Ist es richtig, schwache Spieler des unteren Jungendbereiches beim Spiel (Punktspiel ohne Tabelle oder mit) zeitlich weniger spielen zu lassen als Andere?

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  • Hallo bcefferen,


    Training und Freundschaftsspiele gegen leichte oder schwere Gegner sind die beste Möglichkeit, neue Spieler in die Mannschaft zu integrieren, zusätzlich mit Kurzeinsätzen bei den Saisonspielen, später mit gleicher Spielzeit aller Spieler, so finde ich das ok.
    Talentfrei gibt es nicht, ich freue mich immer über Beispiele, die das beweisen.
    Ein Spieler, der nie in der Startmannschaft auflief, überraschte mich sehr, als er von Anfang an gesetzt war und sich dadurch wirklich ins Zeug hängte, ich habe nur noch gestaunt, hatte ich ihm nicht zugetraut.
    Druck und Angst sind die Gegner von freiem Spiel und Weiterentwicklung.
    Wir hatten aber einen Trainer der Druck und vielleicht auch Angst vermittelte, die Kids sind wirklich gut, haben viel gelernt, sehr gutes Training.
    Psychologie leider eine 6, mit Minus. Immer die gleiche Truppe eingesetzt, Ersatz war Ersatz, kamen meist nur nach Verletzung oder Krankheit zum Einsatz. Bei Fehler im Spiel immer gleich ausgewechselt und niedergemacht, nicht mehr eingewechselt.
    Er hat uns jetzt verlassen, die Jungs werden aufblühen.
    Angst sollen sie nicht haben, Druck auch nicht oder wenig, sie müssen aber gefordert werden, wo ist der Unterschied.
    Lass das Training in der E mal sehr locker angehen und fordere sie nicht, was kommt-----------"ist das langweilig".
    Als Trainer zu hart ist :thumbdown: , Spieler haben Angst, trauen sich nicht, können sich nicht entwickeln, zu weich ist :thumbdown: , tanzen gerne auf dem Kopf rum, undiszipliniert
    Lasst die Kirche im Dorf, seid froh, Ihr habt andere Trainer zum Überlegen gebracht, ein Fortschritt, wenn alle Spieler zum Einsatz kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Hope ()

    • Offizieller Beitrag

    Holler
    Druck dürfen die Kinder gar nicht haben, sondern Spaß und Freude am Fußball.
    Dies hat nichts mit Unterforderung zu tun, ganz im Gegenteil. Lockeres Training ist nicht gleichzusetzen mit Langeweile. Wir verlassen jetzt aber das Thema.
    Ich will auch nicht die Kirche im Dorf lassen, dafür ist das Thema viel zu wichtig. Wieso soll eine Umsetzung von gleichen Spielanteilen nicht funktionieren? Kann ich das nicht erst wissen, wenn ich es getestet habe? Ein Turnier bietet sich dafür bestens an. Die Analyse des Turniers darf dann nicht beim Erfolg ansetzen, sondern am Spaßfaktor, am Klima und am Stressfaktor für Kinder und Erwachsene.


    Willi
    Kinder sind genauso individuell wie wir Erwachsene, das stimmt. Es geht hier aber um eine grundsätzliche Frage und ob das konform mit den Zielen des DFBs ist, ist mir völlig egal. Es erleichert nur, dieses Thema endlich anzugehen. Vor eingen Jahren war das noch unmöglich ohne Spott und Hohn zu ernten.
    Das praktische Ausbildungskonzept nimmt auch keine Rücksicht auf die Entwicklung des einzelnen Kindes. Es gibt eine Einteilung nach Lebensalter, die dem einzelnen Kind eben nicht gerecht wird. Sieg oder Niederlage können ab E-Jugend für einige Kinder natürlich eine Bedeutung haben, je nach Entwicklungsstand. Deshalb können wir hier aber keine Ausnahme machen und das praktische Ausbildungskonzept nach Jahrgangseinteilung bestehen lassen und uns plötzlich beim erfolgsorientierten Fußball auf das Individium beziehen.
    Es stimmt, die Jugendleitung muss den Druck auf die Trainer ausüben, aber wird dies wirklich getan? Setzt man das in den Vereinen wirklich konsequent um?
    Gegenüber den "Trainer-Ehrgeizlingen" im Kinderbereich das Argument wegzulassen, einen kindgerechten Spielbetrieb durchzuführen, halte ich für falsch. Es geht nicht um die Steigerung und Erhaltung von Mitgliederzahlen, sondern um das Wohl der Kinder. Dafür sollte jeder Kindertrainer empfänglich sein.
    Ich bringe hier ja auch nicht das Argument, dass Kinder sogar das Recht auf gleiche Spielanteile haben, denn sie zahlen ja den gleichen Beitrag wie Kinder, die häufiger spielen.



    Grundsätzlich gilt: jedes Kind bekommt die gleichen Spielanteile, ohne wenn und aber.


    Es gibt Ausnahmen, aber ich befürchte damit nur Argumente zu liefern, die in die falsche Richtung gehen, weil sie als Ausreden vorgeschoben werden.


    Ich würde nie behaupten, dass sie Umsetzung einfach ist, im Gegenteil. Wir können hier Punkte auflisten, die die Umsetzung der gleichen Spielanteile erleichtern, aber es geht auch mit einer Liste nicht, wenn ich es nicht wirklich will.


    Deshalb wäre dies für mich der erste Punkt:


    1. Ja, ich will gleiche Spielanteile für jedes Kind.


    2. Ich informiere das Umfeld des Teams (Eltern, Verein, Freunde) über die Verabschiedung vom Leistungsgedanken. Mit dem Team wird das sowieso besprochen. Die Kinder verstehen das sofort, bei den Erwachsenen ist eventuell Übererzeugungsarbeit zu leisten. Jeder kennt dann den Weg und es darf keine Diskussionen mehr geben. Kompromisse gibt es nicht und sollten Eltern damit ein Problem haben, müssen sie die Konsequenzen ziehen. Zusätzlich kann ich vor jedem Spiel noch mit dem Trainer des "Gegners" sprechen und darauf hinweisen. Ich gebe ihm damit die Möglichkeit seine "schwächeren Kinder" auch einzusetzen. Wäre das schön, ist aber wohl nur Theorie.


    3. Um mir den Druck zu nehmen, benötige ich eine vernünftige Kadergröße bei Spielen. Das Problem kann nur entstehen, wenn der Kader zu groß.
    Lösung: Ich reduziere den Kader bei jedem Spiel auf ein vernünftiges Maß. "Vernünftig" bedeutet: jeder Trainer muss für sich entscheiden, wann der Stress beginnt. "Reduzierung" bedeutet, dass jedes Kind zu gleichen Teilen aussetzen muss, ohne Rücksicht auf "Leistungsstärke".


    4. Bei Neuzugängen ist Fingerspitzengefühl erforderlich. Es kann besser sein, diese beim ersten Spiel an die Hand zu nehmen und zu erklären. Damit nimmt man den Kindern die Sorge, Fehler zu begehen. "Dies ist ein Einwurf", "jetzt gibt es eine Ecke" oder "der Schiedsrichter pfeift weil". Habe ich als Trainer keine Zeit, übernimmt die Aufgabe ein anderer Erwachsener. Ängste nehmen und dann geht’s rauf aufs Feld.


    Mir fallen momentan keine weiteren Punkte ein und ich glaube eins wird deutlich: der Trainer muss es nur wirklich wollen und davon überzeugt sein, dass er den richtigen Weg geht. Wir könnten wieder diskutieren über Punkte wie Vereinszugehörigkeit" oder immer wieder "Leistungsstärke". Das sind keine Gründe, denn kein Kind hat einen Bonus, warum auch? Wenn ein Kind ins Team aufgenommen wird, hat es sämtliche Rechte, sonst macht das keinen Sinn.

  • Da steht ein Kindertrainer am Spielfeldrand, es sind noch 5 Minuten zu spielen und das eigene Team führt 1:0. Das Spiel soll gewonnen werden, doch da gibt es ein Problem. Der Trainer schaut sich um und sieht wieder diese beiden Kinder, die noch gar nicht auf dem Feld waren und denen er versprochen hat, dass sie noch eingesetzt werden.

    Diese Situation sollte es eigentlich gar nie geben. Wenn ein Kind bis zur Halbzeit noch nie eingesetzt war, dann kommte es bei mir spätestens nach der Pause aufs Feld. Ich versuche in jedem Spiel jeder Spieler zumindest 1 mal pro Halbzeit einzusetzen. Da man ja beliebig wechseln darf, ist das kaum ein Problem. Übrigens sollte man sich hüten, Versprechungen zu machen, die man nachher vielleicht doch nicht einhalten kann.

  • Zitat

    Ja, ich will gleiche Spielanteile für jedes Kind.



    Wirklich?
    Egal, ob sich der Spieler im Training anstrengt?
    Egal, ob der Spieler regelmäßig zum Training kommt?
    Egal, ob er sich ordentlich gegenüber seinen Mannschaftskameraden verhällt?
    Egal, ob er nur Fussball spielt, weil sein bester Freund es auch tut?
    Egal, ob 90% der Mannschaft ein Spiel unbedingt gewinnen will und der Ersatzspieler ein absoluter Anfänger ist?


    Ich glaube, hier belügen sich einige, nur um hier gut da zu stehen.
    Ich differenziere jedenfalls. Wenn bsw. ein schwächerer Spieler im Training oft nur rumsteht,
    sich nicht wirklich reinhängt, dann entscheide ich, ob er in der zweiten Hälfte rein kommt.
    Und wenn es 3:0 für uns stehen würde, hätte ich auch kein Problem, ihn vorher einzuwechseln.
    Wenn ein Spiel auf der Kippe steht, dann muß er halt auch mal draußen bleiben, auch wenn es hart ist.
    Kommt aber nicht oft vor, habe ich aber auch schon mal geschrieben.
    Kommt mir jetzt blos nicht mit so Sprüchen, das ich ein ergebnisorientierter Trainer wäre oder im Verein gut dastehen will.
    Dazu sage ich euch folgendes:


    Ich habe einen Kader von 18 Leuten und wenn ich da ergebnisorientiert arbeiten würde, dann würden wir vermutlich klar in der Tabelle oben stehen.
    Trotz eines Kaders mit komplett jüngeren Jahrgang stehen wir an vierter Stelle. Wir haben auch auf das Aufstiegsrecht verzichtet (als D2)
    Würde ich jetzt nur meine 11 besten Spieler einsetzten, wären wir mit Sicherheit noch weiter oben.
    Unsere Jungs sind aber auch nicht blöd und schauen auf die Tabelle, bzw. fragen mich nach der Tabelle.
    Da gibt es auch einige, die sich im Spiel und auch Training wirklich den "Hintern aufreisen" um ein Spiel zu gewinnen.
    Dann soll ich so einen im Spiel, das auf der Kippe steht, einen "Kämpfertyp" auswechseln und so einen "Spasskicker" einwechseln?
    Nicht falsch verstehen, Spass ist auch bei mir an erster Stelle: wir machen jedes Jahr Abschlußfahrt, Trainingslager, Turnierbesuche, Soccerhallenbesuche, Grillfeier,
    Schwimmbadbesuche usw. Da hat jeder seinen Spass. Bei den Punktespielen halt nur der, der sich auch reinhängt.


    Ich rede oft mit meinen Spielern, erst recht mit denen, die nicht so zum Einsatz kommen und erkläre ihnen auch, warum und weshalb.


    Zum Abschluß: Ich hatte mal an einem Turnier teilgenommen und wir hatten super gespielt und waren im Finale.
    Als diese verloren wurde, hatten wir so ein schlechte Stimmung im Team, ich war machtlos, konnte die Jungs kaum mehr aufbauen.
    Erst später bei der Sigerehrung ging es dann wieder.
    Dann spielen wir mal ein anderes Turnier und gewannen dieses. Man waren die Jungs happy und stralten wie ein Honigkuchen.
    Was ich damit sagen will: die Jungs sind nicht blöd. Nicht der Trainer will immer die Spiele gewinnen, sondern die ergeizigen Spieler im Team.
    Und da ist es nicht immer einfach, einen ehrgeizigen durch einen Anfänger zu ersetzten.


    Sorry für den langen Text (a la Andre) :D Ich habe ferig.

    • Offizieller Beitrag


    Ich zietiere mich mal selbst:


    .....Es gibt Ausnahmen, aber ich befürchte damit nur Argumente zu liefern, die in die falsche Richtung gehen, weil sie als Ausreden vorgeschoben werden.....

  • Das paßt eindeutig nicht mit der DFB Philosophie zusammen - jedenfalls nicht in Lübeck. Oder soll die Schonzeit schon mit 9 Jahren um sein?
    Um das zu bestätigen gibt es in Lübeck einen Kreispokal Wettbewerb in der Hallensaison, da wird von KFV höchstpersönlich ein Sieger bei der E Jugend ermittelt und gefeiert!


    Ich glaube nicht dass solche Wettbewerbe dazu führen daß Anfänger oder weniger Talentierte gleiche Spielanteile bekommen, die werden hübsch weiter in der untersten Mannschaft eingesetzt (wenn ein Verein denn mehrere Mannschaften pro Altersklasse hat) oder halt gar nicht wenn es nur eine Mannschaft gibt und der Titel Kreismeister winkt.



    Aber wir (JugendTrainer) versuchen weiter eine Insel mit gleichen Chancen für alle im tosenden Meer zu bauen und schützen.
    Das tosende Meer ist unsere Ellenbogengesellschaft die leider in fast allen Bereichen ohne jedes Vorbild für die tolle Fußballidee bleibt.


    Gruß
    thom

    Bundestrainer 8) Fernseh - Lizenz

  • Clubfan:


    Ich bleibe dabei, dass ich bei einer U12 niemals einen Spieler, den ich mitgenommen habe, nicht einsetzen würde, und erst Recht nicht auf Kreisniveau.
    Die Lösung dazu ist relativ simpel: Wenn du nicht sicher bist, dass du ihn einsetzen willst, nimm ihn auch nicht mit zum Spiel.


    Ich will mich da nicht unbedingt als besser darstellen. In der laufenenden Saison habe ich in der U17 bei bestimmt knapp der Hälfte der Spiele einen Spieler auf der Bank (manchmal auch zwei) gar nicht eingewechselt. Wir hatten am Sonntag das Spiel 2. gg 1. und haben mit einem Tor geführt, die Abwehr stand relativ sicher. Da musste der Innenverteidiger auf der Bank bis Spielende draußen bleiben. Nach 20 Minuten habe ich einen Stürmer für einen anderen gewechselt (das geht immer mal, den ausgewechselten Stürmer zur HZ wieder rein) und 8 Minuten vor Schluss einen DM für einen Stürmer gebracht. Am Ende haben wir gewonnen, aber der IV der nur auf der Bank saß war bestimmt ebenso wenig glücklich wie der DM der nur acht Minuten gespielt hat.


    Alle anderen waren total happy und haben natürlich gefeiert, ich bin aber immer noch nicht sicher, ob das so richtig ist von mir...

  • Tja, da haben wir´s Theorie und Praxis treffen aufeinander.


    Immer für alle gleichzeitig die richtige Entscheidung zu treffen ist teilweise nicht möglich!!! Entweder man selbst schlägt sich bedingt auf die Seite derjenigen die Spiele lieber gewinnen, oder man verfolgt eine Linie die nichts aber auch garnichts mit Erfolgsorientierung zu tun hat.
    Klar versucht man jedem/jeder Spieler/Spieler gerecht zu werden, aber das ganze hat etwas von der "eierlegenden Wollmichsau" bzw. der quadratur des Kreises. Es passt manchmal einfach nicht zusammen, wenn auch nur ein Funken von Gewinnermentalität vorhanden ist.


    Zumindest empfinde ich diesen Zwiespalt so.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • *Clubfan* :)


    Ich glaube, hier belügen sich einige, nur um hier gut da zu stehen.
    Ich differenziere jedenfalls. Wenn bsw. ein schwächerer Spieler im Training oft nur rumsteht,
    sich nicht wirklich reinhängt, dann entscheide ich, ob er in der zweiten Hälfte rein kommt.
    Und wenn es 3:0 für uns stehen würde, hätte ich auch kein Problem, ihn vorher einzuwechseln.
    Wenn ein Spiel auf der Kippe steht, dann muß er halt auch mal draußen bleiben, auch wenn es hart ist.


    Hi Clubfan, Du schreibst, dass Du glaubst, dass sich hier einige belügen. !Ich weiss es, dass sich hier einige belügen! Ich muß mich hier selbst in die Scheisse hauen, denn ich habe auf Grund der Gewinnermentalität im Jugendfußball hier Gründe gesucht, gefunden und benutzt, die mich legitimierten, den einen oder anderen Spieler -nach aussenhin- aus diversen Gründen weniger spielen zu lassen als andere. Damit stand ich sauber da, ...ich Saubermann. Darüber sprach niemand, denn alle anderen wie beispielsweise die Eltern, die Mitspieler, der zuschauenende Jugendleiter usw. hatten ja die gleiche Einstellung hierzu.


    Ich frage mal aus der Gegenrichtung:


    Kannst Du ausschließen, dass der Spieler/das Kind nicht aus Gründen herumstand, die der Trainer entweder gar nicht beurteilen konnte oder weil es ohnehin schon mit dem unterschwelligen Gefühl des -ich bin nicht so gut wie die Anderen o.ä.- zum Training kommt.


    In der -ich betone- derzeitigen Realität würde dieses Kind so nun weniger und in schlimmsten Fällen garnicht eingesetzt. Und davon wird es dann besser, ja?


    Ich bin der Meinung, dass es sogar bei einem 0:1 gegen meine Mannschaft nicht zu vertreten ist, diesen Spieler nicht einzuwechseln oder nicht zu gleichen Spielanteilen spielen zu lassen, denn es muß mir als Trainer im Jugendbereich, ganz besonders im unteren Jugendbereich wichtig sein, dass ich das mit meinem Spieler nicht machen darf. Es ist kontraprodukiv, nicht kindgerecht und unfair und ich mache da nicht mehr mit, so sehe ich das mittler der Weile. :) Gruß Andre

  • Ich habe mich bisher noch nicht in die Diskussion eingeschalten, weil ich so viele Dinge schreiben könnte, die mir einfallen.


    Ich versuche, meinen Spielern gleichmäßig viel Spielpraxis zu geben, das klappt in dieser Saison auch gut, weil die Voraussetzungen hierzu passen.


    Eine Feststellung muss ich aber mal loswerden:


    In der F-Jugend wurden die Tabellen abgeschafft, um den Druck wegzunehmen, das ständige Gewinnenwollen, damit der Spass in den Vordergrund gerückt wird. Dann gibt es auf der Homepage des DFB die training-online-Kategorie. Hier werden alle zwei Wochen neue Trainingseinheiten eingestellt. Eine Vielzahl von Übungen im Kleinfeldbereich ist hierbei mit Wettbewerbscharakter versehen (Staffelbewerbe, wer schießt die meisten Tore bei einer Torschussübung, wem gelingen die meisten Jonglierversuche usw.). Also gibt es hier immer Gewinner und Verlierer. Diese Übungen machen aber den Kindern sehr viel Spass. Stehen wir hier nicht in einem Widerspruch. Den Ehrgeiz rauszukitzeln und zu versuchen, der Beste in diesen Übungen zu sein ? Fußball ist ein Spiel. Bei jedem Spiel geht es darum, einen Sieger zu ermitteln. Und das ist auch der Reiz und der Spass an der Geschichte. Entsteht aber hier auch schon Druck ?

  • Zitat

    Die Lösung dazu ist relativ simpel: Wenn du nicht sicher bist, dass du ihn einsetzen willst, nimm ihn auch nicht mit zum Spiel.

    Leider eben nicht. Man denkt, es ist ein leichter Gegner und man kann ihn dann zur Halbzeit einwechseln.
    Läuft das Spiel aber doch nicht, wie gewünscht, dann....
    Aber hängt euch da nicht so auf, ich habe nicht geschrieben, das ich ständig jemand draussen lasse, sondern selten.


    Beim letzten Spiel hat sich bei mir ein Spieler spät abends abgemeldet, da Fuß verstaucht, ein anderer kam früh nicht (ans Telefon ging auch keiner) und schon hast nur noch einen Auswechselspieler.
    Ich konnte spät abend ja keinen zusätzlichen Spieler mehr anrufen und am Sonntag morgen wollte ich auch keinen aus dem Bett klingeln.....
    Wir hatten ein Auswärtsspiel mit 30 km Fahrt (Anstoß 10:30 Uhr)
    Soviel dazu, weniger Spieler mitzunehmen. ( Chris)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hattabi,


    das ist ein richtig gutes Argument, denn Kinder lieben Wettkämpfe.


    Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied: dem Trainer und dem Zuschauer ist es egal, wer im Training einen Staffelwettbewerb gewinnt. Kein Trainer würde auf die Idee kommen, "schwächere" Kinder beim Wettbewerb im Training auszusortieren, es geht ja um nichts, jedenfalls für den Trainer. Deshalb darf auch jedes Kind vollwertig mitmachen, anders als im Spielbetrieb.


    Die Kinder freuen sich über einen Sieg im Training, wie über einen Sieg im Spiel oder einen Sieg im Eierlaufen auf der Weihnachtsfeier. Die Freude hält ein paar Minuten an und dann ist alles wieder vergessen.


    Gerade dies beweist doch, wer ein Problem im Spielbetrieb mit Sieg oder Niederlage hat, nämlich die Erwachsenen. Die Abschaffung der Tabellen und des erfolgsorientierten Spielbetriebs, soll die Kinder vor den Erwachsenen schützen. Wir siedeln den Sieg im Spielbetrieb viel zu hoch an, er ist genauso wichtig oder bedeutungslos wie ein Sieg beim Sackhüpfen.

  • Zitat

    Die Abschaffung der Tabellen und des erfolgsorientierten Spielbetriebs, soll die Kinder vor den Erwachsenen schützen.

    Dann könnte man ja auch gleich die Tore im Spiel weglassen. Es fallen keine Tore, keiner verliert. Schöne Welt.
    Also ich finde, ab E-Junioren Tabellen schon Ok. Wer darauf aus ist, erster zu werden, der wird seine Mannschaft auch dann, wenn es keine Tabelle mehr gibt, nicht anders behandeln.
    Oder glaubt ihr wirklich, das ein Trainer ohne Tabelle ein besserer Trainer wird? Er will dann halt DAS Spiel gewinnen.

    • Offizieller Beitrag

    Nicht schlecht, wie Zitate immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen werden.


    Das mit dem "Tore weglassen" buche ich unter Polemik, denn ein Argument kann das ja wohl nicht sein.
    Wenn der Trainer "DAS Spiel" gewinnen will, ist es doch ganz gut, wenn wir ihm wenigstens die Tabelle wegnehmen und "Wer darauf aus ist, erster zu werden" kann es dann ja nicht mehr.


    "Also ich finde, ab E-Junioren Tabellen schon Ok". Warum?


    Lass uns doch sachlich diskutieren, dafür ist das Thema viel zu wichtig.

  • Aus meiner Sicht diskutieren wir über ein Symptom, nicht über das Grundproblem. Die Frage ist doch, welche Ziele habe ich als Trainer, wenn ich zum Training oder Spiel fahre? Nach welchen Kriterien beurteile ich, ob das Spiel/Training heute gut war oder nicht?
    Wenn diese Grundeinstellung stimmt, dann passen die anderen Dinge auch und es wird nicht passieren, dass ein Spieler in der D/E/F zum Spiel mitgenommen aber nicht eingesetzt wird.


    Zur Beurteilung von clubfans Aktion, einen Spieler komplett draußen zu lassen, fällt mir auf:

    Wenn bsw. ein schwächerer Spieler im Training oft nur rumsteht,


    sich nicht wirklich reinhängt, dann entscheide ich, ob er in der zweiten Hälfte rein kommt.


    Wie wird ein stärkerer Spieler behandelt, der im Training nur rumsteht?? Ich habe es noch fast nie erlebt, dass ein stärkerer Spieler ein ganzes Spiel von draußen zusehen muss. In gewissem Rahmen kann man schon Bemühungen der Spieler belohnen, bzw. Lustlosigkeit bestrafen, das meint Uwe wohl auch mit den Ausnahmen... Jedoch muss man dabei beachten wie die Möglichkeiten des Spielers sind. Entscheiden muss dann sein, wie sich ein Spieler im Verhältnis zu seinen Möglichkeiten anstrengt.


    Aber wie gesagt, ich würde nicht diesen einen Fall jetzt in der Luft zerreißen, sondern eher die Grundeinstellung diskutieren... Was sollte das #1 Ziel eines Trainers sein? Das Wohl aller einzelnen Spieler? Das Wohl der Mannschaft? Und wie definieren wir dieses Wohl??

  • Zitat

    Wie wird ein stärkerer Spieler behandelt, der im Training nur rumsteht??

    Da gibt es für mich eine ganz einfache L;ösung: er spielt auf einer von ihm ungeliebten Position bsw. als Stürmer in der Abwehr.
    Habe ich erst am Wochenende so gehandhabt, weil er beim Trainingsspiel vorne nur rum stand und kaum nach hinten gearbeitet hat. Zufrieden?
    Natürlich habe ich ihn das Ganze auch erklärt, damit er es für die Zukunft lernt.


    @Uwe: ist keine Polemik, ist meine Meinung.....


    @Rest der Welt: ich beende hier mit diese Diskussion, denn einige tun ja grade so, als lasse ich in jedem Spiel meine Ersatzspieler draussen..... :thumbdown:

    Einmal editiert, zuletzt von clubfan ()

    • Offizieller Beitrag

    clubfan,


    Du zitierst:
    Ja, ich will gleiche Spielanteile für jedes Kind.
    mit
    Wirklich?
    Egal, ob sich der Spieler im Training anstrengt?



    dann zitierst Du
    Wie wird ein stärkerer Spieler behandelt, der im Training nur rumsteht??
    mit
    ...er spielt auf einer von ihm ungeliebten Position bsw. als Stürmer in der Abwehr....


    Dies bedeutet: "stärkere" Spieler haben mit leichteren Sanktionen zu rechnen als "schwächere" Spieler. Sie bekommen trotzdem ihre Spielanteile. Dies ist eine Ungleichbehandlung und das geht gar nicht, völliges Unverständnis.
    Koeppchen hat das richtig eingeschätzt, das wäre mir nicht eingefallen. Vergiss Spielanteile, das ist das kleinere Problem.


    Schade, dass eine sachliche Diskussion nicht möglich war.

    • Offizieller Beitrag

    koeppchen,


    Was sollte das #1 Ziel eines Trainers sein?


    In ein paar Sätzen lässt sich das nur schwer beschreiben, ich versuche Grundsätze zu bilden, ohne ins Detail zu gehen.


    Für Kinder bedeutet der Sport in erster Linie Spaß. Dies hat eine u.a. Studie des Bundesamts für Sport BASPO in der Schweiz ergeben ( 2008 ). Kinder die den Sport nicht über Spaß definieren, hören schneller damit auf.


    Wird Kindersport über Leistung definiert und ein Kind hat das Gefühl, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden, wird es seine sportliche Laufbahn schnell für immer beenden. Deshalb darf das Leistungsvermögen eines Kindes nie mit anderen Kindern verglichen werden. Der Fortschritt beim einzelnen Kind ist herauszuheben.

    Zum Spaß gehört dann auch das Gruppenerlebnis, Akzeptanz, Gerechtigkeit, Fairness und eine positive sportliche Entwicklung dazu.


    Es geht um das Wohl des einzelnen Kindes und dieses Wohl wird von der Mannschaft getragen, dafür hat der Trainer zu sorgen. Nur in einem positiven Umfeld fühlt sich ein Kind gut aufgehoben. Eine schwierige Aufgabe, die enormen Einsatz erfordert.

  • Für Kinder bedeutet der Sport in erster Linie Spaß. Dies hat eine u.a. Studie des Bundesamts für Sport BASPO in der Schweiz ergeben ( 2008 ). Kinder die den Sport nicht über Spaß definieren, hören schneller damit auf.

    Link?

    Wird Kindersport über Leistung definiert und ein Kind hat das Gefühl, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden, wird es seine sportliche Laufbahn schnell für immer beenden. Deshalb darf das Leistungsvermögen eines Kindes nie mit anderen Kindern verglichen werden. Der Fortschritt beim einzelnen Kind ist herauszuheben.

    Vorsicht, Kinder wollen den Wettkampf mit Gleichaltigen, sie wollen gewinnen. Also nehmt ihnen nicht die Vergleichsmöglichkeiten weg, das wäre grundsätzlich falsch. Kinder wie Erwachsene wollen aber auch nicht verlieren, was sich aber beim Wettkampf nicht vermeiden lässt. Wie sagt man doch so treffend, auch verlieren will gelernt sein.


    Verlieren an und für sich ist auch bei Kindern nicht schlecht. Aber dauernd verlieren ist es. Darum muss man darauf achten, dass auch schlechtere Kinder mal irgendwo zu den Siegern zählen. Schafft man das, ist das Tausend mal besser als auf Vergleichsmöglichkeiten (Wettkämpfe) zu verzichten. Schon eine einziger "echter" Sieg wiegt Tausend Niederlagen auf.


    Noch ein Wort zum "echten" Sieg. Der Sieg muss in den Augen des Kindes echt sein, nicht in den Augen des Trainers und schon gar nicht in den Augen der Zuschauer.

    • Offizieller Beitrag

    Link ---> http://www.baspo.admin.ch/


    Dieses Ergebnis ist nicht neu und es gibt noch andere Erhebungen. In der Sache sind sich die Fachleute darüber einig.


    Noch ein Link (Punkt 3 wird hier diskutiert) ----> UEFA - 10 Leitsätze für den Kinderfußball - ÖFB


    Ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt. Gemeint war, grundsätzlich kein Kind mit einem anderen Kind zu vergleichen. Jedes Kind ist in seiner Entwicklung zu betrachten und entsprechend zu handeln. Die Kinder vergleichen sich natürlich untereinander und das sollen sie auch.
    Beispiel:
    Ein Kind schafft endlich den Hampelmann, andere Kinder können dies schon. Dann ist das ein riesiger Erfolg und dies ist dem Kind auch so zu vermitteln.


    In einem Beitrag hatte ich geschrieben "Kinder lieben Wettkämpfe" und begründet, warum Wettkämpfe wichtig sind. Der Spass am Sport definiert sich auch über die Wettkämpfe.


    Deinen Ausfühungen "dass auch schlechtere Kinder mal irgendwo zu den Siegern zählen" und die nachfolgende Sätze würde ich so unterschreiben.


    Es geht auch nicht darum den Wettkampf abzuschaffen, sondern die Bedeutung radikal abzuschwächen. Verlieren will gelernt sein und weil wir dies nur schwer können, wird alles einem Sieg untergeordnet. Kinder dürfen nicht mitspielen, Kinder werden vorgezogen und, wie sagte Klinsmann: "Erwachsene benehmen sich am Spielfeldrand wie die Zombies". Wir müssen nicht beim Kinderfußball eine Ellenbogen- und Leistungsgesellschaft erzeugen, dies hat dort nichts zu suchen. Das ist nicht kindgerecht, auch wenn wir in Deutschland damit große Probleme haben. Der DSB, DFB und viele andere Sportverbände geben dies zwischenzeitlich eindeutig vor.


    Der Imageschaden für den Kinderfußball ist schon groß genug, deshalb sind dringend Veränderungen erforderlich. Die hat der DFB durch sein Ausbildungskonzept teilweise vorgegeben und die Abkehr vom leistungsorientierten Kinderfußball ist für mich eine Grundsatzfrage.


    P.S.
    Es gibt bei der UEFA seit 2004 ein Sternensystem für Breitenfußball-Programme der nationalen Verbände.
    Acht Verbände - England, Finnland, Deutschland, die Niederlande, Nordirland, Norwegen, Schottland und die Ukraine - haben bereits fünf Sterne erhalten.
    Die Aktivitäten des DFBs folgen in vielen Punkten den Vorgaben der Charta. Es geht darum sieben Sterne zu erreichen. Auch die UEFA fordert den kindgerechten Fußball.