Liebe Trainerfreunde,
zwar bin ich kein Bayernfan, habe mich jedoch gestern mal wieder über die seltsame Regelauslegung aufgeregt, wonach ein Torwart für eine normale 1 gegen 1 Abwehr die Gelbe Karte (in der Bundesliga hätte er vermutlich sogar Rot gesehen) bekommt und noch einen Elfmeter. Wie man in der Zeitlupe erkennen konnte, war Neuers Fuß nur wenige Zentimeter neben dem Ball. Von einem Foul oder gar einer Absicht zum Foul konnte hier gar nicht die Rede sein. Ich hätte es lieber gesehen, wenn das Spiel nach dem 1 gegen 1 Duell einfach fortgesetzt worden wäre. Denn dann hätte man erkennen können, dass der Angreifer den Ball gar nicht mehr erreicht hätte. Und das nicht, weil Neuer die Torfläche gut zugestellt hatte, sondern weil der Angreifer aufgrund seines hohen Tempos gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre, den Richtungswechsel schnell genug durchzuführen.
In England, Schottland, Irland wäre der Angreifer ausgepfiffen worden, weil man dies als "Schwalbe" gewertet hätte. Hierzulande hat es mal Zeiten gegeben, als man dafür eine "Gelbe Karte" bekam.
In meinen Augen hat der Torwart die Aufgabe in so einer Situation mit fairen Mitteln eine 1 gegen 1 Situation erfolgreich zu gestalten. Weil es sich hierbei um eine Frontalaktion handelt und sich der Keeper nicht in Luft auflösen kann, darf es dafür kein Foul geben. Ansonsten muß ich meine Torleute so ausbilden, dass sofort hinter das Tor rennen, um nicht Gefahr zu laufen, dem Angreifer irgendwie in dei Quere zu kommen. Denn nicht nur ein Gegentor droht, sondern auch noch ein Platzverweis.
Die Ausrede, es wäre für den Schiedsrichter nur schwer erkennbar, ob der Angreifer die Absicht hatte, ein Tor zu erziehen oder aber auf das Schinden eines Elfmeters aus zu sein, die kann ich nicht gelten lassen. Denn es gibt "im Feld" genügend Situationen, in denen er bei ähnlichen Situationen zu entscheiden hat.
Gefreut habe ich mich jedoch über den ausbleibenden Elfmeterpfiff, als Lewandowski und ein portugisischer Abwehrspieler um den Ball kämpften und gleichermaßen die Arme einsetzten. In Deutschland hätte es vermutlich auch hierfür einen Elfmeter gegeben. International wird jedoch berücksichtigt, in welcher Weise der Angreifer versucht an den Ball zu gelangen.
Ich denke, wir brauchen sicher nicht darüber reden, ob die 1 : 3 Niederlage verdient war. Jedoch hat die nach meiner Meinung einseitige Elfmeter-Regelung dafür gesorgt, dass Neuer beim 3. Gegentor nach seiner Gelben Karte nicht mehr den Zweikampf gesucht hat und deshalb tiefer stand. Denn hätte er höher gestanden, so wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit als Erster am Ball gewesen.
Generell ist ja nichts dagegen einzuwenden, dass man sich viele Tore wünscht und deshalb einige Regeln für den Angreifer ausgelegt hat. Aber der Fussball darf dadurch nicht soweit verändert werden, dass das oberste Gebot, die Fairness nicht mehr gleichermaßen für alle Beteiligten gilt. Zu beachten ist dabei, dass die Mehrheit der Torleute bedingt durch die Benachteilgung im Regelwerk unfreiwillig durch irreparable Sportschäden ins Karriereende geht, Schlimmer noch: sie werden vom DFB für die Ausbildung zum DFB-TW-Trainer ausgeschlossen, weil sie kein entsprechendes Sportattest bekommen. Wer mag sich dann darüber wundern, dass unsere Profi-TW-Trainer dem DFB für sein TW-Ausbildungsprogramm ein Ungenügend verpassen.
Aus den vorgenannten Gründen würde ich mich freuen, wenn sich die UEFA (und FIFA) endlich an einen Tisch setzt, um einheitliche, klare und vor allen Dingen faire Regeln für Elfmeter zu schaffen. Beim Elfmeterpfiff sollte es keinen Zweifel mehr geben dürfen. Auch leichte, beim Fussball normale Körperkontakte dürfen nicht mehr den Elfmeterpfiff auslösen, denn Fussball ist eine Kampfsportart mit hohen dynamischen Anteilen. Nur noch ein klares Foul im Strafraum darf einen Elfmeterpfiff rechtfertigen.
Ich denke, es wäre eine gute Verbesserung, wenn man sich nicht mehr erst nach 10 Wiederholungen für oder gegen einen Elfmeter entscheiden könnte, sondern schon beim ersten Anblick sofort entscheiden kann, ob ein Pfiff gerechtfertigt ist.