Ruhiger Trainer sein oder lieber ein lautstarker Motivator?

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  • Um das zu beurteilen, muss ich die einzelnen Spieler beobachten. Da ich kein Gedächnis wie ein Elefant habe, muss ich mir einen Beobachtungszettel machen und diesen während des Spiels ausfüllen.
    Richtig beobachten kann ich nur wenn ich keine oder nur sehr geringe Emotionen als Trainer habe.
    Der Zettel hilft mir, mich auf meinen Job als Beobachter zu konzentrieren.


    Dirk: Da muss ich doch mal praktisch fragen: Nutzt Du einen Spielbeobachtungsbogen mit fertigem Format oder machst Du Dir freie Notizen?

  • Ich bin da eher der Motivator. Ich achte aber penibel darauf, dass ich nicht Handlungsanweisungen ("Spiel jetzt da hin, lauf jetzt hier hin"), sondern wirklich nur motiviere ("ZIeh an!", "Den holst du noch, komm schon", "das packst du!" usw.). Habe die Erfahrung gemacht, dass es in einzelnen Situationen während dem Spiel tatsächlich noch Leistungsschübe kann, wenn man dran bleibt. Allerdings gibt es dabei einen gewaltigen Haken: Wenn man eher der motivierende, pushende Typ ist und mit seiner Mannschaft in Rückstand gerät, dann auch noch aufhört zu pushen, weil man das Spiel als Trainer eventuell schon abgeschenkt hat, tritt ein absoluter Bruch im Spiel ein.

  • Tja, das ist immer so eine Sache mit dem Hineinrufen während des Spiels!


    Dabei habe ich so einige Trainertypen festgestellt:


    1. Der Sicherheitsrufer
    Weil er von Hause aus ein Pessimist ist, ruft er pausenlos ins Spiel hinein, was seine Spieler alles nicht machen sollen.


    2. Der Kommentator
    Er kommentiert jede Aktion im Nachhinein. Besonders die, die schief gegangen sind!


    3. Der Pusher
    Wie ein Trommelfeuer prasseln seine Aufforderungen "sei als Erster am Ball", "schieß jetzt aufs Tor", "einer ran", "wo bleiben die Angebote" auf seine Spieler ein. Dabei können sich alle angesprochen fühlen. Solange man nicht hinten liegt, fällt ihm immer entwas ein und er hat ein gutes Gefühl. Danach wird er deutlich stiller, ist verärgert und schließlich frustriert, weil sich keiner angesprochen fühlt. Will ihm doch sein Team das gesamte Wochenende versauen?


    4. Trainer mit Fernseh-Bundestraienrlizenz
    Selbst die Anweisungen an sein G-Jugend-Team kommen ausschließlich aus der Erwachsenensprache des Profibereichs. Alle Floskeln, die er während seiner Studien aus der Bundesliga und der Championliga aufgeschnappt hat, muß er zum Besten geben. Wenn dann sein Team trotzdem verliert, dann ist zumindest klargestellt, dass das unmöglich am Trainer gelegen hat.


    Natürlich gibts auch noch Mischformen!


    Vielleicht wird es klar, warum ein Trainer entweder gar keine oder nur sehr kurze, einfache und gezielte Hinweise während des Spiels geben sollte, wenn man sich vor Augen hält, dass es relativ klare zeitliche wie inhaltliche Abgrenzungen gibt?


    Das Training ist dazu da, um neue Fähigkeiten zu erwerben oder zu verfeinern
    Das Spiel ist dazu da, um die im Training erworbenen oder verfeinerten Fähigkeiten auszuprobieren.


    Wer im Spiel falsch coacht, gibt seinen Spielern weder das Vertrauen noch die dafür notwendige Zeit, die im Training erworbenen und verfeinerten Fähigkeiten auszuprobieren. Er vergibt sich aber selbst auch die Chance in einer realistischen Wettkampfsituation zu erkennen, was seine Spieler bereits relativ sicher vom Training ins Spiel umsetzen können und wo es noch weiteren Trainingsbedarf gibt!



    Wer falsch coacht, der erzielt seine Spieler nicht zum selbständigen Erkennen und Handeln, sondern dazu, auf Trainerkommandos zu warten! Der Trainer wird jedoch irgendwann das Gefühl bekommen, seine Kids würden nichts lernen und behalten. Aber man kann nur etwas lernen, was man auch hinlänglich versteht. Ansonsten sind es eine wahrlose Aneinanderkettung von subjektiven Beobachtungen ohne Anwendungsorientierung


    Wer glaubt, all das im Spiel nachzuholen, was er selbst im Training versäumt hat, der ist auf dem Holzweg! Dafür ist dann das nächste Training da. Wer nicht alles behalten kann, der nutze dazu Papier und Stift! Aber nur die wichtigen Sachen aufschreiben, sonst sieht man vom Spiel nichts mehr!

  • 3. Der Pusher
    Wie ein Trommelfeuer prasseln seine Aufforderungen "sei als Erster am Ball", "schieß jetzt aufs Tor", "einer ran", "wo bleiben die Angebote" auf seine Spieler ein. Dabei können sich alle angesprochen fühlen. Solange man nicht hinten liegt, fällt ihm immer entwas ein und er hat ein gutes Gefühl. Danach wird er deutlich stiller, ist verärgert und schließlich frustriert, weil sich keiner angesprochen fühlt. Will ihm doch sein Team das gesamte Wochenende versauen?


    In dem Kontext würde mich mal interessieren, wie ihr mit Brülltrainern umgeht. Ich hatte im letzten Spiel der Hinrunde einen Kollegen, der die erste Halbzeit komplett durchgebrüllt hat. Anweisungen, Kommentare, Aufmunterungen, die ein oder andere Beschimpfung...bis auf die Beschimpfungen eigentlich alles ganz ok, als einzelne Rufe, aber in der Masse und Lautstärke unheimlich nervig. Meine spontane Reaktion war erstmal, mich selbst zurückzuhalten, weil er ja für mich mit und noch für 20 andere Trainer mit Lautstärke produziert hat. Habe mir dann aber gedacht, dass es das auch nicht sein kann und habe auch die ein oder andere Ansage gemacht. Ein Spruch in die Richtung, dass er ja, hüstel, ganz schön viel reinrufen würde, wurde mit einem strahlenden "ja, die Jungs brauchen das" erwidert. Vermutlich hilft da nur direkter sein oder es halt aushalten...

  • ich finde, man muss hier noch stärker zwischen kinder und jugendfußball.
    dann aber auch zwischen coachen und pushen.


    ich bin zur zeit in der A unterwegs und eher ruhig.
    kommentare wie "redet mehr" oder "ordnet euch" oder "ruhiger spielen, nicht so hektisch" oder "macht das spiel breit"
    kommen bei mir schon noch und gehören zum coachen. diese kommandos sind allgemein gehalten und werden von allen verstanden.
    negative rufe, spiel jetzt so oder so oder individualkommandos wie das beliebte zieh durch gibt es nicht.


    pushen mache ich eher selten, eigentlich nur wenn etwas passiert ist oder das spiel auf der kippe steht.
    das geht von "los gehts, die grünen, gebt nochmal alles" aber auch das beliebte "ist nix passiert jungs, ruhig weitermachen".
    ich finde das ist legitim und auch wichtig. der effekt ist jedenfalls da, wenn der coach ansonsten eher ruhig ist
    und dann auf einmal sich rührt. ein sichtbarer ruck geht dann nochmals durch die jungs und es gibt tatsächlich eine reaktion.


    so werde ich es auch immer halten. leid tun mir die teams der joysticktrainer bzw. noch schlimmer, die der meckerköppe.
    "mit sowas muss man hier antreten" "halt die fresse" "du kannst nix" sind da selbst trainereinlassungen
    gegenüber den eigenen 19 jährigen spielern in der LK leider nicht selten...

  • Zeiten ändern sich und dich auch;)
    Diese Erfahrung habe ich zumindest gemacht.
    Trainiere seit vier Jahren meine Mannschaft. Vom ersten F-Jugend bis zum zweiten Jahr E-Jugend. Man muss dazu sagen, dass die Mannschaft von Haus aus sehr viel Talent, Willen, Disziplin und Ehrgeiz hatte. Wr haben demnach den überwiegenden Teil in den vier Jahren auch gewonnen. Während ich anfangs (ich war 18) noch sehr außen mitging und vor allem Tore frenetisch abfeierte (Stichwort: Kloppo-Säge), bin ich heute (22) ruhiger geworden. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich es quasi für selbstverständlich hinnehme, wenn meine Jungs wieder ein Tor super rausspielen und 8:0 in der höchsten Spielklasse gewinnen. Ich versuche es aber momentan wieder einzuführen, denn für die Jungs gibt es auch nichts schöneres, wenn der Trainer richtig feiert, ohne jedoch den Fokus zu verlieren;)


    Zu den Ansagen: Als Spieler, der selbst höherklassig im Jugendbereich gespielt hat, habe ich es gehasst, wenn Trainer während des Spiels meine Fehler angesprochen haben. Meiner Meinung nach weiß der Spieler in bestimmten Situation genau, was er falsch gemacht hat. JA, auch ein E-Jugendspieler! Um ihm das Selbstvertrauen nicht zu nehmen, gibt es bei grundlegenden Sachen in der Halbzeit oder bei Auswechslung ein paar Ratschläge. Ansonsten bin ich während des Spiels ruhig. Sachen wie schnell ausgeführte Freistöße, Schützenwahl bei Elfmeter etc. regeln meine 10Jährigen Jungs und das Mädchen als Kapitän unter sich. Meiner Meinung nach ein Indiz dafür, dass wir in dieser Altersklasse unsere Spieler oftmals unterschätzen!!!

  • Ich finde das Dfb-Ausbildungskonzept gut, weil es die Ausbildung an Machbarkeiten der zu bedienenden Altersgruppe anlegt.


    Für den unteren Jugendbereich --ich nehme mal die Kleinsten, also Minikicker-- als Beispiel...sind die altersgerechten Ziele noch nicht das Passspiel, sondern die Freude am Spiel und an der Bewegung. Nichtmal individualtaktische Ziele gibt es für diese Altersgruppe. Das ist auch gut so, denn vieles von diesen Zielen ist diese Altersgruppe nicht in der Lage zu praktizieren (Ausnahmen bestätigen die Regel).


    Entsprechend brauche ich als Trainer hier auch nicht das Passen abzuverlangen (das gilt für mich auch für die F-Jugend!)....sie können weder Geschwindigkeiten abschätzen, noch ausreichend im Raum sehen. Das ist wissenschaftlich belegt. Diese Tatsache findet sich im Konzept wieder. Die Kleinen können es nicht, auch nicht nach 1000 Trainingseinheiten und da könnte Trainer noch so laut predigen, rumgrölen und schreien und Druck machen (siehe anderer Thread).


    Entsprechend finde ich, dass es geradezu grotesk wäre, was anzusprechen, was sie nicht leisten können.


    Bezogen auf die Minis...gibts im Prinzip nichts anzusprechen...ausser...das Paule sich trauen soll den Ball zu erobern...um viele Tore zu schießen.


    Was mir sehr oft bis in die A Jugend auffiel ist...das Trainer vom Rand aus oder in den Pausen Dinge benennen, mit denen keiner was anfangen kann. Das lässt den Verdacht aufkommen, das diese Trainer keine Ahnung haben...entweder von der Materie oder vom Umgang mit Menschen.


    Da fallen dann Sätze wie..."du mußt mehr machen!!!" oder ähnliches...da frage ich mich dann als Zuhörer bis Spieler...."WAS?".


    Sei es ein individualtaktisches, gruppentaktisches oder mannschaftstaktisches Verhalten der/eines Spieler(s)....der Trainer sollte genauestens Beschreiben was er meint und das möglichst ohne Wertung. Deshalb kann ich nur daran appellieren, dass sich jeder aus der Freude am Trainerdasein heraus...sich alles anliest. Man sollte wissen was die Altersziele sind...man sollte grob wissen was das Spiel im Raum ist/Verschieben/Kette...man sollte wissen was Pressingformen sind....wie man richtig passt usw., usw....


    nur dann kann ich Fehler erkennen, sie bewerten...daran arbeiten. Nur dann weiss ich, warum ich etwas benenne oder warum ich darauf verzichte (Spieler noch zu jung, kein Altersziel...Überforderung usw.).


    Mache ich das nicht...verbrenne ich als Trainer schnell. Ich würde dann -je nach Typ- schnell genervt sein...enttäuscht sein...vielleicht ungerecht werden...bis beleidigen und laut am Rand werden. So ist meine Erfahrung und die habe ich auch an mir selbst damals gemacht/festgestellt.

  • Da fallen dann Sätze wie..."du mußt mehr machen!!!" oder ähnliches...da frage ich mich dann als Zuhörer bis Spieler...."WAS?".


    Bei einem Hallenturnier hat mal ein Trainer einer anderen Mannschaft seine Jungs in ganz energischem Ton eingeschworen. Er hat die Aufstellung verkündet und dann, in ganz eindringlichem Ton, jedes Wort betont, geschlossen mit: "und ihr müsst einfach mal BESSER SPIELEN jetzt".


    Das ist bis heute ein Running Gag zwischen mir und einem Trainerkollegen, der's auch mitbekam, weil wir es so hilfreich fanden.

  • Andre
    Der Echte???
    JUHUUUUU


    maitre999
    Ich habe mir einen Bogen mit Excel vorbereitet.
    Sobald ein Kind einen Trainingsschwerpunkt (maximal 3 Schwerpunkte) im Spiel zeigt, gibt es einen Strich. Die Ausführungqualität wird nicht bewertet.
    Außerdem sind auf dem Zettel noch die Spalten:
    Tor (Für mich mit das Wichtigste im Kinderfussball. Am Ende der Saison gibt es für die besten 10 Torschützen Pokale)
    Einsatzzeit (Wird nur mitgeführt wenn jemand verletzt war) da bei mir alle Spieler die gleiche Zeit bekommen. Dieser Spieler bekommt beim nächsten Spiel dann mehr Einsatzzeit.
    Torwart: Da ich persönlich keinen Torwart ausbilde, müssen/dürfen alle Spieler auch hier die gleichen Zeiten bekommen. Ich wechsel immer in der Halbzeit die Torhüter durch.


    Mit dem Ausfüllen des Bogens und dem ständigen Ein u. Auswechseln habe ich so viel zu tun, das ich kaum noch Zeit für irgendwelche, sowieso überflüssigen, Anweisungen haben.
    Früher war ich auch ein HB-Männchen. Durch den Beobachtungsbogen ist es mir gelungen bei mir selbst zu bleiben und auch wirklich zu beobachten.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Andre


    Ist ja nicht zu fassen. Ich dachte, Du wolltest nur noch in Lokalpolitik machen und mit uns nichts mehr tun haben. Ein herzliches Wiederwillkommen!!! Wir haben in der Zwischenzeit ein wenig weitergemacht, natürlich auf niedrigerem Niveau :D , in jedem Fall etwas weniger kontrovers.


    Eigentlich müsstest Du erstmal in den Vorstellungsthread, aber vielleicht lässt Uwe das noch so durchgehen.


  • Ok, aber was passiert mit den Inhalten des Zettels? Bekommen die Spieler ohne Striche eine Standpauke :) . Aber mal im Ernst, was machst Du damit und ab welcher Altersklasse machst Du es:

    • Nutzt Du das während des Spiels, z.B. in der Halbzeitansprache?
    • Leitest Du damit Schwerpunkte für das Training ab?
    • Besprichst Du davon etwas mit den Spielern?

    Punkt 2 könnte ich mir am ehesten vorstellen, zumindest im Kinderfussball, vielleicht ab F-Jugend, aber vor allem ab E-Jugend.

  • fak


    Natürlich kommt es bei der Kategorisierung auch ein wenig auf die Altersklasse und die Liga an. Je höher es geht, je weniger kommt der Typ "Brüllaffe" vor. Aber wenn, dann handelt es sich meist um unerfahrene Übergangstrainer, die versuchen, das im Training Versäumte im Spiel nachzuholen. Diese Teams sind meist unten drin in der Liga. Weil der "Brüllaffe" nicht nur seine Spieler anbrüllt, sondern auch meint der bessere Schiedsrichter zu sein, lädt er indirekt auch seine Jungs zum Meckern und Brüllen ein. Das kommt meist beim Schiedsrichter nicht besonders gut an, weshalb das Team nach gutem Start relativ schnell den Faden verliert!


    Es gibt allerdings auch den "temporären Brüllaffen"! Dieser Typ ist fast genauso nervig für Gegner, Spieler und Zuschauer. Doch im Gegensatz zum "Brüllaffen" setzt dieser Trainertyp das Mittel sehr bewußt als eine Form von "Zuckerbrot und Peitsche" ein. Sein Coaching besteht aus konkreten Anweisungen (z.B. "X den Ball halten"), Lob (z.B. "X das hast du sehr gut gemacht") und Kritik (z.B. "los steh wieder auf, du hast doch gar nichts .."). Natürlich wird bei Lob und Kritik auch nicht über Gegner und Schiedsrichter gespart. Dabei ist manches ernst, einiges ironisch und provokativ hin und wieder sogar als Spielern abgesprochene Täuschungsversuche, um Gegner in taktische Fallen zu locken, gemeint! Der temporäre Brülleaffe nutzt die Sprache und Lautstärke, um seiner Mannschaft als 12. Mann zu helfen. Doch häufig geht er übers eigentliche Ziel hinaus und nervt Spieler, Schiedsrichter, Trainerkollegen und Zuschauer mit seinen Sprüchen! Doch im Gegensatz zum Brüllaffen, besitzt dieser Typ Trainer sehr viel fussballspezifisches Wissen. Leider kann er es nicht dosiert einsetzen, weil es mal ein kluges und mal ein übertriebenes Mittel ist. Wenn man seine Coachingzone nicht verlassen darf, dann stört dieser Trainertyp die eigene Konzentration manchmal schon, aber man stellt sich darauf ein.


    Sicher gibt es hier im Forum auch noch genügend aktive Spieler oder solche, die noch vor gar nicht all zu langer Zeit die Fussballschuhe geschnürt haben. Da wäre es mal interessant zu wissen, welcher Trainertyp euch am besten gefallen hat? War es eher der ruhige, sachliche Trainer, der nur ganz selten etwas hineingerufen hat und euch sonst hat spielen lassen und auch in den Pausen bzw. beim Training sein Wissen an euch transportiert hat oder es der emothionale Trainer, der mit seinen häufigen Kommentaren sehr viel von eurer Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat?

  • Hallo @DrRöder
    willkommen im Forum. Da ich Mädels der gleichen Altersgruppe trainiere, hier direkt mal ein paar Rückmeldungen

    Aber ich stelle auch fest das es im Spiel nicht bei allen gleichermassen ankommt.

    Das ist schon mal eine ganz wichtige Erkenntnis. Sehr ich genauso: Manch eine(r) schätzt die direkte Anrede, manch eine(r) gar nicht oder ist unglaublich empfindlich. Es gibt so gar diejenigen, die im Lob oder in der neutralen Ansprache versteckte Kritik sehen. (Hatte ich mal eine Kollegin, aber zum Glück meines Wissens keine Spielerin)

    Es ist bei uns leider nicht einfach Spielsituationen im Training nachzustellen da die Trainingsbeteidigung sehr schlecht ist und der Kader auch sehr klein ist

    Mein Kader ist auch nicht groß und die Trainingsbeteiligung wirkt subjektiv nicht dolle, häufig habe ich nur gut die Hälfte des Kaders beim Training. Da ich aber Statistiken führe, habe ich festgestellt, dass durchschnittliche Trainingsbeteiligung bei fast 75 % liegt. Die größte Herausforderung besteht deshalb darin (und das macht einen Großteil der Trainingsvor- und -nachbereitung aus) einen Trainingsplan zu verfolgen und gleichzeitig Trainingsideen an wechselnde Teilnehmerzahlen anzupassen.


    Versuche Dich im Training drauf einzustellen: Im Breitensport brauchst Du nicht allzu viele Spielerinnen für "Spielsituationen", weil Du ja auch noch viel technische sowie individual- und gruppentaktische Grundlagen vermitteln musst. Spielformen im 4gegen4 mit zusätzlichen Provokationsregeln (findest Du hier im Forum massenweise Anregungen zu) lassen meistens Spielfreude entstehen und Spielsituationen "im Kleinen" simulieren: Spiel zum Beispiel mal 4 gegen 4 in einem abgesteckten Mittelfeldstreifen mit zwei kleinen Toren ca. 20 Meter jeweils dahinter. Da kannst Du wunderbar zwei Viererketten simulieren, den Umgang mit Abseits trainieren und Verständnis für das nicht zu tiefe Verteidigen. Wenn Du noch weniger Spielerinnen hast, machst Du es eben mit 3 gegen 3. Und wenn die Torhüterin beim Training ist, ersetzt Du das eine kleine Tor durch ein großes.

    Somit muss doch noch viel im Spiel korigiert werden

    Das halte ich für einen Trugschluss. Nur was trainiert wurde, kann auch eingefordert werden. Wenn Du im Spiel Dinge korrigierst, die Du im Training nur unzureichend trainiert hast (trainieren konntest), sorgst Du im schlimmsten Fall für Entmutigung bei den Spielerinnen.
    Ich gebe Dir ein besonders augenfälliges Beispiel: Das defensive 1:1 wirst Du im Leben nicht durch Zurufe im Spiel hinbekommen, der Bewegungsablauf ist für jemanden, der es bis zur B immer falsch gemacht hat, so ungewohnt, dass Du ihn erstens mit geeigneten Übungen nahe bringen und 2. in Training und Spiel weiter verfestigen musst, bis die Spielerinnen auch in der "ultimativen" Drucksituation des Punktspiels das neue Anlauf- und Ablaufverhalten zaghaft zu zeigen beginnen.


    Für Dich wäre der erste Ansatz: warum ist die Trainingsbeteiligung so gering? war das vorher schon so in der Truppe oder erst seitdem Du sie hast? Wie kannst Du das Training so abwechslungsreich und interessant gestalten, dass die Mädels das Gefühl haben, etwas zu versäumen, wenn sie nicht kommen? Und selbst dann kommen Krankheiten, Schulische Verpflichtungen und ggf. noch andere Sportarten immer wieder quer und dazwischen.

  • Sicher gibt es hier im Forum auch noch genügend aktive Spieler oder solche, die noch vor gar nicht all zu langer Zeit die Fussballschuhe geschnürt haben. Da wäre es mal interessant zu wissen, welcher Trainertyp euch am besten gefallen hat? War es eher der ruhige, sachliche Trainer, der nur ganz selten etwas hineingerufen hat und euch sonst hat spielen lassen und auch in den Pausen bzw. beim Training sein Wissen an euch transportiert hat oder es der emothionale Trainer, der mit seinen häufigen Kommentaren sehr viel von eurer Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat?


    Ich hatte das glaube ich schon mal angedeutet: ich hatte die unterschiedlichsten Trainer und es war mir während des Spiels völlig wurscht, weil ich eh nichts wahrgenommen habe, was die gerufen haben. Das galt für den ruhigen Trainer, der am Rand an die Bande gelehnt stand und sich mit den Eltern unterhalten hat genau so wie für den, der meistens nach zwei Minuten rufend im Spielfeld stand. Ich war auch nach der Mannschaftsansprache immer komplett im Tunnel und hab eigentlich nur noch mit Mitspielern kommuniziert. Meine Eltern waren anfangs irritiert, weil sie mal versucht haben, beim Weg auf das Spielfeld mit mir zu reden und sie dann dachten, dass ich sie ignorieren würden; ich hab sie aber einfach nicht bemerkt, obwohl sie aus ein paar Metern Entfernung mit mir geredet haben. Also für mich war Brülltrainer oder ruhiger Trainer beim Spiel in der Regel so ziemlich dasselbe, nämlich die meiste Zeit nicht vorhanden :D .

  • maitre999


    Zitat

    Nutzt Du das während des Spiels, z.B. in der Halbzeitansprache?
    Leitest Du damit Schwerpunkte für das Training ab?
    Besprichst Du davon etwas mit den Spielern?


    Frage 1
    Je nach Alterstufe erinnere ich die Spieler in der Halbzeitpause an den Trainingsschwerpunkt. Ab der D-Jugend macht es aus meiner Sicht erst Sinn.


    Frage 2
    Nein, es ist eher umgekehrt. Die Schwerpunkte für eine Alterstufe habe ich in meinem Jahrestrainingsplan festgelegt.
    Die Ergebnisse des Bogens sind für mich die Info, ob ein Trainingsschwerpunkt von fast allen Spielern erreicht worden ist.
    Sobald dieses der Fall ist, wende ich mich einem neuen Ausbildungsziel zu.


    Frage 3
    Was soll ich mit meinen Spielern besprechen? Sorry ich stehe auf dem Schlauch!

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Dirk Coeverfan


    Na, der Kollege meint damit, wie du die "Standpauke" hälst?


    fak
    Vielen Dank für deine ehrliche Meinung zum Thema, wie Spieler ihre Trainer wahrnehmen! Mir ging es ähnlich! Länger als 3 Sätze hab ich keinem Trainer zugehort und auch nur das behalten, was er durch entsprechende Mimik und Gestik klar verständlich rüberbrachte. Ohnehin war das Meiste irgendwelche Floskeln. Während des Spiels drangen lediglich Rufe meiner Mitspieler oder Gegner ans Ohr!


    Vielleicht konnte ich es (aus heutiger Sicht betrachtet) nur deshalb ignorieren, weil die Trainer meistens mit meiner Leistung zufrieden waren?


    Andererseits zeigt es, wie wenig ein Trainer unmittelbar vor, während oder kurz nach dem Spiel korrigierend eingreifen kann. (Denn letzendlich soll auch Lob eine Korrektur darstellen, sich noch mehr anzustrengen, um noch mehr Lob zu bekommen!)


    Hat denn jemand auch ganz andere Erinnerungen zur Wahrnehmung von Trainerstimmen?

  • MichaMittelfeld
    Danke für die Tipps.

    Versuche Dich im Training drauf einzustellen: Im Breitensport brauchst Du nicht allzu viele Spielerinnen für "Spielsituationen", weil Du ja auch noch viel technische sowie individual- und gruppentaktische Grundlagen vermitteln musst. Spielformen im 4gegen4 mit zusätzlichen Provokationsregeln (findest Du hier im Forum massenweise Anregungen zu) lassen meistens Spielfreude entstehen und Spielsituationen "im Kleinen" simulieren: Spiel zum Beispiel mal 4 gegen 4 in einem abgesteckten Mittelfeldstreifen mit zwei kleinen Toren ca. 20 Meter jeweils dahinter. Da kannst Du wunderbar zwei Viererketten simulieren, den Umgang mit Abseits trainieren und Verständnis für das nicht zu tiefe Verteidigen. Wenn Du soch weniger Spielerinnen hast, machst Du es eben mit 3 gegen 3. Und wenn die Torhüterin beim Training ist, ersetzt Du das eine kleine Tor durch ein großes.


    Also 4gegen4 oder 3gegen3 das versuchen wir schon, sowohl mit Hüttchentoren oder auch mit Torwart aber auch fehlen uns oft genug Mädels. In der Regel sind es 5 unser Kader ist gerade von 12 auf 10 geschrumpft. ( Wir spielen in der Meisterschaft 6+1). Daher ist es auch oft so das ein Trainer schon mal mitspielt um wenigstens ein 3 gegen 3 spielen zu können. Aber in der Regel versuchen wir das zu vermeiden.



    Für Dich wäre der erste Ansatz: warum ist die Trainingsbeteiligung so gering? war das vorher schon so in der Truppe oder erst seitdem Du sie hast? Wie kannst Du das Training so abwechslungsreich und interessant gestalten, dass die Mädels das Gefühl haben, etwas zu versäumen, wenn sie nicht kommen? Und selbst dann kommen Krankheiten, Schulische Verpflichtungen und ggf. noch andere Sportarten immer wieder quer und dazwischen.


    Das Problem mit der Trainingsbeteidigung war schon vorher so. Krankheit Schule und andere Sportarten sind wohl auch die meisten Gründe für absagen.


    Wir Versuchen schon ein abwechslungsreiches Training anzubieten. Aber natürlich gibt es Übungen die nicht von allen gleich gerne angenommen werden. Ich habe schon die Erfahrung gemacht das genug Abwechslung da sein muss gerade in einer kleinen Gruppe. :D

  • Also erstmal muss ich sagen , ich Trainiere jetzt seid 4 Jahren ( 2 Jahre F und jetzt 2Jahr E-Jugend ). Und es macht mir total viel Spaß . Und ich glaube ich kann noch jede menge lernen und mache bestimmt noch viele Fehler . Eben genau wie meine Jungs und Mädels .


    Am Rand bin ich , so glaube ich so ein Mischmasch . Ich merke bei dem einen oder anderen , das ihm das Anfeuern sehr gut tut . Aber wenn ich zB sehe , das vor unserem Tor der Außenverteidiger einen lockeren Querpass Spielt ( in die Arme des Gegners ) sag ich mir innerlich dann auch schon mal sowas doofes wie : Was macht denn der ....Karl....da......oh nein . Fällt dann ein Tor oder auch keines spreche ich das dann in der Halbzeit an . Dann gibt es Situationen , wir liegen knapp zurück und mir fällt einfach nichts ein was ich ändern könnte damit wir den Ausgleich schaffen . Dann werde ich still und überlege , aber das hilft auch nicht immer......lach . Meist fällt es dann den Kindern ein .....so wie es sein soll .


    Oft erinnere ich die Spieler vor dem Spiel , sowie in der Halbzeit , das sie das erlernte im Training mal versuchen sollen . Macht mal einen Übersteiger , den Doppelpass , greift mal gemeinsam an und versucht das der Gegner nicht aus seiner Hälfte kommt . Klar klappt das nicht immer , aber dafür Trainieren und Spielen wir ja .


    Ich finde , wenn überhaupt am schlimmsten einige Eltern . Zumindest bei mir . Die stehen dann ein paar Meter hinter mir , und dann kommen die Kommentare wie , verstehe ich nicht Karl warum er dich jetzt ausgewechselt hat . Warum spielt der Torwart die Abwehrspieler im Fuß , die verlieren dann nur den Ball . TORWART MACH NUR ABSCHLÄGE . Manchmal denke ich , das ich die Eltern Trainieren müsste .

  • werweisswas


    Prima Beitrag! Er zeigt einmal mehr auf, dass Trainer ihr Team dann am besten helfen, wenn sie es anfeuern, statt hineinrufen, mach dies oder das ..! Wenn sie das im Training erlernte noch nicht im Spiel umsetzen, dann heißt das meistens: sie können die Technik bereits, verstehen jedoch noch nicht, in welcher Situation sie es einsetzen können. Dennoch wissen die Kinder fast immer Lösungen! Selbst, wenn es in den Augen der Trainer nicht immer die Besten sind!


    Ja, du hast auch vollkommen recht, dass nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern "trainiert" werden sollten. Besonders, weil sie das Spiel der Kinder weniger als Spaß, sondern häufig als Ergebnis-Spaß oder -Frust ansehen, brauchen sie ein Coaching, in der sie auf die wichtigen Elemente des Kinderfussballs aufmerksam gemacht werden. Man sollte sich fürs Elterncoaching immer auch Freiräume nehmen und miteinander, statt übereinander sprechen! Denn mit dem Verständnis gewinnt man als Trainer Freunde und Unterstützer in der Elternschaft hinzu, wodurch der Spaß noch größer wird!


    Voraussetzung ist jedoch, dass man selbst eine sensible Antenne für die Bedürfnisse der Spieler und ihrer Eltern entwickelt. Denn wer gesteht schon gerne eigene Fehler ein? Ohne dieses Eingeständnis, immer auch selbst ein Teil des Problems zu sein, nimmt man sich allzuwichtig und verliert den Blick auf die Bedürfnisse der anderen Interessensgruppen.


    Sich selbst nur als ein Teil zu sehen, mag vielleicht für manche als Schwäche angesehen werden, aber in ihr liegt wahre Stärke! Denn am besten funktioniert es, wenn jeder auch eigene Fehler zugeben darf, in dem er sagt: "ich bin noch längst nicht fertig, ich bin noch am lernen!"