eltern dann nach relativ kurzer Zeit in einem Elternabend erklärt, wie wir vorgehen werden. Sollte das jemandem nicht passen, stünde es ihm frei mit seinem Kind woanders hinzugehen. Das ist dann tatsächlich bei einem Kind passiert, da wir aus Sicht der Eltern zu streng waren. Bei manchen Eltern gab es dann auch manchmal erstaunte Gesichter am Feldrand à la "Wie? Mein Kind kann hören/aufpassen/sich benehmen?"
Natürlich gab es auch das Problem der Trainerkinder. Da erfahrungsgemäß die meisten Väter mit ihren eigenen Kinder entweder zu streng oder zu lasch sind, haben wir uns entschlossen, dass sich jeder der Trainer auf keinen Fall um den eigenen Sohn kümmern soll. Das funktioniert meistens ziemlich gut und nach dem Training gibt es dann auch hin und wieder den Hinweis des Kollegen, den eigenen Sohn gefälligst in Ruhe zu lassen.
Was die Einsätze der Trainersöhne betrifft muss man fair bleiben. In der F-Jugend soll jeder seine gleiche Spielzeit bekommen, mal abgesehen von besonderen Faktoren, wie Verstoß gegen die Mannschaftsregeln, längerer Krankheit oder dauerhaftem unentschuldigtem Fehlens beim Training. Beginnend mit der E-Jugend haben wir angefangen so etwas wie ein Mannschaftsgerüst zu entwickeln, sprich wir haben einige Positionen mit drei, vier starken Spielern besetzt, die regelmäßig spielen. Die anderen Kinder rotieren, wobei man die Spielstärke des kommenden Gegners immer im Blick hat (meist kennt man nach ein, zwei Saisons die meisten Gegner).
Ich hatte letztes Jahr in der E1 19 Kinder und davon ist ein Kind zu einem stärkeren Verein gewechselt, drei haben ganz mit Fußball aufgehört (zwei haben ein neues Hobby angefangen und einer macht gar nichts mehr). Allerdings habe ich auch wieder neue Kinder dazu bekommen und mittlerweile habe ich in der D2 21 Kinder, sprich jedes Wochenende müssen 8 Kinder zu Hause bleiben (wir spielen D-9er). Selbst heute ist es unwahrscheinlich, dass alle drei Trainersöhne gleichzeitig spielen, da mittlerweile auch die Leistung den Ausschlag gibt und da sich unsere drei Jungs leistungstechnisch zwischen dem oberen und unteren Mittelfeld spielen, ist es gut möglich, dass ein oder zwei am Spielfeldrand zugucken. Meine Erfahrung zeigt dabei, dass die Kinder auch meist nicht das Problem sind, sondern ausschließlich die Eltern. Mit zunehmendem Alter wissen die Kinder meist sehr gut, wo sie stehen und haben kein Problem damit, dass es bessere Spieler in der Mannschaft gibt.
Die Eltern haben es zumindest bei uns nahezu alle verstanden, wie eine Aufstellung zusammen kommt, doch manchmal nehmen wir auch ein Elternteil beiseite und fragen, was denn gerade los ist, beispielweise weil das Kind sich plötzlich ganz anders verhält. Oft gibt es eine Erklärung dafür und der Dialog mit den Eltern hat nicht selten nur dem Trainer die Augen geöffnet. Ich kann mich noch gut an die Anfangsphase erinnern, wo meist einer von uns Trainern fast die ganze Zeit mit einigen Eltern diskutiert hat Doch häufig hat es eher geholfen, auch wenn es nervig war und viel Zeit gekostet hat. Zumindest heute sind noch viele Eltern dabei, wenn die Kinder spielen und einige wenige sind immer bereit zu fahren oder im Sportheim Kaffee und Kuchen für die Mannschaftskasse zu verkaufen.
Was das Thema "Eltern in der Kabine" betrifft, habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Eltern schon früh nicht mehr in der Kabine waren. Geholfen hat, dass jedes Kind sein eigenes Trikot und seinen eigenen Trainingsanzug hat. So sind die meisten Kinder bereits umgezogen zum Training/Spiel gekommen. Schuhe binden war bis zur E-Jugend ein Problem, aber ich habe den Kindern dann immer gesagt, dass ich "staatlich geprüfter Schuhebinder" bin und das sowieso der Hauptgrund ist, wieso ich Trainer geworden bin Irgendwann ist das dann auch durch und mittlerweile kann sich jeder die Schuhe binden. Ich habe schon lange kein Elternteil mehr in der Kabine gesehen. Die Kinder wollen das irgendwann auch nicht mehr, vor allem weil ihnen das peinlich ist.
Um noch einmal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen. Behandle alle Kinder gleich! Wenn Dir das beim eigenen Kind schwer fällt, gib beim Fußball das eigene Kind unter die Fittiche Deines Mittrainers. Geh offen mit Kindern (und Eltern) um und erkläre, wieso wer spielt und wer nicht. Wenn die Trainerkinder ungleich behandelt werden, sorgt das für Unruhe in der Mannschaft und das andere Kinder demotiviert werden. Wenn Du Pech hast, hast Du nachher drei, vier Grüppchen oder eine Mannschaft in der Mannschaft (schon oft erlebt bei anderen Mannschaften), aber kein Team.
Kleiner Hinweis für die Zukunft: Irgendwann brauchst Du mehr Spieler (bei uns in der D-Jugend 9 und in der C-Jugend 11). Also lass möglichst keinen auf der Strecke. Du wirst irgendwann jedes Kind brauchen.