Hilfe! Mein Sohn will alles hinschmeißen!

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  • Hallo zusammen!

    Ich bin Fußballmama und begleite unseren Sohn seit Bambini, obwohl ich selber nichts mit Fußball zu tun habe. Mein Mann noch weniger, da er beruflich noch mehr eingespannt ist.

    Wenn unser Manu spielt, geht mir das Herz auf. Ich fiebere immer mit. Er ist so klug, schnell und trifft auf dem Platz fast immer tolle Entscheidungen und übernimmt Verantwortung. Er ist Torwart, seit der F-Jugend mit Leib und Seele, bringt wirklich tolle Leistung, sodass andere Trainer und Gegenspieler ihn auch immer ansprechen, wie toll er das alles macht. Einmal wollte ein großes Mädchen ein Autogramm von ihm. Sie war vielleicht 16 und Manu gerade 11 Jahre alt. Sie sagte zu ihm wörtlich: Du wirst bestimmt mal berühmt und ich hab dann dein 1. Autogramm. Das hat ihm natürlich sehr imponiert, aber es war ihm auch so unendlich peinlich.

    Wir waren schonmal bei einer Sichtung, aber leider war er da einfach noch zu schüchtern. Das war vor 1 1/2 Jahren. Sie sagten er wäre ein großartiger Keeper und er soll weitermachen, er wäre noch ein bisschen zu jung.

    Nach den Ferien spielt er C-Jugend und er kam gerade und meinte es macht ihm keinen Spaß mehr. Es läge an den Trainern, manchen Mitspielern die nur drauf los boltzen, ohne Sinn und Verstand, am neuen Torverhältnis und den Sprüchen, wenn jetzt mal was durch geht und ich selber glaube auch an der Pubertät. Er hat das Gefühl von den Trainern nicht gemocht zu werden, weil er bei der Duschpflicht nicht mitmacht, was mir mit Verlaub auch sehr zu denken gibt, so etwas einzufordern. Gerade weil sie in der Pubertät und in der Entwicklung stecken.

    Wir sind hier zu Hause auch sehr freizügig, aber jedes Kind darf das bei uns alleine entscheiden, ob es die Badtüre auflässt, oder zu macht.

    Er soll nach den Ferien eigentlich zum Stützpunkttraining, da will er auch noch hin.

    Ich weiß auch nicht was für Manu gut wäre. Ein Wechsel? Wohin? Alles hinschmeißen?

    Kann ich ihm irgendwie helfen?

    An wen kann ich mich wenden?

    Kann mir irgendjemand was dazu sagen?

    Vielen Dank fürs Zuhören/lesen

    VG Esther

  • Hallo Esther,

    mal eine (subjektive) Meinung eines Trainers der Erfahrung mit Pubertät und Großfeld gesammelt hat.


    Thema Pubertät

    Es spielt definitiv eine Rolle, gerade was den Hormonhaushalt und das Selbstbewusstsein betrifft. Viele Jugendliche hinterfragen vieles auf einmal kritisch und (aus unserer Sicht der Erwachsenen) auch scheinbar sinnfrei. Daher denke ich prasseln jetzt Dinge auf deinen Sohn ein, mit denen er sich auseinandersetzen will und möchte.

    Der Wechsel auf das Großfeld ist als Torwart ein ähnlich großer Schritt wie als Feldspieler. Der Strafraum wird größer und die Maße des Tores sowieso. Das sind Dinge die dann eben Stück für Stück Übung und Zeit brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Einer meiner Torhüter hat beim Übergang zur C auch aufgehört u. a. weil er nicht den Antrieb mehr hatte sich der Situation zu stellen, dass alles "Größer" wird. Wie erwähnt muss er sich an die neue Situation gewöhnen und das Gespür entwickeln wann läuft er raus, wie bewegt er sich auf dem neuen Großfeld usw.


    Thema Duschen

    Aus meiner Sicht halte ich die Duschpflicht für sehr diskussionswürdig. Ich persönlich fasse das Thema nicht an, da ich vermeiden möchte das dies bei Eltern argwöhnisch betrachtet wird. Wir hatten das Thema auch in der Trainerausbildung angesprochen und auch hier wurde uns gesagt das Thema sehr sensibel anzufassen. Wenn Eltern auf das Duschen Wert legen, können sie gern am Ende des Trainings ihr Kind dabei begleiten.

    Gerade in der Pubertät mag nicht jeder seinen Körper vor anderen präsentieren.


    Mein Tip:

    Mit deinem Sohn hast du es ja scheinbar schon besprochen. Suche das offene, objektive und sachliche Gespräch mit den Trainern. Schildere dein Anliegen und schau was bei rum kommt. Danach entscheide mit deinem Sohn wie es weitergehen soll.

  • Schwierige Lage:

    Der Schritt von Kleinfeldtor zum Normaltor ist schon gewaltig 10m² zu 17,86m².

    Da kommt viel auch auf die Körpergröße an.

    Die Mitspieler wird er kaum ändern können. Mein Sohn hatte das Mitspielerproblem mit 19, zwei Jahre später hat er dann wieder angefangen.

    Dusch"Pflicht" ist so ne Sache: dass es sinnvoll ist nach Training und Spiel zu duschen, steht außer Frage.

    Ich hab das einfach gelöst: Wer bei mir im Auto mitfahren will, ist geduscht.

    Jugendliche in dem Alter sind sehr empfindsam was die Intimzone angeht; ich hatte schon Spieler die aufgehört haben, weil die Eltern das Duschen eingefordert haben. Da half euch ein klärendes Gespräch des Trainerteams mit dem Spieler nicht. (Männlichkeit wird eben nicht in cm gemessen)

    Ich sage mal: lass ihm Zeit.

  • Zum Thema Duschpflicht:


    Bei uns (C-Jugend) halten wir das Thema (noch) offen. Es duschen aber einige, zumeist aber mit Unterhose. Dann muss man nicht alles "zeigen" und vielleicht ist dann die Hemmschwelle nicht so gross. Längere Heimfahrt mit 5-6 pubertierend schwitzenden Jungs in testosterongeschwängerter Luft ist tatsächlich kein Vergnügen...


    Es wäre schade wenn er mit seinem Talent aufhören würde. Wie sagt man so schön: man wächst mit seinen Aufgaben. Wäre auch für seine persönliche Entwicklung ein positiver Schritt wenn er es anpackt und sich reinarbeitet. Wenn er tatsächlich Talent hat, sollte er den Schritt auch auf jeden Fall meistern!

    Wie ist er denn sonst integriert im Team? Vielleicht seine Kumpels anspitzen dass sie Überzeugungsarbeit leisten und ihn überreden weiterzumachen.


    Das Verhältnis mit den Trainern spielt natürlich eine große Rolle, vielleicht hilft hier mal ein Gespräch zusammen mit dir, den Trainern und ihm?

  • Zum Thema Duschpflicht:....

    . Längere Heimfahrt mit 5-6 pubertierend schwitzenden Jungs in testosterongeschwängerter Luft ist tatsächlich kein Vergnügen...

    Testosteron alleine wäre nicht so schlimm, aber gepaart mit Gras und Deo, da brauchst nichts anders mehr zum Schnüffeln.

  • Ich Danke euch allen für eure Antworten!

    Nachdem ich nun auch mal meine Gedanken sortieren konnte und eure Antworten gelesen habe und mit Manu nochmal gesprochen habe, haben wir, oder vielmehr er selbst beschlossen zwar zum Training zu gehen, zumindest 2 mal pro Woche und abzuwarten was insgesamt passiert. Eventuell doch mal einen anderen Verein anschauen gehen. Er versucht sein Ding zu machen und fit zu bleiben.

    Das finde ich sehr vernünftig, aber so ist Manu halt.


    Das Thema Duschpflicht erhitzt ja so einige.

    Fakt für mich ist aber, das es in Deutschland kein Gesetz gibt, das besagt, dass Kinder sich entkleiden und vor anderen duschen müssen. Dies obliegt allein den Familien und Kindern.

    Ich glaube es ist mein eigenes Problem, ob mein Kind im Anschluss miefend neben mir in unserem Auto sitzt. Manu sagt aber, dass die Jungs teilweise in Unterhose duschen. Es gibt nur 5 Duschen für 26 Kinder und es gibt nur kaltes Wasser. Ich frage mich als Mutter ehrlich wie da der Intimbereich sauber werden soll und ob das kalte Wasser der Abhärtung dient. Zeitgleich ist die 1. Mannschaft mit in der Kabine bei den Jungs.


    Fakt ist auch, dass ein Foto schnell und unbemerkt aufgenommen werden kann und am nächsten Tag jeder in der Schule das Foto auf seinem Handy hat. Die Polizei ermittelt dann, Handys werden beschlagnahmt und der Täter gefunden, oder auch nicht gefunden. Alles schon erlebt. Das schafft halt bei den Jugendlichen auch kein Vertrauen oder Gemeinschaftsding.

    Ich nehme da Manus grummeliges Bauchgefühl ernst.


    VG Esther

  • Eines vorweg: Ich finde es toll, wie du dich um dein Kind sorgt.


    Ich gehe nur auf einen Punkt ein:

    Wenn Manu in meiner Mannschaft spielen würde, hätte er spätestens seit der E-Jugend geduscht, oder eben nicht. Ein großer Teil der Mannschaft duscht. Da sind dann auch keine Pubertätsprobleme die das duschen verhindern. Handys sind eh nicht in der Kabine. Die sind im Wertsachenbeutel, weil man vorsichtshalber während Spiel/Training keine Wertsachen in der Kabine lässt. Den Beutel habe ich, während die Kinder in der Kabine sind. Insofern gibt's kein Problem.

    Wenn er zum Auswärtsspiel im Mannschaftsbus mitfahren möchte, muss er duschen, ansonsten müssen die Eltern eben schauen, wie das Kind zum Spiel hin und wieder heim kommt. Das Kind will in der Regel lieber mit den Kumpels fahren.

    Das beugt auch der Ausgrenzung vor.


    Dass eine 1.Herren sich zeitgleich eine Kabine mit Jugendlichen teilt, ist ein No-Go. Da hat kein Erwachsener was zu suchen.


    Das mit dem kalten Wasser ist ein Alleinstellungsmerkmal. Ich kenne keinen Sportplatz mit Duschen, der immer nur Kaltwasser hat.

  • Alles in allem muss er selber entscheiden, ob und in welcher Mannschaft er spielen will. Als Eltern könnt ihr ihm natürlich zur Seite stehen, sei es bei der Entscheidungsfindung oder auch beim Gespräch mit den Trainern.


    Thema Duschen .. das muss aus dem Elternhaus kommen. Allerdings, wenn man im Sommer dann 3,4 "stinkende Halbstarke" nach dem Spiel in Auto hat und eine dreiviertel Stunde fahren muss... Nein danke! Dann müssen die Eltern diese Spieler transportieren!

  • Hallo Esther,


    Spreche Trainer und Vorstand an zu diesem Umstand !

    Spieler der ersten Herren in der Kabine und kaltes Wasser ?

    Ein NOGO !!!!


    Hat euer Verein ein kinderschutzkonzept? Die Duschpflicht ist streng genommen ein Verstoß gegen die Selbstbestimmung der Jugendlichen, welche auch im Grundgesetzt Artikel 2 verankert ist.


    3...2...1... ihr dürft mich jetzt gern kritisieren...

    Ich habe einen klaren Standpunkt:


    Wenn Eltern wollen das ihre Kids duschen sollen diese das umsetzen. Ich werde niemanden zwingen oder eine Pflicht auflegen. Ich möchte nicht im schlimmsten Fall in irgendeine Ecke gedrängt werden oder in komische Situationen kommen.

    Reiner Selbstschutz...mal als input.

    Spieler B und C sind unzufrieden mit ihren Einsatzzeiten und plötzlich erzählen sie kuriose Dinge.....


    Sucht mal Kontakt zu eurem Landessportbund und lasst euch zum Thema Kinderschutz schulen.

  • Spieler B und C sind unzufrieden mit ihren Einsatzzeiten und plötzlich erzählen sie kuriose Dinge.....

    Ich verstehe was du meinst. Aber das kann dir leider auch passieren, wenn die Spieler nicht duschen. Wenn es klare Regeln gibt (z.B. während des Duschens ist der Trainer nicht in der Kabine, Jeder duscht wie er will ->nackt, gar nicht, mit Bade-/Unterhose, jeder trägt die Konsequenzen, wenn er nicht duscht selber ->ist beim Duschen nicht dabei, stinkt, hat weniger Mitfahrgelegenheiten,...), denke ich, dass vom Duschen keine besondere Gefahr für den Trainer ausgeht, halte es sogar für eher unproblematisch, weil ja immer auch noch mehr Spieler als B und C dabei sind (zumindest sollte der Trainer sich nicht in eine Situation begeben, in der er mit wenigen + sich duschenden + jugendlichen Spielern + am selben Ort ist, dann besteht tatsächlich eine große Gefahr, das sagt einem aber doch der gesunde Menschenverstand).


    Was mich in dem Zusammenhang mehr beschäftigt ist, dass bis zur D/C manchmal auch B Jugend oft auch Mädchen mit im Kader sind. Ich kenne das von meinem Sohn. Da war letztes Jahr genau ein Mädchen im Kader, die hatte (natürlich) eine separate Dusche. Das Mädel war dann immer als erste fertig mit dem Duschen und hat vor der Kabine der Jungs gewartet, bis die alle fertig waren. Von drinnen hat man die Jungs dann schon immer singen und rumalbern hören (zumindest nach einem Sieg war das von außen zu hören, aber auch bei Niederlagen ist die Gemeinschaft unmittelbar nach dem Spiel denke ich wichtig). Das arme Mädel wurde aber (selbstverständlich) erst reingelassen, wenn alle wieder angezogen waren. Dann war aber auch die Party/Aufarbeitungsrunde meist schon vorbei. Ich dachte dann immer "irgendwie schade für sie, hat es ja als Mädel im Fußball eh schon schwer" aber eine richtig Lösung für das Problem fällt mir auch nicht ein... (Sorry, das war jetzt aber sowas on off Topic ✂️)

  • Duschen ist meiner Meinung nach ein ganz eigenes Thema.


    Heutzutage kannst du eigentlich keine Duschpflicht mehr durchsetzen. Du musst hier viel Überzeugungsarbeit über den Sinn des Duschens reinbringen, musst tolerant sein und bspw. das Duschen in Unterhosen erlauben und natürlich auch organisatorisch dafür sorgen, dass bspw. keine anderen Teams und erst recht keine Männerteams zeitgleich in den Duschen sind, Handys nicht in die Duschen mitgenommen werden usw.


    Ansonsten ist der Schritt vom Kleinfeld auf das Großfeld bei vielen Kindern eine komplette Veränderung. Größeres Feld, andere Art des Fußballs, andere Mitspieler und oft auch Trainer, riesige Größenunterschiede gerade in der C-Jugend, Pubertät.


    Es ist nicht umsonst das Alter mit den meisten Austritten vom Fußball. Hier gilt es in Gesprächen zu erörtern was konkret stört und dann gemeinsam zu überlegen was sinnvoll sein könnte. Auch ein Vereinswechsel muss hier eine Option sein. Das ist ja nichts Schlimmes. Es gibt Chancen neue Umgebungen, Mitspieler, Trainer und Vorgehensweisen kennenzulernen. Erweitert also durchaus auch den Horizont deines Sohnes.

  • Das Thema Duschen ist kein neues Thema ;) Duschen nach Spiel und Training - durch Corona wird aus meiner Sicht weniger geduscht als früher.

    Ich bin selten in der Kabine (Zettel mit Nummern reicht und schauen, ob was liegen geblieben ist), aber dieses Thema ist ein Punkt, warum ich kein Trainer mehr von Jugendlichen bin. Und bei Krankheiten und Schmutz denke ich nicht an den Intimbereich - da findet sich beim Fußball höchstens Schweiß und die Krankheiten sind auch andere.

    Komisch finde ich auch immer, dass in den Leistungszentren Duschen vorausgesetzt wird und auch durchgesetzt wird - im Breitensport, das aber ein Problem ist.

    Aber wahrscheinlich bin ich zu alt. Ich bin in Kabinen aufgewachsen, da hat von F bis AH alles zusammen geduscht - wie z.B. auch heute noch in vielen Schwimmbädern.

    Das Problem in diesem Fall liegt aus meiner Sicht auch nicht am Duschen oder Nicht-Duschen.

  • Ich würde auf jeden Fall schon auch einen Wechsel in Betracht ziehen, oder zumindest mal Probetrainings bei anderen Vereinen.


    Manchmal ist es gut, wenn man mal eine neue Umgebung hat, andere Trainer, andere Mitspieler, man muss sich neu beweisen und durchsetzen.


    Einer von meinen ist nun auch gerade kurz vor der C-Jugend. Den neuen Trainer mag er nicht. Und es ist das erste Mal, dass er überhaupt einen Trainer nicht gut findet. Nun hat er gesagt, dass er vielleicht wechseln möchte.


    Ich denke aber gar nicht, dass der neue Trainer das Hauptproblem ist. Er mag zwar gewöhnungsbedürftig sein, aber ich denke, dass es noch andere Gründe gibt. Z.B. der alte Mannschaftskapitän kam (nach einem Jahr bei einem anderen Verein) wieder zurück. Er stand mit ihm schon früher etwas auf Kriegsfuß. Und zweitens: alle anderen Schul-Freunde von meinem Sohn haben inzwischen auch schon mal den Verein gewechselt und fanden den Wechsel immer gut, kamen in gute Teams. Nur er (von seiner Klicke mit 8 Jungs) ist noch nicht gewechselt. Ich glaub, er will das jetzt auch einfach mal machen.

  • Viel Interessantes was ich hier lesen durfte. Danke! 🙏

    Ich denke jetzt wenn die Situation eine andere wäre, hätten die Jugendlichen auch ein Gemeinschaftsdings, könnten vielleicht auch eine Mannschaft werden.

    Es benötigt aber offensichtlich gewisse Vorraussetzungen, Regeln und auch ein richtiges Konzept und auch Schutzkonzept!


    Wir werden uns einfach mal umsehen!

    Vielen Dank!

    Alles Gute für Euch!

    Esther