Ist es richtig, schwache Spieler des unteren Jungendbereiches beim Spiel (Punktspiel ohne Tabelle oder mit) zeitlich weniger spielen zu lassen als Andere?

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  • Aus gegebenem Anlass hier ein offizieller Thread zum Thema


    Fakt ist:


    Das in vielen Verbänden mit gutem Grund die Tabellen im Bereich G, F und E abgeschafft wurden. Hier im Bereich D sogar die Kreisligaeinteilung, stattdessen wird in Staffeln gespielt, wie in der F und E. Man wollte den Punktstress von den Trainern, Eltern und Spielern hinsichtlich ihres Tabellenplatzes nehmen, damit alle lockerer an die Sache gehen können und den Kindern des Spassfaktor zu erhalten bzw. zu erhöhen. Man versprach sich auch, hier den Schreier am Rand loszuwerden. Hierzu wurde vom Dfb ausreichend Aufklärung betrieben. Man stellt heraus, das Gewinnen zwar schön ist, aber zweitrangig, Ausbildung geht vor.


    Also Punkte egal, Tabellenplatz egal!


    Man stellt heraus, das in der benannten Altersgruppe alle Spieler auf jeder Position zum Einsatz kommen sollen, einschließlich des vermeidlichen Torwartes.


    Man stellt zudem heraus, dass jeder Spieler einer Mannschaft zeitlich zu gleichen Teilen spielt. Hierbei sind keine Ungleichbehandlungen vorzunehmen. Einzelne sollen nicht in den Vordergrund gestellt werden, ...z.B. dadurch, dass man sie länger spielen läßt, weil sie leistungsstärker sind (nachzulesen in der Trainerleitlinie des DFB.)


    Feststellung


    Ich kenne in meinem Umfeld nur einen Trainer einer E Jugend, der das wirklich und zu 100 Prozent umsetzt. Hier im Forum sind mir maximal zwei bekannt, ....ich gehöre nicht dazu, weil ich mich hier und da auch erwische, gewisse Gedankengänge zu hegen!


    Frage:


    Sind wir alle zu dämlich, ignorant, dickschädelig, punktbesessen? Ist es nicht so, dass man hier, wenn man beispielsweise einen Spieler im G/F/E vielleicht auch D und C Bereich nicht lange spielen läßt, hier nicht kindgerecht vorgeht, obwohl es doch möglich wäre, schließlich geht es doch wohl in den allermeisten Fällen nur um die goldene Ananas, einen Gummikeks oder das aufblasbare Schnitzel. Ist es nicht so, dass der einzelne Trainer sich selbst eine Legitimation schafft, also Gründe sucht, seinen persönlichen Egoismus auspacken zu dürfen, um sich eine "Ausnahme" zu gönnen, um lächelnd seinen Erwachsenenfußball seiner ihm anvertrauten Mannschaft (unterer Jugendbereich) überstülpen zu dürfen?


    oder


    ist die vom Dfb vorgegebene Philosophie/Ausbildungsempfehlung falsch? ?(

    4 Mal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Das eigentliche Problem sehe ich in der Einstellung der Erwachsenen.


    Zu dieser Gruppe gehören Eltern, das persönliche Umfeld (Freunde, Verwandte und Bekannte), der Verein (Jugendleiter, andere Trainer etc.)und die jeweiligen Trainer der Mannschaft.


    Nenne es Egoismus, nenne es ein zu geringes eigenes Selbstbewußtsein, nenne es "Ellenbogengesellschaft", nenne es wie du willst. Solange die oben aufgeführten Gruppen Einfluß auf das denken und handeln haben, wird es immer so weiter gehen wie bisher. Wir sind halt Menschen und sind eigentlich schwach. Wir wollen anderen gefallen bzw. imponieren. Wann gefallen wir bzw. imponieren wir? Wenn wir erfolgreich sind!!!Das dabei des öfteren über das Ziel hinausgeschossen wird, fällt jedem auf der etwas länger darüber nachdenkt. Schade das dieses Denken und Handeln dafür sorgt, das viel zu viele Kinder entweder auf der Strecke bleiben, oder aber dieses falsche Denken übernehmen und leben.


    Die Chancen das sich das absehbar ändern wird sehe ich nicht.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Generell: Nein, es ist nicht richtig.


    Härtefälle gibt es immer wieder (z.b. wie gestern in nem anderen Thread beschrieben: 11 Kinder wollen jedes mal alles geben, 1 Kind muß während eines Spiels alle 2 Minuten daran erinnert werden, dass Fußball ein Bewegungssport ist. Da müssen dann im Vorfeld nach diesen Kriterien die Mannschaften eingeteilt werden. Dies ist leider nicht immer möglich.


    "Alle sollen immer gleich viel spielen", triffts aber auch nicht. Man kann einzelne Kinder auch ruhig mal weniger spielen lassen, wenn sie im Training wiederholt Mist gebaut haben oder in einem bestimmten Spiel den nötigen Einsatz (nicht das Können!) vermissen lassen. Das stärkt dann die soziale Entwicklung (Teamgeist), auf die es ja auch ankommt.


    Es ist bis zu einer gewissen Grenze möglich, den Kindern zu vermitteln, dass die einzelnen Ergebnisse und der aktuelle Tabellenstand nicht in den Vordergrund gestellt dürfen, sondern das Ziel die stetige Weiterentwicklung ist. (Natürlich hat man dabei die Eltern selten auf seiner Seite.) Die Grenze wird überschritten, wenn sich Sieg und Niederlage nicht mehr brav abwechseln, sondern es eine ganze Niederlagenserie gibt. Da fangen die Kinder dann irgendwann an, dem Trainer nicht mehr zu glauben (wie denn auch, wenn der Rest der Gesellschaft anderes vorlebt). Da kommt jeder Trainer mal in die Situation aufs Ergebnis schauen zu müssen. Wenn unbedingt ein Erfolgserlebnis gebraucht wird, gibts aber andere Methoden als die Einsatzzeiten zu reduzieren.

  • Die DFB-Philosophie (die ist ja nicht auf dem Mist des DFB gewachsen, das hat viele Jahre gedauert, bis auch die Herren dort weichgeklopft waren) ist absolut richtig.


    Weder Tabellen, Meisterschaften, Meisterschafts-T-Shirts noch leistungsorientiertes Aufstellen haben bei F, G und gerne auch noch E-Jugend etwas zu suchen.


    Da ich all diese Dinge mag, habe ich in dem Altersbereich nichts verloren.


    Das Problem ist, dass es viel zu viele Leute gibt, die eine ähnliche Einstellung haben wie ich, aber trotzdem solche Teams trainieren und sich das dann schön reden, Motto "Die Kinder/Eltern/Vorstand" wollen das ja auch.


    Ich behaupte: Ein Kind, das nicht von Erwachsenen auf Tabellen/Ergebnisse etc. hingewiesen wird, interessiert sich in diesem Alter auch nicht wirklich dafür. Jegliches Interesse daran ist letztlich hervorgerufen von dem Interesse der Erwachsenen.

  • Ich behaupte: Ein Kind, das nicht von Erwachsenen auf Tabellen/Ergebnisse etc. hingewiesen wird, interessiert sich in diesem Alter auch nicht wirklich dafür. Jegliches Interesse daran ist letztlich hervorgerufen von dem Interesse der Erwachsenen.


    oh, da muss ich aber widersprechen. Bei uns gibt es die F-Jugend Freundschaftsrunde, ohne Punkte, Tabelle, etc.
    Tabellen, Punkte, etc, solche Sachen sind bei uns nie auch nur Andeutungsweise im Training angesprochen worden .... aber... alle meine Jungs sind Fussballbegeistert und verfolgen auch die BuLi, Champions League, UEFA Cup usw. Und dort dreht sich eben alles nur um die Tabelle. Das bekommen die Kids ja auch mit und so werde ich auch häufiger mit der Frage nach Tabellenplätzen, Punkten usw. seitens der Mannschaft konfrontiert. Sei es in der Freundschaftsrunde oder beim Turnier (Auch Freundschaftsturniere ohne Punkte etc)

    "Der Geist des Balles verbindet die Herzen der Spieler"

  • joergstgt hat da ganz Recht. Es gibt viele kleine von den Rackern, die die Ergebnisse und Tabellenstände von BuLi, CL und ihrer eigenen Mannschaft wesentlich besser drauf haben als wir Trainer ;)
    Zu der DFB-Philosophie:
    Ich finde es richtig, dass Tabellen in den unteren Jahrgängen abgeschafft werden um das ganze etwas kindgerechter zu gestalten. Da aber sklavisch eine Linie zu fahren, nach der alle Kids rechnerisch dieselbe Spielzeit auf dem Platz haben, halte ich für schwer durchführbar über einen längeren Zeitraum. Nur Niederlagen fördern auch nicht den Spaß der Kids. Klar, haben die Minis das Ergebnis des letzten Spiels beim nächsten schon wieder vergessen, weil es für sie auch nicht wichtig ist. Aber da nicht jeder eine kindgerechte Linie verfolgt und alle Kids überall gleich spielen lässt und leider das Umfeld oft auch Druck erzeugt (Eltern, Verein, Leistungsdenken unserer Gesellschaft), ist man ab und zu mal drauf angewiesen auch erfolgsorientiert zu handeln, einfach damit auch die Kids nen Erfolgserlebnis haben. Ich finde es wichtig, dass man da ein gute Balance findet. Die Ausbildung und der Spaß der Kinder muss im Vordergrund stehen. Aber man darf nicht eins auf Kosten des Anderen opfern.

    • Offizieller Beitrag

    Eltern in Finnland haben es schwer.
    Wenn ein Kind in den Kindergarten kommt, ist es nicht einfach einen Kindergartenplatz zu finden.
    Das Problem liegt in der zweisprachigen spielerischen Erziehung und die Eltern müssen den Kindergarten suchen, der die zweite Sprache anbietet, die sie gerne für ihr Kind möchten.


    In Finnland gibt es keine festen Stundenpläne, die Schüler gestalten ihren Unterricht selbst. Bis zur achten Klasse gibt es dort keine Schulnoten und 70% der Schulabgänger erreichen die Hochschulreife.


    Im finnischen Schulsystem steht die Entwicklung des einzelnen Kindes im Vordergrund und nicht die Note. Finnland ist bei PISA übrigens immer wieder die Nummer 1, besitzt Fachkräfte und Wissenschaftler im Überfluss.


    Keine Schulnoten bis zum 13/14 Lebensjahr, eine Idee auch für Deutschland?


    Jeder von uns sollte einmal darüber nachdenken, ob es ins deutsche Leistungsprinzip passt, oder haben wir einfach nur Angst vor radikalen Veränderungen? Die Strukturen in Finnland sind andere, zugegeben, aber das kann kein Grund sein, längst fällige Reformen endlich anzugehen oder wenigstens darüber nachzudenken.



    Zum Fußball:


    Wir reden hier von E-Jugend im Fußball, deren Erfolg an Ergebnissen und Tabellen gemessen werden soll/wird?


    Ein Aufschrei ging durch die Fußballgemeinde, als es vor einigen Jahren mit der Abschaffung von Tabellen im Kinderfußball losging. Die Kinder benötigen die Tabellen, Erfolg und Niederlage, denn nur so werden sie aufs Leben vorbereit, hieß es.


    Es ist übrigens ein fataler Irrtum, dass Kinder Tabellen und Erfolge wollen. Dies reden wir uns als Erwachsene ein und übertragen es auf die Kinder. Ob Eltern, Großelter, Geschwister, Trainer, Nachbarn und der Jugendwart, alle Fragen nach dem Ergebnis. Die richtige Frage wäre: "Hat es Spaß gemacht?", nur das zählt. Wenn ein Kind nach Tabellenstand oder Spielstand fragt, sollte der Trainer keine Antwort kennen, denn für den Trainer ist das ja nicht wichtig und dies kann man auch dem Kind vermitteln.
    Ach ja, noch was:
    Was fragt der Trainer, wenn er montags den Trainer einer anderen Kindermannschaft seines Vereins trifft? Er fragt nach dem Ergebnis vom Wochenende!



    Zum DFB:


    Ich halte die Veränderung für einen gefährlichen Kompromiss und hätte mir radikalere Veränderungen gewünscht.
    Wer sich im Jahr 2003 als eine der ersten Maßnahmen nach Jahrzehnten des Stillstands dazu entschieden hat, Deutschland flächendeckend mit Leistungszentren zu Überziehen, oder ein medienwirksames Bekenntnis zur "Eliteförderung" abgibt, fängt in der Spitze an und nicht an der Basis.


    Wer Maßnahmen danach ausrichtet, Mitgliederzuwächse zu erreichen, ohne vorher die Qualifikation an der Basis ausreichend zu fördern, geht einen gefährlichen Weg.


    Warum ist es nicht Pflicht, einen Eignungslehrgang zu besuchen, bevor man eine Kindermannschaft betreut? Geht nicht - gibt’s nicht, denn auch dafür könnten Konzepte und Marketingstrategien entwickelt werden.


    ++++++++++++++++


    35jährige Trainertätigkeit in verschiedenen Sportarten, sämtlichen Altersklassen und auch den Leistungssport habe ich hinter mir. Ich bekenne mich schuldig, vielen Kindern unrecht angetan zu haben. Deshalb kann ich nur hoffen und bitten, endlich radikal umzudenken. Jeder sollte sich einmal kritisch betrachten und überlegen, welchen Weg er gehen kann. Das Leistungsprinzip hat im Kindersport nichts zu suchen. Deshalb: Gleiche Spielanteile und keine Erfolgsorientierung zum Wohle der Kids, mindestens bis zur E-jugend.


    Erfolg macht "sexy", dies wurde hier schon mehrfach beschrieben. Nur ein erfolgreicher Trainer ist ein guter Trainer. Es wird noch lange dauern, bis es aus den Köpfen raus ist. Ich ziehe den Hut vor den Trainern, die ihren Kopf durchsetzen und anders handeln.


    Ich mache jetzt Schluss, könnte aber noch viel dazu schreiben. Für mich ist der eingeschlagene Weg des DFBs grundsätzlich richtig, jedenfalls tausendmal besser als Stillstand.




    Infos zum finnischem Schulsystem gibt es hier: Warum Finnlands Schüler die allerbesten sind

  • Genau so wie Uwe seh ich das auch.


    Klar fragen die Kleinen danach.
    Aber nicht, weil es ihrem eigenen Interesse entspringt. Wenn nicht Papas, Mamas, Onkels und Omas dauernd nach Plätzen und Ergebnissen fragen und davon reden würden, würde ich ne Menge drauf verwetten, dass es die Kinder auch nicht sonderlich interessieren würde.

  • Hy Andre,


    Das Problem ist vielseitig, abgesehen von gewissem
    Erfolgsdruck den man an sich ran lässt, sei es durch Eltern oder der
    Vereinsführung, Erfolge werden ja sehr gerne gesehen.


    Habt Ihr
    mal daran gedacht, dass es gar nicht am "Druck" durch Andere liegt,
    auch nicht, dass sich ein Trainer im Erfolg sonnen will, nein, wir sind
    alle (Trainer) immer schon zum Erfolg erzogen worden, besiege deinen
    Gegner, sei besser und gewinne. Schule, Ausbildung, Beruf, Sport......
    , deshalb können wir die Kiste nicht verlassen, wir hängen hier drin
    und vermitteln es weiter, gelernt ist gelernt. Einige Trainer wollen
    glänzen, andere können ihrer Erziehung nicht entfliehen.


    Dein Engangemaint (hoffentlich richtig geschrieben :D) ist für mich zukunftsweisend, aber auch generationsübergreifend, es wird bis zur Umsetzung länger dauern, nervt aber auch, bringt mir Gewissensbisse. :whistling:


    Gruss------Hope

  • Erfolgsdruck im G, F und E -Jugendbereich,


    der Druck ist meist vom Trainer selbstgemacht. Aber wer stellt sich gerne bei Wind und Wetter 2-3 mal pro Woche raus und kassiert nur Niederlagen ? Kinder ausgrenzen, weil sie nicht ganz so gut kicken; ist eigentlich das Letzte, aber wie soll ich die Guten bei Laune halten, wenn Einige auf dem Platz stehen, die nun wirklich nichts mit Fußball zu tun haben. Die Guten spielen Ihnen nicht die Bälle zu und im Punktspiel kommen Sie kaum an die Bälle vom Gegner. Ich mache dann Freundschaftsspiele für die Spielschwächeren aus gegen Mannschaften, die dasselbe Probelm haben.


    Jens

    • Offizieller Beitrag

    Das Thema "...Jungendbereiches beim Spiel (Punktspiel ohne Tabelle oder mit) zeitlich weniger spielen zu lassen als Andere?..." wird hier nicht konsequent verfolgt und das ist gut so.
    Keine Tabelle, kein erfolgsorientiertes Spiel, damit erledigt sich die Antwort, denn es gibt keinen Grund mehr Kinder kürzere Spielzeiten zu geben als andere. Ausnahmen gibt es sicherlich (Sozialverhalten etc.) aber ich glaube, die sind hier nicht gemeint.


    Es geht nicht darum, Trainer zu schocken oder zu diskriminieren, die sich engagieren und den Kindern viel Freude bereiten durch ihren Einsatz. Wir sollten in Ruhe und friedlich miteinander diskutieren, Argumente annehmen, uns immer weiter entwickeln und gemeinsame Lösungen zu finden.


    Ich stimme Hope zu, wir werden so nicht geboren, es ist ein gesellschaftspolitisches Problem und wir Sportler haben dies nie anders kennengelernt. Das reicht als Entschuldigung aber nicht aus, im Gegenteil. Gerade deshalb können wir etwas ändern und, wenn es schon Gewissensbisse gibt, ist das doch ein riesiger Erfolg.
    Es nervt wirklich, auch ich bin Sportler durch und durch und zum Sport gehören Sieg oder Niederlage. Die Emotionen beim Fußball gehören dazu und kaum jemand hat Lust, diese Dinge als Trainer zu vergessen.


    Leider hat dieses Thema immer etwas von "Oberlehrer" und "Weichei-Trainer" und es gibt auch Fälle, die sich hier unter Protest aus dem Forum abgemeldet haben, weil die Antworten auf Fragen nicht so waren, wie man es sich gewünscht hat.
    Kinderfußball hat nichts mit dem Leistungsprinzip oder der "Eliteförderung" zu tun. Es geht auch nicht darum gutes und professionelles Fußballtraining anzubieten. Spaß, Freude und Teamgeist stehen im Vordergrund. Wer diesen Weg geht, geht den richtigen Weg.
    Das müssen Trainer wissen, wenn sie eine Kindermannschaft übernehmen. Wer die Emotionen und den Erfolg haben will und dies ist nichts verwerfliches, sollte keine Kindermannschaft übernehmen, sondern ältere Teams, so wir es Chris hier sehr schön beschrieben hat.


    Es wird Generationen dauern, wenn es überhaupt jemals möglich ist, dies durchzusetzen, da stimme ich Hope zu.


    Ich würde mir wünschen, dass der DFB sich viele heftiger um dieses Thema kümmert, denn ein Verband mit über 6 Millionen Mitgliedern kann seine gesellschaftspolitische Bedeutung nicht leugnen.


    1. Warum wird von angehenden Kindertrainern nicht ein Kurzlehrgang (ohne Prüfung) verlangt, bevor sie ein Team übernehmen? Keine Zeit, kein Geld...dies sind für mich keine Gründe, denn dafür kann es Lösungsmodelle geben.
    2. Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung. Einen "Tag des Kinderfußball" analog zum "Tag des Ehrenamtes" mit entsprechender Aufklärung in den Medien.
    3. Aktionstag "Rote Karte", siehe unsere Nachbarländer.
    4. Einen "Silent Day" wie in den USA.
    5. Werbespots. Anstatt zu sehen wie unsere Nationalmannschaft den Gipfel erreicht, könnte ich mir sinnvolleres vorstellen.
    6. Informationsmaterial zum Thema. Kostenlose DVDs und andere Materialien. Die gibt es teilweise schon, werden aber wenig gelesen. Die einleitenden Worte mit Bildern von Zwanziger und Sammer kann man weglassen, damit Texte auch wirklich gelesen werden.
    7. Sponsoren für den Kinderfußball suchen. In Dänemark ist dies zum Beispiel McDonalds. Dort ist allerdings umstritten, ob eine Fastfood-Kette der richtige Sponsor ist.


    Völlig untergegangen ist in diesen Tagen übrigens der FIFA-Kinderfußball Kongress in Hamburg ----> UEFA-Breitenfußball-Workshop
    Ich hoffe dort wurde im Hintergrund in Ausschüssen kräftig gearbeitet, sonst hätte man dies Marketingveranstaltung besser gelassen. Ein Höhepunkt war eine Podiumsdiskussion mit Uwe Seeler und Hansi Müller über das Thema "Lernen, wie man Fußball spielt".
    Die beiden sind dann wohl Experten im Kinderfußball.


    Zu "Gewissensbisse":


    Da steht ein Kindertrainer am Spielfeldrand, es sind noch 5 Minuten zu spielen und das eigene Team führt 1:0. Das Spiel soll gewonnen werden, doch da gibt es ein Problem. Der Trainer schaut sich um und sieht wieder diese beiden Kinder, die noch gar nicht auf dem Feld waren und denen er versprochen hat, dass sie noch eingesetzt werden.
    Wechselt er diese jetzt ein, setzt er den Sieg aufs Spiel.
    Wie soll der Trainer jetzt handeln?
    Eine Möglichkeit wäre, den Blickkontakt zu den beiden Kindern zu vermeiden und sich eine Antwort auf die Frage überlegen, warum sie nicht gespielt haben. Fragen sie nicht und das ist die beste Variante, muss der Trainer auch nichts antworten.
    Fragen sie dann doch, wäre die korrekte Antwort: "Ich wollte das Spiel unbedingt gewinnen und wenn ich euch eingewechselt hätte, wären wir zu schwach gewesen."
    Die Antwort geht natürlich gar nicht und deshalb denkt sich der Trainer was anderes aus, schaut in die Kinderaugen und lügt.
    Das Spiel ist gewonnen und es kommt von allen Seiten nur Lob für den Trainer. Die Mannschaft freut sich und die Welt ist in Ordnung.


    Dies ist der Moment, wo der Körper reagieren sollte, Hautausschlag, Übelkeit und Weinkrämpfe wären ein geeignetes Mittel, denn es sind zwei Kinderherzen gebrochen worden und nichts Schlimmeres ist denkbar.

  • Zitat

    Fragen sie dann doch, wäre die korrekte Antwort: "Ich wollte das Spiel unbedingt gewinnen und wenn ich euch eingewechselt hätte, wären wir zu schwach gewesen."
    Die Antwort geht natürlich gar nicht und deshalb denkt sich der Trainer was anderes aus, schaut in die Kinderaugen und lügt.
    Das Spiel ist gewonnen und es kommt von allen Seiten nur Lob für den Trainer. Die Mannschaft freut sich und die Welt ist in Ordnung.


    Dies ist der Moment, wo der Körper reagieren sollte, Hautausschlag, Übelkeit und Weinkrämpfe wären ein geeignetes Mittel, denn es sind zwei Kinderherzen gebrochen worden und nichts Schlimmeres ist denkbar.

    Nein, das finde ich nicht. Ich habe auch einen Fussball-Anfänger in meinem Team. Ich sage es ihn offen, warum und wehalb, wenn es doch mal nicht möglich war, ihn einzuwechseln.
    Kommt aber relativ selten vor, dass einer gar nicht spielt. Es gab aber schon Situationen, wo ich einen nicht einwechseln getraut habe, um das Spiel noch zu gewinnen.
    Ich habe es dem Spieler danach aber ehrlich erklärt, das er eben noch nicht ganz so weit ist, wie die anderen und er hat es auch akzeptiert.
    Natürlich kommt es auch auf dem Typen drauf an. Einer ist total sauer, dem anderen ist es egal einen andern bricht wirklich das Herz. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt.
    Bevor ich irgend welche Lügen erzähle, sage ich lieber die Wahrheit. (die Jungs merken es, wenn der Trainer flunkert, glaubt es mir)

  • Bei ner U12 nimmst du Spieler mit und lässt sie gar nicht spielen? Womöglich noch im Kreis? Find ich ziemlich hart.


    Hab das bei ner U15 in der zweithöchsten Liga nicht gemacht und tu mich heute bei der U17 noch schwer damit.

  • Uwe, ich kann hier jedes deiner Worte unterschreiben!
    Leider wird selbst ein Kindertrainer oft am "Erfolg" gemessen und misst sich selbst daran! Wann kann ein Trainer zufrieden mit sich sein? Wenn er ein knappes Spiel gewonnen hat, aber das "Opfer" bringen musste, dass einige ganz draußen bleiben? Oder wenn ein knappes Spiel verloren wurde, weil im entscheidenden Moment der Spieler, der nicht kicken kann, aber das halbe Spiel eingesetzt wurde, mal wieder den Fehlpass spielte?
    Ich messe Trainer daran, wie sie mit den schwächeren Spielern umgehen, wie sie es schaffen in der Mannschaft gegenseitige Akzeptanz zu erzeugen, unabhängig von der Stärke. Es hört sich so an, als wäre das eine schwierige Aufgabe, nicht verstanden von den ganzen Ex-aktiven Fußballern in Verein und Elternkreis.
    Ich habe es anders erlebt. Wer sich als Trainer (in erster Linie soziale) Ziele setzt, die unabhängig von den Tagesergebnissen sind, hat weniger Frust, setzt sich selbst weniger unter Druck, ist gelassener usw. Wenn man sozusagen abgestempelt ist als "nicht erfolgsorientierter" Trainer wird man zwar von manchen belächelt, ich habe aber mich in der Situation eher wohl gefühlt. Diejenigen die mich belächelt haben, sind mir sowieso egal, auf der anderen Seite bekommt man auch unerwartete Anerkennung.

  • Also grundsätzlich bin ich auch absolut dafür jedem Kind die gleiche Spielzeit zu geben. Hatte jetzt am WE einen Fall der nicht ganz so glücklich war:
    Und zwar gabs ein paar Jungs die in den letzten 2 Spielen nicht so lange gespielt haben (das ein Kind bei mir gar nicht im Spiel eingesetzt wird gibts gar nicht!) Jedenfalls habe ich letzte Woche beim Training angekündigt das eben diese Jungs am Samstag alle in der Stratelf stehen werden.
    Das hab ich dann auch gemacht. Hab den Jungs damit aber keinen Gefallen getan.
    Denn, wenn man alle "nicht so guten" Spieler auf einmal einsetzt, fehlt halt das Gerüst des Teams, es fehlen die Spieler die die anderen mitziehen und so automatisch stärker machen!
    Das Ergebnis ist jetzt gar nicht das Problem, sondern ich hab den Spielern damit mehr o. weniger gezeigt: "Seht ihr, wenn ich euch einsetze verlieren wir!"
    Und das wollte ich ja nun wirklich nicht damit bezwecken, sondern hatte gehofft das sie Selbstvertrauen kriegen und der ein o. andere mal über sich hinauswächst.
    Werd diese Woche wohl ein paar Einzelgespräche führen u. ein bisschen Aufbauarbeit leisten müssen.


    Also werd ich in Zukunft wohl das weiter so handhaben das ich eine "Stammelf" habe und den Rest drumherum einbaue (bzw. aufbaue).
    Das würde dann heissen, dass am Ende doch nicht alle auf die gleiche Spielzeit kommen. Aber ich denke wenn die Jungs ganz ehrlich gesagt kriegen warum es gerade nocht für mehr reicht, dass auch kein Problem sein wird.

    ^^ Eine Mannschaft die die Hosen voll hat kann schlecht laufen! ^^

  • Wir drehen uns im Kreis und suchen die Lösung, auch wenn manche denken, sie gefunden zu haben, der Ansatz ist schon mal richtig.
    Nicht umsonst wird dieses Thema so oft diskutiert.
    Einfacher für die mit gleichwertigen Spielern im Kader, die Leistung der Spieler in einer Mannschaft kann aber sehr unterschiedlich sein auf Grund verschiedener Möglichkeiten:
    Viele Spieler, für 2 Mannschaften reicht es aber nicht.
    Neuzugänge, die den Ball nur aus dem Fernseher kennen und zu einem geübtem Team stossen.
    Vor Saisonbeginn kein oder schlechtes Sichtungstraining.


    Bei mir darf aber jeder Spieler ran, versuche die Schwächeren so oft wie möglich einzubauen, die selbe Spielzeit wie den Besten im Team kann ich ihnen leider selten zugestehen, finde das auch nicht unfair, trainieren schon viel länger oder sind z.T älter.


    Andre und Uwe, ich finde Eure Betrachtensweise sehr lobenswert, kann ich aber nicht absegnen, so einfach ist es nicht.
    Wie wäre es mit einer Liste, um die schlimmsten Fehler als Trainer vor und in der Saison zu vermeiden, kann man immer darauf zurückgreifen.


    Z.B. Wähle Deinen Kader in einer vernünftigen Grösse.
    Versuche Neuzugänge in das Spiel (Team) einzubinden, dein Kader soll dabei aber nicht zu gross werden.
    Alle Spieler werden eingesetzt.
    Gutes Sichtungstraining, gilt nicht für G.
    So ähnlich stelle ich mir das vor, aber besser begründet.


    Usw, jetzt seit Ihr dran.

    Einmal editiert, zuletzt von Hope ()

  • Spieler die gerade neu anfangen, brauchen einfach ihre Zeit bis sie sich entwickeln. Motorisch, technisch, taktisch etc.


    Werden sie weniger eingesetzt als andere, können sie sich auch nicht so gut entwickeln wie die anderen. Wo und wann sollen sie sich entwickeln? Beim Training? In Freundschaftsspielen gegen leichtere Gegner? Fakt ist, das neue Spieler nur die gleichen Chancen haben, wenn die gleichen Voraussetzungen vorhanden sind.


    Zur gleichen Vorraussetzung gehört aber auch die Basis mit dem gleichen Talent ausgestattet zu sein wie andere. Und da fängt für die meisten das eigentliche Problem an. Urplötzlich sprechen wir von talentfreien Kindern bzw. Kindern die nicht unfallfrei geradeaus laufen können.


    Warum setzen sich viele von denen die von anderen nicht unter Druck gesetzt werden, selbst unter Druck?
    Warum soviel Druck im frühem Lernalter?
    Lernen Kinder die keine Angst bzw. keinen Druck haben schneller und besser?

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • "Kinder fragen nie nach Tabellen und Gewinnen ist ihnen egal" ist zwar konform mit den DFB-Zielen, aber in meinen Augen an der Realität vorbei bzw. zu romantisch formuliert. Kinder sind genauso individuell unterschiedlich wie wir Erwachsene und es gibt Kids, die den ganzen Tag nicht mehr ansprechbar sind, wenn ein Spiel verloren wurde.


    Deshalb immer gegenüber den "Trainer-Ehrgeizlingen" im Kinderbereich so zu argumentieren, halte ich für falsch. Hier ist der Verein bzw. die Jugendleitung gefordert. Logische Argumente wie z.B. "wir benötigen später für 11er-Teams 18 Spieler, und nicht nur die acht Besten" sind eher nachvollziehbar. Auf Jugendtrainer muss von Vereinsseite eingewirkt werden, alle Spieler möglichst gleich einzusetzen, natürlich auch in Abhängigkeit von Trainingsbeteiligung etc.


    Ich pflichte den meisten Usern hier bei, dass der E-Jugend-Spieler natürlich gleich lange spielen sollte wie seine Kameraden, natürlich unter der Voraussetzung dass er sich auch im Training die gleiche Mühe gibt.