Wie die Holländer - trainieren nur in Spielformen

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  • Kurz zu meinen Bedingungen. Ich bin im dritten Jahr (also bald im vierten) Vatertrainer. Begonnen mit dem ersten Jahr Bambini, jetzt also Ende erstes Jahr F-Jugend eines (wortwörtlich) Dorfvereins. Die Trainingsbeteiligung liegt bei 12 Kindern, oft mehr, selten weniger.
    Das Training halten wir meist in zwei Gruppen ab die wir nach Könnenstand einteilen. Mein Sohn wird von einem anderen Betreuer trainiert und ist daher nie in meiner Gruppe. Das ist wie schonmal an anderer Stelle geschrieben besser für ihn und auch mich. Auf die Freundschaftsspiele und Spielfeste hat das jedoch keinen Einfluss. Da spielen alle, auch nahezu gleich lang. Einschränkungen gibt es nur für Kids die ein Handicap haben. Einer zB bekommt Hustenattacken wenn man ihn nicht rausnimmt und bremst usw.


    Mein "Wissen" habe ich hier aus dem Forum, von Training Wissen, aus Horst Weins Spielintelligenz Buch, aus der FT junior und diversen anderen Publikationen und DVDs.


    Derzeit lese ich "Mythos Niederländischer Nachwuchsfussball (klick)" und bin dadurch schwer ins Grübeln geraten. Ich muss dazu sagen, ich bin noch nicht durch, aber zu lesen sie trainieren nur in Spielformen hat mich wie gesagt zum Nachdenken angeregt.


    Bisher habe ich mein Training eigentlich immer so aufgebaut:


    Zum Einstimmen irgend ein kleines Spiel. Das kann ein Fangspiel sein, ein Spiel zur Orientierung, eine Staffel, oder auch manchmal einfach nur ein loses dribbeln wo dann der Ball jongliert werden muss. Mit jonglieren meine ich: hochspielen, fangen, hochspielen, fangen usw. Die besseren versuchen auch den Ball mehrmals oben zu halten.


    Eine Spielform.


    Übungsform mit Varianten.


    Abschlussspiel.


    Wenn man die Einheiten des DFB etwas verfolgt, kommt deren Aufbau etwa auch so hin, würde sogar eher sagen es besteht dort überwiegend aus Übungsformen und Spielformen kommen recht kurz.
    Jetzt zu meinem Aber: Kinder WOLLEN Spielen. Wenn ich drüber nachdenke, so würde ich sagen bei den Spielformen haben auch die jede Menge Spaß und knien sich voll rein, die bei den Übungsformen schneller aufgeben.


    Ich möchte mal kurz mein letztes Training vor den Osterferien beschreiben.


    Wir trainieren einmal wöchentlich für 90 Minuten, bis zum Winter war es noch zwei Mal, aber das schaffe ich zeitlich nicht mehr und meine Helfer trauen es sich nicht zu allein das Training zu schmeissen, zumindest noch nicht.


    Einstimmung:
    Wenn die Kinder kommen spielen sie in der Regel Mini WM (jeder gegen jeden, wer netzt ist in der nächsten Runde und spielt so lange Verteidiger, der nächste der netzt wird ebenfalls Verteidiger usw, einen Sieger gibts nie, irgendwann muss ich ja auch mal mein Programm beginnen ;) ) oder machen 9er Shootout (finde ich auch gut, ist wie Schusstraining, nur selbstorganisiert). Finde ich beides gut und lasse ich auch gerne bis ins Training reinlaufen, da wirklich alle gern dabei sind und dort mitmischen. Also hab ich das auch im letzten Training laufen lassen.


    Spielform 1:
    Vier 3er Teams die in Quadraten gegeneinander "Handball" spielen. Der Ball darf nicht abgenommen werden, sondern muss im Wurf abgefangen werden, vom Boden aufgehoben werden usw. Ich denke aus der Hand fällt es leichter das Umfeld zu scannen und den Ball zu passen, als mit dem Fuß. Da ist oft noch der Bliock auf den Ball und man vergisst das drumrum etwas. Vollständige Pässe gaben einen Punkt.


    Geplant war jetzt eigentlich diese Spielform 2:
    6 Hütchentore in beide Quadrate, durch passen und annehmen (also irgendwie den Ball kriegen, bevor der Gegner ihn hat). Allerdings habe ich es dann umgewandelt in eine Übungsform. Habe das ganze Training dann nämlich als zu anstregengend empfunden.


    Übungsform statt Spielform 2:
    Immer zwei zusammen und alle wild durcheinander die sich den Ball durch die Hütchentore zupassen mussten. Hier habe ich Punkte vergeben wenn Pärchen gut reagiert haben und zB ans Ende des Feldes sind, weil dort die Tore frei waren. Oder geht das schon als Spielform durch? Eigentlich ja ohne Gegner, daher würde ich sagen: Nej.


    Spielform 3:
    Siehe 1, nur diesmal mit dem Fuß. Gleiche Einteilung.


    Abschlussspiel.


    Ende.


    Ich habe selbst noch im Kopf wie wir früher alles eingeschleift bekamen, was recht dröge war manchmal, aber durch die Wiederholungen hat man es dann doch gelernt. Daher habe ich irgendwie Zweifel ob ein Training rein aus Spielformen bestehen kann und die Kinder dennoch soviel daraus mitnehmen wie aus Übungsformen. Auf der anderen Seite sind sie recht nah am Spiel und man könnte annehmen durch die "Drucksituation" sind sie besser vorbereitet als durch die komfortbale Situation der Übungsform. Zu denken gibt mir die Anzahl der Wiederholungen. Ist die dann da ausreichend?


    Da habe ich auch die folgenden Jugenden im Kopf. Wenn ich als F-Trainer nur Spielformen anwende, der E-Trainer mehr Übungsformen, ist das denn nicht kontraprodktiv?


    Meinen Weg stelle ich mir eigentlich so vor: Mein Sohn kommt im Sommer 18 in die E-Jugend, ich bleibe im Grundlagenbereich bei der F-Jugend.


    Wie seht ihr das, mach ausschliessliches trainieren in Spielformen tatsächlich mehr Sinn bei den Kleinen. Wird das in den Niederlanden tatsächlich so gehandhabt? Bin mir auch gar nicht sicher ob ich immer genügend Spielformen zu bestimmten Themen zusammen bekomme. (Hallo liebe Autoren ;) )


    Bin auf eure Meinungen und Anregungen gespannt.

  • Ich habe den Eindruck die Kinder lernen bei reinen Übungsformen kaum etwas. Dazu noch die Gefahren: rumstehen, Langeweile, Unkonzentriertheit.
    Wenn Du eine Spielform wählst, die du speziell auf den zu lernenden Inhalt ausrichtest, dann hast du einfach die Zeit viel effizienter genutzt. Denn Du hast dann nicht nur das zu lernende Element, sondern entwickelst immer auch Problemlösungskompetenz, Wahrnehmung und gegebenenfalls Spielintelligenz und Reaktionsschnelligkeit mit.
    Auch wenn dabei weniger Wiederholungen zustande kommen, ist es insgesamt dennoch besser.
    Schwierig für mich dabei ist: Sicherzustellen, dass in der Spielform auch alle Kinder den Lerninhalt oft genug ausführen. Das verlangt ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.

  • Deine "Übungsform" war tatsächlich in Wahrheit eine Spielform, wie du es schon vermutet hast ;)
    Kurz zur Unterscheidung des DFB: Bei der Übungsform ist immer Lauf- und Ballweg vorgegeben, das war bei dir ja nicht der Fall.
    Und wenn man diese Definition so anwendet, bin ich auch der Meinung, dass Spielformen in der F-Jugend ausreichen.
    Mit einer Ausnahme: Für den Torschuß ist es eher schwierig eine geeignete Spielform zu finden, hier ist ein einfacher Ablauf meiner Meinung nach sinnvoller, um jedem Kind möglichst viele Abläufe zu garantieren.


    Ab der E-/D- Jugend sind aber auch Übungsformen sinnvoll, wie bspw. das Passviereck, weil hier meinem Empfinden nach gezielter an der Ausführung gearbeitet werden kann. Schließlich bleiben die äußeren Bedingungen einigermaßen gleich. Somit kann der Spieler Unterschiede, die durch Korrekturen entstehen, sofort selber bemerken(bspw. das nachschwingen des Spielbeines beim Passen).
    Wenn dabei viele Herumstehen, hat der Trainer irgendeinen Denkfehler gemacht, schließlich kann man alle Übungsschauplätze ja auch mehrfach aufbauen.


    Soweit zu dem Spielformenthema. Bei deiner eigentlichen Frage kann ich dir aber leider nicht weiterhelfen, dafür kenne ich mich im holländischen Fußball doch zu schlecht aus..

  • Ich bin Verfechter von eher vielen Spielformen, bzw. Wettkampfformen und weniger Übungsformen.
    Und wenn Übungsformen, dann gerne in 2 kleine Gruppen teilen, wo die eine ein 2gg2, 2gg2+1 oder 3gg3 in irgendeiner Form macht. 30 oder 60 Minuten nur Übungsform, im "schlimmsten" Fall nur Dribbling, dem kann ich wenig abgewinnen.


    Es gibt Inhalte, wo Übungsformen Sinn machen, wo sie nötig sind. Beim Torschuß, wobei man da auch viel wenigstens in Wettkampfformen verpacken kann und vor allem beim Passspiel.


    Bei Dribbling finde ich dauerhaftes "Kappendribbling" nicht nur spielfern, sondern auch demotivierend. Die ganzen Finten ohne Zeit- und Gegnerdruck mühsam erlernen, ist verschenkte Zeit. Mal davon ab, dass diese Kappendribbler in dem Bewegungsablauf meist eh kein richtiges Täuschmavöver drin haben. Denn dazu bedarf es einer Täuschung des ganzen Körpers, vor allem des Oberkörpers. Kappendribbling kann man mM nach auf koordinatives Fähigkeitstraining reduzieren. Das kann man aber anders, besser und motivierender gestalten mM.


    Wer koordinativ gut geschult ist und die Körper- und die Pass/Schussfinte kann, kommt nicht nur extrem weit damit, diese reichen aus. Nein, er erlernt alle anderen Finten im U11-U13 Alter in kürzester Zeit.



    Auch in einer Übungsform kann ich immer nur einen Spieler "rauspicken", ihm individuelle Hilfe geben. Das mache ich aber in Wettkampf- oder Spielformen genauso. Da nehme ich mir auch einen SPieler raus, wenn die Technik bestimmte Fehler aufweist und feile in einer individuellen "Übung" daran, wenn es nötig ist.



    Das schwierige an Spielformen ist, wirklich den Schwerpunkt zu treffen. bzw. zu erkennen, wenn es nicht so ist und dann die Bedingungen (Feldgröße, Regeln, oä.) anzupassen. Gerade, wenn man neue oder eigene Ideen umsetzten will, wird man da häufig mal korrektiv handeln müssen. damit tun sich aber viele schwer.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ich bin auch ein Freund von Spielformen.
    Übungsformen kommen bei mir eigentlich garnicht zum Einsatz. Alles passiert in Spiel- oder Wettkampfformen. Torschuss und "Passstaffetten" lassen sich sehr gut unter Zeitdruck (gegeneinander) durchführen, was dann eigentlich sehr gut Stress simuliert (frei nach Hyballa "Spieler brauchen Stress" ;-))

    Wie Sir Alex schon richtig beschrieben hat, fällt es bei Spielformen oft schwerer Anpassungen vorzunehmen und den Schwerpunkt zu treffen. Scheut euch nicht davor neue Spielformen auszutesten und ggf. nach kurzer Zeit wieder abzubrechen.
    Fast alle Spielformen in meinem mittlerweile doch recht großen Repertoire haben nicht beim ersten Mal funktioniert.
    Wenn ich neue Spielformen einführe, hole ich mir danach auch mal das Feedback von der Mannschaft. Klar, bei jüngeren Mannschaften funktioniert das vielleicht nicht so gut, bei einer A-Jugend wie meiner Truppe aber doch.
    Beim zweiten Mal mit mal kleineren oder größeren Anpassungen jeglicher Art laufen die Spielformen aber dann.


    Generell zum Thema:
    Ich denke, dass sich das Fußballtraining in den nächsten Jahren in diesem Richtung entwickeln wird. "Fußball durch Fußball"
    Wer sich auch mal etwas mit den Fußball von Nagelsmann bzw. mit seinem Training beschäftigt merkt schnell, dass er den gleichen Ansatz verfolgt. "Prinzipien Training" keine Automatismen, die Spieler selber Lösungsmöglichkeiten erarbeiten lassen, etc.
    Für mich ist das Training in Spielformen nichts anderes. Nichts lehrt das Spiel besser als das Spiel selbst.

  • Bin da völlig bei @Sir Alex und @Butze
    Den Schwerpunkt moderierend und anpassend zu treffen ist das Kunststückchen. Dabei schießt man manchmal total am Ziel vorbei. Wenn ich das erkenne wird die Spielform abgebrochen - ist mir diesen Winter einmal in der Halle und einmal jetzt im Frühjahr auf dem Rasen passiert. Dabei war ich immer grantig - natürlich auf mich selbst. Beide Male - es lagen ca. 2 Monate dazwischen - waren es Spielformen, die ich als "Benchmarktest" für die Entwicklung eingestreut hatte. Ich glaube ich habe mich beide Male einfach inkompetent gefühlt, weil ich die Jungs überschätzt hatte. Es fiel mir beide Male nicht leicht, über meinen Schatten zu springen, das zu erkennen und zu handeln ohne die Schuld bei den Jungs zu suchen. Das ist schon schwer. Ich glaube das ist auch schwerer als bei Übungsformen - denn die kann man immer irgendwie hinbiegen. Bei Spielformen muss man mehr "Tricks" im Werkzeugkoffer haben, um ad hoc anzupassen, dass es läuft.

  • Meinen Weg stelle ich mir eigentlich so vor: Mein Sohn kommt im Sommer 18 in die E-Jugend, ich bleibe im Grundlagenbereich bei der F-Jugend.

    Wenn du schreibst du bleibst im Grundlagenbereich meinst du damit das dein Sohn diesen Verlässt? Das ist aber in der E-Jugend noch keienswegs der Fall, Grundlagen ziehen sich bis in die D-Jugend und teilweise noch weiter.

    Da habe ich auch die folgenden Jugenden im Kopf. Wenn ich als F-Trainer nur Spielformen anwende, der E-Trainer mehr Übungsformen, ist das denn nicht kontraprodktiv?

    Die Antwort liegt mit oben geschriebenen fast auf der Hand. Nein, das ist eher normal. Je älter die Kinder werden desto besser und öfter "kann" man gezielt auf Übungsformen zurückgreifen. Vor allem da die Steuerung hierbei leichter ist als in Spielformen. Ich denke aber das selbst in einer E-Jugend die Spielform noch deutlich überwiegen sollte.



    Vorteile und Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Spielformen wurden hier ja bereits genannt. Wichtig ist meinen Augen jedoch auch das Alter der Kinder nicht aus den Augen zu verlieren. Hierzu zählt eben auch die Größe der Teams in den Spielformen. Für F lasse ich in der Regel max. 3gg3 spielen und baue lieber doppelt oder dreifach auf. In der E kommt auch ein 4gg4 bei den Leistungsstärksten Teams mal vor.


    Wovon ich allerdings komplett weg gekommen bin ist eine Spielform abzubrechen wenn der Schwerpunkt (in meinen Augen) nicht getroffen wird. Das ist zu 99,8% meine Schuld. Warum sollte ich die Kinder dann dafür unterbrechen? Im "schlimmsten" Fall kann ich durch Zusatzregeln immer noch eingreifen und ggf. einen weiteren Schwerpunkt hinzufügen. Im nächsten Training wird der geplante Schwerpunkt dann eben nochmal und verbessert aufgegriffen. Gerade für die Altersklassen bis zur E-Jugend denke ich sollte weniger das "müssen" im Vordergrund stehen.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Sollte habe ich nicht verwendet. Ich schrieb kann und das begründet sich für mich in erster Linie am Alter und somit dem Verständnis der Kinder und auch in der höheren Detail-Tiefe der Ausführungen.


    Grob abgerissen geht der Technik Weg ja vom Kennenlernen in der F bis zur Feinform in der D/C-Jugend.
    Gerade hinsichtlich der erschwerten Steuerung in Spielformen greifen ich hinsichtlich der Feinformen einzelner Abläufe in den älteren Jugenden einfach auch immer wieder auf Übungsformen zurück. Persönlich versuche ich aber auch hier die Umsetzung möglichst schnell wieder in Spielformen zu bringen. Wer sich in der Lage Sieht Feinformen auch innerhalb von Spielformen zu erarbeiten ist sicherlich auch nicht auf dem falschen Weg.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

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    - (Quelle: paderball.com)

  • Ok, aber schwierige Spielformen sind doch wesentlich schwerer Umzusetzen als ein Pass von A nach B oder als an einem Hütchen vorbei zu dribbeln und zu schießen, oder nicht?
    Ich denke es liegt eher nicht an dem Verständnis, sondern an der Konzentrationsfähigkeit. Besonders in Bezug auf wenig motivierende Aufgaben. Hier haben erfahrungsgemäß Ältere einen Vorteil gegenüber Jüngeren.


    Ich Trainiere fast ausschließlich in Spielform. Ausnahmen ist das Erlernen völlig neuer Bewegungen, da bekommen die Kinder Zeit sich das erstmal kurz anzuschauen und auszuprobieren z.B. eine Finte oder wenn es Vorübungen gibt, da die Regeln verstanden werden müssen.
    Später in älteren Jugenden kommen dann aber Übungsformen in den Erwärmungsteil (wenn eine Erwärmung wirklich notwendig wird) auch bei mir hinzu. Da ich es ab der älteren D-Jugend für zu riskant halte direkt in eine Spielform einzusteigen. Ich habe nicht wirklich das angesprochenen Problem die Technik etc. zu coachen sondern die Belastungssteuerung macht mir gerade Schwierigkeiten. In meiner E-Jugend ist es gerade so, dass einige Kinder noch diese unendliche Energie haben, andere aber in der Entwicklung schon weiter sind und mehr Pausen brauchen.


    Ich bin ein absoluter Verfechter von sehr wenig Übungen, besonders bei max. 3-mal Training die Woche. Wenn ich natürlich am NLZ bin und meine Spieler 5mal die Woche Trainieren (+ Training in den Eliteschulen) würde ich sie auch mal an die Prellwand stellen und im strengen Wechsel Jonglieren lassen, ganz Oldschool . Vllt würde ich ihnen dabei noch Matheaufgaben stellen oder so und es als Life-Kinetik verkaufen ;)
    Aber, wenn ich nur max. 3 mal die Woche Trainiere, bleibt mir meiner Meinung nach nichts anderes übrig als fast ausschließlich in Spielformen zu trainieren, da ich nur so neben der technischen Verbesserung auch eine taktische Schulung erzielen kann.

  • Ich bin ein absoluter Verfechter von sehr wenig Übungen, besonders bei max. 3-mal Training die Woche. Wenn ich natürlich am NLZ bin und meine Spieler 5mal die Woche Trainieren (+ Training in den Eliteschulen) würde ich sie auch mal an die Prellwand stellen und im strengen Wechsel Jonglieren lassen, ganz Oldschool . Vllt würde ich ihnen dabei noch Matheaufgaben stellen oder so und es als Life-Kinetik verkaufen

    Sehe ich ähnlich, wobei ich in einer E-Jugend auch keinerlei Grund sehe 3x die Woche zu trainieren. Bei beginnt es in der D-Jugend erst mit 2x die Woche. Und auch das NLZ hier trainiert bis einschl. C-Jugend nur 3x die Woche.


    Allerdings finde ich das sich die von dir angesprochenen Pausen zur Belastungssteuerung dann eben genau für diese Jonglier, Life Kinetik und andere Aufgabe anbieten. In meiner Mannschaft ist es so das meist 3-6 Kinder keine Pause benötigen und daher auch nicht zum trinken gehen. Diese erhalten dann eine entsprechende Aufgabe welche wir durchführen bis wieder alle da sind.
    Spielformen stehe bei mir auch im Vordergrund. Zusätzlich zum erlernen von neuen Bewegungen greife ich aber auch bei der Verfeinerung der Ausführung gerne auf Übungen zurück. Einfach deshalb weil ich es als leichteste Stufe erachte. Der Zeitanteil beschränkt sich aber auf max. 10-15min bei 90min Trainingszeit. Und dies auch nur alle paar Wochen einmal.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Mal eine Frage am Rande, wie geht ihr in Spielformen mit den schwächeren Spielern um?


    Folgendes Problem: Bei mir in der F-Jugend ist das Leistungs- und auch Motivationsgefälle recht groß. Wie in fast jedem Dorfverein habe ich Kinder die kaum geradeaus laufen können (wobei das überspitzt ist, mittlerweile sind auch die schwachen riesige Schritte vorwärst gekommen) und Kinder die schon von BuLi-Vereinen abgeworben werden.


    Bei Spielformen habe ich häufig das Problem, dass die Schwachen gar nichts oder kaum was machen oder recht schnell raus fliegen (wenn wir mit Ausscheidung spielen). Dieses Problem habe ich selbst, wenn ich nach stärke einteile, es gibt immer 2-3 die einfach nochmal etwas abfallen (wobei die mich auch immer wieder überraschen :) ).


    Das sind doch Übungen manchmal sinnvoller, weil die schwachen so individuell oder zumindest gleichviel gefordert werden?

    "Some people think football is a matter of life and death. I don't like that attitude. I can assure them it is much more serious than that." - Bill Shankly

  • Ich versuche nur Spielformen einzusetzen, die alle Kinder können sollten. Und gebe den besseren dann Eskalationsregeln vor. Jedoch dürfen die Eskalationsregeln nicht dafür sorgen, dass die schwächeren plötzlich deutlich stärker sind - die Kinder wissen schon wer wie gut ist und fühlen dann Ungerechtigkeiten als sehr gravierend.

  • Bei Spielformen habe ich häufig das Problem, dass die Schwachen gar nichts oder kaum was machen oder recht schnell raus fliegen (wenn wir mit Ausscheidung spielen)

    Was verstehst Du unter einer Spielform? Wenn man ausscheiden kann, sind es Wettspiele - aber keine Spielformen.
    Aber zur Frage:
    Mit Verkleinerung der Gruppen kannst Du die Passiven oft aus sich heraus holen. Evt. musst Du dabei dann noch die Gruppenzusammensetzung steuern.
    Beispiel:
    https://www.trainertalk.de/fus…read/2571-drei-zwei-eins/
    Dabei habe ich noch nicht erlebt, dass jemand passiv war. Immer wieder 1:1, 2:2 oder 2:1 einbauen. Ggf. noch die +1-Variante nutzen.
    Funino ist auch eine Spielform, bei der kaum einer passiv ist.
    Dann gibt´s natürlich noch die Problematik, dass Kinder passiv sind, weil die besonders aktiven Kinder das Spiel an sich reißen. Da kannst Du ggf. durch entsprechende Gruppenzusammensetzung oder durch Provokatinsregeln steuern, dass alle eingebunden werden müssen. Letzteres wäre in einer F-Jugend allerdings nicht meine erste Wahl.

  • Zum Thema Spiel-, Wettkampf- und Übungsformen gibt es eine schöne Übersicht vom Deutschen Handballbund (Seite 10). Auch auf den folgenden Seiten stehen viele Tipps zu Spielformen und deren Beeinflussung.


    Zum Thema "Nagelsmann" (oder andere) und deren Spielformen - was sehen wir nicht?
    z.B. Dortmund hat den Footbonaut -> brauche ich nicht unbedingt Zielwettbewerbe oder Passübungen im Training machen; Hoffenheim hat auch noch Helix -> Aktuelles Sportstudio: Video (1 min.) - kann ich mir weitere Übungen sparen; dann Kraft- und Fitnessräume mit eigenen Fitness- und Techniktrainern -> fallen wieder Übungen weg (z.B. Koordination, Stabilisation usw.) usw.
    => da kann ich auf dem Platz mich natürlich ganz dem Fußballspiel widmen


    Und wie machen sich Profis war? Auch da sieht man nicht viel und es geschieht an anderen Orten, aber beim Torschuss meistens als Übungsform ;)


    Aus Spieler Sicht, der die gerade erwähnten Möglichkeiten nicht hat, fand ich immer gut, wenn alle Formen im Training berücksichtigt werden - nur Spiel wäre mir da zu wenig (z.B. Gesamtheit der körperlichen Fitness, Wiederholungen) bzw. zu viel (z.B. bei hoher Intensität; Konzentration) -> die Abwechslung macht es.

  • Bei Spielformen habe ich häufig das Problem, dass die Schwachen gar nichts oder kaum was machen oder recht schnell raus fliegen (wenn wir mit Ausscheidung spielen). Dieses Problem habe ich selbst, wenn ich nach stärke einteile, es gibt immer 2-3 die einfach nochmal etwas abfallen (wobei die mich auch immer wieder überraschen ).

    Das Problem kennt jeder Dorfverein. Mal viel mehr, mal etwas weniger.


    Das beste Mittel wurde hier schon angesprochen, die Gruppengröße. Spieler die auch bei den "schwächeren" Teams noch abfallen spielen bei mir auch im Funino nur 2gg2. Plus Provokationsregel "jeder muss einmal den Ball haben". So erhält jeder Beteiligungen.


    Natürlich habe ich selbst hier noch die Situation das manche zu Beginn noch versuchen den Ball einfach weg zu spielen und andere mehr Anteil haben. Aber von Woche zu Woche wird das besser und es ergeben sich auch Erfolgserlebnisse wie der erste gewonnenen Pressball, das erste eigenen Tor, usw.
    Sollte es von der Spieleranzahl mal nicht aufgehen gebe ich die Auswechsel vor. Dann spielen sie eben drei Minuten 3gg3 und nach dem Wechsel 3 Minuten 2gg2 für die selben Teams.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Viele Trainerneulinge meinen auch, dass sie schwächeren Spielern einen Gefallen tun, wenn sie ihre Mannschaft um weitere Spieler verstärken, so dass diese in Überzahl spielt. Damit erweist man den Schwächeren aber oft einen Bärendienst, denn wenn deren Problem ist, dass in der gegnerischen Mannschaft ein oder zwei für sie zu starke Spieler vorhanden sind, dann spielen letztere einfach einen schwachen Spieler nach dem anderen aus, für sie ist die Aufgabe kaum schwieriger geworden -- der Grund dafür ist, dass im Kinderalter die schwächeren Spieler zumeist kaum dazu in der Lage sind, sinnvoll zusammen zu verteidigen. Gleichzeitig kommt der einzelne schwächere Spieler noch weniger zum Zug, wenn sein Team größer wird.


    Ergo ist, wie @totog es beschreibt, genau das Gegenteil sinnvoll und für schwächere Spieler hilfreich: man reduziert die Mannschaftsgröße noch mehr. Gleichzeitig muss man aber dafür sorgen, dass die Partie möglichst ausgeglichen bleibt, es also innerhalb der aufeinandertreffenden Mannschaften kein zu großes Leistungsgefälle gibt. Lässt sich das nicht vermeiden, oder möchte man bspw. aus Teambuildings-Gründen auch mal gemischt spielen lassen, so kann man mit Provokationsregeln wie z.B. der von @totog genannten und ggf. mit Modifikation des Spielfelds arbeiten.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Hmm, das größte Problem für mich ist dabei das Gerechtigkeitsempfinden der Kleinen. Die haben ganz eigene Vorstellungen davon was faire Teams sind. :)
    Teil ich die Teams ein, heißt es immer: "Boar sind das unfaire Teams" (Sind es nicht.). Teilen sie die Teams selber ein gewinnt eine Mannschaft ziemlich deutlich.
    Man sollte mMn nicht nur aus Teambuildinggründen gemischt Spielen lassen, sondern auch aus Ausbildungsgründen. Hier werden die Starken gefordert und die schwachen gefördert.
    Dazu muss man halt die Regeln entsprechend anpassen, z.B. wie @totog es beschreibt, dass jeder mal an den Ball muss. Meist sind die schwachen auch nicht so schwach und insbesondere die Starken nicht so stark wie man denkt.
    Ich kann jedem mal empfehlen ein Paar mal ein Changing-Teams-Turnier z.B: als Trainingsabschluss zu machen, ich wurde ganz schön Überrascht wer da so alles ganz Oben stand und wer weiter Unten war, nachdem ich die Ergebnisse von 3 Turnieren zusammengerechnet habe. Einen interaktiven Turnierplan findet man hier hier.

  • Hmm, das größte Problem für mich ist dabei das Gerechtigkeitsempfinden der kleinen. Die haben ganz eigene Vorstellungen davon was faire Teams sind. :)

    Ich finde, das ist recht einfach: bei Kindern ist es eigentlich immer unfair, wenn man in dem Team ist, das verliert oder für das es gerade schlecht läuft.


    Ansonsten bin ich durchaus bei dir. Aber man sollte es vermeiden, gemischte Mannschaften zu bilden und die Regeln nicht anzupassen. Leider sehe ich aber immer noch recht häufig große Abschlussspiele, bei denen ein Drittel der Kids nahezu völlig bis gänzlich außen vor sind, und zwei, drei Spieler 50% der Ballkontakte unter sich aufteilen. Sowas bringt nichts.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)