Beiträge von Sambu

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    N'abend!


    Nachdem ich nach langjähriger Trainertätigkeit die letzten 2 Jahre komplette Fußballpause hatte, stehe ich seit kurzem wieder auf dem Trainingsplatz. Diesesmal lediglich als Zuschauer / Spielervater, da mein 7jähriger Nachwuchs nun doch noch sein Interesse am Fußball entdeckt hat. Dabei habe ich mitbekommen, dass hier im Kreis mit dieser Saison die Fair-Play-Liga in der F-Jugend eingeführt wurde. Also habe ich mich in die Thematik eingelesen. Dabei habe ich viele Punkte entdeckt, die durchaus erstrebenswert sind, halte das Gesamtkonzept aber aufgrund diverser Erfahrungen aus meiner Trainerzeit für nicht praktikabel (zumindest in diesem Fußballkreis nicht). Hauptgrund: Sowas kann nur funktionieren, wenn ALLE (Verband, Vereine, Trainer, Eltern, Kids) mitziehen. Und genau daran glaube ich hier vor Ort einfach nicht.


    Aber nun gut, geben wir dem ganzen mal ne Chance. Denn nachdem ich viel drüber gelesen hatte, hatte ich am Wochenende die Gelegenheit mir das
    Ganze mal anzuschauen und mich durch Tatsachen eines besseren belehren zu lassen. - Dachte ich zumindest.


    Am Sonntag durfte mein Sohn das erste Mal mit zum Spiel. Ich war gespannt – zum einen natürlich, weil es das erste Spiel meines Sohns war, zum anderen, weil ich mir die Fair-Play-Liga mal live angucken konnte. Was ich zu sehen bekam, war dann aber ein ganz gewöhnliches F-Jugend-Spiel. Mit Schiedsrichter, mit „stark engagierten“ und teilweise offenkundig unzufriedenen (mit Schiedsrichter und der eigenen Truppe) Trainern und sogar mit Eltern, die in der Halbzeit fremden Kindern mit Nachdruck gesagt haben, was sie in der zweiten Halbzeit besser machen müssen.


    Seitdem läßt mich dieses Thema aber nicht mehr los. Zu der Frage, ob und wie die Fair-Play-Liga hier im Kreis funktionieren könnte, fallen mir ständig neue Unterfragen ein, die mich momentan immer noch zu einer "darum funktionierts nicht"-Antwort führen. Der heutige Gedankengang beschäftigt sich mit der Konkurrenzsituation der Vereine untereinander. Die halte ich aufgrund der geographischen Gegebenheiten für äußerst verschärft und hätte hierzu gerne ein paar ungefähre Vergleichswerte aus Kreisen, in denen die Fair-Play-Liga schon länger angekommen ist und funktioniert.


    -------------


    Also:
    a) Hier im Kreis nehmen 38 Vereine am Spielbetrieb teil.
    b) 33 davon haben mindestens eine Jugendmannschaft.
    c) 29 davon haben mindestens drei Jugendmannschaften.
    d) Nur 9 Vereine haben von der F bis zur A alle Altersklassen besetzt. (Auf immerhin 14 kommt man, wenn man die hier meist kurzlebigen Spielgemeinschaften mit hinzuzählt).


    Der Kreis besteht aus einer Stadt mit etwa 240.000 Einwohnern sowie einigen außerhalb gelegenen unabhängigen Gemeinden, wobei ca. 20 der 33 Vereine mit Jugendteams zum direkten oder erweiterten Stadtgebiet zu zählen sind.


    4 der unter Punkt d) genannten Vereine sind als leistungsorientiert einzustufen. 2 stammen aus den unabhängigen Gemeinden. 1 Verein ist ein Großsportverein mit gefühlten 247 verschiedenen Sparten. 1 Verein richtet sich vor allem an türkische Mitbürger. Im Stadtgebiet bleibt also nur ein 1 Verein übrig, der es ohne offenkundige Leistungsorientierung oder einen besonderen Bonus schafft, alle Altersklassen zu besetzen. Und dieser Verein liegt auch noch am äußersten Rand.


    -------------


    (Der Absatz zwischen den beiden Trennlinien ist der, für den ich gerne Vergleichswerte hätte)


    Da ich davon ausgehe, dass es überall in Deutschland generell immer weniger Nachwuchskicker gibt, wird dem aufmerksamen Leser sicherlich schon aufgefallen sein, dass hier im Kreis langfristig angelegte Spielgemeinschaften oder gar Vereinszusammenschlüsse absolut angebracht werden. Aber Pustekuchen. Es gab zwar immer wieder halbherzige "Verlobungen", die meisten wurden nach dem ersten Streit aber wieder gelöst. Die Konkurrenzsituation ist also ungebrochen.


    Meine These im Bezug auf die Fair-Play-Liga lautet in diesem Punkt also: Sie kann in diesem Kreis nicht funktionieren, weil die Vereine um jeden Spieler kämpfen müssen ... und das mit allen Mitteln.


    Zum Vergleich: Als ich mit "meinem" Jahrgang (99) in der F war, gab es dort 80 Mannschaften. Jetzt ist dieser Jahrgang alter Jahrgang C und es gibt noch 31 Mannschaften. Je nachdem welche Kadergröße man ansetzt, kommt man auf einen gewaltigen Spielerschwund. Ich habe für ne F mal 12 Kinder angesetzt und für ne C 18. Wenn diese Annahme stimmt, waren zu F-Jugend-Zeiten 960 Kicker der Jahrgänge 1999/2000 aktiv. Jetzt zur C-Jugend sinds noch 558.


    In dieser Saison sinds gerade noch 49 F-Mannschaften, die sich auf 27 Vereine verteilen. 9 dieser Vereine bringens nur auf eine F, also nichtmal mehr auf eine eigenständige Mannschaft pro Jahrgang. Aus dieser ganzen Situation schließe ich einen nicht gerade geringen Erfolgsdruck - auch schon in der F. Denn: Nach und nach werden einige dieser 49 F-Mannschaften "aussterben". Will man als Verein / Trainer in diesem Jahrgang weiter existieren, muss man von den aussterbenden Mannschaften "abgreifen". Denn wohin wechseln denn die Kids, wenn ihre Mannschaft nicht mehr weiterbestehen kann? Da es in der heutigen Gesellschaft allgemein cooler ist, zu gewinnen und obendrein die Eltern ein gehöriges Wort mitzureden haben, werden sie zu einem erheblichen Großteil der Fälle zum "starken" Team wechseln, deren Trainer einige Siege "ersteuert" hat und nicht zum "schwachen" Team, dessen Trainer ganz gelassen zuschaut und seine Jungs nicht energisch aufweckt, wenn gegnerische Kicker frei vorm Tor stehen. (Die Kids, die dem Leistungsgedanken nicht ganz so verbunden sind, werden vermutlich ebenfalls nicht unbedingt zum "schwachen" Team wechseln, sondern sich eher ne andere Beschäftigungsmöglichkeit suchen.)


    Wie ganz am Anfang erwähnt, ist dies nur einer der Punkte, die mich an der Fair-Play-Liga in diesem Kreis zweifeln läßt. Dass bei weitem nicht alle mitziehen werden, ist für mich offenkundig. Der Verband hat da vermutlich auch sämtliche Überzeugungsarbeit ausgelassen. In den Durchführungsbestimmungen finden sich gerade mal folgende Sätze zu dem Thema: "Die F- Jugend spielt in der neu geschaffenen „Fair-Play-Liga“.In der „Fair-Play-Liga“ werden keine Schiedsrichtermehr eingesetzt. Die Trainer halten sich in der Coaching Zone an der Seite des Spielfeldes auf". Von sowas wie einer Infoveranstaltung ist mir nichts bekannt. So lasch eingeführt, wäre das Konzept wohl nicht nur in diesem Kreis eine Totgeburt.
    Vielleicht war das am Spiel, dass ich mir am Sonntag anschauen durfte, ja aber auch nur ne Ausnahme und beim nächsten Spiel sieht alles schon wieder ganz anders aus. Bis dahin glaub ich aber weiterhin nicht daran, dass dieses Konzept hier im Kreis funktioniert.

    Mit einer Mannschaft in dem Alter, die sich noch nicht kennt und die du noch nicht kennst, würde ich niemals eine Übernachtungsveranstaltung durchführen.


    In der Konstellation (neuer Trainer, neue zusammengestellte Mannschaft, erstes Spiel eine Woche nach Ferienende) würde ich die Ferien aber auch nicht fußballfrei halten. Vor allem, wenn man ne Mannschaft hat, bei der man sich als Trainer durchsetzen muss, wenn man zumindest die ersten drei Wochen der Ferien Pause ansetzt.


    Ne Vorbereitung im eigentlichen Sinne ist dann aber nicht das Hauptaugenmerk. Tipp: 2stündige Einheiten, 30 min "arbeiten", 30 min "Spaß", 30 Min "normal", 30 Min "Spaß" .... Die Spaß-Teile dann so gestalten, dass sich alle viel und vor allem gerne bewegen.


    Ich bin übrigens aktuell in einer ähnlichen Situation. Ich übernehme auch ne neue Mannschaft (ebenfalls D-Jugend) und werde in der vierten Ferienwoche beginnen. Dein Landesverband paßt schon mal. Wenn du nicht allzu weit von Kiel weg bist, können wir gerne ein Testspiel vereinbaren.

    In manchen Landesverbänden gibt es die Möglichkeit, Mannschaften "ohne Wertung" zu melden, in denen dann auch Spieler der nächst höheren Altersklasse mitspielen dürfen. In welchem Bundesland spielt ihr denn?

    Du bist zu engagiert. Wäre ich Trainer deines Sohnes, würde ich befürchten, dass jede Auswechslung, jede Positionsänderung, jeder Kommentar eine längere Diskussion mit dir nach sich ziehen könnte. Da arbeite ich lieber mit einem "ähnlich talentierten" Spieler, bei dem ich mich wirklich auf die Förderung konzentrieren kann und nicht dauernd überlegen muss, wie ich mit ganz viel Fingerspitzengefühl auf die aktuellste Mail des Vaters antworten soll.


    Mit deiner Mail-Aktion an den BFV hast du vermutlich genau das Gegenteil von dem erreicht, was du erreichen wolltest. Du bist mit der Aktion jetzt landesweit bekannt, so dass jeder Auswahltrainer auf den verschiedenen Ebenen mittlerweile weiß, was für Probleme er sich da möglicherweise ins Boot holen würde.


    In dem Zusammenhang werte ich die Aussage des Regionalauswahltrainers, die er nach Rücksprache mit dem ersten Stützpunkttrainer getroffen hat auch eher als Ausrede.


    Da dein Sohn jetzt zu einem offenbar höherklassigen Verein wechselt, wird er dort auch ordentlich gefördert werden. Wenn er so talentiert ist, wie du es hier darstellst, fällt er dann irgendwann auch wieder den Auswahltrainern auf.


    Jetzt zu deinem Part:
    - Unterlasse jegliche Diskussion und optimalerweise sogar jegliche Unterhaltung mit dem Vereinstrainer. Sei einfach da und schaue zu.
    - Nimm die bisher erstellten Videos aus dem Netz und lass zukünftig die Kamera gleich zu hause. Sei einfach da und schaue zu.
    - Hör auf, die Tore und Torvorlagen deines Sohnes zu zählen. Sei einfach da und schaue zu.
    usw. usw. usw.

    Ich hatte im Februar 10 Spieler und hätte gerne 16 für die aktuelle Saison gehabt.


    Schritt 1: Kinder informieren und denen sagen, dass sie sich auch mal umgucken sollten. Ergebnis:


    - einer hat den kleinen Bruder mitgebracht
    - einer hat nen Schulfreund vom Handball losgeeist
    - drei Jungens haben ihren Schulhof-Bolz-Kumpel mitgebracht


    Die sind alle nicht perfekt, werden aber akzeptiert, da sie von der Mannschaft selber angeworben wurden. Daher hilft man ihnen bei allem und einer guten Entwicklung steht nichts im Wege.


    Schritt 2: Bei Fussball.de nachschauen, wo es heimatlose Kinder geben könnte (beispielsweise Vereine, die aktuell ne E haben, aber keine D dadrüber)
    In diesen Fällen ist Abwerben legitim und ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass die abgebenden Trainer in dem Fall ganz froh sind, dass es jemanden gibt, der ihren Spielern eine "neue Heimat" bietet.


    - Bin sogar beim Nachbarverein fündig geworden. Deren E bestand bis auf eine Ausnahme aus komplett jungem Jahrgang und somit immer noch E. Der einzige ältere Jahrgang spielt jetzt bei mir.
    - Hatte noch eine weitere Zusage zu den selben Bedingungen. Ist dann letztendlich doch nix geworden, nachdem der Vater erfahren hatte, dass ich auch Mädels in der Mannschaft habe.



    Somit war ich im April bereits bei 14 Spielern und habe dann erstmal nichts mehr gemacht. Bis Juni kamen dann tatsächlich noch zwei weitere Kinder einfach mal so vorbei. Die gewünschten 16 waren erreicht.


    Dass mittlerweile der Jahrgang unter mit aufgelöst wurde und ich die verbliebenen aufnehmen mußte und jetzt bei 20 Kindern bin, ist mein persönliches Einzelschicksal. Generell würde ich meine oben beschriebenen Lösungswege aber wieder gehen.

    Das Größte davon ist, dass
    sie vom Rest der Truppe ständig wegen ihrer Schwächen ausgelacht werden.

    Wenn du das abstellst, sind deine übrigen Probleme gar nicht mehr so groß. Wer durch das Gelächter der anderen verunsichert wird, hat überhaupt keine Chance besser zu werden.


    Ich bevorzuge bei sowas in der Theroie die Holzhammermethode. Einmal druff hauen und mehrere Jahre Ruhe haben :D In der Praxis reicht meist schon, die Erwähnung so einer Maßnahme.



    Holzhammermethode wäre in deinem Fall: "Jungs, wenn ihr noch Luft zum Lachen habt, ist das Training für euch offenbar nicht anstrengend genug." Und dann schickt man sie laufen ... bis zum Ende des Trainings ... und kann in Ruhe mit den Schwachen arbeiten. Wie gesagt: Ne Ankündigung in die Richtung sollte reichen, um erstmal Ruhe zu haben. Das Verständnis, warum man seine Mitspieler nicht auslacht, wirste danach langsam bei den Kindern wecken müssen.

    Sir Alex:


    Ich habe mich bisher nicht mit den Unterschieden zwischen ball- und mannorientiertem Verteidigen beschäftigt. Also bisher (kommen gerade aus der E) weder das eine noch das andere vorgegeben. Ich hab die Kinder sich einfach austoben lassen. Es gab höchstens mal den Hinweis, dass man Gegenspieler vorm Tor nicht unbedingt alleine lassen sollte. Was dabei herausgekommen ist, gefällt mir.


    Ich hab mir vorhin mal das Video eines unserer Spiele von den Eltern ausgeliehen und den ersten Angriff des Gegners aufgemalt (siehe angehängte Datei / blau ist meine Truppe, hellblau meine nominellen Verteidiger).



    Ich weiß nicht, ob sich jeder Spieler 100%ig richtig verhält. Ich weiß aber, dass sie eigenständig Lösungen finden und somit so flexibel sind, dass ich ihr Verhalten jederzeit an hochwissenschaftliche Taktikvorgaben anpassen könnte. Und das reicht mir für ne Truppe, die gerade in die D gekommen ist.


    Bei der aufgemalten Szene würde ich nur einschreiten, wenn einer der beiden Gegner vorm Tor völlig frei wäre. Dass einer der Verteidiger falsch zum Mann steht, kriegt er ruhig erklärt, nachdem sein Gegenspieler den Ball bekommen hat. ("Kinder müssen auf die Herdplatte fassen, damit sie verstehen, warum sie es nicht sollen"-Theorie)


    Natürlich bin ich für jeden Tipp offen, den ihr mir hier anhand der aufgemalten Szene geben könnt. Ich behalte mir aber vor, diese Tipps erst in einigen Wochen, Monaten oder Jahren an meine Truppe weiter zu geben :P

    Das Mittelfeld hält meistens die Positionen nur dann wenn die Abwehr hinten "dicht" ist, aber sobald die Abwehr einen oder zwei Fehler begeht, glauben meine Mittelfeldler sie müßen hinten alles machen und fehlen dann natürlich im Konter, bzw. dort wo sie eigentlich hingehören.

    In einer Einheit (Mannschaft) hat jeder dort zu sein, wo er gebraucht wird. Wenn also deine Mittelfeldspieler hinten aushelfen und damit aus einem 3-3-2 ein 6-0-2 machen, dann ist das im Sinne des Mannschaftszusammenhalts erstmal begrüßenswert.


    Der von dir angefragte Lösungsweg, klingt danach die Abwehr so zu "drillen", dass deren Fehlerquote minimiert wird und die Mittelfeldspieler auf ihren Positionen gemütlich auf den Ball warten können. Dazu nur: Guck dir mal drei x-beliebige Herrenspiele an. Dort wirst du immer wieder brenzlige Situationen sehen, die entstehen, weil sich ein Mittelfeldspieler zu fein dafür war, in der Abwehr auszuhelfen. Solche Spieler züchtest du mit deinem Vorgehen heran :D



    Lösungsvorschlag:


    - Deine Stürmer müssen sich in solchen Situationen auch fallen lassen, um die Anspielstationen im Mittelfeld aufrecht zu erhalten.
    - Animier deine Mannschaft zum schnellen Umschalten. Nach Bereinigung der Gefahr sollte eigentlich jeder deiner Mittelfeldspieler in der Lage sein innerhalb von 5 bis 7 Sekunden wieder auf "seiner Position" zu sein. Diese Zeit sollte sich bei eigenem Ballbesitz überbrücken lassen.


    Natürlich darfst und solltest du nebenbei auch daran arbeiten, dass die Abwehr weniger Fehler macht. Aber bedenke: Ein verlorener Zweikampf ist in den seltensten Fällen ein "Fehler".

    These 1a: Wenn man intelligente Spieler hat, bringt es ausbildungstechnisch am meisten, wenn man die Kinder das System bestimmen läßt.
    These 1b: Wenn man die Kinder das System bestimmen läßt, hat man recht schnell intelligente Spieler.


    Die Kinder müssen sich selber ausprobieren und eigene Ideen entwickeln, um in höheren Altersklassen taktische Vorgaben wirklich zu verstehen und nicht nur robotermäßig nachzuahmen. Der Trainer gibt hierbei einfach nur eine möglichst flexible Grundformation vor und läßt den Rest die Kinder machen.


    Während meiner F- und E-Zeit war die Grundformation 2-3-1 (wurde damals eher zufällig gewählt, ist aber aufgrund der heutigen Erkenntnisse geradezu ein Glücksfall gewesen).



    Mein persönlicher Lernprozess:


    Wenn man aufgrund eines vermeintlich übermächtigen Gegners vor dem Spiel vom 2-3-1 auf 3-2-1 umstellt,
    - maulen die Kinder
    - agiert die Mannschaft aufgrund der vom Trainer vorgegebenen defensiven Ausrichtung viel zu gehemmt in der Vorwärtsbewegung


    Wenn man aufgrund eines vermeintlich schwächeren Gegners vor dem Spiel vom 2-3-1 auf ein 1-3-2 umstellt,
    - haben die Kinder das Spiel schon in der Kabine gewonnen und rechnen sich im Kopf aus, wieviele Tore sie denn heute selber machen wollen
    - werden jegliche Defensivaufgaben überhaupt nicht mehr ernst genommen


    Wenn man aber unabhängig vom Gegner einfach 2-3-1 als Grundformation vorgibt
    - hat man bei einem stärkeren Gegner ganz automatisch ein 3-2-1 oder gar ein 3-3-0 zu dem sich die Kinder selber entschlossen haben und dementsprechend frei agieren
    - hat man bei einem schwächeren Gegner ganz automatisch ein 1-3-2 zu dem sich die Kinder selber entschlossen haben und dementsprechend frei agieren



    Zur Umstellung und Vorbereitung von E7 auf D9 habe ich viel gelesen, andere Spiele beobachtet und erfahrene Trainer befragt. Ich war also mit jeder Menge theoretischem Wissen ausgestattet. Da es aber auch in der Theorie viele unterschiedliche Meinungen gibt, galt es in Testspielen eigene Erfahrungen zu sammeln. Vor dem ersten Testspiel stand eigentlich nur fest, dass wir mit 2 Stürmern spielen wollten, da es in diesem Punkt die meisten Übereinstimmungen bei meinen zu Rate gezogenen Quellen gab.


    Also haben wir am Ende der letzten Saison und vor dieser Saison insgesamt 9 Testspiele auf D-Jugend-Feld durchgeführt und dabei verschiedene Systeme durchprobiert.


    Erkenntnisse der ersten beiden Spiele:
    - keine, Chaos pur, müssen uns halt erst an die neuen Bedingungen gewöhnen


    Erkenntnisse der Spiele 3 bis 6:
    - Egal, was der Trainer als Aufstellung vorgibt: Die Kinder verhalten sich je nach Spielsituation (offensiv oder defensiv) so, als wäre die Grundformation ein 3-4-1


    Erkenntnisse der Spiele 7 his 9:
    - 3-4-1 ist jetzt offizielle Aufstellung, die Kinder fühlen sich sichtlich wohl und ich werde die Taktiktafel auch in diesem Jahr nicht brauchen



    Ob der zentrale Abwehrspieler jetzt als Libero oder als Manndecker agiert, richtet sich nach Spielweise des Gegners oder der jeweiligen Spielsituation.
    Wichtig dabei ist, dass man sich ergänzt: Wenn beispielsweise der "Libero" in einer Situation nen Gegenspieler deckt, übernimmt jemand aus dem zentralen Mittelfeld die Aufgaben des Liberos ... oder halt der Außenverteidiger der "ungefährlicheren Seite" rückt in die Mitte und wird auf seiner eigentlichen Position vom Außen-Mittelfeld der Seite vertreten.


    Verschieben von Positionen und Aufgaben in alle erdenklichen Richtungen. Keine starren Vorgaben von Positionen und Aufgaben. Laß die Kinder sich frei entfalten und das Spiel verstehen. Dann hast du Kinder die nicht "ich MUSS jetzt das und das machen" denken, sondern welche, die "ich WILL jetzt das und das machen" denken.


    Generell verspreche ich mir davon hohes Verständnis für zukünftig eventuell notwendige Anpassungen. Obs jetzt in der C-Jugend ne 3er oder ne 4er-Kette wird, weiß ich dementsprechend noch nicht. Warum sollte ich ne 4er-Kette erzwingen, wenn sich die Truppe mit ner 3er-Kette wohler fühlt? - ("Wohl fühlen" = "stärkste Formation") Eine funktionierende Mannschaft wird da schon die richtige Entscheidung treffen :D Schließlich stehen die Kinder auf dem Platz, wir nur daneben.


    Voraussetzungen:
    - guter Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft
    - jeder muss grundsätzlich überall spielen können
    -

    Zitat

    ... und das vermutlich ohne das der Trainer auch nur ein Wort darüber verliert.

    Ok, falls man dem Trainer der nächsten Altersstufe oder gar den Herren zuarbeiten muss, ist man natürlich etwas mehr gebunden. Ersteres ist bei mir aber nicht gegeben und letzteres frühestens in 7 Jahren.

    und alle Spieler sollen gleich behandelt bzw. berücksichtigt werden? klares Nein(!), egal welche Alterstufe.
    das ist Erziehungssache des Trainers.

    Heute gabs auch gleich den ersten Schlag ins Gesicht. Ein Spieler aus Gruppe E kam heute unentschuldigt nicht zum Spiel. Letzte Saison hätte ich mir gedacht, selber Schuld, spielt er halt nicht. Heute dachte ich mir: "Und dafür haste nen zuverlässigeren zu hause gelassen."


    Wir halten also fest: Gruppe E besteht aus fünf Spielern, drei davon waren gestern unentschuldigt nicht beim Training, der vierte heute unentschuldigt nicht beim Spiel.


    Da ist zumindest kurzzeitig die Motivation, mich für diese Spieler einzusetzen ziemlich im Keller.



    Auch mit dem fünften Spieler aus dieser Gruppe gabs heute Theater. Das ist der vermeintlich Schwächste ... ähm, nein ... es ist DER Schwächste (auch wenn ich damit riskier, dass Andre gleich mit "Subjektivität" um die Ecke biegt :D ) mit dem Vater, der jede Auswechslung seines Sohnes mißbilligend kommentiert (siehe einige Einträge vorher).
    Ich hab ihn 10 Minuten vor Schluß ausgewechselt. Bis dahin kam er auf 35 Minuten Spielzeit. Vom Vater kam: "Was soll das denn schon wieder?" Ich wollte dem Vater erst nen Vortrag halten, allerdings hat mir mein Bauch den Mund verboten. Also gabs von mir nur: "Keine Angst, er kommt gleich wieder rein." Und das kam er dann auch ... fünf Minuten vor Schluß beim Stand von 5:0 auf die zentrale Abwehrposition. Endstand des Spiels 5:2 - Bin mal gespannt, ob der Vater nochmal was sagt :D


    Gemein dem Kind gegenüber? Nö, der wird gar nicht realisiert haben, dass die Gegentore auf seine Kappe gehen. Schließlich war er ja gar nicht am Ort des Geschehens, sondern irgendwo am Mittelkreis.

    Bin noch mal kopfschüttelnd ausm Bett gekrabbelt.


    Stell dir mal ein Herren-Spiel auf Großfeld mit 6 Feldspielern und einem Torwart vor. Humbug, oder? ... und nix anderes läuft bei euch, wenn man mal Körpergröße, Schrittlänge, Schusskraft usw. in Relation setzt.

    Ich hab mal ein wenig auf der HFV Seite gestöbert. Die Feldgrößen scheint es schon mehrere Jahre zu geben. Sind offenbar nur für dich neu, weil du jetzt in die E kommst.


    Ich bleib vorerst bei Humbug. Ausführliche Begründung geht jetzt nicht, da ich ansonsten total übermüdet zum Testspiel meiner Mannschaft komme.


    Daher nur kurz:


    - Bei uns spielt ne E 35x55, bei euch bereits die G!
    - E7 und sogar D9 die selbe Spielfeldgröße ....
    - These: In Hessen werden Spiele nicht über fußballerisches Können, taktisches Geschick sondern allein über Schnelligkeit entschieden.

    Heutige Trainingsbeteilgung: 15


    Gefehlt haben 3x Gruppe E (allesamt unentschuldigt), sowie jeweils einmal Gruppe C und D (beide aufm Geburtstag).
    Ein Spieler aus Gruppe A war auch zum Geburtstag eingeladen, hat aber lieber trainiert.


    Womit sich zumindest die derzeitige Einteilung schon mal bestätigt hat.



    koeppchen:


    - Punkt 1 und 2: Ist mir klar. Aber ohne vorherige Überlegung wäre die Wahrscheinlichkeit dafür noch viel höher.
    - Punkt 3: Denkpausen gab es in der Vergangenheit immer wieder mal. Sind also bekannt. Allerdings nicht für einmalige Ereignisse (jeder hat mal nen schlechten Tag), sondern für beispielsweise wiederholtes Stören an mehreren verschiedenen Trainingstagen. Dafür ist jetzt die monatliche Neueinteilung der Gruppen da. Bis jetzt gabs die Ansage: "Dein Verhalten in den letzten Wochen (Beispiele nennen) paßt nicht in einen Mannschaftssport, weil (ereignisbezogene Begründung). Wenn sich das nicht bessert, wirst du mal ein Spiel aussetzen müssen." Hat immer gewirkt. Jetzt gibts halt "Wirste eine Gruppe tiefer eingeteilt und würdest dann öfter aussetzen müssen."
    - Punkt 4: Bauchentscheidungen bei der Kaderzusammenstellung darf es nicht geben. Ansonsten würde ich aufgrund deiner ersten beiden Punkte auf jeden Fall scheitern. Während eines Spiels gibt es aber immer noch genügend Baucheintscheidungen (Taktikwechsel, Positionswechsel, Spielsystem-Wechsel, Position des als nächstes einzuwechselnden Spielers, mal spontan nen Freistoßschützen oder Eckenschützen ansagen, Lob anbringen oder nicht, mit Sachen wie "komm, den kriegste noch" anfeuern oder abwarten, ob der Spieler sich selber zu nem Antritt entscheidet, usw. usw.) Jedes Wort, ja sogar jeder Schritt am Spielfeldrand ist ne Bauchentscheidung. Fußball halt :rolleyes:

    Man braucht die Tabellen in diesem Altersbereich nicht. Allerdings gibt es besonders in der Kreisliga immer mindestens einen Trainer, der spätestens zehn Minuten nach Spielende alle anderen anruft, nach Ergebnissen fragt, sich dann ne Tabelle zusammenbastelt und die per Mail an die anderen Trainer verschickt.


    Muß man nicht gutheißen, aber man die Existenz einer solchen Tabelle den Kindern gegenüber nur schwer leugnen. Zu unserer F-Kreisliga-Zeit wars für mich damit schon nach den ersten beiden Spieltagen vorbei. Einer meiner Spieler hat von einem Schulfreund, der in ner anderen Mannschaft spielt, ne ausgedruckte Tabelle bekommen und zum Training mitgebracht. "Guck mal Trainer, es gibt doch eine."
    Fortan wußten die Kinder über unseren Tabellenstand besser Bescheid als der Trainer. Die Quelle dieses Wissens war offensichtlich, ich habe aber nix gesagt.

    zu 5:




    Im (bei mir untergerodneten) Vereinsinteresse, aber auch im Interesse
    der übrigen Spieler, die ansonsten aufgrund Spielermangels keine
    Mannschaft mehr hätten,


    muss ich auch die Spieler mit höheren Ambitionen halten. Natürlich, ohne
    diese dabei zu unterfordern. Ein Spieler aus meinen "Top 5" ist bereits
    im Stützpunkt, drei weitere stehen unter Beobachtung und der fünfte
    möchte nicht, weil er Montags was anderes vorhat. Zusätzlich übernimmt
    jeder dieser Spieler mehr Verantwortung (Mannschaftsführung verbal oder
    durch Spielintelligenz) auf dem Platz als sie es in einer Mannschaften
    mit mehr Spielern ihrer Leistungsklasse tun müssten. Das paßt dann schon
    irgendwie :)






    zu 6.




    Ok, war eventuell übertrieben. Mal Erfahrungswerte sammeln.






    zu 7:




    Bei mir steht zu Beginn des Spiels niemals die "stärkste" Truppe aufm
    Platz, sondern eine Truppe, die auch mit ständigen Auswechslungen
    theoretisch fast die ganze Spielzeit gleich schlagkräftig ist. Vorm
    Spiel wird die Aufstellung gemacht und auch gleich festgelegt, für wen
    die Spieler, die zuerst draußen stehen eingewechselt werden. Danach wird
    eine Wechselkette in Gang gesetzt. Sprich: Erste Auswechslung = erste
    Wiedereinwechslung. Wenn dann jemand mal wegen "Aua" kurz ne Pause
    braucht, reiht er sich in die Kette hinten ein. Egal, wer es ist. Wenn
    ein Leistungsträger mal wegen ner Verletzung kurz raus muss, würd ich
    ihn manchmal am liebsten sofort wieder einwechseln, halte mich dann aber
    an die Wechselkette. Wenn ich die nicht konsequent durchziehen würde,
    hab ich dauernd "Wann komm ich wieder rein?" im Ohr.




    In den letzten 10 Minuten eines Spiels kann es zu Abweichungen kommen:




    - deutliche Führung: die besten raus, mehr Spielanteile für den Rest


    - knappe Führung: falls ein Spieler ne niedrigere Tagesform hat, wird er
    vorsichtshalber rausgenommen, ansonsten wird am System festgehalten


    - Unentschieden oder knapper Rückstand: die besten rein, es haben alle
    gerackert und ausreichend Anteil am Spiel gehabt - das Erfolgserlebnis,
    wenn das Ergebnis für uns noch erfreulicher gestaltet werden kann,
    bleibt länger im Kopf als die Tatsache, dass man heute mal 5 Minuten
    weniger gespielt hat, als sonst.


    - deutlicher Rückstand: System durchspielen, es hat heute einfach nicht gereicht.




    Das durchschnittliche Mannschaftspotenzial ist mir also auch bekannt.
    Trotzdem werde in der nur 3,5 Wochen andauernden Qualifikationsphase
    etwas ergebnisorientierter Spielen lassen, da die Mannschaft, die
    innerhalb weniger Monate von 10 auf 20 Spielern angewachsen ist, sich
    noch in einer Findungsphase befindet und sich damit die
    durchschnittliche Leistung im Verlauf der Saison noch erhöhen sollte.






    zu 8:




    Bei den Turnieren handhabe ich das schon länger so, dass ich "wild"
    durchrotier. Gibt manchmal Beschwerden von den Eltern, weil "wir doch
    nicht 5 Stunden in der stickigen Halle rumsitzen wollen, wenn du die
    Aufstellung scheinbar einfach nur würfelst und wir am Ende nur fünfter
    werden, obwohl wir das Turnier auch gewinnen könnten." Da gibts von mir
    dann die Ansage, "Hallensaison = Spaßzeit". Versteht dann auch nicht
    jeder, aber ich ziehs durch.




    Der Vorschlag, möglichst viele Turniere anzunehmen, ist aber leider
    nicht ganz durchführbar. Der Verein bezahlt für fünf Turniere pro Jahr
    und Mannschaft das Startgeld. Dabei isses übrigens egal, obs ne F mit 10
    oder ne D mit 20 ist. (Kopf-Tisch-Kopf-Tisch...) Für jedes weitere muss
    ich bei den Eltern sammeln. Und dabei höllisch aufpassen. Einerseits
    wegen Eltern, die Schwierigkeiten haben, den Monatsbeitrag (5 Euro)
    pünktlich zu bezahlen. Andererseits um bei den Eltern, die es sich
    leisten könnten eine "wozu zahlen wir eigentlich
    Beiträge?"-Unzufriedenheit aufkommen zu lassen. Aus den 5 Turnieren mal
    eben 15 zu machen und davon dann 10 Turniere selber bezahlen zu müssen,
    würde also nicht ohne Komplikationen über die Bühne gehen.




    Blockwechseln betreibe ich nicht. Ich bilde Paare, die dann eigenständig wechseln. Funktioniert super.


    Mehrmals pro Saison gebe ich Spiele auch komplett an die Mannschaft ab.
    "Das Spiel schenk ich euch. Ihr habt fünf Minuten Zeit, um euch ne
    Startaufstellung zu überlegen. Während des Spiels sollt ihr dann auch
    eigenständig wechseln." Das sind zugegebenermaßen meist Testspiele oder
    Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner, hat aber einen enorm
    positiven Effekt auf den Zusammenhalt der Mannschaft.




    Im übrigen habe kann man während dieser Spiele auch Dinge beobachten,
    die mich im Glauben an das jetzt entwickelte System bestätigen. Wenns in
    diesen Spielen mal nicht so rund läuft, werden die Leistungsträger auch
    von den Kindern selber öfter eingewechselt. Extrem-Beispiel aus einem
    solchen Spiel: Ein Spieler kommt rein, spielt zwei Minuten und kommt
    dann wieder an die Seitenlinie mit den Worten "Willi (Name von der
    Redaktion geändert), geh du rein. Wir brauchen dich."






    Fazit: So sehr unterscheiden sich unsere Philosophien gar nicht. Ich hab
    andere Vorgehensweisen für die annähernd gleichen Ziele. Ein wenig
    Abstriche muss ich aufgrund der generell erschwerten Rahmenbedingungen
    machen aber bisher konnte ich jedem Kind guten Gewissens vermitteln,
    dass es ein absolut wichtiger Bestandteil der Mannschaft ist. Die
    jetzige Situation, in der ich plötzlich viel mehr Spieler im Kader habe,
    als ich einsetzen kann, ist für mich neu. Daher auch der ganze Aufwand.
    Ich bin kein Freund von "wird schon irgendwie gut gehen", schließlich
    geht es um Kinder.

    So langsam kommen wir auf einen Nenner. Denn sooo unterschiedlich ist
    unsere Philosophie gar nicht. Einige Punkte handhabe ich generell etwas
    anders als du, bei anderen muss ich mich an die erschwerten
    Rahmenbedingungen anpassen.


    Dass jemand zweimal hintereinander
    aussetzen muss, versuche ich durch mein System zu verhindern. Dafür sind
    dann die Einsatzzeiten bei den Faulen pro Spiel eingeschränkt, sie sind
    dafür aber jedes zweite Spiel dabei und nicht nur jedes dritte. Das
    dürfte was Einsatzzeiten angeht sowohl bei meinem als auch bei deinem
    Ansatz auf das selbe hinauskommen. Wenn ein Fauler möglichst oft am
    Spielfeldrand steht und es ihm in den "Füßen juckt", weil er mitspielen
    will, verspreche ich mir eher eine Verhaltensänderung, als wenn er im
    Zweifelsfall nur jedes dritte Spiel dabei wäre und während der übrigen
    zwei Spiele dann halt ins Schwimmbad geht.


    Auch da unterscheiden wir uns nur um ein paar Prozentpunkte. Vor drei Jahren
    habe ich noch jedes Spiel minutiös vorausgeplant (Sprich in Minute 8
    kommt X für Y, in Minute 12 A für B, usw. usw.), damit absolut
    sichergestellt ist, dass jeder EXAKT die selbe Spielzeit hat.


    Davon habe ich mich in den letzten Jahren schrittweise entfernt.


    Bei folgender Rechnung, wirst du mich wohl wieder für nen Statistikfreak
    halten, soll aber belegen, welchen Aufwand ich betrieben habe, um ein
    System zu entwickeln, dass alleM und alleN gerecht wird:


    9er Feld = 8 Feldspieler. Spiel geht 60 Minuten. Es sind also 8 mal 60
    Einsatzminuten zu verteilen. Zieht man davon die 20 bis 30 Minuten ab,
    die für die "Faulen" reserviert sind, bleiben 450 Minuten.
    14 Spieler dabei. Davon die beiden Faulen und den Towart abziehen. Bleiben
    11 Feldspieler, auf die die 450 Minuten zu verteilen sind. Im Schnitt
    wären das 41 Minuten pro Spieler. Im Eingangspost wirste dann die
    Vorgabe finden, dass jeder MINDESTENS 25 Minuten spielen soll, wenn mehr
    möglich ist also auch gerne 30. Das ist meiner Meinung ausreichend, was
    "annährend gleiche Spielanteile" angeht.


    Unterschiedliche Positionen sind auch für mich selbstverständlich. ALLE meiner Spieler
    (zumindest die 16, mit denen ich ursprünglich geplant habe), könnte ich
    selbst bei 100%iger Leistungsorientierung bedenkenlos auf MINDESTENS 2
    von 3 (Abwehr, Mittelfeld, Sturm) einsetzen. Selbst die etwas
    lauffauleren Charaktere sind auf allen Positionen annähernd gleich gut,
    aber natürlich auch auf allen annährend gleich lauffaul :D


    Handhabe ich auch etwas anders:
    Ich hol ihn vom Feld und nenn ihm kurz, knapp und ruhig die Begründung
    dafür. Ein Gespräch findet nicht statt, da sich meine Aufmerksamkeit
    während eines Spiels allen Kindern zu möglichst gleichen Teilen widmet.
    Danach wird er nicht sofort wieder aufs Feld geschickt sondern reiht
    sich hübsch brav in die Wechselreihenfolge ein. (Ja, auch sowas gibt es
    bei mir. Dazu später mehr.)
    Im Training versuche ich dann durch vermehrte Hinweise und ständiges Anfeuern, den Spieler zu etwas mehr
    Einsatzbereitschaft zu animieren. Übungen, wie die von dir beschriebene,
    in der er kein Tor schießen darf, führe ich nicht durch. Wenn drei
    Spieler Tore schießen dürfen, einer aber nicht, hat der eine zwar
    eventuell etwas gelernt aber weniger Spaß als die anderen. Das ist dann
    für mich keine Gleichbehandlung mehr.
    Stellt sich auch nach Zeitraum X durch "verbales Training" keine Besserung ein, wird mit den Eltern
    ein Termin für einen Hausbesuch vereinbart und die Situation dann mit
    Eltern und Spieler gemeinsam und ausführlich besprochen. Spätestens das
    hat bisher immer zu einer deutlichen Verbesserung geführt. Dieser
    Prozess muss allerdings bei einigen Spielern im Abstand mehrerer Monate
    oder Jahre wiederholt werden, da es Charaktere gibt, die leichter in den
    "alten Trott" zurück fallen als andere.



    ---


    zu 4.


    In diesem Punkt gehen unsere Meinungen wohl am deutlichsten auseinander.... vielleicht aber auch nicht. Du schreibst:

    Zitat


    Zudem arbeite ich ausbildungstechnisch im letzten Schluß der ersten
    Mannschaft zu. Die soll nämlich bestausgebildete motivierte erhalten und
    damit fortkommen, aufsteigen, Kohle reinholen....

    Das ist klar Vereinsinteresse, dass bei mir mittlerweile eine extrem
    untergeordnete Bedeutung hat (siehe mein anderer Thread unter
    Konflikte). Aber ich setz die Vereinsbrille gerne mal kurz auf, um auf
    dein Argument eingehen zu können:


    Unser Verein steht ab 2011/2012 vor einer mindestens fünfjährigen Phase
    in der kein einziger Jugendspieler in den Herrenbereich kommt. Die
    letzte derartige Phase hat sieben Jahre gedauert und hatte für die Erste
    (und dann auch ganz schnell einzige) Herren einen Altersdurchschnitt
    von über 35 Jahren und 3 Abstiege in 5 Jahren zur Folge.


    Dem Argument folgend muss ich alle 16 99er "mit allen erdenklichen
    Mitteln" halten, da ich ansonsten ab der C-Jugend nicht mehr ausreichend
    Spieler habe, die Mannschaft auflösen müsste und die Herren dann schon
    mindestens sieben Jahre ohne eigenen Nachwuchs auskommen müsste. Dann
    kriegen die Spieler mit den etwas höheren Ansprüchen halt mal mehr
    Ketchup auf die Pommes als andere. Dieses Vorgehen ist den erschwerten
    Rahmenbedingungen geschuldet auch wenn meine Beweggründe andere sind als
    Vereinsinteresse. Ich will einfach die Mannschaft halten, die in der
    ursprünglichen Form schon seit 4 oder teilweise sogar 5 Jahren so
    zusammengespielt hat und jetzt halt aus unterschiedlichen Gründen mit
    einigen Neuen ergänzt werden musste.




    Die 5, die von mir etwas mehr Ketchup auf die Pommes kriegen, sind die
    ehrgeizigsten und gleichermaßen die subjektiv "Besten". Dies sehe aber
    offenbar nicht nur ich so, da es auch genau die 5 sind, die Anfragen von
    anderen Vereinen bekommen. Dazu sind es aber auch die 5 mit der
    höchsten Trainingsbeteiligung, die 5, die nie zu spät kommen, die 5, die
    nie Mitspieler ärgern, die 5, die nie aufs Klo müssen wenn mal ne
    anstrengendere Übung ansteht, die 5, die zu Opas Geburtstag später
    kommen, weil sie vorher lieber noch trainieren. Diese 5 sollen
    theoretisch bei jedem Spiel dabei sein, was sie aber nicht werden, da
    auch sie mal krank sind, ne Klassenfahrt haben oder zu Auswahlterminen
    müssen.




    Danach kommen die Spieler 6 bis 15, die zwischendurch auch mal aussetzen
    müssen. Kann man in jedem Fall sowohl durch Leistung als auch durch "du
    bist in letzter Zeit mehrmals zu spät gekommen" oder "du drückst dich
    zu oft vor anstrengenden übungen" usw. begründen. Im schlimmsten Fall
    (es gibt kaum Ausfälle) müßten sie ca. jedes vierte Spiel mal aussetzen.
    Realistisch dürfte es aber eher auf jedes fünfte Spiel hinaus laufen,
    da es eigentlich immer mehr Ausfälle gibt als der Trainer vor der Saison
    wahrhaben will.




    Dann gibt es noch die Spieler 16 bis 20, die jedes zweite Spiel aussetzen müssten. In dieser Gruppe befinden sich derzeit:


    - der Spieler, der von 8 Einheiten 6 mal unentschuldigt gefehlt hat


    - der Spieler, der zwar absagt aber aus Gründen wie "ich will ins Freibad"


    - der Spieler, der der absolut schwächste in der Truppe ist, bisher aber
    in allen Testspielen dabei war und exakt die gleiche Spielzeit wie der
    Rest hatte (in Testspielen wird das alte Verfahren wiederbelebt).
    Trotzdem gab es bereits Beschwerden vom Vater über zu geringe
    Einsatzzeiten. Nach Rücksprache mit dem 2000er-Trainer bei dem er vorher
    gespielt hat, kann man den Vater wohl nur zufrieden stellen, wenn man
    sein Kind durchspielen läßt. Muss ich mich auf sowas einlassen?


    - eine Spielerin, die an den Wochenenden immer wieder
    Reitveranstaltungen hat und nicht zum Fußball kann. Auch hier habe ich
    Rücksprache mit dem ehemaligen Trainer gehalten. Sie hat bei ihm im
    Schnitt jedes zweite Wochenende gefehlt, paßt also wunderbar in diese
    Gruppe.


    - der Spieler mit dem größten "Flegel-Faktor"

    Kritik sollte immer auch konstruktiv sein, sonst nützt sie wenig bis gar nicht. Du hast mir diesen Thread lang zwar ziemlich deutlich gemacht, dass du meine Vorgehensweise so überhaupt nicht akzeptieren kannst, mir aber keine konkrete Hilfestellung gegeben.


    1. Sag mir doch, wie ich anhand der im vorletzten Beitrag beispielhaft genannten Trainingswerte die beiden Spieler bestimmen soll, die gar nicht zum Einsatz kommen können?
    (Weil genau diese Situation habe ich gerade. 20 Spieler, 18 passen auf den Spielbericht, 15 Trikots sind derzeit nur vorhanden.)


    2. Sag mir doch, wie ich mit Kindern umgehen soll, die für sich persönlich (und unabhängig vom Trainer) das Ziel Kreisliga (höchstmögliche Staffel) ausgegeben haben?


    3. Sag mir doch, wie ich Kindern, die sich während eines Spiels fast kaputt rennen, weil sie für die Mannschaft kämpfen, erklären soll, dass derjenige, der - egal auf welcher Position er aufgestellt wurde - einfach nur vorm gegnerischen Tor auf den Ball wartet und sich nur bewegt, wenn der Ball mal in seine Nähe kommt, dass auch für den lauffaulen Mitspieler die gleiche Einsatzzeit gilt, wie für alle anderen.


    4. Sag mir doch, wann und in welchem Umfang ich den Leistungsgedanken so langsam einführen sollte? Soll ich damit bis zur C-Jugend warten und für die Spieler dann diesbezüglich alles radikal (von Null auf Hundert) ändern? (Hier im Kreis gibt es ab der C-Jugend ganzjährig laufende Staffeln mit Auf- und Abstieg. KEINE Qualifikation, KEINE Möglichkeit, für eine bestimmte Spielklasse zu melden. Es wird einfach die Spielklasse vom Vorgänger-Jahrgang übernommen.


    5. Sag mir doch, wie ich verhindern soll, dass die Stützpunkttrainer meinen Spielern (die dort teilnehmen oder von dort beobachtet werden), irgendwann einen Wechsel zum höherklassigen Verein nahelegen? (Derartige Maßnahmen seitens der Stützpunkttrainer habe ich in diesem Forum leider schon öfter lesen dürfen.)


    6. Wir werden diese Saison aufgrund unserer Situation (1. Mannschaft, aber komplett junger Jahrgang) die meisten unserer Spiele gegen ein Jahr ältere bestreiten müssen. Soll ich jetzt dem Gegner sagen, dass er mit den 4 eigentlichen E-Jugend-Spielern, die ich aufnehmen mußte - obwohl ein weiteres Jahr in der E-Jugend für sie absolut sinnvoller wäre - behutsamer umgehen soll? Oder ist das langsame Heranführen an das Spiel gegen zwei Jahre ältere über angepaßte Einsatzzeiten nicht die sinnvollere Variante?


    7. Sag mir doch, ob ich bereits in der Qualifikation das Ergebnis total außer acht lassen sollte? Würde ich damit nicht riskieren, dass wir diese Quali am unteren Ende der Tabelle abschließen und dann von Oktober bis Juni immer gegen 3. Mannschaften in der untersten Staffel spielen müssen? (In 3. Mannschaften sind naturgemäß vermehrt "Große und Dicke" anzutreffen, die sich gegen kleinere, aber technisch versiertere und schnellere Spieler leider viel zu oft nur durch ein Foul zu helfen wissen.)


    8. Sag mir doch, wie ich bei viel zu großem Kader alle unter einen Hut bringen soll, wenn mehr als die Hälfte der Kinder eine Trainingsbeteiligung von 75 bis 100% hat, aber halt auch ein paar wenige mit maximal 30% Beteiligung dabei sind?


    Und bleib sachlich dabei. Was soll der ständige Verweis auf eine F-Jugend, wenn es hier den ganzen Thread lang um eine D-Jugend geht?


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    UPDATE: Nachdem ich das hier geschrieben hatte, habe ich mal schnell meine Mails abgerufen. Dort fand ich eine Mail vom Vater eines der E-Jugendlichen, die jetzt zu mir in die D-Jugend kommen sollen. Er hat begrüßt, dass wir im Gegensatz zur alten Mannschaft meistens Samstags spielen und sein Sohn somit jetzt jeden Tag Sport machen könnte. Mo, Di, Do Handball-Training / Mi, Fr Fußballtraining, Sa Fußballspiel, So Handballspiel.
    Was ist da jetzt kindgerechter: Einen 10jährigen diesem Blödsinn nicht auszusetzen und ihn noch vor seinem ersten Training wieder aus der Mannschaft zu werfen oder ihn einfach wie ein "unschuldiges Kind, das nur kicken möchte" zu behandeln?