Trainer nimmt komplette Mannschaft mit: Wie "üblich" ist das?

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  • Ich bin ja wie gesagt neu im Fußball-Betreuer-Business. Leider konnte ich zu diesem Thema keinen existierenden Thread finden. Wenn ich was übersehen habe bitte ich um einen Link dazu.


    Aktuell erlebe ich mit erstaunen, dass es keine Seltenheit zu sein scheint, dass ein Trainer geht oder kommt und dabei seine komplette Mannschaft im Schlepptau hat. Nun finde ich das ziemlich krass, denn mein Eindruck ist, dass man sich als Verein Mühe gibt Mannschaften von den kleinsten Kindern bis zu den größten Jugendlichen kontinuierlich aufzubauen. Wenn dann mal ein Trainer geht oder ein paar Spieler (siehe z.B. das Thema A-Jugend Drop off), dann ist das für mich alles nachvollziehbar und auch ein Stück kalkulierbar. Aber wie kann es sein, dass einem Verein der komplette Unterbau zerschossen wird indem man einen Kompletten (Doppel-) Jahrgang sozusagen auslöscht? Ich habe das nun sogar schon bei den Senioren erlebt.
    Ich würde mich sehr freuen dazu ein wenig mit Euch zu diskutieren. Wie erlebt Ihr das?

    Grüße von der Ersatzbank

  • Hallo,


    gibt es bei uns gar nicht. Ein Trainer im Jugendbereich wechselt den Verein und nimmt viele Spieler (Alle ?!) seiner bisherigen Mannschaft mit ? Kenne ich gar nicht als Phänomen. Halte ich auch für schwierig, erinnert eher an das Geschäftsgebaren amerikanischer Profiligen als an Breitensport. Kann doch auch nicht im Sinne des aufnehmenden Vereins sein wenn man sich als Orts-Verein, also als Verein der im Ort ansässigen Leute versteht. Dann ist ja alles so beliebig austauschbar wie bei den Söldnern im Profibereich.
    Ich lebe im ländlichen Raum, vielleicht ist ja die Orts- und Vereinsbindung im städtischen Gebiet nicht so ausgeprägt ?

  • Oft ist die Bindung zwischen Trainer und Mannschaft (bzw deren Eltern) viel stärker als die Bindung zwischen Trainer und Verein oder Kindern/Eltern und Verein, und wenn es dann Krach zwischen dem Trainer und den Vereinsfunktionären gibt, oder Krach innerhalb eines Trainerteams, dann nimmt jeder seine Spieler (bzw Eltern) mit. Die Trainer sind ja oft Vatertrainer deren Bindung eher zu ihrem eigenen Kind und nicht zum Verein an sich besteht.


    Ich hab im Umkreis des Teams meines Sohnes (Stadtteilverein in einer großen Stadt, viele Vereine in der Nähe) beides erlebt... einen Jahrgang höher haben wir eine komplette Trainingsgruppe samt Trainer (inzwischen 2 Teams) von einem Nachbarverein bekommen, und im gleichen Jahrgang haben sich zwei Vatertrainer gestritten und die Mannschaft hat sich quasi geteilt, ein Vater hat hingeworfen und seine Anhänger haben sich auf andere Vereine verteilt. Die Trainer des Jahrgangs (insgesamt 3 Trainingsgruppen) tun sich schwer mit Neuaufteilung und Wechsel zwischen den Trainingsgruppen, der "neue" Trainer macht seine Sache gut aber behält "seine" Kinder lieber für sich. Das ist jetzt nicht optimal, aber in einem Breitensportverein wohl zu verschmerzen. Einzelne Kinder, bei denen die Chemie irgendwie nicht stimmte, haben aber schon innerhalb des Jahrgangs gewechselt.


    Optimal ist es natürlich, wenn die Kommunikation zwischen Verein und Trainern stimmt, dann passiert so was nicht so oft.


    Edit: Im Jahrgang meines Sohnes gibt es das Problem nicht, da es nur eine Trainingsgruppe mit 2 Teams gibt... dafür aber auch Aufnahmestopp.

  • Also ich muss gestehen, das ich so was noch nie erlebt habe.
    Vor allem müsste der neue Verein ja auch für alle kinder eine Ausbildungsentschädigung
    bezahlen. Ab der D-Jugend zumindest.
    Und selbst wenn nicht, kann ich mirt nicht vorstellen, das sich das ein Verein einfach
    so gefallen lässt.


    Ich stehe Aktuell vor einem wechsel in einen anderen Verein, aber selbst wenn ich wollte
    und könnte, würde ich kein Kind aus meinem jetztigen Verein mitnehmen.
    Das gehört sich einfach nicht, vor allem dann nicht, wenn man lange für einen Verein
    (eventuell Heimatverein) gearbeitet hat und auch eine gewisse bindung zum Verein hat.



    Zitat von HFV

    Für einen Vereinswechsel ist in den Altersklassen der A-Junioren des jüngeren Jahrgangs, der B-, C- und D-Junioren sowie der B-Juniorinnen des jüngeren Jahrgangs, der C- und D-Juniorinnen die Freigabe des abgebenden Vereins erforderlich.
    Ausnahme:
    Vereinswechsel sollen grundsätzlich in der Zeit vom 1. bis 30. Juni erfolgen. Nur bei einem Wechsel in diesem Zeitraum kann die vom abgebenden Verein verweigerte Freigabe durch Zahlung einer Ausbildungsentschädigung gemäß § 26 Jugendordnung ersetzt werden.


    Die Höhe der Ausbildungsentschädigung richtet sich nach der Spielklasse der 1. Mannschaft eines Vereins!


    Viele Grüße
    Martin

  • Was mich dabei am meisten wundert: Warum tut sich ein aufnehmender Verein das an? Erstens ist er doch ab sofort der Böse (zumindest aus Sicht des Vereins, der den Jahrgang abgibt) und zweitens kann man sich doch an 5 Fingern abzählen, dass die Truppe beim ersten Problem zum nächsten Verein weiter zieht.


    Grüße
    Oliver

  • Beitragszahlungen.
    Weiter wird leider fast nie gedacht.
    Naja und ich denke meistens ist eher der Trainer der die Mannschaft mitnimmt der Böse, da man sich ja schon "gestritten" hat und es einfacher ist eine Person zu verteufeln als sowas Abstraktes wie einen Verein.

  • Es freut mich zu lesen, dass ich nicht der einzige bin, den das verwundert. Ich werde mal im Verein noch ein paar Fragen dazu stellen.
    Ein Grund den ich mitbekommen habe war die geringe Leistungsfähigkeit unseres Vereins. Trainer und Team wollten höherklassig spielen. Der der kam wäre wohl auch ohne Team gekommen, aber da gab es wohl so eine starke Trainerbindung.
    Ich kannte das von früher bei meinem Dorfklubs und den Vereinen rundum überhaupt nicht. Vielleicht ist das tatsächlich ein urbanes Phänomen?

    Grüße von der Ersatzbank

  • Naja, die Clubs in unserer Nähe sind 10 Fahrradminuten entfernt und nutzen die gleichen Turnhallen wie wir. Zwei liegen sogar auf gegenüberliegenden Straßenseiten, nicht mal 200m Luftlinie. Allerdings gibt's im kifu fast überall aufnahmestopp.

  • @FBPapa07 ... bist du zufällig in Berlin tätig? ;)


    Also ich finde das ist tatsächlich ein "urbaner" Trend, wo die Vereine tatsächlich noch um Kids "kämpfen" müssen, weil wie geschildert ein riesiges Angebot herrscht. In Berlin zB werden jedes Wochenende 1300 Pflichtspiele angepfiffen ... das ist der Wahnsinn. Und manche Vereine lassen sich dann leider von charakterschwachen Trainern die "Pistole auf die Brust" setzen um manche Forderungen durchzudrücken oder einfach ihr Ding durchziehen zu können. Viele Vereine nehmen dann solche Teams/Trainer nicht, da es doch einen ungeschriebenen "Ehrenkodex" zwischen den Vereinen gibt oder man hält kurz telefonisch Rücksprache, vorausgesetzt das Verhältnis ist gut. Aber es gibt wie immer auch "schwarze Schafe" unter den Vereinen aus mehreren Gründen. Zum einen das gute Geld und die Mitgliedszahlen und dann geht es noch um die Plätze selbst. Es kann passieren, dass bei "geringer" Auslastung auch Fremdvereine und Mannschaft vom Sportamt mit auf den eigenen Platz geschickt werden ... dem kann man nur entgegenwirken, wenn man viele Mannschaften meldet. Also ist das oft auch ein Kampf um den Platz, leider!

  • Oft ist die Bindung zwischen Trainer und Mannschaft (bzw deren Eltern) viel stärker als die Bindung zwischen Trainer und Verein oder Kindern/Eltern und Verein, und wenn es dann Krach zwischen dem Trainer und den Vereinsfunktionären gibt, oder Krach innerhalb eines Trainerteams, dann nimmt jeder seine Spieler (bzw Eltern) mit. Die Trainer sind ja oft Vatertrainer deren Bindung eher zu ihrem eigenen Kind und nicht zum Verein an sich besteht.

    Ist auch eher eine urbane Erscheinung.
    Der im Zitat fett markierte Bereich ist die "Verein-im-Verein-Problematik".
    Für Vereinsverantwortliche gibt es bei dieser Problematik durchaus Möglichkeiten, von vornherein gegenzusteuern.

  • Ich kenne ein paar Trainer in meiner Stadt, die haben beim Vereins Wechsel ihre komplette Mannschaft mitgenommen.


    Persönlich gefällt mir das überhaupt nicht !!

    Talent kommt von Gott, sei dankbar.
    Lob kommt vom Menschen, sei demütig.
    Einbildung kommt von dir selbst, sei vorsichtig.
    (Spruch eines amerikanischen Football Trainers)

  • Och, es passiert auch bei kleineren Vereinen auf dem Lande.


    Beispiel 1:
    D-Junioren werden von einem Schreihals trainiert, der die Kinder fertig macht. Da dies absolut nicht zur Ausrichtung des Vereins passt, sagt die Vereinsführung dem Trainer, dass es so nicht weitergehen kann und er sich ändern muss. Trainer verlässt mit 13 von 16 Spielern den Verein und wechselt zum Nachbarverein. Warum so viele Kinder mitgegangen sind, ist mir schleierhaft. Unter so einem Trainer würde ich mein Kind nicht spielen lassen.


    Beispiel 2:
    Trainerteam wechselt nach massiver Abwerbung durch den Nachbarverein und nimmt die ganze B-Jugend mit.

  • Ich war als Vater vor Jahren mal in einer solchen Situation. Außer dem Trainer kannten wir niemand in dem Verein. Weder den Vorstand noch den Jugendleiter hatte ich jemals zu den Trainingszeiten oder zu Spielen der niedrigen Altersklassen auf der Anlage gesehen.


    Tatsächlich sind wir dann trotzdem noch in diesem Verein geblieben. Ein neuer Trainer wurde nicht präsentiert und die "Reste " der Mannschaft mussten ohne Spielbetrieb in anderen Trainingsgruppen "dahinvegetieren". Vor Sperren braucht man da übrigens keine Angst zu haben, wenn das Kind schon seit Monaten nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen kann...


    Aber mal eine andere Frage. ich lese hier dauernd von Aufnahmestop. Wie passt den das zu den schwindenden Zahlen der Jugendlichen?

  • Aufnahmestop ist wieder ein "urbanes Phänomen"... zu wenig Plätze und Trainer und viele Kinder in der Stadt, zumindest bei den attraktiveren Vereinen. Zu kleine Mannschaften gibt es eher auf dem Land vermute ich.


    Wir haben bei uns ca. 20 Kinder (2 Teams) pro Jahrgang (G-E), da normalerweise keine zweite Trainingsgruppe aufgemacht wird. Der besser organisierte und leistungsorientiertere Nachbarverein hat 4 Teams pro Jahrgang und nimmt danach auch nicht mehr weiter auf.

  • Kann ich so bestätigen. Der Verein kämpft um jeden Trainingsplatz in der nähe.
    Bei uns ist bis zur d-Jugend auch Aufnahmestopp, jeweils 4 Teams. Der aktuelle Andrang liegt aber auch teilweise an dem WM-Tietel. Danach kam eine große Anmeldewelle in den unteren Jahrgängen.
    Trotzdem wird es nach oben hin eher dünne und es kommt nur eine A-Jugend zustande.

  • Nun finde ich das ziemlich krass, denn mein Eindruck ist, dass man sich als Verein Mühe gibt Mannschaften von den kleinsten Kindern bis zu den größten Jugendlichen kontinuierlich aufzubauen

    Aktuell erlebe ich mit erstaunen, dass es keine Seltenheit zu sein scheint, dass ein Trainer geht oder kommt und dabei seine komplette Mannschaft im Schlepptau hat. Nun finde ich das ziemlich krass, denn mein Eindruck ist, dass man sich als Verein Mühe gibt Mannschaften von den kleinsten Kindern bis zu den größten Jugendlichen kontinuierlich aufzubauen. Wenn dann mal ein Trainer geht oder ein paar Spieler (siehe z.B. das Thema A-Jugend Drop off), dann ist das für mich alles nachvollziehbar und auch ein Stück kalkulierbar. Aber wie kann es sein, dass einem Verein der komplette Unterbau zerschossen wird indem man einen Kompletten (Doppel-) Jahrgang sozusagen auslöscht? Ich habe das nun sogar schon bei den Senioren erlebt.

    Natürlich läßt sich diese Frage ohne umfangreiches Hntergrundwissen über eure konkrete Situation nicht abschließend beantworten. Deshalb habe ich einige grundsätzliche Fragen:


    1. Glaubst du, dass ein Trainer oder Spieler, der sich in seinem Verein wohl fühlt, ihn verläßt?
    2. Glaubst du, dass der Verein durchaus die Möglichkeit hat, auf "Warnschüsse" inform von Kritik einzugehen, um gute Kompromisse zu erzielen?
    3. Glaubst du, dass es nach einer Auseinandersetzung ohne Kompromißlösung besser wäre, wenn die Fussballinteressierten ganz aufhören, statt beim anderen Verein wieder Spaß am Fussball zu gewinnen?


    Natürlich können Trainer und einzelne Spieler den Verein wechseln, wenn sie dort bessere Karrierechancen sehen, wenn aber Trainer und Mannschaft den Verein verlassen, dann ist es schwer vorstellbar, als das die Vereinsverantwortlichen dabei ihre Hände in Unschuld waschen können!


    Kommen wir zur Frage, was im aufnehmenden Verein geschieht? Dort ist man vermutlich froh um jedes neue Mitglied, denn aufgrund des demografischen Wandels ist das Werben um neue Spieler längst zu einem Verdrängungskampf geworden. Ob die augenommenen Spieler dort evl. "vom Regen in die Traufe kommen", weil versucht wird, den eigenen Bockmist durch Vernachlässigung des Jugendbereichs die Abwanderung durch externe Neuzugänge zu kompensieren, das weiß man nicht? Allerdings scheint es auch für den Jugendbereich in Mode zu kommen, allerlei Versprechungen zu machen, bei denen man (ähnlich der Politik) sich anschließend die Wahl frei läßt, ob man sich daran gebunden hält oder nach dem Motto: "was stört mich mein Geschätz von gestern" oder täglich neue Versprechungen macht?


    Es sind ja längst nicht mehr nur die verdienstvollen und im Verein großgewordenen Personen in den höchsten Vorstandsämtern, sondern Lokalpatrioten, Unternehmer und Andere, die sich über den Verein ihr Image in der Öffentlichkeit aufpolieren wollen. Lorbeeren lassen sich aber nicht durch gute Jugendarbeit erzielen, weil das die Medien kaum interesssiert, sondern mit guten Nachrichten über das "Aushngeschild" im Verein. Was soll es da den Vorstand scheren, den es genauso wie eine Eiche nicht kratzt, wenn sich ein Wildschwein in Form eines rebellischen Jugendtrainers und seiner Mannschaft daran schubbert?


    So ein krasser Wechsel hat immer mindestens 2 Seiten. Deshalb sollte man auch die Hintergründe für die Entscheidung von Trainer und Mannschaft sehen.